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Das fühlen unsere Feinde. Und nachdem sie anfangs den internationalen Kongreß todtzuschweigen versucht hatten, sind sie jetzt damit beschäftigt, ihn hinter einer Wolke von Albernheiten, Lügen, Verleumdungen und Denunziationen zu verstecken.
Bei dieser Gelegenheit offenbart sich wieder die phänomenale Unwissenheit unserer Feinde. Sie stehen so rathlos da, wie vor einigen Monaten angesichts des riesigen Bergarbeiterstreits. Das tollste, widersprechendste Zeug wird zu Tag gefördert. Während der Schweinburg( von den Berliner Politischen Nachrichten") den Stongreß für ein glänzendes Fiasto erklärt, mit dem sich ernstlich zu beschäftigen eine Lächerlichkeit sei, hat der Pindter von der Norddeutschen" ausgeschnüffelt, daß der Kongreß nur ein Schein- ongreß gewesen sei, die harmlose Maske für einen geheimen internationalen Revolutionskongreß, dessen Beschlüsse die liebe Polizei zwar noch nicht kennt, die aber so furchtbar gefährlich sind, daß das Sozialistengesetz nicht abgeschafft werden kann und eher noch verschärft werden muß. Ein anderes Polizeireptil findet im Gegensatz zu Pindter, daß der Kongreß in der That sehr zahm gewesen sei Dank der„ erzieherischen Wirkung" des deutschen Sozialistengesetzes, dessen Verlängerung jezt hoffentlich kein Hinderniß mehr in den Weg gelegt wird. Berschiedene Polizeireptile erzählen uns, die deutschen Sozialdemokraten feien in Paris von den französischen Sozialisten erdrückt worden und hätten den Franzosen nur als Fußschemel gedient welcher Mähr von anderen Reptilien die andere Polizeimähr gegenübergestellt wird, die deutschen Sozialdemokraten hätten den Kongreß beherrscht, die Franzosen seien nur die Puppen der Deutschen gewesen woraus sich für jeden polizeifrommen Reichsbürger die Lehre ergibt: Deutschland ist das Hauptquartier der internationalen sozialdemokratischen Nevolutionspartei und folglich muß in Deutschland die Polizei noch verstärkt, das Sozialistengeset verschärft werden. Aufs Geschäft, d. h. auf die Interessen der Polizei, aufs eigene Interesse fieht dieses Pack immer in erster Linie.
Am Spaßigsten ist, daß ein gelehrtes Reptil dem Kongreß den Vorwurf macht in der Magdeburger Zeitung und in andern Blättern nicht so gründlich diskutirt, wie der deutsche Reichstag es wiederholt bei den Anträgen Hize 2c. gethan habe. O heiliger Treitschke, oder wie das Thierchen sonst heißt was hat denn ein Internationaler Arbeiter- Kongreß mit solchen Diskussionen zu thun? Glaubt das Reptil etwa, die Arbeiter hätten noch nöthig, über diese tausendmal durchge= sprochenen Fragen zu diskutiren, über die man heutzutage nur noch beschließen kann, wenn man kein Charlatan ist?
Das für diesmal als Ausbeute. Wir werden noch manches Preßurtheil zu vermerken haben.
Die unabhängige deutsche Preffe ist im Ganzen anständig. Der prattische Charakter des Kongresses, der, ohne das Endziel zu verschleiern, sich aller utopistischen Wolkenwandelet enthielt und mit dem anarchistischen Blödsinn, dessen Zweck es ist, die Arbeiterbewegung zu diskreditiren und zu kompromittiren rasch und nachdrücklich aufräumte, hat in den weitesten Kreisen imponirt.
Genug der Internationale Arbeiterkongreß war ein großer Grfolg, und, hätten wir in dieser Beziehung zweifel gehabt, durch die Haltung der feindlichen Presse wären fie uns benommen worden. Die Feinde find theils blind- wüthend, theils wie vor den Kopf geschlagen, wahrhaftig, ein klassischeres" Zeugniß für die Gründlichkeit und den Umfang unseres Erfolgs tönnen wir uns nicht wünschen.
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Sozialpolitische Rundschau.
