Zur Abwehr.

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In der neuesten Nummer des Proletariat" zieht der Possibilist Lavy mit einer wahren Fluth von Invektiven gegen unsern Mit­arbeiter E. Bernstein los, weil derselbe in zwei Einsendungen in der Londoner   Justice" die sa chlichen Differenzpunkte dargelegt, welche nach der damaligen Sachlage dem Zustandekommen eines von allen sozialistischen   Parteien beschickten internationalen Kongresses im Wege standen und müssen wir hinzufügen Dank der Winkelzüge der Possibilisten vorderhand noch immer im Wege stehen. Ohne auf die mehr wie albernen Nedensarten einzugehen, mit denen Lavy seinen Artikel würzt, wollen wir hier nur feststellen, daß derselbe die- Possi­bilität soweit treibt, Bernstein   Worte in den Mund zu legen, die dieser nie geäußert, den wirklichen Darlegungen von Bernstein  aber die wörtlich zu zitiren er sich wohl hütet einen Sinn unter­zuschieben, den sie nicht haben. So sucht er z. B. bei seinen Lesern den Glauben zu erwecken, die Forderung, daß der Kongreß in Bezug auf feine Tages- und Geschäftsordnung souverän sei, bedeute, daß über­haupt feine vorläufige Tagesordnung bekannt gemacht werden dürfe, welchen Unsinn zu behaupten Niemand eingefallen ist. Wir unterlassen es, diese Art der Polemik zu qualifiziren, die Leser werden die ent= sprechende Bezeichnung selbst zu finden wissen.

Uebrigens verräth Lavy an einer Stelle mit großer Naivetät selbst, welches die Motive sind, die ihn und seine Freunde veranlassen, sich den so einfachen und im Grunde selbstverständlichen Vorschlägen der Haager Konferenz zu widersezen.

" Aber", ruft er aus, sind es im Grunde wirklich diese Dinge, um welche es sich bei diesen erbärmlichen Streitereien handelt? Nein; was man von Seiten der Führer des Internationalen Maryismus fürchtet, was man um den Preis(!) aller Berläumdungen und aller Beschimpfungen vermeiden will, ist, daß die( possibilistische) Arbeiterpartei, die einzige ernsthafte sozialistische Verbindung Frankreichs  , durch den Glanz des von ihr organisirten internationalen Kongresses in den Augen Aller größer erscheine."

Internationale Kongresse haben nach unserer Ansicht nicht den Zweck, irgend eine nationale Partei in besonderem Glanz aufmarschiren zu lassen, sondern den, ein möglichst vollständiges Bild der Be­wegung und der Bestrebungen unter den Arbeitern aller Länder zu geben. Die Ansicht ist der leitende Beweggrund unserer Handlungen, und wenn wir, indem wir sie verfechten, dabei die Rechte von Leuten vertreten, die das Genie eines Karl Marr freudig anerkennen, so thun wir nichts, was wir nicht gegen Jedermann erhobenen Hauptes offen eingestehen dürften. Marristen in dem Sinne, wie Herr Brousse und seine Leute seit Jahren die französischen   Arbeiter glauben machen wollen, gibt es nicht und hat es nie gegeben, und wenn Herr Brousse es für opportun hält, am Vorabend des Internationalen Kongresses die alten bakunistischen Verläumdungen gegen Marr das Einzige, was er aus seiner anarchistischen Phase in seine possibilistische hinübergerettet hat verbrämt mit neuen Lügen über die" Marristen" heraus­zugeben, so ist das ein Verfahren, das sich von selbst richtet, auf das wir aber nicht verfehlen wollen, die Aufmerksamkeit aller unparteiischen Genossen zu lenten.*)

