een,

le

Dem emit

ficht

auf

nde

ten

eine

ber

Iner

acht bie

daß

intt

Bum

th

iner nachh die bon

man

310

für

ung

fo

inde Doch

Jur

ders

tlich

den

Jene irde greß iner

agt,

ache

igen

lub

198

haft

en,

vers

Sifer

ind

09

des

balt

fle

der

Can

den

und er ließ sich schleunigst von Frankfurt sofort als Kammergerichtsrath nach Berlin versezen, wo er ficherer zu sein glaubte.

immer drogode verurtheilen!"

"

Er hatte das Wort Lieske's nicht verstanden. Er hatte nicht gedacht, daß noch ein Rest von Gewissen in ihm wohnt, und daß er sein Opfer nicht werde abschütteln können, auch nachdem dessen Stopf abgeschlagen. Lieske wich nicht mehr von seiner Seite, er ging mit ihm zu Gericht, zu Tisch, in's Bett. Immer und überall Liesfe. Und Lieske erhob Hand und schrie immer lauter:" Du wirst Reinen bis der Mörder selber zum Opfer wurde und, von seinem Opfer gepeitscht wie von den Furien des Muttermörders Orestes, ins Irrenhaus flüchten mußte. Und da ist er denn gestorben. Er war hart bestraft nicht zu hart. Wir sprechen gerade von der Verkommenheit des herrschenden Systems. Ein weiteres Beispiel aus unerschöpflichem Vorrath. Am 26. ds. Mts. traten in Berlin ein Dußend Herren zusammen, und wer von ihnen eine Zeitung vom vorhergehenden Tag zur Hand hatte, der las darin: Morgen hat der Bundesrath seine letzte Sigung vor den Ferien; er wird u. A. den Antrag der sächsischen Re­gierung auf Verlängerung des Belagerungszu­An= standes für Leipzig und Umgebung annehmen." nehmen" nicht: zu berathen haben. Es handelte sich um Annahme, umi Registrirung denn fraglich war die Sache nicht. Das Dußend Herren war der Bundesrath. Sie rauchten Havannazigarren, sprachen vom Wetter und von Wettrennen, und als der Vertreter Sachsens seinen Antrag" einfach mit den Worten: Sie kennen den Antrag und werden mir eine Motivirung ersparen"," begründet" hatte, konstatirte der Herr Borjizende die einstimmige Annahme. In weniger Zeit, als das Lesen dieser Notiz erfordert, war die Sache ab­gemacht, waren 30,000 sozialdemokratische Wähler wieder auf ein Jahr politisch rechtlos gemacht und an Händen und Füßen gebunden, der Laune beschränkter Polizisten überliefert. Stein Versuch, die Nothwendigkeit der Verlängerung nachzuweisen. So paßt's uns in den Kram, so wollen wirs, was schadets, wenn Duzende von Eristenzen zerstört, Tausende in der Ausübung ihrer heiligsten Rechte gehindert werden?" Diese affenartige Geschwindigkeit, mit welcher am 26. Juni ds. Is. der Belagerungszustand für Leipzig und Umgegend vom deutschen Bundesrath erneuert wurde, darf nicht vergessen werden, wenn von der absoluten Verkommenheit des herrschenden Systems und der heutigen Machthaber die Rede ist. Es ist um so nothwendiger, sich solche Schandthaten fest ins Gedächtniß einzuprägen, weil sie häufig sind, und wir deshalb Gefahr laufen, uns daran zu gewöhnen und die volle Empfindung für die enorme Nichtswürdigkeit zu verlieren.

