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men. Wie man sieht, der Unterschied zwischen dem Inquisitor und un­jeren Bourgeois- Juries ist kein großer."

Wir können das nur unterschreiben. Der Prozeß ist aber auch nach einer andern Seite hin lehrreich, und wir können nur wünschen, daß diejenigen, die es angeht, seine Lehren begreifen und beherzigen.

Daß es Gesetze gibt, welche zu übertreten in den Augen der Gesezeshüter viel weniger strafbar ist, als das Dringen auf ihre Befolgung, haben in den letzten Wochen unsere Wiener Genossen erfahren müssen. In den Ziegeleien der Wienerberger 3iegel- Fabriks- und Bau- Gesellschaft", die ihren At­tionären 12 Prozent Dividende, ihren Arbeitern Wochen­löhne von 6-7 Gulden im Sommer und 4-6 Gulden im Winter zahlt, wurde, obwohl dasselbe durch das Gesetz verboten ist, das Trucksystem in unverhülltester Weise praktizirt. Die Arbeiter erhielten ihre Löhne in Blech marken ausbezahlt, die natürlich nur bei gewissen, mit den Beamten der Gesellschaft in Verbindung stehenden Wirthen, Händlern in Zahlung genommen wurden, mit Preisauf= schlägen bis zu 25 Prozent! Für Brod, das am Ort vier Kreuzer fostet, mußte der Arbeiter der Ziegelei fünf Kreuzer in Blech­marken zahlen u. s. w. Und dabei spottete die Beschaffenheit der Lebensmittel aller Beschreibung. Im Hochgefühl seiner Macht äußerte der Wirth der Kantine der Gesellschaft einmal einem Arbeiter, der sich über die Beschaffenheit der vorgesetzten Kost beschwerte: Und müßt Ihr's auch fressen." wenn ich in die Schüssel sch

Die schmachvollen Zustände, die Geses und Recht in's Gesicht schla­gen, brachte die Wiener Gleichheit" in ihrer Nummer vom 1. Dezbr. zur öffentlichen Kenntniß. Die von ihr mitgetheilten Thatsachen waren nicht zu bestreiten, dem Gesetz war in frechster Weise Hohn gesprochen worden, aber die Gesetzesverleßer und ihre Komplizen, die Wirthe, die Partienführer, die Leiter und Verwaltungsräthe der Gesellschaft blieben auf freiem Fuß. Dagegen machten die Wirthe und Partieenführer, mit Prügeln bewaffnet, Jagd auf Arbeiter, bei denen sie Exemplare der Gleichheit" vermutheten. Bei dieser Suche sollen fie sogar von Gensdarmen unterstützt worden sein. Ein Werk­führer verkündete ein besonderes Ausnahmegesetz für die Domäne" der Gesellschaft: Wer Zeitungen wohlgemerkt, nicht etwa diese oder jene Zeitung, sondern überhaupt Zeitungen liest, oder an Versamm­lungen und Vereinen theilnimmt, wird sofort entlassen." Gine Anzahl Arbeiter, welche, nachdem sie vernommen, daß die Auszahlung in Blech ungesetzlich sei, es gewagt hatten, die Annahme der Blechmarken zu verweigern, wurden sofort ohne Kündigung entlassen. Und schließlich wurden die Arbeiter Raab und Hader, weil sie Erem­plare der Gleichheit", in denen der Bericht stand, unbefugterweise" an Arbeiter verschenkt hatten, verhaftet und nach 5, bezw. 10 Tagen Untersuchungshaft, ebenso wie der Herausgeber der Gleich­heit", Dr. V. Adler, zu Geldstrafen verurtheilt.

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Das Blechmarkensystem mußte freilich, Dank dem Eingreifen des Gewerbe- Inspektors, der, was übrigens auch bezeichnend ist, erst durch den Artikel der Gleichheit" von der Schandwirt schaft erfuhr, eingestellt werden, aber die Herren von der Gesellschaft wissen sich zu helfen. Sie haben verfügt, daß die Arbeiter ihr Geld dreimal täglich 20 Kreuzer in der Kantine verzehren müssen, bei Strafe der Entlassung. Das ist kein Trucksystem, das ist freier Arbeitsvertrag". Stein schamloſer Wucher, sondern

ziale Fürsorge."