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Der Angriff Lavy's auf die Haager Beschlüsse ist die beste Ver= theidigung derselben, während die Thatsache, daß eine wie unsere Leser wissen sehr schwache Majorität des Kongresses von Jolimont, die eigentlich eine Minorität war, beschloß, den Possi­bilisten- Kongreß zu beschicken, nichts gegen die Haager Beschlüsse beweist. Denn es geschah auf die Betheurung der Possibilisten hin, daß sie Niemand vom Kongreß auszuschließen gedenken. Aber eine bloße Betheurung ist keine Garantie, und man kann es andern Leuten nicht verdenken, wenn sie sich damit nicht begnügen, sondern verlangen, daß die Possibilisten sich offiziell und ausdrücklich zu dem verpflichten, was fie indirekt durch den Mund ihrer Agenten selbst als berechtigte Forderungen anerkennen. Eine offene, unumwundene Erklärung, stati der advokatorischen Winkelzüge, das ist das Ungeheuerliche, was wir bösen Marristen von ihnen verlangen.

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Selbst wenn dieses zugestanden, wird es für Diejenigen, welche die Verhältnisse näher kennen, noch ein großes Opfer sein, wenn sie auf einen Kongreß gehen, auf dem die Possibilisten die Honneurs zu machen haben. Ueber theoretische Differenzen sowie über persönliche Anti­pathien kann man im Interesse größerer Ziele sich zeitweise hin­wegießen, ob man aber auch dort Nachsicht walten lassen darf, wo es sich um den politischen Charakter, um die Grundsätze unserer Partei handelt, ist eine andre Frage. Wir haben vor einigen Wochen ant der Hand von unum stößlichen Thatsachen gezeigt, wie die Possibilisten, statt sich mit einer energischen prinzipiellen Bekämpfung des Boulangismus zu begnügen, die jeder Sozialist nur gut= heißen würde, sich dazu hergeben, für die gegenwärtig herrschenden Parteien Frankreichs   die schmußige Arbeit zu verrichten. Daß wir da­mals auch nicht ein Wort zuviel gesagt, dafür eine Probe aus den neuesten Nummern des von den Possibilisten herausgegebenen Parti Ouvrier".

Wie bekannt, hat sich vor einigen Tagen ein Sohn Henri Rocheforts in Bona( Algier  ) erschossen. Da Rochefort gegenwärtig, um sich der ihm aus Anlaß seiner Theilnahme an der Boulangistischen Verschwörung angedrohten Untersuchungshaft zu entziehen, im Auslande lebt, so wurde in Regierungskreisen die Frage erörtert, ob man ihm nicht behufs Theilnahme an der Beerdigung seines Sohnes freies Geleit zu= sichern solle. Wie man nun auch über den Politiker Rochefort urtheilen mag und wir sind die Letzten, seine Rolle in der Bou­langisterei zu billigen Niemand, vor allen Dingen kein Sozialiſt, konnte etwas dagegen haben, daß gegen den Menschen Rochefort mensch= liche Rücksichten walten gelassen wurden. Kein Sozialist? Das wäre voreilig geschlossen. Kaum daß die obige Nachricht ruchbar wurde, schrieb das Parti Ouvrier"( Nr. 122, 1. Mai):

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Wenn dies die Absichten der Regierung sind, so stehen wir nicht an, zu erklären, daß wir sie ganz entschieden mißbilligen.

Eine Zusicherung auf freies Geleit mag einem Fremden oder einem aus dem französischen   Ge= biet vertriebenen Prätendenten() ertheilt wer= den, aber es wäre das erste Mal, daß man eine solche Gunst einem unter einem Verhaftsbefehl stehenden Flüchtling gewährt sehen würde." Und Tags darauf( Nro. 123, 2. Mai):

Wir wiederholen, daß die Regierung die größte Dummheit begehen würde, wenn sie einem Flüchtling freies Geleit bewilligen würde, das nur aus Frankreich   ausgewiesenen Präfen= denten oder(!!) Sozialisten ertheilt werden darf."

So schreibt ein Arbeiterblatt!

Lavy findet es skandalös", daß wir seiner Partei dent ,, Glanz" ihres Auftretens auf dem Kongreß mißgönnen. Er irrt sich. Wir gönnen ihr allen Glanz, den sie zu entfalten vermag, sobald es nur aus eigner Kraft geschicht. Aber er wird uns die Bemerkung ge­statten müssen, daß nichts ein Haus so schmückt als Sauberkeit.

