haben, n Bismard's Leben fehle jeder auf ein tieferes Gemuthsleben Seutende freundliche Zug. Die Opfer feines Haffes verfolge er mit falter Grausamkeit, bis er sie vernichtet habe. In ähnlicher Weise", heißt es in der Zuschrift weiter, hat Gefften sich damals noch des Längeren gegen Bismarck ausgelassen, so daß die Anwesenden den Ein­bruck gehabt haben, daß ihn ein persönlicher Haß, eine auf verletzter Eigenliebe beruhende Feindseligkeit gegen Bismard erfullte."

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Der Schlußsaß ist recht bezeichnend. Die Anwesenden", von denen da die Rede ist, waren insgesammt preußische Mucker, wie Herr Geff= ten ja auch zur positiv- christlichen" Richtung gehört. Und diese from­men Christen können sich die Abneigung eines Jhrigen gegen einen Dritten nicht anders erklären als durch verlegte Eigenliebe. Merkwürdiges Vertrauen auf die veredelnde Wirkung der wahren Religiösität, die diese Herren nach ihrer Ansicht gepachtet haben. Steinem von ihnen ist der Gedanke gekommen, daß die Feindseligkeit Gefften's gegen Bismarck in einer wirklichen sittlichen Empörung über dessen nach seiner Ueberzeugung unchristliches Verfahren wurzeln fönne. 081 noh?

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Das Deutsche Tageblatt" geht noch einen Schritt weiter und schließt aus der erwähnten Schilderung auf eine schon damals vorhandene frankhafte Gereiztheit Gefffen's."

Wär's da nicht praktischer, gleich summarisch jeden, der nicht Bis­ marck als den weichherzigsten aller Menschen verehrt, die da leben, die je gelebt haben und je leben werden, als gemeingefährlich unter Staats­aufsicht zu stellen?

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Für uns ist Birmards Edelmuth ebenso unübertroffen, wie des Deutschen Tageblatt" Unbe- zahlbarkeit.

Armer Bismarck ! Fast könnte man Mitleid mit dem unfehl­barsten aller Staatsmänner empfinden, wenn man sieht, wie kläglich die Pfeile, die er auf das fatale Tagebuch, bezw. dessen Schreiber ab­geschnellt, einer nach dem andern ab- und auf den ungeschickten Schüßen zurückprallen. Jemanden als Lügner hinzustellen, das geht wohl an, wenn keine Beweisstücke vorhanden, die das Gegentheil beweisen oder wenn man sie als Staatsgeheimniß zuvor in Sicherheit bringen kann, aber wenn das nicht der Fall, wenn die Beweisstücke Einem unbarmherzig um die Ohren geschlagen werden können, dann ist's eine recht fatale Tölpelei. sid

Behauptung für Behauptung aus der famosen Immediateingabe ge­gen das Tagebuch, die dessen unzulässigkeit darthun, es und seinen Verfasser vor der Welt als unglaubwürdig hinstellen sollte, werden felbst als Lug und Trug nachgewiesen. Um nur zwei herauszugreifen:

In seiner Eingabe behauptet Bismarck , es sei nicht nur nicht wahr, daß, wie es im Tagebuch heißt, 1870 der damalige preußische Stron­prinz auf die Verleihung des Eisernen Kreuzes auch an Nichtpreußen gedrungen, dieselbe aber erst am 23. August durchgesezt habe, sondern es haben vielmehr umgekehrt er Bismarck

und der alte Wilhelm

noch in Versailles also zwei Monate später" den Kronprinzen wieder­holt bitten, bezw. auffordern müssen, mit der Verleihung des Eisernen Streuzes auch an Nichtpreußen vorzugehen, bis dieser seinen Widerstand Fee dagegen aufgegeben habe. Schroffer fann man Ginen gar nicht Lügen strafen als es hier geschieht, und für alle, die dem deutschen Reichs­fanzler Glaubens. v. v. schenken, stand auch sofort bombenfest, daß Friedrich in seinem Tagebuch geflunkert habe. Aber leider, leider giebt es Bibliotheken, und in Bibliotheken giebt es Zeitungsbände, und in dem Band des Regierungsblatts für das König­Creich Bayern" vom Jahre 1870 fand ein Mitarbeiter der Nation" in der Nr. 69 folgende Bekanntmachung:

