Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindhett" was in's Moderne übersetzt ungefähr lauten würde: Entlarvte Verbrecher drehen sich selber den Strid.

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Fehler zu Fehler, und hat es jetzt durch die blödsinnigen Provokationen weg. Am 30. März 1881 ist er von Herrn von Buttfamer in öffent­feiner Leibreptilien( der Busch'chen und sonstiger Fartcatcher) glücklichlicher Reichstagsfizung mit folgenden Worten als gefügiges Werkzeug so weit gebracht, daß die einzige Regierung, mit der das bismarck'sche des Protettors aller meineidigen Polizei- Hallunken gelobt worden: Reich noch auf leidlich gutem Fnß stand: die amerikanische, in ,, Bevor ich so gleichsam aus dem großen Korbe alle Dinge hier die schärfste Opposition gegen die deutsche Politik getrieben worden ist. zur Entgegnung wieder vorbringe, will ich zunächst einen Ehren­mann gegen die ich darf wohl sagen Verunglimpfungen des Herrn Vorredners in Schuh nehmen; das ist der Polizeikom­missarius Engel in Altona . Meine Herren, das ist ein sehr treuer, zuverlässiger Beamter; er ist protokollarisch vernommen worden über alle diejenigen ihm schon vorher bekannten Insinua­Honen, welche der Herr Vorredner eben von der Tribüne gegen ihn vorgebracht hat; er hat auf seinen Dienste id versichert, daß kein Wort von dem wahr ist, was davon im Reichstage der Herr Abgeordnete Auer gegen ihn vorgebracht hat." Dithyrambischer hat der Er- Spizelminister selbst den Jhring- Mahlow nicht gefeiert man ermesse daraus die Verworfenheit des Al­tonaer Ordnungshelden. Daß er es nicht gewagt, den Wichmann zu ver= flagen, ist an sich schon Beweis, Puttkamers Lob aber die authen= tischste Bestätigung, daß seine Diensteide nichtswürdige Me in­

In den obersten Regionen herrscht die wildeste Anarchie, der Krieg Aller gegen Alle. Hie Bismarck Vater und Sohn! Hie Waldersee und Stöcker! Hie Hazfeldt! So schwirrt es durcheinander, und aus dem tausendfach verschlimgenen Intriguengewebe ist es schwer, die einzelnen Zettelungen und Ränke genau von einander zu unterscheiden. Daß neben der Dynastie Bismarck zwei Prätendenten sich hervorgewagt haben, oder richtiger: aufgestellt werden fonnten, das fennzeichnet die Situation und verkündet den Sturz der Dynastie Bismarck . Wenn das persönliche Regiment aufhört absolut zu sein, hört es auch auf zu existiren. Wer die Rolle des eisernen Stanzlers spielen will, darf fich nicht schwach zeigen, darf nicht altern. Der alternde Kanzler, das ist der zahnlose Löwe, dem jeder Esel einen Fußtritt versetzen kann. Und die nationalliberalen Gjel haben den Fußtritt allerdings schon eingeübt, so frampshaft sie es auch ableugnen. Der Eiserne " aber behauptet, er altere" nicht, er habe blos neulich, als er sich in der Kolonialdebatte so arg blamirt, kein ordentliches Frühstück im Leibe gehabt, und da habe ihm der nöthige Spiritus gefehlt. Das troz der 6 Wassergläser voll Rognak ungewässert, unverzückert deß ein sehr bedenkliches Zeichen.

ist in­

Die Mohrenwäsche verunglückt. Der neue Mahlow­Ihring- Prozeß", lesen wir in deutschen Blättern, ist jetzt ein= gestellt worden, nachdem die Verhandlung neun bis zehn Mal ver­tagt worden war. Man wird sich erinnern, daß dieser Prozeß den Schußmann Jhring, welchem das Landgericht I. die Glaubwür digkeit abgesprochen hatte, rehabilitiren sollte. Wenn dies nicht gelingen würde, so könnte, nach einer Aeußerung des damaligen Ministers v. Puttkamer im Abgeordnetenhause, Thring nicht im Staats­dienste bleiben." Thatsächlich ist Ihring jetzt Stationsvorsteheradspirant in Oeynhausen. Die Anklage im neuen Mahlow - Jhring- Prozeß" richtete sich gegen Herrn Trescher, damals Redakteur der Volksztg.". Die Einstellung des Verfahrens wird auch dadurch bestätigt, daß ſeit der letzten gerichtlichen Handlung, der im Juni erfolgten Vernehmung des Zeugen Christensen, mehr als sechs Monate verflossen sind."