"

-

"

" 1

In dem Berichte Berliner Zeitungen über einen Prozeß gegen Armeelieferanten, die durch Bestechung 2c. von Zahl meistern sich Aufträge zu Lieferungen zu verschaffen pflegten, wie das beiläufig bei diesem Geschäfte altehrwürdiger Gebrauch ist, finden wir eine Stelle, die werth ist, im Sozialdemokrat" notirt zu werden. Nicht sowohl wegen des Lichtes, das sie auf die sittliche Beschaffenheit der zur Blüthe des patriotischen Musterbürgerthums gehörenden Zengen" wirft, als vielmehr wegen der Art, wie in diesem Falle der Gerichts­präsident seinen ganzen Eifer darauf verwendet, die" Zenger" bor einem Meineid zu schützen. 34 ploi d 010013

Man höre nur:

11

-

"

"

Der nächste Zeuge, der ehemalige Zahlmeister Gräbener aus Neu- Ruppin , will nie Geld von der Firma Wollant erhalten haben, er räumt nur ein, daß seine Ehefrau mehrfach anonyme Geld­sendungen erhalten hat, er habe aber keine Ahnung davon gehabt, wer der Absender sei und auch nicht darnach geforscht. Vergebens weist der Präsident den Zeugen auf das Unglaubwürdige dieser Angaben hin, er sowohl wie die Vorzeugin, Frau Müller, erklären, ihre Aussagen beschwören zu wollen. Der Staatsanwalt widerspricht der Ver­eidigung, der Gerichtshof findet aber feinen gefeßlichen Grund, dieselbe abzulehnen. Noch einmal ver mahnt der Präsident die Zeugen, mit sich zu Rathe zu gehen, in eindringlichster Weise stellt er ihnen die Folgen des Meineids vor, sowohl Gräbener wie Frau Müller erklären sich zum Schwur bereit. Schon erhebt der Erstere die Hand zum Schwur, da erklärt der An­geflagte Wollant, daß sein Gewissen ihn dränge, eine Erklärung abzugeben: Der Zeuge tann den Eid nicht leisten," er­flärt er, es ist einmal ein Schreiben von Frau Gräbener an die Firma gefommen, in welchem die Absenderin sich über die Geringfügigkeit der übersandten Summen beschwert und anfrägt, ob sie nicht etwa blos ein anstatt der üblichen zwei Prozent von den Menagegeldern erhalten hat. Dies muß mein Schwiegersohn Lücke bestätigen." Vors.: Nun, Zeuge, was sagen Sie zu dieser Erklärung, wollen Sie noch den Eid leisten? Beuge: Jawohl, ich weiß nichts von dem Briefe und von wem die Gelder kamen. Bors. Bedenken Sie auch, daß wir den Staufmann Lücke zwingen fönnen, hierüber Zeugniß abzulegen? Zeuge: Ich muß dabei bleiben, daß ich von nichts weiß. Wieder hebt der Zeuge die Hand zum Schwur, da beantragt der Staatsanwalt, seine Aussage zu Protokoll nehmen zu lassen. Der Gerichtshof muß diesem Antrage Folge geben und die Aussage des Zeugen wird wie nachstehend niedergeschrieben: Vom November 1882 bis Juli oder August 1885 hat meine Ehefrau zuerst monatlich, dann in längeren Zwischenräumen eine Reihe von Geldsendungen ohne Begleitschreiben unter eingeschrieben" empfangen. Diese Sendungen famen alle mit dem Poststempel Berlin , doch habe ich nie ermittelt, wer der Absender des Geldes gewesen ist. Die Geldbeträge, welche auf diese Weise ein­gegangen sind, haben in keinem Falle, soweit meine Frau mich recht unterrichtet hat, den Betrag von 60 Mt. überschritten. Meine Frau will diese Gelder, fo hat sie mir gesagt, an ihre Mutter abgeführt haben, um diese in ihren ärmlichen Verhältnissen zu unterstützen. Es wird mir gesagt, daß meine Frau im Laufe der obengenannten Zeit einmal an die Firma Wollant in Berlin geschrieben und darüber Klage geführt hat, daß ihr bei der letzten Sendung statt der üblichen 2. Pro­zent nur 1 Prozent Gratifikation zugeschickt worden sei, ich meinerseits versichere, daß ich von dieser Beschwerde meiner Ehefrau auch nicht die geringste Kenntniß habe und bleibe dabei, daß ich niemals erfahren habe und nicht weiß, von went und wofür die in Nede stehenden Gelder geschickt worden sind." Vors.: Zeuge, dieses wollen Sie Alles be= schwören?" Zenge: Ja. Der Vorsitzende ermahnt ihn noch einmal ernstlich, er bittet ihn, die Folgen zu be denken. Endlich erwidert der Zeuge: Nein, ich will nicht schwören, ich will die Wahrheitsagen. Und nun gibt er den Inhalt der Anklage zu. Nicht minder Schwierigkeiten hat der Präsident, die Zeugin Müller von der Begehung des Meineids- Verbrechens abzuhalten. Endlich gesteht auch sie, daß sie jenen Brief an Hagemann, worin sie um das Geld bittet, da sie hinter dem Rücken ihres Mannes Schulden gemacht habe, einer anderen Person in die Feder diktirte, und daß sie von jener Zeit an regelmäßig Geldzuwendungen von Hagemann erhielt."

