Sozialpolitische Rundschau.
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London , 12. Juni 1889, - Der Aerger der deutschen Reaktionäre über die Pariser Weltausstellung und den Pariser Arbeiterkongreß, schreibt man uns, macht sich in immer tolleren Sprüngen Luft. Am liebsten würden sie das Reisen nach Frankreich , wie auch in die übrigen wilden", das heißt nicht im Bismarck 'schen Polizei- und Spizelgeist regierten Länder ganz verbieten. Und es scheint auch wirklich als hätte man solche Pläne, schon ins Auge gefaßt. Der Schweiz gegenüber sind derartige Drohungen von den Reptilien be= reits ausgestoßen worden. Daß Deutsche nach Frankreich reisen, ist aber unseren Reaktionären noch hundertmal unangenehmer, als das Reisen von Deutschen in die wilde" Schweiz . Der nationale Gegensatz zu Frankreich bildet einen der Pfeiler des Bismarck 'schen Systems. Hört der Gegensatz zu Frankreich auf, überzeugt sich das deutsche Volk, daß die große Masse der Franzosen nicht Rache brüten und einen Ueberfall vorbereiten, dann fallen die Voraussetzungen der riesigen Anspannung unserer Wehrkräfte zu Boden und der tolle Militarismus hat seine Berechtigung verloren. Wenn nun hunderttausende Deutsche , wie das in diesem Jahre zu vermuthen ist, nach Paris gehen und von dort, was mit Sicherheit zu erwarten, die günstigsten Eindrücke über Frankreich und die Franzosen mit heim bringen, so ist den offiziösen und offiziellen Hetlügen der Boden unter den Füßen weggezogen und das herrschende System kommt ernstlich in Gefahr.
Aber was thun?
Das Reisen läßt sich doch nicht gut verbieten so gern man es auch möchte; und verböte man es wirklich, so ließe es sich nicht verhindern. Schade, daß die Zeiten vorbei sind, wo man eine große Mauer um ein Land bauen, und es hermetisch von den Nachbarländern ab= sperren konnte. Es zeigt sich bei dieser Gelegenheit wieder so recht deutlich, in welch schroffem Widerspruch die Bismark'sche Polizei- und Militärwirthschaft sich mit der modernen Kultur befindet.
Aber hat sie das nicht mit der gesammten Bourgeoisiewirthschaft gemein?" möchte der Eine und Andere vielleicht fragen.
Nicht so ganz. Gewiß ist auch die Bourgeoisiewirthschaft mit der Zeit fulturwidrig geworden, so daß sie nachgerade ein Hemmniß der gesunden politischen und sozialen Fortentwickelung bildet, allein sie sie steht doch an sich auf einem weit höheren Kulturniveau als das Junkerthum, welches den preußischen, feßt zum deutschen Neich ausgeweiteten Polizei- und Militärstaat gegründet hat, und welches den Forderungen und Errungenschaften der modernen Stultur stets feindlich gegenübergestanden hat.
Wohl wissen wir sehr gut, daß die Bourgeoisie auch derjenigen Länder, die eine politische Herrschaft der Bourgeoisie haben, falls sie sich in ihrer Ausbeuterſtellung bedroht fühlen sollte, zu jeder Gewaltmaßregel bereit wäre, allein ein dauerndes Regiment von solcher barbarischer Rohheit, wie wir es in Deutschland haben, wäre in Ländern mit be= festigter bürgerlicher Kultur und Entwicklung, wie z. B. England und Frankreich doch einfach unmöglich. Ein Vergleich des zweiten franzöfi= schen Kaiserreichs mit dem Bismarc'schen Regiment zeigt dies recht deutlich. Dieselben Grundgedanken, im Grund auch dieselbe Korruption, dieselben barbarischen Ziele, aber in der herrschenden Klasse Frankreichs doch ein höheres kulturniveau, das der Barbarei und Rohheit gewisse Schranken seßte, die für das preußische Junkerthum nicht vorhanden sind. Doch zurück zur Sache. Das Reisen nach Frankreich zur Ausstellung wird man schwerlich verbieten können die Schwachnervigen sucht man einzuschüchtern, indem die Reise ins wilde" Frankreich abwechselnd als lebensgefährliches Abenteuer und als Hochverrath an der deutschen Nation und als eine Art Landesverrath hingestellt wird-, dagegen besteht in Polizeitreisen die ernstliche Absicht, den Besuch des Internationalen Arbeitertongresses zn verbieten.