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Damit wäre also indirett zugestanden, daß Mahlow - Jhring ein unglaubwürdiges Subjekt ist. Wir wußten das bereits vor­her, wollen also auf die Schlüsse, die sich daraus für das System ergeben, dessen Früchtchen Ihring- Mahlow ist, heute nicht welter zu­rückkommen. Aber eine andere Frage müssen wir zur Sprache bringen. Nicht nur find auf die Angaben dieses unglaubwürdigen Bur­schen hin eine Anzahl braver Arbeiter seinerzeit aus Berlin ansge­wiesen und damit in ihrer Eristenz schwer geschädigt worden, es sind auch zwei weitere Arbeiter, die Tischler Markowski und Witt­towski, wegen ihrer Zeugenaussagen gegen ihn auf den Dienst= Eid feines Kumpans Naporra des Meineids für schuldig erkannt und zu je einem Jahr Gefängniß und zwei Jahren Ehrverlust verurtheilt wor= den. Nun, wenu die Staatsanwaltschaft selbst den Verfuch aufgibt, Mahlow- Jhring gegen den Vorwarf der Unglaubwürdigkeit zu verthei­digen, so liegen tausend Wahrscheinlichkeiten gegen Eine vor, daß wäh= rend der meineidige Schuft frei umherging und auf Staatsfosten ge= mästet wurde, ehrliche Arbeiter seinetwegen mit dem Brandmal des Meineids behaftet und der entehrenden Behandlung im Gefängniß aus­gesezt wurden. Gäbe es eine Gerechtigkeit in Preußen, so würden sie für die zu Unrecht erlittene Strafe entschädigt und der freche Ver­Icumder zur Rechenschaft gezogen. Aber Gerechtigkeit in Preußen! Sie ist vorhanden, o ja, aber es steht mit ihr genau so wie mit der fa­mojen Gleichberechtigung".

Und darum bleiben die beiden Arbeiter meineidig" ihr Leben lang Allgemeine Ehrenzeichen. und Ihring- Mahlow behält das

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Beiläufig muß auch erwähnt werden, daß es Rache für die Entlarvung Ihring- Mahlows war, daß Jens Christensen aus Berlin ausgewiesen und durch und aus Deutschland gehezt wurde, und daß es aus Ra che für die Kennzeichnung des Burschen im Reichs­tag geschah, daß Genosse Singer die Ausweisung erhielt, die ihn zwang, aus seinem blühenden Geschäft auszutreten.

Soviel Schurterei um einen Schurken!

Buttkamer'sche Ehrenmänner unter sich. Der Gr- Spizel Wichmann hat an Genosse Auer als Antwort auf die Veröffent­lichung seiner Geständnisse" folgende Postkarte gelangen lassen: Altona , 17. Febr. 1889.

Herrn J. Auer, Wohlgeboren. Gelesen! Falls Sie noch mehr Thatsachen wünschen, bitte um um Nachricht. Denn es ist die höchste Zeit, daß das Treiben eines Engel, seinen Kollegen 2c. gegenüber, endlich einmal aufgedeckt wird.

Ich weiß wohl die Tragweite meiner Mittheilungen zu ermessen, doch die Wahrheit muß endlich mal gesagt werden; da es ja noch Ni ch= ter in Deutschland gibt.

Ergebenst

Wichmann."

Herr Wichmann scheint also noch viel Material gegen seinen früheren Vorgesetzten und Gönner auf dem Herzen zu haben, und wir können. nur wünschen und hoffen, daß der Altonaer Polizei- Engel Gelegenheit nimmt, sich gegen die von Wichmann ihm nachgesagten Schuftereien vor Gericht zu verantworten. Denn man beachte wohl, durch seine Postkarte bestätigt Wichmann die in seinem Brief vom 1. Juni abge­gebene Erklärung, daß Ehren- Engel im Korrespondenzen an die Most'sche " Freiheit", in denen Auer und andere Hamburger Genossen in scham­loser Wetse verleumdet worden, in die Feder diktirt habe. Einen solchen Vorwurf darf kein Mensch, der als anständig gelten will, allerwenigsten ein Beamter, unerwidert auf sich sißen lassen. Man denke nur, welcher Art die Korrespondenzen an das Organ der an archi= stischen Revolutionsmacherei waren. In derselben Notiz des Berliner Volksblatt", welche die Postkarte des Wichmann ver= öffentlicht, wird auch eine der in der Freiheit" erschienenen, nach seiner Angabe also von Engel verfaßten Storrespondenzen abgedruckt, die in der That des Niedriger Hängens" werth ist. Man höre mur:

am

Hamburg . Die Lumpenstreiche seitens der Anhänger der Zürich - Leipziger Richtung mehren sich. So ist von hier ein ganz gemeiner Aft zu melden, nämlich der Liquidator der Genossenschaft, Garve, welcher sich in Harburg aufhielt, hat sich heimlich nach Amerifa geflüchtet, unter Mitnahme von 4000 M., welche Schur­ferei einigen Herren ganz gelegen zu kommen scheint, denn die Herren Braasch, Kapell und Auer haben jeder noch das Sümm­chen von 2000 m. Genossenschaftsgelder in Händen, welche die­selben sich weigern heraus zu geben. Ebenso kommt dieser Streich den in Amerika weilenden Herren Reimer, Brügmann und Walther sehr gelegen, denn dieselben haben bis jetzt von den Parteigeldern, mit welchen sie sich seinerzeit ausrüsteten, noch keinen Heller zurück­erstattet, wie sie persprochen. Durch das Verschwinden Garve's ist jeder Anhaltspunkt verloren gegangen und dürfte es uns durch­aus nicht windern, wenn diese schöne Seele, ähnlich wie der alte Ausreißer Fritsche, eine Schnaps- und Bierwirthschaft eröffnete, wo dann die von den Genossen sauer erworbenen Gelder ver= pulvert werden. Die amerikanischen Genossen seien hiermit vor dem Lumpen Garve gewarnt und gleichzeitig aufgefordert, wenn er in ihrer Mitte auftauchen sollte, denselben so zu behandeln, als er es feinem Schurkenstreich gemäß verdient."

Kein Wort von dem da Gesagten ist wahr, alles ge, bübische Lüge, um die Opfer der brutalen Verfolgungswuth des Engel noch hinterher durch Ausstreuen verleumderischer Ver= dächtigungen zu schädigen. Wer immer es gethan, ist ein Schuft, hat es aber der Engel gethan, nun, so ist es eine doppelte, eine tausendfache Schufterei, so infam, daß sie ihrem Urheber die un­barmherzigste gesellschaftliche Aechtung zuziehen müßte, ihn aber jedenfalls der Verachtung jedes anständig Denkenden über­liefert.

In einer Hinsicht hat der Engel" allerdings seinen Lohn zum Theil

eide waren.

Je frecher der Meineid, um so höher die Auszeichnung, die dem Pflichtgetreuen zu Theil wird: Ihring- Mahlow erhielt das allgemeine Ehrenzeichen, Herr Engel hat bereits den rothen Adlerorden vierter Klasse eingeheimst. Es ist unschwer, danach zu bemessen, wie viel Jahre 3uchthaus ihm von Rechtswegen gebühren.

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Unsere Leser werden aus der Tagespresse über die Einzelheiten der Entlarvung des ,, Ehrenmannes Pigott als Fälscher und der hochachtbaren Times" als Hehlerin desselben gelesen haben. Das Organ der ordnungs" liebenden Bourgeoisie nahm keinen Anstand, die angeblich von Parnell herrührenden Briefe, deren zweifelhafter Ursprung von vornherein den Gedanken einer Fälschung nahelegte, gegen den politischen Gegner auszuschlachten und wurde darin in jeder Hinsicht von der konserativen Regierung des Herrn Salisbury unterstützt. Nun, Dank der Geschicklichkeit des Advokaten Parnells, ist das Komplott an den Tag gebracht, Ehren- Pigott hat sich in Madrid erschossen, und seine Hintermänner sehen ihr Spiel verloren. Ein wahrer Sturm der Entrüstung ergießt sich über die Times", und zu den enormen Kosten, die der Prozeß dem Organ für Ordnung" und Gefeßlichkeit" verursacht, gesellt sich noch eine ganz empfindliche Einbuße an Ansehen und Verbreitung. Und was die Regierung anbetrifft, so ist alle Welt darüber einig, daß ihre Tage gezählt sind.