ter

der

von

fte

chen

Bro

Cags teste cacht

ilt

Drich

e in

tral Fium

Jard

elber

chen viele rden

wir

ders

Folge

var,

hat

pf

fee"

spe,

auer ttelft

ertig

Bheit

den

und

hren

fen.

nicht

Vers

ßem

ift,

mit

Frage

yfti

der

Die

rper­

Deten

noch

chts

alais

scher

t" 10

nift

und

Ier,

ete,

nden

Deren

jelbe

este

ganz

ofe

Fichtet

und

te

ubte,

gen;

Dies der Bericht. Er zeigt uns Leute, die in der Absicht, einen Meineid zu schwören, dessen Tragweite sie sehr wohl zu beurtheilen im Stande sind, vor den Richter treten, die diesen Meineid leisten wollen, um einen unsaubern Handel, der sich als Untreue aus Eigennus qualifizirt, zu verschleiern. Und der Richter bietet sein Möglichstes auf, fie vor diesem Meineid zu behüten, er stellt ihnen eindringlichst die Folgen vor, die die Ableistung desselben für sie be= deute, und diesem wiederholten Hinweise gelingt es schließlich, nachdem der eine Angeklagte, der seine Sache schon verloren sah, bereits die Wahrheit gestanden, das moralische Berantwortlichkeitsgefühl nicht doch, das Bewußtsein, daß sie sich 3 week los der Zuchthaus­stra fe aussehen, in den Zeugen" zu wecken, fie bleiben vom Zucht­hans verschont, ihr Zeugniß wird in Zukunft ungeschwächte Beweistrajt haben.

-

Wie anders ist man seinerzeit gegen unsere Genossen verfahren, die vor Gericht standen, nicht in Prozessen wegen Bestechungen und Be­trügereien behufs eigener Bereicherung, sondern in Prozessen wegen Bethätigung ihrer politischen U e berzeugung, wegen einer Thätig­feit im Interesse des Wohles der Gesammtheit. Sie stellte man vor die Zwangslage, politische Denunzianfen zu werden, und wenn sie, um feinen Verrath zu begehen, eine falsche Aussage gemacht, dann nöthigte man ihnen hinterher den Eid ab man preẞte fie förmlich zum Meineid. So geschah es in Landshut , so geschah es in Chemniz, so geschah es an andern Orten. Hier fannten Richter und Staatsanwalt keine Bedenken, die Eidesle stung vornehmen zu lassen ob sie auch zehnmal wußten, in welcher Zwangslage sich

-

llungen in

die Zeugen befanden. Hier fanden auch nicht jene eindringlichen Er­mahnungen statt, sich doch ja nicht ins Verderben zu stürzen, obwohl es sich meist um Proletarier handelte, die in den Gesetzbüchern nicht entfernt so zu Hause sind, als die Herren Regimentszahlmeister und ihre geschäftskundigen Ehehälften. Das Opfer ward, obne daß man es recht zum Bewußtsein kommen ließ, in die Falle getrieben, diese dann zugeschlagen und hinterher schimpfte das tugendhafte Prozent­patriotenthum in pharisäischer Entrüftung über die verderbten Sozia­listen, die so unerhörte Meinetde" leisten und ihre Gesinnungsgenossen, die Meineide " geleistet, nicht in Bausch und Bogen verdammen. Eine solche Partei habe den Anspruch darauf verwirkt, daß man dem Zeugniß ihrer Angehörigen irgendwie Glauben schenkt."