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Einem Kostgeber, der die entlassenen Arbeiter vorläufig in Verpflegung nahm, wurde dies von der Gensdarmerie bei Strafe der Konzessionsentziehung verboten. Die noch beschäftigten Arbeiter, welche bei ihm zu kaufen wagten, wurden vom Partieführer unter Bedrohungen und Beschimpfungen in die Kantine zurückgeholt. Die Sklavenhalter thun, als seien sie die in ihren Rechten Gefräntten, sie haben einen Preis ausgeboten für Denjenigen, der ihnen den Arbeiter Hader, von dem sie anneh­men, daß er ihre Schandwirthschaft an's Licht gebracht, gebunden in die Kanzlei liefert. Warum sollten sie sich auch geniren? Sie haben gesehen, wie ungefährlich es ist, die Gesetze zu ver= legen wenn es Geseze zum Schuße der Arbeiter sind. Nicht die Gesegesverleger wurden in's Gefängniß geschleppt, fondern die, welche gegen die Gesetzesverlegung gewühlt". Aber frei­lich, sie hatten ja gegen eine formale Vorschrift des Preßgefezes ver­itoßen. Und wenn ein Gesez verletzt ist, so muß das gesühnt werden. So verlangt es die heilige Nechtsordnung.

Und die Gleichheit vor dem Gesetz ist in Desterreich garantirt auf dem Papier.

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Das Volk des Kantons Zürich hat am vorlegten Sonntag einen Schulgeschentwurf, der eine Anzahl sehr wesentlicher Reformen auf dem Gebiet des Schulwesens enthielt, u. A. die Unentgeltlichkeit der Sekundarschule( die Elementar­schule ist bereits unentgeltlich) sowie die unentgeltlichkeit der Lehrmittel für Elementar- und Sekundarschule, in freier Abstimmung verworfen. Allerdings war die verwerfende Majorität nur eine geringe( 31,052 Nein gegen 30,454 Ja), aber wenn man bedenkt, daß die Vertreter des Volks im Kantonsrath ein stim= mig das Gesez zur Annahme empfohlen hatten, daß die liberale, die demokratische und die sozialdemokratische Presse für dasselbe eintrat, so erhält das Abstimmungsresultat doch eine ganz andere Bedeutung. Bei der Volksabstimmung geben die politisch Indifferenten den Ent­scheid, die geistig träge Masse, und diese für einen Fortschritt zn gewin­nen, der möglicherweise mit Opfern verknüpft ist, ist viel schwerer, als Mancher unter uns es sich vorstellt. In einem Lande mit so freien Inftitutionen, wie sie die Schweiz , und vor Allem der Kanton Zürich hat, und auf einem so wenig ausgedehnten Terrain ist trotzdem der Vortheil der direkten Boltsabstimmung größer als der Nachtheil. Das Volf des Kantons Zürich hat schon manchen Abstimmungsbock in einer zweiten Abstimmung gut gemacht, und das wird es, wenn die Freunde der Schulreform ihre Pflicht thun, auch diesmal wieder thun. Für die modernen Großstaaten dagegen ist die Volksabstimmung grade unabwend­bar. So große Mängel der Parlamentarismus auch hat, hier ist er immer noch vorzuziehen die Volksabstimmung ohne wirkliche Freiheit wäre die denkbar ärgste Tyrannei.

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und Tewes zit 3 Monaten, Lingweiler zu 2 Monaten, Ebert zu 6 Wochen, Esser und Horn zu 1 Monat, Wittkov zu 3 Wochen, Niekmann zu 1 Woche Gefängniß. Die Kosten wurden den Angeklagten als Gemeinschulden zur Last gelegt, Lehman 2 Monate der Untersuchungshaft auf die Strafe angerechnet. Sämmtliche Ver urtheilten haben Revision angemeldet. Ob's etwas helfen wird? Warten wir ab.