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*) Als eine Probe von der Wahrhaftigkeit des Herrn Brousse, und wie skrupellos er bei seinen Verdächtigungen verfährt, mag die Thatsache dienen, daß er jogar nicht davor zurückschreckt, die Summen, welche der verstorbene Höchberg   für die erste Egalité  " gegeben, als Beweis dafür anzuführen, daß man deutscherseits stets die fran­ zösischen   Marristen gegen die übrigen Sozialisten Frankreichs   unter­stützt habe. Niemand weiß besser als Herr Brousse, daß das nicht wahr ist, niemand besser als der Mitredakteur der Eman­zipation", daß Höchberg   seine politische Sympathie auch in Frankreich   nicht auf Marristen" beschränkte.

Uebrigens war die erste Egalité  " keineswegs ausschließlich marristisch, und hatte zur Zeit ihrer Gründung gar keinen sozialistischen   Kontur renten in Frankreich  . Herr Brousse war zu jener Zeit noch wüthender Anarchist, der Brolétaire" wurde später als die" Egalité  " gegründet, und schwamm alsdann noch lange im Fahrwasser kooperativer und mutualistischer Spießbürgerei. Derselben entgegengetreten und ihr die Grundsätze des wissenschaftlichen Sozialismus gegenüber verfochten zu haben, das ist das große, das unverzeihliche Verbrechen der Marristen der Egalité  ".

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Das Proletariat" begnügt fich nicht, unsre Ausführungen zu ent stellen, es läßt auch die Berliner Volks- Tribüne" Dinge sagen, die durchaus nicht mit deren Ausführungen übereinstimmen. Wir würden das hier nicht erwähnen, wenn es nicht ein Beweis wäre, wie vor= sichtig alle diejenigen, die einen großen einheitlichen Kongreß wollen, den Possibilisten gegenüber sein müssen. So berichtet das Proletariat" als Ansicht der Volks- Tribüne":

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Wenn sich grundsäßliche Meinungsverschiedenheiten über die Taktik offenbaren, wenn selbst Ausschließungen stattfinden sollten, so haben sie sich einzig und allein im Inneren der Sektionen des Kongresses, die mit der Prüfung der betreffenden Mandate ihrer Landsleute beauftragt find, abzuspielen."

Wie man sieht, denken die Possibilisten allerdings daran, hinter den Kulissen des Kongresses, auf dem sie für Frankreich   die Majorität zu erhalten hoffen, die Ausschließungen zu erledigen. Und der Arktikel der Volks- Tribüne" dient ihnen als Mittel, ihr Vorhaben als von Andern gebilligt hinzustellen.

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Sozialpolitische Rundschau.

London  , 8. Mai 1889.

Nun ist auch das Einladungsschreiben der nicht- poffibilistischen sozialistischen   und Arbeiter Organisationen Frankreichs   zum Juternationalen Kongres in Paris   erschienen. Wir lassen das­selbe hiermit folgen.

Internationaler sozialistischer Arbeiterkongrek 14. bis 21. Juli 1889.1 Aufruf an die Arbeiter und Sozialisten Europas  und Ameritas.

Jm Oftober 1888 fand in Bordeaux   ein nationaler Kongreß statt, auf dem mehr als 200 Arbeiter- Syndikatskammern und Fachgruppen vertreten waren. Dieser Kongreß beschloß, daß während der Ausstel­lung ein internationaler Kongreß in Paris   abgehalten werden möge. Der gleiche Beschluß wurde von dem nationalen Kongreß gefaßt, der im Dezember 1888 in Troyes   stattfand und auf dem alle Frak­tionen der sozialistischen   Partei Frankreichs   vertreten waren.

Der vom Kongreß von Bordeaux   ernannte Nationalrath und die vom Kongreß von Troyes   ernannte Erekutivkommission wurden beauf­tragt, sich zu verständigen, um gemeinsam den Internationalen Kongreß zu organisiren und alle Arbeiter und Sozialisten Europa's   und Amerika's  , welche die Emanzipation der Arbeit erstreben, ohne Unterschied der Fraktion hierzu einzuladen. Das geschah.

