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Der Sozialdemokrat

Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in   Deutschland und   Oesterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsigt abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht dirett, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Der Gußstahl ist todt, es lebe die Bronce! Les rois s'en vont die Könige gehen zum Teufel. Oder auch in den Himmel, einerlei wohin, wenn sie sich mir trollen. Das Wort stammt aus der   französischen Revolution und befindet sich unter einer Karrikatur aus dem Jahre 1792: eine Rutsche, gefüllt mit Königen, denen die Kronen vom Kopf fallen; ein König( oder ein Kaiser) auf dem Bock, die Peitsche in der einen Hand, die heruntergefallene Krone in der anderen und hinterher eine Schaar Pikenmänner, die durch unzweideutige Winke mit dem Baumpfahl das heißt mit der Pike den königlichen   Kutscher und seine könig­liche Fracht zu beschleunigtem Fluchttempo aufeuern, autho Genug die Könige gehn.

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Schon viele sind gegangen Könige von Gottes und Könige von Teufels Gnaden auch als   Kutscher, wie der Prinz von Preußen", späterer Heldengreis französische, deutsche, italienische, spanische und sonstige Könige von allen möglichen Nationen und allen möglichen Ländern. Auch an­deren Königen ist's an den Kragen gegangen, z. B. den englischen Baumwollen Königen, die ein halbes Jahr­hundert den Weltmarkt beherrschten und heute entthront sind. Und einem der mächtigsten gehts jezt an den Kragen vielleicht dem bedeutendsten von allen, jedenfalls dem hervor­ragendsten der Gegenwart, dem Schöpfer oder wei­land Schöpferder letzten Gründe der Könige" und der soliden" Grundlagen der Monarchien dem großen Ka­nonen König von   Essen.

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Krupp's Herrlichkeit ist über Nacht in's Wanken gerathen. Dem Kanonenkönig ist das Szepter aus der Hand gefallen. Seine Krone in den Sand gerollt!

Wie das in unserer Aera der steten Rüstungen möglich war? Sehr einfach. Die bösen Franzosen, die schon so manchem König die Krone genommen, haben auch Krupp von seinem Throne gestoßen! Diesmal ohne jegliche Anwendung von Gewalt. Sie haben ein rauchloses Pulver er­funden, das weit besser ist als das   deutsche, d. h. weit größere Mordkraft besitzt, aber zu gleicher Zeit auch die böse Eigenschaft, den Gußstahl zu zerstören, der bis dato das befte Kanonenmetall war, und den Kanonen- Krupp zum Ka­nonen- Rönig gemacht hat. Der Gußstahl ist zu spröde für dieses Pulver, man braucht eine weichere, fester zusammen­haltende Masse eine richtig gemischte Bronce. i 13 Mit dem Gußstahl aber ist es vorbei, und vorbei ist's mit dem Kanonen- König.

Waffe( kleines Kaliber und Mehrlader) und im Pulver dürften auf längere Zeit zu einem gewissen(!) Abschluß gelangt sein."

Es sind eine Reihe von Versuchen angestellt worden, und schließlich ist man zu dem Kaliber von 71/2 Millimeter ge­schritten und soll da fabelhafte Resultate erzielt haben. Das betreffende Geschoß soll auf 1200 Meter Entfernung dasselbe leisten wie das jetzt zur Verwendung kommende Geschoß auf leiſten wie das jetzt zur Verwendung kommende Geschoß auf 800 bis 850 Meter, und seine Ueberlegenheit mit der Größe der Entfernung noch zunehmen mit einem Wort, seine Mordkraft ist das Non plus ultra des auf diesem Ge­biet bisher Erreichten.

Sehr charakteristisch ist der Schluß des Artikels:

