hegt wurde in Deutschland , und die Wage wird stets zu Gun ften der Zeit vor dem Schandgesez sich neigen. Weiter: das Sozialistengeset sollte die öffentliche Sicher­bie offentliche Sicher heit heben, dazu verhelfen, daß Staat und Gesellschaft vor verbrecherischen Anschlägen" gegen ihre Vertreter geschützt werden können.

Richtig ist, daß es ermöglicht hat, in Deutschland eine Ge­heimpolizei zu organisiren, wie sie ausgedehnter vielleicht in feinem Lande der Welt eristirt. In dieser Beziehung ist eine grandiose Wirkung nicht zu verkennen. Wie es aber mit der Sicherheit, und namentlich der der Staats- 2c. Vertreter steht, das ist eine andere Frage. Wer noch in Zweifel sein follte, wie die Antwort darauf lautet, der lese die Berichte über die Schutzmaßregeln bei den Reisen des neuen deutschen Kaisers. Man glaubt, es handle sich um das klassische Land der Attentate, um Rußland , wenn man liest, welche Ma­-növer aufgeboten werden, damit der geliebte Kaifer" heiler Haut seine Reisen absolviren kann. Wir wollen nicht sagen, daß diese Schußmaßregeln nothwendig sind, aber daß sie für nothwendig gehalten werden, das ist das Bezeichnende. Die Herrschaften selbst, zu deren Sicherheit das Gesetz geschaffen wurde, fühlen sich heute unsicherer als je. Ist eine glän­zendere Wirkung denkbar?

T

Das Sozialistengeſet ſollte die deutschen Arbeiter auf die Bahn der Geseßlich feit leiten. Wie steht es damit?

Bankrott

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das ist das Verdikt, das heute, am zehnten Jahrestage, auf Aller Lippen schwebt. Bankrott- seine Feinde

haben es längst vorausgejagt, feine Freunde müſſen es wider

Willen zugeben, indem sie mur noch mit seinem Defizit rech­nen. Gibt es ein klassischeres Eingeständniß, daß man schmäh­lich fallit gemacht, wenn man, weit entfernt, den Versuch zu wagen, sich einen Sieg herauszurechnen, sich nur noch damit abquält, die Niederlage, die man erlitten, kleiner darzustellen, als sie in Wirklichkeit ist? Mag es für unsere Feinde ein Trost sein, wenn sie behaupten, daß die sozialistische Bewegung ohne Sozialistengeset heute wahrscheinlich noch größer wäre, als sie es mit dem Gesetz ist, dieses Zugeständniß an die Vortreff­lichkeit unserer Sache, für das wir dankend quittiren, hilft ihnen doch nicht über das Bekenntniß hinweg: wir sind mit unserem Gesez bankrott. Und wenn ein so pomphaft in die Welt gefeßtes Machwerk zusammenbricht, so reimt sich auf Bankrott einzig und allein Hohn und Spott.

Hohn und Spott über ein Gesez, das geschaffen wurde, unsere Partei zu vernichten, und sie im Gegentheil nur ge­feftigt hat! Hohn über die tobende Brutalität unserer Feinde, Spott über die Impotenz ihrer Waffen, ihrer Kriegsführung! Der Tag des zehnjährigen Bestandes des Schandgesezes, der nach ihrer Meinung ein Tag sein sollte, an dem in den ge­lichteten Reihen der Sozialdemokratie nur Heulen und Weh­er flagen herrscht, er ist für unsere Partei ein stolzer Siegestag+ ein Jubelfest haben unsere New- Yorker Genossen ihm zu Ehren zu feiern beschlossen, und sie haben damit den Empfin­

Die Frage in unserm Blatt aufwerfen, heißt sie beant­worten. Der ,, Sozialdemokrat" ist der sprechendste Beweis für die Hochschätzung, welche die deutschen Arbeiter vor der Ge- dungen der Genossen weit und breit Ausdruck gegeben. seglichkeit empfinden. Man kann sagen, nie ist der Sinn für Gefeßlichkeit in Deutschland geringer gewesen als seit dieses Gesetz besteht, das die Gewissen zu meistern berufen war.