Stände morgen in einem Sozialistenprozeß der Herr Ex- 3ahlmeister Gräbener einem Sozialisten als Belastungszeuge gegenüber, die Aussage des Letteren, und wäre sein Ruf noch so fleckenlos, würde federleicht in die Wagschale fallen gegenüber seinem Zeugniß". Er gehört ja nicht einer Partei an, die den Meineid verherrlicht". Herr Gräbener ist ein Ehrenmann, genau wie die beiden Ehrenmänner Ihring Mahlow und Na porra, die frei herumwandeln, wäh­rend Arbeiter, die gegen sie gezeugt, des Meineids schuldig ge- sprochen wurden.

=

"

Und das nennt man Justiz auf deutsch Gerechtigkeit!

-

Der Renegat Crispi erklärte neulich im italienischen Senat in Hinblick auf den Bismarck 'schen Feldzug wider das Asyl­recht, die früheren Verbannten das heißt aus der Zeit, da Herr Crispi noch Revolutionär war, dürfen nicht mit denen von heut­zutage verglichen werden, welche die Gesellschaft und den Staat an­greifen und Vaterland und Eigenthum verneinen."

Natürlich, die Herren Carbonari , die vom sicheren Boden des Aus­landes Erpressungsmanöver organisirten, waren allesammt Stüßen des heiligen Eigenthums, und die Herren Mazzinianer, die den politischen Mord in Theorie und Praxis fulfivirten, die nicht davor zurückschreckten, ganz harmlose Leute, blos weil sie tedeschi" waren, hinterrücks feige zu erdolchen, das waren auch zu ihrer Zeit wahre Säulen der herrschenden denn um diese handelt es sich jedesmal Staats- und Gesellschaftsordnung!

Thatsächlich haben selbst die Stellmacher, Kammerer und Genossen nicht solche Schreckensthaten verübt, wie seinerzeit die italienischen Ver­schwörer, die ganze Lehre von der Propaganda der That" ist nur eine Aufwärmung der der geheimen Gesellschaften, deren vorbereitender Thätigkeit" das heutige Italien seine Entstehung verdankt, und wenn es nicht aus anderen, prinzipiellen Gründen wäre, daß wir diese Lehre verwerfen- um die illustren Beispiele, sie zu vertheidigen, brauchten wir nicht verlegen zu sein. Aber, wie gesagt, wir verwerfen sie, die deutschen Sozialdemokraten, deren Duldung auf dem Boden der Schweiz Herrn Crispis Patron derselben zum Vorwurfe macht, haben den Boden dee Eidgenossenschaft weder zum Anstiften von Morden, noch von Geld­erpressungen mißbraucht, und insofern unterscheiden sie sich wirklich von den früheren Verbannten".

"

Nichts Efelhafteres als ein Parvenu, der wider diejenigen eifert, die sich in derselben Lage befinden, in der er einst gewesen. Nichts widerlicher, als die Regierung eines Landes, das seine Eristenz der Revolution verdankt, wider die Revolutionen deklamiren zu hören.