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Se. Majestät der König von Preußen haben auf Antrag Seiner f. Hoheit des Kronprinzen von Preußen, des Befehlshabers der dritten deutschen Armee, die nachbenannten bayerischen Generale, Offiziere und Mannschaften wegen ihres vorzüglichen Verhaltens vor dem Feinde in 4. und 6. August den Kämpfen von Weißenburg und Wörth durch Verleihung des Eisernen Streuzes zweiter Klaffe ausgezeichnet." ( Folgen auf zwei Spalten die Namen der Dekorirten.) Der König von Bayern, heißt es in dem betreffenden Artikel der Nation" weiter, ge= stattet bereits in einem Grlaß d. d. Berg ,, den 4. September 1870, das Tragen der Dekorationen. Zieht man also die Entfernung vom Striegsschauplatz bis an das bayerische Hochland in Rechnung, so erscheint es ganz unzweifelhaft, daß gerade im legten Drittel des August, so wie es das Tagebuch an­giebt, die ersten Eisernen Kreuze an die süddeutschen Verbündeten aus= getheilt worden sind. Es bedurfte somit zu Versailles im Oktober ge= wiß feiner wiederholten ,, Anregungen" für eine Sache, die bereits in so umfangreicher Weise im August zur Ausführung gekommen war. Klatich! Eine Ohrfeige faß.

Und nun die zweite.

Jm Tagebuch heißt es unterm 13. Juli: ,, Unterredung mit Bismarck , der am 12. spät aus Madrid die Nachricht von dem Verzichte des Erb­ prinzen erhielt, wodurch er den Frieden für gesichert hält; will zurück nach Varzin, scheint überrascht durch die Wendung in Paris ."

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Hochtrabend bemerkt Bismarck mit Bezug hierauf in seinem Imme= diatbericht: Gleich in den ersten Zeilen wird gesagt, daß ich am 13. Juli 1870 den Frieden für gesichert gehalten hätte und deshalb nach Varzin zurückkehren wollte, während aftenmäßig feststeht, daß ich den Krieg für nothwendig hielt und nur unter Rücktritt aus dem Amte nach Varzin zurückkehren wollte, wenn er vermieden würde."

Das heißt ganz deutlich: Friedrich hat im Tagebuch gelogen. Aber leider, leider giebt es 2c. 2c.( siehe oben) und so sind gewisse unangenehme Leute dahintergekommen, daß die seinerzeit vom preußi= schen Staatsministerium herausgegebenen, Provinzial= forrespondenz" am Abend des 13. Juli 1870 folgende amtliche Mittheilung brachte:

Der Bundeskanzler Graf Bismarck war angesichts der Dringlichkeit der politischen Verhältnisse von Sr. Majestät dem Stönige nach Gms beschieden worden, um über die wünschenswerthe Einberufung des Reichs= tags Vortrag zu halten. Graf Bismarck folgte, indem er die begonnene Karlsbader Kur unterbrach, unverweilt dem Rufe des Königs und traf am Dienstag Abend von Varzin in Berlin ein, wo er sofort eine Be­sprechung mit dem Kriegsminister und dem Minister des Innern hatte, und am Mittwoch früh die Reise nach Ems vorzunehmen beabsichtigte. Nachdem jedoch am Abend ein Telegramm der Botschaft in Paris hier eingegangen war, nach welchem der dortige spanische Gesandte dem Herzog von Gramont amtlich den Verzicht auf die Hohenzollern 'sche Kandidatur angezeigt hatte, gab Graf Bismarcd unter den ver= änderten Umständen die Weiterreise nach Ems auf und ge= dachte, nach Varzin zurückzukehren."

Auch in anderen Veröffentlichungen aus jenen Tagen ist die Sache so dargestellt, und wenn, was wir übrigens gar nicht bezweifeln, Bismarc den Krieg damals gewünscht hat, so ist damit durchaus noch nicht widerlegt, daß er selbst nicht einen Augenblick gedacht haben oder den Eindruck auf Andre gemacht haben soll als dente auch er, mit dem schönen Kriegsgrund sei es vorläufig nichts. Der Beweis, daß Fried­ rich III. im ,, Tagebuch" gelogen, ist verunglückt, bewiesen ist dagegen, daß Friedrich III damals wahrscheinlich, das Volk aber sicher von Bis­ marck belogen worden ist.