Alles das ist gewiß sehr zu begrüßen, und man kann dem englischen Volk nur dazu Glück wünschen, daß es sich noch soviel Rechtssinn er= halten, gegen Betrug und Fälschung im politischen Kampf zu protestiren. Wenn aber das Pharisäerthum in der deutschen Reptilienpresse meint, sich nun auf Kosten der Times" gütlich thun zu dürfen, weil, wir nicht sind wie diese da", so muß ihm ein entschiedenes Halt da! zuge= rufen werden. Alles, was die Times" gesündigt, so schmachvoll es auch ist, ist doch nur ein winziges Splitterchen, verglichen mit dem Riefenbalten politischer Infamie, welche die Zuhälter des Bis­marckischen Regiments in Deutschand gegen die Oppositionsparteien, ins­besondere die Sozialdemokratie entfaltet. Hätte die Times­Pigottaffäre in Deutschland gespielt, der Fälscher sähe seine Brust geschmückt mit dem allgemeinen Ehrenzeichen, sein Gönner aber würde in das auserlesene Kapitel" jener Alleredelsten und Allerbesten der Nation aufgenommen, welche als Ritter des schwarzen Adlerordens das höchste Ansehen im Lande genießen. Die englische Regierung ist tief gesunken, aber auf den Puttkamer ist sie doch noch nicht gekommen.

Mit Bezug auf den Internationalen Kongreß sind wir in der Lage, mitzutheilen, daß am 28. Februar in Ha ag eine von den Vertretern der deutschen Sozialdemokratie einberufenen Konferenz statt­gefunden hat, an welcher außer zwei Vertretern Deutschlands , je zwei Vertreter der belgischen, holländischen, schweizerischen Sozialdemokratie und Genosse Paul Lafargue im Auftrage des Pariser Verbandes ( Agglomeration) der französischen Arbeiterpartei theilnahmen. Die sozialistische Federation( Possibilisten") war ebenfalls aufgefordert worden, hatte aber die Beschickung unter der Erklärung abgelehnt, daß sie ein Mandat von dem Londoner Kongreß habe und sich an dieses zu halten gedenke. Dieses Steifen auf den Buchstaben wurde allgemein verurtheilt, denn selbst wenn man davon absieht, daß der Londoner Beschluß nur für Diejenigen bindende Geltung haben kann, die ihn gefaßt, nicht aber für die, welche von dem Kongreß ausdrücklich aus= geschlossen worden, muß jeder Unbefangene sofort zugeben, daß aus jenem Mandat unmöglich das Recht hergeleitet werden kann, ganz ein­seitig nach eignem Bedürfniß oder gar Laune, Datum und Ort der Abhaltung eines internationalen Kongresses festzusetzen. Die französischen Possibilisten haben sich aber von jeher über die elementarſten Regeln internationaler Rücksicht hinweggesetzt und sich geberdet, als hätten fie nur zu befehlen und die Sozialisten aller andern Länder zu gehorchen. Dabei zeigt z. B. die Festsetzung des Zusammentritts des Kongresses auf den 14. Juli, dem Jahrestag des Bastillesturmes, keineswegs die­jenige Umsicht, die im Intereffe der Berathungen geboten wäre. An jenem Tage, bekanntlich das Nationalfest der Republik , wird die Aufmerksamkeit des Publikums auf alles Andere eher gerichtet sein, als auf den Kongreß der Arbeiter, und das Tagen mitten im heißesten Sommer wird auch auf den Verlauf der Debatten nicht gerade ersprieß­lich wirken. Ein späteres Datum, wenn der Trubel der offiziellen Fest­lichkeiten vorüber, würde also entschieden angemessener gewesen sein. Dies nebenbei. Einstimmig wurde auf der Konferenz dem Verlangen zugestimmt, daß der Unfug einseitig veranstalteter internationaler Ston­gresse aufhören müsse und in Zukunft dieselben nach vorheriger gemein­famer Vereinbarung der Arbeiterparteien und groößeren Arbeiterverbände der Kulturländer stattzufinden haben und von den Vertretern dieser, nicht aber von denen einer Nation einzuberufen sind. Um aber für diesmal eine Verständigung anzubahnen und der Welt das Schauspiel zweier gleichzeitig tagender internationaler Arbeiterfongresse oder eines neuen Rumpffongreſſes zu ersparen, ward beschlossen, den Possibilisten insoweit entgegen zu kommen, ihr Londoner Mandat in Bezug auf die Vorbereitungen 2c. des Kongresses anzuerkennen, von ihnen aber zu ver­langen, daß sie die Festsetzung der Tagesordnung, die Einladungen zum Kongresse 2c. in Gemeinsamkeit mit den übrigen Arbeiterparteien vor­nehmen. Gehen sie darauf nicht ein, so werden sie, nach der Stimmung, die in der Konferenz herrschte, zu schließen, ihren Kongreß unter sich abhalten können.