Am 28. Februar fand im Haag eine Internationale Konferenz statt, auf der die sozialistischen   Parteien Deutschlands  , der Schweiz  , Bel­ giens  , Hollands und Frankreichs   durch Delegirte vertreten waren. Die sozialistische Liga Englands und Dänemarks   ließen sich entschuldigen und erklärten im Voraus, daß sie sich den gefaßten Beschlüssen an­schließen werden.in

Die Konferenz im Haag beschloß:

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1) Der Pariser Internationale Stongreß soll vom 14. bis 21. Auguſt 1889 tagen.

2) Er soll allen Arbeitern und Sozialisten der verschiedenen Länder offen stehen, unter Zulaßbedingungen, die den politischen Gesetzen, unter denen dieselben leben, angepaßt sind.

3) Der Kongreß soll in Bezug auf die Prüfung der Mandate und Festsetzung der Tagesordnung souverän sein.

Die vorläufige Tagesordnung solle lauten wie folgt:

a) Internationale Arbeitergesetzgebung; gesetzliche Regulirung des Arbeitstages( Tagesarbeit, Nachtarbeit, Ruhetage, die Arbeit erwachsener Männer, der Frauen, der Kinder).

b) Ueberwachung der Fabriken und Werkstätten wie der Hausiuduſtrie. c) Mittel und Wege, diese Maßregel zu erlangen. Demgemäß,

um dem Mandat nachzukommen, welches uns die Kongresse von Bordeaux   und Troyes   auferlegt haben, und um den von der Haager Sonferenz gefaßten Beschlüssen zu entsprechen.

1) Berufen wir den Internationalen Kongreß nach Paris   ein, der abgehalten werden soll am 14.- 21. Juli 1889. 160m

2) Die Tagesordnung desselben ist die von der Haager Konferenz festgesezte.

3) Wir laden die sozialistischen   und Arbeiterorganisationen Europa's  und Amerika's   zu diesem Kongreß ein, der die Grundlagen schaffen foll zu einem Bund aller Arbeiter und aller Sozialisten beider Welten.

Wir haben in Paris   eine Erekutivkommission cingesezt, die mit der endgiltigen Organisation des Internationalen Kongresses und der Vor­bereitung des Empfangs de ausländischen Delegirten beauftragt ist. Wir senden den Arbeitern und Sozialisten der Welt unsern brüder­lichen Gruß.

Es lebe die Internationale Emanzipation der Arbeiter! Für den Nationalrath in Für die Exekutivkommission in Bordeaux  : Troyes  : Dee Generalsekretär G. Batisse.

Der Generalsekretär A. Lavigne

16 Rue Sullivan.

Die Pariser   Eretutivtommission: Für die Federation der Pariser   Syndikatskammern: Boulé, Besset, Féline, Manceau, Noussel.

Für die sozialistischen   Organisationen von Paris  : Vaillant, Guesde, Deville, Jaclard, Crepin, Lafargue  .

Für die sozialistische Gruppe des Pariser   Gemeinderaths: Daumas, Longuet, Chauvière, Vaillant, Gemeinderäthe.

Für die sozialistische Gruppe der Deputirtenkammer: Ferroul, Planteau, Abgeordnete.

Adressen:

Sekretär für das Inland: Besset, Bureau de la Cordonnerie, Bourse du Travail, Paris  , Rue J. J. Rousseau.

Sekretär für das Ausland: Paul Lafargue  , Le Perreux, Paris  , Banlieue. ala toin

Die Einberufer wenden sich an die Vertreter der sozialistischen   und Arbeiterparteien des Auslands um ihre Unterschrift zu dieser Ein­ladung. Wie wir vernehmen, ist ihnen die der Vertreter der däni schen, der deutschen  , der holländischen Sozialdemokratie nnd der spanischen   Arbeiterpartei gesichert. Dasselbe dürfte mit denen der österreichischen   und der schweizerischen Sozialdemo= tratie, bezw. des schweizerischen Grütlivereins der Fall sein.