Krants freigesprochen! Der Henker, dem das Malheur passirt, einen Mitmenschen ohne obrigkeitliche Erlaubniß vom Leben zum Tode zu bringen, von aller Schuld an diesent rollenwidrigen Seitensprung" von einem Schwurgericht freigesprochen das freigesprochen

-

ist an sich schon ein fulturgeschichtlich hochintereffantes Greigniß. Noch interessanter aber gestaltet es sich durch die Schlagschatten, die auf das Leben und die Moral" dieses obersten Repräsentanten des preußischen Rechtsstaats" denn das ist der Henker, der Vollstrecker der hautes oeuvres der hohen Werke der Justiz geworfen worden sind. Streit zwischen Meister und Gehilfe um einer Konkubine willen, chroni scher Ehebruch, Wirthshausprügelei, Völlerei, viehische Rohheit- turz genau die Atmosphäre, aus welcher die Opfer des Herrn Krauts hervorzugehen pflegen und um in diese Schmutzgeschichte etwas Humor einzuflechten, das Geständniß des obersten Vertreters der preußi­fchen Justiz, daß er schon zweimal wegen Beamtenbeleidigung und ein­mal wegen Widerstands gegen die Obrigkeit bestraft war. Ein Wunder, daß der Vorsitzende des Schwurgerichts den Biedermann Krauts nach dessen staatsgefährlicher Sündenbeichte nicht auch gefragt hat, ob er teine sozialdemokratischen Umsturzvergehen auf dem Gewissen habe. Hätte der Mann nicht Krauts geheißen, die Frage wäre unzweifel­haft gestellt worden. Jedenfalls ist der preußische Rechtsstaat gerettet Krauts kann weiter tödten.

261

Aus Sachsen schreibt man uns über die Wettinfeier: Reisen und Feste werden jetzt so zahlreich und mit einem Pomp und Slanz veranstaltet, als ob man es wie beim Verfall des heiligen römischen Reiches" für nothwendig hielte, dem Volfe für das mangelnde Brod in der Befriedigung der Schaulust einen zornstillenden Ersatz zu bieten. Diese Abficht ist auch bei Veranstaltung der Feier des angeblich 800jährigen Bestehens des Hauses Wettin offenbar mit maßgeblich ge­wesen, denn erstens ist es noch sehr zweifelhaft, ob die Wahl dieses Jahres eine geschichtliche Berechtigung hat, dann aber hätte das Ar­rangement des ganzen Rummels an dem Geldbeutel der Macher bei­nahe Schiffbruch gelitten. Es war Großartiges geplant, allein der Prozentpatriotismus fand die Sache zu theuer und nur mit großer Mühe wurde die schwindende Theilnahme Derer, die für solchen Hum­bug die nöthigen Mittel besigen, vor dem Verlöschen bewahrt. Freilich hat man andrerseits aus dem Steuersäckel unverschämte Summen auf­gewendet und so das Volk wider Willen den Aufwand bestreiten lassen. So ist denn nun in Dresden das Hauptfest" zu Stande gekommen. Aber von einer Begeisterung oder von einem Aufblühen des monarchi­schen Gedankens im Volke, das zu Hunderttausenden Spalier bildete, fann schlechterdings nicht die Rede sein. Es gewährte dem sozialdemo= tratifchen Beobachter große Befriedigung, die fühle Stimmung der Massen zu sehen, sowie manch' treffendes kritisches Wort zu hören, welches das Gegentheil von monarchischen Gefühlen bekundete.