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-Deutsche Blätter haben ausgerechnet, daß im Elberfelder Geheimbunds"-Prozeß, der gegen weit über hundert Angeklagte geführt werden wird, sind vom April bis Juni d. J. 1095 Tage Untersuchungshaft verbüßt wurden. Die Summe der( nicht verzinsten) Kautionen beträgt 10,000 Mark. Dazu kommen die zeitraubenden Vernehmungen und Haussuchungen. Im Freiburger Sozialisten­prozeß betrug für die Angeklagten: die Untersuchungshaft 130( 9 Wochen 5 Tage, die erkannte Strafe 222 Monate, wovon 17 Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurden. Gerechtigkeit ist eine schöne Sache, es gibt aber auch- Justiz.

Anarchistisches. Dem Gerechten müssen alle Dinge zum Guten gereichen. Das reaktionäre Verhalten der konservativen englischen Ge­werkschaftler auf dem Internationalen Gewerkschaftskongreß ist der anarchistischen Revolte" ein schlagender Beweis für die Nichtsnußigkeit der sozialdemokratischen Dottrin. An diesen verzünftelten Leuten ist durchaus noch nicht Hopfen und Malz verloren, im Gegentheil sie wären für die Sache des revolutionären Sozialismus zu gewinnen ge= wesen, wenn sie an Stelle von Anhängern des staatlichen Sozialis­mus Anarchisten sich gegenübergesehen hätten. Beweis: ihre Zustim mung zur Resolution des Anarchisten Tortelier gegen die Forderung der gesetzlichen Beschränkung des Arbeitstages.

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Eine glänzende Beweisführung in der That. Und gradezu überwäl­tigend ist es, wenn die Revolte" schreibt:

Sie, die Gewerkschaftler Englands, geben sich nicht der wunderbaren Illusion hin, durch die Macht ihrer Stimmen die Gesetzgeber der Welt zwingen zu fönnen, sich über einen einheitlichen Plan in Bezug auf die Dauer, Bedingungen und die Entlohnung der Arbeit und damit des Preises und Austausches zu verständigen. Sie wissen sehr wohl, daß grade auf den Unterschieden von Land zu Land in den Modalitäten der Arbeit das heutige System der Produktion und des Handels beruht, daß diese Unter­schiede es sind, von denen die Kapitasisten, die Monopolisten, die Aus­benter leben, deren beständige Sorge darauf gerichtet ist, sie zu ver= schärfen, wo sie bestehen, und sie zu schaffen, wo sie nicht bestehen."

Wir würden es für Raumverschwendung, sowie eine Beleidigung un= serer Leser halten, wollten wir uns auf eine Widerlegung dieser, dem plattesten Manchesterthumt entlehnten Säße einlassen, es genügt uns, sie als Charakteristik der ökonomischen Weisheit eines Blattes wiederzu­geben, das unter den Anarchisten sich eines besonderen Ansehens fast hätten wir gesagt, einer besonderen Autorität- erfreut, und auf uns Sozialisten mit der ganzen souveränen Verachtung herabblickt, die Menschen gebührt, welche die große soziale und kommunistische Be­wegung auf eine einfache Frage des Mehrwerths zurückführen" wollen. Wir konstatiren das, wir beschränkten Mehrwerthsbekämpfer, die wir ,, die Größe der Probleme vergessen haben, die sich herausstellen, sobald wie bie Revolte uns in einer andern Nummer erzählt, ohne freilich ein Angriff auf das individuelle Eigenthum der Bürger geschehen"- hinzuzufügen, von wannen ihr diese Wissenschaft kommit.

Aber eine Bemerkung mag gestattet sein: Wenn sich das alles so verhält, wie die Revolte" mit solcher Sicherheit behauptet, wenn nicht der Mehrwerth, sondern die Verschiedenheit der Arbeitsbedingungen 2c. in den verschiedenen Ländern die Ursachen der Ausbeutung, der Mono­pole 2c. wären, hätten die Arbeiter nicht doppelte Ursache, die Aus­gleichung dieser Unterschiede durch internationale Schutzverträge zu er= streben und daher von den Gesetzgebern zu verlangen, gleichviel ob diese Lust haben, darauf einzugehen oder nicht?

