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zelgen, wo Gefahr im Verzug? Hinterher ging ja auch Petrus   hinaus dessen unvermeidliches Eintreten gewährleistet uns nicht die Sterb , und weinte bitterlich".

Der schwarze Mann, und wer hinter ihm steckte. Die für das deutsche   Volk interessanteste und Lehrreichste Mit­theilung ist die auf die Battenberger Heirath bezügliche. Sie zeigt, wie ich a mlos das Volk belogen wird von denen, die seine treuen Sachwalter zu sein vorgeben. Man schwindelt ihm vor, das Wohl und Wehe des Vaterlandes stehe auf dem Spiel, und es ist nichts in Frage als die Laune eines halbreifen Prinzen.

,, Allgemein glaubt man, der Einspruch wider die Heirath sei auf Bismarck's   Abneigung, Rußland   in irgend einer Weise beleidigen zu laffen, zurückzuführen. Wenn die geheime Geschichte der Drei- Monats­Regierung geschrieben werden wird, so wird man unbedingt finden, daß, wie oft in solchen Fällen geschieht, der öffentlich fundgegebene Grund durchaus verschieden ist von dem wirklichen Motiv. In öffentlichen und amtlichen Dokumenten sprach Fürst Bismarck   von Gründen des Staats­wohls, von der Gefahr, Rußland   zu beleidigen u. f. w. In vertrauten Kreisen hielt er eine ganz andere Sprache. Der wirkliche Grund, weshalb die Battenberger Heirath verboten wurde, war, weil der junge Kronprinz als einen der Artikel der Ab= machung, auf Grund welcher er sich verpflichtete, Bismarck   zu unter­stüßen, gefordert hatte, daß Bismarck   seinerseits die Heirath seiner Schwester mit dem Prinz Alexander verhindern solle. Das Motiv des brüderlichen Einspruchs in die Heirath der Schwester soll ein rein persönliches sein. Fürst Bismarck   stand zum Handel und hinter­trieb das Aufgebot. So sehr war aber alles von des Kaisers Zustand abhängig, daß ausgemacht wurde, es solle außer einem formellen Pro­test keine Schivierigkeit erhoben werden, wenn der Kaiser bis zum Sommer leben bliebe und eine geheime Ehe in Hamburg   geschlossen

würde."

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Das glaubten wenigstens die am Meisten betheiligten, aber so ein­gewurzelt ist das Mißtrauen, das Bismarck   selbst gesäet, daß sogar ge= glaubt wurde, er rathe zur geheimen Heirath, um sich einen Vor­wand zu schaffen, die Regentschaft zu proklamiren."

Daß der Vater der gefälschten Telegramme solcher Mittel fähig, daran zweifelt fein Mensch. Fraglich ist nur, ob er im Ernst sie für nöthig und zweckmäßig gehalten.

Schön heraus mit

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Wilhelm II.  

" Friedrich III.   starb, und nun triumphirte die Dynastie Bismard. Großherzigkeit ist keine Bismarckische Tugend. Er hatte triumphirt, aber das genügte nicht, ihn für die ausgestandene Angst zu entschädigen. Es mußten alle bestraft werden, die in irgend einer Weise mit dem Fürsten   in Verbindung gestanden, der es gewagt hatte zu glauben, Deutschland   könne fortegistiren, auch wenn kein Bismarck mehr Reichs­tanzler sei." sis

Zuerst fem natürlich die Engländerin" dran.

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Die giftigen Attaken der reaktionären Presse nahmen kein Ende. Sie, deren Lage allgemeine Sympathie hätte erwecken müssen, sah sich Holirt, denunzirt, erniedrigt. Selten ward das vae   victis!( Wehe den Besiegten) unbarmherziger beträftigt. Die Kaiserin hatte gewisse Manuskripte, die ihrem Manne gehörten, in cin Land in Sicherheit ge= bracht, wo Haussuchungen zum Zweck der Beschlagnahme von Papieren nicht zu den Alltäglichkeiten des Daseins gehören. Sie wurde unter Androhung petuniärer Bedrückung gezwungen, sie der deutschen   Ne­gierung( d. h. Bismarck  ) auszuliefern. Warum nicht? Dem Sieger ge= hört die Bente."

