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dann in Deutschland zur Erpressung weiterer Opfer für den Militärmoloch ausgebeutet zu werden. Ohne gefeßlich autorisirt zu sein, wurde die Liga von den verschiedenen Kabinetten mit Wohlwollen behandelt. Keine Regierung hat es für nöthig befunden, ihrem Treiben entgegen zu treten. Da erschien der Boulangismus auf der politischen Bildfläche und brachte Deroulede die Erkenntniß, daß der Revanche Frankreichs nach Außen eine Wiedergeburt" nach Innen vorausgehen müsse. Boulanger ward für die Liga der Heiland, in dessen Namen allein diese Wiedergeburt möglich war. Die Thätigkeit der Liga erhielt von nun an ein neues Ziel und eine veränderte Richtung, was zunächst zu einer Spaltung der Organisation führte, deren eine Fraktion dem alten Grundfaz treu blieb, während die andere sich mit Leib und Seele der Tagespolitik hingab. Die letztere Fraktion der Patriotenliga lieferte die eigentlichen Kadre's der boulangistischen Armee, in der Propaganda, bei den ver= schiedenen Wahlkampagnen, Manifestationen leisteten ihre disziplinirten Bataillone die besten Dienste, um mit den Regierungsorganen zu reden: die Liga hatte aufgehört eine äußere Gefahr zu sein, um eine innere zu werden. Unter diesen Umständen konnte man erwarten, daß die von allen abgewirthschafteten Politikern so dringend geforderten Ausnahmemaßregeln" zuerst gegen die Liga ins Werk gesetzt werden würden. Das sehnlich gewünschte stramme" Kampfesministerium Tirard hat denn auch alsbald die Initiative zu solchen ergriffen. Anlaß hierzu lieferte ein Aufruf der Liga behufs einer Sammlung zu Gunsten der bei der Affäre von Sagallo*) verwundeten Russen, respektive deren Hinterbliebenen. Der Aufruf griff die französische Regierung in den heftigsten Ausdrücken an, war dagegen eitel Honigseim für Rußland . Der Aufruf nun foll bewundernswerthe und an den Haaren herbei geschundene Logit geeignet sein, das gute Einvernehmen zwischen Frankreich und Rußland zu stören," ja sogar einen Strieg zwischen beiden Ländern herauf zubeschwören. Da es im Gefeßbuch einen Paragraphen gibt, welcher sich auf dieses Verbrechen bezieht, so wurden Kraft dieses Paragraphen Maßregeln gegen die Patriotenliga eingeleitet. In den Lokalen der Organisation und dem Redaktionsbureau ihres Organs Le Drapeau" ( die Fahne) wurde gehaussucht und wurden zirka 4000 Dokumente" mit Beschlag belegt, aus denen man das Material zu einem riesigen Prozeß wegen Verschwörung gegen den Staat herauszupressen hofft, die aber nur fonstatiren lassen, daß die Liga einen Mobilisationsplan besaß und in den Reihen der Reserve- und Landwehr- Offiziere Anhänger zählte. Natürlich war Niemand auch nur eine Sefunde lang im Zweifel, daß die Regierung die Affaire Atschinoff schlug, aber den Boulangismus meinte; hat doch die Liga jahrelang den Vorwand für alle Bismarckischen Grenzscheerereien abgeben können, ohne daß man sie deswegen für gefährlich erklärte. Der Vorwand war so ungeschickt erfunden, daß die Behörden selbst ihn fallen ließen; die Auflösung der Patriotenliga, das Verbot ihrer Versammlungen in Paris und der Provinz ist auf Grund von der napoleonischen Epoche vererbten Assoziationsgesetzes erfolgt, das Organisationen von mehr als 20 Mitgliedern nur unter Voraussetzung der behördlichen Genehmigung erlaubt.