Nicht am wenigsten trug zu dieser Stimmung bei, daß der servile Landtag mit allen gegen die vier Stimmen der sozialdemokratischen Abgeordneten Bollmar war beurlaubt dem Könige drei Mil­lionen Mark aus dem Steuersäckel schenkte, während in manchen Theilen des Landes bauernder, durch die Wolfenbrüche noch erhöhter Nothstand herrscht. Um die Empörung nicht zu stark zu schüren, hielt man es für zweckmäßig, eine Nothstandsvorlage für die Wasserbeschädigten zu machen. Bei Berathung derselben wurden beiläufig Dummheiten zu Tage gefördert, die im ganzen Lande helles Gelächter erwecken mußten. Die Regierung verlangte die Ermächtigung der Kammer, den durch die bisherigen Wasserschäden Betroffenen materielle Hilfe leisten zu können, wenn die Privatwohlthätigkeit nicht ausreiche. Ein Zufazantrag der Sozialdemokraten wollte diese Ermächtigung auf die im Laufe des Sommers etwa noch aus gleichen Ursachen ent­stehenden Nothstände ausgedehnt wissen. Die Kammer war schier ver­blüfft über den Antrag, und als der mumienhafte Minister des Innern, v. Nost iz Wallwig, der auch ganz verdugt war, die Sprache wieder fand, erklärte er, sachlich nichts gegen den Antrag einwenden zu können, aber er wünsche nicht, daß die Kammer denselben annehme. Man solle die Vorsehungnicht gleichsamprovoziren. Diesen Blödsinn applaudirte die Kammer und lehnte den sozial­demokratischen Antrag mit allen gegen zwölf Stimmen ab. Einige Stunden später fiel bei Chemnitz ein Wolkenbruch, und andern Tages traten Wasserschäden bei Grimnia und Zittau ein. Wer hat nun die Vorsehung provozirt"? Die Sozialdemokraten mit ihrem Antrage oder bie ablehnende Kammer? Diese Frage fönnen sich jetzt die Gelehrten der göttlichen Weltordnung" vorlegen.

1522 am

Göttlichen Unsinn gab ferner der Abgeordnete Opis zum Besten, der beiläufig seine blödsinnige Schwäßerei aus dem Stenogramm ge­strichen hat; er fajelte von einer Fügung der Vorsehung, welche die Wasserschäden verhängt habe, damit der König, der die durch Wolken­brüche beschädigten Landestheile zum Theil besichtigt hat, seine Fürsorge für das Volf beweisen könne." Und das darf ein Abgeordneter in dem sonst so gerühmten fortgeschrittenen" Sachsen fagent, ohne das Ansehen bei seinen Wählern zu verlieren. Der Wahlzensus ist wahr­hajtig eine Prämie der Dummheit, davon zeugen die Stammerreden.

Leider ist es auch schon lange her, daß es noch in den fortschritt­lichen" Reihen Abgeordnete gab, die ein freies Wort zu reden wagten; liegt ist die Versumpfung der Sächsischen Fortschrittler" gradezu haar­sträubend. Und so schaart sich denn, wer Charakter und Freiheitsliebe besißt, um das Banner der Sozialdemokratie, das glücklicherweise für die Massen eine weit stärkere Anziehungskraft besitzt, als das der Wettiner und der ganze damit verbundene Plunder.

-

Wäre es der Sozialdemokratie gestattet, einmal Heerschau in festlichen Umzügen veranstalten zu können, wir sind überzeugt, an Flitterkram würden diese Umzüge dem Dresdener Huldigungszuge hintanstehen, aber an 3 ahl der Theilnehmer und an Begeisterung für die Partet würden diese Umzüge den monarchischen Rummel thurmhoch überragen. Nichts lächerlicher, als das Bestreben," Furore machen" zu wollen und dabei das Publikum auffordern zu müssen: Schreit doch hoch!- wie es die Jnnungsbrüder thaten, die ihre Einfalt in dem Festzuge mit zur Schau trugen. Noch jämmerlicher find Umzüge in den Provinzialstädten ausgefallen; dort war der amtliche und ge­schäftliche Zwang auf den Verlegenheitsgesichtern der theilnehmenden Philister mit Fraktur aufgeprägt. Wenn Fürsten und Fürstendiener am äußern Prunk eine Beruhigung gefunden haben, so gönnen wir ihnen diese; wir jedoch erkannten die innere Leerheit des Schangepränges und fanden in der Wahrnehmung derselben eine Befriedigung, die uns mit gesteigerter Zuversicht an unsre gewohnte politische Arbeit gehen läßt, wie immer auch unser persönliches Loos fällt."

