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bominirenden Staates und auf Kosten der politischen Freiheit der ein­zelnen Völker, mit großen Mitteln zur Durchführung bringen wollten. Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, ob Macht und Kultur ohne politische Freiheit das Glück des Menschen überhaupt ausmachen können und ob das deutsche   Volk der richtige Missionär für einen solchen, wesentlich lateinischen Staatsgedanken sei. Wir würden uns damit von unserem Thema und von unserem Rechtsboden zu weit entfernen und in dasjenige Selbstbestimmungsrecht Anderer eingreifen, das wir für uns beanspruchen und daher auch bei ihnen respektiren, möge es sie zu Glück oder Unglück leiten.

" Jedenfalls aber kann die schweizerische Eidgenossenschaft den Anfor­derungen, sich diesem System anzupassen, ohne Verzicht auf Selbständigkeit nicht entsprechen; fie steht und fällt mit ihrem Prinzipe weitgehender bürgerlicher und persönlicher Frei­heit, allerdings einer sittlichen Freiheit, die ihr Haus nicht ohne wei­feres zu einem bequemen Waffenplatz für alle internationalen Agita­tionen hergibt.*) Daran soll man uns nicht vergeblich gemahnt haben, und das ist der Gewinn dieser Anfechtung, daß sie in der Schweiz   die Nothwendigkeit des historisch- nationalen Bewußtseins gegenüber einer mehr fosmopolitischen Lebensauffassung wieder Jedermann klar ge macht haben wird.

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Im weiteren aber haben wir die Pflicht, auf unserem Boden für unsere staatlichen Prinzipien mit ganzer Kraft einzustehen und uns keineswegs den heutigen Verhältnissen entsprechend umzuge= stalten", und wenn dafür gekämpft werden müßte, so ist nach un­serer Ansicht gerade diese Freiheit das einzige Gut, um das zu kämpfen überhaupt der Mühe werth ist."

Leider hat der schweizerische Bundesrath sich zu dieser Auffassung nicht aufzuraffen vermocht. Theoretisch, in seinen Antworten an die deutsche Regierung, wies er die Grundlosigkeit der deutschen  Beschuldigungen und die Rechtlosigkeit ihrer Anforderungen nach, und praktisch, in der Wirklichkeit, hat er Alles gethan, was die deutsche Regierung von der Schweiz   gethan wissen wollte. Die Schaffung des Bundesanwalts, die Art, wie der Bundesrath, aus feiger Furcht vor Bismarck   und entgegen seiner eigenen Ueberzeugung, auf die elendesten und erlogensten Denunziationen eines so traurigen Subjektes wie Atten= hofer, welche die deutschen   Reptile und die deutsche Regierung zur Grundlage ihrer Beschwerden machten, eine Untersuchung anhob und unter offener Verlegung aller Geseze bei Genosse Conzett Haussuchung, Beschlagnahme der Geschäftsbücher, Verhöre des Personals 2c. anordnete Willfürordres, denen Polizeihauptmann Fischer widerspruchslos nachkam, Gesetzesverletzungen, denen Genosse Conzett sich nur unterwarf, weil er als Patriot seinem Vaterlande die Gelegenheit liefern wollte, die Grundlosigkeit der gegen die Schweiz  erhobenen Anschuldigungen zu beweisen, wie wohl sein Recht, den Sozialdemokrat" zu drucken und zu verbreiten, der Bundesrath nur durch einen Gewaltstreich unterdrücken könnte alle diese That­sachen liefern den Beweis, daß der Bundesrath sich zum Polizei= büttel der deutschen   Reichsregierung herunterdrücken ließ.

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Auf dieser schiefen Ebene gibt es nun keinen Halt mehr, und Bis­ marck   ist nie der Mann gewesen, der sich mit halber Unterwerfung be­gnügt hätte. So ist es denn auch nicht zu verwundern, daß der Bundes­rath durch seinen famosen Dr. Trachsler jetzt sogar eine Unter­fuchung angeordnet hat, wer der Verfasser der auch von uns in der vorletzten Nummer abgedruckten Erklärung des Landesaus­schusses in 3ürich sei, und diese Untersuchung auch auf die ganze Organisation der deutschen   Sozialisten in der Schweiz   ausdehnte. Vielleicht erleben wir es noch, daß auch der Bundesrath einen Ge= heim bund entdeckt", um Ausweisungen vornehmen zu können, genau wie das Reichsgericht einen weder damals noch heute vorhandenen Geheimbund tonstruirte, nur um Verurtheilungen möglich zu machen. Herr Dr. Trachsler, bei dem Attenhofer auch diesmal wieder antichambrirt, ist der rechte Mann dazu.