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Charakteristisch im höchsten Grade ist, daß die jetzt brüderlich ver= einigten Opportunisten und Radikalen zwar Ausnahmemaßregeln möch ten, um die Republik, d. h. ihre Herrschaft zu retten, daß sie aber nicht einmal den Muth haben, dieselben offen anzuwenden. Man kann es vom Standpunkte des Stampfes ums Dasein" ja begreiflich finden, daß sich die parlamentarische Sippschaft der boulangistischen Sippe gegenüber ihrer Hant wehrt, und daß sie dies, solange sie das Heft noch hält, mit allen Mitteln thut, aber die Heuchelei, mit der sie dabei vorgeht, ist ebenso lächerlich wie verächtlich. Es scheint der französischen Bourgeoisie am Herzen zu liegen, bis zum Jahrestage ihrer hundertfährigen Herrschaft zu zeigen, daß sie sich in jeder Beziehung gründlich abgewirthschaftet hat.
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Sozialpolitische Rundschau.
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In der Schweiz und wider die Schweiz heult die Ne a t- tionsmeute, weil zwei in Zürich studirende russische Staatsangehörige der Pole Dembski und der Nusse Brinstein- bei der Erprobung eines Explosionsmittels unter Umständen verunglückt sind, die darauf schließen lassen, daß sie ein Attentat vorbereiteten. Ein Beweis für diese Annahme liegt allerdings nicht vor, aber man fann die Wahrscheinlichkeit schon um deswillen zugeben, weil die Verhältnisse in dem Heimathland der Verunglückten dieselben rechtfertigen. Daß der brutale Despotismus den gewaltthätigen Widerstand immer wieder von Neuem zeitigt, ist nicht eine dem sozialdemokratischen, nihilistischen oder anarchistischen Katechismus entlehnte Parteiphrase, sondern eine Wahrheit, auf welche alle Parteien zu verschiedenen Zeiten sich berufen haben, die konservative wie die liberale, die klerikale wie die antiklerikale. Und wenn die reaktionären Parteien heute in moralischer Entrüstung über Dinge heulen, die sie noch vor einem Menschenalter begeistert feierten, wenn in derselben Stadt, in deren Zentrum eines der„ fashinabelsten" Restaurants den Bombenwerfer Orsini prahlerisch als Schußheiligen führt, wenn in dieser Stadt das liberale Hauptorgan aus Anlaß eines verunglückten Experiments, das Niemandem das Leben gekostet als den Experimentirern, wenn die Neue Züricher Zeitung" von Neuem nach Ausweisungen und womöglich Ausnahmegesezen gegen alle schreit, die über die Attentäter nicht freuziget sie" rufen nun, so gibt es wohl noch eine Stadtbibliothek in Zürich, in der man in älteren Jahrgängen eben derselben Neuen Züricher Zeitung" nachschlagen tann, wie u. A. der Erz- Verschwörer und Attentatsanstifter Mazzini von ihr gefeiert wurde.
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Ob das vermuthliche Vorhaben Brinstein's und Demski's politisch richtig gewesen wäre, das ist eine Frage, die wir hier unerörtert lassen können, so wenig wir selbstverständlich ihre Erörterung zu scheuen haben. Wir halten uns nur an die vorliegenden Thatsachen. Da sehen wir auf der einen Seite das mit einer grausamen Willfür gegen alle freiheitsliebenden, vorwärtsstrebenden Elemente seines Landes vorgehende Barenregiment, auf der anderen zwei von demselben aus ihrer Heimath bertriebene Jünglinge, deren Gemüther erfüllt sind von der Erinnerung an die vielen Laufende hingemordeter Altersgenossen ist es der Draußenstehenden, der Gegner jenes Despotismus, Pflicht, über sie den Stab zu brechen, da sie sich rüsteten, Sühne für all das hingemordete Blut zu verlangen? Oder haben sie nicht einfach den Vertretern des Despotismus im Hinblick auf die Gefahr, die ihnen gedroht hat und ihnen immer wieder drohen wird, zuzurufen: Ihr wollt es nicht anders! Unsere Genossen in Zürich, welche die Verunglückten die sich viel in Versammlungen bewegten gekannt, haben dem unter schrecklichen Leiden verstorbenen Brinstein das leßte Geleit gegeben und seinen Sarg mit Kränzen geschmückt. Sie treiben keinen Attentatskultus, aber sie haben der Hingebung und Bravheit Brinsteins den Tribut ihrer Achtung gezollt unbefümmert um das Geschrei und die Drohungen der Hezer und Denunzianten. Dieses muthige Berhalten ehrt sie. In solchen Momenten ist es nicht immer leicht, den Kompaß zu behalten und selbst Mancher, der persönlich gern jedes Opfer brächte, glaubt es der Sache schuldig zu sein, seine wahre Empfindung zu unterdrücken. Im Allge