Stlatsch! Die zweite Ohrfeige.

Und so geht's lustig weiter, von dem ganzen Lügengewebe bleibt kein Feßen zerzauft.

So kläglich ist des Kanzlers Situation, daß sich selbst Freikon­servative man bedenke die frei fonservative Partei hat ihren Namten daher, daß sie nie in Opposition zur Regierung fritt, was daß also selbst frei­3. B. die konservative Partei zuweilen gethan fonservative Blätter sich weigern, an ihr theilzunehmen. Das Berliner ,, Deutsche Wochenblatt", das zu dieser Partei hält, schrieb z. B.:

,, Der wahre Freund nüßt, indem er die Bedenken ausspricht, warnt und dadurch künftigen Gefahren vorbeugt. Jm vollen Bewußtsein der überlegenen Größe des Reichskanzlers und seiner Bedeutung für unsere Nation haben wir dennoch die Pflicht gehabt, die Stellungnahme des Fürsten Bismarck gegenüber dem Tagebuch Kaiser Friedrichs im In­teresse des monarchischen Prinzips und des Hohenzollernhauses tief zu beklagen."

Die Schlußphrase ist natürlich eine schüchterne Umschreibung für ,, im Interesse seiner Reputation." Im Uebrigen aber sei als bezeichnend erwähnt, daß der Leiter des Deutschen Wochenblattes Histori

fer ist.

Armer Bismarck doch halt, uns fällt ein Ausweg ein:

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Könnte man nicht das Regierungsblatt für das Königreich Bayern", Jahrgang 1870, die ,, Berliner Provialforrespondenz"; Jahrgang 1870, fowie noch eine ganze Anzahl amtlicher und halbamtlicher Publikationen aus dem Jahre 1870 für Staatsgeheimnisse erklären?

-Ueber die Wiederherstellung der Internationale wird jetzt ungemein viel gefluntert, nach den Einen wäre sie im Wert, nach den Andern bereits vollendete Thathsache, gebiete über eine vortreffliche Organisation, enorme Machtmittel, eine gefüllte Kriegs= tasse von mehreren Millionen 2c. 2c.

Wir waren erst geneigt, dieses Zeugs für Sensationsschwin= del eines zeilenhungrigen Reporters zu halten, nach uns bekannt ge= wordenen Thatsachen handelt es sich aber bei der lezteren Lesart um mehr, nämlich um bestellte Arbeit. Und zwar für einen sehr hohen Herrn bestellte Arbeit wohlgemerkt für ihn, nicht von ihm. Gute Freunde wollen ihm Klarmachen, wie nothwendig sie und ihr Chef für seine und des Staates der arme Verkannte und Verbannte Sicherheit sind. Wir stellen das fest und wünschen im llebrigen den Herren etwas mehr Wiz.

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Aus dem deutschen Sumpf. In Berlin starb Ende vorigen Monats ein Mann, der 1848 und späterhin eifrig für die Sache der Freiheit gewirkt hatte und von der Reaktion hart dafür bestraft wurde, nämlich der frühere Oberlehrer am Kölnischen Gymnasium Dr. Hartwig Gercke, einer der Mitangeklagten in dem berüchtigten Ladendorf'schen Prozeß, Hinkeldey- Henze'schen Angedenkens. , Der damals 31jährige, schreibt die Vossische Ztg. war zum Tode verurtheilt und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden, aus aus dem er nach Hinkeldey's Tode unter der Bedingung der Aus­wanderung entlassen wurde. Nach dem Jahre 1870 war es Gercke vergönnt, mit seiner Familie nach Berlin zurückzukehren, wo er von einer kleinen Pension, die ihm nachträglich ausgewirkt wurde, mit Sprachunterricht und mit literarischen Arbeiten den Unterhalt für sich und die Seinen bestritt."