Alles natürlich mit allerhöchster Genehmigung" des liebenden Sohnes, ben die Bismarckbände gehörig trainirt" hat.

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Der neue Kaiser Wilhelm   der Zweite ein halsstarriger und energischer Mensch aufgezogen unter dem Zauber der Bismarckischen Triumphe erivies fich als des Meisters würdiger Schüler. In feinen ersten Jugendjahren, solange er im väterlichen Hause wohnte, war er ein gelehriger und zärtlicher Knabe gewesen. Erst als er, 16 Jahre alt, auf die Universität nach Bonn   kam, begann die Ent­fremdung, die so bittere Früchte gezeitigt. Die Offiziere der Bonner  Garnison   schmeichelten dem jungen Burschen, erfüllten sein thörichtes Knabenherz mit dem Traum, die Rolle eines zweiten Friedrich der Große   zu spielen, und fäeten einen Geist selbstbespiegelnden Ehrgeizes, dessen Ziel erst später erkannt werden wird. Als seine Eltern ver­suchten, der Wirkung dieses moralischen Giftes ein Ende zu machen, ermuthigten ihn seine Kameraden, ihren Warnungen zu trozen. Er bezog seine Einkünfte nicht vom Vater, sondern vom Großvater, und der Beifall Bismarcks war ihm mehr als die Liebe und Achtung seiner Mutter. Das schließliche Resultat war, daß ehe er noch Bonn   ver= ließ, er sich schon als eine Person im Staate betrachtete. Er hatte seine Freunde, seine Partei und in der Armee seine Getreuen", beren Beförderung er poussirte, und die als Gegenleistung seinen In­teressen dienstbar waren.... Auf sein eigenes Avancement bedacht, neidisch auf die Anerkennung der Leistungen Anderer, empfand der funge Prinz, der würdige Schüler eines zynischen Meisters, keine Be­benken, ob moralisch oder auch blos des Gefühls, seine Mutter nach Herbert Bismarcks Anleitung zu behandeln."

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Genug für heute. Wir könnten das Bild, das sich in diesen Aus­zügen dem Leser entrollt, noch durch mancherlei bezeichnende Kapitel ergänzen, so z. B. Der Industrialismus der Bismarck­Dynastie"," Bom Prinzen, der das Gruseln gelernt hat", 2c. 2c.­allein wir wollten ja hier nur wiedergeben, was in der Contemporary Review" gesagt wird.

Bismarck   soll für Deutschland   sofort ein Verbot der betreffenden Nummer der Zeitschrift erlassen haben( wohl eine Beschlag= nahme), und ebenso sollen die Zeitungen den Wink erhalten haben, ja keine Auszüge aus der Schmähschrift" abzudrucken. Sogar die Reptilienpresse zieht es vor, mit einigen keifenden Worten schnell über den unangenehmen Gegenstand hinwegzugleiten, als durch eine Polemik die Aufmerksamkeit weiter Streise auf ihn zu lenken. Das zeigt, wie sehr er den Nagel auf den Kopf getroffen, und daß die ausgetheilten Hiebe tief schmerzen. Für die Welt, in der Bismard lebt und die sein Tribunal bildet, ist der Artikel eines anerkannt respektablen" Blattes von hundertmal größerer Wirkung, als ein hundertmal schärferer Ar­tifel eines Umsturz"-Blattes.

