thane Ehre schier blau und grün an und wußte nicht, sollte sie mehr über die Präfeften oder den vielversprechenden Minister des Innern, Constans , herfallen, der vielleicht gar einen Tag und eine Nacht ver= fäumt, die nöthigen Befehle zu geben.
Einen thatsächlichen Erfolg haben die Gewerkschaften von Lyon in Folge ihrer Anforderungen erzielt. Laut stadträthlichen Beschlusses sind ihnen folgende Konzessionen zugestanden: Ueberweisung etnes Fonds von 2000 Franken, um unbemittelten, vor dem Gewerbeschiebsgericht flagbar gewordenen Arbeiten die Kosten vorzuschießen; Errichtung einer Arbeitsbörse; Gewährung eines Seredits von 10,000 Frs., um einstwellen den Gewerkschaften die Miethe entsprechender Lokalitäten zu ermöglichen. Gründung eines Asyls für Arbeitsinvaliden; Aufstellung eines festen Lohntarifs für städtische Arbeiten; Unterstellung der Streitfälle in gewissen Industrien unter das Gewerbeschiedsgericht.
In agitatorischer Beziehung hat der Schritt der Gewerkschaften feinen Zweck in vollsten Maße erfüllt, ganz gleich, ob die Manifestation erfolgt oder unterblieben ist. Man kann wohl behaupten, daß dies im lepteren Falle erst recht geschehen ist. Die zur Unterdrückung der Manifestion ergriffenen Maßregeln haben die sentimentale Phrase von der Gleichheit Aller vor dem Gesez in ihrer ganzen Hohlheit gezeigt. Was dem Hinz recht ist, ist dem Kunz nicht billig, sobald letzterer, nur ein Arbeiter ist. Eine durchaus friedliche Manifestation der Proletarier wird von vorn herein als Rebellion, als umstürzlerisches Manöver angeschwärzt, sie wird verboten, die Gewalten schicken sich an, dieselbe mit Lust und Liebe zur Sache niederzukartätschen. Eine Manifestation des angemästeten Bürgerthums hat dagegen stets auf den Beistand von Negierung und Polizei zu zählen. Man vergleiche mit dem Verhalten der Regierung der beabsichtigten Manifestation der Gewerkschaften gegenüber die stillvergnügte Bereitwilligkeit, mit der die Staatsgewalt im vorigeu Jahre die Demonstrationen der anti- boulangistischen Studenten zuließ, Demonstrationen, die in wahre Straßenschlachten, mit aufgehaltenen Wagen, ruinirten Ladenauslagen ausarteten. Die Lehre wird für das französische Proletariat nicht verloren gehen.
Die Aktion der unabhängigen kollektivistischen und blanquistischen Gewerkschaften ließ wieder die Spaltung der französischen Arbeiterbewegung scharf hervortreten. Die Possibilisten hielten sich allen angebahnten Schritten nicht nur fern, sondern bekämpften dieselben in scharfer Weise. Joffrin bezeichnete die Manifestation als ein boulangistisches Manöver", das Nationalfomité erklärte, sich von ihr fernzuhalten, weil ihre Organisatoren verdächtig seien und die Lage der Republik die Manifestation noch verdächtiger mache. Die Versammlung der Delegirten der Fe deration des Zentrums" gab eine dahin lautende Erklärung ab, daß die betreffende Organisation von einer Betheiligung an der Manifestation absehe, um die im Lande herrschende Verwirrung nicht noch zu steigern und die Nepublik nicht noch mehr herabzusetzen. Beachtung verdient die mit Vorstehendem verbundene Erklärung, daß sämmtliche bürgerliche Parteien für die derzeitige Situation verantwortlich seien, und daß die poffibilistische Arbeiterpartei folglich bei den bevorstehenden Wahlen allen bürgerlichen Parteien Klassenkandidaten gegenüberstellen werde. Draſtischer kann eine Partei ihre eigne Taktik nicht als abgeschmackt hinstellen, als es damit wider Willen die possibilistische thut. In der That, wodurch wird sich die Situation in etlichen Monaten von derjenigen vor etlichen Monaten unterscheiden? Aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine weitere riesige Entwickelung des Boulangismus. Die Republik ist also nach wie vor in Gefahr", und die veränderte Taktik beweist nur, daß die„ republikanische Stonzentration" ein verfehltes Mittel zu ihrer Rettung war.