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Am Sonntag, den 30., Nachmittag, wurde er begraben. Es war ein stürmisches Wetter", schreibt die Volfsztg.", der Wind peitschte die Regenmenge vor sich her, einsam und verlassen lag der Friedhof da, auf welchem ein sturmbewegtes, friedloses Leben nunmehr den ewigen Frieden finden sollte. Ein einfacher, gelber Sarg stand in der Leichen­halle aufgebahrt, mit wenigen Stränzen geschmückt. Die trauernde Wittwe, ein paar alte Freunde des Verblichenen, unter ihnen Dr. Guido Weiß, der sich gerade in Berlin befand, Abg. Knörcke und Stadtverord. Leddihn, wie vier Japaner, ehem. Schüler des Verstorbenen, um­standen ihn. Vom Kölnischen Gymnasium war niemand erichienen. id d

Wär's ein Lump gewesen, der es durch serviles Kazbuckeln zu Etwas gebracht, die Lehrerschaft, die durch die Zeitungen benachrichtigt war, häfte einem ehemaligen Kollegen die lezte Ehre erwiesen. Aber er war ein Mann der Ueberzeugung, ein Märtyrer der Volkssache, und für einen solchen den Weg zum Friedhof zu risfiren, wer wollte dem Reserve Lieutenant, der neben= bei Lehrer ist, solche erniedrigende Zumuthung stellen! Da fönnte ja die Reputation des Berufes darunter leident. Pfui der Kriecher und Kastratenseelen!

"

Von den ,, Edelsten und Besten." An einem Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln. Aber illustriren soll man es, und so wollen wir denn nicht verfehlen, den Lesern yon Zeit zu Zeit etliche Bilder aus den Kreisen der Edelsten und Besten, meines Adels", wie Wilhelm II. fich ausdrückte, vorzuführen. Es ist das schon deshalb von Werth, weil aus dem sitirten Saz ganz flar hervorgeht, daß der Adel noch mehr als bisher im Nathe der Herrschenden die maßgebende Rolle spielen wird.

Wohlan, in vorlegter Woche fonnte man in Berliner Zeitungen

lesen:

A. Wegen fünf schwerer Urkundenfälschungen hatte sich heute der schon bejahrte Regierungsbaumeister a. D. Baron Karl v. Seyd­litz vor der dritten Straffammer hiesigen Landgerichts I. zu verantworten. Der Angeklagte, welcher in den verschiedensten Theilen der Welt Ingenieurbauten aufgeführt und namentlich auch in Serbien Eisen­bahnen gebaut hat, hat infolge unglücklicher Familienverhältnisse und namentlich in folge von Erbichleichereien, die er einem Bruder vorwirft, schließlich Schiffbruch auf der Lebensreise er­litten und verbüs ist eine ihm wegen unerschlagung auferlegte vier­monatliche Gefängnißstrafe. Er ist geständig, in seiner finanziellen Be­drängniß fünf Wechsel von ziemlich hohen Beträgen auf den Namen feines inzwischen verstorbenen Bruders, des Majoratsherrn Richard Frhr. v. Seydlig, fälschlich angefertigt( d. h. gefälscht, inimer hübsch die Dinge beim rechten Namen nennen) zu haben. Der Angeklagte wurde zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt."

B. Der Fürst Salm- yrburg ist mit zwei Millionen in Konkurs gerathen. So was ist deutschen Fürsten und Adeligen schon öfter passirt; aber daß nur so wenig Attiva zur Vertheilung da find, daß die Gläubiger nur ½ pct. ihrer Forderung jährlich bekommen und dabei für den verkrachten Fürsten noch jährlich 3600 Mr. Futtertosten zahlen sollen, während der edle deutsche Fürst in Paris einen Onkel, der vierfacher Fürst und Herzog und sechzigfacher Millionär, und eine Frau mit 20-30 millionen hat, das ist noch nicht da= gewesen. Für eine derart ich am lose Prellerei seiner Gläu= biger, bemterft dazu die Berliner Voltszeitung", gehört dieser sonder­bare deutsche Fürst" unseres Erachtens ins 3uchthaus, nicht in ein Fürsten palais."

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Wär's ein gewöhnlicher Sterblicher, so würde sich vielleicht doch ein Staatsanwalt gefunden haben, der das Verfahren des Herrn einer näheren Untersuchung unterzogen hätte, aber einen Fürsten , einem im höchsten Range der Edelsten und Besten stehenden dergleichen anzuthun, das wäre ja der reine Umsturz. Wechselfälschung, Erbschleicherei, lebervortheilung muthendes Bild.