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Ob die Absicht zur Ausführung kommen wird? Wir müssen es ab= warten. Der Angst unserer Machthaber ist Alles zuzutrauen. Vielleicht ist aber bei ihnen der Wunsch stärker, durch die Kongreßverhandlungen Material für fünftige Prozesse zu erlangen. Sie geben sich vielleicht der Hoffnung hin, das heiße Pariser Pflaster und die heißen Revolutionserinnerungen würden manch unbedachtsames Wort entlocken, aus dem sich hintennach ein guter Strick drehen ließe. An Spizeln, die den Hanf liefern, wird es sicherlich nicht fehlen, und an findigen Staatsanwälten, die den Hanf zu Stricken verarbeiten können, auch nicht. Es ist sogar feineswegs unwahrscheinlich, daß einige Spißel Auftrag bekommen, Skandal zu provoziren, damit internationale Ver= wicklungen geschaffen werden. Nun die Herren mögen thun, was sie können man wird ihnen möglicherweise wieder einige Enttäuschungen bereiten müssen. Den Spizeln selbst aber, die sich bereits heranzudrängen beginnen, wollen wir den guten Rath ertheilen, etwas vorsichtig zu sein. Sie sind das ihrer Gesundheit schuldig."
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Es sieht wieder einmal etwas friegerisch aus in Europa . In den Balkanstaaten, diesen Schmerzenskindern der europäischen Diplo= matie, haben die russischen Hezagenten eine Situation geschaffen, die jeden Augenblick den Ausbruch ernsthafter Unruhen herbeiführen kann. In Serbien , gegenwärtig ihr günstigstes Operationsfeld, haben sie es dahin gebracht, daß ein Parteiterrorismus herrscht, wie er bisher daselbst noch nicht vorgekommen. Namentlich arbeitet das rechtgläubige" Pfaffenthum dort für die Interessen Väterchens und verspricht dem Volf Wunderdinge, wenn es den Rathschlägen seiner russischen Gönner folgt. Dasselbe thun die Pfaffen bekanntlich auch in Rumänien und in Bulgarien .
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Andererseits hat Väterchen selbst neulich in Petersburg ziemlich deutlich mit dem Säbel gerasselt, indem er bei der Verlobung eines russi schen Großfürsten mit einer Tochter des Fürsten von Montenegro, diesen Häuptling der Hammeldiebe den einzig aufrichtigen Freund Rußlands " nanute. Ein Mißtrauensvotum in bester Form für seine ,, lieben Brüder" in Berlin und namentlich in Wien . Seitdem ist es auch publik geworden, welche Belohnung Väterchen dem Hammelpardon, dem Montenegrinerfürsten für seine aufrichtige Freundschaft zugedacht. Derselbe soll die Erbschaft Milans antreten und ein Vereinigtes Königreich Serbien gründen, mit Bosnien und der Herzegowina als Zugabe. Da diese Zugabe sich aber einstweilen im Besitz Desterreichs befindet, so ist das Programm natürlich nicht ausführbar ohne einen Krieg mit Oesterreich . Und Krieg mit Desterreich heißt Krieg mit Deutschland u. s. w., u. s. w.
Das klingt sehr bedenklich, wahrscheinlich wird es diesmal aber noch nicht dazu kommen. Wir sind noch nicht so weit." Die Konversionen der russischen Staatsschulden sind noch nicht durchgeführt, und so lange dies nicht geschehen, wird Väterchen sich auch auf keinen großen Krieg einlassen. Es wird also mit dem Geplänkel sein Bewenden haben, und wenn dasselbe nur die Wirkung hat, das Ansehen Desterreichs auf der Balkanhalbinsel zu schwächen, so hat es ja seinen Zweck erfüllt.
Die Völker haben also noch einige Jahre Zeit, über die Weisheit ihrer Lenker nachzudenken.
