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Bolt Sieger und die glorreiche Dynastie der Hohenzollern   Befiegte ge= wesen seien. Nach ihrer Darstellung, die natürlich in allen Schulen gelehrt wird wo in denselben überhaupt des 18. März gedacht wird endete die Erhebung dieses Tages mur deshalb nicht mit einer völligen Vernichtung der Aufständischen, weil des Königs humanes Herz vor weiterem Blutvergießen zurückbebte, sind die damaligen Versprech= ungen und Zugeständnisse gewissermaßen nur aus Gnade und Barm­herzigkeit gemacht worden.

Nichts straft dieses, die Wahrheit auf den Kopf stellende Geschwätz besser Lügen, als die zum Glück nicht aus der Welt zu disputirende schimpfliche Flucht des damaligen Prinzen von Preußen, Späteren Staiser und König Wilhelm nach England. Vor einem Volke, dem aus Erbarmen" nachgegeben wurde, flieht man nicht, reißt man nicht bei Nacht und Nebel aus. Flüchtet man sich vor allen Dingen sicht in so wahnsinniger Haz als Wilhelm, der später Sieg­reiche", es 1848 gethan.

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Es ist über diese Flucht schon so ziemlich alles Wesentliche in die Deffentlichkeit gekommen, doch nicht über alle Episoden derselben in gleicher Genauigkeit. Sowohl mit Rücksicht darauf, als namentlich im Hinblick auf die schamlosen Ableugnungs- und Verdrehungsversuche Der Reptilienblätter wollen wir heute ein Manuskript zum Abdruck bringen, das uns von befreundeter Seite zur Verfügung gestellt ist, und das als Dokument zur Geschichte der Märzrevolution von unzwei­felhaftem Werthe ist. Es besteht aus den Aufzeichnungen eines braven Handwerkers, der jene Zeit miterlebt hat, und zum Theil selbst Zeuge gewesen ist, zum Theil an Ort und Stelle von Augenzeugen darüber unterrichtet worden ist, wie Wilhelm der Hohen­zoller selbst in dem politisch zurückgebliebensten Theil der Mark, Der an Mecklenburg grenzenden Priegnig, von seiner rasenden Eile nicht nachließ, wie ihm auch da die Furcht vor dem Zorn des Volkes Teine Raft gönnte, wie er floh, wie nur der von Furien des schlechten Gewissens Gepeitschte zu fliehen vermag. Diese Aufzeichnungen be­trachtet der Verfasser als sein ,, politisches Teftament" die Hin­terlassenschaft eines Alten an die junge Generation. Wir veröffent­lichen sie in der einfachen, schmucklosen Darstellung des Originals.

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Ich stand am Morgen des 22. März gegen 8 Uhr vor einer Haus­thür am Markt in Perleberg  ; Todtenstille herrschte auf demselben, selbst der Roland hatte noch keine Ahnung, daß wir ihn in den näch= Sten Tagen mit einer schwarz- roth- goldenen Fahne schmücken würden. Da tam von Wittstock   her eine staubbedeckte Halbchaise; im Wagen faß ein Mann in einen grauen Mantel gehüllt, neben dem Postillon ein zweiter Mann, ebenfalls in einem grauen Mantel; die müden Pferde nahmen ihren Weg nach der Post. Nach kurzer Zeit trieb mich die durch die seltene Erscheinung einer Ertrapost geweckte Neugier gleich­falls nach dem Postgebäude, wo sich mir ein sonderbares Schauspiel barbot: Um den Wagen herum hatte sich ein Volkshaufen gesammelt, und aus demselben hörte ich Worte wie" Prinz von Preußen todt­Schlagen 2c." Der Wagen war leer, und auf meine Frage nach dem Werbleib der Insassen hieß es, der Eine sei in die Stadt London   ge= gangen, der Andere zum Bürgermeister Findeisen, um die Pässe visiren zu lassen; denn damals war Mecklenburg   noch Ausland, und preußische Posten durften Niemand ohne Paß ins Ausland" fahren. Die Unruhe um den Wagen wurde immer größer, ohne daß es jedoch zu Thätlichkeiten gekommen wäre. Kaufmann B. und ein Freund beschlossen, sich den Fremden im Hotel anzusehen, und ihnen schloß sich der Postsekretär v. G( roß) an. Der Fremde saß am Staffeetisch und beugte beim Eintritt der Genannten anscheinend absichtlich sein Gesicht über die Tasse; v. G. trat auf ihn zu:" Mein Herr, Sie scheinen Eile zu haben, wäre es nicht besser, wenn Sie nach Wittenberge   führen und die Eisenbahn nach Ludwigsluft benüßten?" Wie von einer Natter gestochen, sprang der Fremde auf: Nein! nein! Vorwärts! rasch!" Er wußte wohl besser als wir, daß einige der im Polenprozeß bethei= ligten Polen, geschmückt mit rothweißen Kokarden und gut bewaffnet, in der Nacht den Bahnhof besetzt hatten, um ihn abzufangen. In demselben Augenblick öffnete der Reisebegleiter die Thür und wintte; der Fremde trat eilig heraus und verließ das Hotel. Er wandte sich links der Straße nach Quizow zu, verließ dieselbe aber bald und lief querfeldein dem Dorfe zu.

