Die Vereinigung der österreichischen Sozialdemokraten. der russischen Revolutionäre seine höchsten Triumpfe feierte und das
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Der Parteitag unserer österreichischen Genossen war in jeder Be ziehung ein Erfolg. Wir werden an anderer Stelle eine summarische Zusammenstellung seiner Berathungen, sowie die beschlossenen Resolutionen veröffentlichen, und lassen hier zunächst die Zuschrift eines der Theilnehmer am Hainfelder Kongreß folgen, in welcher das Einigungswert seiner vollen Bedeutung nach dargelegt wird:
K. Die Vereinigung zweier Parteifrattionen ist nicht immer ein Gewinn. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, die gerade dadurch, daß man ihre Träger in einen Rahmen pressen will, zu schroffen Gegensätzen werden und jedes gedeihliche Zusammenarbeiten unmöglich machen Meinungsverschiedenheiten, die eine Vereinigung nur ermöglichen entweder durch ein sacrificio del intelletto( Opfer der Ueberzengung) der einen Seite oder durch Vereinbarung einer ganz vagen, nichtssagenden Grundlage.
Wir freuen uns, fonstatiren zu können, daß die zu Hainfeld vollzogene Ginigung diesen Charakter nicht an sich trägt. Es gab bei ihr weder Steger noch Besiegte, und sie war auch nicht die Fusion der Konfusion. Es war nicht eine Vereinigung von Anarchisten mit Sozialdemokraten auf Grundlage des gemeinsamen guten Willens", etwas zu thun, sondern von Leuten, die durchdrungen waren von der Ueberzeugung, daß man, um etwas gemeinsam thun zu können, auch ein gemeinsames Aktionsprogramm haben müsse.
Die Massen der Arbeiter sind in Desterreich nie anarchistisch gewesen, blos ließ sich ein Theil derselben eine Zeit lang von Anarchisten leiten, nicht weil sie deren Theorien huldigten oder deren Taktik annahmen, sondern weil sie an deren Energie glaubten und an der Energie der Borfämpfer der Sozialdemokratie, namentlich in Deutsch ) a id, zweifelten. Heute sind sie eines Besseren belehrt. Sie sahen, mit welcher Ausdauer, welchen Opfermuth die deutschen Genossen auf ihrem Posten ausharron, sie sahen, daß die deutsche Sozialdemokratie ihren revolutionären Cha= rafter bewahrt hat und daß auch die Gemäßigten" in Desterreich gleiche Ziele mit ihnen ebenso thatfräftig wie sie verfolgen. Auf der andern Seite verschwanden die Illusionen in Betreff der besonderen Energie der anarchistischen Führer, die, als die Verfolgungen begannen, zum Theil flüchtig wurden, zum Theil fich zurückzogen, zum Theil als Rockspizel entlarvt wurden.
Von da au bestand zwischen Gemäßigten“ und„ Radikalen" fein wesentlicher Unterschied mehr. Wohl eristiren noch Verschiedenheiten des Temperaments und der Auffassung der augenblicklichen Sachlage, aber diese Verschiedenheiten sind nicht größer als in jeder andern Partei und fallen nicht ins Gewicht gegenüber der Nothwendigkeit, den übermächti= gen Gegnern wieder vereint die Spize zu bieten.
Wohl seit zwei Jahren bestand kein auffallender Unterschied zwischen den zwei Fraktionen der österreichischen Sozialdemokratie. Was sie noch cine Zeit lang hinderte, völlig zu einem einzigen Körper zu verschmelzen, waren blos persönliche Gegensätze, der Groll und das Miß= trauen, das man von jeder Seite gegen die andere hegte, eine natürliche Folge der erbitterten Feindschaft, die bestanden und die nicht von heute auf morgen zu verwischen war. Indeß auch diese Differenzen schwanden, nachdem es den Bemühungen einiger neutraler Genossen ge= Lungen, die feindlichen Brüder zu gemeinsamem Arbeiten zu bewegen. Man lernte sich kennen, und Jeder fand zu seinem Erstaunen, daß der Gegner, den er für einen Ausbund von Niedertracht gehalten, so ehrlich und tüchtig sei als nur irgend einer. Daß man sich aber erst kennen lernen mußte, lag daran, daß die alten Genossen, die 1868 die Partei bildeten, zum großen Theil verschwunden sind, und der weitaus größte Theil der Partei heute aus jungen Elementen besteht, die erst in die Bewegung eintraten, als der Gegensatz zwischen Radikalen“ und„ Gemäßigten" fich bereits gebildet.