leber das gleiche Thema haben wir noch andere Berichte erhalten, welche das vorstehend Gesagte nur bestätigen. Die alten monarchischen Götter sind sammt dem Glauben an das Gottesgnadenthum längst zum Teufel gegangen wenigstens in den Ländern, die einigermaßen von der Kultur beleckt sind. Thatsache ist: die gauze Wettiner Feier war eine gemachte Theatervorstellung und eine gewöhnliche Speku= lation: Spekulation im rein geschäftlichen Sinne des Worts, und auch das Geschäftliche rein im Geschäftssinn genommen. Alle Ver­anstalter wollten etwas verdienen: Geld und Kundschaft die Meisten, Orden und Beförderung eine privilegirte Minderzahl, die auf das Geld nicht so direkt zu sehen hat. Der Menschenzufluß von Außen entsprach bei Weitem nicht den gehegten Erwartungen von Berlin war nicht einmal ein Ertrazug gekommen; dagegen hatte sich ein ge­wisser schießlustiger Herr nach dort eingefunden, der die gemüthlichen" Dresdener dadurch, daß er sofort weglaufen wollte, nachdem die Sol­daten- Parade beendigt war, in nicht gerade bewunderndes Erstaunen versezte.

"

Am Unverschämtesten äußerte sich die Servilität in der Geschichts­fälschung, die bei dieser Gelegenheit verübt wurde. Natürlich hat es während der 800 Jahre, die gefeiert" wurden, nichts gegeben als Wettiner " d. h. Fürsten von glänzenden, übermenschlichen Eigen­schaften so etwas Aehnliches wie ein Volk war nicht vorhanden. Die Geschichte der 800 Jahre stellt sich als eine lange, ununterbrochene Reihe von Wundern dar, die von den Fürsten aus dem Hause Wettin für den dummen, solche Wohlthaten eigentlich gar nicht ver­dienenden Plebs bewirkt wurden. Daß unter diesen gottbegnadeten Wettinern abscheuliche Landesverräther waren, wie Bern = hard von Weimar und Moriz von Sachsen daß die Wettiner die Reformation nur in ihrem dynastischen Sonder­Interesse annahmen und auszubenten suchten, und daß sie die Refor­mation verriethen, sobald die katholische Jagellonenfrone( Polen ) ihnen winkte davon schwieg selbstverständlich des Sängers und des Festredners( auch Festschreibers) Höflichkeit. Doch lassen wir das. Mit einem Wort, die Wettiner Festfeier war in ihrem frostigen, lang­weiligen Verlauf ein neuer frappanter Beweis, daß die Zeiten des monarchischen Köhlerglaubens vorüber sind. Und unser Korrespondent hat gewiß Recht, wenn er meint: hätte die sächsische Sozialdemo= tratie ein Volksfest gefeiert, es wäre ohne kostspielige Vor­bereitungen weit großartiger ausgefallen als dieses Fürstenfest.ord

-

Unser Leiziger Polizeipfiffifus hat offenbar ein mächtiges Be­dürfniß nach Unsterblichkeit. Nicht zufrieden mit seiner neulichen Leiſtung, die wir gebührender Maßen im Museum des Sozialdemokrat" aufbe= wahrt haben, verübte er dieser Tage eine neue Großthat in den Spalten der Leipziger Zeitung". Er schreibt da:

Leipzig , 27. Juni. Die hiesigen Lokalblätter enthalten die Ver­öffentlichung eines Beschlusses des Polizeiamts, nach welchem das Ein­sammeln sowie die öffentliche Aufforderung zur Lei= stung von Beiträgen, welche zur Deckung der durch die Ent­sendung von Delegirten zu dem in Paris stattfindenden internatio nalen Arbeiterkongreß entstehenden Kosten bestimmt sind, auf Grund von§ 16 des Sozialistengesetzes verboten wird. Die Zeich nung dieser Beiträge geschieht auf Sammellisten, welche in Hunderten von Exemplaren in Umlauf gefegt worden sind. Nach dem auf den Listen vorgedruckten Aufruf sollen die Namenszeichnungen gleichzeitig die Auftragsertheilung an vier Personen zur Vertretung der Leipziger Arbeiterschaft auf dem Pariser Kongresse ausdrücken. Diese vier Per­fonen sind der Vorsitzende des Vereins für volksthümliche Wahlen, Tischler Pfeiffer, und der Former Schiemann in Leipzig , der bekannte frühere Reichstagsabgeordnete Zigarrenfabrikant Geyer in Wurzen und der ausgewiesene Lithograph Pint au in Borsdorf . Wir hatten mithin Recht, als wir fürzlich behaupteten, daß die Wahl der Delegirten längst vollzogen und die Einberufung von Versammlungen zu diesem Zwecke eine leere Form sei. Die Zentralsammelstelle für Leipzig ist die Expedition des" Wähler", dessen gestrige Nummer den ganzen Sammelmodus mit keinem Worte erwähnt."