Ja noch mehr. Bis zum Jahre 1878 war der Anarchis­mus in Deutschland so gut wie unbekannt in den Ländern, wo er früher Boden gefaßt hatte, war er um diese Zeit fast von der Bildfläche verschwunden. Das Sozialistengesetz än­derte das sehr bald. Es bildete sich, allerdings im Ausland, ein deutsches Anarchistenzentrum, und dieses wirkte zurück auf die versprengten Anarchistengruppen anderer Länder. Der Anar­chismus kam zu neuer Blüthe und was für Früchte er zeitigte, ist bekannt. Und daß er davon nicht mehr zeitigte, daran ist nicht das Sozialistengeſetz und mit dem im Anschluß daran geschaffenen Polizeiapparat Schuld, sondern die Thatsache, daß dasselbe sich da absolut unwirksam erwies, wozu oder wogegen es wenigstens offiziellin erster Reihe geschaffen war: den Sozialdemokraten gegenüber.

Wie es nach dieser Nichtung hin so prächtig seinen Beruf verfehlt hat, das ist in diesen Blätterit so oft geschildert wor­den, das ist so anerkannte Thatsache in Deutschland , daß heute jeder, der nicht seinen Ruf als normal denffähig ein­büßen will, den moralischen Bankerott des Ausnahmegesetzes zugesteht.

Zerfahrener als je stehen die alten Parteien, die verschie denen Fraktionen und Fraktiönchen der großen Ordnungspartei da, fester, einheitlicher als je die Partei der Unordnung", d. h. der gesellschaftlichen Neu- Ordnung: die Sozialdemokratie. Alle Verfolgungen, alle Verlockungen haben gegen sie nichts ausrichten können. Kein Mittel, den Bestand einer Partei zu erschüttern ist unversucht gelassen worden, und alle haben fehl geschlagen. Heute versuchte man es, die Führer zu drangsa­liren und schonte die Massen, um die Einen von den Andern zu trennen, und morgen drangsalirte man die Massen und kajolirte die Führer Beides mit dem gleichen Resultat, nämlich absolut Keinem. Heute wurde das Gesetz so rigoros wie nur möglich gehandhabt, morgen trat eine Larheit ein, die selbst die größten Optimisten in Erstaunen seßte, um über morgen der rigorosen Handhabung auf's Neue Platz zu machen. Jedesmal natürlich ohne Grundangabe, der Polizei beliebte es so, das war Alles. Auf diese Weise wollte man die Um Sturzmänner" mürbe machen, aber wer in Wirklichkeit mürbe wurde, das waren nicht die Männer des Umsturzes, sondern die Mannen der Polizei.

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Dann versuchte man es mit dem Mittel der Korruption, die Zersegung in die Partei hineinzutragen. Natürlich ebenso vergeblich. Die wenigen Schwächlinge, die sich kaufen ließen, wurden von der Partei mit wunderbarer Leichtigkeit ausge­schieden. Eigentlich ist wunderbar nicht das richtige Wort, denn ein Wunder ist nicht dabei, es lag durchaus in der Na­tur der Sache: Eine Partei, die auf so gesunder Grundlage ruht, wie die deutsche Sozialdemokratie, die ihre Kraft nicht aus spekulativen Phantasien zieht, sondern aus den wirklichen Verhältnissen, aus den Ergebnissen der wirthschaftlichen Ent­wickelung, ist ein so mächtiger Körper, daß der Einfluß der Einzelnen, sobald er darauf gerichtet wird, sie aus ihrer natür­lichen Bahn herauszudrängen, absolut wirkungslos bleibt. Hier gibt es feinen Widerstand: entweder stößt der Körper die wider­strebenden Elemente ganz ab, oder er zwingt sie, seine Be­wegung wider Willen mitzumachen. Ein interessantes Phäno­men, aber trostlos für unsere Feinde. All ihre Mühe, all ihr Del ist vergeblich aufgewendet.

