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Als Tag der Enthüllung des Denkmals wurde der 17. März ges wählt, der Sonntag vor dem Geburtstage Johann Philipp Beckers, der am 19. März 1809 in Frankenthal in der Pfalz geboren ward, also zwei Tage nach der Feier zu seinen Ehren gerade 80 Jahre alt gewesen wäre. Gestorben ist er den 7. Dezember 1887 zu Genf . Es war Alles geschehen, um die Feier möglichst würdig zu gestalten bei aller sozialdemokratischen Einfachheit. Sämmtliche Arbeitervereine Genfs und der Umgegend, sowie andere sozialistische und demofratische Vereine betheiligten sich vollzählig mit ihren Fahnen, und gegen 100 Vereine und Organisationen von auswärts waren durch Delega= tionen vertreten.
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Gegen zwei Uhr Nachmittags jezte sich der Zug von dem Lokale des deutschen Arbeitervereins in Bewegung Anfangs vielleicht tausend Mann, aber bald aufs Doppelte und Dreifache anschwellend.
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Und Tausende marschirten nebenher die Bevölkerung verhielt sich durchweg auf das Sympatischste.
Auf dem Kirchhof der Weg dahin betrug fast eine Stunde hatte sich bereits eine dichte Menschenmenge versammelt, die in lautloser Stille den Zug passiren ließ, der sofort sich in musterhafter Ruhe und Ordnung neben dem Grabe aufstellte. Einige Schritte von dem verhüllten Denkmal erhob sich eine Rednerbühne.
Ein Lied zum Andenken Becker's, vortrefflich gesungen von den GeSangvereinen des deutschen und des schweizerischen Arbeitervereins, er öffnete die Feier. Beim letzten Ton fiel die Hülle von der Büste, und ein bewunderndes, ehrfurchtsvolles Ah! entrang sich der Brust der Tausende, als sie die wohlbekannten und so herzlich geliebten Züge lebensvoll hervortreten sahen. Das ist er!"" C'est lui!"" Ja, so hat er ausgesehen", tönte es aus der dichtgedrängten Menge aber lelse, damit ja der feierliche Eindruck nicht gestört werde.
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Nach einigen einleitenden Worten des Genossen Engeli, der die Bedeutung der Feier furz darlegte, wurde Liebknecht das Wort ertheilt, der von der deutschen sozialdemokratischen Fraktion entsandt war. Dieser begann damit, daß die Liebe und Dankbarkeit ihn hergeführt habe, die Liebe und Dankbarkeit, die er selbst für den Führer und Freund empfinde, und die Liebe und Dankbarkeit, von der die deutsche Sozialdemokratie für den tapferen Vorfämpfer mit Schwert, Wort und Feder erfüllt sei. Die Sozialdemokratie habe keinen Gözendienst und Personenfultus. Keiner könne mehr, Keiner dürfe weniger als seine Pflicht thun. Denkmäler für die Lebenden kenne die Sozialdemokratie überhaupt nicht. Wenn aber ein tapferer Genosse sein Leben hindurch für die Emanzipation der Arbeiterflasse, für alles Große und Gute gerungen, und durch ungewöhnliche Leistungen die Sache des Volkes gefördert habe, dann sei es auch eine Pflicht der Dankbarkeit, nachdem er von uns geschieden, seiner zu gedenken als eines Genossen, der sich wohl verdient gemacht hat um die höchsten Interessen der Menschheit, und als eines Vorbilds, dem wir nachzueifern haben. Redner gab hierauf eine kurze Skizze des thatenreichen Lebens Johann Philipp Beckers, der mit 16 Jahren beim Hambacher Fest 1832 in den politischen Kampf eintrat und ununterbrochen bis zu seinem Tod, volle 55 Jahre lang, über ein halbes Jahrhundert, stets im Vorkampf, im Mittelpunkt der revolutionären Bewegung war. Da voraussichtlich ein näherer Bericht veröffentlicht werden wird, so unterlassen wir es, auf die Ausführungen Liebknechts weiter einzugehen. Nach einer warmen Charakteristik des todten Freundes, der in seiner Person die proletarische Volkskraft und das Volksherz verkörpert habe, wie kaum ein Zweiter, der nie gezaudert, wenn es gegolten, Stellung und Leben in die Schanze zu schlagen gedachte Siedner noch der treuen Lebensgefährtin Becker's, die ihm auch Kampfgenossin gewesen, die beim Ausbruch der badischen Mairevolution von 1849 ihm ihr Liebstes mitgegeben: den ältesten Sohn Gottfried, der später im amerikanischen Krieg im Kampf gegen die Sklaverei gefallen. Liebknecht schloß mit der Mahnung an alle Anwesenden, im Sinn und nach dem Vorbild des edlen Todten zu handeln, dessen Geist wie weiland der Geist des alten John Brown " den amerikanischen Kriegern im Kampf gegen die Sklaverei uns voranziehen werde inmitten anderer Helden- und Märtyrergestalten in dem Feldzug zur Emanzipation des Proletariats, welcher enden werde mit dem Fall der Bastille des Kapitalismus .