-Jetzt, da Boulanger glücklich in den Hintergrund gedrängt ist, hält Herr Ferry seine Zeit wieder für gekommen. Der Führer der Opportunisten entfaltet eine fieberhafte Thätigkeit, sein Ministerportefeuille zurückzuerobern. Er hat zu diesem Zweck die Redaktion eines Pariser Blattes Estafette" übernommen, und entwickelt in demselben jeden Tag, wie schön es um die Republik bestellt wäre, wenn sie einen so erleuchteten Mann. wie er ist, an der Spitze hätte. Dabei entschlüpfte ihm jüngst folgender charakteristische Saiz:
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Das Wahngebilde einer unpersönlichen Regierung mag einige zur Abstraktion geneigte Philosophen verführen, die übrigens durch ein Gefolge von frivolen Spekulanten und unwissenden Tänzern längst fom= promittirt find. Unser Land, das auf die Jahrhunderte alte Disziplin der persönlichen Gewalt zugeschnitten ist, wird nie eine Regierung nach Prinzipien verstehen. Es muß stets einen Mann haben, der in seiner Person die Prinzipien und Bestrebungen seiner Zeit verkörpert."
Das ist Wort für Wort die Theorie des Boulangismus. Einige Tage darauf hielt derselbe Herr Ferry eine große Nede in der Kammer, in der er es war bei der Debatte über den Etat der Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl nicht nur für die Aufrechter
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haltung dieses Postens eintrat, sidern den Kleritalen die Revision schlag( Souveränetät des Kongresses in Bezug auf die Tagesordnung) der Kirchengeseze in ihre Sinned. h. die Wiederherzu verwerfen", blieb den Anhängern der Haager Beschlüffe nichts stellung der Privilegie der Kirche anbot.
Genau dasselbe, was Boulang auch thut.
Deutlicher kann man es nicht issprechen, daß der Kampf gegen Boulanger, den die Opportunisten in Wert gesezt, feineswegs ein prinzipieller, sondern lediglich ein rsönlicher Streit, ein Streit um die Macht war. Die boulangistisd„ Gefahr" war zu drei Vierteln eine opportunistische Erfindung, diese Herren haben durch ihre Heßereien Boulanger erst zu dem gemacht, was er später wurde, ihrer Gegnerschaft verdankte er seine Populität. Seine Erfolge stiegen ihm zu Kopf, er bildete sich ein, der Min zu sein, der in seiner Person die Prinzipien und Bestrebungen seer Zeit verkörpert."
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Ein neuer Zäjar!" ertönte es im Chorus der opportunistischen Presse, und die Radikalen und n Theil der Sozialisten fiel auf diese Parole hinein und spannten sichor den Wagen der Opportunisten, um die Republik „ vor dem Zäsar retten."
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Das Ziel ist erreicht, Zäsar- oulanger ist aufs Trockene gesetzt und fein aufrichtiger Sozialist und bublikaner wird ihm eine Thräne nachweinen. Das Ziel ist erreicht nd- jetzt erklärt Herr Jules Ferry zum Entsetzen seiner Mitkämpfer der Radikalen, daß eine unpersönliche, nur nach Prinzipien geleitete Regerung ein Unding sei, das Land brauche ,, eine Person an der Spizze, di seine Prinzipien und Bestrebungen in sich verkörpert."
Und darum Räuber und Mrder?" rufen verzweifelt die Hereingefallenen. Ferry für Boulanger, das ist ja gehüpft wie gesprungen." Allerdings. Der Unterschied beteht nur darin, daß der Boulangismus, der sich an die Massen wendere, einen demagogischeren Charakter hatte, als der Ferrysmus, der sich an die großen Herren wendete. Aber in der Demagogie steckt nothgedrungen din gutes Stück Demokratie, und so hatte das Volk in einer hinsicht von Boulanger sogar weniger zu fürchten als von Ferry, von dem das famose Wort stammt: die Gefahr ist auf der Linken" Was andres war es mit der auswärtigen Politik, aber haber haben wir hier nicht zu sprechen. Genug, man sieht, wie Recht diejenigen Sozialisten hatten, die zwar Herrn Ferry und dessen hinters Licht geführten Bundesgenossen zu den Boulangismus bekämpften, be: sich hüteten, gemeinsame Sache mit
machen.