Soweit Schreiber dieses Gelegenheit hatte, mit hervorragenden Ballistikern über das Wolfram- Geschoß zu sprechen, wurde dessen Ueber­legenheit auch rückhaltlos anerkannt, aber Bedenken in Bezug auf das genügende Vorkommen des Wolfram- Metalls und in Bezug auf den Preis deffelben erhoben. Der lettere Ein­wand erscheint mehr untergeordneter Naturer läßt sich auch leichter beheben, als der erste. Beim Mannlicher- System 3. B. braucht man für je 5 Patronen ein Stahlpacket, welches 12 Pf. foftet also auf die Patrone 2,4 Pf. Auslagen erheischt. Schwerlich wird das Wolframgeschoß theurer sein, als hier die auf die Geschoß= wirkung ganz einflußlose Einpackung! Ueber die Häufigkeit des Vor­kommens läßt sich ein sicheres Urtheil schwerer gewinnen. Bisher waren Geologen von Ruf der Meinung,   Wolfram finde sich in viel zu fleinen Mengen, um jemals in der Industrie eine bedeutsame Rolle zu spielen. Aehnliche Ansichten herrschten bekanntlich auch über das Nickel, das trotzdem seit eine regelmäßige Nachfrage eri­stirt- in mehr als genügenden Quantitäten gefunden wird. So dürfte es auch mit dem   Wolfram sein. Denn die Nachrichten über dessen Vorkommen häufen sich in letzter Zeit auffällig; eine einzige Grube foll im Ganzen 120,000 Zentner Erz enthalten, und andere Gruben sollen bereit sein, Verträge auf jährliche Lieferung größerer Mengen Erzes abzuschließen, wie auch eine der ersten Autoritäten  Deutschlands in Bezug auf Bergkunde sich für das ausreichende Vorhandensein von   Wolfram verbürgt."

Die" Post" ist ein offiziöses Blatt, es ist also so gut wie sicher, daß, was sie hier erzählt, die Meinung der ,, maß­gebenden Kreise" ist. Die ganze Notiz hat sicher nur den Zweck, Stimmung für die bereits beschlossene Mehrforderung zu machen. Und diese dürfte nicht zu knapp ausfallen der Preis ist Nebensache", wird oben mit dürren Worten auseinandergefeßt. Neue Gewehre, neue Kugeln es können auch hier eine hübsche Anzahl von Millionen draufgehen. Der Kostenpunkt ist untergeordneter Natur, es lebe der Mord mit dem Wolframgeschoß!

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Broncefanonen und Wolframfugeln

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unter 300-400 Millionen fällt der Spaß sicher nicht aus. Und sind die 300-400 Millionen glücklich vermöbelt, dann wird wieder ein besseres Pulver und ein besseres Metall entdeckt, die Bronce Kanonen und Wolfram- Kugeln sind ihrerseits altes Eisen und mit einem Ruck vollzieht sich eine neue Um­drehung der Schraube: der Schraube ohne Ende die ihr Ende erst hat, wenn die Dummheit und die Geduld der Völker ein Ende haben. upon wed

Der Gußstahl und die Gußstahlkanonen sind altes Eisen geworden, und der Kanonen König wird zum alten Eisen geworfen. Fuimus Troes! Wir Gußstahlkanonen sind gewesen! Ich, der Kanonen- König, bin gewesen! Ein neues Reich kommt. Der Gußstahl ist todt! Es lebe die Bronce Der das alte Eisen der Zukunft! Denn die Bronce wird dem gleichen Schicksal verfallen, wie der Gußstahl. Der Geist der Wissenschaft, den man in die Dienste des Militarismus und der Barbarei gepreßt hat", sagte Liebknecht in einer seiner legten Etatsreden, rächt sich dadurch, daß er alle feine Mord Erfindungen durch noch mörderische wieder zer­stört, und die künstlichen Zerstörungswerkzeuge werthlos macht, noch ehe sie allgemein haben eingeführt werden können."

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Der Krieg ist nun wieder unwahrscheinlich geworden, so lange das alte Eisen des entthronten Kanonenkönigs nicht durch besseres Metall ersetzt ist und das ist ein kleiner Vortheil. Inzwischen hat Michel die Taschen wieder aufzuknüpfen: die nothwendig gewordene Umgestaltung seines Geschüßwesens wird   Deutschland die Kleinigkeit von 200 bis 300 Millionen Mark kosten, welche der nächste Reichstag zu bewilligen hat. Und damit die Infanterie nicht leer ausgeht, kündigt sich neben der Broncekanone die Wolframkugel an. Ein militärischer Mitarbeiter der Berliner" Post" hat neulich über Versuche berichtet, den Bleikern der Infanteriegeschoße durch das spezifisch schwerere, sowie festere und härtere Wolfram- Metall zu erseßen. Dieses Metall, das sich in kleinen, äußerst spröden und diamantharten Körnern dar­stellt, erscheine als der zu Infanteriegeschossen geeignetste Stoff, da kein anderes Metall bei dem gleichen spezifischen Gewicht die gleiche Härte und Festigkeit besiße, also feines in balli­ftischer Beziehung das Gleiche zu leisten vermöge, als das Wolframgeschoß. Schon vor Jahren hätten Schießproben mit Kugeln aus diesem Metall stattgefunden, sie hätten aber nicht ganz befriedigt, weil das Wolframgeschoß seiner ganzen Natur nach auf das kleine Kaliber hinweist, für dieses aber damals das geeignete Pulver noch fehlte. Jeßt, nach erfolgter Ein­führung des kleinen Kalibers und des neuen Pulvers," heißt es weiter, ist nicht nur das Problem des Wolframgeschosses feiner endgiltigen Lösung nahe gerückt, es scheint fogar auch die ganze Entwicklung der Infanteriewaffe auf einem Punkt angelangt, wo sich nur noch im Geschosse selbst wesentliche Fortschritte erzielen lassen. Denn die Verbesserungen in der