Je höher die Löhne hier steigen, desto mehr würde jene Wahrheit in die Augen fallen.
Hohe Löhne steigern den Gesammtverbrauch, die Industriekraft im Innern; niedrige schwächen nicht blos die Konjumfähigkeit des Volkes, sondern seine Arbeitskraft und Beistungsfähigkeit und damit die Möglichfeit der Export- Konkurrenz.
Weiter:
Wir sahen, wie die niedrigen Löhne sich in zweiter Linie gegen die Industrie selbst bedrohlich richten." Hat der Arbeiter kein Geld, kauft er Nichts."
Die Industrie arbeitet daher für den Export, well fte im Inlande feinen genügenden Absatzmarkt findet.
Nun tritt folgende Merkwürdigkeit ein.
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Die Strafe für niedrige Löhne ereilt die Industriellen nicht blos auf heinischem, sondern auch auf ausländischem Markte, und zwar in einer hochinteressanten Form, die das Studium aller Interessenten werth ist. Die Strafe, von der wir hier reden, tritt als eine Nemesis auf, die den Industriellen an dem Gliede, mit dem sie gefrevelt, Bergeltung zu kommen läßt.
Die Industrie mancher Länder reduzirt die Löhne zeitweilig, um angeblich die Konkurrenz mit dem Ausland auszuhalten; für die ersten paar Jahre mag die Konkurrenz gelingen; dann stellt sich jedoch ein Nachtheil ein, der von verheerenden, dauernden Wirkungen ist, wie jest Belgien an sich selbst erfahren muß.
In Belgien hat man im Laufe der Jahre der„ Ausland- Konkurrenz" halber die Löhne auf eine unerträgliche Minimalstufe hinabgedrückt. Trotz alledem hapert's aber jezt mit dem Ausland- Export; die Industriellen und Staatsweisen zerbrachen sich die Köpfe und grübelten den Ursachen nach. Wir zahlen niedrigere Löhne", sagten sie, als irgend ein Land und können mit Ländern, die höhere Löhne zahlen, doch nicht im Auslande konkurriren."
Und die Antwort fommt nun vom Auslande:„ Ihr habt Gure Arbeiter so lange ausgesogen, daß die Generation geschwächt wurde und die belgischen Arbeiter nicht mehr so viel leisten können, wie Andere, die höhere Löhne bekommen, daher besser essen und trinken. Das ist die Lösung des Räthsels."
Für einen Kenner amerikanischer Verhältnisse und besonders für den Arbeiter, der in Europa und hier geschafft hat, ist das längst kein Geheimniß mehr, daß für den hiesigen Fabrikanten der etwas höhere amerikanische Lohn fein weggeworfenes Geld ist. Durch die größere Leistungsfähigkeit des amerikanischen Arbeiters wird dem Fabrikanten das Plus des hiesigen Lohnes über den europäischen zehnfach wiedergegeben.
Und bekannt ist es, daß seit einer Reihe von Jahren alle Vereinigte Staaten Konsuln im Auslande in ihren amtlichen Jahresberichten dar gethan haben, daß Amerika nicht bloß troz, sondern in Folge höherer Löhne konkurrenzfähig mit dem Auslande bleibt, weil für den ameri fanischen Lohn ein ungleich größeres Quantum Arbeit geleistet wird, als in Europa . Alle Ver. Staaten Konsuln haben in einer ununterbrochenen Reihe von Jahren das Quantum der im Auslande geleisteten Produktion mit der amerikanischen unter Zugrundelegung des Gesammt lohnes verglichen und gefunden, daß der amerikanische Produzent durch den höheren Lohn und die damit verbundene stärkere Leistungsfähigkeit des Arbeiters ein größeres Quantum Arbeit erhält, als der europäische Produzent bei niedrigen Löhnen.