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Nach Liebknecht sprach Favon, Nationalrath für Genf , ein alter Freund Beckers. Er führte aus, daß Becker neben seinen internationalen Aufgaben auch die nationalen Pflichten nicht versäumt habe, daß derselbe nicht blos ein guter Weltbürger, sondern auch ein guter schweizer Bürger gewesen sei und daß er, bei aller revolutionären Gesinnung,
doch niemals das Praktische, Erreichbare außer Acht gelasseit habe. Redner zählte eine Anzahl von Reformmaßregeln auf, für welche Becker mit Eifer gewirkt habe. Er schloß mit der Aufforderung an seine Mitbürger, für die soziale Emanzipation im Sinne Becker's zu arbeiten und sich zu diesem Zweck der Waffen zu bedienen, welche die Verfassung der Schweiz allen Bürgern bietet.„ Wenn Sie Ihr Ziel nicht er= reichen, so sind Sie selbst Schuld daran! Der Wille des Volkes ist maßgebend in unserer Republik ."
Dritter Redner war Genosse Schrag von Bern, der im Namen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Schweiz einen Lorbeerkranz auf das Grab niederlegte und die Verdienste Becker's um die internationale Sozialdemokratie hervorhob. Die schweizerischen Arbeiter brauchten ein solches Vorbild denn auch sie haben, trotz der bürger
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lichen Freiheit, den sozialen Emanzipationskampf zu fämpfen. Nach Schrag betrat die Rednerbühne der Genfer Sozialist Heritier, der auch im Namen der Sozialdemokraten von Lyon sprach. Heritier führte aus, daß Becker ein Revolutionär gewesen sei vom Scheitel bis zur Zehe, und daß er die Pariser Kommune , deren Fest den folgenden Tag den 18. März gefeiert wurde, voller Enthusiasmus begrüßt habe.
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Zulegt sprach Delafontaine, ein Schwiegersohn Beckers, und danfte im Namen der Familie für die Liebe, welche dem Verstorbenen bezeugt worden.
Es wurde hierauf noch ein Gesang angeſtimmt und in feierlicher Nuhe trennten sich nachdem die Kränze auf dem Grab niedergelegt und an dem Denkmal befestigt waren, die versammelten Tausende. Es war eine imposante Feier, und die erbittertsten Gegner haben nichts daran zu mäkeln gefunden. Die elenden Polizeiseelen aber, die zu umfaffenden Sicherheitsmaßregeln gerathen hatten, sind dem Gelächter und der Verachtung anheim gefallen.
Eine Märzfeier, die am Tage darauf stattfand, und in der Lieb= Inecht und Heritier sprachen, bildete gewissermaßen ein Nachspiel der Feier."
Dies der Bericht. Von dem Festkomite werden wir noch ersucht, allen Genossen, die zur Vollendung des Werkes und zum Gelingen des Festes beigetragen, den herzlichsten Dank desselben auszudrücken.