Während wir, vor dem Hotel stehend, dem davonlaufenden Fremden erstaunt nachsahen, erschien der Bürgermeister Findeisen, eine fugel­runde kleine Figur, in der ganzen Stadt nur unter dem Namen Onkel Findeisen bekannt. Auf seine hastige Frage: Wo ist der Prinz?" Tonnte ich demselben nur erwidern:" Dort läuft er!" Nun entspann fich eine äußerst komische Heßiagd. Ontel Findeisen verfolgte den Fliehenden, die auf den Namen Kaufleute Delrichs aus Potsdam  " lau­tenden Bässe schwingend, mit dem Rufe:" Mein Herr, Ihre Pässe!" Je mehr er aber schrie, um so schneller floh der Fremde, es war die lächerlichste Szene, die man sich denken kann. Endlich mußte Onkel Findeisen die Jagd aufgeben und kehrte pustend und feuchend zu uns zurück. Der arme Kerl war ganz erschöpft. Eine kurze Unterhaltung entspann sich; als Zweifel laut wurden an der Identität des Fremden mit dem Brinzen von Preußen, da Letzterer einen so schönen Schnurrbart habe, erwiderte" Onkel" Findeisen: Na, den hat er natürlich abgeschnitten!"

Bald fuhr die Extrapost mit dem Reisebegleiter wie fich später herausstellte, war es der Adjutant von Delrichs zum Thor hinaus, ebenfalls nach Ludwigsluft zu. Damit hatte dieser erste Akt für Berle­berg Schluß; über den Verbleib des Reisebegleiters habe ich mich weiter nicht gefümmert; wohl aber hatte ich Gelegenheit, die ferneren Aben­teuer des ersten Reisenden schon am Nachmittage des folgenden Tages von den Betheiligten selbst zu erfahren.

Im Dorfe Quibo w angekommen, fragte der Flüchtling nach der Wohnung des Pastors, trat, als er sie erfahren, raschen Schrittes in Das Zimmer des hochbetagten Pastors Otto ein und rief, die Thüre hinter sich verriegelnd: Ich bin der Prinz von Preußen, schaffen Ste mich schnell nach Ludwigslust  !" Pastor Otto entgegnete:" Hoheit, ich werde sofort anspannen lassen." Nein! nein! Sie müssen es selbst thun!" Das kann ich nicht, meine Pferde sind jung, und ich bin alt." Damit öffnete Pastor Otto das Fenster und rief seinem Stutscher zu, anzuspannen. So müssen Sie mich begleiten!" Pastor Otto machte fich fertig und beide führen schnellen Trabes nach Stavenom zu. In der Nähe von Stavenom befahl der Flüchtling zu halten; während der Pastor Otto auf den Hof fahren und neue Pferde holen sollte, verließ er selbst den Wagen und versteckte sich im nahen Gehölz. Pastor Otto fand den Güterverwalter der Grafen Voß, Inspektor Ers derselbe war früher Ordonnanz bei dem Prinzen von Preußen gewesen und hatte die Anstellung als Gutsinspektor auf des Prinzen Empfehlung erhalten nicht anwesend. Der zweite Beamte des Gutes, Herr Weiß, ließ anspannen und fuhr mit dem Pastor nach dem Punkte des Ge­hölzes zurück, wo der Flüchtling den Wagen des Pastors verlassen hatte, und nachdem sie ihn, nicht ohne einiges Rufen und Suchen, ge= funden, fuhr Weiß mit ihm nach Ludwigslust   zu. Pastor Otto aber fuhr nach Quikow zurück, sich die blauen Flecke reibend, welche der Flüchtling ihm während der Fahrt vor Angst in den rechten Schenkel gefniffen hatte! In Ludwigsluft angekommen, kehrte Weiß in dem Gasthof ein, wo er Inspektor Ers, welcher am Morgen hingefahren war, zu finden hoffte. In der That hielt der Wagen des Ers angespannt auf dem Hofe; der Kutscher   erwartete den Inspektor von einem Gange in der Stadt zurück.