Für Amerikaner ist das also nichts Neues.
Nen aber ist, daß die Bourgeoisie in Deutschland diese Wahrheit zn begreifen anfängt. Rein geringeres Blatt, als die Deutsche Volks wirthschaftliche Sorrespondenz", das offizielle Organ des des deutschen Fabrikanten- Verbands, äußert sich über den Niedergang der belgischen Auslands- Konkurrenz wie folgt:
Der Gemeinschaden niedriger Löhne. die geringen Löhne, die man zahlte, so lange unterboten worden sind,
Von Adolph Hepner.
Die Fabrikanten und Industriellen aller Art in den Vereinigten Staaten haben es bis jetzt noch nie zu bereuen gehabt, wenn sie relativ höhere Löhne als das Ausland zahlten. Denn so viel man auch über die Konkurrenzfähigkeit dem Auslande gegenüber und die Bedeutung des Exports sagen mag, das Inlandsgeschäft ist hundertmal wichtiger. Wir behaupten, daß man von Ackerbauprodukten wie dem ameri fanischen Weizen abgesehen, der in größerer Menge erzeugt wird, als für dieses Land nöthig ist an die Beurtheilung des Exports bisher einen falschen Maßstab gesetzt hat.
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Die Alltags- Statistiker und Bourgeois- Dekonomen stellen in der Regel den Export als Gewinn und den Import als Verlust für ein Land dar, weil beim Export Geld in's Land kommt, beim Import Geld hinausgeht.
Wenn der Export dem Import ungefähr gleichfteht oder ihn gar übertrifft, halten diese Weisen die Handelsbilanz der Nation für günstig; geht aber mehr Geld in's Ausland durch den Import, als durch den Export hereinkommt, dann steht es ihrer Ansicht nach faul mit dem Staate.
In Wirklichkeit liegen aber die Dinge ganz anders.
Wenn wir solche Stoffe und Waaren- Artikel in großen Quantitäten erportiren, an denen im Inlande kein Ueberfluß vorhanden ist, dann ist solcher Export ein Armuthszeugniß für uns; sie werden exportirt, weil unser Volf zu arm ist, sie massenhaft zu kaufen; wäre das Volk besser fituirt, so würde die heimische Industrie jenes Artikels vom heimischen Markt so in Anspruch genommen sein, daß ihr am Ausland, am Export, nicht viel läge.
Denn das ist eine Alltagserfahrung. Wenn der Industrielle oder Kaufmann seine Waare daheim oder in allernächster Nähe mit einigem Profit schnell umseßen kann, so schweift er nicht in die Ferne. Das allererste und wichtigste Prinzip jedes Geschäfts ist: Schneller Umsatz mit möglichst geringen Unkosten( Spesen, deutsch- amerikanisch" Grpenses).
Großstädtische Fabrikanten und Engroshändler, die eine bedeutende Lokaltundschaft haben, stellen sich immer welt besser, als die Konkurrenten desselben Genres und desselben Geschäftsumfanges, welche die kolossalen Spesen für Reisende zu tragen haben und über Kreditfähigkeit der auswärtigen Kunden schlecht informirt sind.
Es würde also jeder Industrielle mit Vergnügen dem ausländischen Markte den inländischen vorziehen, wenn er ihn fände. Darüber kann tein Zweifel sein.
Aber das Volk ist zu arm, um sich Komfort- Gegenstände in genügender Quantität und Qualität anzuschaffen; das arbeitende Volt einer Industriebranche ist nicht in der Lage, das mit seinen eigenen Händen hergestellte Gut für seinen eigenen Gebrauch käuflich zu erwerben. Der Webereiarbeiter muß mit einem billigen Stoff- Anzug fürlieb nehmen und der Kunsttischler mit schmucklosem Mobiliar; die Niedrigkeit ihrer Löhne gestattet ihnen nicht, als Kunden der von ihnen selbst für den Fabrifanten verfertigten Waaren aufzutreten. Und so ist im Allgemeinen die Kauffähigkeit der arbeitenden Klasse in die engsten Grenzen gebannt. Das ist die Ursache, daß die Industrie ein Ventil im Export nach dem Auslande sucht.