Sobald Groll und Mißtrauen gegen einander aufgehört hatten, war Die Einigung thatsächlich vollzogen. Der Parteitag zu Hainfeld hat diese Einigung nicht gemacht, er hat sie blos konstatirt und pro= la mirt; sie ist nicht das Werk einiger Stunden, sondern jahrelangen Zusammenarbeitens und bietet darum auch die Gewähr, eine dauernde zu sein.
Und die Zusammensetzung des Parteitags bürgt dafür, daß das, was er konstatirte, für ganz Oesterreich gilt, daß überall die Arbeiterschaft seine Beschlüsse zu den ihren macht. Von allen Orten Oester reichs ( d. h. der diesseitigen Reichshälfte), in denen eine bedeutendere Arbeiterbewegung besteht, waren Genossen erschienen, und zwar solche, die das Vertrauen der Arbeiterschaft in ihrem Kreise anerkanntermaßen genießen; nicht blos aus Nieder- und Oberösterreich , aus Mähren und Steiermark waren Theilnehmer angelangt; selbst das stockreaktionäre Tirol war durch zwei Innsbrucker Genossen vertreten. Wir trafen auch einen pointschen Genossen aus Lemberg , einen Slovenen aus Krain und eine bedeutende Anzahl Tschechen. Daß die Genossen aus Böhmen , sowohl Tschechen wie Deutsche , zahlreich erschienen maren, berührte besonders freudig, da ein brutales Regiment, wie es außerhalb Rußlands in Europa nicht mehr existiren dürfte, dort seit einem Jahrzehnt sich bemüht, die Arbeiterbewegung mit Stumpf und Stiel auszurotten. Nund zweitausend Verhaftungen von Genossen sollen in diesem Zeitraum in Böhmen vorgekommen sein, von denen jede mindestens mehrere Monate Untersuchungshaft bedeutete. Es genügte, für einen Sozialdemokraten gehalten zu werden, um dem als ein moderner Inquisitionsgerichtshof im schlimmsten Sinne des Wortes arbeitenden" Prager Landgericht zu verfallen. Eine Zeit lang schien dies infame System wirklich Erfolg zu haben. Um so freudiger berührte es die Genossen in Hainfeld , zu sehen, daß die Bewegung in Böhmen ungebrochen ist und wieder anfängt, Fortschritte zu machen.
Im Ganzen waren 80 Theilnehmer erschienen abgesehen von den als Gäste" anwesenden Berichterstattern 2c. Es ist nun bezeichnend, daß unter all' den Genossen aus den verschiedensten Theilen Desterreichs nur einer gegen das dem Parteitag vorgelegte sozialdemokratische Einigungsprogramm vom anarchistischen Standpuntte aus sprach. Es war Rißmann aus Graz. Bei der Abstimmung über das Programm, das die Forderungen des allgemeinen Wahlrechts und der Arbeiterschußgefeßgebung enthält, waren 73 Theilnehmer anwesend. Von diesen stimmten 69 für, 3 gegen dasselbe. Einer enthielt sich der Abstimmung. Als aber daraufhin Nißmann erklärte, an den weiteren Verhandlungen des Parteitags nicht mehr theilnehmen zu können, und sich entfernte, folgte ihm Niemand. Alle folgenden Resolutionen, auch die über die politische Thätigkeit und die Arbeiterschutzgesetzgebung, wurden einstimmig angenommen, ein Beweis, daß die paar Dissidenten nur aus untergeordneten Gründen gegen das Programm gestimmt hatten.
Stein Miston störte den Verlauf der Verhandlungen, die mit seltener Ruhe sich abwickelten, aber keineswegs ohne Enthusiasmus. Die Begeisterung war vielmehr eine allgemeine, und mit brausendem Jubel wurde die einstimmige Annahme der Resolution begrüßt, welche die Einigung der Sozialdemokraten Desterreichs für vollzogen erklärt.