Der Flüchtling begab sich in die hinter dem Gastzimmer nach dem Hofe zu gelegene Stube. Vor dem Gasthause aber bildete sich schnell ein Auflauf, dieselben Nufe wie in Perleberg   wurden laut, und ein Schmied, dessen Sohn in Berlin   auf den Barrikaden gefallen war, chien, mit einer Eisenstange bewaffnet, den Worten die That folgen Lassen zu wollen. In diesem Moment erschien Ers, welcher auf Grund Seiner Grabheit und Liebenswürdigkeit in der ganzen Gegend beliebt und geachtet war, zur Rettung des zitternden Flüchtlings. Die gefähr­liche Situation sofort erkennend, vertrat er den Weg zum Hinterzimmer und rief: Kinder, wenn der Fremde drinnen der Prinz von Preußen st, so gehört er mir! Ich habe zuerst mit ihm abzurechnen. Damit tieß er die Thüre zum Hinterzimmer auf und trat auf den todtenbleich dafizenden Gast zu, während die Menge, ihn gespannten Blickes beob= achtete. Den Fremden mit dem Auge messend, rief er: Das foll ber Prinz von Preußen sein? Gott   bewahre! Laßt Diesen elenden Kerlin Nuh!" Dabei aber gab er dem Flücht­Ting einen wohlverstandenen Wink auf das nach dem Hofe führende

Fenster und den zur Abfahrt bereiten Wagen. Dann trat er wieder heraus, richtete einige Worte der Beruhigung an die Menge und begab sich nach seinem Wagen, und in dem nächsten Augenblick fuhr Ers mit dem Flüchtling zum Hofthor hinaus, die verblüffte Menge mit offenem Munde hinter sich lassend.

In der Villa Guitara brachte er den Flüchtling sicher unter. Nach sechs Tagen holte Weiß denselben dort ab und brachte ihn mit eigenem Geschirr nach Hamburg  , von wo der Flüchtling seine Mission nach England" antrat.

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Der bald darauf in Perleberg   entstandene Preußenverein" beschloß, als der Prinz von Preußen zurückgekehrt war, durch eine Deputation nach Babelsberg   für die dem Prinzen angethane" Schmach" Abbitte thun zu lassen. An der Spizze dieser Deputation stand der durch seinen Schmuggel reich gewordene sog. Butterschulze, dessen Sohn als Einjähriger der Garde beim ersten Schuß in Berlin   Gewehr und Uni­form in der Kaiser Franz- Kaserne in Berlin   im Stich gelassen hatte und zu Muttern nach Perleberg   ausgerissen war.

Diesen Butterschulze fragte der Prinz u. A., wer denn der schöne große junge Mann gewesen set, der in Stadt London   auf ihn zuge= treten. Mein Freund B. scheint dem Kaufmann Delrichs aus Potsdam  sehr imponirt zu haben."

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Soweit das Manuskript. Wir wollten an ihm nichts ändern und haben daher darauf verzichtet, so sehr der Gegenstand dazu reizte, von unserem Eigenen etwas beizugeben. Wenn man sich des Schießt die Hunde nieder" vom 18. März erinnert und diese fämmer­liche Flucht dagegenhält, so hält es wirklich schwer ,,, satyram non scri­bere." In die Lage, auszureißen, kann der größte Held kommen, aber nach solcher Poltronerie so auszureißen, die Jagd über die Felder, die blauen Flecken des armen Pfarrers von Quizom ut. s. w., das könnte einem zu einer modernen Aeneide begeistern. Wie haben die Reaktio­näre nicht über Georg Herwegh   gespottet, weil er auf seiner Flucht ( was beiläufig nicht wahr ist, und wenn wahr, durchaus nicht schimpflich wäre) sich unter das Sprizleder des von seiner Frau geführten Wagens versteckt gehalten habe. Von der Flucht Wilhelm's aber schweigen fie mäuschenstill. Die Lüge verbreiten sie und die Wahrheit verschweigen sie. Und deshalb ist es Pflicht der Vertreter der Volkssache, dafür zu sorgen, daß die Wahrheit nicht in Vergessenheit ge= rathe.