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Der Kuriosität halber oder, wenn man will, als Dokument für des deutschen Reichskanzlers staatsmännische Größe, wollen auch wir die Hauptschönheiten des von Preußen im Bundesrath eingebrachten Antrages auf Abänderung von Bestimmungen des Strafgesetzbuches des Preßgefeßes furz auführen. Nach der offiziösen Berliner" Post" wird im neuen Entwurf die Definition des Sozialistengesetzes von den sozialdemokratischen, sozialistischen, fommunistischen Bestrebungen ersetzt durch Angriffe auf die Grund= lagen des Staatswesens, der Monarchie, der Kirche, der Ehe und des Eigenthums". Dafür, heißt es, sind neue, sehr scharfe Strafbestimmungen im Entwurf festgesetzt. Wer auf Grund derselben einmal verurtheilt worden ist, kann polizeilich ausgewiesen werden, nicht dauernd, aber auf eine bestimmte Zahl von Jahren. Vereine und Versammlungen, in denen die obenerwähnten Bestrebungen hervortreten, fönnen aufgelöst werden. Zeitungen und Drucksachen können dauernd verboten werden, wenn sie wegen derselben Bestrebungen ein ma I verurtheilt worden sind. Ueber die Fortsetzung solcher verbotenen Druckschriften find ähnliche Bestimmungen wie im Sozialistengesetz enthalten." Daß Bismarck weiß, daß sein Entwurf selbst in diesem Reichstag keine Annahme finden wird, liegt auf der Hand, aber das widerlegt die Thatsache nicht, daß er ihn nicht angenommen sehen möchte. Es ist gewissermaßen das Ideal des großen Schnaps- brenners, fein Preß- 2c. politisches Ideal, wie die Steuerbefreiung der Millionäre und die Bestenerung aller Lebens- und Genußmittel der Proletarier sein steuerpolitisches, der Schutz und die Unterstützung des nationalen Ausbeuterthums und die Knebelung und Preis
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gebung der Arbeiterklasse sein sozialpolitisches Ideal
oder die landwirthschaftlichen Betriebe seiner schnapsbrennenden„ Edel
ift. Er wird von seinem Entivurf durchzudrücken suchen, was ersten und Besten der Nation." Oder, da das Beglücken im eigenen
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nur kann, das Geschrei der Nationalliberalen gegen denselben ist daher feinen Pfifferling werth. Ein bischen Opposition wird er ihnen gern zugestehen, schon die Rücksicht auf die kommenden Wahlen gebietet баз aber in der Hauptsache müssen sie über den Stock springen. Wozu ist der agrarische Flügel des Zentrums da? Wer in dieser Taktik des doppelten Aufschlages, um einen recht hohen Preis zu erlangen, etwa einen Beweis hohen staatsmännischen Geschicks erblicken wollte, der muß folgerichtig auch in gewiffen unsauberen Praktiken des Handels hohe kaufmännische Umsicht sehen. Thatsächlich aber fennzeichnet das Vorschlagen 2c. den Handel auf seiner niedrigsten Stufe, und in der Politik ist es gerade so. Verkäufer und Käufer, Bismarck und seine Kunden" im Reichstag beweisen durch die immer wieder von Neuem sich abspielende Komödie mit den„ unannehmbaren" Entwürfen, und der mit schwerem Herzen" erfolgten Zustimmung nur, auf welcher niedrigen Stufe in der Politik Beide stehen.
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Bauer, das ist etwas ganz Andres. Auf Schritt und Tritt, wohin wir nur blicken, stoßen wir im politischen Leben auf Thatsachen, welche diesen Spruch des Dichters eine andre Fassung des alten: Wenn zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe immer wieder auf's Neue bekräftigen. Ganz dieselbe Handlung, die hier verherrlicht wird, wird dort verdammt, für ganz dieselbe Handlung erfolgt hier Freisprechung und dort Verurtheilung, und ganz dieselbe Maßnahme, die gestern noch als selbstverständlich hingenommen, kaum der Erwähnung werth befunden wurde, erregt heute einen Sturm allgemeiner Entrüstung. Man spricht sehr viel von einem gleichen Recht, von einem allgemeinen Rechtsbewußtsein, aber sie bestehen nur in der Theorie, die Praxis spricht ihnen jeden Augenblick Hohn.
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Wir denken da nicht an die vielen Beispiele frasser Parteiiustiz so verdammenswerth sie sind, so bilden sie doch int Ganzen nur eine verhältnißmäßig geringe Ausnahme. Die Fälle, die wir im Auge haben, zeichnen sich aber durch eine gewisse Regel und Häufigkeit aus, und die Leidenschaft, die bei der Parteijustiz eine so große Rolle spielt, tritt bei ihnen in den Hintergrund. Das Unrecht, die Ungerechtigkeit, die Verlegung aller Begriffe vom gleichen Recht wurden mehr unbewußt begangen. Und nicht eine geschlossene Partei, das ungreifbare Etwas, die öffentliche Meinung" genannt, begeht sie.