Der Verfasser der Dynastie Bismarck  " ist kein Umstürzler", soviel geht aus seinen Betrachtungen und Vergleichungen deutlich hervor. Er huldigt höchstens einem sehr gemäßigten Liberalismus. Das hat in der vorliegenden Frage, wo es sich um den rein politischen Zusammen­hang der Dinge, nicht aber um ihren ökonomisch- sozialen Untergrund handelt, nichts auf sich. Wir nehmen von seinen Personenschilderungen Stenntniß, ohne uns seine Folgeringen zu eigen zu machen. Wenn seine einzige Hoffnung gegenüber der Dynastie Bismarck   die ist, daß Bismarck   der Vater nicht unsterblich ist, und daß, wenn derselbe todt ist, Wilhelm II  . sich sehr bald gegen die Autorität Bismarcks II. auf­lehnen wird, so ist das ein sehr schwacher Troft und verräth eine große Unterschätzung der Leistungsfähigkeit des do ut des- Prinzips, sowie der Anpassungsfähigkeit eines Herbert Bismarck  . Die unverschämtesten Patrone sind in der Regel zugleich auch die servilsten, und Herbert ist feine Ausnahme. Wohl ist ein Umschlagen der dicken Freundschaft in blutige Feindschaft teineswegs unmöglich wie das Schicksal einer andern Freundschaft" zeigte aber was wäre damit gewonnen? Die persönlichen Gegner der Bismarckippe hätten vielleicht eine Gening­thnung, die Opfer des Systems Bismarck feine, denn dieses kann die Personen sehr wohl überleben.t

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Nicht aber wird die Herrlichkeit der Dynastie Bismarc den Zusammenbruch des Systems Bismarck überdauern. Und

lichkeit Bismarcks, noch die Charakterlosigkeit Herberts, noch der Che geiz Wilhelms, sondern ein viel mächtigerer, viel einflußreicherer Faktor: das rapide, durch den Gang der ökonomischen Entwicklung immer mehr beschleunigte Umfichgreifen der sozialistischen   Erkenntniß und des Widerstandsgeist es im deutschen   Volke.

Ein deutsches Sittenbild.

( Eingesandt.)

Der Prozeß Eichler, welcher fich soeben in Berlin   abgespielt hat, verdient aus kulturhistorischen Rücksichten eine furze Besprechung. Der angeklagte und jetzt verurtheilte ichler ist ein antisemitischer Student, welcher einen Mitschüler, den jüdischen Studenten Blum, im Duell erschossen hat. Mit der Person des Erschießers haben wir ebensowenig etwas zu thun, wie mit der des Erschossenen, und es fällt uns auch nicht ein, dem Ersteren für seine That die ganze Verant­wortlichkeit aufzuwälzen. Er hätte ebenso gut erschossen werden können, als er nun zum Mörder geworden ist. Die Frage ist: wie kommen junge Leute, die unter normalen Verhältnissen als Kommilitonen( Mit­schüler) in kameradschaftlicher Weise mit einander verkehrt hätten, dazu, einander auf's Grimmigste zu hassen und schließlich einen Kampf auf Leben und Tob einzugehen?

Antwort: durch die Verhegungspolitik, welche jetzt in dem deutschen Reiche herrscht, und eine unentbehrliche Stüße des Systems Bismarck bildet.

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Das Ziel dieses Systems ist der Phrasen entkleidet die A u 3= plünderung des deutschen   Volks durch die Nachkommen der mittelalterlichen Raubritter und durch die Helfershelfer aus der mo­dernen Bourgeoisie, mit denen, zur Sicherung eines besseren geschäft­lichen Erfolgs, Halbpart gemacht wird. Selbstverständlich muß die bürgerliche Kanaille" zu der fetten Beute die junkerlichen Fußtritte in Rauf nehmen, die sie übrigens reichlich verdient hat.