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Auch der New- Yorker Sozialist" legt gegenüber dem Proletariat" eine scharfe Lanze für das Recht der Kritik ein. Er druckt unsern Artikel Zur Abwehr" vollinhaltlich ab und schreibt weiter in einem Artikel" Der internationale Stongreß in Paris ":

Wollen wir nun zugeben, daß das Recht der Kritik im internatio­nalen Sozialismus( denn es gibt keinen deutschen , französischen oder englischen Sozialismus, es gibt nur einfach Sozialismus, und der geht uns Allen an, gleichviel ob er in Paris , London oder New- York ver­treten wird) ausgenommen, daß Paris , die Wiege der Revolution, die Hoffnung des Proletariats der ganzen Welt, von einigen ehrgeizigen Männern in den Sumpf hineingeritten, völlig forrumpirt werde? Ich glaube, das dürfen wir auf keinen Fall zugeben. Liebknecht, Domela Niewenhuis und Andere haben schon die Sache in die Hand genommen, an uns deutschen Sozialisten in Amerika ist es, dieselben nun zu unter­stützen. Schicken wir recht viele Genossen hin, halten wir fest zusammen und vertheidigen wir ernstlich unsere Prinzipien, dann geht es den Possibilisten in Paris , wie es den Londoner Gewerkschaftlern ergangen ist, sie werden von den auswärtigen Genoffen in die Schranken zurück­geschickt werden, aus denen sie herausgetreten sind."

Unsere Hoffnung, daß die Egalité " sich zu einem würdigen und lebensfräftigen Organ des unabhängigen französischen Sozialismus ent­wickeln werde, ist zu nichte geworden. Zwar hat sich das Blatt unter der trefflichen Redaktion schnell einen ansehnlichen Leserkreis erworben, so daß zu hoffen stand, es werde in absehbarer Zeit seine Kosten decken, aber der kapitalistische Eigenthümer und geschäftliche Leiter desselben schien diesen Zeitpunkt nicht erwarten zu können und stellte weibliche Arbeiter und Setzer, die unter dem Tarif der organisirten Schriftseter

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arbeiten, in seiner Druckerei ein, so daß die sozialistischen Redakteure und Mitarbeiter, nachdem ihre Gegenvorstellungen sich als fruchtslos erwiesen, es mit ihrer Ueberzeugung unvereinbar hielten, noch länger an dem Blatt zu arbeiten. Der gesammte Redaktionsstab Daumas, Ch. Lonquet, Ed. Vaillant, Gemeinderäthe von Paris , sowie Dr. L. Fiaur, Granger, Jules Guesde , Paul Lafargue , B. Malon und A. Breuillee und ebenso sämmtliche sozialistischen Mitarbeiter: D. Archain, Louis Besse, Boulé, Chauviere, G. Deville , G.- Feline, C. A. Macherey, Fr. Maquaire, H. Neveu und H. Place, erklärten unterm 1. März ihren Austritt aus der Egalité"..

Wir brauchen nicht erst zu sagen, daß, so sehr wir es bedauern, daß auf diese Weise die besten Kräfte des französischen Sozialismus sozusagen literarisch obdachlos geworden, wir das Verhalten derselben in dieser Angelegenheit nur mit Genugthumg begrüßen können. Was in Frank­ reich vor allen Dingen heute Noth thut, ist das Beispiel unbeug= samer Gesinnungstreue. Der Opportunismus in seinem schlimmsten Sinne- denn es gibt auch einen berechtigten, einen noth= wendigen Opportunismus- beherrscht so sehr das öffentliche Leben, hat sich so in alle Parteien eingefressen, daß die Sozialisten die doppelte Pflicht haben, auf die Reinheit ihres Wappenschildes zu halten. Es ist das eine schwere Aufgabe, denn es heißt zum guten Theil den Verzicht auf das Wirken für die vertretene Sache, aber sie muß erfüllt

werden.