Sollen wir auch noch von dem kläglich verunglückten Ver­such reden, die Massen durch die Bettelreform zu födern? Wir denken, das hieße fast des Guten zu viel thun. Der Ver­such ist fehlgeschlagen, und er mußte fehlschlagen. Der heu­tige Staat kann den Arbeitern nichts schenken, was er ihnen nicht zuvor genommen, und am Wenigsten kann das der Staat, der ihnen die Bewegungsfreiheit vorenthält im Interesse ihrer Ausbeuter. Selbst wenn sie noch weniger bettelhaft ausgefallen wäre, als sie bei der Natur des praktischen Christenthums" eines Bismarck ausfallen mußte, wäre sie ein Fehlschlag ge­blieben. Wie das Krankenversicherungsgesetz die sozialistischen Stimmen nicht hinderte, im Jahre 1884 auf 550,000 zu wach­sen, wie das Unfallversicherungsgesetz sie nicht hinderte, im Jahre 1887 troß der Krieg in Sicht- Heße auf 774,000 sich zu vermehren, so wird die Krönung des Gebäudes", die Alte und Invalidenversicherung nicht im Stande sein, ihrem Wachsthum bei den kommenden Wahlen Eintrag zu thun. Aber nehmen wir die zulegt erreichte Zahl, sie spricht laut genug: 1878 437,000 Stimmen, 1887 774,000 Stimmen. In diesen Zahlen manifestirt sich der Bankrott des Sozialisten gesetes.

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Of­Mit stolzer Genugthuung feiert unsere Partei den 21. Dk­tober, kampfesmuthig, hoffnungsfreudig blickt sie in die Zu­kunft. Wer die Verfolgungen siegreich überstanden, die in den zehn Jahren seit Erlaß des Gefeßes auf sie eingestürmt, der hat die Gewähr seines schließlichen Triumphes in sich.

Tendenz, der New- Yorker Sozialbemokrat" und der Chicagoer Vor­bote". Beide Blätter zusammen hatten nicht viel mehr als 5000 Abon­nenten. Heute weisen acht sozialistische Tageszeitungen und ebenso viele Wochenzeitungen einen Abonnenten= stand von weit über fünfzig Tausend auf.

Vor 13 Jahren betrug die Gesammtzahl der organisirten Arbeiter, nach ben genauesten Informationen, etwa eine halbe Million, jest beträgt sie das Doppelte.

Daß zu diesem Wachsthum das Ausnahmegesez, das so viele Ge­noffen von Haus und Heimath fort getrieben, ein erhebliches Theil bei­getragen, tann absolut keinem Zweifel unterstehen. Ueberall, wohin fie tommen, haben die Ausgewiesenen mit Feuereifer für die Lehren des Sozialismus gewirkt, die bestehenden sozialistischen Organisationen ge= stärkt, zur Gründung von solchen Anstoß gegeben, und wenn nicht überall mit dem gleichen, so doch überall mit unverkennbarem Erfolg. 8 Wenn unsere Feinde mit dieser Wirkung ihres Machwerkes zufrieden find, wir sind's auf jeden Fall.

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dre mailed sid

Die Tagebuch- Geschichte, so schreibt man uns, fängt an, dem Kanzler Eisenstirn und seinen Leuten fürchterlich zu werden. Der Kniff des Hausmeier, sich so zu stellen, als glaube er nicht an die Echtheit des Tagebuchs oder der Tagebuchs auszüge um hinter diesem durchsichtigen Vorhang über den Verfasser des Tagebuchs eine ganze Fluth von Verdächtigungen und Beschimpfungen auszuschütten, ihn so­gar indirekt des Landesverraths, wenigstens der Hinneigung dazu zu denunziren, das ist denn doch zu plump, um nicht auch von dem Blöd­sichtigsten durchschaut zu werden, und zu gemein, um nicht auch bei dem dickfelligsten anzustoßen. Wenn wir von den Pindter, Schwein= burg, dem Gesindel der Oberkloake" und dem

sonstigen Gewürm des bonds absehen, läßt sich selbst in der Serkennen, und daßbehagens über

die unsaubere Angelegen= heit Reptiliengesindel selbst ist in argen Schwuli­täten und wechselt jeden Augenblick die Taktik und die Lügen.