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Damit nun das Volf, welches ausgeplündert wird und mehr und mehr ausgeplündert werden soll, sich nicht allzugefährlich auf die Hinter­füße setzt, werden ihm honigfüße Versprechungen um den Mund ge= schmiert: Blüthe der Industrie, Blüthe des Ackerbau  's, Blüthe der nationalen Arbeit hohe Waarenpreise, hohe Getreidepreise, hohe Löhne und das tausendjährige Reich der Sozialreform furz die lockendsten Gaukelbilder werden dem armen geschorenen und noch mehr zu scheerenden Schaf vor den Augen herumgeschwenkt. Allein so ver­lockend die Bilder auch sind, ganz können sie doch das unglückliche Opferlamm nicht über die Thatsache täuschen, daß es Haare zu lassen hat. Und da mußte denn ein Sündenbock gefunden werden, und er fand sich in den Juden. Jahrhundertelange Unterdrückung hat die Juden zu wirthschaftlichen Praktiken erzogen, durch die sie sich für die politische Unterdrückung entschädigten, aber auch den Haß weiter Bolkskreise auf sich luden. Mit der politischen Gleichstellung der Juden mußten diese Brattiken als Spezialität der Juden verschwinden, und auch der durch sie hervorgerufene Haß um so mehr, als alle diese Praktiken längst Gemeingut der christlichen Bour= geoisie aller Länder und auch eines großen Theiles der Aristokratie geworden sind. Jsbesondere unsere deutschen Schnaps= Junker verstehen sich auf die gemeinsten, wucherischsten Judenpraf­tifen" so ausgezeichnet, daß selbst die abgefeimtesten jüdischen Wucherer" bei ihnen in die Schule gehen könnten.

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In allen Ländern, wo die Gleichstellung der Juden schon seit län= gerer Zeit erfolgt ist, wie in Frankreich   und in England, und in denjenigen Ländern, wo die Juden nie unterdrückt waren, wie in den Vereinigten Staaten   von Nordamerika  , sind die Juden einfach in der Nation aufgegangen, und die Bourgeoiselemente unter ihnen spielen, da sie in der Minorität sind, feine irgend hervorragende Rolle. Zum Beispiel in dem Lande, dessen Bourgeoisie die Ausbeu­tung im folossalsten Stile betreibt und die kolossalsten Vermögen zu­sammenstiehlt: in den Vereinigten Staaten  , nimmt das jüdische Ele­ment innerhalb der ausbeutenden Klassen eine sehr untergeordnete Stellung ein.

In Deutschland   ist die Gleichstellung der Juden noch ziemlich jungen Datums, und die Vorurtheile gegen dieselben sind in weiten Volks­freisen noch nicht erloschen. Darauf bauten die preußischen Naubritter nebst Helfershelfern ihren Plan: sie sagten dem Volk, während sie ihm die Taschen ausleerten: Merkst Du nicht, daß Du beraubt wirst? Der verdammte Jude dort hat's gethan! Hepp! Hepp! Auf die Juden!"

Und so wurde die Judenhaß eingeleitet in Gemäßheit des ur­alten Spizbubenfniffs: daß der Dieb Haltet den Dieb!" ruft, und den Verdacht auf einen Unbetheiligten zu lenken fucht.

Gerade in den Kreisen, auf die hauptsächlich gerechnet wurde, unter den deutschen   Arbeitern, hatten indeß die Raubritter mit ihrem Spizbubenfniff nicht den gewünschten Erfolg: die Sozialdemokratie hatte schon eine solche Summe der Bildung und idealer Gedanken in die Massen des arbeitenden Volkes geworfen, daß für die Lügensaat des Meineidspfaffen Stöcker und seiner Patroue dort kein Boden mehr war. Desto fruchtbareren Boden hat sie bei unserer sogenannten studirenden Jugend gefunden, den Söhnchen der Raubritter und Bourgeois, und erzogen im Geiste der Väter.

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Die deutschen Universitäten sind die Pflanzstätten des wüstesten Anti­semitismus geworden und keine sonstige Rohheit gibt's, die nicht da gepflegt wurde. Das alte Wort des Nömers: Nihil humani a me alienum puto nichts Menschliches und Gesittetes ist mir fremd, übersetzt sich für den reichstreuen Musterstudenten in das Gegen= theil: Alles Menschliche und Gesittete ist mir fremd. Faul, streber­haft, ein Völler, ein Radaubruder, ein Naufbold, ist der Musterstudent der natürliche Feind dessen, der diese christlich- germanischen Eigenschaften nicht hat ―er insultirt ihn, treibt ihn zum Duell und schießt ihn mitunter todt, wie vor einigen Monaten der jüdische Student Blum todtgeschossen ward.);

Die Ermordung des Studenten Blum durch den Antisemiten Eichler ist also ein organischer Auswuchs des Systems Bismarc ebenso wie die Sozialisten hat, der offizielle Boykott gegen die unabhängigen Arbeiter, und was der Giftpflanzen noch mehr sind.