Kongreß der Vereinigten Sozialisten sind, wie wir hören, einWeitere Beitritts Erlärungen zum Internationalen
gegangen:
Von der Ungarländischen Arbeiterpartei, vertreten durch unsern bewährten Genossen Leo Frankel .
Von der Gruppe russische: Sozialdemokraten, vertreten durch P. Axelrod, Georg Plechanow und Vera Sassu= litsch.
In einem Artikel der Wiener , Gleichheit" über den Internationalen Kongreß lesen wir:
Wenn der Aufruf der Possibiliten mittheilt, sie hätten BeitrittsErklärungen aus Oesterreich erhalten, so muß das auf einem Irrthum, möglicher Weise einem geographischen, beruhen. Wir glauben so ziemlich zu wissen, was in der österreichischen Arbeiterpartei vorgeht, und erklären mit Bestimmtheit, daß unseres Wissens kein Ver= ein, feine Gruppe und kein Parteigenosse eine BeitrittsMittheilung von Namen kann ums vom Gegentheil überzeugen." Erklärung zu dem possibilistischen Kongresse abgesendet hat. Nur die
Der Hauptvorstand der dänischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei erklärt in einem vom 31. Mai datirten Rundschreiben, daß die dänische Partei beschlossen hat, keinen der beiden Kongresse zu besuchen, unter der Begründung, daß die Abhaltung von zwei internationalen Arbeiterfongressen unter den jezigen Verhältnissen ein Unglück ist für die Arbeiterbewegung und in hohem Grade nachtheilig und entmuthigend für den Geist der Solidarität, der die Arbeiter aller Nationen an einander binden sollte." Die Unterzeichner meinen, zwei Kongresse tragen in sich zugleich den Keim neuer Uneinigkeit, neuer Unverträglichkeit für die Zukunft"....„ Es ist mit Recht zu befürchten", heißt es weiter, daß der eine Kongreß Beschlüsse fasse, die denen, wenge der andere" gefaßt gut, entgegen peyen werven. Spater, wenn die Beschlüsse in's Leben geführt werden sollen, wird dies die Wirkung haben, daß die sozialistischen Parteien der verschiedenen Länder in we= fentlichen Punkten einander entgegen arbeiten werden infolge der Stellung, die ihre Vertreter auf dem Kongresse eingenommen haben. Wir wollen nicht Theil nehmen an Handlungen, die uns in ein gespanntes Verhältniß zu denjenigen, die wir von Herzen als unsere Kampfgenossen für die Durchführung des Sozialismus betrachten wollen, bringen können."
Wir theilen diese Befürchtung nicht, glauben vielmehr, daß das Nebeneinandertagen der beiden Kongresse, so bedauerlich es an sich ist, dem Zweck, zu dem sie einberufen sind, nicht nothwendigerweise zu schaden braucht. Ebensowenig braucht es die vorhandenen Gegensäße die doch nicht von heute datiren zu verschärfen, es kann und, hoffen wir, wird im Gegentheil dazu führen, daß die Fehler, die diesmal das einige Zusammengehen aller verhindert, in Zukunft vermieden werden. Wenn es alsdann im Rundschreiben weiter heißt:
Wir sind nicht im Stande, entscheidend in dem Streite zu urtheilen, der die Einberufung der zwei Kongresse bewirkt hat, da wir nicht deutlich zu sehen vermögen, welche Gründe die entscheidenden speziell zur Einberufung des zweiten Kongresses gewesen sind. Nur so viel glauben wir aussprechen zu können, daß nach den Einräumungen, die das Nationalkomite des sozialistischen Arbeiterbundes in Frankreich den Forderungen der Haager Konferenz gegenüber gemacht hat, fein hinlänglicher Grund für die Abhaltung des später einberufenen stongresses uns vorzuliegen scheint"
