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geächtete Sozialdemokratie ist so fampffroh, daß selbst die 2 ange= weile der parlamentarischen Arbeit die Genossen nicht zurückschreckt, und die vielen Wahlkreise, um die wir das nächste Mal ringen werden, sämmtlich mit Kandidaten besetzt sind. Es gibt zwar noch vier oder fünf Kreise in Deutschland  , wo eine endgiltige Aufstellung noch nicht erfolgt ist, allein die Genossen auch in diesen Kreisen haben bereits Kandidaten im Auge, nur daß zwischen mehreren in Aus­ficht genommenen Persönlichkeiten noch keine Wahl getroffen ist.

Der nämlichen Quelle, wie die Mandatsmüdigkeit der reaktionären Parteien, entspringt auch das Streben fürstlicher Individuen nach bürgerlichen Berufen. Die Herren merken, daß ihr Geschäft Pardon Bürger Johann( Sal auf dem Hund ist. Erzherzog bator) Habsburg  , der neulich auf seine faiserlich- föniglichen Titel sammt Apanage verzichtete, will, wie jetzt berichtet wird, ebenfalls unser Stol­lege werden und zwar nicht unter die Agitatoren, doch unter die Schriftsteller gehen. Wir gestehen, es erfüllt uns vom rein menschlichen Standpunft mit einer gewissen hoffnungsvollen Befriedigung, daß die Fürsten   sich gerade zwei so ehrenvollen Berufen, wie die Agitation und Schriftstellerei, mit Vorliebe zuwenden. Es beweist dies, daß doch Hopfen und Malz an ihnen noch nicht ganz verloren ist, und daß ein Arbeiterunterstüßungsverein zur Hebung und Besserung heruntergekommener Eristenzen aus den höheren, höchsten und allerhöchsten Ständen doch nicht völlig umsonst arbeiten würde. Vielleicht wird es bald Zeit sein, einen solchen Verein in's Leben zu rufen.

-Deutsche   Arbeiterorgane veröffentlichten neulich eine stattliche Liste bereits verkündeter sozialdemokratischer Kandida= turen für die bevorstehende Reichstagswahl. Da die Liste jedoch nicht ganz frei von Irrthümern war, und durch verschiedene, seitdem abgehaltene oder ausgeschriebene provinzielle 2c. Arbeitertage Aenderungen theils erfahren hat, theils noch erfahren dürfte, so warten wir mit dem Abdruck bis zu deren Erledigung, wo wir dann zugleich auch summarisch über diese berichten werden, und geben heute nur unsrer Genugthnung über die Rührigkeit und Stampfesbereitschaft der Genossen, von der die Liste Zengniß gibt, freudigen Ausdruck.

Allzeit auf dem Posten, das ist und bleibt die Devise der deutschen  Sozialdemokratie.

Die Utopisten sterben nicht aus. In Berlin   hat sich ein Verein" Jugendschutz" gebildet, der sich, wie es in seinen Statuten heißt, zum Zweck gesetzt hat:

" Der Jugend den Schuß zu gewähren, dessen sie dem Leichtsinn die Unsittlichkeit, welche und dem Laster gegenüber dringend bedarf, die Grundlage des Staates: die Familie, an der Wurzel untergräbt, auf das Energischste durch Wort und Schrift und durch praktische und das sittliche Pflichtbewußtsein zu Maßnahmen zu bekämpfen

wecken und zu fördern."

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Als erstes Mittel, diesen wunderschönen Zweck zu erreichen, bezeichnet der Verein, der sich von jeder religiösen und politischen Parteirichtung fern halten" will: Gründung von Arbeiterinnenheims( in Verbindung mit einem Sonntagsheim), um unbescholtenen, alleinstehenden Arbeiter­innen, Ladenmädchen, Nähterinnen u. s. w. Wohnung, Nahrung, Nath, Beistand und Schutz zu gewähren."