London , 7. August 1889. Wilhelm der Zweite ist zur Zeit in England zum Besuch. In England kann man eigentlich nicht sagen, denn der muthigste aller Deutschen hat es vorgezogen, seiner Großmutter Vittoria an der eng lischen Küste seine Aufwartung zu machen. Dort kommt er nur mit der offiziellen Welt in Berührung, die da weiß, was sich schickt, in London aber müßte er ristiren, daß ihm das Volk einen Empfang bereitet, den selbst die frechsten aller offiziellen Soldschreiber nicht in die üblichen begeisterten Zurufe" umzulügen vermöchten. Sind ein merkwürdiges Volt, diese Engländer. Was sie ihrer theuren Viktoria, als dieselbe neulich für die Ausstattung einer ihrer Enkelinnen vom Parlament um einen Geldbeitrag einkam, für Wahrheiten sagten, würde in einem so zivilifirten" Lande, wie Preußen- Deutsch land , hingereicht haben, zehntausende von Jahren Gefängniß wegen Majestätsbeleidigung zu verfügen. Da waren wir„ Zahmen" doch bessere Menschen. Als Wilhelm nicht um 600,000, sondern um drei Millionen Mark Lohnerhöhung einkam, nannte ihn Niemand schmuzig, habgierig, unverschämt" und" Bettelbruder", und im PreuBischen Abgeordnetenhaus war das Geld eins zwei drei bewil= ligt, als handle es sich um die Unterdrückung irgend eines Volksrechtes. Das alles wird Wilhelm hoffentlich Großmama und ihrer Umgebung erzählt haben, und wenn es nicht eine wahre Begeisterung für deutsche Zustände bet ihnen erweckt hat, dann sind sie wirklich schwer zu befriedigen.
Im Uebrigen haben wir gegen die Spriztour Wilhelms nach England wenig einzuwenden. Die Flottenrevue in Spithead wird ihm den Beweis geliefer. haben, daß England noch keine vernachläffigenswerthe Größe" ist, und das dürfte seinen Thatendrang in mancher Hinficht mäßigen.
Mit den Stichwahlen am legten Sonntage sind die Generalrathswahlen in Frankreich beendet. Sind diefelben auch durchaus ungünstig für den Boulangismus ausgefallen, so haben doch die Republikaner feine Ursache, allzu erfreut über das Ergebniß zu sein, da die reaktionären Gegner der Repu= blit einen ganz beträchtlichen Zuwachs aufzuweisen haben. Wir verhehlen uns dabei durchaus nicht, mit welch demagogischen Mitteln die meisten dieser Siege aller Wahrscheinlichkeit nach erlangt sein werden, aber der Demagogie drüben stand hüben das Gesetz der Beharrens, das grade bei den Wahlen zu Verwaltungsförpern eine fo große Rolle spielt, als Gegengewicht gegenüber, und daß es in verhältnißmäßig so vielen Fällen versagte, ist das Bedenkliche bei der Sache. Der Durchschnittswähler scheut nichts mehr, als gewaltsame Aenderungen, stimmt er trotzdem für Parteien, von denen er wissen muß, daß ihr Sieg eine solche bedeutet, so zeigt das zum Mindesten, daß er das Vertrauen in den Bestand des herrschenden Regimes verloren hat. Die Republikaner glauben dieses Vertrauen dadurch wiedererobern zu können, daß sie gegen die polternde Oppositionspartei der Boulangisten das Regiment der starten Hand" spielen. Die beiläufig recht zweifelhaften Erfolge, die sie auf der einen Seite damit erzielen, thun aber, wie die Wahlen bewiesen, der schleichenden Agitation der Monarchisten keinen Abbruch im Gegentheil, diese find um so mehr in der Lage, die Republik als die Regierungsform der Willkür und Gewaltthätigkeit hinzustellen. Wir, die wir der fran zösischen Republik eine stetige Fortentwicklung auf der Bahn der Freiheit und Gerechtigkeit wünschen, können daher den Ausfall der Wahlen zu den Generalräthen um so weniger als erfreulich bezeichnen, als die gewählten Republikaner zum Theil sehr stark nach„ Ordnungsbrei"
riechen.