Wenn sie den deutschen   Kaiser verrückt machen wollten, wie weiland die Münchener   Hoffchranzen Ludwig II.  , so könnten die Speichellecker, welche den neuen alten Friz" umgeben, es nicht anders anstellen. Denn wie eine systematische Züchtung des Zäsaren= Wahnsinns   erscheint, was in der deutschen   Presse, voran natürlich den Blättern, die mit den Hoffreisen Fühlung haben", d. h. dem Kaiser auf allen Schleich wegen zugesteckt werden, an Byzantinismus geleistet wird. Und wenn man hört, wie der Kaiser Gefallen daran findet, die Havel   von Wansee   bis Potsdam   in Admirals- Uniform zu befahren, wie er jeßt, auf seiner Nordlandsfahrt" Allerhöchstselbst" Gottesdienst abhält ein nachgeäffter biblischer Priester und König und dann wieder durch Karten- und andere Stunststücke des Premierlieutenants v. Hülsen unterhalten" wird so könnte man glauben, die Schmeichler finden fruchtbaren Boden! Man höre nur den fürchterlichen Skaldensang", mit dem das Stöckersche Volk" den Asasohn an- heult:

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" 1

Der erste aller Germanen grüßt jene wunderbaren Küsten, an denen Nordlands Necken das Meer bezwingen, den Muth zu weltgeschichtlichen Thaten stählen gelernt haben. Ellida, des fühnen Frithiof" Drache", wird als Hort der Fforde dem Drachen Hohenzollern  " voranziehen. Die Stalden werden in ihren Gräbern erwachen. Urda, die Vergangen­heit, flüstert der Werdandis, der Gegenwart, zu von der Skulda, der großen Zukunft des Germanengeschlechts. Asgards lichte Hallen werden lebendig; der Schnee, auf dem der Nordschein ruht, glüht wunderbar. Ein Heldenlied, ein neues, heißt den Asajohn willkommen; Braga   selbst dichtet dies Drapa. Aegirs Töchter umkosen das Fahrzeug; die Wi­finger werden wach. Wer wollte zweifeln, daß in nordischen Fiorden die Dinge der Vorzeit dem Kaiser lebendig werden, die Dinge einer erhabenen, heldenhaften Vorzeit. Und von den Küsten Nordlands geht es bald nach anderen germanischen,(!) nach Bretlands Gestaden. Heil dem Afasohne!" Seinesgleichen nicht ist auf dem blauenden Meer, feine Mannen, fie fämpfen so gern."

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Nun könnte man ja darüber lachen oder sogar sich freuen, wenn solch servilen Blödsinn nur der Kaiser und seine Umgebung läsen. Aber all' dieser literarische Schmutz wird dem deutschen   Bürgerthum bis in sogen. demokratische" Streise hinein tagtäglich geboten und nicht am Bücher­zurückgewiesen. Und die deutsche Verlegerschaft wie am Zeitungsmarkt weiß das, rechnet und macht gute Ge= schäfte damit. So erhielt z. B. lezzthin die Neue Züricher Zeitung   von einer deutschen Buchhandlung zur empfehlenden Beurtheilung" ein in Prachtausstattung, auf Startonpapier gedrucktes Hohe Lied vom deutschen   Kaiser Friedrich III. nebst einem Borgesang au Kaiser Wilhelm II.   von Benze von Benzenhofen" zuge= Schickt, aus dem sie folgende Verse zitirt:

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Stets stand dem Kronprinz Wilhelm   vor der Seele**)

Das schwere Amt, für das er sich bestimmt,

Sein höchster Wunsch ist, ohne Furcht und Fehle

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Es einst zu führen, wenn er's übernimmt.

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Prinz Heinrich   aber hat die Flott' erforen

Und ist zum Admirale wie geboren."