"

heilige Einfalt! Also wir hatten gesagt, drei würden gewählt werden, weil es im Sozialdemokrat" gestanden, und jeßt, da vier gewählt werden, haben wir Recht gehabt". Und weil die Wahl der Delegirten nicht öffentlich vorgenommen werden kann, nachdem Herr Müller und Konsorten es verboten haben, ist die Vornahme der Wahl durch Sammlung von Unterschriften, wie es von der Fraktion öffentlich vorgeschlagen worden, ein Beweis dafür, daß Alles vorher geheim abgekartet worden natürlich ein Geheimbund". O heiliger Müller!

Uebrigens macht Sachsen , Schule". Auch in Breslau sind Sammlungen zum Zweck der Beschicking des Pariser Kongresses verboten worden. Und dasselbe geschah in München mit Ver= sammlungen behufs Wahl von Delegirten zum Kongreß. Das böse Paris liegt den Herren arg im Magen.

-

Aus Württemberg schreibt man uns: Was für Jammerkerle die schwäbischen Königlichen Hofdemokraten sind, hat neulich wiederum der Abgeordnete Schnaidt von Ludwigsburg be­wiesen. Das Ministerium hatte einen Entwurf vorgelegt, wonach das Nichtsthuergehalt Apanage genannt des in Aussicht genommenen Thronfolgers, Prinzen Wilhelm( beiläufig, eine durchaus triviale Per­sönlichkeit), das bisher sich auf den Hungerleiderbetrag von 100,000 Mt. pro Jahr belief, auf den Stand eines Kronprinzengehaltes erhöht werden sollte mit dem Nadelgeld für seine Fraut um 27,000 Mt. Feierliches Schweigen in der Kammer. Da erhebt sich Schnaidt, der sonst in allen Geldfragen die äußerste Linke repräsentirt, und spricht: Ich erkläre, daß ich es mit meiner demokratischen Gesinnung voll­ständig vereinbaren kann, wenn ich für die Vorlage stimme. Ich fühle mich gedrungen, zu zeigen, daß der BezirkLudwigs= burg und sein demokratischer Vertreter monarchisch gesinnt( sic!) sind, und der Dynastie furchtlos und freu anhängen. Ich bitte Sie, ohne Weiteres der Vorlage zuzu­stimmen." Sprachs und setzte sich, und die Vorlage wurde mit allen gegen die einzige Stimme des katholischen demokratischen Land­richters Gröber angenommen. Am Schlusse der Sigung gab der Demokrat Haußmann die Erklärung ab, er sei geschäftlich verhindert gewesen, der Berathung anzuwohnen; er hätte sonst gegen die Forde­rung gestimmt. Wahrscheinlich hat ihm aber erst Gröber Kourage gemacht.

Heilig ist die Familie und Ehe. Ein Freund schreibt uns aus dem Saargebiet Folgendes, was er bei einem gelegentlichen Besuche daselbst in Arbeiterkreisen berichten hörte:

Wo Einer sich hier als Sozialdemokrat oder auch nur als unabhängig zeigt, wird er aus dem Erwerb berjagt wie ein wildes Thier. Einer wurde sogar von Frau und sechs Kin= dern weggerissen, weil er kein Herrendiener war. Und der fa= mose Bürgermeister von Mahlstadt entblödete sich nicht, zut