Daß das Tagebuch" ächt ist, wird jezt von Niemand mehr im Ernſte bestritten. Und daß es Staatsgeheimnisse enthalten habe, deren Ver­öffentlichung dem Reich hätte Gefahr bringen können, das glaubt nicht einmal der verbohrteste Startellbruder. Wohl aber begreift Jeder, und

auch der verbohrteste Kartellbruder ausmeier durch die

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Veröffentlichung des Tagebuchs" einen Stoß in's Herz erhalten hat, von dem er sich niemals erholen wird.

Und mit Ausnahme der allerverbohrtesten Kartellbrüder sieht Jeder mann ein, daß der geniale" Staatsmann Bismarck sich in dieser Tage­buch- Geschichte ganz unglaublich dumm benommen hat. Ein anderes Wort gibt es da nicht. Allerdings war es unmöglich, diesen furchtbaren Schlag zu und es war ebenso

politif barung zu verfolgen. Schöglich, die Vogelstrauß­

der fonnte der nicht. Aber er hätte sich darauf beschränken müssen, zu erklären, daß die Ereignisse Ihm doch recht gegeben hätten, daß das Reich in seiner iesigen Gestalt, so wie Gres gewollt, jich vortrefflich bewährt habe. Wohl habe Er 1870-71 mit dem damaligen Kronprinzen nicht über­eingestimmt was übrigens bei der Berfchiedenheit der Grundanschau­ungen öfters vorgekommen sei indeß das gereiche Ihm nicht zur Schande und, unbeschadet der bewundernden Hochachtung vor dem da­maligen Kronprinzen und nachmaligen sei Er nach wie vor überzeugt, recht gehandelt zu haben. habe er gethan, was Pflicht und Gewissen ihm vorgeschrieben, und Er erwarte einfach das Urtheil der Mit- und Nachwelt.

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Aber über die frohen Emdfindungen, die der Jubiläumstag in uns wachruft, vergessen wir darum doch nicht der Opfer, die der Kampf was sagen wir, die Niedertracht unserer Gegner, der Partei auferlegt. Wir vergessen nicht der hunderte, unter dem Gewicht der Verfolgungen zu früh in's Grab gesunkenen Mitkämpfer, der in aller Munde Be­findlichen, wie der Armee der Ungenannten, nur am Orte ihrer 1. Wir Thätigkeit bekannten. Wir vergessen nicht der Tausende, mit vergeſſen raffinirter Bosheit zu Grunde gerichteter Eriften­zen, noch des gestohlenen Familienglückes der Tau­sende und Abertausende von in die Kerker geschleppten, in's Eril gejagten Kämpfer unserer Sache. Wir pergessen nicht Jedenfalls der frivolen Schädigungen unseres Eigenthums, der von den Arbeitern mit den Ersparnissen ihrer Arbeit gegründeten Dr­gane und Organisationen, Genossenschaften und genossenschaft­lichen Institute der kleinlichen Chikanen so wenig als der brutalen Schläge. Keine Brutalität sei vergessen, und der Haß, prinz während des Strieges mit Frankreich eine weit noblere Rolle ge­der uns in der Erinnerung daran beseelt, er sei uns ein hei­ns ein hei­liges Erbe, von dem wir nicht ablassen wollen, bis alles Unrecht gefühnt, bis dies Schandgesetz gestürzt, und mit ihm alle Werkzeuge der Ausbeutung und Unter­drückung.

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In diesem Sinne laßt uns den Gedenktag feiern- wie es am Schlusse eines zweiten, uns aus Anlaß dieses Tages zuge­gangenen Gedichtes heißt:

Drum feiern wir heute den Siegestag Der Wahrheit über die Lüge,

An dem sich der Herrschenden Allmacht brach An uns'rer Phalang Gefüge.

Wir feiern die siegende Freiheits- Idee! Wir sehen mit lachendem Hohne Herab auf die stürmende Kriegs- Armee Der Stüßen von Geldsack und Krone.

So steh'n wir im tosenden Kampfe der Zeit, Bis einstens die Schlacht ist entschieden, Bis einstens die Völker, von Ketten befreit, Als Sieger diktiren den Frieden.