Ganz abgesehen davon, daß nicht Laster und Leichtsinn" es sind, welche heute die Familie an der Wurzel" untergraben, sondern die wirthschaftliche Entwickelung, die in ihren zersezenden Wirkungen allerdings Laster und Leichtsinn" fördert, so ist es doch gradezu naiv, sich einzubilden, daß ein paar Arbeiterinnenheims, und zu mehr bringt es die Privatthätigkeit nicht, gegen eine soziale Massen= Erscheinung auch nur das Geringste auszurichten vermögen. Um den Mädchen, welche im Kampf ums Dasein auf sich selbst angewiesen sind, Schuß vor Anheimfallen an die Prostitution zu gewähren, müßten An­ftalten in so großem Umfange errichtet werden, daß nur die Mittel des Staats, bezw. der Gemeinde dazu ausreichen würden. Aber auch dann bliebe das Mittel noch sehr problematisch, wenn nicht auch dafür gesorgt würde, daß die Insassen der Schußanstalten vor dem Lafter dernennen wir es, Enthaltung geschüßt würden. Sonst gründe man doch lieber gleich St löster!

Hurrah, ein neuer Konkurrent! Wir haben das Verzeichnen der Preisbewerber um die genialste Versammlungs- Auf= Tösung eine Zeitlang eingestellt; nicht daß es inzwischen an sehr hüb­schen Leistungen auf diesem Gebiet gemangelt hätte, aber sie famen gegenüber den brillanten früheren Leistungen nicht auf. Schon glaubten wir verzweifelt, die Geistreichigkeit deutscher   Polizisten sei erschöpft, da ist uns über Nacht in Berlin   ein Retter erstanden. Am 1. No­vember würde eine von über 1000 Personen besuchte Kommunalwähler­Versammlung aufgelöst, als Genosse Singer das Wort ergriff und die Worte sprach: Meine Herren, Sie werden es begreif= lich finden

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Solch umstürzlerische Zumuthung machte die Auflösung allerdings sehr begreiflich.

Um mit den Ueberschüssen im Staatsschatz endlich einmal aufzuräumen, sollen in der nächsten Session bedeutende Geldsummen bewilligt werden, zu dem Zweck, die großen Wüstenländereien, die sich noch im Lande befinden, durch Bewässerungsanlagen in anbaufähigen Zustand zu versezen.

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Natürlich ist es ein wildes Land", von dem das gemeldet wird, nämlich die Vereinigten Staaten von Amerika  ". In zivilisirten Län­dern hat man keine Ueberschüsse, sondern Fehlbeträge" und-500,000 Soldaten unter der Fahne.

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Auf einer vor einigen Wochen in New York   abgehaltenen Konferenz von Redakteuren amerikanischer Arbeiterblätter, auf der beschlossen wurde, eine dauernde Verbindung der Ar= beiterpresse zu schaffen und von Zeit zu Zeit Konferenzen abzu= haften, um gegenüber bestimmten, die Arbeiter- Intereffen besonders be­rührenden Tagesfragen eine gemeinsame Taktik zu vereinbaren, hielt der Präsident des amerikanischen   Gewerkschaftsbundes, Sam. Gom= pers, eine Ansprache über den Stand der Acht stundenbeweg= ung. Er jagte nach der New- Yorker Volkszeitung" u. A.:

Die Aussichten für den 1. Mai 1890 seien günstig, und wenn auch nicht für alle Arbeiter Amerika's   an jenem Tage die achtstündige Arbeitszeit eingeführt würde, so würde sie doch ganz sicher von ver= schiedenen Gewerfen eingeführt werden. Außerdem werde die Bewegung für verkürzte Arbeitszeit nach dem 1. Mai 1890 fortwährend zunehmen. Für die Pflicht der Nedakteure der Arbeiterblätter erklärte es der Red­ner, diese Bewegung mit allen Kräften zu fördern, denn sie sei wich­tiger als alle anderen Fragen."

Mehrere Delegaten stellten hierauf Fragen an Gompers, ihren Zwei­fel an dem versprochenen Erfolg der Bewegung in 1890 ausdrückend. Andere meinten auch, die Bewegung von 1886 sei erfolglos und die Folge davon der Niedergang der Bewegung gewejen. Gompers aber bestand darauf, die Bewegung von 1886 jei ein Erfolg gewesen, denn sie habe die Gesammt- Arbeitszeit der amerikanischen   Arbeiter jährlich um wenigstens zehn Millionen Stunden redu= 3irt."