internationale sozialistische Arbeiter­Kongreß.

( Bericht unseres Pariser Korrespondenten.) Sizung vom 19. Juli, Vorsitzender Vollmar. Bebel theilt dem Stongreß das Resultat der Nachwahl von Halber­  stadt mit und warnt die   deutschen Delegirten, fich von dunklen Gestalten, die sich an sie herandrängen und sie zu Majestätsbeleidigungen animiren, zu unbedachten Aeußerungen verleiten zu lassen.

Lavigne(   Bordeaux) zeigt an, daß drei weitere Delegirte einge­troffen sind.

Christensen(   Dänemark) macht Mittheilung von einem großen Streit der dänischen Bautischler, der ausgebrochen, weil die Unternehmer, einem geschlossenen Uebereinkommen entgegen, die Löhne herabgesetzt haben.  

Lafargue und   Liebknecht berichten hierauf über die Haltung der Presse dem Kongreß gegenüber, die   französische Presse schweigt den­selben möglichst todt, die deutschen Blätter bringen der Mehrzahl nach lügenhafte und gemeine Berichte; verhältnißmäßig am anständigsten sind die englischen Zeitungen.

Palmgreen( schwedischer Delegirter) gibt darauf einen Ueberblick über die sozialdemokratische Arbeiterbewegung in   Schweden, die er ver= tritt, weil die Nedakteure der vier sozialistischen Zeitungen, sowie gegen zehn der bekanntesten Agitatoren sich im Gefängniß befinden. Der Erste, der in   Schweden für den Sozialismus Propaganda machte, war der Schneider A. Pa I m. Anfangs stand er ganz allein, später fand er in Hjalmar   Branting und Nicolsen Mitarbeiter. In der ersten Zeit unterhielten die Sozialisten eine nur politische Agitation, gegen wärtig haben sie auch der Organisation von Gewerkschaften ihre Thätig­feit zugewandt, wie der Kongreß zu   Stockholm, 27. April, bewies, der von 75 Gewerkschaften und politischen Vereinen beschickt war. Die  sozialistischen Gewerkschaften entziehen den alten Zünften allen Boden. Die Partei hat vier eigene Zeitungen. Sie gewinnt derart an Stärke und Ausdehnung, daß die Regierung ernstlich Ausnahmegeseze gegen die Sozialisten plant. Entgegen der Auffassung der dänischen Bruder­partei erwarten die schwedischen Genossen nichts von Palliativmitteln, sondern erhoffen die Beseitigung des Elends nur allein von einer Ver­gesellschaftung der Arbeitsmittel.

Kirchner,( der Vertreter der deutschen Sozialisten in den Ver­ einigten   Staaten) berichtet über die riesige Konzentration des Kapitals in der neuen Welt, wo an Stelle der Einzelbetriebe von Privatkapitalisten immer mehr die Konzentration von Industrien in Aktiengesellschaften, Ringen 2c. tritt. Leider läßt die Konzentration der Kräfte des Proletariats Ringen 2c. fritt. Leider läßt die Konzentration der Kräfte des Proletariats dem gegenüber viel zu wünschen übrig, so daß sein Widerstand gegen den Druck des Sapitals oft erfolglos bleibt. Der Redner braucht blos an die großen Streits der Kohlengräber, des Personals der New- Yorker Pferdebahnen zu erinnern 2c. Die Lage der Arbeiter ist dementsprechend Pferdebahnen zu erinnern 2c. Die Lage der Arbeiter ist dementsprechend

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Voksendungen

franto gegen franko. Gewöhnliche Briefe

nach England toften Doppelporto.