Die Gerichtsverhandlung des Prozesses Eichler bot aber abgesehen von dem Sachverhalt noch einige interessante Momente dar, die er= wähnt zu werden verdienen. Zunächst der charakteristische Zug, daß der Mörder sich zur Gerichtsverhandlung wie zu einer Opern vor= stellung Einlaßtarten verschafft und an seine Verwandten und bewundert sein, daß er Freunde vertheilt hatte. Er wollte

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so schneidig" den verfluchten Judenbengel vom Leben zum Tode be= fördert. Die systematisch gezüchtete Berwilderung unserer sogenannten studirenden Jugend kann nicht wirksamer illustrirt werden.

Ferner müssen wir die Haltung des Staatsanwalts an­nageln, der seiner Sympathie für den schneidigen" Mörder mit zyni scher Offenherzigkeit Ausdruck verlich und von vornherein zugab, daß ein Rothstand der Ehre" bestanden habe mit anderen Worten, daß der antisemitische Studiosus als Mensch von Ehre" dem Duell nicht hätte ausweichen können, weil er vom jüdischen Studiojus be­schimpft worden sei. Und worin hatte die fürchterliche Beschimpfung" bestanden? In der Aeußerung, daß der Antisemitismus ein Hohn auf unsere Zivilisation sei!

Einem Antisemiten die Wahrheit zu sagen, berechtigt diesen zur Ermordung eines Menschen! Fürwahr ein sauberer Staatsanwalt!

Und welcher Unsinn, dieser Nothstand der Ehre!" Als ob die Ghre", welche in einen Nothstand" kommen, das heißt bedroht und ge­fährdet werden kann, einen Schuß Pulver werth gewesen wäre. Die Herren vom Ehrenstandpunkt" mögen es sich merken: wer hre hat, dem kann sie nicht genommen werden; und wer es nöthig hat, seine Ehre" durch ein Duell oder sonstige Hilfsmittel des Ehrenpunkts" herzustellen oder zu vertheidigen, der hat keine Ehre.

Wie thurmhoch stehen doch die deutschen Arbeiter über diesen antisemitischen Studentchen und den anderen Nittern des Ehrenpunkts". Sie haben keinen Begriff vom Ehrenpuntt", aber sie haben Ehre im Leib.

Sozialpolitische Rundschau.

- London  

, 7. Februar 1889.

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Ein Memento! Die Monarchenzunft hat Unglück, und das Loos der Götter auf Erden ist kein beneidenswerthes mehr. Schlag auf Schlag trifft sie das Schicksal oder sollen wir lieber sagen: die Nemesis? und zeigt ihre Hinfälligkeit, ihre Vergänglichkeit der zuschauenden Welt. Neulich war's um in Deutschland  , der frommen Kinderstube und dem monarchischen Paradies zu bleiben neulich war's ein Sproß der Wittelsbacher  , des ältesten der deutschen   Königs­geschlechter und eines der ruhnreichsten", welcher, nachdem er sein Volk anderthalb Jahrzehnte lang im Wahnsinn regiert" hatte, weil der Regierungskomödie im Interesse einer mächtigeren Dynastie ein jähes Ende gemacht ward, im Wahnsinn sich ertränkte.

Gestern war es ein Sproß des ruhmreichsten" der deutschen   Fürsten­geschlechter, ein Hohenzoller- der Erbe des neuen Kaiserthrons der von seinem getreuen Vasallen, den berufenen Hütern und Stüzen des monarchischen Prinzips, auf Leben und Tod, zum Theil mit den infamsten Mitteln bekämpft ward, weil er für die Ideen der neuen Zeit Verständniß hatte. Und wir sehen, wie selbst der Tod, der ihn von dem faum, bestiegenen Thron wieder herabriß, den Haß der Hohenpriester des Fürstenkultus nicht hat abstumpfen können.