Wären die Löhne allgemein höher, dann würde der Export ohne daß man ihn gerade zu verachten brauchte nicht die schwere Bedeutung erlangen, die er für ärmere Länder, wie Deutschland und Belgien , bereits besitzt.
In den Ver. Staaten ist die Sache nicht ganz so schlimm; denn mehr als die Hälfte unseres Exports besteht in Baumwolle und landwirthschaftlichen Massenprodukten, in Artikeln also, an welchen das Land so viel erzeugt, daß bei vernünftiger Regulirung der Gesellschaftsverhältnisse ein Theil der Produkte au das Ausland abgegeben werden könnte, ohne daß das Inland Mangel daran litte.
Der Export fertiger Industrie- Artikel nimmt in der amerikanischen Gesammt- Industrie feinen so unbescheidenen Theil ein, wie in Deutsch land und Belgien .
Das kommt aber nicht daher, weil die hiesige Industrie wegen der höheren Löhne nicht mit dem Auslande konkurriren kann, sondern umgefehrt, weil in Folge der etwas höheren Löhne der amerikanische Arbeiter leichter, als der deutsche und belgische, einen Thaler ausgeben kann und daher die amerikanische Industrie für ihre Erzeugnisse mehr Verwendung im Juland findet, als die deutsche und belgische.
Die Stauffähigkeit des amerikanischen Arbeiters ist ein wenig stärker als die des kontinental- europäischen.
" Daß gerade von Belgien aus die Weltmarktpreise mit Rücksicht auf bis die Leistungsfähigkeit der belgischen Arbeiter so weit herabgedrückt wurde, daß nun die belgische Grport- Judustrie außer Konkurrenz gesetzt zu werden befürchten muß, falls man die Löhne erhöhen würde." So rächt sich der Gemeinschaden niedriger Löhne an einer Nation. Die Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz" sollte nicht ver= fehlen, Deutschland daran zu erinnern, daß es gewisse Gegenden und gewisse Exportartikel deutscher Distrikte gibt, die in Bälde von derselben Strafe heimgesucht werden könnten. ( N.-Y." Sozialiſt".)
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ist the 25 1919 191
lassane
Beschluß hinwegseßen können, dann werden es natürlich andere Wahltreise ebenfalls thun. Der Schreiber bieser Zellen zweifelt keinen Augenblick, das es auch dieses Mal genau wieder so kommen wird, wie in allen früheren Fällen. Das Beispiel Magdeburgs ist schon ein recht refpettabler Anfang. Es spielen bei der Kandidatenfrage viele persönliche und sachliche Momente mit, welche durch Kongreßbeschlüsse nicht mir nichts dir nichts aus der Welt zu schaffen sind. Wir werden also auch dieses Mal wieder Vielkandidaturen und vielleicht auch Doppelwahlen haben. Was aber, fragen wir, haben Kongreßbeschlüsse für eine Bedeutung, die ebenso regelmäßig gefaßt, wie fie ebenso regelmäßig sowohl von den Beschließern selbst als auch von den Parteigenossen überhaupt nicht be= achtet werden?