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Wie weit die französischen Sozialisten an den Wahlen theilgenommen, läßt sich bei dem Mangel eines sozialistischen Zentralorgans leider nicht übersehen. Die bürgerliche Pariser Presse bringt darüber nichts, und ebensowenig das possibilistische Parti Ouvrier", soweit es sich nicht um seine eigenen Leute handelt, die aber bekanntlich in der Provinz sehr dünn gefäet sind.( In Paris fand kein Wahltamps statt, dort bilden die Mitglieder des Gemeinderaths im Verein mit den Gemeinderäthen der Vorstädte den Generalrath des SeineDepartements.) Aus sozialistischen Provinzblättern, die uns zugehen, ersehen wir, daß in den Industriezentren Nordfrankreichs: Lille , Noubair, St. Quentin 2c., die Sozialisten troß des Feldgeschrei's hier Boulangisten, hier Antiboulangisten," überall ihre Position behauptet haben. In Mittelfrankreich, im Departement Attter, haben sie dagegen an zwei Orten Boulangisten und bürgerliche Republikaner geschlagen. In Commmentr y wurde der Sozialist Thivrier mit 2,379 gegen 990 opportunistische und 120 boulangistische Stimmen zum Generalrath, in
Montlucon der Sozialist Do r m o y, Delegirter des Internat. Kongresses der Vereinigten Sozialisten, mit 2,042 gegen 930 Stimmen zum Arrondissementsrath gewählt. Aus Südfrankreich ,( Lyon , Marseille 2c.) liegt uns bis zur Stunde genauerer Bericht noch nicht vor.
Aus Paris trifft die Nachricht ein, daß Felix Pyat gestorben ist. Der berühmte Revolutionär war achtzig Jahre alt geworden, und hat bis zum letzten Athemzuge treu zu seiner Fahne gehalten das sichert ihm allein bereits ein ehrenvolles Andenken bei allen Anhängern der Sache des arbeitenden Volkes.
Den deutschen Arbeitern ist Pyat als Politiker meist in der höchst unvortheilhaften Schilderung bekannt, die Lissagaray in seiner Geschichte der Pariser Kommune von ihm entwirft, die aber unzweifelhaft über das Ziel hinausschießt. Ebensowenig ist die jammervolle Verdünnung und Verhunzung des„ Lumpensammlers von Paris ", die auf deutschen Bühnen heruntergespielt wird, danach angethan, einen richtigen Begriff von Pyat als dramatischen Dichter zu geben. Wir müssen in erster Beziehung manches abziehen, in legter manches zugeben, um dem Politiker und Dichter Pyat gerecht zu werden.
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Damit sollen seine Schwächen nicht bemäntelt, seine Fehler nicht beschönigt werden. Der Mann gehörte als Dichter wie als Politiker einer überlebten Epoche an. Als Dichter der sentimental- sozialistischen Schule der dreißiger und vierziger Jahre, als Politiker der revolutionären Verschwörer- Schule der vor- Achtundvierziger Epoche. Er war feineswegs ein Anarchist, wie vielfach in Deutschland gemeint wird, sein Jdeal war die revolutionäre Kommune des Jahres 1792 befreite und befreiende Kommune. An diesem Gedanken hielt er fest sein Leben lang. Den modernen Sozialismus zu begreifen, war er unfähig, doch hielt ihn sein revolutionärer Instinkt davon ab, sich zu der aufkommenden Arbeiterbewegung in Gegensatz zu stellen. Als ihn im vorigen Jahre das Departement der Rhonemündung( Marseille 2c.) in die Kammer wählte, schloß er sich dort der Gruppe der Arbeiter= Vertreter an. War er auch nicht mehr der feurige Tribun von 1848, so hat er doch noch bei verschiedenen Gelegenheiten energisch seine Stimme für die Rechte des Volkes, für die Interessen der Arbeit erhoben. Schon im Jahre 1870 hatte Pyat Alles in Allem 212,000 Franken Geldbuße, eine Verurtheilung zur Deportation, Gefängnißstrafen bis zu 27 Jahren 5 Monaten, samnit fünf Jahren Ehrverlust auf dem Pelz. Natürlich hatte er weder das Geld erlegt, noch die Strafen abgesessen. Nach der Kommune wurde er in contumaciam zum Tode verurtheilt, und als er 1880 aus dem Eril zurückfam, zog ihm eine Rede, in der er vorschlug, Berezowski, der 1868 ein Attentat auf den russischen Zaren versucht, einen Ehrenrevolver zu schenken, eine neue Verurtheilung zu.