Und heute ist es ein Sproß des Hauses Habsburg  , der Erbe des alten Kaiserthrons, der, wie offiziell erklärt wunde, durch Selbstmord oder nach Anderen durch die Kugel eines Rächers seiner Ehre" ein jähes Ende gefunden hat!

Daß diese Schläge einander so rasch folgen, daß der Blitz mit folcher Vorliebe die Paläste sich aussucht, das ist kein Zufall. Der Monarchis mus steht mit der modernen Kultur in so scharfem Widerspruch, daß die Stellung der Monarchen eine anormale, eine unnatürliche geworden ist. Ein Fürst, der nicht denkt, wird zur 3äsarentollheit ge= trieben, und ein Fürst, der denkt und sich seiner Ueberflüssigkeit und Gemeinschädlichkeit bewußt wird, muß sich selber verachten, zum min­desten an sich zweifeln, und er geräth auf die schiefe Ebene, die hinab­führt zum Wahnsinn und zum Selbstmord.

Und daß dieses memento mori gerade jezt kommt, wo die Zäsaren­tollheit ihre tollsten Orgien feiert, das liegt nur im Wesen der Dinge, gibt ihm aber eine verdoppelte Tragik.

" In den allerhöchsten Kreisen" haben die Nachrichten aus Wien   auch einen niederschmetternden Eindruck hervorgebracht. Das fühlen die Herren, die sich bisher freventlich über das gemeine Menschenthum und das fühlen sie, über das gemeine Menschenloos erhaben dünften daß die eherne Faust des Schicksals nach ihrem Herzen, nach ihrem Lebensnerv greift.

Beiläufig glaubt selbst in Desterreich Niemand an den Selbstmord des österreichischen Kronprinzen. Er soll bei einem Liebesabenteuer von dem beleidigten Gatten erschossen und die Komödie des Selbstmordes blos erfunden worden sein, um größeren Skandal zu verhüten. Was auch immer das Nichtige sci die Lehre für die Völker und für die Monarchen ist die gleiche: ein memento mori   für die Monarchie!

Aus Wien   schreibt man uns mit Bezug auf den gewaltsamen Tod des Kronprinzen:

"

Die Aufregung hier können Sie sich vorstellen. Die Liberalen find außer sich über den Tod Nudolf's, der ihre beste Hoffnung war. Er war doch ein liberaler Stronprinz", aber der jezige Thronfolger, der Mann, der über die Särge sprang, ist von vornherein nichts als ein brutaler Kommistnopf. Die Liberalen haben keine Aussicht mehr, daß ein Wechsel von Oben ihnen wieder auf die Beine hilft.

Die Masse der Bevölkerung aber ist namentlich erregt über das Ge­heimmiß, das über dem plötzlichen Tode Rudolf's liegt. Daß er einer Schußwunde erlegen, hat man nothgedrungen offiziell eingestanden, ob er aber wirklich selbst Hand an sich gelegt oder erschossen worden, darüber laufen die widersprechendsten Lesarten um, die aber sämmtlich darauf hinanslaufen: Dahinter stedt ein Weib! Dazu tommt, daß nur einige wenige Hofbeamte die Leiche sehen durften und Niemand nähere Auskunft über die Todesart und die Umstände der Auffindung der Leiche erhielt.

In Kreisen, die mit der Aristokratie und dem Hofe Fühlung haben, erzählt man, Rudolf habe in dem einsamen Jagdschloß ein Verhältniß mit der Frau eines Försters unterhalten. Der Mann habe das Paar in flagranti ertappt und den Kronprinzen niedergeschossen. Die Ge­schichte klingt plausibel, das ist auch Alles, was man darüber sagen

fann.