Im Protokoll über den St. Gallener Parteitag steht Seite 34, daß der Antrag: Der Parteitag verlangt von dem fünftigen Zentralwahlfomite der Partei, daß dasselbe den Vielkandidaturen einzelner Genossen nach Möglichkeit entgegentritt" einstimmig angenommen wurde. Nun möchten wir fragen, ist die Fraktion dem Beschlusse der Magdeburger Genoffen entgegengetreten"? So viel wir erfahren fonnten, hat so ziemlich das Gegenthell stattgefunden und ist die Kandidatur Vollmars mit Zustimmung der Fraktion aufgestellt worden. Was beweist das? Sollen wir daraus etwa schließen, daß die Fraktion sich leichtsinniger Weise über Kongreßbeschlüsse hinwegfezt, oder daß es ihr mit der Aufrechthaltung der Parteidisziplin nicht ernst ist? Das wäre gewiß ein falscher Schluß. Die Frattion hat sich eben wahr= scheinlich vor einer Thatsache gesehen, die sie nicht zu verhindern vermochte, fie hat zugestimmt, weil auch die Verweigerung ihrer Zustimmung die Aufstellung Bollmars nicht verhindert hätte. Dasselbe Schauspiel aber, wie in Magdeburg , werden wir noch in vielen Kreisen erleben. Es steht also fest, daß die Kongreßbeschlüsse über Vielkandidaturen nicht gehalten werden, und zwar aus dem sehr einfachen Grunde, weil sie nicht gehalten werden können. Sachliche und noch viel mehr persönliche Gründe stellen sich der Durchführung dieser Beschlüsse als unüberwind liche Hindernisse in den Weg. Mögen sich die Genossen dies entschieden flar machen, dann wird ein derartiger überflüssiger Beschluß nicht mehr gefaßt werden und Theorie und Praxis wird nicht fortlaufend in schreiendem Widerspruch stehen. Will man aber, trop den bisherigen Erfahrungen, an dem bisher inne gehaltenen Standpunkt festhalten, dann schlägt der Schreiber diefer Zeilen vor, das nächste Mal nicht mehr einen doch nur platonisch gedachten Beschluß zu fassen, sondern zu beantragen, daß sämmtliche anwesende Parteitag- Besucher sich auf Ehrenwort verpflichten, bei der nächsten Wahl nur Eine Kandidatur anzunehmen. Man wird sehen, es werden dann so viel Bedenken laut, daß es zu einem Berbotsbeschluß nicht kommt."
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Sozialpolitische Rundschau.
310 1910
Noch Etwas über die in Deutschland waltende Gleichberechti gung. Der„ Sozialdemokrat", schreibt man uns aus Deutschland , hat schon wiederholt auf die charakterische Eigenthümlichkeit des herrschen den Systems aufmerksam gemacht, seine verwerflichen Handlungen und Strebungen mit der Flagge ehrlicher Ausdrücke zu decken und zu diesem Zweck eine planmäßige Wort- Falschmünzerei zu treiben. Der Inhalt der Wörter wird in sein Gegentheil verkehrt, und je gemeiner die Sache desto ehrwürdiger die Form, welche dafür gewählt wird. Eine besonders interessante Geschichte nach dieser Richtung hin hat z. B. das Wort:„ Patriot". Es kam auf in der französischen Revolution und bezeichnete den Anhänger und Vorfämpfer der Revolution, welcher das Vaterland derselben gegen die ver schwornen Monarchen des Auslands vertheidigte. Das Vaterland war das Vaterland der Revolution, war die Nevola patrie Iution, und der Patriot ein Revolutionsmann. Später wurde das Wort von der siegreichen Reaktion oder Kontrerevolution gestohlen, der Patriot verwandelte sich in einen Anhänger und ein Werkzeug der Reaktion, der Kontrerevolution, und der deutsche Patriot von heute ist der Todfeind alles dessen, was der französische Patriot zu Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts als sein Ideal betrachtete und wofür er sein Herzblut hingab. Der patriotische walthaber verwandelt.