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Die öffentliche Meinung, das ist im Großen und Ganzen die Meinung der herrschenden, der die Epoche beherrschenden Klasse, heute also die Meinung der Besizenden. Sie wird getheilt und gläubig nachgebetet von der großen Masse der Besitzlosen, die sich noch zu keiner Erkenntniß ihrer Selassenlage emporgerungen. Die öffentliche Meinung ist entrüstet, wenn große Bruchtheile der herrschenden Klasse entrüstet sind, und sie bleibt vollständig theilnahmlos, wenn die herrschende Klasse in ihrer großen Mehrheit keinen Grund sieht, sich zu ereifern. Sie verdammt, was die herrschende Klasse verdammt, und sie findet für durchaus legitim, was die herrschende Klasse für erlaubt befindet. Die herrschende Klasse verdammt jede Gewaltanwendung ihr gegenüber, die öffentliche Meinung ist ungemein entrüstet, wenn einem Mitgliede oder Mitgliedern der herrschenden Klasse gegenüber Gewalt angewendet wird. Die herrschende Klasse findet es aber durchaus erlaubt, daß sie gegen ihre Gegner Gewalt anwendet. Die öffentliche Meinung bleibt fast gänzlich unberührt, wenn von Seiten der herrschenden Klasse gegen Angehörige der beherrschten Klasse Gewalt angewendet wird. Die schreiendsten Verurtheilungen gegen Vertreter der arbeitenden Klassen find fast spurlos an dem vorübergegangen, was man das öffentliche Gewissen" nennt, eine den zehnten Theil so arge Vergewaltigung des Rechts an einem Angehörigen irgend einer größeren Partei der be= sizenden Klasse verübt, und ein zehnmal, ein hundertmal stärkerer Protest erhebt sich. Warum? Ja Bauer, das ist ganz etwas anderes.
Wir könnten das hier Ausgeführte mit hunderten, tausenden von Beispielen belegen, aber es ist so offenkundig, daß es feiner besonderen Exemplifizirung bedarf. Unfre Notiz soll auch keine Beschwerde über einen einzelnen Fall oder einzelne Fälle bilden, sondern eine Erklärung der vielen schreienden Ungerechtigkeiten, deren wir täglich Zeugen find. Eine Erklärung, aber selbstverständlich keine Entschuldigung oder gar Beschönigung.
Alle Bewegungen, an denen Elemente der herrschenden Klassen in größerem Maße betheiligt sind, also namentlich nationale, religiöse 2c. Bewegungen haben den denkbar größten Freibrief für ihren Kampf sie dürfen sich ungestraft gestatten, was einer proletarischen Partei als das größte Verbrechen angerechnet würde. Die bürgerliche Literatur wimmelt von Verherrlichungen des persönlichen Widerständes gegen brutale Vergewaltigung aber wie der gefinnungstüchtige Bourgeois, nachdem er am Tage seinen Arbeitern die Bethätigung ihrer politischen Ueberzeugung streng verwehrt, am Abend ganz hingerissen ist, wenn Marquis Posa von Philipp II.„ Gedankenfreiheit" fordert, so wird er, der vielleicht für Brutus und jedenfalls für Wilhelm Tell schwärmt, kein Verdammungswort zu scharf, kein Urtheil zu hart finden, wenn Arbeiter sich gegen Mißbrauch der Geseze dadurch wehren, daß sie sich von Attentaten gar nicht zu reden nun ihrerseits über das Gesez hinwegjezen. Warum? Ja Bauer, das ist ganz etwas anderes. Und so fort, bis in die kleinlichsten Erscheinungen des täglichen Kampfes.
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Harun al Raschid , der berühmte Chalif aus dem Geschlecht der Abbassiden, ist durch die Erzählungen aus " Tausend und eine Nacht" in der ganzen Welt als das Muster eines vortrefflichen Monarchen bekannt geworden- das heißt, in der ganzen Welt Derer, die ihre historischen Kenntnisse aus Märchenbüchern, Anekdotensammlungen und ähnlichen zuverlässigen Quellen beziehen. War es nicht Harun al Naschid, der unerkannt die Straßen Bagdads durchwanderte, um sich durch eigne Beobachtung zu überzeugen, wo es Unglück zu mildern, ungerechtigkeit zu beseitigen, Unrecht zu beftafen gab? Der, wo er hintam, Glück und Zufrieden heit zurückließ, dessen Andenken Tausende und Abertausende beglückter Unterthanen segneten, als er zu früh im Jahre 187 der Hegira vom Tode ereilt wurde?