Einiges Licht dürfte in die Sache noch kommen; indeß wird die österreichische Presse kaum kompromittirende Thatsachen bringen, cher die englische. Sie dürften also besser unterrichtet sein als ich.

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Was ich konstatiren kann, ist die Haltung der Bevölkerung. So weit ich sehen kann und ich habe mit Leute der verschiedensten Kreise und nicht blos Parteigenossen gesprochen glaubt, wie gesagt, Jeder an gewaltsamen Tod, veranlaßt durch eine Frauenzimmer­Affäre. Klärt sich die Situation nicht noch zu Gunsten Rudolf's auf, dann kann man sagen, daß auch dies Ereigniß wieder eine Erschütte­rung des monarchaisch en Bewußtseins   bedeutet, und das ist eigent­lich wichtiger als die Kenntniß der Todesart Rudolf's.

Es sollen auch schon Verhaftungen wegen Majestäts­beleidigungen vorgekommen sein. Es steht wohl nicht im Wider­spruch zur Erschütterung des monarchischen Bewußtseins, daß man den alten Franz Josef allgemein bedauert. Man bedauert die Alten und schimpft auf die Jungen."

Die mittlerweile eingelaufenen Meldungen widersprechen sich noch in den Einzelheiten, darüber aber stimmen sie alle überein, daß Nudolph im Anschluß an ein Liebes abenteuer ums Leben gekommen. Daß die Einen das Weib eines Försters, die Andern die Schwester eines österreichischen Fürsten  , die Dritten die Tochter eines Barons als die Dame des Drama's mit Bestimmtheit nennen, ist ein Beweis, wie wenig der Erbe der apostolischen Majestät seinen Kultus der freien Liebe( dieses Greuels vor dem Herrn) und des sechsten Gebots zu verheimlichen für nöthig hielt. Er that aber in diesem Punft nichts, was nicht seine Standesgenossen, das ganze von der Rückführung des Voltes zur Religion schwaßende Aristokratenpack ebenfalls im gleichen Maße thut.

Aber konstatirt muß es werden gegenüber dem verheichelten Geschrei von der Immoralität der Sozialdemokratie, die es wagt, die ge­heiligten Fundamente der Ehe und Familie anzutasten.

Im Uebrigen stimmen wir durchaus Denen bei, welche hervorheben, daß Rudolf neben seinen Liebesaffären noch Sinn für geistige Inter­essen hatte und sich darin vortheilhaft z. B. von seinem Ex- Freund Wilhelm II  . unterschied. Diesen soll der Tod des verhaßten Professoren­Prinzen" eine Zeit lang sehr nachdenklich gestimmt haben. Ist ce doch noch gar nicht lange her, daß eine Hofdame, die Tochter eines Gutsbesizers aus der Provinz Posen  , den Berliner   Hof verlasse mußte, weil es sich nicht länger. verbergen ließ, daß sie von dem from­men Helden auf dem Hohenzollernthron gesegnet wurde. Vo dem elenden Buben ist keine sicher" soll der Vater der Dame au dem Bahnhof in Bromberg   wüthend ausgerufen haben, aber vo einer Anklage auf Majestätsbeleidigung hat man nichts gehört. Warum sollte man auch? Jst's nicht ein Ruhm, der Unwider stehliche" der Frauenwelt zu sein?

10015

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Zu der vorige Nummer mitgetheilten skandalösen Verurthei Inng unserer Genossen Donath und Schönfeld in Dresden   schreibt man uns von dort:

Was der Sozialdemokrat" in Nr. 4 von den Posener Nichtera sogte, gilt auch von den Richtern der zweiten Strafkammer des Landgerichts Dresden  , sie sind

ehrlofe Schufte.

Das in Frage kommende Flugblatt zur Feier des zehnjährigen Bez standes des Sozialistengesezes war zwar scharf, aber es enthielt tein Kritik der deutschen   Zustände, die nicht in unzähligen Reden und Zeitungs artikeln über die einzelnen im Flugblatt besprochenen Punkte geäußert

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