10. August 1889.

eine schlechte, ueberarbeit und Unterlohn ist auch hier die Regel, wie die offiziellen Fabritinspektoren offen zugestehen. Wenn die Masse der ameri kanischen Arbeiter anfängt, zum Klaffenbewußtsein zu erwachen, so ist dies in hervorragender Weise mit das Verdienst der   Deutschen, welche unermüdlich an der Aufklärung und Organisation der noch blinden Masse arbeiten. 326

Der   französische Abgeordnete Ferroul greift in leidenschaftlicher Weise den Parlamentarismus an, welcher auf eine Täuschung der Arbeiter hinausläuft. Die   französische Kammer nimmt nur deshalb sog. arbeiterfreundliche" Schußgefeße an, weil sie sicher ist, daß der Senat dieselben verwirft. Alle Versprechungen seitens der Kandidaten sind nur Mittel für den Stimmenfang. Die Parlamentarier vertreten nicht die Interessen des Volkes, sondern der Bourgeoisie, sie handeln dem ent­sprechend. Wollen die Arbeiter thre Interessen gewahrt wissen, so dürfen sie sich auf Niemand als sich selbst verlassen, sie müssen die Führung ihrer Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen.

Christensen, Bertreter der dänischen Partei, gibt einen furzen Ueberblick über die Entwickelung der Arbeiterbewegung in   Dänemark. Die Regierung dachte die Bewegung durch die harte Verurtheilung von Pio und Geleff zu ersticken, hatte sich aber darin getäuscht. Empfindlich litt die junge Bewegung, als sich etliche hervorragende Führer an die Bourgeoisie verkauften. Doch hat sie auch diesen Schlag überwunden und ist gegenwärtig besser organisirt als je zuvor. Die Parteimitglieder stehen duraus nicht sammt und sonders auf dem fleinbürgerlichen Stand­punkte, den Petersen getadelt, aber Redner muß zugeben, daß in der Partei   Dänemarks, wie anderer Länderer, verschiedene Strömungen vor­handen sind. 3407

Damit schließt die Reihe der Allgemeinberichte und der Kongreß geht zu den Spezialberichten über.

Dieckmann berichtet über die Lage der westphälischen Bergarbeiter. Er betont, daß der große Streik derselben nicht durch die sozialistische Agitation künstlich ins Leben gerufen, sondern die nothwendige Folge der schlechten Lage der Sohlengräber gewesen sei. Redner kennzeichnet die arbeiterfeindliche Haltung der Polizei während des Streiks, sowie die Strenge, mit welcher die Behörden sogar die Kundgebungen der öffentlichen Meinung zu Gunsten der Ausständischen zu ersticken gesucht. Der im Großen und Ganzen negative Ausgang des Streiks habe viele Unzufriedene geschaffen, die aus dem klerikalen in das sozialdemokratische Lager übergehen werden. In dem rheinisch- westphälischen Kohlendistrikt bestehen jezt zwei Arbeiterzeitungen, eine davon: die Westph. Arbeiterztg." zu   Dortmund, zählt bereits 4000 Abonnenten. Die Situation wird die Bergarbeiter in die Reihen des für seine Emanzipation kämpfenden Proletariats drängen.

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Da der Vertreter der   französischen Glasarbeiter, Lecomte, nach Rücksprache mit Horn, dem Delegirten der   deutschen Glasarbeiter, findet, daß sich ihre Berichte decken, so verzichtet er zu Gunsten des Letzteren auf das Wort. Horn aus   Löbtau berichtet also über die Lage der Glasarbeiter überhaupt und weist auf die großen Gefahren hin, denen diese in gesundheitlicher Beziehung ausgesetzt sind, somie noch besonders auf die schädlichen Folgen des kontinuirlichen Betriebs, auf den Einfluß der Frauen- und Kinderarbeit. Er fordert energische hygieinische Maßregeln zur Abwehr der gröbsten Gefahren, Einstellung der Nacht­arbeit, Verbot der Kinderarbeit 2c.

Nachdem auf einen Antrag auf Schluß der Berichte beschlossen worden, daß nur noch das Wort zur Frauenarbeit und zu einem Bericht über die Lage der Seeleute ertheilt werden solle, erinnert Frohme daran, daß kloß noch über die Lage der   deutschen Tischler zit referiren habe. Kloß tritt das Wort an den Vertreter der Pariser Kellner und Limonadiers ab, der darauf aufmerksam gemacht hatte, daß die Korporation, der er angehört, die größten Opfer gebracht, um eine Vertretung auf dem Kongreß zu ermöglichen, welche die Aufmerk= famkeit auf die menschenunwürdige Lage seiner Kameraden lenken solle. Der Kongreß beschließt darauf, Lenz das Wort zu ertheilen.