so müssen wir darauf antworten, daß unsre dänischen Genossen über den Verlauf der Verhandlungen eben nicht gut unterrichtet sind. Die„ Einräumungen" des Nationalfomite's der Possibilisten, von denen fie sprechen, sind ihnen zwar, wie wir aus dem" Proletariat" vom 25. Mai ersehen, in einer Weise dargelegt worden, daß wirklich nicht deutlich zu sehen ist, welche Gründe die entscheidenden zur Einberufung des zweiten Kongresses gewesen sind", zur Zeit aber, als der zweite Kongreß noch nicht einberufen war, lauteten sie ganz anders, wie aus dem offiziellen Berichte des" Proletariat" über die Sigung des Nationalkomite's vom 14. März 1889 hervorgeht. In jener Sigung wurde über die von Volders( Brüssel) überbrachten Haager Beschlüsse verhandelt. Da fagt der wir wiederholen offizielle Bericht offizielle Bericht ( fiche Proletariat" vom 23. März):
" Auf den ersten Vorschlag( daß die Einladung von allen sozialisti schen und Arbeiterorganisationen unterzeichnet werden soll) antwortet das Komite, daß es bereit ist, für die Unterzeichnung der auf den Kongreß bezüglichen offiziellen Dokumente sich einige Delegirte der Pariser Syndikatskammern und Fachgruppen beizugesellen."( Da die große Mehrheit der Pariser Syndikatskammern possibilistisch ist, das NationalKomite der nichtpossibilistischen Syndikatskammern in Bordeaux , das der sozialistischen Federation in Troyes seinen Siz hat, so hieß das, wenn keine direkte Ablehnung, doch eine thatsächliche Ver= neinung des betreffenden Vorschlags der Haager Konferenz.)
Das Komite fann den vierten Vorschlag, was die Prüfung der Mandate betrifft,( daß der Kongreß mit Bezug auf diese souverän entscheiden soll) nicht annehmen. Nur die nationalen Angehörigen find kompetent, nur sie können über die Korrektheit( sincérité) eines Mandats entscheiden. Die Prüfung der Mandate wird daher, außer in Spezialfällen, von den einzelnen Nationalitäten bewirkt werden."( In dem vorhergehenden Saz, der von den Konzessionen an die unter Zwangsgeseßen stehenden Ländern handelt, hatte es geheißen:„ Was den dritten Vorschlag anbetrifft, so ist das Komite entschlossen, sehr regelmäßige und in der für die Delegirten, wo die Arbeiter- und sozialistischen Organisationen frei schalten, von ihm bereits fest ge= stellten Form ausgestellte Mandate zu verlangen, 2c. 2c.)
Wir denken, das ist eine ganz unzweideutige Ablehnung des betreffenden Haager Vorschlages und zugleich eine sehr ausgesprochene Erklärung, daß die Possibilisten ihr Londoner Mandat nicht auf die Einberufung und Einleitung des Kongresses beschränkten, sondern, genau wie das Parlamentarische Komite es im No vember vorigen Jahres gethan, demselben auch weiterhin ihre Bedingungen aufzuerlegen gedachten. Daraufhin, und da das Possibilistische Komite es auch für seine Pflicht hielt, den fünften Vor
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übrig, als selbständig vorzugehen. Aber erst nach I angem3audern und nachdem noch weitere Vermittelungsversuche fehl= geschlagen, entschlossen sie sich dazu. Und nun plötzlich, als die Einladung schon erfolgt war, lesen wir zu unserer nicht geringen Verwunderung im Proletariat" vom 25. Mai, daß auf eine Anfrage der dänischen Genossen einer der Sekretäre( so wörtlich) des Nationalkomite geantwortet habe, und das Komite dies einstimmig billigt:
Die Prüfung und Giltigkeit der Mandate findet im Prinzip(!) durch die Nationalitäten statt. In letzter Instanz können die Interessenten oder ihre Freunde die Prüfung der für ungiltig erklärten Mandate dem Kongreß unterbreiten. In diesem Sinne ist das Zirkulär des Komite zu verstehen, welches von den speziellen Fällen spricht, die dem Kongreß zu unterbreiten sind."
Wir brauchen den Leser blos auf den Wortlaut der oben zitirten eigenen Protokolle des Nationalfomite's zu verweisen, und er wird sich überzeugen, daß dasselbe in seinem Brief an die Dänen sich selbst in's Gesicht schlägt. Das, was es da in die Worte von den speziellen Fällen" hineinlegt, war es grade, was Volders im Namen der Haager Konferenz von ihm verlangte: die Anerkennung des Kongresses als letzte entscheidende Instanz. Und diese erklärte es damals nicht annehmen zu können."