3. Wie oftmals, wenn überhaupt, haben Sie während der letzten fünf Jahre die Lohnrate für Ihre Angestellten erhöht oder deren Arbeitszeit verfürzt, infolge eines Ansuchens oder einer Forderung von deren Seite

Von 20,000 Firmen, die Fragebogen erhalten, ertheilten nur 5464 Antwort. Von diesen besagten, nach der New- Yorker Volkszeitung" in Bezug auf die erste Frage 2884, daß die Lohnraten die gleichen" oder ungefähr die gleichen" geblieben, während 1356 auf höher" lauteten; 329 meldeten: niedriger"; 111 erividerten: Weiß es nicht"; 384 gaben gar keine Antwort, und der Rest, 410, sprach theils von Lohnerhöhung bis zu 35 Prozent, theils Reduktion bis zu 25 Prozent. Besonders bemerkenswerth sind hier nur wenige Antworten, z. B. Höhere Lohnrate, aber niedrigerer Durchschnitt"( der Lohnbezüge wahr­scheinlich!)- Die gleichen Löhne; aber fürzere Arbeitszeit bedingt höhere Ausgabe für Arbeitslohn";" Ungefähr die gleichen Lohnraten; hoch genug! Im Jahre 1883 betrieben wir das Geschäft mit einem anständigen Profitertrag; aber jeßt, in 1888, bleibt uns kein Profit." Die zweite Frage ließen 2300 unbeantwortet. 1000 jagten, es sei kein Wechsel eingetreten. 400 anerkannten das Vor­handensein von Arbeiterorganisationen als die Ursache eines Steigens der Löhne. 73, can't say"( wissen nichts zu sagen). Die Uebrigen- 2138- bringen ein ungemein buntes Gemisch von Ansichten, warum in ihren resp. Geschäftsbranchen die Lohnraten gleichgeblieben, oder warum dieselben gestiegen oder gesunken jeien. 250 nennen als Ursache eines Steigens: Bessere Arbeit und geschickte Arbeiter". Als Ursache des Sinkens wird Schlechter Ge­schäftsgang" von 61 angegeben, während einige Antworten ein Steigen der Löhne, resp. ein Sinken derselben politischen Parteien zuschreiben, resp. zur Last legen.

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Viele der einschlägigen Antworten", schreibt die New Yorker Volks= zeitung", liefern recht charakteristische Belege für die in den kapitalisti­ schen   und Mittelklassen vorherrschende Seichtheit und Zerfahrenheit der Ansichten über ökonomische Tagesfragen." Doch fehlt es auch nicht an einigen ,, weißen Naben", welche beachtenswerthe Aeußerungen in Bezug auf die Ursache eines Steigens der Löhne vernehmen lassen ab= gesehen von Denen, welche einſichtsvoll genug sind, direkt dem Faktor der Organisation das Verdienst gutzuschreiben. Drei Fabrikanten sagen: Die allgemeine Aufbesserung in 1886 fonnte nicht rückgängig ge­macht werden." Fünf Firmen von Baumwollspinnereien und Stockfabriken erkennen als Ursache einer Lohnerhöhung stattgefundene ,, Verkürzung der Arbeitszeit." Auch ein Zigarrenfabrikant spricht sich in gleicher Weise aus. Ein Papeteriewaaren- Fabrikant nimmt als Ursache: Fortschritt, Aufklärung" und fügt hinzu: In meinem Falle ermöglicht es mir Maschinerie, um 25 bis 50 Prozent mehr Arbeit fertigzustellen, mit derselben oder einer geringeren Zahl von Händen als vor fünf Jahren."

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Als Ursache für ein Sinken der Löhne nennen 113: Konkurrenz; 10: Drohende Erniedrigung der Waarenpreise"; 27: Maschinen und Fabrifarbeit"; 33: Importirte Arbeitskräfte"; 12: lleberpro­duftion"; 8: Zuchthausarbeit; 4: Angebot und Nachfrage"; 1:" Un­sinnige Konkurrenz"; 1: Entlassung von Männern und Anstellung von Knaben in andern Shops"; 1: Wachsende Konkurrenz, Ueberproduk­tion und Arbeiter- ersparende Maschinen; 4:" Tenementhausarbeit" ( 3igarrenfabrikanten), u. s. w. Bemerkenswerth sind folgende Ant­worten: 1 Schuhfabrikant: Verbesserung der Maschinerie hat eine Ver­änderung in der Arbeitsweise herbeigeführt, und es wurden dadurch viele Arbeiter auf die Straße geworfen, die ihre Dienste nun für Hungerlöhne anbieten. Der Achtstundenarbeitstag würde natürlich die Löhne wieder erhöhen. Vier Antworten gestehen die Ursachen einer Lohnreduktion mit herzerfrischender Auf­richtigkeit: Wir beschäftigen Nicht- Gewerkschafts­Leute." Gine andere Antwort: Nicht- Unionleute und Ver= änderung der Fabrikationsweise."