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Aber versuche es Einer, in die wunderbare Logik der Anarchisten ein­zubringen. Da druckt die Revolte" in einer ihrer jüngsten Nummern mit großem Behagen an erster Stelle einen Artikel, der den Streif der Wähler" empfiehlt, aus dem Pariser Figaro" ab. Wenn dieses Blatt des gebildeten Philisters und der Schöngeisterei seinen Le­fern die Enthaltung vom Wahlkampf empfiehlt und sie auf Nordau und Schopenhauer verweist, so ist es in seiner Rolle, die Bourgeoisie ist im geistigen Verfall begriffen und ihr Hauptbedürfniß ist Ruhe. Aber aus der Wahlmüdigkeit einer im Rückschritt begriffenen Gesellschafts­klasse für das im Aufstreben begriffene Proletariat einen Grund herzu­leiten, gleichfalls auf den Wahlkampf zu verzichten, dazu muß man allerdings die Entdeckung gemacht haben, daß die Monopolisten von den Verschiedenheiten in den Modalitäten der Arbeit von Land zu Land leben.

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Schweinerei". llebrigens aber habe ich die Schwei­nerei endlich fatt", schmarrte, mit dem Fuß heftig aufstampfend, der neueste Vize- Bar aller Preußen, bei jenem berühmten Empfang der " Brunnendeputation". Schnarrte es und wandte den verdutzten Stadt­vätern den Rücken, die sich sprachlos vor Furchi und Entsetzen nicht vor Zorn davon trollten.

Uebrigens habe ich die Schweinerei endlich satt", nämlich, daß der Vater von den Parteigenossen der Herren, welche die Mehrheit der Brunnendeputation bildeten, gepriesen und verherrlicht wird.

Ein Sohn, der es für eine Schweinerei" erklärt, daß sein Bater, und noch dazu sein unter unsäglichen Leiden und den denkbar tragischsten Umständen verstorbener Vater lobend und liebend erwähnt wird- und dieser Vater ein deutscher Kaiser, und dieser Sohn ein deutscher Kaiser.. das ist ein Stück Geschichte, wie wir es uns am Vorabend des hundertfährigen Gedenktages der großen Revolu­013 tion" nicht besser und nicht klassischer wünschen können."

Das Wort aber ist als wahr verbürgt. Es wurde vom Sprecher selbst, der sich der That laut rühmte, im Kreise der Vertrauten erzählt, und die Winde, sie trugen es weiter." pi

Zwei sozialistische Kongresse werden noch vor Ablauf dieses Jahres zusammentreten.

In Frankreich wird in der Woche vom 23. bis zum 30. Dez. ein allgemeiner französischer sozialistischer Arbei­terkongreß stattfinden, und zwar in Troyes ( Departement de l'Aube ). Diese Stadt war ursprünglich von den Possibilisten zur Abhaltung ihres diesjährigen Arbeiterfongresses bestimmt, als es aber dazu kam. ihn vorzubereiten, erklärten die Vertreter der dortigen Ar­beitervereine, sie wärer nar bereit; flir einen unabhängigen Ar­beiterkongreß, der alle Sozialisten ohne Unterschied der Parteischattirung zulaffe, die Vorbereitungen zu übernehmen. Darauf wollten sich die Bossibilisten nicht einlassen, zogen sich zurück, und haben auch im

Um aber auf die Züricher Abstimmung zurückzukommen, so haben nur die städtischen Bezirke Zürich und Winterthur das neue Schulgesetz angenommen die Arbeitervorstadt Außersihl bei Zürich mit 2089 Ja gegen 319 Nein. Die ländlichen Bezirke- die sonst demokratischen wie die liberalkonservativen haben die über= wiegende Mehrheit gegen das Gesetz geliefert. Die Bauern fürchteten die Erhöhung der Lasten, welche ihnen das neue Gesetz gebracht hätte, die kleinen Leute auf dem Lande, die Hausindustriellen, daß ihre Stinder der Erwerbsthätigkeit entzogen werden. Daneben fehlt es auch im Kanton Zürich nicht an Leuten, die da meinen, das Volk dürfe nicht zu viel lernen oder, um es nach Analogie eines Kaiser- Pariser Gemeinderath gegen die Bewilligung eines Beitrages für die wortes" auszudrücken: die Dummheit müsse dem Volk erhalten bleiben. Als Partei verachtet und einflußlos, verstehen sie sich bei sol­schen Gelegenheiten vortrefflich auf die Demagogie, namentlich wo with ichaftliche Interessen oder Vorurtheile in Betracht kommen.