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Sozialpolitische Rundschau.

London  , 10. April 1889.

Der König ist todt, es lebe der König! Der Tyras ist todt, es lebe der Tyras! Und was für ein Tyras! Ein königlicher Hund! Ein kaiserlicher Hund! Die königliche Laus, welche Hoffmann von Fallersleben   vor 50 Jahren, und der königliche Floh, welchen der alte Goethe vor 100 Jahren besang waren nichts gegen diesen kaiserlich- königlichen Hund! Und ein richtiger, vierbeiniger Hund, kein zweibeiniger, der zwar das Apportiren und Wedeln und Bauchrutschen und Speichellecken besser versteht, als ein vierbeiniger, aber zu feig ist, um dem Herrn und Meister, falls ihn irgend ein reichsfeindlicher Attentäter in Gefahr bringt, lebensretterische Dienste zu leisten.

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Es wurde neulich gemeldet, Eisenstirn hätte den von einem national­liberalen Hundezüchter ihm angebotenen Nachfolger des hochseligen Tyras seinem hoffnungsvollen Sohne Herbert geschenkt, mit dem Bemerken, er selbst brauche keinen Tyras mehr. Und das war auch richtig. Aber der Eisenstirn denkt und der neueste alte Frig" lenkt. Dieser hatte einen genialen Gedanken, und damit die Dynastie Tyras nicht aussterbe, schenkte der Chef der Dynastie Hohenzollern   dem Chef der Dynastie Bismarck   einen Tyras II. zum 1. April, an welchem Kalendertag bekanntlich das deutsche   Volk durch die Geburt des Tyras- Empfängers in den April geschickt wurde. Wie verlautet, soll in Friedrichsruhe   für Tyras den Zweiten ein Harem angelegt werden und beabsichtigt der Chef der Dynastie Bismarck  , sich in Zukunft geschäftsmäßig auf die Hundezucht( vierbeinige neben den zweibeinigen) zu verlegen, wie er sich seither schon auf die Entenzucht( gefiederte neben den papiernen) verlegt hat.

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Nun so ein ehrliches Handwerk wie die Schnapsbrennerei ist die Hunde- und Entenzucht auch. Und jedenfalls hat der sinnreiche Junker Eisenstirn für beide Industrie- Zweige ein außerordentliches Talent bewiesen. Es wird auch allmählich Zeit, daß er sich nach einem so­liben Gewerbe umsieht, denn mit den alten Schwindelpraktiken, die ihm bisher so viel Geld und Ehre" eingebracht haben, wird es wohl nicht lange mehr gehen. Die auswärtige Politik, die ihm ein Vierteljahr­hundertlang als Goldgrube diente, wirft nichts mehr ab. Die Kunst­stückchen und Meßgaukeleien, denen er seine politischen und finanziellen Erfolge verdankte, kennt nachgerade jeder Quartaner auswendig, und die riesigen Dummheiten, welche er in den letzten Jahren, namentlich auf dem Gebiete der Kolonialpolitik verübt hat, Dummheiten, so greifbar, daß ein politischer ABC- Schüße die Dummheit mit Händen greifen tann haben das Prestige vollends zerstört. Hochstapler und Abenteurer müssen Erfolg haben vom Erfolg leben fie ohne Erfolg sind sie verloren. Mit Frechheit, Raffinirtheit und Gewissen­losigkeit kann man bis zu einem gewissen Grade den Erfolg komman­diren, weil man allen Menschen, die noch an Anstand glauben und nicht fedes Mittel für recht halten, überlegen ist.

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Als Beust, der seinen Berliner   Konkurrenten durchschaute, und des= halb auch bis zum Tod, ja noch über das Grab hinaus von diesem ge= haßt wurde Anfang 1866 dem österreichischen Kaiser mittheilte, Bis­mard unterhandle wegen eines Bündnisses mit Italien  , und wolle Desterreich unter irgend einem Vorwande überfallen da antwortete der österreichische Kaiser: An solche Infamie glaube ich nicht­das ist unmöglich. Und wäre auch der Bismarck   fähig dazu, mein guter Better( oder Bruder) in Berlin   thut es nimmermehr!"