Sozialpolitische Rundschau.

London , 18. Oftober 1888.

Wir hatten gehofft, unsern Lesern mit der heutigen Nummer eine summarische Zusammenstellung der Opfer bringen zu können, welche das Sozialistengeses unserer Partei und der deutschen Arbeiterschaft überhaupt auferlegt hat. Aber leider müssen wir darauf verzichten. Es war angesichts der Riesenarbeit, welche die Zu­ſammenstellung erfordert, soll sie ein nach allen Seiten zuverlässiges Bild liefern, nicht möglich, sie bis zur festgesezten Stunde fertig zu stellen, und ehe wir ungenaue Zahlen liefern, liefern wir lieber gar keine.

Um aber den Genossen ein Bild zu geben, um was für enorme Zah­len es sich da handelt, theilen wir heute mit, daß nach einer uns zur Verfügung gestellten, von berufener Seite angefertigten Statistik, die aber auch auf Vollständigkeit keinen Anspruch erhebt, auf die sechs Stadte: Berlin , Chemniß, Dresden , Hannover , Leip zig Stadt, Magdeburg und dem Bezirk Leipzig - Land die auf Grund des Sozialistengejezzes verhängten Gefängnißstra= fen zusammen: 142 Jahre 1 Monat 9 Tage betragen, und in Untersuchungshaft 22 Jahre 9 Monate 23 Tage zugebracht werden mußten.

Dabei fehlen aber: erstens alle Anarchisten prozesse, die doch auch zu den Wirkungen des Schandgesezes gehören, bei Leipzig die Hochverrathsprozesse und bei Berlin die Prozesse des laufenden Jahres und auch sonst mancherlei Verurtheilungen.

Danach kann man sich vorstellen, was für eine Zahl für das ganze Reich herauskommen wird; man erinnere sich nur, wie hageldicht die Verurtheilungen in Hamburg , Frankfurt a. M., München , Breslau 2c. fielen, an die horrenden Strafen, die in Bosen verhängt wurden 2c. Genauere Zahlen liegen vor über die Verbote von Druck­schriften, Auflösungen von Vereinen 2c. Die Ersteren belaufen sich auf 1234, die legteren auf: 282, darunter 17 ge= werkschaftliche Zentralverbände und Zentralfran= tenfassen.

Dies mag für heute genügen. Ginige weitere Zahlen geben wir in nächster Nummer. Die ,, Moral" findet der Leser im Leitartikel.

Auch eine der ,, segensreichen Wirkungen". Vor drei­zehn Jahren gab es in den Vereinigten Staaten , leſen wir in amerikanischen Zeitungen, nur zwei Wochenblätter sozialistischer

Die Hurrahkanaille hätte einen solchen Orkan von begeistertem Pa­triotismus in Szene gefeßt, daß das höchste Reklamebedürfniß des Haus­meiers befriedigt worden wäre. Und die oppositionelle Kritik hätte aus dem Tagebuch" nichts anderes nachweisen können, als daß der Kron­spielt, als der Hohenzollern 'sche Hausmeier; und daß der nationale" Heiligenschein, der den Schädel des entlarvten Reichsgründers" so lange geschmückt habe, nicht verdient ſei. Indeß das ließ sich verschmerzen, und mit der Zeit hätten die Reptilien die Lügenlegende wieder noth= dürftig zusammengeflickt.

Daß aber der Hausmeier die Echtheit des Tagebuchs läugnete, das Andenken unseres Friz" besudelte und seinen ganzen ingrimmigen Haß gegen denselben hervorbrechen ließ daß er in seinem Immediatschrei ben Lüge auf Lüge häufte, unter den lügnerischsten Vorspiegelungen die Polizei und den Staatsanwalt anrief und sich selbst auf's Aeußerste blosstellte, das war ein so folossaler Bockstreich, daß nur die Annahme, die Wuth über die Wahrheiten des Tagebuchs habe dem Eisernen die Befinnung geraubt, eine Erklärung bietet. Die Veröffentlichung des Tagebuchs hat Herrn Bismarck eine schwere politische Nieder­lage bereitet, der Prozeß gegen den oder die Urheber der Veröffentlich­ung hat ihn moralisch vernichtet und zeigt eine solche Niedrig= keit und Gemeinheit der Gesinnung und eine so wahnsinnige Selbstüber­hebung, daß jedermann mit& fel erfüllt mind.