Und aus der Hymne" an Kaiser Wilhelm II.  :

Die Augen meiner Ahnen sehn herab Aus jenem Reiche auf mein irdisch Thun  ", So sprachen Allerhöchst dieselben jüngst. Diese Benze von Benzenhofen'sche poetische Pappdeckelarbeit" war aber selbst der Neuen Züricher Zeitung", deren Berliner   Pfeil­Reptiloid das Menschenmöglichste an Byzantinismus leistet, zu viel, denn mit der Tugend einer alten Betschwester versichert ihr Feuilleton­Redakteur, daß der Verleger sich in der Adresse geirrt haben müsse. Nein, daß der Verleger sich nicht geirrt, beweist die Kritik der Neuen Zürcher Zeitung  ", die sich nur gegen die schlechten Verse und den schlechten Stil.wendet; die hündische Gesinnung scheint dem republikanischen Blatte nicht einmal aufgefallen zu sein!

Wahrlich, der fünftige Geschichtsschreiber wird in der Weltgeschichte

*) Bekanntlich eine Behauptung der deutschen Reptile in und außer der Schweiz  , die immer wiederholt und schließlich auch von sonst ehrenhaften und ernsthaften Leuten geglaubt wird, trotzdem sie durch die Thatsachen längst Lügen gestraft ist.

**) Anmerkung des Setzers: Gewiß, und zwar so sehr, daß er kaum erwarten konnte, bis der Tod seines Vaters durch das Messer Berg­ manns   hinausgeschoben wurde.

für die Gegenwart nur eine Analogie finden: die korrumpirten Römer zur Zeit der Nero   und Caligula  !

Wie sehr das Bürgerthum überall auf den Hund gekommen ist, dafür liefert die Zürcher Freitagszeitung" ein drastisches Beispiel. Seinen Jammer- Artikel über den harmlosen Scherz der Berner Ar­beiter gegen die Bismarck  'sche Renommirphrase:" Wir fürchten Gott  , sonst Niemand auf der Welt" schließt dieses Organ der zürcherischen Stadtzöpfe mit dem Ausrufe: Lieber unter monarchischer Regierung, als unter sozialistischer Schreckens= herrschaft."

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Jämmerlich aber wahr. Und die Freitagszeitung" spricht damit nur den geheimen Gedanken des Großtheils der schweizerischen Bourgeoisie aus. Lieber Knechte der Monarchie, als in der Ausbeutung der Arbeiter beschränkt werden!

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Und wie diese Schweizer Republikaner" denken die französischen   und amerikanischen  !

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Unter der Rubrik Lans- Buberei ist auch die Thatsache zu verzeichnen, daß Liebknecht auf seiner Reise nach Paris   in Frankfurt  am Bahnhofe von einem Kriminal- Kommissar und einem guten Dußend Schußleuten in Zivil und Uniform überfallen und ihm eröffnet wurde, daß die einfache Anmeldung seiner Durchreise durch Frankfurt  , die sonst unter dem Präsidium des Herrn v. Köller genügte, heute nicht mehr genüge. Es wurde ein Protokoll aufgenommen und scheint die Polizei Liebknecht   den Prozeß wegen Bannbruchs machen zu wollen. Mit dieser einfältigen Staatsrettung" nicht zufrieden, blieb der Kommissar- der natürlich nur auf höheren Befehl handelte während der ganzen Wartezeit Liebknecht an den Fersen und trieb die anbefohlene Üleber­wachung" soweit, daß er sich sogar an denselben Tisch sezte, an dem Liebknecht sein Beefsteak verzehrte, und ihm beim Wiedereinsteigen bis an den Waggon folgte. Hat sich auch Liebknecht dadurch freilich weder Appetit noch Humor verderben lassen, so zeigt sich doch in solcheit Stückchen der ganze niedrige Charakter der heutigen Polizeiverfol= gungen in Deutschland  . Wenn irgendwo das lateinische Wortspiel an­gebracht ist, so bei solchen elenden Scheerereien, die feinen Zweck ver­folgen als den der kleinlichsten persönlichen Chikane. Sont pueri pueri, pueri puerilia tractant in unser liebes Deutsch über­setzt: Buben sind Buben, und von Buben kann man blos Buben= streiche erwarten!