Nun, der österreichische Kaiser, der die Imfamien" nicht für möglich hielt, war ein Esel und der Geprellte. Bismarck   aber wurde der geniale Staatsmann weil er das that, was reinlichere Naturen für mora­lisch unmöglich hielten. Ganz ähnlich war der Schleswig- Holsteinische Strieg in Szene gesezt worden. Und genau so war es mit dem späteren Erfolg, dem heiligen Krieg", der in derselben Weise wir meinen nach der gleichen Methode und mit gleichwerthigen Mitteln- einge fädelt wurde, und von dem Bismarck   bis auf den heutigen Tag gezehrt hat. Gemeine Ziele, gemeine Mittel, und eine absolute Unstrupulofität Lug, Trug, Gewaltthat und niederste Selbstsucht irgend ein anderes höheres und edleres Moment ist nicht vorhanden. Vergebens sucht man in der mehr als vierzigjährigen Laufbahn dieses Menschen ein hochfinniges Gefühl, einen edlen großen Gedanken! Doch wozu das wiederholen?

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Genug, der fecke, vor keinem Mittel zurückschreckende Abenteurer hat anständigen Menschen gegenüber, auch wenn sie ihn geistig thurmhoch überragen, ein unbestreitbares Uebergewicht und kann deshalb bis zu einem gewissen Grade den Erfolg kommandiren. Allein der Erfolg fann sich nur auf einzelne Handlungen, Streiche, Unternehmungen be­schränken, nicht aber auf den organischen Gang der Entwickelung. Sturz, diese politischen Hochstapler und Jahrmarkts- Herkulesse können das Bei- und Nebenwerk der Geschichte wohl beeinflussen, zum Theil nach ihrem Willen gestalten auf das eigentliche Wesen der Ge­schichte, das sie auch garnicht verstehen sonst wären sie nicht, was fie sind haben sie so wenig Einfluß, wie das Heupferd der Fabel anf den Wagen, welchen es ziehen wollte.

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Wenn wir von der Roßtauscher- Geriebenheit absehen, mit der Bis­ marck   seine dret Kriege einrichtete, die 1878er Attentate, fruttifizirte," und verschiedene Wahlkampagnen, namentlich die legte, organisirte," so suchen wir vergeblich nach Erfolgen und ebenso vergeblich nach Ver­ständniß der Dinge. Die soziale Frage ist diesem rohen Krautjunfer ein Buch mit sieben Siegeln geblieben er betrachtete sie bloß als Material, um ein paar falsche Würfel für seine Falschspielerei daraus zu machen. Und dieser flachköpfige Demagog, dessen Eitelkeit mit seiner

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Gewiffenlosigkeit gleichen Schritt hält, hatte neulich im Reichstag   die Unverschämtheit, sich die geistige Vaterschaft der Sozialreform" zuzus schreiben! Und wahrhaftig, er ist unwissend genug, um seine plumpen sozialdemagogischen Pfusch- Experimente für Sozialreform zu halten.

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Während er in der inneren Politik die Wirthschafts- und Sozialpolitik eingeschlossen nur die gröbste Polizei- und Intereffene politik getrieben und durch den Kulturkampf und das Sozialistengesetz sein staatsmännisches Unvermögen in den Augen aller Ur­theilfähigen bewiesen, und auch nicht eine einzige Maßregel durchgeführt oder angeregt hat, die ein staatsmännisches Erkennen der Probleme und Aufgaben unserer Zeit befundete ist es ihm, seit sein Charakter und feine Methode Straßengeheimniß find, auch in der auswärtigen Politik nicht mehr gelungen, den kleinsten Erfolg zu ergattern. Die Russen, die Franzosen   und die Engländer haben sein Spiel durchschaut und durchkreuzt, der Wechselbalg des Dreibundes" kann nicht leben und nicht sterben, und die amerikanische   Republik  , in deren Interessenkreis der Staatsmann, um den alle Welt uns beneidet," mit bodenloser Tölpelhaftigkeit hineintrat, hat ihm, unter den denkbar bla mablen Bedingungen, eine so gefunde Niederlage bereitet, daß er sie sicherlich sein Lebenlang nicht vergessen wird.-

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Und da haben wir noch gar nicht von dem programmwidrigen 3wischenregiment unseres Friz" gesprochen, das den " Hausmeier" der Hohenzollern   zur Aufdeckung seiner Starten gezwungen und auch vor dem uneingeweihten Publikum in seiner wahren Gestalt gezeigt hat.