Zur Frage der Vielfandidaturen. Revolutionsmann hat sich in einen patriotischen Speichellecker und Ge
Vont geschätzter Selte wird uns geschrieben:
Wir haben fast noch ein ganzes Jahr bis zu den nächsten Wahlen, trotzdem aber beschäftigen dieselben bereits überall die Genossen. Hie und da mag für diese frühe Thätigkeit die Befürchtung maßgebend sein, daß Bismarck es wieder auf einen Koup abgesehen habe und den Reichstag eines Tages plöglich auflösen werde eine Annahme, die wir aber nicht theilen, denn einen solchen Reichstag wie den jezigen kriegt Otto der Eisenstirnige sobald nicht wieder zusammen; er wird ihn also ausnügen bis zur legten Stunde. Sei dem aber wie es will, auf alle Fälle ist es gut, daß unsere Genossen rechtzeitig auf dem Posten sind. Zu früh kann man in dieser Beziehung nie aufstehen. Daß auch die Parteileitung, die Reichstagsfrattion, auf dem Posten ist und die nöthigen Vorbereitungen bereits trifft, darf man wohl daraus schließen, daß soeben eine Notiz durch die deutsche Arbeiterpresse geht, wonach eine Zusammenstellung jener Genossen, welche geeignet und gewillt sind, eine Kandidatur für die nächsten Wahlen anzunehmen, fiebzig Namen aufweist, mit denen aber die wirklich vorhandenen Kräfte noch nicht erschöpft sein sollen. Ju
Es wird an diese Notiz ausdrücklich die Bemerkung geknüpft, daß ein Kandidatenmangel also nicht vorhanden set und daß deshalb eine Vielkandidatur einzelner Genossen sehr wohl vermieden werden könne. Wir gestehen, daß wir in Bezug auf lepteren Punkt von feher etwas skeptisch dachten, und wir haben deshalb auch den darauf bezüglichen Beschlüssen der verschiedenen Parteitage und Kongresse immer unfer Nein entgegengestellt, sind aber damit regelmäßig in verschwin= dender Minorität geblieben. Anders gestaltete sich der Sachverhalt allerdings immer, sobald es zu den Wahlen fam, denn seit dem zweiten Eisenacher Kongreß 1873, wo der Beschluß, daß Vielkandidaturen unzulässig seien und deshalb unterbleiben sollen, zum ersten Male gefaßt wurde und seitdem wurde er auf allen Stongreffen und Parteitagen wiederholt sind die Vielkandidaturen in geradezu progressiver Weise gestiegen. Haben wir doch schon Favoriten gehabt, die es bis zu 37 Kandidaturen brachten. Ob sich das bei den bevorstehenden Wahlen wiederholen wird, lassen wir dahingestellt, aufmerksam machen wollen wir aber und das ist der Zweck dieser Zeilen, daß fast zu gleicher Zeit, wo wir erfahren, daß die Partei über eine ausreichende Zahl von Genoffen verfügt, um die einzelnen Wahlkreise zu beseßen, auch schon wieder die Nachricht auftaucht, daß die Genossen, in einem Wahlkreis, der schon einmal durch einen Sozialdemokraten vertreten war und den man als ziemlich sicher für unsere Partei betrachten darf, nämlich als Magdeburg , dem Beschluß les. Gaffener Barteltages bereits
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wieder ein Schnippchen geschlagen haben.
Die Magdeburger Genossen haben nämlich von der Wiederaufstelling ihres früheren Vertreters, A. Heine, abgesehen und an dessen Stelle den Genossen von Vollmar aufgestellt. Letzterer wird aber in ift, M in chen, wo er bekanntlich bereits einmal gewählt worden ebenfalls wieder kandidiren. Das letzte Mal unterlag er allerdings dem ultramontanen Gegner mit 12,494 gegen 14,493 Stimmen, aber bei dem starken Wachsthum Münchens und dem Umstande, daß dieser Zuwachs fast ausschließlich auf die Arbeiterbevölkerung kommt, und daß gerade in Bayern und hier wieder speziell in München der Ultramontanismus in rafchem Abwirthschaften begriffen, ist es sehr wahrscheinlich, daß Genoffe Vollmar das nächste Mal in München II wieder gewählt wird. Daß in diesem Falle Vollmar das Münchener Mandat annehmen wird, ist selbstverständlich. Die Magdeburger werden aber, vorausgesetzt, daß Vollmar auch dort gewählt wird und einen Sieg in Magde burg wünschen und hoffen wir doch Alle das Vergnügen einer Nachwahl haben, bei denen wir bis jetzt bekanntlich meist sehr schlechte Geschäfte gemacht haben.