Auf die dritte der obigen Fragen wurden 5323 Antworten einge­schickt, darunter 1909, welche entweder Erhöhung der Löhne oder Her­absetzung der Arbeitszeit oder Beides konstatirten; bezeichnenderweise aber legten die meisten Herren ungeheuren Werth darauf, zu betheuern, daß sie niemals, wahrhaftig niemals, den Arbeitern irgend Konzessionen auf deren Verlangen bewilligt hätten, sondern stets, gewiß stets nur auf Ansu chen oder mehrschdendehls" aus freiem Antriebe aus purer Liebe zu den Händen".

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Nun, die Angaben der oben erwähnten Vierhundert sprechen so eindringlich für den Einfluß der Organisationen auf das Steigen bezw. Aufrechterhalten der Arbeitslöhne, daß solche Flunkereien Niemand täuschen können. Weder kann noch soll die gewerkschaftliche Organisation den Gang der wirthschaftlichen Entwicklung aufhalten, was sie aber kann und soll, ist, der Verschlechterung der Arbeitsverhältnisse die diese mit sich bringt, möglichst entgegenzuwirken, und so die Arbeiter= Klasse fampffähig zu erhalten, auf daß sie den Geboten ihrer revointio= nären Mission in jeder Weise nachzukommen vermag.

Schweiz  . Sonntag, den 27. Oktober fand in Bern   der erste Parteitag der im Vorjahr konstituirten sozialdemokratischen Partei der Schweiz   statt. Auf demselben waren, nach dem Basler Arbeiterfreund", etwa 40 Delegirte und Vertrauensmänner an­wesend, welche ca. 20 Ortschaften vertraten. Außerdem hatten die Zentral­tomites des Grütlivereins und des Gewerkschaftsbundes Delegirte ge= sandt. Den Verhandlungen wohnten am Vormittag insgesammt etwa 80, am Nachmittag 150-200 Parteigenossen, zum größeren Theil aus Bern  , bei. Als Präsident fungirte Reichel( Bern  ), als Vizepräsident Wullschleger( Basel) und als Schriftführer Graf( Außersihl- Zürich  ). Der Jahresbericht des Parteifomites tonstatirte ein, wenn auch lang= sames, so doch stetiges Wachsthum der Partei, namentlich jeit der Referendumsbewegung gegen den Bundes- Anwalt. Er wurde ebenso wie der Kassenbericht ohne weitere Bemerkung entgegengenommen. Von wichtigeren Beschlüssen des Parteitages seien folgende erwähnt: Das Arbeitsprogramm der Partei wurde durch einen von Seidel( Mollis) beantragten Passus ergänzt, der

" Vermehrung der Garantien der persönlichen Freiheiten der Bürger durch die Bundesverfassung" berlangt.

Weiter wurde folgende von Reichel( Bern  ) beantragte Resolu= tion angenommen:

1) Das Verhalten der kantonalen Regierungen in der Frage der politischen Polizei ist mit allen verfassungsmäßigen Mitteln zu über­wachen; es ist auf kantonalem Boden dafür zu arbeiten, daß die Kantone fich allfälligen Uebergriffen der Bundesbehörden widersezen. 2) Die weitere Ausdehnung der politischen Polizei auf eidg. Boden ist energisch zu bekämpfen, so lange die Abschaffung derselben nicht möglich ist.

Reichel, dessen wohlvorbereitetes Referat wegen der vorgeschrittenen Zeit hatte ausfallen müssen, wies in seiner kurzen Begründung der Re­solution an der Hand der Bundesgeseze nach, daß der eidgenössische Oberpolizei- Inspektor, wie der Bundesanwalt in der politisch durchaus neutralen, wissenschaftlichen Zeitschrift für schweiz  . Rechts­pflege" genannt wird, bis zur Stunde weder auf Grundlage der Bundesverfassung noch eines Bundesgeseßes bon sich aus das Recht habe, Vorladungen, Verhaf= tungen und Haussuchungen ergehen zu lassen. Solches dürfe laut Bundesgeseß nur vom eidgen. Untersuchungsrichter saus geschehen, wenn der Bundesrath die Vornahme einer strafrechtlichen Untersuchung in einer bestimmten Angelegenheit ausdrücklich beschlossen hat. Andernfalls habe der Bürger das Recht( wenigstens das for= male) des Widerstandes.