Zum internationalen Kongreß. Das Proletariat" ver­öffentlicht einen neuen Aufruf zur Beschickung des von den Possibilisten einberufenen Kongresses. Derselbe enthält u. A. die Bestimmung, daß jede einzelne Gruppe das Recht hat, bis zu drei Dele­girten zu entsenden. Für die Pariser   Gruppen, die in ihrer großen Mehrheit possibilistisch sind, ist das sehr angenehm, die Gruppen der Provinz, aber werden von dieser Vergünstigung schwerlich Gebrauch machen können. Freilich heißt es weiter, daß die Delegirten einer Gruppe nur das Recht auf Eine Stimme haben sollen, aber wozu dann die Ausnahmebestimmung, wenn nicht zu dem Zweck, durch die Masse der Pariser   Delegirten die der Provinz zu erbrücken? Nament­lich wenn der Antrag im Pariser Gemeinderath durchgeht, dent aus schließlich aus Possibilisten bestehenden Vorstand der Arbeitsbörse 50,000 Franken für den Kongreß zur Verfügung zu stellen. Außerdem wird sich bei den Abstimmungen schwerlich genau kontroliren lassen, wer von den Anwesenden stimmberechtigt ist, und wer nicht. Die Be­stimmung ist sicherlich nicht geeignet, die Zweifel an der Absicht der Einberufer, ehrliches Spiel obwalten zu lassen, zu zerstören.

Eine weitere Aenderung besteht darin, daß die Einsendung von fünf Franken pro vertretene Gruppe sich nicht anf die des Auslands bezieht. Der sonstige Inhalt des Rundschreibens ist der bereits bekannte. Unterzeichnet ist dasselbe von:

Lavy, Gemeinderath von Paris  , Sekretär für das Inland. Picau, Schriftführer, Sekretär der Federativunion des Zentrums. E. André- Gely, Sekretär für das Ausland, Redaktionssekretär des offiziellen Bulletins der Arbeitsbörse".

Ribanier, Generalsekretär der Arbeitsbörse von Paris  , Hilfssekretär für das Ausland.

J. Allemane, Ch. André, A. Augé, Berthault, Chauffe, Dejeante, Heppenheimer, Lamothe, Mitglieder des Gewerbeschiedsgerichts. P. Brousse, Dumay, Gemeinderäthe, J. Joffrin, Vizepräsident des Gemeinderaths von Paris  .

Die Adresse André- Gely's ist: 11 Cité Marie, 17. Arr. Paris  .

Die Jubelfeier der großen französischen   Revolution hat am 5. Mai ihren Anfang genommen, die ihr zu Ehren veranstaltete Internationale Kunst- und Industrie- Ausstellung ist seit dem 6. Mai eröffnet. Alle Berichterstatter stimmen darüber überein, daß die Ausstellung ein außerordentlicher Erfolg ist, alle sind hingerissen von ihrer Großartigkeit, von den Wunderwerken der modernen Technik, die sie aufweist, von dem Geschmack ihrer Aus­stattung, der Reichhaltigkeit ihres Inhalts. Wir wollen heute von der Schattenseite dieser glänzenden Schaustellung, von dem Elend, das sich hinter ihr verbirgt, schweigen; die sozialistische Stritit wird noch reichlich Gelegenheit haben, dieses Thema zu erörtern. Nehmen wir die Dinge vielmehr, wie sie sich dem bürgerlichen Auge, den Blicken der An­hänger der bestehenden Gesellschaftsordnung" darstellen. Da ist die Ausstellung, die ganze Zentennalfeier ein bürgerlicher Erfolg, eine Verherrlichung der bestehenden Gesellschaftsordnung. Sorg fältig hatten die offiziellen Vertreter der französischen   Republik   dafür gesorgt, sie jedes wir möchten sagen, unparlamentarischen, beim guten Ordnungsmenschen anstößigen Beigeschmacks zu entkleiden, es war eine durchaus gereinigte, eine it a at serb attende meop lutionsfeier. Trotzdem glänzten die Vertreter der Großstaaten Europa's  an ihr durch ihre Abwesenheit. Von dem des autokratischen Rußland  angefangen bis zum Vertreter des aus Revolutionen hervorgegangenen, der großen Revolution mittelbar sein Entstehen verdankenden parlamen= tarisch- konstitutionellen Italien  .