Deutschlands Kaiser ist nicht damit zufrieden, der neue alte Friz" zu sein, er will auch den Ruhm erwerben, der neue Harun al Naschid zu werden. Wir haben seinerzeit bereits mitgetheilt, wie er den Leitern der demnächst in Berlin zu eröffnenden Unfallverhütungs- Ausstellung angekündigt, daß er in höchsteigener Person unangemeldet die Fabriken zu besuchen und sich davon zu überzeugen gedente, welche Maßnahmen zum Schuße der Arbeit getroffen und nothwendig seien jezt vernehmen wir durch die Schweinburg'sche Reptilkorrespondenz, Berliner Politische Nachrichten" genannt, daß Wilhelm vorige Woche seine Abficht ausgeführt und der Ludwig Löwe'schen NähMaschinenfabrik in Berlin ", die sich vorzugsweise mit der Fabrikation von Gewehrtheilen beschäftigt, einen Besuch abgestattet hat. Ob wirklich un angemeldet, wird leider nicht hinzugefügt. Dagegen heißt es weiter:
" Der Kaiser hat sich auf's Genaueste die einzelnen Maschineutheile und die an den Maschinen angebrachten Schußvorrichtungen zeigen und erklären lassen, er hat die Arbeitsräumlichkeiten einer eingehenden Inspektion unterworfen und sich mit einer ganzen Anzahl von Arbeitern über deren Verhältnisse im Allgemeinen wie über ihre Thätigkeit in der betreffenden Fabrik unterhalten. Der Kaiser will selbst sehen, um fich ein völlig selbstständiges, unbeeinflußtes Urtheil in Arbeiterfragen bilden zu können, und zu solchen Entschlüssen kann man ihm und der Arbeiterschaft nur Glück wünschen."
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Das Zengniß, das der Offiziosus da den gewöhnlichen Berichterstattern seines Monarchen, den vortragenden Räthen u. f. w., austheilt, ist ja sehr liebenswürdig, indeß fann es uns selbstverständlich nicht einfallen, zu behaupten, daß es unverdient sei. Mit dem Glück wlinschen" fann„ man" aber gefälligst warten, bis die Resultate der Kaiserlichen Dilettirerei auf dem Gebiete der Fabrik Inspektion vorliegen. Beiläufig ist mit dem Besuch von Fabriken wie die Löwe'sche, in denen schon aus technischen Gründen alles nach dem Schnürchen geht, sehr wenig gethan wo in diesen die Arbeiter der Schuh drückt, das hüten sie sich, Leuten mitzutheilen, von denen sie wissen, daß fie ihnen nicht helfen werden. Will der neue Harun al Naschid die Arbeiterausbeutung an ihrer klassischen Stätte studiren, dann gehe er zu feinen geliebten Jnnungsmeistern oder zu den reichstreuen WebereiBesizern in Sachsen , dann besuche er die Bruttstätten der Hausindustrie
Hause zu beginnen hat, wie wäre es mit den Militär- Werkstätten? Da liegt uns z. B. ein Soldatenbrief aus Witten berg vor, in dem ein für's Vaterland" schaffender Militärhandwerker einem Freunde seine Lage schildert.
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Wie die Sklaven", schreibt er, werden wir hier behandelt. Die Schuhmacher und Sattler arbeiten jetzt für das Landwehr- Bataillon in Brandenburg . Früh um 6 Uhr wird angefangen und Abends um 8 Uhr aufgehört wer eine Minute zu spät kommt, wird mit drei Tagen Arrest bestraft, ebenso, wer es wagt, bei der Arbeit ein Wort zu sprechen. Eine Anzahl besonders ausgesuchter Unteroffiziere stehen herum als Aufpasser und Antreiber es fehlt ihnen zu Sklaventreibern nur die Knute. Gearbeitet wird Wochentags und Sonntags( die fromme" Militärverwaltung hat von dem dritten Gebot ihre speziellen Begriffe. Ned. d." Soziald.") und das in einem durch und durch feuchten Keller. Kommen die armen Kerle abgerackert nach Hause, dann müssen sie noch die während des Tages eingelaufenen Reparaturen für die Kompagnie machen, und da wird es 9, auch 10 Uhr.