Um Pyat richtig zu beurtheilen, muß man die eigenthümliche Entwickelung des neueren Frankreich genau fennen, nur aus ihr heraus ist er zu verstehen. Er war Franzose durch und durch, französischer Patriot, allerdings nicht im Sinne des Chauvinismus eines Deronlede, sondern eher im Sinne der revolutionären Patrioten des vorigen Jahrhunderts: Frankreich ist das Land der Freiheit und dazu berufen, allen andern Ländern die Freiheit zu bringen.
Worin er auch gefehlt, was er auch gefündigt, er war ein ehrlicher Mann, ein Mann von Ueberzeugung, und durchaus uneigennüßig. Sein Herz schlug warm für die Sache der Unterdrückten, und in ihrem Lager ist er gestorben. Die Partei der Unterdrückten wird sein Andenken in Ehren halten.
Das soziale Königthum entfaltet sich immer schöner und strahlt in immer hellerem Glanze. Die westfälischen und schlesischen Kohlenbarone maßregeln fortwährend, und sobald ein Arbeiter sich auf das„ Versprechen des Kaisers" bezieht, wird er noch obendrein mit Fußtritten regalirt. Und die paar Reformen", die anfangs zugestanden wurden, sind mittlerweile sämmtlich zurückgenommen worden. Inzwischen arbeiten die Gerichte mit voller Dampffraft: im Walden= burger Bezirk allein haben sie an die Mädelsführer" der Bergarbeiter in Summa schon 190, schreibe ein hundertundneunzig Jahre Gefängniß und Zuchthaus verabreicht in majorem regis gloriam zur größeren Ehre des sozialen Königs
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und des sozialen Königthums! Der Aufruhr" bestand in einer etwas fräftigen Demonstration gegen verschiedene besonders brutale Grubenverwalter, u. A. einen gewissen Fischer, der den Bergarbeitern, als diese sich über das Unzureichende des Lohns beschwert hatten, höhnend die Worte zurief: Hängt Gurekinder an die Zäune oder in den Rauch, oder eßt Rieselsteine und Rettennudeln." Foulon, der Generalpächter, der vor hundert Jahren von den Parisern an die Laterne gehängt und in Stücke ge= rissen ward, hatte lange nicht so roh des Volkes Elends gespottet! Und dabei diese Arbeiter Enquete! Die Herren Landräthe und Agenten der Grubenbesißer, welche die Untersuchung zu führen hatten, hüteten sich natürlich, etwas zu entdecken, und so ist denn auch nichts, buchstäblich nichts entdeckt worden. Und als schließlich die Untersuchung zu Ende war und es fest stand, daß nichts Unbequemes mehr an den Tag gezogen werden konnte, forderte man ,, auf besonderen Wunsch Seiner Majestät, des sozialen Königs" jeden Arbeiter, der etwas auf dem Herzen habe, zur Mittheilung auf. Natürlich war kein Arbeiter so dumm, auf den Leim zu gehen, denn er wäre bloß ge= maßregelt worden und hätte doch nur in den Wind gesprochen. Und so ist denn diese Enquete- Farce glücklich zu Ende mitsammt der Farce vom sozialen Königthum." di
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Ein fataler Druckfehler hat sich im Leitartikel unsrer letzten Nummer eingeschlichen. Es wird dort unter den possibilistischen Ver dächtigern des Kongresses der Vereinigten Sozialisten auch Burns aufgeführt das ist natürlich falsch, es muß an der betreffenden Stelle Burrows heißen. John Burns, der durch den Besuch des erwähnten Kongreffes bereits gezeigt hat, daß er diesen Verdächtigungen absolut fern steht, geht vielmehr im Londoner „ Labour Elector" sehr scharf mit den englischen Verbündeten der Possibilisten, bezw. Possibilisten führer in's Gericht. Wir erfahren da, daß H. M. Hyndman und sein Freund Smith- Headingley in einer Konferenz der englischen Delegirten anfangs überhaupt gegen die Vereinigung eintraten, dann aber, als sie merkten, daß die Trades- Unions- Delegirten für die Verschmelzung waren, einlenkten und die Vereinigung von der Mandatsprüfung abhängig zu machen vorschlugen.