Seinen Höhepunkt erreichte wohl der Enthusiasmus bei der Sylvesterfeler, als Genoffe Auer( München ) das Wort ergriff, und dem Partettag die Grüße und Glückwünsche der deutschen Sozialdemokraten überbrachte. Das allgemeine, direkte Wahlrecht war der Mittelpunkt der Berhandlungen des Tages gewesen. Daran anknüpfend wies Auer baraufhin, wie sehr die Sozialdemokratie in Deutschland durch das Wahlrecht gefördert worden. Vor einigen Jahren noch hätte man in gewissen Arbeiterfreisen Oesterreichs einen deutschen Parlamentarier", Der so sprach, mit Mißtrauen, vielleicht auch Entrüstung, vor einem Jahre noch mit kühler Reserve aufgenommen, diesmal empfing ihn jubelnder Beifall, der deutlich zeigte, wie innig verwandt sich die Arbeiter Desterreichs mit denen im Reich fühlen, wie sehr sie die Interessen gemeinschaft erkannt haben, die Beide verknüpft.
Als nach den Schlägen von 1878 die deutsche Sozialdemokratie an= fcheinend ihren Halt verlor und die Nothwendigkeit einer Aenderung der bisherigen Taktik eintrat da wirkte das auf die Proletarier Defter reichs zurück. Sie wurden irre an der deutschen Sozialdemokratie, frre an sich selbst und begannen nach neuen Kampfesmethoden zu suchen. Die deutsche Sozialdemokratie hat sich in Wyden wiedergefunden, die Folgenden Wahlfiege stellten ihre Kraft und Zuversicht wieder her. Den Desterreichern ging es nicht so gut. Den moralischen Zusammenhang mit Deutschland hatten sie verloren zu einer Zeit, wo der Terrorismus
Sozialistengesetz, in London eine Arbeiterpresse geschaffen hatte, deren Sprache dem Thatendrang der gedrückten Masse ganz anders zusagte als die der deutschen Arbeiterblätter. Dazu kam die fieberhafte Thätigfeit der Polizei, deren Lockspißel fruchtbaren Boden fanden, indeß das Fehlen des Wahlrechts jede wirsame politische Befriedigung des ThatenSranges verhinderte. Kein Wunder, daß in dem wirthschaftlich so rückständigen Desterreich, in dem die Masse der Arbeiter Kleingewerbliche, nicht großindustrielle sind, unter diesen Verhältnissen energisch auftretende Anarchisten das Zutrauen der Mehrheit der Genossen an verschiedenen Orten erlangten und die Partei sich in zwei Fraktionen spaltete, die sich zum Gaudium der Gegner unter einander zerfleischten. Viel schwerer als die Sozialdemokratie Deutschlands ist die Desterreichs durch das deutsche Sozialistengesetz geschädigt worden. Aber nun hat auch sie dessen Wirkungen überstanden und sich selbst wiedergefunden. Einig steht sie wieder da und mit der Einigkeit ist auch das Bewußt= fein ihrer Solidarität mit der deutschen Sozialdemokratie wiedererstanden. Der Parteitag zu Hainfeld hat nicht blos den Bruderzwist im Innern sondern auch die Entzweiung mit dem Bruder im Nachbarlande be= graben.
Eine neue Aera beginnt damit für die Arbeiterbewegung in Desterreich. Die Genossen werden allüberall mit neuer Straft und neuem Muth an die Arbeit der Propaganda gehen. Aber auch für die deutsche Arbeiterbewegung dürfte unsere Einigung nicht ohne Bedeutung sein. Wir werden nicht blos von Deutschland beeinflußt, wir beeinflussen auch dieses. Hat das deutsche Sozialistengesetz in seinen Folgen Verwirrung und Zwiespalt in unsere Reihen getragen, so hat dieser wieder Erscheinungen gezeitigt, die auch die deutsche Sozialdemokratie schwer bedrohten, Erscheinungen, deren Folgen abzuwehren, es ihrer ganzen Disziplin und Klugheit bedurfte.