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Der Außenstehende hat keine Idee, wie jammervoll es in Frankreich mit den Preßverhältnissen bestellt ist. Die Preß- Gesetzgebung des Kaiserreichs in Verbindung mit der kapitalistischen Entwickelung hat int Zeitungswesen allmälig Zustände geschaffen, unter denen ein unab­hängiges Blatt, hinter dem nicht ein Finanzmann oder eine Finanz­gesellschaft steht, geradezu ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die Ein­führungskosten eines täglichen Blattes- und Wochenblätter werden in Paris überhaupt nicht gelesen berechnen sich nach Hunderttausenden. Als vor einigen Jahren die Possibilisten den Versuch machten, das Proletariat" täglich erscheinen zu lassen, mußten sie ihn nach den ersten Wochen aufgeben, und noch heute sind die damas gemachten Schulden nicht abbezahlt. Wer das Defizit des Parti Ouvrier" zahlt, wissen wir nicht, wohl aber, daß es sich nicht im Entferntesten deckt. In gleicher Lage befinden sich noch eine ganze Anzahl politischer Blätter, darunter einige vortrefflich geschriebene. Nentabel sind fast nur die Klatschblätter, die Sensationsblätter und einzelne politische Blätter mit einer festen Kundschaft", wie der Temps" 2c. Alle übrigen werden subventionirt sei es von Finanzgesellschaften, deren Interessen sie vertreten, sei es von politischen Koterien, hinter denen gewöhnlich ebenfalls Finangesellschaften stehen. Unter diesen Umständen sind die Redakteure eines Blattes nichts, der Eigenthümer alles. Alle Augen­blick lesen wir, daß aus irgend einem Blatt der gesammte Redaktions­stab ausgetreten ist warum? Es hat dem Eigenthümer beliebt, den Redakteuren Bedingungen aufzuerlegen, die ihnen das Verbleiben unmöglich machten.

Am schlimmsten sind unter solchen Verhältnissen natürlich die Sozia­listen dran. Je fester sie in ihrer Ueberzeugung, um so weniger können sie die Konkurrenz mit dem Gesinnungslumpenthum der kapitalistischen Presse durchführen. Und hieran trifft ein gut Theil Schuld die franzö= sischen Arbeiter selbst. Sie stellen an ein sozialistisches Blatt die höchsten Ansprüche, sind aber, von einer kleinen Anzahl um so opfer= willigerer Genossen abgesehen, feineswegs gewillt, für seine Eristenz­fähigkeit nun auch ihrerseits thatkräftig einzutreten. Nicht daß sie politisch indifferent oder Gegner des Sozialismus wären. Keineswegs, aber sie sind zum Theil durch die früheren Parteifämpfe abgestumpft, zum Theil auch durch die von der Minderheit gebrachten Opfer ver= wöhnt. Diesem Umstand ist es auch mit zuzuschreiben, daß die Ge­schichte der sozialistischen Bewegung in Frankreich in der Neuzeit so wenig erfreuliche Bilder aufweist.

Hoffen wir, daß es schließlich doch einmal bessert. Und hoffen wir weiter, daß es den vereinten Bemühungen der unabhängigen Sozialisten gelingen möge, trotz aller Schwierigkeiten, recht bald ein Organ des Sozialismus in's Leben zu rufen, das in jeder Beziehung auf der Höhe seiner Aufgabe steht.

,, Amerika , Du hast es besser" so werden sicherlich die Herren Steuer- und Wirthschafts- Reformer, will heißen Landproßzen, denken, die kürzlich auf einem Kongreß in Berlin über den Arbeitermangel in der Landwirthschaft" heulmeierten und nach Maß­regeln zur Abhilfe des schrecklichen Nothstandes schrieen. Zu diesem Behufe beschlossen sie, sollen Erhebungen in allen betheiligten Ge­genden Deutschlands veranstaltet werden über die Gründe? o nein, die kennen die Herren sehr gut nur so allgemein die Umstände, unter denen die Flucht der Landproletarier von den Domänen sich voll­zieht, und wie man ihr durch Reglementationen 2c. eutgegentreten kann. Nichts anderes bedeuten wenigstens folgende der von sie aufgestellten Fragen:

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Welche Maßnahmen sind getroffen, um im Interesse der Wohl= fahrt und Sittlichkeit die periodisch beschäftigten Arbeiter in den bezüglichen Betrieben*) unterzubringen? Welche Maßnahmen sind ge= troffen, um das Treiben der Arbeiter Vermittelungs­beamten zu beaufsichtigen, speziell nach der Richtung der Erregung betrügerischer Hoffnungen und Verlockungen zum Kontraktbruche? Landjunker, die sich für Sittlichkeit und Wohlfahrt ihrer Arbeitssklaven interessiren wer lacht da nicht? Als ob nicht Jeder­mann wüßte, wie es auf den Gütern dieser Tugendbolde in ersterem Punkte zugeht, und als ob sich die Arbeiter zum Fortziehen verlocken laffen würden, wenn für ihre Wohlfahrt auch nur im bescheidensten Maßstabe gesorgt würde. Selbstverständlich haben wir gegen die Erhebungen an sich nicht bas Geringste einzuwenden, es dürften bei derselben recht hübsche Enthüllungen zur Sprache kommen. Vielmehr ist es traurig, daß die armen Landprozen solche verhängnißvolle Umwege einschlagen müssen, um zu ihrem Ziel Festhalten der Land­proletarier an die Scholle, zu gelangen. Da machen es ihre Kollegen jenseits des großen Baches weit einfacher. Man höre nur, was erst neulich wieder amerikanische Blätter zu berichten wußten:

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Aus Nord Carolina tommt etne Nachricht, welche nur wieder auf's Neue bestätigt, daß dort die Sklaverei blos der Form nach aufgehoben ist. Dieser Bericht sagt: Wegen Befürchtung von Aufruhr in Wayne- County wird die Miliz in Bereitschaft gehalten. Jedes Jahr um diese Zeit beginnt eine größere oder geringere Zahl Neger aus­zuwandern, deren Abreise von den Farmern auf jede Weise zu hindern versucht wird. Die Farmer verlieren ihre billigen Landarbeiter und können sie nicht ersetzen. In diesem Jahr ist die Zahl der Auswanderer größer als je zuvor und die Farmer drohen jedem, der Neger zum Fortgehen zu überreden sucht, mit dem Tode. Ein Telegramm aus Wayne County meldet, daß die weißen Bürger bts an die Zähne bewaffnet herumstreichen und die Neger einschüchtern. John P. Richardson, einer der größten Pflanzer des Südens, welcher Neger für seine Farmen in Tenessee, Mississippi und Louisiana anwarb, wurde zum Verlassen des County's ge= zwungen. Gestern trafen in Goldsboro 1500 Neger mit ihren Familien ein, welche, nachdem sie ihr bischen Hab und Gut verkauft hatten, auf die vertriebenen Agenten für Transportation warteten. Es bedarf nur geringen Zündstoffes zum Ausbruch eines Aufstandes. Die Freizügigkeit eristirt da also für die arbeitenden Klassen nicht. Abgesehen von perfiden Dienst- und Pacht- Kontrakten, auf deren Verlegung Kriminalstrafe steht, muß nöthigenfalls das altbewährte südliche Argumente, die" Shotgun "( Schießprügel), in Anwendung gebracht werden, um die Leibeigenen an der Scholle zu halten."

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Schade, Schade, daß unsere preußischen Landjunker auf dieses probate" Mittel verzichten müssen. Aber das ist wieder auch nur eine Folge der falschen Humanität unserer Zeit. Wenn nur mit der einmal gründlich aufgeräumt würde!

Steht Deutschlands Kaiser auf dem Boden der Arbeiter: bewegung? Angesichts seines jüngsten Verlangens nach Lohnerhöhung waren Viele geneigt, es anzunehmen. Ein Mitarbeiter der Wiener Gleich­heit" meint jedoch, so absolut hätten die kämpfenden Arbeiter Wilhelm noch nicht als ihren Bundesbruder anzuerkennen. Dieses so vielver­sprechende Ereigniß", schreibt er ,,, wäre dann eingetreten, wenn Wilhelm

*) Die nämlich, denen sich die Arbeiter zuwenden.