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ein recht an=

Geschäftspolitiker erfreuen sich im Allgemeinen feines sonder lichen Rufs; in den Vereinigten Staaten von Nordamerika , wo mit der Politik die fettesten Geschäfte zu machen sind, gilt troß der materialistisch- realistischen Richtung des Yankeevolks die Bezeichnung Politiker"( politician), welches Wort einen Geschäftspolitifer bedeutet, für eine der ärgsten Beschimpfungen, und der Mann, der seine politische Stellung benüßt, um Geschäfte zu machen und sich zu be= reichern, steht an Verächtlichkeit noch tiefer als der gemeine Eisenbahn­oder Bergwerksdieb. Und das von Rechtswegen. Die Engländer, über deren Selbstsucht unsere Reptilien so tugendhaft die patriotische Nase zu rümpfen pflegen, sind in dieser Beziehung fast noch ungemüth­licher als ihre amerikanischen Vettern. Sie haben ein Gesez, welches bestimmt, daß jedes Parlamentsmitglied, welches direkt oder in= direkt eine öffentliche Lieferung übernimmt oder sonstwie ein Geschäft macht, das ihm direkten oder indirekten Gewinn aus öffentlichen Kassen verschafft, sofort seines Mandats ver­lustig geht. Und da in England Niemand Minister sein kann, ohne im Parlament zu figen, so sind auch alle englischen Minister den Be­stimmungen dieses strengen und streng gehandhabten Gesetzes unter­worfen. In dem verkommenen" Frankreich versteht man eben­falls feinen Spaß in dieser Beziehung, und sogar unter der forrupten Regierung des Bürgerfönigs" Louis Philippe wurde- 1847. ein Minister, der sein Amt zu Geschäftsspekulationen mißbraucht hatte, auf viele Jahre ins Zuchthaus geschickt( Prozeß Teste- Cubieres). In unserem biederen braven Deutschland , das nach den Versicherungen der herrschenden Nationalrüpel alle Ehrlichkeit und Sittenreinheit der ganzen Welt für sich allein gepachtet hat, ist man im Punkte der polt= tischen Moral merkwürdig liberal, wohl der einzige Liberalis­mus, der heute nicht in Acht und Bann, ja der sogar hoffähig ist. Da nehmen wir z. B. wir wollen nur einen einzigen Griffin's Volle" thun Hohenzollern . Der Mann ist seit 26 Jahren Haupt der Ne­da nehmen wir z. B. den Hausmeier der gierung, hat die ganzen 26 Jahre hindurch eine ausgezeichnete Be= soldung gehabt, die für seine Arbeiten einen mehr als ausreichenden

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Lohn bildete trozdem hat er sich noch von dem Mann, welchen er bis zu dessen Tod behausmeierte, viele, viele Millionen schenken Lassen natürlich aus des Volkes Taschen theils in baarem Geld, theils in Geldeswerth. Das genügte ihm jedoch noch nicht er lieg in seinem" Reich den Klingelbeutel herumgehen, und ein sehr rundes Sümmchen für sich zwangssammeln, welches er zum Uebrigen legte" und den geschenkten" oder dotirten" Millionen hinzufügte, Indeß auch das genügte der hamsterartigen Sammelwuth des Haus meiers der Hohenzollern nicht. Er hatte gelernt, daß die besten Ge schenke" diejenigen sind, welche man sich nimmt, und daß sich durch's Geschäft" mehr verdienen läßt, als selbst mit, Dotationen", Der Reichsgründer" ging unter die Geschäftsgründer, Er gründete Schnapsbrennereien, Papierfabriken, Sägemühlen und sonstige Mühlen; und er übernahm Lieferungen Papiers lieferungen, Holzlieferungen( der Sachsenwald" erlaubte ihm das) und der Himmel weiß was sonst für Lieferungen. Aber freilich