Wenn sich aber die Magdeburger Genossen über den St. Gallenter
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Aehnliche Metamorphosen lassen sich zu Duzenden und Hunderten nachweisen. Das jüngste Opfer dieser modernen Falschmünzerei( die natürlich auch„ patriotisch" ist) heißt Gleichberechtigung. Unter Gleichberechtigung verstand man bisher die Gleichheit her politischen Rechte die politische Gleichstellung der Individuen, der Stände, der Klassen. Und die deutschen Arbeiter, welche gleich anderen gewöhnlichen Menschen das Wort in dieser Bedeutung, und nur in dieser Bedeutung, verstanden, waren in Folge dessen mit Rücksicht auf das Sozialistengesetz und die Prostription der Sozialisten der festen leberzeugung, daß in Deutschland , für die Arbeiter wenigstens, von einer Gleichberechtigung nicht die Rede sein kann.
Die deutschen Arbeiter haben sich geirrt; sie sind der Gleichberechti gung theilhaftig das Sozialistengefeß und die Preßforruption find bloße Phantasiegebilde und in keinem Lande der Welt ist die Gleichberechtigung überhaupt so vollständig verwirklicht und ist für die Arbeiter so viel geschehen als in dem monarchischen" Deutschland .
Das ist die neueste Wahrheit. Und wer sie nicht glaubt, der macht fich einer zum Mindesten indirekten Majestätsbeleidigung schuldig; denn der Mann, der das gesagt hat, ist Niemand anders als Wilhelm der Zweite, König von Preußen und Kaiser von Deutschland .
Wenn fünftig ein Arbeiter, der für die Rechte der Arbeit, und der Arbeiter eintritt, deshalb weil er dies thut, ins Gefängniß geworfer, von Frau und Kind getrennt und wie ein wildes Thier durch das Land gehezt wird, dann kann er sich mit dem Gedanken trösten: das geschieht im Namen der Gleichberechtigung mein Kaiser, meint Staiser hat's ja gejagt.
Für den Frevel des Hohns, der in diesent Katserwort liegt, wollen wir den Kaiser nicht persönlich verantworten machen bei dem Leben, welches man ihn hat führen lassen, ist er nicht im Stande gewesen, sich über so unwichtige Dinge wie„ Gleichberechtigung", Ausnahmegeseße, Sozialismus, Arbeiterbewegung u. s. w. zu unterrichten. Aber welch vernichtendes Urtheil muß ein System treffen, dessen vornehmstes, mit fast göttlichen Attributen ausgestattetes Organ in solcher Weise die Thats sachen auf den Kopf stellt und der Wahrheit nicht minder heftig als dem gesunden Menschenverstand ins Gesicht schlägt?
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Die Dynastie Bismarck , die„ providentielle" Behälterin und Schirmerin der Dynastie Hohenzollern , sieht sich von immer gefährlicheren Schwierigkeiten umringt. Ein wahrer Wolkenbruch von Mißerfolgen in der auswärtigen Politit regnet auf fie herab. Die auswärtige Politik, für deren Meister sich Bismarck von seiner Reptilienpresse ausgeben ließ, bringt seit längerer Zeit nur Niederlagen und Blama gen. Die in widerlichem Wettfriechen" erbettelte Allianz mit Rußland ist schmählich in's Wasser gefallen. Der Dreibund hat in Ungarn und in Italien „ Stöße in's Herz" erhalten und pfeift auf dem legten Loche. Und nun erst die Kolonialpolitik! Daß Gott sich erbarm. Bismarck spricht schon von den sogenannten Kolonien" und dem Unverstand der consules missi der entiendeten Kolonialbeamten, die an allem Schuld seien. Natürlich weiß jeder Dentfähige, daß dies eine freche Lügerei ist und daß, soweit nur von einer Verantwortlichkeit die Nede sein kann, in erster Linie der, Chef" der consules, missi die Verantwortlichkeit trägt. Aber die Thatsache, daß der bankerotte Gewaltund Schwindel- Politiker die Schuld auf seine Werkzeuge zu wälzen sucht, hat insofern Bedeutung, als sie verräth, daß er den Bankerott feiner Politik begriffen hat.
Zu unserer großen Genugthnung hat diese Erkenntniß ihm nicht die Besonnenheit zurückgegeben er taumelt nach wie vor vont
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