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*) Der Kosak Atschinoff, eine abenteuerliche Persönlichkeit, hatte, zwar ohne Auftrag, aber doch mit stillschweigendem Einverständniß der russischen Regierung eine Expedition nach der Ostküste Afrifas unternommen. In Sagallo gründete er eine Art Niederlassung und hiẞte auf der dortigen Festung die Flagge der russischen Handelsmarine buf. Da das betreffende Territorium unter französischem Protektorat steht, forderte der Admiral Olry zum Streichen der Flagge auf und beschoß, als feiner Forderung feine Folge geleistet ward, die Festung, wobei verschiedene Personen verwundet und getödtet wurden. Die russische Regierung, welche offenbar mit der Erpedition der deutschen und italienischen Stolonialpolitit freundschaftlich ein Bein stellen wollte, machte zu der Affaire ein füßsaures Gesicht, die russische Presse, natürlich von der Regierung inspirirt, schimpfte dagegen offen auf das französische Kabinet los. Die französische Presse und auch die Kammer billigte zwar Olrys Vorgehen, floßen aber über von Sympathicbezeugungen für Rußland.
meinen nüßt man aber damit nur dem Feinde, der nun um so lauter schreit, um so unverschämter auftritt und um so mehr erreicht. Weder haben die reaktionären Gegner der Schweiz begründete Ursache, wider sie und ihr ach, so durchlöchertes- Asylrecht zu eifern, noch haben die Reaktionäre in der Schweiz irgend ein Recht, nach Polizeimaßregeln gegen die Ausländer zu schreien. Wenn Brinstein und Dembski ein Attentat geplant haben, so haben sie die Anregung dazu nicht in der Schweiz empfangen, sondern aus der Heimath. Die Versuche, die sie angestellt, sind aber an sich noch kein Verbrechen, so wenig wie eine Schießübung. Sie wären auch durch Polizeimaßregeln nicht zu verhindern gewesen, so wenig die russische Polizei, die hinter feden anständigen Menschen zwei Spione stellt, so wenig die bonapartistische Regierung in Frankreich und andere Regierungen die verschiedenen in ihren Ländern geplanten und ausgeführten Bombenattentate verhin= dern konnten.
Es gibt nur ein Mittel, Attentate zu bekämpfen, und das besteht darin, daß man Zustände schafft, die jeden Attentäter wirklich als einen Verbrecher oder Wahnsinnigen erscheinen lassen. Das ist den Hezzern allerorts entgegenzuhalten. Die freien Institutionen der Schweiz gefährden den russischen Despotismus wenig, der russische Despotismus aber gefährdet die freien Institutionen der Schweiz.
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Ju vier Wochen müssen 40,000 Polen hinans." Das ist zwar nicht das neueste, aber doch das zuletzt bekanntgewordene historische Wort",( mit geflügelten Worten" begnügen die Speichellecker sich jetzt nicht mehr) des großen Staatsmannes, um welchen Deutschland von der Welt beneidet wird. Das historische Wort" ist schon älteren Datums es stammt aus der Zeit der Massenausweisungen, die nach der Dreikaiserzusammenkunft in Stiernewice in Uebereinstimmung, oder richtiger auf Wunsch und Befehl des Zaren vorgenommen wurden. Und das Schönste ist: diese für Eisenstirn so heillos komprimittirende Aeußerung ist von einem Bruder des abgegangenen Buttkamer, augenscheinlich in des letzteren Auftrag, ans Licht gezogen worden und zwar unter recht bezeichnenden Umständen. In den preußischen Ostprovinzen fehlt es nämlich den Herren Gutsbesizern an Arbeitern. Die eingeborene Arbeiterbevölkerung ist dahinter gekommen, daß im westlichen Deutschland namentlich aber in Amerika weniger jammervolle Löhne bezahlt werden und der Arbeiter nicht als Leibeigener gilt; und infolge dessen hat einerseits die sogenannte„ Sachsengängerei", das heißt die Auswanderung nach Sachsen und durch Sachsen nach Westdeutschland, anderntheils die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten und Kanada riesige Dimensionen angenommen und trotzdem die Junker nothgedrungen die Löhne erhöhen mußten, herrscht jest große Arbeiternoth". Um diesen immer brennender werdenden Rothstand" zu behandeln, hielt vorige Woche der Verwaltungsrath des Zentralvereins westpreußischer Landwirthe eine Sigung, in welcher Herr Buttkamer- Planth auf die nachtheiligen Wirkungen zu sprechen kam, welche die Massenausweisungen auf die Landwirthschaft ausgeübt haben. Und bei dieser Gelegenheit rahm er seinen Bruder den Ihring- Mahlow- Puttkamer gegen den Vorwurf in Schub, jene Ausweisungen veranlaßt zu haben. Im Gegentheil, derselbe habe Bismarc Vorstellungen" gemacht, von diesem aber die Antwort erhalten: In vier Wochen müssen 40,000 Polen hinaus!"