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Ein infames Urtheil fällte letzte Woche das Dresdener  Landgericht. Bekanntlich waren am 9. Mai mehrere Arbeiter von der Polizei überrascht worden, als sie zur Erinnerung an die Dres­ dener   Maitage 1848 an der Telephonleitung eine rothe Fahne aufhissen wollten. Sie wurden damals sofort verhaftet und stan= den nun am 10. Juli vor den Gerichtsschranken unter der Anklage der Störung der Telephonleitung. Bewies also schon die Anklage, daß die Angeklagten eigentlich nichts Strafbares begangen, und daß die Untersuchungshaft durchaus ungerechtfertigt war, so übertrafen doch die Richter diesmal sich selbst. Die Sozialisten wissen zwar längst in Deutschland  , daß die meisten der gegen sie geführten Prozesse elende Farcen sind, mittelst deren die Richter nur die Thatsache verschleiern, daß sie heute nichts weiter sind als die Büttel der Regierung, die auf Befehl die gewünschten Verdikte apportiren und, wie die Urtheile jüngst in Dortmund   wieder bewiesen, außerdem noch jede Gelegenheit benützen, als Angehörige der besitzenden Klassen ihrem Hasse und ihrer Furcht vor den Arbeitern Ausdruck zu geben, aber die Fälle, in denen diese Thatsachen aller Welt in die Augen springen, müssen immer ganz besonders hervorgehoben werden. Auf die lächerliche An­flage, die sonst immer mit ein paar Mark Buße geahndet wird, ver­urtheilten die Dresdener Nichter" Steudtemann zu 10, Johne zu 8, Richter zu 7 und Berck   zu 5 Monaten Gefängniß. Außerdem erhielten dieselben wegen Schießens auf öffentlichen Bläßen je 5 Wochen Haft zuerkannt, welche Strafe indessen durch die er­littene Untersuchungshaft( zwei Monate, wie gnädig!) für verbüßt erachtet worden ist. Und mit Ausnahme Berck's blieben sie natürlich in Untersuchungshaft.

Hoffentlich erfahren wir noch die Namen dieser Henkersknechte, um fie an den Schandpfahl schlagen zu können!

- Wie recht die deutschen   Sozialdemokraten hatten, als sie seiner­zeit erklärten, hinter der Kolonialschwärmerei der deutschen   Bourgeoisie und Regierung verberge sich der geheime Wunsch, Straffolonien für politische Verbrecher" zu erwerben, zeigt sich viel früher, als man erwarten durfte. Im nationalliberalen Hannov. Courier", dem Or­gane des Herrn Benningsen, wird aus juristischen(!) Kreisen empfohlen, die deutschen Kolonien in Westafrika   durch- Straf gefangene zu bevölkern. Die Kolonien Kamerun   und Togo  feien zwar nicht gerade die gesundesten", aber das Mitleid gehöre hier nicht her. Es sei nun immerhin noch besser, wenn die Verbrecher in Kamerun   und Togo   ihr Leben verlieren, als elendiglich im Buchthause oder gar auf dem Schaffot enden. Und nicht zu ver= gessen, in den Kolonien als Arbeitssklaven die Taschen der Unter­nehmer füllten, sintemalen die Neger kein Verständniß für die hohe Kulturmission der Arbeit annehmen wollen. Ueber die entsetzliche Ge­fühlsrohheit, die sich in den paar Zeilen verräth, wollen wir kein Wort verlieren im Rechnungsbuche des profitwüthigen Kapitalisten ist keine Rubrik für solche Begriffe wie Menschenwürde und Menschlichkeit was wir festnageln wollten, ist nur der offen geäußerte Wunsch, Straffolonien zu errichten. Der Schritt, diese dann zu Depor= tationsstätten für politische Verbrecher überhaupt und Sozia= listen insbesondere auszudehnen, erfolgt von selber er liegt dann

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zu nahe in der Möglichkeit und allzusehr in der Sehnsucht von Bour­geoisie und Regierung! Zu verwundern ist eigentlich nur, warum noch keiner der Gesellen, die sich jetzt den Kopf zerbrechen, wie der Kon­trattbruch der Arbeiter und das Streifen überhaupt zu verhindern wäre, auf den Gedanken gekommen ist, solche kontrattbrüchigen Streifer einfach zu deportiren! Eine ebenso einfache als wirkungsvolle Maß­regel auch vom Standpunkt der heute wieder recht Mode gewor= denen Abschreckungstheorie!