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bei Lieferungen muß man vorsichtig sein der Besteller insolvent ist, gibt es keine Moneten. Also des Bes stellers galt es sich zu versichern. Wozu ist man Politiker? Wo zu ist man Kanzler? Wozu ist man Hausmeier? Wozu hat man ein Reich gegründet, von dem man stolz sagen kann: ,, da s Reich bin ich!"? Das neue deutſche Reich iſt zwar ein deutſches gerade wie das alte zu Wallensteins und des seligen Schiller's Zeiten, allein reich genug, um die fetten Rechnungen seines Gründers zu bezahlen, ist's immer noch. Und so wählte sich denn der vorsichtige Reichsgründer das Reich selbst zu seinem Geschäftskunden, und er war dabei seiner Sache um so sicherer, als er ja für prompte Zahlung selbst sorgen konnte. Und für gute Zahlung, denn als oberster Chef der Regierung und der Finanzen konnte er natürlich auch die Preise bestimmen. Das Reich bin Ich, das Reich ist mein Kunde. Ergo bin Ich Lieferant und Kunde in einer Pers jon." Ein wunderbar angenehmes Verhältniß, das wohl auch nicht oft dagewesen ist, und dessen Annehmlichkeiten und Vortheile auch den wenigft Scharfsinnigen und Geschäftskundigen sofort in die Augen springen. Nun

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dieser sinnreiche Geschäftspolitiker als Geschäftspolitiker ist der Mann von unbestrittener Genialität genoß die Annehmlich= feiten und Vortheile nach Herzenslust und die geschenkten" Millionen wurden bald verdunkelt durch die verdientent" Millionen des Schnapsbrenners, Papiermüllers, Sägemüllers Telegraphenstangen Lieferanten und so weiter denn die Geschäftsthätigkeit des Reichs­gründers ist eine so vielseitige, daß es unmöglich ist, die einzelnen Zweige und Thätigkeiten alle aufzuzählen. id da so

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Verluste gibt's nicht, denn Preis, Profit und Zahlung bestimmt er selbst, und wo er das Reich nicht zum direkten Kunden hat, da muß es ihm wenigstens gute Preise und einen sicheren Markt verschaffen. Schnapsbrenner- Hausmeier Millionen eingebracht, die Korne und Schuzzollpolitik des großen Staatsmannes hat dem fornpflanzen den, Mühlebefizenden ditto Staatsmanne viele, viele Millionen in die Tasche befördert und den Marktwerth seiner Güter um viele, viele Millionen vermehrt.

Schnapsbrent politit" des Hausmeiers hat dem

Es fragt sich, ob selbst in Amerifa, wo das Gelb ja ungleich Billi ger" ist, femals ein Geschäftspolitiker sich nur die Hälfte dessen verdient hat, was unserem deutschen Reichsgründer zu verdienen ge­lungen ist.

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In England wurde einmal ein Minister cum infamia( mit md= chor Brandmarkung) aus dent Amte gejagt, weil er bei einer Lieferung, die er einem Beamten verschafft, ein kleines Trinkgeld" von 100 Pf. St. empfangen hatte. Und der Mann durfte sich nirgends mehr sehen lassen, er war für das öffentliche Lebent todt. Doch so handeln nur gemeine, egoistische, das Geld als Höchstes verehrende, das goldene Kalb umtanzende Engländer. Wir Deutsche sind andere Kerle! Wir schimpfen zwar mordsmäßig auf den*** Loyen waterialismus eigenen selbstlosen sealismus, der jegliche Storruption haßt anderer, auf den Gelberwerb ervichten solter, und rühmen unseren allein die Preis versetzt der Theorie die fürchterlichsten Ohr­feigen, und unser nationaler Held, in dem sich unsere nationalen Jdeale verförpern, ist ein spefulirender, geldmachender Schnapsbrenner, Papier­und Sägemüller, Telegraphenstangen- Lieferant. Kurz der hungrigste und unstrupulöseste Geschäftspolitiker", den die Welt je gesehen. Eines steht aber feft: der Göße und die Gößen anbeter sind einan= der würdig.

Der verkürzte Arbeitstag und die Produktion. Sie ist schon hundertfach widerlegt worden, und doch taucht sie immer wieder auf und kann daher nicht oft genug widerlegt werden, die Fabel, daß eine Reduktion der Arbeitszeit auch eine Reduktion der Produktion bedeute. Wir wollen daher an dieser Stelle wieder ein Beispiel aus der Erfahrung folgen lassen, das das genaue Gegen­theil von dem beweist, was Stlassenegoismus und Klassenvorurtheil gegen die Forderung der Arbeiter nach Einführung fürzerer Arbeitszeit in's Feld zu führen lieben.