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Kosten der Delegation von Paris gestimmt. Ob thre Anhänger in der

Provinz den Standpunkt theilen, wird sich wohl erst auf dem Kongreß zeigen, ebenso wie stark die Zahl der außerhalb der possibilistischen Par­tei stehenden organisirten Sozialisten in Frankreich . Die Tagesordnung des Kongresses ist eine sehr umfangreiche, und betrifft sowohl Fragen der praktischen Arbeiterpolitik als der sozialistischen Theorie. Weiter ist

lind trotzdem! Wir lesen in der Berliner Volkszeitung": Aus dem in der Weser- 3tg." mitgetheilten privatbrief eines Man­nes, welcher die Verhältnisse im ostafrikanischen Sa, hgebiete näher zu besichtigen Gelegenheit hatte, erhält man recht hübsche Aufschlüsse über das Treiben dieser modernen Groberer. Die Organisation der Gesell- listischen Theorien frei diskutirt werden können. schaft im Schutzgebiete hat Dr. Peters während der vergnügten Tage, welche er in Sansibar im Auftrag der Gesellschaft gefeiert hat, eingeleitet. Es ist daher nicht zu verwundern, daß dieselben sehr eigen­ein Departement für artiger Natur ist. So giebt es dort Wege- und Eisenbahnban", ein Departement für Forti­fitationen", einen Chef für die politische Abtheilung" und dergleichen."

die Organisation einer großen" nationalen Federation auf die Tages­ordnung gestellt, sowie die Gründung eines Organs, in dem alle sozia­Wir wünschen dem Kongreß, den wir als eine Etappe zur Vereinig= ung der franzöfifchen Sozialisten in eine starke und unabhängige Partei betrachten, den besten Erfolg.

Schon für die hohe und niedere Spigelei gesorgt, und doch ver= fracht. Merkwürdig, höchft merkwürdig litiosu

- Chronik der Sozialistenprozesse. Wir haben noch das Urtheil aus dem Düsseldorfer Geheim bundsprozeß nach= zutragen. Auf Grund der Zengenaussagen des bereits gekennzeichneten Spitzeltrifoliums Schmidt- Münnich- Dietrich wurden verurtheilt: Leh= mann zu 6 Monaten Gefängniß, Held, Tietie, Schiffers

Ort und Tagesordnung des Kongresses unserer Genossen in Desterreich werden ebenfalls jetzt veröffentlicht. Der Kongreß wird an den bereits früher festgesezten Tagen( 30. Dez. bis 1. Januar) in Hainfeld bei St. Pölten in Nieder- Oesterreich mit fol­gender Tagesordnung stattfinden: 1. Programm; 2. Die politischen Rechte; 3. Arbeiterschus und Sozialreform; 4. Presse; 5. Unterstüß­ungswesen; 6. Gewerkschaftliche Organisation, und eventuell: 7. Ar­beiterfammern; 8. Die Schule. in

Wir können unsern Glückwunsch, den wir in einer früheren Nummer bereits unseren österreichischen Genossen zu diesem Stongreß ausgedrückt, hier nur wiederholen. Möge der Kongreß sich für die Partei in jeder Hinsicht fruchtbar eriveisen.

- ,, Entbehrungslohn" heutiger Millionäre. Sieben Acres Land zwischen der Neunten und Zehnten Avenue und der 64. und 66. Straße, New- York , lesen wir in amerikanischen Zeitungen, brachten nahezu zwei Millionen Dollars. Im Jahre 1808 faufte Isaac Johnes dasselbe Land für 3120 Dollars. Es hat sich also in den achtzig Jahren im Werthe mehr als ver se chshundertfach t." Nun, das ist doch hoffentlich nicht zuviel für die Entbehrung, die sieben Acres Grund und Boden nicht aufgefressen oder gar in den Mond geworfen zu haben? Die Besizer haben ihn fürsorglich ge= ipart" und ernten für diese Bescheidenheit im Interesse der Gesell­schaft jetzt den obigen Lohn. Merki's Euch, Ihr Arbeiter, und thut desgleichen.