„ Das Amüfantefte, ja Verächtliche bei der Sache war", schreibt Burns„ daß die Einwände gegen die Vereinigung nicht von Fenwick, Eveleigh, Cooper und Anderen tamen, die große Organisationen vertraten, sondern von Leuten wie Hyndman , der von 28 Personen geschickt worden, und Burrows, der über die bona fides " der Clerkenwell- Sektion der Sozialdemotratischen Federation so im Zweifel gewesen, daß er sich ein HalbpartMandat von Leuten geben ließ, die nichts vom Sozialismus verſtehen, und wenn sie etwas davon verständen, jemand anders geschickt haben würden." Im Ganzen hatte die Sozialdemokratische Federation 15 Delegirte entsendet, die 1926( in Wirklichkeit weniger als die Hälfte") Mitglieder vertraten, und diese entschieden gegen die Verschmelzung. Vier davon vertraten zusammen 124 Mann und galten in der Abstimmung über die Vereinigung genau so viel als vier andere Leute aus England und Amerika , die zusammen über 200,000 Personen ver= traten."
Wir geben diese Mittheilungen hier wieder, weil sie so recht deutlich zeigen, daß das Herumreiten auf der Frage der Mandatsprüfung weiter nichts war, als ein faules Manöver, uneingeweihten Sand in die Augen zu streuen. Nach den Zulaßbedingungen der Bossibilisten hatte ein Verein, und wenn er nur ein halbes Duzend Mitglieder zählte, das Recht, dret Delegirte zu entfenden. In wie viel Fällen dies Verhältniß eingetroffen, sind wir nicht in der Lage, festzustellen, für uns genügt es, daß es legitim war, und daß selbst das Verhältniß von 3: 3 legitim gewesen wäre. Und wenn ein Lawroff, ein Plechanow , eine Frau Jankowska auch keine Mandate gehabt hätten, wäre die Anwesenheit dieser Leute, die notorisch das Vertrauen ihrer sozialistisch gesinnten Landsleute genießen, und um der Sache willen die Heimath meiden müssen, selbst dann auf einem Internationalen sozialistischen Kongreß nicht zehntausendmal gerechtfertigter, als die so regelrechten Delegirten irgend eines obskuren Studien"-Vereins? Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß Justice" und" Proletariat" nachträglich ihre erste Meldung, daß der Possibilisten Kongreß als die Vorbedingung der Verschmelzung die Prüfung der Mandate des marxisti schen " Kongresses verlangt habe, dahin berichtigt haben, der Beschluß
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habe auf gemeinsame Prüfung aller Mandate gelautet. Wir halten uns für verpflichtet, das mitzutheilen, unsere Ansicht, wie der Beschluß maßgebenderfeits gemeint war, wird dadurch nicht geändert. Der gleichzeitige Irrthum" in beiden Organen spricht eine zu beredte Sprache.
-In der amerikanischen Presse wird auf Grund nach dort geTangter Telegramme über die Internationalen Kongresse wiederholt von den energischen Anstrengungen" Hyndman's gesprochen, den Posfibilisten- Stongreß zu Gunsten der Vereinigung zu bewegen. Wer immer diese Nachricht in die Welt gesezt, wir fonstatiren hier, daß sie das Gegentheil des wirklichen Sachverhalts sagt.