Wir wissen nicht, ob Kanzler Eisenstirn noch die Fähigkeit besitzt, zit ermessen, welche Tiefe der Infamie ihm durch die Enthüllung seines Vetters Puttkamer angewiesen ist, aber so viel steht fest: nichts konnte gesagt werden, was ihn als Mensch und als Staatsmann in höherem Maaße kompromittirt. Die ungeheure Gefühlsrohheit, welche sich in jener Aeußerung bekundet, wird nur erreicht durch die Kurzsichtigteit, die darin zum Ausdruck kommt. Der geniale Staatsmann" begriff nicht, daß die Massenausweisung der Polen wohl für die russische Regierung einen Vortheil hatte, insofern Elementte der Unzufriedenheit" von der Grenze entfernt wurden, daß sie aber für Deutschland und insbesondere für die Landwirthschaft schwere Nachtheile im Gefolge haben mußte. Und es ist eine köstliche Ironie der Geschichte, daß gerade die eigenen Standesgenossen des Krautjunkers Bismard" durch dessen brutale stupide Maßregel am Meisten geschädigt worden sind, und daß er von einem der eigenen Sippe jezt vor der ganzen zivilisirten Welt an den Pranger gestellt worden ist. Es gibt doch eine Nemesis. Die Thatsache, daß ein Puttkamer es ist, der sich hier gegen den alternden Reichskanzler" gewandt hat, hängt zusammen mit den Hof- und Adels- Intriguen, die seit einiger Zeit im Gang und Schwung sind und die Beseitigung der Dynastie Bismarcks" zum Ziel haben. Die Buttkamer, welche zahlreich sind wie der Sand amt Meer oder auf ihren heimischen Aeckern, und welche bei sehr spär= lichen Mitteln wahrhaft Hohenzollern'sche Mägen befizen, müssen sich den Staats- Brodkorb für die Zukunft salviren und so verlassen auch diese hungrigen Ratten das Schiff des Erhausmeiers, boxin and Letzterer macht inzwischen verzweifelte Anstrengungen, ganz sorglos und vergnügt auszusehen, es gelingt ihm jedoch nicht, und die Tha sache, daß er schon offiziö 8 erflären läßt, seine Stellung sei nicht erschüttert, zeigt aufs Deutlichste, wie bedroht er selber sich glaubt. Indeß wir wollen diesen Vorgängen feinen allzuhohen Werth beilegen. Die Kreise, innerhalb derer sie sich abspielen, sind so korrupt und volksfeindlich, daß ein Sturz Bismarcks durch solche Einflüsse dem Volke nicht viel Gutes bringen kann.