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Man sieht, der neue Harun al Naschid hat ein fruchtbares Arbeitsfeld vor sich. Den Privatunternehmern kann er, da wir uns leider nicht mehr in der alten guten absoluten Despotie befinden, keine Vorschriften machen, aber in der Militärverwaltung da entscheidet Sein Wille. Ein Wink von Seiner Hand, und die Mißbräuche find abgeschafft. Wetten wir Wilhelm II. liest unser Blatt sehr aufmerksam daß dieser Wink teine acht Tage auf sich warten läßt? Der neue Harun al Raschid läßt nicht mit sich spaßen.
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Oder sagen wir lieber Wilhelm al Naschid. Denn von Harun mit diesem Beinamen berichtet die Geschichte, daß er in Wirklichkeit einen ganz anderen Titel verdient als der Gerechte ". Er war, heißt es, rachsüchtig, blut- und habgierig und ging mit rücksichtsloser Brutalität gegen seine Blutsverwandten vor, die seinem Ehrgeiz im Wege standen. Wer möchte so etwas von Wilhelm II. behaupten?
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Das ist doch nichts Neues, das ist der gewöhnliche Polizeischwindel!" sagte der famose Polizeispiẞel Wichmann, als er sich am 15. März wegen wissentlich falscher Denun= 3tation zweier Hamburger Bürger Schubert und Anthony verantworten hatte. Bei solchen Vorkommnissen es handelte sich um den Besuch des deutschen Kaisers in Hamburg - werden von der Polizei vielfach ähnliche Mannöper gemacht." Er habe den Brief, in dem er die Betreffenden der Aufreizung zum Kaisermord beschuldigte, im Auftrag seines Chefs", des Altonaer Polizei- Engel, ge= schrieben, weil dieser verschärfte Sicherheitsmaßregeln bei Anwesenheit des deutschen Kaisers gewünscht habe. Blos, daß er die Dummheit begangen, gerade die obigen zwei Persönlichkeiten zu nennen, sei von Engel später gerügt worden.
Natürlich bestritt Engel höchst entrüstet die Wahrheit der Wichmann'= schen Behauptungen, und wir wollen es auch dahingestellt sein lassen, ob nicht in diesem Fall mindestens ein gut Theil Flunkerei aus persön= lichem Haß den Wichmann'schen Aussagen zu Grunde gelegen. Troßdem treffen dieselben das System, dem Wichmann Jahre hindurch als„ Pflichtgetreuer" gedient, und brand marken es und seine Organe vor den Augen jedes anständigen Menschen. Ob das, was Wichmann angibt, wahr ist oder nicht, ist nur für den Einzelfall von Interesse, aber daß ein Mensch, der lange Jahre hindurch der Vertraute des Polizei- Engel war, so sehr jeden Gefühls für Recht und Pflicht bar ist, daß er es für eine Vertheidigung hält, wenn er sich als einen polizistischen Bravo hinstellt, der auf Kommando lügt und denunzirt, das ist das Bezeichnende, das brandmarkt das ganze System. Wer, der den Prozeßbericht gelesen, wird daran zweifeln, daß Anthony und Schubert nicht bei Weitem nicht die Ersten waren, die Wichmann fälschlich denunzirt hat? Kein urtheilsfähiger Mensch. Sie waren nur die Ersten, bei deren Denunzirung er hineingefallen ist. Und weshalb er hineinfiel, weshalb sein früherer Gönner ihn jetzt ans Messer lieferte, das wissen unsere Leser: er war unbequem geworden, er hatte aus der Schule ge= plaudert, er mußte unschädlich gemacht werden.
Und er wurde unschädlich gemacht. Wofür sein glücklicher Amtsbruder Jhring- Mahlow das allgemeine Ehrenzeichen und eine gute Anstellung erhalten, dafür muß er zwei Jahre ins Gefängniß wandern, treffen ihn zwei Jahre Ehrverlust. Staatsanwalt und Nichter wußten nicht scharf genug über die Gemeingefährlichkeit des Spizels, über die Verächtlichkeit seiner Motive zu donnern. Sehr schön und gut. Aber Wichmann ist doch schließlich nur ein untergeordnetes Werkzeug im großen Polizei- Apparat gewesen, und mit tausendfacher Schärfe trifft daher das Urtheil das System, dem er gedient, konstatirt es die Gemeingefährlichkeit und Verächtlichkeit des ganzen Polizeischwindels!"