Fürwahr, die Herren und ihre Auftraggeber daheim spielten eine tlägliche Rolle. Vom Vertreter Rußlands   ausgenommen, nennen sie fich Anhänger des modernen Staates, und sie flüchten knabenhaft vor einer Feier, welche alles in allem die Geburtstagsfeier des modernen Staates darstellt. Sie rissen aus, und befunden damit, daß sie sich in diesem modernen Staat nicht heimisch fühlen, daß sie thatsächlich nicht dorthin gehören.od un sinnis hod and

Und sie bekunden noch mehr. Nämlich, daß es sehr gut auch ohne sie geht. Kein Mensch hat ihre Abwesenheit bedauert, ihr Fehlen hat den Glanz des Festes in keiner Weise beeinträchtigt.

Es geht auch ohne sie. Das alte monarchisch- reaktionäre Europa  hat trop Riesenheere und Niesenkanonen nicht mehr die Bedeutung, die es ehedem besaß. Neue Gemeinwesen moderner Natur find neben ihm entstanden, andre sind im Entstehen begriffen, und ihre Nolle in der Handels-, in der bürgerlichen Welt wird von Jahr zu Jahr eine größere. Die Amerikaner des Nordens und des Südens, die Ausstralier fragen nicht nach den Schrullen der europäischen   Gottesgnadenthümler, und wo sie erscheinen, da zieht es auch andre Leute mit magischer Ge­walt hin.

Fürwahr, eine treffliche Lehre, dieser Boykott der von Gott Ge­falbten" Gine treffliche Lehre für sie, eine noch trefflichere für die Geboykotteten und eine unbezahlbare für uns, die unbetheiligten Zu schauer. b

Kein Volt hat der großen französischen   Revolution, wie überhaupt den französischen   Revolutionen, jo viel zu verdanken, wie das deutsche  . Die Erstere hat es von dem verrotteten Feudal­despotismus, die Revolution von 1848 von dem Polizeiabsolutismus und den Resten des Feudalismus befreit. Aber der deutsche   Bürger hört nicht gern davon reden, er plappert lieber den offiziellen Geschichts­fälschern nach, daß er seine staatsbürgerlichen 2c. Nechte der Gnade und Einsicht seiner Fürsten verdankt. Deutschland   ist nicht nur in der Person seines Vertreters der Eröffnung der Revolutionsfeier ferngeblieben, die deutsche   Industrie ist auf der großen Industrie- Ausstellung absolut un­vertreten. Nur, was die Kunst aubetrifft, ist eine fleine Ausnahme zu verzeichnen. Eine Anzahl deutscher   Künstler hat sich über die bornirten nationalen und polischen Vorurtheile hinweggesezt und eine, freilich be­scheidene Separatausstellung veranstaltet.

Anders Herr Reinhold Begas   in Berlin  , der Bildhauer des berühmten Freudenbrunnens, den die Stadtväter von Berlin  dem huldreichen neuen Kaiser als Geschenk verehrt haben. Man höre nur die nachfolgende Erklärung, die der Herr vorige Woche der Voss. Zeitung" zugehen ließ:

Auf die Mittheilung verschiedener Zeitungen, auch ich hätte mich an der deutschen   Separat- Ausstellung in Paris   betheiligt, erkläre ich, daß ich nie im Entferntesten die Absicht hatte, in diesem Jahre dort auszustellen. Die Firma Gladenbeck   hingegen hat ohne mein Wissen und Willen einen Bronzeguß meiner Centaurengruppe in Paris   ausgestellt und habe ich sofort Schritte gethan, dieselbe von der Ausstellung zurückzuziehen. Professor Reinhold Begas  ." Also nur in diesem Jahr nie", in andern Jahren vielleicht doch. Ein Standpunkt, eines Hoflieferanten würdig, der sich bei dem neuen König beliebt machen will, nicht aber eines Künstlers.