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Und wie mit diesem Puntt, machen es jetzt die Poffibilisten auch mit den Andern. Desto besser, sagen wir, denn es ist die beste Rechtfertigung der Haager Beschlüsse, die auch wir seinerzeit freudig begrüßt haben; und es ist zugleich die beste Rechtfertigung des Vorgehens der auf dem Boden dieser Beschlüsse stehen= den Genossen.
Das werden die dänischen Genossen, über den wahren Sachverhält aufgeklärt, jetzt wohl auch zugeben.
In der den Pariser Possibilisten befreundeten Presse wird hartnäckig die Behauptung aufgestellt, die Possibilisten hätten noch nie Sozialisten aus irgend einem ihrer früheren Kongresse ausgeschlossen, das von ihren Gegnern ausgedrückte Verlangen, von vornherein gegen etwaige Ausschließungsgelüfte geschützt zu sein, entbehre daher jeder Berechtigung.
Selbst wenn der Vordersaz richtig wäre, würde der Nachjazz falsch sein. Denn es ist ein in sich gerechtfertigtes Verlangen, gegen jede böswillige Chikane geschüßt zu sein, nicht von der Gnade, dem guten Willen Anderer abhängig zu sein. Wir proklamiren bei jeder Ge= legenheit den Gründsaz: Recht, nicht Gunst, und nun soll er plötzlich eine überflüssige Formalität sein?
Zudem aber ist der Vordersatz durchaus unrichtig. In einem soeben in englischer Sprache erschienenen Flugblatt Ed. Bernsteins, in welchem derselbe die Unwahrheiten des vom Generalrath der Sozialdemokratischen Föderation herausgegebenen Manifestes widerlegt, heißt es mit Bezug auf diesen Punft:
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Aber die Behauptung, daß die Possibilisten nie von einem ihrer früheren Kongresse eine sozialistische Sektion ausgeschlossen hätten, und daß auch kein Titelchen eines Beweises beigebracht worden sei, daß sie diesmal dergleichen zu thun gedenken, ist entweder eine verblüffende absichtliche Unwahrheit oder ein Beweis, daß unsere Autoren von Dingen reden, über die sie sich in der glücklichsten Unwissenheit be= finden. Auf dem dritten Regionalkongreß der Föderation des Zentrums ( von Frankreich ) im Mai 1882, hatten sie die Possibilisten klärt, daß der Kongreß allen Sozialisten offen stehe. Als aber im Vertrauen auf diese Erklärung dreißig kollektivistische( sog. marristische) Delegirte sich einfanden, wurden sie ohne Gnade und Erbarmen ausgeschlossen unter dem lächerlichen Vorwande, daß sie durch Annahme des Titels Federation des Zentrums" der possibilistischen Federativ Union( des Zentrums) eine unehrliche Konkurrenz gemacht hätten. Und als im Jahre 1887 auf die fortgesetzt wiederholte Behauptung hin, daß alle Sozialisten eingeladen seien, zwölf kollektivistische Delegirte auf dent achten Regionalfongreß erschienen, wurden sie niedergeschrien und mußten den Kongreß verlaffen, und eine Resolution wurde angenommen, daß ,, die Marristen nie wieder auf einem Stongresse( der Föderativ- Union) zugelanen verven jonen. und noch besser, als im Jahre 1888 das mit der Organisation des possibilistischen Regionalfongresses in Troyes beauftragte Lokalkomite diesesmal drohte, die ewige Phrase von der Zulassung aller Sozialisten zur Wahrheit zu machen, ließen die Possibilisten, wie wir gesehen haben, lieber ihren eigenen Kongreß im Stich, als zuzugeben, daß ihre prahlerische Behauptung ausgeführt werde*). Nach alledem ist es nicht zu verwundern, daß die Kollektivisten über= zeugt waren, daß die Possibilisten mit der Absicht umgingen, sie auszuschließen und den Kongreß für ihre eigenen Zwecke auszunuzen."