Die Bismarckischen Reptilien haben in Bemerkungen über den Internationalen Kongreß allerhand Erheiterndes geleistet, das genügend zu würdigen uns indeß leider der Naum fehlt. Zu dem Erheiterndsten, was sie geleistet, gehört zweifelsohne der krampfhafte Versuch, aus der Erklärung Liebknechts gegenüber Domela Nieuwen huis und aus dem Bericht Bebels den Beweis herzuleiten, daß die Seutsche Sozialdemokratie sich in Paris aus einer wilden Revolu tionspartet in eine zahme Reformpartei umgewandelt habe. Daß dieses Wunder sich gerade im wilden" Frankreich vollzogen haben soll, macht die Sache noch komischer. Nun das einzige Wunder an diesem Wunder ist, daß die Reptilien nicht wissen, daß, was Liebknecht über die Taktik der Partei sagte, schon auf allen Parteitongressen gesagt worden ist; und daß, was Bebel über die Entwickelung der Partei und über unser Verhältniß zu dem nationalen und internationalen Arbeiterschutz sagte, dem Wesen nach schon in Dußenden sozialdemokratischer Reichstagsreden und im St. Gallener Stongreßprotokoll gefunden werden kann.
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Die Unwissenheit unserer Reptilien ist eben wunderbar und auch die anderer Leute, denn es sind nicht bloß Reptilien, die diesen Blödsinn vom Stapel gelassen haben.
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vielleicht nehmen die Betreffenden Veranlassung, sich mit der Geschichte unserer Partei zu beschäftigen. Dann hätte der Kongreß auch für fie praktischen Nugen gestiftet.
Ob katholisch geschoren, ob protestantisch gescheitelt Pfaffe bleibt Pfaffe. Die Lorbeeren der ultramontanen Hezbrüder im rheinisch- westfälischen Kohlenrevier lassen ihre evangelischen" Stonkurrenzbrüder„ in Christo" nicht schlafen. Auch sie schimpfen mit wahrer Berserkerwuth auf die Bergarbeiterbelegirten des Internationalen Kongresses, und die Thatsache, daß in der Gelsenkirchener Versammlung, an der 218 Delegirte aus 77 Bechen theilnahmen, sich sehr wenig Neigung dafür zeigte, den Delegirten Eck hard kezerrichterlich abzuthun, hat sie ganz aus dem Häuschen gebracht. Daß ein Brodam und sogar ein Schröder einen Eckhardt nicht ausschließen wollen", zefert einer ihrer Haupthähne, der Verkündiger der Religion der Liebe, Weber, läßt sehr tief blicken! Unser Ruf ist jetzt: Fort mit Eckhardt! Fort mit Brodam! Fort mit Schröder! Diese Be= wegung hat jest unsere Sympathie für immer verloren!"
Nun, da verliert sie blutwenig. Oder vielmehr, sie gewinnt nur. Falsche Freunde, die uns bei jeder Gelegenheit in den Arm fallen, um uns am fräftigen Eintreten für unsere Interessen zu hindern, sind schlimmer als offene Feinde, und so minim der Einfluß der evangelischen Betbrüder in den Bergarbeiterkreisen auch war, so hat er der Bewegung derselben jedenfalls nur geschadet. Je eher sich diese Mucker als die Handlanger des Ausbeuterthums bloßstellen, um so besser.
Die offiziöse Presse hat in der letzten Zeit wieder gewaltig Tamtam geschlagen zum Preis der famosen Bismarck'schen ,, Sozialreform". Das Schaustück derselben ist die Unfallver= sicherung, und da die Regelung der Haftpflicht früher eine so miserable war, daß selbst die Bourgeois- Liberalen die Nothwendigkeit einer Aenderung eingesehen hatten, so ist es wahrhaftig ein sehr nichts= fagendes Lob, wenn man feststellt, daß die Verhältnisse heute nicht mehr ganz so schlecht sind, wie damals. Dabei wird aber wohlweislich verschwiegen, einen wie großen Antheil an den Kosten der Unfallversiche= rung die Arbeiter aus ihrer eigenen Tasche direkt indirekt müssen ſie la alles bezahl von den Schönheiten der kunstvoll ausgedrechselten tragen müssen, und zweitens schweigt des
Sängers Höflichkeit
und das eigentlich Bismarckisch- sozialreformatorische Element vertretende Organisation der Unfallversicherung. Wie es in dieser Hinsicht ausschaut, darüber läuft gerade jetzt wieder ein recht drastisches Erempel durch die nicht reptilisirte deutsche Presse. Man höre nur:
„ Höchst kost bar" ist in der That die vielgerühmte deutsche Sozialreform". Die erwachsenden Kosten werden zwar nicht durch die enormen" Renten verursacht, welche die Arbeiter beziehen, sondern durch die Verwaltung, welche sich im Besitz diverser Günstlinge der tonangebenden Unternehmer befindet. Folgendes Beispiel ist wieder äußerst lehrreich. Bei der schlesischen land= wirthschaftlichen Berufsgenossenschaft betrugen die bomt 1. April 1888 bis zum 31. Dezember gezahlten Unfallent= schädigungen zusammen 4376,39 Mart. Die Settions= vorstände haben 14,759,32 Mart, der Genossenschaftsvor= st and 16,022,13 Mart, die Schiedsgerichtsvorsißenden endlich 735,16 Mark liquidirt, so daß im Ganzen 35,893,20 Mark umzulegen find. Dazu treten noch die Hebegebühren und die Kosten der portofreien Ginsendung an die Landeshauptkasse von Schlesien . Aber auch ohne die letzteren kommen auf jede Mark ausgezahlter Unfallentschädigung über acht Mark Verwaltungskosten!"