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Eine Frau hat endlich den Muth gefunden, dem in nenester Zeit frecher denn je sich geberdenden Zelotenthum unter den protestan­tischen Pfaffen eins auf's Maul zu geben. Diese Sippe glaubt, seit­dem Stöcker's Gnadensonne auf dem Throne strahlt, ihre Zeit für ge­kommen, und sie beginnt mit zudringlicher Frechheit ihren Kampf, vorder= hand gegen das Zivilstandsgeseß, bei den Armen und Frauen. Was bisher ein Zeichen der sächsischen Gemüthlichkeit" nur in sächsischen Industriebezirken streitbare Pfäfflein ab und zu versuchten, probirte auch ein Berliner   Pfaffe in folgendem Briefe:

,, Nachdem uns bekannt geworden, daß Ihnen am... ein Kind ge­boren ist, ersuchen wir Sie mit Rücksicht auf§ 1 des Kirchengesetzes vom 30. Juli 1880, betreffend die Verlegung kirchlicher Pflichten in Bezug auf Taufe, Konfirmation und Trauung, welcher lautet: Wenn Kirchenglieder ihre Pflicht verabsäumen, die unter ihrer Gewalt stehen­den Kinder taufen... zu lassen, so ist auf dieselben vorerst durch seelsorgerischen Zuspruch des Geistlichen, sowie durch freundliche, ernſte Mahnung eines oder mehrerer Aeltesten hinzuwirken," gefälligst uns binnen 14 Tagen zu Händen des unterzeichneten Pfarrers mitzutheilen, ob und in welcher Parochie die Taufe des Kindes bereits stattgefunden hat, oder ob Sie dasselbe im Laufe der nächsten Zeit taufen zu lassen beabsichtigen. Der Gemeinde- Kirchenrath der.....

Pfarrer."

Adressirt war der Brief: An die Unverehlichte...." Diesmal war der Pfaffe an die Unrechte gerathen, denn er erhielt folgende treffende Antwort, die wir zur Nachahmung als passendes Schema hier folgen lassen.

Geehrter Herr! Auf Ihr sehr merkwürdiges Schreiben vom erwidere ich Ihnen, daß für mich allein die staatsbürger­lichen Geseze maßgebend sind, welche es in mein Ermessen stellen, ob und wann ich mein Kind taufen lassen will. Eine Verweisung auf§ 1 des Kirchengefeßes, ohne dabei der bürgerlichen Gesetze Er­wähnung zu thun, finde ich höchst sonderbar. Einen eventuellen Besuch Ihrerseits oder eines oder mehrerer Kirchenältesten bitte ich zu unter­lassen; ich weiß allein, was ich meinem Kinde schuldig bin. Im

llebrigen bin ich für Sie nicht die Unver ehlichte, sondern das Fräulein... Achtungsvoll

Ein Bravo diesem tapferen Fräulein, das so manchen Mann" beschämt!

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Humor verräth unstreitig das Berliner Kleine Journal" in der Art und Weise, wie es seinem Schmerz Ausdruck verleiht, daß gegenüber den streikenden Arbeitern die armen Fabrikanten so wehrlos seien. Nachdem es Konventionalstrafen als probates Mittel gegen Streits empfohlen, fährt es fort:

Unter dem Eindruck des Ausnahmegesetzes gegen die Sozialdemo­tratie, vermögen es viele noch gar nicht zu fassen, daß wir bereits in einem sozialdemokratischen Staatswesen leben, dessen Entwickelung nach der demokratischen Seite auch ohne hohe obrigkeitliche Bewilligung fich ganz von selbst bahnbrechen wird." Hier etwas hinzuzufügen, hieße nur die herzbrechende Komik dieser Jeremiade beeinträchtigen.

,, Du sollst Vater und Mutter ehren." Berliner   Blätter wiffen zu melden: Ob Friedrichstron oder Neues Palais  diese Frage ist nunmehr endgiltig entschieden. Wie das Amtsblatt des Reichspostamits" mittheilt, führt die Telegraphenanstalt, Friedrichs­fron" fortan die Bezeichnung Neues Palais  ".