Und noch einmal, sie hatten ein Recht zu verlangen, und jeder unparteiische Sozialiſt war verpflichtet, fie darin zu unterstüßen, daß vor= her Garantien gegeben waren, daß auch nicht Einer ihrer Delegirten dem Fraktionshaß zum Opfer fiel.
Die Blamage soll also wirklich noch vergrößert werden. Da die Schweizerische Bundesregierung sich im Bewußtsein ihres guten Rechtes konsequent weigert, dem Spizel Wohlgemuth die ver langte eklatante Genugthuung" zu gewähren, mit anderen Worten, sich vor einem auf Schleichwegen ertappten Hallunken zu demüthigen, so droht Bismarck dunch den Mund seiner Reptilien mit allerhand Gegenmaßregeln eine immer alberner wie die andere. So belfert die Berliner" Post":
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Glaubt der Schweizer Bundesrath nicht in der Lage zu sein, Uebergriffe dieser kantonalen Beamten zu rettifiziren, ist der Bundesrath nicht willens oder nicht imstande, sich von der revolutionären Herrschaft der Sozialdemokratie zu emanzipiren, so kann unseres Erachtens Deutsch land nichts anderes übrig bleiben, als einerseits Repressalien zu üben und andererseits selbst Maßregeln zu treffen, welche einen Damm gegen die dem Reichsbestande aus der Schweiz drohenden Gefahren bilden. Wir würden uns nicht wundern, wenn Schweizer Beamte auf deutschem Boden ebenfalls eingesperrt und ihnen ihre dienstlichen Papiere in Beschlag genommen und vorenthalten werden, wir würden uns nicht wundern, wenn Deutschland gegen die Schweiz eine verschärfte Paßkontrole einführt, keine Reisebillete nach der Schweiz ohne Vorzeigung eines giltigen Reisepasses verabfolgt und den Grenzverkehr durch strenge Paßordnung, den Zollverkehr aber durch minutiöse Durchsuchung aller aus der Schweiz herrührenden Güter, Pacete und Briefschaften überwacht. Es ist richtig, daß die deutsche Großmacht, ohne Schaden zu leiden, eine ganze Reihe von Langmuth auch einer kleinen Macht gegenüber zeigen kann, allein auch für die Geduld gibt es eine Grenze, und diese ist durch das maßlose Verhalten der schweizer Organe längst überschritten." Ein anderes Reptil droht mit Abberufung des deutschen Gesandten von Bern , der berüchtigte Badische Landesbote" sogar mit der„ Theilung der Schweiz ."
Alles das ist dummes Zeug und kann und wird hoffentlich die Schweizer sehr falt lassen. Die einzige dieser Repressalien", die ernsthaft in Betracht fäme, die Erschwerung des Güterverkehrs an der Grenze, brauchten sie blos in gleicher Münze zurückzuzahlen, und Niemand würde mehr darunter leiden als der deutsche Handel, dessen Export nach der Schweiz , wir wissen nicht wie viel mal größer ist als der der Schweiz nach Deutschland . Es wäre ein Schnitt ins eigene Fleisch, ebenso albern wie die Handlungsweise des Bauern, der um den Nachbarn zu ärgern, über dessen Grundstück er täglich gehen muß, den Steg niederreißt, der einen zwischen seinem und des Nach bars Grundstück fließenden Bach überbrückt.
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Was die Abberufung des Herrn Kaulbars- Bülow von Bern anbetrifft, so werden sich die Schweizer dieselbe nicht mehr wie gern gefallen lassen. Aber so schnell schießen auch die Preußen nicht. Das ganze Gepolter hat nur den Zweck, den kläglichen Rückzug zu verdecken. Da aber Niemand eine lächerlichere Figur spielt als ein Poltron, dessen Drohungen Niemand ernst nimmt, so vermehrt jede derselben die Blamage der Berliner Spizelhehler.
So sehr diesen die Lektion zu gönnen ist, so sehr ist es zu beklagen,
*) Noch mehr. Im Pariser Gemeinderath, der bisher alle Arbeiterfongresse subventionirt hatte, trat der Possibilisti Chabert gegen. den Antrag ein, für den Kongreß von Troyes eine übrigens geringfügige Summe zu bewilligen.
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