Die Kämpfe in den hohen und höchsten Regionen dauern ohne Unterbrechung fort und die Stellung des Hofpredigers und Meineids­pfaffen Stöcker, den die Bismarckanbeter bereits abgesezt hatten, ist augenblicklich eine weit festere, als die des Herrn Bismarc selbst, der ihn weiland sehr gern benuzte und jetzt sehr froh wäre, wenn er ihn in das Land, wo der Pfeffer wächst, schicken tönnte. Nicht, daß er die Stöcker'sche Hez- Muckerei mißbilligte. Im Gegentheil. Aber der Stöcker ist der Vertrauensmann des jungen Kaisers und er treibt, mit Waldersee   u. A. Politit auf eigene Rechnung.

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Ja Bauer, das ist ganz etwas Andres! Zu unserer Notiz in voriger Nummer, die diese Ueberschrift trägt, feien heute einige Bel spiele gebracht und zwar aus der freien Republik der Vereinigten Staaten von Amerika  ".

Herr Charles Francis Adams, schreibt das Phil. Tage blatt", ist ein sehr angesehener, frommer, puritanischer, aristokratischer, hochanständiger Mann. Er gehört zu der obersten Creme( deutsch  : Ab schaum) der besten Gesellschaft von Massachusetts  . Einer seiner Ahnen war Präsident der Vereinigten Staaten  . Besagter Adams ist aber auch Präsident der Union- Pazifit- Bahngesellschaft. Nun ist an anderer Stelle Sieses Blattes eine Depesche zu lesen, welche einen großen Sieg des Sir Adams ankündigt. Seine fünfhundert, mit Winchester Repetir gewehren bewaffneten" Knappen oder Neisigen haben der feindlichen Bande der nördlichen Pazifik  - Bahn einen solchen Schreck eingejagt, daß sie den Paß von Boulder ohne Vertheidigung aufgab, so daß Sir Charles nun rechtmäßiger Besizer desselben ist.

Ein anderer frommer und großer Mann ist Sir John Rocka­feller, Chef der Standard- Dil- Compagnie, ein eifriger Baptist, der erst fürzlich einer Anstalt dieser Sekte eine große Summe gespendet haben soll. Auch Sir John hat dieser Tage durch Gottes gnädigen Beistand einen Sieg erfochen, worüber aus Findlay  , Ohio  , das folgende gemeldet wird:

,, Vor einigen Tagen ergriffen Agenten der Standard- Dil- Company gewaltsam Besiz von dem Eigenthum von W. A. Penger, Farmer und Befizer von Del- Ländereien hier, unter dem Vorwand, daß die Gesellschaft das Land in Pacht habe. Benzer bestritt dies und versuchte die Agenten mit seiner Angestellten Hilfe zu vertreiben. Es kam zu einer Prügelei, in Folge deren Penger von seinem Delland getrieben wurde. Die Sache wurde vor die Gerichte gebracht und Richter Ridgley vom Common- Pleas- Gericht gewährte Penzer einen temporären Ein haltsbefehi gegen die Agenten der Standard- Dil- Company. Die Lease" ( Grundverschreibung) ist die werthvollste im ganzen Ohio Delfeld  , und der Betrag, der dabei in Betracht kommt, ein ganz ungeheurer. Die Standard- Dil- Gesellschaft hält das Territorium noch immer mit einer bewaffneten Abtheilung besetzt.

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Da haben wir das Naubritterthum vergangener Zeiten in moderner Form. Der Rechts sta a t", der den tleinen Frevlern gegenüber unerbittlich und prompt ist, eristirt für die Großen nicht, oder nur, wenn sie ihn brauchen, ihn ausbeuten oder zur Niederhaltung der Armen benutzen wollen. Sonst sind die Herren völlige Anarchisten" - in Glace Handschuhen."

Weil gerade von Anarchisten die Rede ist, so hat sich vielleicht an teinem Menschen das zweierlet Maß der modernen Gesellschaft drastischer und fügen wir hinzu, infamer gezeigt, als gegen den soweit man ihn so nennen darf- Chicagoer   Anarchisten Parsons.