Kaiser Friedrich, Wilhelm's   Vater, hatte bekanntlich den Namen " Friedrichs fron" festgesetzt; Kaiser Wilhelm  , Friedrich's Sohn, änderte jetzt den Namen, der allzusehr an den Vater erinnerte, in " Neues Palais  " um. Du sollst Vater und Mutter ehren"! Aber in der Bibel heißt es auch, könnte uns der Stöcker- Kaiser entgegnen: " Ihr sollt keine Götter neben mir haben". Beides stimmt!

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Warum der Kaiser Lohnerhöhung brauchte. Zu dieser Frage melden deutsche Klatschblätter:

Der neue Salonwagen des Kaisers wurde Sonnabends auf der Wildparkstation vom Monarchen einer abermaligen eingehenden Besich­tigung unterzogen. Der Kaiser, der von dem Minister Maybach geführt wurde, hatte noch verschiedene Ausstände an der inneren Einrichtung, des Wagens zu machen, weshalb die Frist zur definitiven Fertigstellung desselben bis zum 15. Juli verlängert wurde. Die innere Einrichtung wird äußerst prachtvoll werden, die Möbel des Wagens werden in aus­gelegter Mosaitarbeit hergestellt. Außer diesem Salonwagen befindet sich noch ein Schlafwagen und ein Speisesalonwagen für den Kaiser in Arbeit, welche demnächst in Potsdam   eintreteffen werden. Diese Wagen werden bei Fahrten, die der Kaiser macht, mit dem Salonwagen durch eine Leberverbindung vereinigt, so daß sie ein geschlossenes Ganze bilden. Die Kosten des Salonwagens allein sollen, wie die Nordd. Allg. 3tg." meldet, zirka eine Million Mark betragen. Auch für die Kaiserin soll ein ähnlicher Salonwagen nach der Fertigstellung des kaiserlichen Wagens erbaut werden."

Die Arbeiter über den Haufen schießen", wenn sie gegen langsamen Hungertod beim Kaiser petitioniren, der Kaiser Millionen für Reisen und Luruswagen verschwenden, das heißt in Preußen- Deutschland  : Soziales Königthum!

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Die deutsch  - schweizerischen Grenzplackereien haben be­gonnen von allen Seiten wissen deutsche Blätter von verschärften Zollschnüffeleien zu melden, und wir fönnten eigentlich mit einer ge= wissen Schadenfreude hiervon Notiz nehmen, denn uns treffen diese albernen Quälereien nicht wir pflegten uns bisher mit dem Sozial­demokrat" nicht auf dem Zollbureau vorzustellen und gedenken auch ferner auf diesen Aft der internationalen Höflichkeit zu verzichten, ganz abgesehen davon, daß der Weg von London   nach Berlin   über die Schweiz   doch etwas kostspielig und langweilig wäre. Getroffen und chifanirt werden nur die Geschäfts- und Vergnügungs- Reisenden, die zum größten Theile aus unseren Gegnern fich rekrutiren, im Uebrigen warme Verehrer der deutschen   Polizeibütteleien sind und auf die Geniali­tät ihres obersten Polizeibüttels Bismarck Stein und Bein schwören. Wenn sie jezt dafür auch einmal- leider in allzu harmloser Weise Ambos spielen müssen, so schadet das ihnen gar nichts; nur ist die Charakterbeschaffenheit dieser Menschengattung eine so molustenartige, daß auch die Hoffnung eine illusorische ist, sie würden aus diesen elenden Shikanen etwas lernen. Stände Deutschland   gegenwärtig nicht unter dem Zeichen des Lausbubenthums, wären nicht alle seine poli­zeilich- politischen Maßnahmen ebenso dumm als bübisch, so wären solche Ausflüsse kleinlicher Nachegefühle einfach undenkbar. Nicht bloß die Schweiz   soll gestraft werden, nein auch das deutsche Bürgerthum, weil es auf das Bismarck'sche Hallali nicht unisono in dem Lumpazins Wohlgemuth einen Nationalheiligen erblicken und dessen Ausweisung nicht einstimmig als eine Beschimpfung der deutschen   Nation empfinden wollte.