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Ganz recht, es stimmt.

Doch was fällt uns da ein! Wars nicht Herr Begas, von dem uns vor etlicher Zeit geschrieben wurde, daß er nicht nur der Mann einer sehr schönen Frau, sondern auch des neuen Königs begnadeter wir's ebenfalls, Hoflieferant ist?

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Und dann stimmt der obige Brief auch.

Man schreibt uns:

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Die zwei Vindter der lange und der kurze der Norddeutschen" wie die Rohrspaßen darüber, daß die Schweiz   durch die Behandlung Ehren- Wohlgemuths das Völkerrecht verlegt habe, indem sie einen harmlosen preußischen Bergnügungsreisenden, der sich bloß zu feinem Privatvergnügen nach den Sozialisten, Anarchisten und Nihilisten erkundigen wollte, sans façon hinter Schloß und Niegel beförderte, gerade als ob er ein gemeiner Sozialist, Anarchist und Nihilist wäre. Der lange und der kurze Pindter haben ein unwiderstehliches Bedürfniß, fich lächerlich zu machen und an der Befriedigung dieses Bedürfnisses wollen wir sie nicht hindern. Aller­dings, die genialen" Doppelgänger, die einander so ähnlich sind, daß man den einen nicht von dem andern unterscheiden kann zumal beide auch gleich klein sind, troß der verschiedenen Länge legen feinen. Beweis von diplomatischer Weltklugheit ab, indem sie ihre eigene Blamage an die große Glocke hängen. Sie erinnern an jenen Ehren­mann der Komödie( oder ist die Geschichte wirklich passirt), der mit ge= schwungenem Stock durch die Straßen der Stadt lief und jeden Vorüber­gehenden anschrie:" Haben Sie nicht den X. gesehen? Er hat mich zum Hahnrei gemacht, ich muß den Kerl todtschlagen!" Der Hahnrei hat den X. nicht todtgeschlagen, und der Pindter( lang oder kurz) schlägt die Schweiz   nicht todt.

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Apropos, mit dem langen Pindter muß es doch recht schlecht stehen. Er läßt die Reklametrommel mit einer Unverschämtheit für sich rühren, wie sie selbst ihm bisher fremd war. Jetzt hat er zum Beispiel für die Kölnische Kloake" einen vielspaltenlangen Artikel schreiben lassen, in welchem der erstaunten Welt mitgetheilt wird, daß Pindter( der lange) unter allen Rednern der Neuzeit der bedeutendste ist, und daß der deutsche   Reichstag   insbesondere niemals einen gleich großen Redner weder besessen hat, noch je besigen wird. Das eine Wort: Wir gehen nicht nach Kanossa  !" wiege an granitner Wucht und welt­geschichtlichem Inhalt" alle Neden der gewöhnlichen Parlamentarier auf. Also wörtlich zu lesen in der Cloaka Maxima. Wahrhaftig, der lange Pindter muß in fürchterlichen Schwulitäten sein, daß er den Puff" in einer Weise betreiben muß, deren selbst Barnum sich schämen würde. Eine grausame Ironie des Schicksals aber ist es, daß ER, der ein Menschenalter hindurch den Parlamentarismus für das schlimmste und lächerlichste aller Uebel erklärt hat, jetzt in seinen alten Tagen, wo ihn nichts mehr gelingen will", und wo ihm auch seine Domäne der auswärtigen Politik so bittere Früchte trägt, nach dem Ruhme geizt, wenigstens der größte Parlamentarier der Welt zu sein. Nun über den Geschmack läßt sich nicht streiten.

Uebrigens ganz so gut wie der Stöcker versteht er sich trotz alledem und alledem nicht auf die Reklame. Der Stöcker hat an dem neuen Luther" nicht mehr genug, in seinem Volk" hat er sich zum neuen Christus", also zum Messias des neunzehnten Jahr­

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