Diese Angabe läßt sich natürlich nicht kontroliren, aber wenn sie auch nur zu einem Viertel zutreffen sollte, würde sie die Achtſtunden­bewegung vollauf rechtfertigen.

bilang si Unter diesem Titel Organisationen und Arbeitslöhne. haben wir bereits in der vorigen Nummer unseres Blattes die Erhe­bungen des Arbeitsstatistit Bureaus desstaates New­Yort über die Ursachen der Bewegung der Arbeits= löhne in den Jahren von 1883 bis 1888 erwähnt, und zwar theilten wir mit, welches die Antworten der organisirten Arbeiter auf die, in dieser Hinsicht an sie gerichteten Fragen waren. Heute wollen wir auch die Angaben der Unternehmer folgen lassen. Es wurden an dieselben von dem Arbeitsbüreau folgende drei Fragen gerichtet:

1. Sit die( 3. 3., d. h. im Jahre 1888) Tobnattende Lohnrate für Arbeiter in Ihrer Geschäftsbranche höher oder niedriger als im Jahre 1883, vor fünf Jahren?

2. Welcher Ursache schreiben Sie die Aenderung zu, wenn eine solche eingetreten?

Möge man sich das allfeitig merken", bemerkt dazu der Arbeiterfreund". Für den Achtstundentag" wurde ein Beitrag von 100 Frc. bewilligt. In Bezug auf die Stellung der Partei zu den National­rathswahlen wurde folgende von Wullschleger( Basel) be­antragte und in einem mit großem Beifall aufgenommenen Referat be­gründete Refolution angenommen

1) In allen Wahlkreisen, wo die Partei in gewisser Stärke selbst­ständig organisirt ist, sollen ausgesprochen sozialdemokratische Standi­daten, eventuell, wo dies nicht thunlich, Arbeiterkandidaten aufgestellt werden.

2) Das Parteifomite wird beauftragt, wo möglich in Verbindung mit den Zentralfomites des Grütlivereins und des Gewerkschafts­bundes, die für eine einheitliche Wahlbewegung nothwendigen Schritte

rechtzeitig einzuleiten und die Bedingungen zu präzifiren, unter denen auch Kandidaten anderer Parteien von den Parteigenossen unterstüt werden können.

3) Im Weiteren soll den Genossen in den einzelnen Wahlkreisen der zur Berücksichtigung der besondern lokalen Verhältnisse nöthige Spiel­raum gelassen werden."

Wie die Parteiblätter der Schweiz   übereinstimmend berichten, nahmen die Verhandlungen einen sehr erfreulichen Verlauf.

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Man sah wohl", schreibt der Berner Sozialdemokrat", daß hier nicht eine mächtige, lang eingelebte, durch viele Jahrzehnte hindurch all­mälig emporgewachsene und gefestigte politische Verbindung tagte. Die Neuheit der ganzen Vereinigung trat start hervor. Allein, wenn man auch das Gefühl erhielt, hier eine noch sehr junge politische Partei­schöpfung vor sich zu haben, so möchten wir doch dieses Gefühl um nichts in der Welt an das entgegengesezte einer bald aus- und abgelebten, von altem Ruhme, alten Thaten und vorsichtig erhaltender Politik lebenden Partei tauschen. Vielmehr erfüllte uns das vom ersten Mo­ment an auffallende zu Tage treten eines jugendfrischen und jugend­fräftigen Geistes politischer Ueberzeugungstreue und entschlossenen Muthes mit hoher Befriedigung. Es war eine Lust, an fast allen Aeußerungen der Versammlung zu spüren, wie man es da mit ganzem, entschiedenem und unerschütterlichem politischem Wollen zu thun habe. Die Leute der Gedanke wissen, was sie wollen, und sie wollen, was sie wissen begleitete uns fortwährend und erfüllte uns mit festem Vertrauen für die Zukunft unserer Partei."