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Albert Parsons", schreibt das St. Louis Tageblatt", dem wir darin voll und ganz beistimmen, war sicherlich kein Alltagsmensch. Er verließ ein sicheres Versteck und ergab sich freiwillig dem Feinde, umt durch diese That die öffentliche Meinung zu Gunsten der Mitangeklagten umzulenken. Dieser generöse, heroische Akt hat Parsons Charakter eine fürallemal einen unverlöschlichen Stempel aufgedrückt."

Von der Wittwe dieses Mannes ist soeben ein seinem Andenken ge widmetes Buch erschienen unter dem Titel ,, Life of Albert R. Parsons" ( Albert R. Parsons Leben). Die Widmung des Buches lautet: Dieses Buch ist in Liebe dem heiligen Andenken eines Mannes geweiht, dessen einziges Verbrechen darin bestand, daß er seiner Zeit voraus lebte."

In ihrem Vorwort nun stellt Frau Parsons mit großem Recht der Art, wie man mit ihrem Manne verfahren, die Ritterlichkeit" gegen über, die Ulysses S. Grant   seiner Zeit dem Rebellenhaupt General Lee  gegenüber anwandte und wegen der er allgemein gefeiert wurde. Sie schreibt: Grant's Biographen rühmen keinen Aft seines Lebens so fehr, wie die Großmuth, die er dem Nebellengeneral Lee bewies, als dieser ihm seinen Degen überreichte. Gesezt den Fall, Grant hätte den Degen angenommen und seinen Gegner erdolcht. Die Sprache besäße feine Worte, um das Abscheuliche solcher Unthat zu brandmarken. Alb. R. Parsons überreichte sein Schwert, indem er sich dem Gerichte stellte, dem wilden Millionärsmob und verlangte einen gerechten Prozeß vor einer Jury seines Gleichen, und doch ermordete ihn der Staat Jllinois." " Bei diesem Puukte", schreibt das St. Louis Tageblatt", dem wir diese Mittheilungen entnehmen, weiter, berweilt auch Capt. W. S. Black( der Vertheidiger Parsons) in einem Aufsatz über den Chicagoer  Prozeß. Es heißt dort: Als ich im letzten Momente Parsons vorstellte, es sei alle Aussicht vorhanden, daß er gleich den Genossen, welche das Gnadengefuch unterzeichnet hatten sein Leben erhalte, wenn er sich zur Unterschrift verstehen wolle, erwiderte er:" Ich weiß es; auch Stone, der Eigenthümer der Daily News", hat mit mir darüber ge= sprochen; er war jüngst zwei Stunden bei mir in der Zelle und ver sprach mir seinen sicheren Einfluß, wenn ich unterschriebe; aber ich thue es nicht, weil Lingg, Engel und Fischer, die minder Aussicht auf Be­gnadigung haben, nicht unterschreiben wollen; ich will mein Schicksal von dem ihrigen nicht trennen; ich will mein Leben nicht auf ihre Kosten erhalten. Unterschreibe ich, so begnadigt mich der Gouverneur, um die drei andern desto ungenirter hängen zu lassen." Black schildert den Eindruck, den diese Worte auf ihn machten, wie folgt: Ich hatte nicht das Herz, ihn zu drängen, einem so edlen Ges danken und Vorhaben Gewalt anzuthun; ich drückte ihm die Hand und entfernte mich."

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So gut wie Black, wußte das alles der Gouverneur Oglesby, hatten der Staatsanwalt Grinnel, der Richter Gary sich von dem hochherzigen Charakter Parsons überzeugt. Wenn einmal der Ausdruck gebraucht werden soll, so hat der Arbeiterführer Parsons zehntausend= mal mehr Ritterlichkeit bewiesen als der Führer der Sklavenhändler­truppen Lee. Ihm gegenüber aber kannten dieselben Leute, die Grant ob seiner Großmuth berherrlichen, keine Spur von diesem Gefühl, feine Spur auch nur von Gerechtigkeitsfinn. Albert Parsons, der sich im Bewußtsein seiner Unschuld selbst gestellt, wurde gehängt wie der erste -nicht doch, wie der verlassenste und verkommenste Straßenräuber! Warum? Nun, weil er eben Vertreter der Arbeiter war. Lee gehörte derselben. Selasse an wie die Yankee's, er war, auch in dem

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