Wir dürfen daher nicht nur uns, sondern auch den deutschen Genossen Glück wünschen zu den Ergebnissen des Hainfelder Parteitags.
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Sozialpolitische Rundschau.
- Die Rückschau, zu welcher die Jahreswende Veranlassung bietet, läßt für unsere Partei nur die günstigsten und ehrenvollsten, für unsere Feinde nur die beschämendsten und schimpflichsten Resultate erkennen. Kein Jahr hat uns so schwere Prüfungen gebracht, wie das vergangene. Zu den politischen Verfolgungen, die geradezu wahnwißig gesteigert wurden, hat sich ein System gesellschaftlicher und wirthschaftlicher Aechtung gesellt, welche sich von der Proffription des barbarischen Alterthums nur durch die Methode unterscheidet, mit ihr aber genau das gleiche Ziel verfolgt: die persönliche Vernichtung des politischen Gegners. Wohl haben wir auch schon in früheren Jahren Beispiele solcher Aechtung gehabt, doch es waren nur vereinzelte Beispiele: hier und da wurden aus Fabriken, Werkstätten, Werften und sonstigen Betriebsanstalten die Sozialdemokraten hinausgemaßregelt, allein das deutsche Bürgerthum war in seiner Masse noch nicht so forrumpirt, daß derartige Infamien zur Regel geworden wären. Der pommer'sche Schnapsjunker, dessen historische Doppelmission es ist, die Monarchie in Deutschland zu Grunde zu richten und das deutsche Bürgerthum zu demoralisiren, hat es glücklich zu Wege gebracht, daß eine so nieder= trächtige und barbarische Kampfweise im Steich der Gottesfurcht und frommen Sitte zur Regel geworden. Die Faschingswahl des Jahres 1887, welche direkt von dem Oberdemagogen Bismarck geleitet wurde, fonnte nur vermittelst einer ganz Deutschland umspannenden geheimen Organisation oder, wie der staatsanwaltliche Ausdruck lautet; geheimen Verbindung durchgeführt werden. Und dieser Geheimbund, den selbstverständlich kein Staatsanwalt verfolgt, fein Gerichtshof strafbar findet, umfaßt außer fänimtlichen Beamten und anderen von den Regierungen abhängigen Personen auch sämmtliche Arbeitgeber Deutschlands , welche nicht den Muth hatten, die kategorisch an sie ergangene Aufforderung zum Beitritt abzulehnen. Und die Zahl Derer, die den Muth gehabt, ist eine verschwindend kleine. In den Statuten des Geheimbunds, welche uns bekannt sind der Ausdruck, Statuten" wird allerdings nicht gebraucht befindet sich aber die Bestimmung, daß die Arbeitgeber ihren ganzen Einfluß auf die Arbeiter zur Herbeiführung„ reichstreuer Wahlen" benüßen und feinen Sozialdemokraten in ihren Etablissements dulden
sollen.
Nach der Wahl schlief der Geheimbund auf einige Zeit ein; die Erjazwahlen, welche nach dem großen Sieg des nationalen Gedankens" stattfanden, riefen aber den Kartellbrüdern und ihrem Oberdemagogen ein so deutliches memento mori ! zu, daß die Urheber des„ Angstproduktes" selber in Angst geriethen und zu der Ueberzeugung gelangten, daß ihr einziges Heil in der Wiederherstellung jenes Geheimbinds und dessen denkbar strammster Organisation bestehe.
Jetzt ist dieser Geheimbund der Junker, Bourgeois und protestantimit schen Pfaffen wieder im ganzen Bereich des deutschen Reichs „ stramm" Ausnahme der von dem Zentrum beherrschten Gegenden organisirt, und der gesellschaftliche und wirthschaftliche Boykott, der über die Sozialdemokraten und namentlich über die sozialdemokratischen Arbeiter verhängt ist, geht von diesem Geheimbunde der Reaktion aus, dessen Haupt der Oberdemagoge und ReichsSchnapsbrenner Bismarck ist.
Nun, die deutsche Sozialdemokratie hat auch die Machinationen des Bismarck 'schen Geheimbunds zu nichte gemacht, und auch aus ihnen, wie aus allen Maßregeln unserer Feinde, nur neue Kraft gesogen. Dem der Boykott von oben wird der Boykott von unten entgegengesett, unjere Reijen noch fester zusammenkittet, als die politischen Verfolgungen es vermocht haben.