Kann man sich ein skandalöseres Mißverhältniß denken? Dasselbe ist aber eine natürliche Folge der sklavischen Mücksichtnahme auf die Wünschen und Interessen des Ausbeuterthums bei der Ausarbeitung dieses und der anderen Prachtstücke der großen " Sozialreform".
Anarchistisches. Unsere Leser werden in der Tagespresse von der vor einiger Zeit in Paris erfolgten Verhaftung eines gewissen Bini und einiger mit demselben in Verbindung stehender Personen gelesen haben. Aus den Berichten ging hervor, daß Pini und Genossen allerhand Betrügereien und Raubzüge verübt hatten, die ihnen viel Geld einbrachten, daß sie auf großem Fuße lebten, sich mätressen hielten 2c., daß sie sich für Anarchisten ausgaben, sogar vor= übergehend eine anarchistische Druckerei unterhielten, und daß schließlich Pini im Verein mit einem gewissen Parmeggiani einen italienischen revolutionären Journalisten, Salso Ceretti, Redakteur des sozialistischen Blattes ,, Il Sole del Avennire"( Die Sonne der Zukunft), der vor ihnen gewarnt hatte, in feiger Weise ermordet hatten. Wir haben lange Anstand genommen, von allen diesen Mittheilungen Notiz zu nehmen. Daß Pini und seine Genossen bei den Anarchisten in Paris 2c. eine gewisse Wolle gespielt, war zwar nicht zu bezweifeln, aber weder lag ein Beweis vor, daß diese um seine Diebsund Mordstreiche gewußt, noch daß sie sie gebilligt, Verkommene oder verwahrloste Individuen können sich in jede Gemeinschaft einschleichen, und bisher waren es immer nur einzelne Anarchisten gewesen, welche die Diebs- und Mordtheorie afzeptirt hatten. So glaubten wir vorerst die öffentliche Gerichtsverhandlung abwarten zu sollen, ehe wir uns über die ganze Angelegenheit zu äußern hätten.
Ein Umstand veranlaßt uns heute, die Zurückhaltung, die wir uns auferlegt, zu unterbrechen.
Das Pariser Anarchistenorgan ,, La Révolte", das gewissermaßen hervorragendste Organ des Anarchismus, nimmt in seiner neuesten Nummer of fen für Pini Partei.
Es schreibt an der Spize seiner sozialen Rundschau: Alle Genossen haben in den Bourgeoisblättern mehr oder minder ausführliche Details über das, was diese die Bande Pini" nennen, lesen können.
Bevor wir darüber das Wort nehmen, wollen wir Auskunft abwarten, hören, was daran sei. Hier Näheres über Pinid
In Italien , wo er sich viel in revolutionären Gruppen bewegte, hat er den Baron Franchetti, einen sehr reichen Besitzer, der seine Bächter zwingen wollte, zu seinen Gunsten zu stimmen, eine schwere Züchtigung beigebracht. Genöthigt, fich nach Frankreich zu flüchten, um einer wegen der ouigen That erfolgten Verurtheilung zu zwei Jahren Gefängniß zu