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- Die Berliner Volkszeitung" ist dem Sozialisten= gefeß zum Opfer gefallen, das ist die überraschende Nachricht, welche der Telegraph uns soeben übermittelt. In einem Augenblick, wo der Wurm Sozialistengesetz" selbst von seinen getreuesten Hütern mit Hartnäckigkeit todt gesagt wird, zeigt er plöblich, daß er fich noch vollkommen wohl fühlt, sozusagen Jugendfrische in sich verspürt. Was während mehr als zehn Jahren sorgfältig vermieden worden war: das Schandgesez direkt gegen die bürgerliche Opposition anzuwenden indirekt sollte es sie selbstverständlich auch treffen und hat es sie auch getroffen, man kann sogar sagen stärker als die Sozialdemokratie, denn bei ihr hat es seine Wirkung im Großen und Ganzen nicht verfehlt was bei Erlaß und bei allen Erneuerungen des Ge setzes feierlich versprochen worden war, das ist jetzt mit einem Mal von dem Berliner Polizeipräsidenten, Herrn von Richthofen, durch einen Federstrich über den Haufen geworfen worden. Ein bürgerliches Blatt, das Organ einer bürgerlichen Partei, ist ver= boten worden, und zwar verboten worden auf Grund von Artikeln, die mit dem Sozialismus absolut nichts zu thun hatten, von so weitgehend bürgerlich radikalem Standpunkt sie auch geschrieben sein mochten.*)
Troßdem fällt es uns nicht ein, zu sagen, das Verbot steht mit dem Geist des Sozialistengesetzes im Widerspruch. O nein, ganz im Gegen= theil, es harmonirt vollständig mit dem„ Geist", der diese" Spottgeburt von Dreck" geschaffen. Formell wie materiell. Formell, denn der famose Refrain des Gesetzes:
... in welchem sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische auf Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordmung gerichtete Bestrebungen in einer den öffentlichen Frieden, insbesondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise zu Tage treten",
ist Kautschuck, und kann daher gedehnt werden, so weit die Kraft der Polizei ausreicht. Was kann nicht alles den öffentlichen Frieden gefährden"? Worin kann ein findiges Polizei- Auge nicht fozialistische Bestrebungen" entdecken? Jst nicht schon das Befürworten der direkten progressiven Einkommensteuer in den Augen sehr verdienter, sehr sozialreformatorischer" Staatsmänner der verwerflichste Sozialismus? Und auch materiell, denn der Zweck des Sozialistengefeßes war nicht die Bekämpfung der sozialistischen Zukunftstheorien, sondern die Niederhaltung der heutigen praktisch politischen, bezw. sozialpolitischen Aktion der Sozialdemokratie. Nicht der Kommunismus der Sozialdemokratie, den man heute noch nicht fürchtet und ,, nach uns die Sündfluth" daher auch sehr ruhig mit ansehen würde, sondern ihr demokratischer Geist, die entschiedenste Opposition gegen das herrschende System sollte gebrochen werden. Nun kommt da ein bürgerliches Blatt und führt eine Sprache, so rücksichtslos, wie sie seit Jahrzehnten fein bürgerliches Blatt in Deutschland
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*) Wir werden übrigens in nächster Nummer einige Auszüge aus den beschlagnahmten Nummern veröffentlichen, die die besondere„ Entrüstung" der Reptilien erregt. Red. d. S.-D.
gebraucht, es stachelt das linksstehende Bürgerthum an, endlich jedes Liebängeln, alle Rechnungsträgerei nach oben aufzugeben, d. h. eine Stellung einzunehmen, wie sie bisher nur die Sozialdemokratie einnahm. Ist das nicht der höchste, der gefährlichste, der umstürzlerischste " Sozialismus“? Herr von Richthofen, als gelehrsamer Schüler Puttkamers, dem er ja seine Beförderung verdankt, hat nur gethan, was er zu thun das Recht hatte. Das Schandgesetz stellt der Polizei das Recht aus, infam zu handeln, warum sollte ein Richthofen also nicht thun, wozu seine Natur ihn treibt? Das Verbot der Volkszeitung" ist nicht die erste und auch nicht die größte Polizei- Infamie, die das Sozialistengesez gezeitigt, so skandalös es auch ist, wohl aber ist es die größte Polizei dummheit, die seit langem geschehen.
Säßen im Deutschen Reichstage auf den Bänken der bürgerlichen Parteien Männer, so könnte man meinen, der Polizeipascha von Berlin sei im Grunde seines Herzens Gegner des Sozialistengesetzes und habe dem Wurm, der nicht leben und sterben kann, den Gnadenstoß versetzen wollen. Aber da im Reichstag keine Männer, sondern Deutschfreisinnige, Nationalliberale, Ultramontane u. s. iv. sizen, so kann davon feine Rede sein. Der Schüßling Puttkamers wollte lediglich nach dem Muster dieses Ehrenmannes sich nach obenhin beliebt machen und benutzte deshalb die Waffe des Sozialistengesetzes, um die Voltszeitung", der er sonst nicht beikommen konnte, für alle Artikel zu bestrafen, durch welche das demokratische Blatt sich das allerhöchste Mißfallen zuge= zogen. Und deren waren nicht wenige. Das Verbot wird ja schwerlich aufrecht erhalten bleiben wovon man aber hofft, daß es bleiben wird, das ist der durch das Verbot des Blattes demselben zugefügte materielle Schaden saignez à blanc, Aussaugen bis auf's Blut, nannte der Chef einst im Reichstage diese ,, unchristliche" Methode, zu der wir viel zu human sind".