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Auf die Haussuchungen, Verhaftungen, Sozialistenprozesse, deren Zahl im vergangenen Jahre Legion war, so daß alles früher auf diesem Gebiete Verübte in Schatten gestellt ist, sei hier nicht des Näheren eingegangen. Genug wenn unsere Feinde fich etwa noch in dem Wahne gewiegt haben sollten, durch ein polizeiliches Schreckensregi ment uns zur Unterwerfung zu bringen oder wenigstens mürbe zu machen", so müssen sie jetzt, falls sie nicht vollständig blind sind, sich von threm Irrthum überzeugt haben. Die Stricke, mit denen man die unaufhaltsam voranschreitende Arbeiterbewegung zu Knebeln bemüht iſt, find nur elende Zwirnsfäden, die das sozialdemokratische Proletariat spielend zerreißt und die seine Verachtung für die Urheber solch ver= brecherischer Thorheit blos noch steigern können.
Die Festigkeit der deutschen Sozialdemokratie hat sich am Glänzendften gezeigt bei den Thron wechseln, mit denen das deutsche Neich der Hohenzollern in der ersten Hälfte des verflossenen Jahres beschenkt wurde. Alles kam in's Schwanken und Wanken. Die Position des Hausmeiers der Hohenzollern wurde ernstlich erschüttert: an Stelle des willenlosen Schaukaisers, in dessen Namen er unumschränkt geherrscht hatte, kam ein Mann, welcher die Absicht hatte, dem Hausmeierthum ein Ende zu machen und in die Bahnen des bürgerlichen Parlamentarismus einzulenken. Ob das Ziel überhaupt zu verwirklichen war, bleibe dahin gestellt. Der neue Monarch, der sterbend den Thron be= stiegen hatte, starb noch ehe er zum Versuche gelangt war. Das Einzige, was er thun konnte, war die schimpfliche Entlassung des be= schränktesten, rohesten und gemeinsten Vertreters des Systems Bismarck. Dem System selbst wurde kein Haar gekrümmt.
Der ffandalöse Stampf, welchen der in seinem lukrativen Amt bedrohte Hausmeier der Hohenzollern gegen den zweiten Hohenzollernfaiser unternahm, hatte die gute Folge, daß der schon arg untergrabene Glaube an das monarchische Prinzip im dentfähigen Theile des Volks vollständig vernichtet wurde. Wenn der Beamte, welcher sich bei jeder Gelegenheit nicht blos als die Hauptsäule der Monarchie, sondern auch als Schöpfer des deutschen Neichs anpreisen ließ, die Person und Familie des regierenden Kaisers durch seine Soldpresse auf das Pöbelhafteste besudelte, nnd seine Verachtung für das monarchische Prinzip im Allgemeinen und speziell für die Dynastie der Hohenzollern vor aller
Welt kund that, mußte es natürlich dem Volke klar werden, daß das Kön jthum und auch das Kaiserthum nichts sind als Trugbilder und Popanze, erfunden von gewiffenlosen Charlatanen und Schwindlern, um die Völker auszubeuten und an der Nafe herumzuführen. Die Herren Auguren haben das Geheimniß verrathen, und das ist gut.
Während alle übrigen Parteien durch den Kampf zwischen Kaiser und Kanzler und den Personenwechsel in den obersten Regionen aus Rand und Band gebracht wurden, hatten diese Vorgänge für uns Sozialdemokraten die Bedeutung eines Schattenspiels an der Wand. Die Person des Kaisers oder Königs ist uns eine quantité negligeable, um einen neuerdings modisch gewordenen Ausdruck zu brauchen, eine so fleine Größe, daß sie nicht in die Berechnung ge= zogen zu werden braucht. Ob der Monarch uns Freund ist oder Feind, das ist für unsere Bewegung durchaus gleichgiltig obgleich es für manche Personen nicht gleichgiltig ist, die persönlichen Launen zum Opfer fallen können. Wir wissen, daß das Heil nicht von oben kommt von den Thronen sowenig wie vom Himmel des Kindermärchens, daß wir die alleinigen Schmiede un= feres Schicksals find.