Auf welch niedrigem Stande sich das politische Leben in Deutschland noch befindet, geht auch hervor aus der Gleichmüthigkeit, mit der die schretendsten parlamentarischen Mißstände hingenommen und geduldet werden. Der angeblich so hoch entwickelte Rechtssinn in Deutschland stößt sich nicht im Geringsten an der Thatsache, daß bet dem geflissentlich langsamen Gang der Wahlprüfungsmaschinerie es fortgesetzt passirt, daß Abgeordnete ganze Legislaturperioden hindurch zu Unrecht im Parlament figen und durch ihre Abstimmung über das Schicksal von Gesezen entscheiden dürfen. Schon wieder lesen wir in deutschen Blätterit von solch einent Gesetzgeber wider Gesetz und Recht. Das„ Berliner Volksblatt" schreibt: Die Verschleppungskunst der Wahlprüfungskom= mission des Reichstags unter Vorfiz des Abgeordneten Marquardsen hat wieder einen Erfolg zu verzeichnen. Bekanntlich war es erst möglich, aus dieser Wahlprüfungskommission über die Wahl des Abgeordneten Dr. Websky in Waldenburg unter dem 1. Dezember 1888, also in der dritten Session nach der Wahl im Februar 1887 einen schriftlichen Bericht zu erlangen. Dieser schriftliche Bericht kant alsdann erst am 10. Januar 1889 im Plenum des Reichstages zur Verhandlung. Die Kommission hatte Giltigkeit der Wahl beantragt, troß der im Proteste behaupteten Wahlbeeinflussungen des Kreisschulinspettors Gre gorovius , des Bauinspektors Bothe, des Landraths Lieres 2c. In der Reichstagsverhandlung beantragten die Abgeordneten Dr. Hermes und tickert, die Beanstandung auszusprechen und zeugeneidliche Bernehmung über die im Proteste behaupteten Thatsachen vorzunehmen. Es wurde sodann auf den Antrag der Abgeordneten v. Bennigsen und v. Kardorff beschlossen, die Sache zur nochmaligen Berichterstattung an die Wahlprüfungskommission zurück zu verweisen. Nachdem diese Zurückverweisung erst am 10. Januar erfolgt war, hat die Wahlprüfungskommission mehr als zwei Monate gebraucht, bis sie ant 18. März dazu gelangte, wiederum die Angelegenheit durch einen schriftlichen Bericht dem Plenum vorzulegen. Die Kommission faßt es allerdings mun so auf, daß die Mehrheit des Reichstages Erhebungen wünsche, che sie sich über die Frage der Giltigkeit oder Ungiltigkeit schlüssig macht. Die Kommission beantragt daher nunmehr selbst, die Giltigkeitserklärung der Wahl Webskys auszusetzen und über Punkt 11 des Protestes zeugeneidliche Vernehmung zu veranlassen. Vielleicht wird der Reichstag vor Ostern über diesen Antrag der Wahlprüfungskommission Beschluß faffen. Wenn aber dann die zeugeneidlichen Vernehmungen stattgefunden haben, so wird die Wahlperiode glücklich ab= gelaufen sein. Herr Websky hat alsdann auf Grund eines mindestens zweifelhaften Mandats die ganze Wahlperiode hindurch als Vertreter des Kreises Waldenburg im Reichs= tage gesessen."
An Abänderung denkt natürlich fein Mensch, denn der Skandal dauert schon seit Jahren und die die Ordnung und Gesez liebende Majorität befindet sich sehr wohl dabei.
Erbärmliche Heuchler!
-Wenn die Herren Opportunisten, die in Frankreich jetzt am Ruder find, die ausgesprochene Mission übernommen hätten, die Bourgeois- Republik um ihren lebten Kredit zu bringen, so könnten sie es nicht geschickter anstellen als sie es thun. Als echte Gemäßigte" blind vernarrt in die Anwendung von Gewaltmaßregeln und die Schaffung von Ausnahmegesezen, und als echte Bourgeois
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