Kurzum, der Hieb hat gesessen, und daß der preußische Junker, auf dessen Schultern das deutsche Reich ruht, und der sich stets als Haupt­träger des monarchischen Prinzips hingestellt hat, die Monarchie und die Hohenzollerei so eifrig und so erfolgreich untergräbt", das kann uns natürlich nur recht sein. Bei diesem Kampf, der in den höheren Regionen denn daß sehr hohe Gönner hinter Gefften stehen, ist tlar ausgefochten wird, sind wir Sozialdemokraten der Dritte, welcher sich freut" und unsere Freude ist doppelt, denn das Tagebuch" läßt keinen Zweifel darüber, daß unser Frig" eine liberale Aera eingeweiht hätte, und das wäre für die Fortschritte unserer Partei entschieden von Nachtheil ge= wesen.

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Die Reise der dreihundert preußischen Spitzel, die den neuen alten Friz" in der Mitte haben, dauert fort und wird auch so­bald nicht aufhören. Denn die Spizzel beziehen unterwegs doppelte Rationen und doppelte Löhnung, und für die Prügel, die's dann und wann absetzt, wird extra Schmerzensgeld bezahlt. Nicht so gut befindet sich der neue ,, alte Friz". Man wandelt nicht ungestraft unter Pal­men und Spiẞeln. Wo Spizel sind, gibt's Verschwörungen, und so kommt der neue alte Friz" nicht aus den Aengsten heraus. Seit er auf dem Thron ist, ist er schon von mindestens vierzig Attentaten be= droht gewesen und seit er das leztemal Berlin verlassen, von min= destens zwanzig. Angenehm ist's nicht, indeß seine Spizel stehen sich vorzüglich dabei, und so wird das Ende der Fahrten" noch lange nicht kommen.

- Ein Kaiser auf der Anklagebank. Nicht auf der Anklagebank der Geschichte das ist schon oft passirt sondern auf dem wirk= lichen, veritabeln Armesünderbänk chen, das ist das er= bauliche Schauspiel, das sich in nächster Zeit in Deutschland abspielen wird. Und noch erbaulicher: der Kaiser wird verurtheilt werden. Als Hoch verräther zu mehrjährigem Gefängniß ver­urtheilt werden.

Wieso ein Kaiser? hören wir fragen. Nun, ist in Dr. Gefffen nicht der Mann angeklagt, der ihm die Veröffentlichung des Tagebuchs auf­trug? Und wird in Dr. Gefffen nicht der Mann verurtheilt werden denn daß das Reichsgericht genau so" Recht" sprechen wird, als Bis­ marck es befiehlt, ist selbstverständlich der ihn zu dem Hochverrath, die historische Wahrheit an's Licht zu bringen, anstiftete? Ganz sicher, und so fizzt in Dr. Gefffen heute Friedrich III. in Untersuchungshaft und wird von den Reichsgerichtsräthen abgeurtheilt werden wie der erste beste Sozialdemokrat.

Freilich, es ist nur ein todter Kaiser, mit dem das geschieht. Aber was thut das? Ein Anfang ist gemacht, das Beispiel, wie man Kaiser unschädlich macht, ist gegeben. Was heute mit dem todten Kaiser geschehen, fann morgen mit lebenden versucht werden. Exempla docent gute Beispiele sind die beste Lehrmethode.

Jetzt kommt es heraus. Nämlich was für ein gräßliches Scheusal dieser Dr. Gefffen von jeher gewesen. Hat doch der Mann, wie dem antisemitisch- fudenfrommen Deutschen Tageblatt" aus Bar= men geschrieben wird, schon vor neun Jahren das Gegentheil von Hochachtung für den Reichskanzler ausgesprochen. Können Sie mir irgend einen edlen Charakterzug bei Bismarck nachweisen? Niemals hat er sich ebelmüthig verhalten!" soll er gesagt und ausgeführt

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