Amerika. Daß die Anarchisten Mo st'scher und Peukert'scher Observanz in heftiger Fehde leben, dürfte den Lesern des Sozial­demokrat" bekannt sein, und sie werden sich leicht vorstellen können, welcher Art die Schmeicheleien sind, die in diesem Bruderzwist hinüber und herüber fliegen. Jedenfalls liegt für uns kein Anlaß vor, dieselben an dieser Stelle zu rekapituliren. Schimpfereien beweisen nichts, und haben daher für die Genossen in Deutschland kein Interesse. Wichtig und vor allen Dingen lehrreich scheinen uns dagegen einige That­sachen zu sein, welche in einer Versammlung Most'scher Anarchisten jüngst über das Thun und Treiben der Peukert'schen Anarchisten und über deren Hintermänner mitgetheilt wurden.

Man höre nur, was die Freiheit" darüber berichtet:

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. ,, Genosse Pommer bemerkte, daß unter den jüngeren Mit­gliedern der Internationale die Verhältnisse, welche hinsichtlich einer gewissen Londoner Sekte obwalten, nicht genügend bekannt seien. Wür­den diese Leute wissen, was da schon Alles vor sich gegangen ist, so fönnte ihnen heute gewiß Keiner mehr ein X für ein U vormachen. Er theilte mit, was die Genossen von Nürnberg seiner Zeit ausgefunden haben. Die Gründer der Autonomie" hatten denselben ganz frei und offen gesagt, daß der Zweck ihres Thun und Lassens darin bestehe, den Einfluß Most's zu brechen, da derselbe eine Autorität spielen wolle. In Wien sei Jemand bereit, sofort 500 fl. zur Förderung dieses edlen Zweckes herauszurücken und später weitere 500 fl. zu spenden. Eine hierauf angestellte Untersuchung habe ergeben, daß der Geber dieser Gelder ein gewiffer Hamburger notorischer Polizei­literat und Spizel der österreichischen Regierung war. Das lasse auch errathen, wer wohl heute das Defizit der Autonomie" deckt, welche ja nur in einigen hundert Exemplaren gedruckt wird. Auch in anderen Beziehungen habe er, Redner, recht hübsche Erfahrungen mit dieser Klique gemacht. Einmal wurde einem Genossen in Nürn­ berg von London aus einfach die mit Das Revolutions= fomite" unterzeichnete Ordre gegeben, einen dortigen Sozialdemokraten abzumurtsen, was jedoch der so Kommandirte hübsch bleiben ließ. Jezt gehe die Bande ja auch mit dem Plane um, Most in irgend einer Weise um die Ecke zu schaffen- in wessen Interesse, das könne wohl ein Blinder einsehen. Als die Schreierei betreffs Straßendemonstration am 10. November im Gange war, habe sich eine Rotte von drei Mann gebildet, die sich vorgenommen hatte, erst einen Streit mit der Polizei zu provoziren und hernach ehe man sich gegen die Polizei fehre, Most zu erschießen. Derartige Dinge seien wohl geeignet, die strengste Vorsicht vor einer solchen Bande, die da unter dem Deckmantel des Anarchismus der Reaktion diene, rathsam erscheinen zu lassen. Mehrere andere Genossen bestätigen, daß der schöne Plan, die Abmurksung Most's betreffend, auch ihnen zu Ohren gekommen sei, indem die fraglichen Sterle öffentlich damit prahl= ten. Most sagte, seit sechs Jahren habe ihm eine gewisse Sorte von Revolutionären" schon mindestens zwölf Mal den Tod geschworen, aber er kenne seine Pappenheimer; es seien lediglich Schreier, die durch solche Drohungen ihre ohnmächtige Wuth austoben wollen. Sie glichen den Nattern, welche man fest am Halse gepackt hat, und die in Folge dessen zischen."

Ist das nicht überaus charakteristisch? Man schmiedet Pläne, sich todtzuschlagen, man giebt Ordre, Gegner abzumurksen", und alles Meinungsverschiedenheiten willen. Und das nennt man abso­Inte Freiheit des Individuums."

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Nichtigstellung. Wir werden ersucht, zit berichtigen, daß es int dem Zirkular der Reichstagsfraktion unter der Rubrik Hasenelever Fonds nicht heißen soll: Durch K. Braunschweig 226, sondern: von den Braunschweiger Sozialdemokraten 226 Mr.

Korrespondenzen.