Kapitän Dupont( Vertreter der Seelente): Die Seeleute sind zum Erstenmal auf einem internationalen Stongreß vertreten. Ihre Lage ist moralisch und materiell eine ganz erbärmliche. In Folge eines Reglements, das bereits vor 200 Jahren in Kraft stand, steht der See­mann vollständig unter der Botmäßigkeit des Kapitäns, welcher die Prügelstrafe, das Strummschließen 2c. über ihn verhängen fann, obgleich nominell alle Körperstrafen abgeschafft find. Je mehr die Seeschifffahrt in die Hände des Großkapitals geräth, um so schlechter wird die Lage der Seelente. Die Zahl der Mannschaft wird verringert, zahlende Schiffsjungen werden angenommen, die Nichts thun, und die Folge iſt, daß die Matrosen bedeutende lleberarbeit leisten müssen, für welche sie nicht bezahlt werden. Der Lohn sinkt tiefer herab, und die Nahrung ist der Menge nach unzureichend, der Beschaffenheit nach einfach ab= fcheulich, oft ganz umgenießbar. In Streitfällen erhalten die Seeleute nie gegen den Stapitän Recht, da sie unter einer Art militärischer Ge­richtsbarkeit stehen. Die Seeleute verlangen 1) einen zwölfftündigen Arbeitstag; 2) einen Ruhetag jede Woche; 3) drei Franken Taglöhn für den Matrosen, vier Franten für den Heizer; 4) Prüfung der Nah­rungsmittel auf ihre Beschaffenheit hin; 5) Abschaffung der Geld- und Körperstrafen; 6) Gründung eines Gewerbeschiedsgerichts für Seeleute. Der Kongreß beschließt, den Bericht Duponts, sowie die Forderungen der   Marseiller Seeleute, als Flugblatt drucken und in den Häfen aller seefahrenden Nationen vertheilen zu lassen.

Lenz, der Vertreter der Pariser Café- und Restaurationskellner, gibt einen eingehenden Bericht über die Lage seiner Berufsgenossen. Die Kellner erhalten keinen Lohn, sondern müssen noch oft an den Wirth Gebühren entrichten. Das Trinkgeld, das sie erbetteln, ist ihr einziges Einkommen. Ihre Arbeitszeit dauert von früh 7 Uhr bis tief in die Nacht, meist ohne daß dieselbe von einer Pause unterbrochen wird. In rechtlicher Beziehung stehen sie dem Wirth gegenüber unter einer Art Gefindeordnung. Ihre Lage wird verschlimmert durch die Ausbeutung, welche sie seitens der Stellungsvermittlungsbureau's erleiden. Für Ver­mittlung eines Plazes haben sie oft von 100-120 Frs. zu zahlen, dabei geschieht es nicht felten, daß sie die Stelle bald verlassen müssen, weil ihnen der Wirth kündigt oder das Aushalten ein Ding der Un= möglichkeit ist. Der Wirth steht oft mit dem Agenten im Einvernehmen, um den Kellner so oft als möglich durch das Bureau zu treiben. Diese heillosen Mißstände erklären die Unruhen, welche im vorigen Jahre stattfanden, um die Abschaffung der Vermittelungsbureau's durchzusetzen. Die Stellner haben sich zu organisiren versucht, um mit vereinten Kräften eine Besserung ihrer Lage zu bewirken, allein die Syndikatskammer zählt nur 4500 Mitglieder von gegen 80,000 Berufsgenossen.

Frau   Zetkin, Delegirte der   Berliner Arbeiterinnen, führt aus, daß die Frauenfrage keine besondere, sondern nur ein Theil der so­zialen Frage ist. Die Frage ist erst mit dem Auftreten der Maschine auf die Tagesordnung getreten. Die moderne Großproduktion hat die produttive Thätigkeit der Frau im Haushalt zu einem wirthschaftlichen Unding gemacht, sie hat aber die Möglichkeit für die produktive Thä­tigkeit der Frau in der Gesellschaft geschaffen. Die Frau erhielt da= durch die Fähigkeit, ökonomisch unabhängig vom Manne außerhalb der Familie zu leben. Die ökonomische Unabhängigkeit ist die Basis, auf welcher die Frau ihre soziale und politische Gleichstellung mit dem