Im Jahre 1877 erhielt die Schweiz ein Fabrifgeses, welches für die Arbeitszeit in Fabriken eine Marimalzeit von 11 Stunden festseite. Da bis dahin in einer großen Anzahl von Fabriken 12 und mehr Stunden gearbeitet worden war, so hätte nach der obigen Theorie eine eine erhebliche Verminderung der Produktion eintreten müssen. In wirklichkeit aber trat das Gegentheil ein. In einem Artifel fe Spinner und das Fabrikgefeß" bringt der St. Galler Stadtanzeiger mit Bezug auf die Schweizerische Spinn- Judu strie folgende intereffante Zahlen:

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In der Periode von 1870 bis 1877 betrug der jährliche Export an Baumwollgarn im Durchsanitt 49,237 Meterzentner, in der Periode vont 1876 bis 1881 dagegen 71,153 Meterzentner, Die Zunahme be= trägt etwa 45 Prozent. Die Gar einfuhr wuchs dagegen von jährlich 10,760 Meterzentner auf 15,145, also m etwa 40 Proz."

Hieraus geht bereits hervor, daß das Fabrikgefes feinesfalls die Wirkung gehabt, die Induſtrie vital zu schadigen, ihren Bestand zu untergraben.

Sehen wir aber weiter zu, wie das Fabrikgeses aus die Verhältnisse in den einzelnen Etablissements gewirkt.

In einem Vortrag, den seinerzeit der Spinnerei direktor Blocher also ein Vertreter der Unternehmer, in Basel gehalten, führte er folgende Verhältnißzahlen der jährlichen Produktion aus einer Grobspinnerei während der Jahre 1873 bis 1882 an.( Dies selben sind auf die gleiche Tageszahl, die gleiche Spindelzahl und die gleiche Feinheitsnummer umgerechnet. Die Maschinen waren während der ganzen Periode die nämlichen):

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In den ersten fünf Jahren, 1873 bis 1877, betrug die tägliche Arbeitszeit zwölf Stunden, in den folgenden fünf Jahren bloß elf Stun den. Für das Jahr 1873 ist die Verhältnißzahl gleich 100 angenom men; dann gab es im Jahr 1874: 98,5, 1875 106,7, 1876: 104,08, 1877: 102,1, 1878: 97,6, 1879: 101,9, 1880: 104,5, 1881: 110,8, 1882: 102,6.

Das Mittel der ersten Periode beträgt 102,4, das der zweiten 103,5, Bemerkenswerth ist, daß im ersten Jahr nach der Reduktion auf elf Stunden die Zahl plöblich fiel auf 97,6 und dann aber stetig stieg, bis die frühere Zahl nicht nur erreicht, sondern noch etwas über troffen war.

Die Löhne find in der Periode nach Erlaß des Fabrifgesetzes gleichfalls etwas gestiegen. So betrug der jährliche Durch schnittslohn von Kindern und Erwachsenen in einer Grobspinnerei, welche wenig jugend.iche Arbeiter beschäftigt, in den Jahren 1868 bis 1877 Fr. 599 oder per Tag Fr. 2, und in den Jahren 1878 bis 1886 Fr. 674 oder per Tag Fr. 2,25."

Allerdings meint Herr Blocher, daß sich die zwölfte Stunde vollstän dig durch gesteigerte Thätigkeit nicht einbringen lasse, eine gewisse Min= Serleistung entfalle doch auf den Einzelnen. Nun, das halten wir an fich noch für fein so großes Unglück; daß die allgemeine Produktion nicht gelitten hat, zeigen die obigen Zahlen. Judeß, um auch diesen Gesichtspunkt nicht außer Betracht zu lassen, wollen wir blos auf den von uns eingeschalteten Saz hinweisen, wo es heißt, daß während der ganzen Periode die Maschinen die nämlichen waren. In den meisten Fällen sind aber, wie bekannt, die Unternehmer darauf bedacht gewesen, als Ausgleich für die Herabsetzung der Arbeitszeit die Maschinerie zu vervollkommnen, und wo sie dies thaten, war der Erfolg, daß die frühere Produktion weit überflügelt wurde. Mit Recht zieht unser Schweizeri­