Zur Frage der internationalen Regelung der Arbeits­gesetzgebung liegt eine ganz fleine, nach ihrer Tendenz aber bedeut= same Nachricht vor. Angeblich um den Wünschen der Arbeiter ent= gegenzukommen, haben die Mitglieder des Vereins füddeutscher Baum= wollindustrieller in einer zu Augsburg   stattgefundenen Berathung beschlossen, mit ihren Konkurrenten sich in Verbindung zu setzen, um von einem gewissen Zeitpunkte an die Arbeitszeit von 12 auf 11 Stunden zu reduziren, sowie den Lohntarif so zu reguliren, daß es den Arbeitern möglich sei, in kürzerer Arbeitszeit ebensoviel zu verdienen wie bisher." Das Geheimniß, durch angebliche Regulirung des Lohntarifs" die Arbeiter auch bei verkürzter Arbeitszeit den früheren Lohn verdienen zu lassen, haben die englischen Fabrikanten schon längst enthüllt. Es heißt einfach, erhöhte Intensivität der Arbeit bei verbesserter Technik, so daß der Fabrikant damit noch ein gutes Geschäft macht. Und die Augsburger Baumwollenbarone, die ersten, die schon vor 20 Jahren böhmische Kulis einführten, haben es von jeher verstanden, in Gestab von Arbeiterwohnungen, Badeanstalten und ähnlichen humanen" Ein richtungen die Arbeiter bis aufs Blut auszuschinden und in politischer Knechtschaft zu halten, wie man sie nur in den westfälischen Kohlen­distrikten ähnlich findet. Herr Direktor Haßler war von je ein großes Kirchenlicht unter den deutschen Sozialreformern".

"

Ein Stöcker- Eid, der für seinen Urheber allerdings schlimmere Folgen hatte, beschäftigte jüngst das Nordhauser Schwurgericht. Der evangelische Pfarrer a. D. Langefeldt aus Großtöpfer  ( Eichsfeldt), zulegt in Gohlis   bei Leipzig  , seit längerer Zeit in Unter­suchungshaft, war des wissentlichen Meineids angeklagt. Die umfäng­liche Beweisaufnahme erfolgte unter Ausschluß der Deffentlichkeit. Sie brachte, wie der Staatsanwalt in seinem Plaidoyers bei wiederherge­stellter Deffentlichkeit ausführte, einen erschreckenden Pfuhl von Schmutz zu Tage. Zur Sache selbst wird festgestellt, daß 2. vor der Straf­fammer Heiligenstadt eidlich versicherte, niemals mit einer Dienstmagd verbotenen Umgang gepflogen zu haben. Das Mädchen wurde deshalb wegen Verleumdung zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt und hat diese Strafe auch verbüßt. Die Wahrheit ihrer Aussage wurde erst später fund. Der Angeklagte wurde zu 2 Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrverlust verurtheilt.

Freilich, Herr Stöcker, den sein Gedächtniß in ähnlicher Weise im Stiche ließ wie diesen seinen Bruder in Christo", ist kein einfacher Landpfarrer, sonst wär's- ihm vielleicht auch schlimm ergangen, aber den Vertrauten einer Kaiserin, den kommenden Mann" des bibel­gläubigen Kaisers Bauer, das ist was Anderes, einen solchen Mann darf man nicht ins Zuchthaus stecken, auch wenn er das Kains­zeichen des Meineids an der Stirne trägt. Schließlich werden ja auch Verfassungen beschworen!

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Rückgang des deutschen   Handels- Verkehrs. Eine sehr be­merkenswerthe Erscheinung ist der Rückgang des deutschen   Handels­verkehrs. Es wird dargelegt in folgenden Ziffern( in Doppel- Zent= nern):

Der Rückgang

Einfuhr Ausfuhr

1883

200,28

266,43

1884

206,48

220,62

1885

202,92

214,90

1886

196! 84

213,80

-

in der Ausfuhr namentlich

hängt ohne Zweifel

-

mit der Schutzzoll- Politik zusammen. Mit dem Versuch, England den Rang abzulaufen, scheint es somit noch gute Wege zu haben. Was