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Bravo  ! Mögen die Hoffnungen, mit denen die Theilnehmer am Kongreß von einander schieden, sich im vollsten Maße erfüllen.

Ans Dänemark  . Von dem Einsender der Korrespondenz in Nr. 42 des Sozialdemokrat" geht uns eine Zuschrift zu, sowie ein Ausschnitt aus dem Kopenhagener Sozialdemokrat", aus dent hervor= geht, daß nicht nur seine Korrespondenz selbst, sondern auch die That­sache, daß wir sie aufgenommen, in den leitenden Streisen der dänischen sozialdemokratischen Partei sehr übel vermerkt worden ist. Wir müssen gestehen, daß wir das Lettere nicht recht begreifen. Der Genosse, der fich" Rinaldini" zeichnet, ist uns aus früheren Korrespondenzen im " Sozialdemokrat" als ein warmer Freund der dänischen Sozialdemo­fratie bekannt, und ein Grund, seiner Zuschrift diesmal die Aufnahme zu verweigern, lag um so weniger vor, als dieselbe durchaus sachlich ge= halten war, und wenn sie auch den Konflikt in der Partei berührte und zu demselben Stellung nahm, dies doch ohne jegliche Gehässigkeit oder gar Verdächtigung der andern Seite that. Persönliche Angriffe hätten wir zurückgewiesen, für eine sachliche Kritik werden die Spalten des" Sozialdemokrat immer geöffnet sein, selbstverständlich auch der sachlichen Entgegnung. Erst wenn wir eine solche zurückgewiesen, hätte die dänische Parteileitung, bezw. das leitende Parteiorgan Grund gehabt, sich zu beschweren, einstweilen müssen wir ihre Vorwürfe zurückweisen. Und zwarum so mehr, als die Aufnahme der qu. Korrespondenz noch keineswegs eine Stellungnahme unsrerseits bedeutete, geschweige denn eine feinbfelige. Wie unsere Ge­nossen in Deutschland  , so wünschen auch wir auf freundschaftlichem Fuße mit den dänischen Genossen zu bleiben, und werden es ihnen gegenüber nie an Loyalität fehlen lassen. Aber wir sind nicht davon überzeugt, daß die Freundschaft das Todtschweigen rein fachlicher Gegensäße erfordert. Dies vorausgeschickt, geben wir nunmehr dem Einsender das Wort: Meine letzte Korrespondenz in Nr. 42 hat in den hiesigen leitenden Kreisen Anstoß erregt. Das dänische Parteiorgan Sozialdemokraten" vom 27. Oftober enthält darüber Folgendes:

Die Revolutionäre forrespondiren. In der zulegt erschienenen Nummer von Der Sozialdemokrat" be= findet sich eine Korrespondenz aus Kopenhagen  , unterzeichnet Rinaldini". Der Korrespondent ist einer von den sogenannten Revolutionären hier in der Stadt. Er schreibt u. A. Folgendes:

Für die sozialdemokratische Partei sollte die Stellungnahme zu den politischen Verhältnissen nunmehr von selbst gegeben sein; um so be= dauerlicher ist es aber, berichten zu müssen, daß die Partei als solche von ihrer bisherigen Verbindung mit der Linken auch zur kommenden Wahl noch nicht abgehen und noch länger den Schwanz derselben

bilden will."

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Der revolutionäre" Korrespondent weiß natürlich sehr gut, daß es Unwahrheit ist, daß die dänische Sozialdemokratie den Schwanz" der Linfen  ( Venstre  ) bildet; aber die Leute scheinen es nicht so genau zu nehmen, wenn sie nur die Sozialdemokratie verhöhnen und herabsetzen können.

Wie verwerflich es nun auch ist, daß Personen, die sich Parteigenossen" nennen, eine solche Art Korrespondenz aussenden, so ist es doch noch ver­werflicher, daß ein Blatt wie Der Sozialdemokrat" folche Angriffe auf eine sozialdemokratische Partei eines andern Landes aufzunehmen bereit ist. Das Organ der deutschen   Sozialdemokratie sollte sein Ansehen und seine Autorität wahren. Aber dies thut das Blatt nicht, wenn es solche Angriffe aufnimmt, deren Berechtigung es sich nicht die geringste Mühe gemacht, zu untersuchen.