Der zweite Thronwechsel hat die Lage nicht entwirrt. Der letzte Hohenzollernkaiser bezeigt schon durch sein nervöses Hin- und Herreisen und Redehalten den Mangel an Grundsäßen und Festigkeit. Der Kampf zwischen Kanzler und Kaiser ist aus dem akuten in das chronische Stadium getreten der zweite Wilhelm hat offenbar keine Lust, die Nolle des ersten Wilhelm zu spielen und möchte sich gern den PoIypenarmen seines Vasallen und der Sippe desselben entwinden, indeß, das hat seine Schwierigkeiten, und die weiteren Peripetien dieser olym= pischen Staßbalgerei werden die Zersetzung der bestehenden Zustände noch fördern und beschleunigen.
Die deutsche Sozialdemokratie geht heiter und siegesgewiß den Kämpfen entgegen, welche das Jahr 1889 ihr verheißt.
Sie läßt den Blick rückwärts schweifen in die Vergangenheit bis vor hundert Jahren: Als das Jahr 1789 geboren war, stand der Despo= tismus noch aufrecht in ganz Europa . Und als das Jahr 1789 zur Ruhe ging, hatte der Despotismus in Europa den„ Stoß in's Herz" erhalten.
Das Jahr 1889 wird uns harte Prüfungen bescheren, schwere Opfer über uns verhängen aber feine Verfolgung soll unsern Vormarsch auch nur um eine Sekunde aufhalten. Denn wir marichiren zum Sieg, und das Jahr 1889 bringt uns den hundertsten Geburts= tag der großen Revolution".
Zwei wichtige Gewerkschaftskongresse haben in der letzten Woche des alten Jahres stattgefunden. In Braunschweig tagte vom 26. bis 28. Dezember ein Allgemeiner deutscher TischlerKongrek, in Weimar vom 28. bis 31. Dez. ein Allgemeiner Kongreß deutscher Metellarbeiter. Gegen den Ersteren hat die verpreußte Regierung Braunschweigs einen recht nichtswürdigen Streich geführt, indem sie, nachdem der Kongreß wochenlang vorher angezeigt worden, kurz vor Zusammentreten desselben ein Verbot gegen ihn erließ, dann aber, als bereits ein Theil der Delegirten abgereist war, das Verbot als auf einem Irrthum" beruhend aufhob. Leider ist man in Deutschland noch nicht so barbarisch, für solche Irrthümer" die Herren Beamten haftbar zu machen, die sie begehen, sondern so zivilisirt, die Tragung der Kosten derselben ihren Opfern zu überlassen. Was nun die Kongresse selbst anbetrifft, so bildete einen der Hauptgegenstände ihrer Berathungen die Frage der zweckmäßigsten Art der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeiter. Zwei Streitpunkte sind es, die in dieser Hinsicht die deutschen Arbeiter gegenwärtig lebhaft beschäftigen. Erstens die Frage, ob spezielle Fadorgani sation oder allgemeine Branchenorganisation vorzuziehen, zweitens ob unter den gegenwärtigen Verhältnissen allge meine Zentralisationen über ganz Deutschland aufrechtzuerhalten sind oder durch lokale selbständige Organisa tionen zu ersetzen seien. Die erste Frage ist weder neu, noch der deutschen Bewegung eigenthümlich, sie wird auch in andern Ländern in den Kreisen der für ihre gewerkschaftliche Organisation interessirenden Arbeiter immer wieder erörtert. Die Erfahrung hat gezeigt, daß es vielfach leichter hält, die Arbeiter bestimmter Unterabtheilungen einer allgemeinen Berufsbranche( also die Dreher, Former, Schlosser 2c. in der Metallarbeiterbranche) zusammenzuführen, als diese alle in einer allgemeinen Branchenorganisation, anderseits ist es aber nicht zu bestreiten, daß die lettere, wenn durchgeführt, ungleich leistungsfähiger sein muß als die bloße Fachorganisation. Auch ist sie für kleinere Ortschaften leichter aufrechtzuerhalten. Aber diese Frage läßt sich nicht furzerhand mit allgemeinen Sentenzen abthun, hier spielen so viele lokale und fachliche Spezialinteressen und Bedürfnisse mit, daß man wohl das allgemeine Ziel feststellen und auf seine