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Indeß, diese Hoffnung dürfte sich schwerlich erfüllen, und so wird der Schlußeffekt nur eine verstärkte Opposition im Volke gegen das Schandgesetz und seine Macher sein. Die Waffe, die der von Hinterpommern verschriebene Ordnungsheld uns und allen Gegnern des Gesetzes durch feinen Gewaltstreich in die Hand geliefert, ist allein den schwarzen Adlerorden werth.
Die erste Sitzung des Reichstage nach seinen Ferien brachte die Debatte über die verschiedenen, fleinen Belagerungszu= stände". Debatte ist freilich nicht das richtige Wort, denn die sozialDemokratischen Redner- Sabor, Frohme, Liebknecht am erſteit und Singer am zweiten Tag hatten Monologe zu halten; die übrigen Parteien betheiligten sich nur mit ein paar Bemerkungen und gingen in die Sache gar nicht ein, und die Minister und Regierungsdem Herrn Herrfurth, kommissäre verhielten sich mäuschenstill der auf die schweren Anklagen der sozialdemokratischen Abgeordneten eingehen wollte, wurde von dem Reichskanzler, der sich ein zwei Miniten Was lang im Sizungssaal zeigte, mit der Hand abgewunken". hätten die Herren auch sagen sollen? Thatsachen sind unwiderleglich; und der eigentliche Kampf kommt erst, wenn die Verlängerung des Sozialistengeseßes auf der Tagesordnung steht.
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Diese Rücksicht galt natürlich auch für unsere Genossen, die ihr wirksamstes Pulver nicht zu früh verschießen durften und z. B. die Spigelgeschichten nur flüchtig streiften.
Nach den kurzen Erklärungen, die ein Nationalliberaler( Meier- Jena) Namens seiner Fraktion abgab, steht es fest, daß die biederen„ Mannesseelen" bereit sind, über den Stock zu springen und für die Verlängerung auf unbestimmte Zeit zu stimmen was von keinem vernünftigen Menschen jemals bezweifelt worden ist.
In der dritten Sizung famen die Nachtragskredite zum Militäretat zur Verhandlung und gaben Bebel Veranlassung, die durch die Bismarck'sche Politik und die Militärschraube geschaffene Situation zu beleuchten, die unvermeidlich zum allgemeinen Bankerott treibt. Der Kriegsminister versuchte ihm zu entgegnen, wußte aber nichts vorzubringen als das alte Lied: Wir brauchen noch mehr, Soldaten, Kanonen, Gespanne 2c., weil die Andern auch ihre Soldaten, Es hörte sich aber sehr Kanonen, Gespanne 2c. vermehrt haben. melancholisch an,
Ueber ein wahrhaft skandalöses Justizverbrechen, an dem Deutschland und Oesterreich in rührender Eintracht gleich betheiligt sind, lesen wir in der„ Londoner Fr. Presse":
In Naumburg a. d. S. wurde ein gewisser Jajicic wegen Verbreitung anarchistischer böhmischer Schriften am 21. März vor. Is. verhaftet. Nach 257 tägiger Untersuchungshaft wurde derselbe am 3. Dezember vorigen Jahres zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. Kurz nachdem er dasselbe verlassen, zog man ihn abermals polizeilich ein, und seit dem 26. Januar hörte man von ihm nichts mehr. Da derselbe böhmischer Herkunft ist und die österreichische Regierung ja ebenfalls ein Bischen das Tam- Tam der verbrecherischen" Thätigkeit Der Arbeiterklasse schlagen muß, um ihren Gesetzmachern mit Motiven. zu Ausnahmemaßregeln aufwarten zu fönnen, so hat die deutsche Regierung, schon aus christlicher Nächstenliebe, den schon einmal bestraften Berbrecher" an einen österreichischen Staatsanwalt ausgeliefert. Eins gegen Hundert wollen wir