Es ist ziemlich bekannt, daß sich auch innerhalb der deutschen   Sozial­demokratie Skandalmacher befinden, die unzufrieden mit der Partei­leitung sind. Es könnte uns natürlich nicht einen Augenblick einfallen, solchen Leuten in unserm Blatte Platz zu Angriffen auf die Taktik der deutschen   Sozialdemokratie zu geben und wenn es geschähe, würde, Der Sozialdemokrat" solche Angriffe selbstverständlich in der Weise, wie sie es verdienten, zurückweisen.

Die dänische Sozialdemokratie hat über 80 fe I bstständige sozial demokratische Organisationen, sowohl in Wahlkreisen der Linken" wie der Rechten" errichtet. Weshalb würden wir dies thun, wenn wir nur der Schwanz" einer anderen politischen Partei wären. Was sollte uns weiter bewegen, eine umfassende sozialistische Literatur größtentheils aus den wichtigsten sozialistischen   Werken be stehend herauszugeben, wenn unsere Partei eine solche Haltung ein­nähme, wie die sogenannten Revolutionäre ihr vorwerfen? Damit allein kann man das Lügenhafte in dem Angriffe nachweisen, den Der Sozialdemokrat" folportirt.

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Selbstverständlich üben die Angriffe der sogenannten Revolutionäre gar feinen Einfluß aus auf die Taktik, welche unsere Partei einzuhalten gedenkt. Die dänische Sozialdemokratie hat ihre Kinderschuhe ausgetreten. In der lezten Versammlung des Sozialdemokratischen Verband" wurde die Wirksamkeit des Hauptvorstandes mit überwältigender Majorität als gut anerkannt, und es zeigte sich, daß die sogenannten Revolutionäre nur über eine ganz verschwindende Anzahl Stimmen verfügten. Vor­läufig diene dies dem" Sozialdemokrat" zur Nachricht. Wir möchten sehen, ob er auch hiernach sich feindlich gegen die dänische Sozialdemo= fratie stellen will, welche ihn und seine Partei stets auf die loyalste Weise behandelt hat."

So das hiesige Parteiorgan.

Vorerst werden sich die Leser des Sozialdemokrat" über den gereizten Ton wundern, der die Polemik des dänischen Organs durchweht. Meine Korrespondenz theilte weiter nichts als Thatsachen mit, die das Blatt troz seiner scheinbaren Argumente doch nicht umstoßen kann. Den Stern­punkt des inkriminirten Sazes die Verbindung mit der Linken zur Wahl" berührt das dänische Parteiorgan gar nicht, beißt sich dagegen in den symbolisch gebrauchten Schwanz" fest.

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Die Verbindung mit der liberalen Partei zur Wahl ist eine That­sache, die Partei als solche fordert Sozialdemokraten auf, für bürger="" liche Kompromißkandidaten zu stimmen, anstatt eigene Kandidaten auf­zustellen, und läuft auch in den großpolitischen Fragen mit der schönen Phrase geschlossene Opposition" durch Dick und Dünn von Protest­politik zu Verhandlungspolitik 2c., so daß der Ausdruck Schwanz der liberalen Partei" wohl nicht so ganz mit Unrecht gebraucht ist, da die sozialdemokratische Partei jedenfalls nicht den Kopf" der Liberalen bildet. Sonderbar ist es aber, daß der S." glauben machen möchte, eine Verbindung eristire nicht, während er erst neulich eine in einem Münchener Blatte erschienene irrige Notiz daß die Verbindung mit der Linken aufgegeben sei" ganz energisch zurückwies und die Urheberschaft derselben den revolutionären Sündenböcken" in die Schuhe schob. Auch brauche ich das Parteiorgan nur an die so viel debattirte, in Svend­ borg   gefaßte Resolution zu erinnern, welche dahin geht, die Verbindung mit bürgerlichen Parteien aufzugeben!" Alle Sektionen, welche den gleichen Beschluß gefaßt, sind von der Parteileitung abgerüffelt" wor ben, da lettere den unlogischen Standpunkt verficht, daß diese Resolution gegen Stongreßbeschlüsse verstoße, die der Partei erlauben", Beri bindungen mit der reaktionären Masse einzugehen. Wunderbare Konsequenz.