Verwirklichung hinarbeiten kann, fede Ausschließlichkeit sich aber als ein verhängnißvoller Fehler erweist. In diesem Sinne lauten denn auch die Beschlüsse des MetallarbeiterKongresses, den grade diese Frage in hervorragendem Maße beschäftigte. Was nun die Streitfrage, ob lokale Organisation oder nationale Zentralisation anbetrifft, so ist die Thatsache, daß dieselbe in Deutschland ernsthaft auftauchen konnte, wo die klassenbewußten Arbeiter von jeher den Werth der Zentralisation zu schätzen gewußt, nur der paschamäßigen Auslegung der reaktionären deutschen Vereinsgefeße und des Art. 152 der deutschen Gewerbeordnung durch die deutschen Behörden zuzuschreiben. Was in dieser Hinsicht auf beiden Kongressen von den verschiedenen Delegirten mitgetheilt werden konnte, grenzt an das Unglaubliche. Der winzigste Borwand wird an den Haaren herbeigezogen, um die gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter zu schädigen, Mitgliedschaften zentralisirter Organisationen als politische Vereine zu erklären und daraufhin gestüßt aufzulösen und ihre Leiter zu bestrafen. In feiner Beziehung wird die Gleichheit vor dem Gesez" so schamlos mit Füßen getreten als in der Handhabung des Vereinsgefeßes. Dem Ausbeuterthum, den Bedientenvereinen der herrschenden reaktionären Sippe ist alles erlaubt, den unabhängigen Arbeitern wird alles als Verstoß angerechnet. Im Hinblick darauf ist mun seit einiger Zeit eine, literarisch von dem Baurath a. D. Keßler mit vielem Geschick vertretene Agitation im Gange, statt der zentralen Verbände selbständig Lokalvereine zu pflegen, denen die Behörden schwerer an den Leib können, und int denen daher die Arbeiter sich weit freier bewegen und eine weit unfangreichere Thätigkeit entfalten könnten als in den Ersteren. Man muß blind sein, um dieser Argumentirung jede Berechtigung zu be streiten, sie ist sicher der ernstesten Erwägung werth, andererseits aber ist nicht zu vergessen, daß das Aufgeben der Zentralisationen ein Aufgeben des guten Rechts der Arbeiter heißt, statt eines frischen, fröhlichen, unablässigen Kampfes um's Recht. Und ob das wohl gethan, bleibt auch zu überlegen.
Auf beiden Kongressen ist man über die Streitfrage, wie das nach Lage der Dinge nicht anders möglich, mit einem Stompromiß hinweggegangen. Besser Zentralisation und lokale Koalitionen friedlich neben einander als im Stampf gegen einander. So ergänzen sie sich, und die Feinde der Arbeitersache sehen sich um ihre verfrühten Hoffnungen geprellt. Ueber den Tischlerkongreß fehlen uns genauere Zahlen, der Metallarbeiterkongreß war von 70 Delegirten, die 46 Orte vertraten,
besucht.
-Von den beschlossenen Resolutionen sind folgende besonders bemerkenswerth:
1) Resolution des Tischler- Kongresses:
" In Erwägung, daß gegenüber der immer größeren Stonzentration des Kapitals einerseits, sowie der durch die Begünstigung der Behörden sich immer mehr ausdehnenden Innungen anderseits die Lage unseres Gewerbes nur durch eine alle Kollegen des Gewerbes umfassende Drganisation gehoben werden kann, ist von den Kollegen allerorts in Deutschland auf zentrale Organisation hinzuwirken. Stellen fich jedoch unübersteigbare Hindernisse seitens der Behörde der Zentralifation entgegen, so sind starke Lokalvereine zu gründen, die für die Interessen der Kollegenschaft am Orte wirken und Aufklärung über die heutigen Verhältnisse geben."
2) Resolutionen des Metallarbeiter- Kongresses:
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" Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Arbeiter nicht im Stande sind, durch die gewerkschaftliche Organisation ihre Lage durch
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