wetten, daß der böhmische Proletarier von einem österreichischen Richter ein zweites Mal bestraft wird. Dort hat man überhaupt Alles doppelt. Einen doppelten Reichsadler, einen zweischwänzigen böhmischen Löwen, eine cis- und eine transleithanische Regierung, einen Prager und einen Wiener Ausnahmegerichtshof, welcher jeder seine sternsüchtigen Schafsköpfe zu Anklägern und Nichtern hat und jogar zwei Kronprinzen hat man dort gehabt, von deneit einer am Schlagfluß und der andere an Selbstmord gestorben ist, während in Wahrheit der„ ritterliche Held", der„ leuchtende Stern Desterreichs", der vielgeliebte und allumworbene Kaisersohn", wie ein toller Hund, um mit Kaiser Wilhelm zu reden, zur Strecke gebracht wurde. Die Korrumpirung der Rechtszustände im Reiche hält mit der Verlottering bei Hofe gleichen Schritt. Dies ist weder eine tendenziöse Uebertreibung noch eine Beleidigung der allerhöchsten" Herrschaften.
-Ein wahrer Jammerkert ist der Deutsch- freifinnige Rider t. Dieser geärgerte Freihändler" schreibt in seiner Danziger Zeitung" mit Bezug auf die ausstehende Stichwahl in Celle- Gifthorn:
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Da der Nationalliberale schon jest moralisch geschlagen ist, so könnten sich die Freisinnigen mit diesem schönen Erfolge wohl zu= frieden geben und in der Stichwahl für die National= Liberalen stimmen. Doppelt siegt nach dem Ausspruch eines alten Römers, wer sich im Siege selbst besiegt." Und doppelte Ohrfeigen erhält, wer sich, um den Feind„ moralisch zu schlagen", selbst ohrfeigt. Womit freilich nicht ausge= schlossen ist, daß nicht beide Ohrfeigen reichlich verdient sein können.
Ausbeuter gibt es überall und die Arbeiterschinderei fennt keine nationalen Grenzen. In allen Ländern gibt es Unternehmer, die ihre Arbeiter einfach als ihre Sklaven betrachten und demgemäß behandeln oder doch zu behandeln suchen. Aber die Sucht, die Schinderei und Aufpasserei bis auf die privatesten Dinge auszudehnen, dem Arbeiter auf Schritt und Tritt in der Fabrik zum Bewußtsein zu bringen: du bist hier nicht als Mensch, sondern als eine Sache, als Arbeitsthier, ist nirgends so stark vertreten und nirgends wird sie so systematisch gehegt und gepflegt wie in Deutschland, dem Land, wo mehr von„ Gemüth" gesprochen wird, wie in der ganzen übrigen Welt zusammengenommen.
Jim Briefkasten eines deutschen Fabrikantenblaites, das den Titel Dampf" führt, war, wie die Nürnberger Arbeiter- Chronik" berichter, jüngst unter der Chiffre W. J. zu lesen:
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" Die Pissoirs müssen so gelegen sein, daß dieselben von irgend einem Zimmer aus, in welchem sich für gewöhnlich Menschen befinden, zu sehen. sind. Die Vorderwand fängt in einer Höhe von 0,5 bis 0,6 m über dem Boden an und reicht bis 1,3 bis 1,5 m über diesen hinaus, so daß man die in dem Pissoir befindlichen Arbeiter jeder Zeit erke.men fann. Für jeden Abort ist ein Raum von 1,10 bis 1,10 qm zit nehirn und der Stuhl in der Mitte des Naumes in den kleinsten zulässigen Abmessungen auszuführen, so zwar, daß derselbe äußerlich rund oder rechteckig ist. Die Sigfläche wird möglichst schmal und abgerundet hergestellt. Eine: folche Einrichtung läßt einmal das Aufsteigen nicht zu, weil den Füßen und dem Rücken jeder Halt fehlt und läßt beim Sigen auf dem Stuhle, was Unbequemlichkeiten anbetrifft, in feiner Weise etwas zu wünschen