Lübeck . Wie langjährige treue Dienste von der Kapitalistenklasse belohnt werden, zeigt so recht deutlich wieder ein Fall, welcher jüngst hier in Lübeck passirte. Ein im Dienste des reichen Inhabers einer Schiffswerfte, der Firma Th. H. Evers vor dem Holstenthor, er= grauter Arbeiter, welcher in den letzten Jahren mehr zu häuslichen Ver­richtungen als auf der Werft selber verwendet worden war, wurde durch fortgesetztes Schifaniren und Traktiren mit beschimpfenden Re­densarten seitens des Millionärs Th. H. 5. Evers dazu getrieben, seine seit 22 Jahren innegehabte Arbeitsstelle zu verlassen. Dem wirklich sonst geduldigen Arbeiter war es unmöglich, oder besser gesagt unmög= lich gemacht worden, seinen hohen Verdienst von 20 Pfg. per Stunde länger festzuhalten.

Charakteristisch ist hierbei, daß diese künstlich erzielte Entlassung dem Millionär nur die freudige Bemerkung entlockte: es ist wohl ebenso gut, Du hälst auf", und daß der Millionär sich nicht genirte, in dieser Jahreszeit den nahe an 70 Jahre alt gewordenen Arbeiter nach 22 Jahren treuer Arbeit einfach wie einen ausgekochten Suppenknochen auf die Straße zu werfen, unbekümmert um dessen weiteres Schicksal, nur um in diesem Falle die an den Arbeiter zu zahlenden 20 Pfennige per Stunde, die bei einer täglichen Arbeitszeit von 7 Stunden im Winter die Summe von 8 M. 40 Pfg. per Woche ausmachen, zu sparen. Sollte wirklich bei dem Millionär die benannte Summe in Betracht kommen, gegenüber den Kosten der von ihm so oft arrangirten großartigen Fest­lichkeiten? Den Arbeitern in Lübeck und andernorts mag dies ein Beispiel sein, wie schlecht die so oft vorkommende Vertrauensseligkeit von Arbeitern, die längere Zeit für einen Unternehmer schaffen, belohnt wird. Die ihnen im Alter in Aussicht gestellte Berücksichtigung ist ein harter Prüfftein. Seid vielmehr Eurer Kraft bewußt, Arbeiter, schaart Euch bei der nächsten Reichstagswahl um das Banner des Arbeiter­kandidaten, welcher dafür eintritt, daß Euch nicht Mildthätigkeit, auch feine Verhungerungsrente, sondern ein Recht der Existenz für das Alter gesichert wird.

Stuttgart , im Dezember. Da im Sozialdemokrat" schon seit längerer Zeit fein Bericht über die hiesigen Parteiverhältnisse erschienen ist, so will ich es unternehmen, den Genossen ein gedrängtes Bild über die Vorkommnisse im Laufe des Jahres zu geben. Ist zwar die Situ­ation hier von derjenigen im ganzen Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte nicht viel verschieden, so soll doch näher mitgetheilt sein, was die Arbeiter alles Dank dem schmachvollsten aller Gefeße-­unter der Aera des Eisenstirnigen, der Stöcker, Ihring- Mahlow und Konsorten über sich ergehen lassen mußten. Die hiesigen Vettern des Jhring- Mahlow hatten zeitweise vollauf zu thun, denn Stuttgart mußte doch auch seinen Geheimbundsprozeß" haben und neben der be= ständigen Beaufsichtigung und Beschnüffelung der bekannteren Genossen einmal gegen 30 an waren massenhafte Haussuchungen vorzunehmen einem Tag freilich immer ohne den gewünschten Erfolg. Unter unsern Nichtgentlemen" zeichnet sich durch Dummheit und unverschämt­Dummheit und Stolz wachsen bekanntlich auf einem Holz namentlich der Fahnder" Enderle aus. Ihm würdig zur Seite steht sein Kollege Maier, der sich früher, bevor er Geheimer" wurde, die Gunst seines Herrn dadurch zu erwerben wußte, daß er sich vor züglich auf Beischaffung von frischem Fleisch" zur Befriedigung der Belüfte seines Gnädigen" verstand. Doch verlieren wir wegen solcher Subjekte nicht viel Worte: sie sind ihrer höchsten Leiter und des ganzen

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