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als dieser Gesetzesmord, den die Vereinigten Regierungen im Verein 15 mit den Ordnungsparteien verüben wollen. din
Zum Glück wird die Infamie noch durch die Dummheit übertroffen. Denn das auserlesene Opfer steht chimborassohoch über diesen jämmerlichen Mordgesellen, und spottet ihrer ohnmächtigen Mordwerkzeuge. Die Infamie der Mordgesellen wird dadurch freilich nicht vermindert. 113
Am 1. November wurde in Spandau - dieser Name jagt genug wohl schon" mit großem Pomp das Denkmal Joachim des 3weiten enthüllt. Für Leser, welche nicht wissen sollten, was es mit diesem Joachim auf sich hat, bemerken wir, daß derselbe im sechszehnten Jahrhundert Kurfürst von Brandenburg war und vor 350 Jahren in der benannten Festung seinen Uebertritt zum Protestantismus vollzog. Das wird ihm als eine sehr verdienstvolle That angerechnet, und sie war es auch sicherlich, denn der edle Fürst aus dent Geschlecht der Hohen zollern hat durch diesen Glaubenswechsel ein erkleckliches Geld herausgeschlagen, wie das beiläufig fast allen seinen fürstlichen Kollegen, die früher oder später denselben Schritt thaten, nachgerühmt werden kann. In Baar läßt sich leider der„ Verdienst" des Hohenzollers nicht gut abschätzen; es ist auch wohl nicht nöthig, denn die Summe würde sich heute nur winzig ausnehmen, nicht nur weil der Geldwerth seitdem außer= ordentlich gesunken, sondern auch weil der Werth, oder sagen wir lieber der Preis der Fürsten seitdem enorm gestiegen ist. Die Hohenzollern waren zu allen Zeiten gute Geschäftsleute, der Erwerbssinn ist ihre ausgeprägteste Eigenschaft, und es ist daher nur Necht und billig, daß sie die Ausführung eines besonders guten Rebbach" durch ein Familienmitglied durch ein Denkmal verherrlichen: dem, der ihn zu Stande gebracht, zum Ruhm, der Nachwelt zur Anfeuerung und Belehrung. Es fehlt uns hier der Raum, die Umstände, unter denen sich die weltgeschichtliche That vollzog, die allen großen und kleinen Kindern als eine Freiheitsthat" geschildert wird, näher darzulegen. Die Hauptsache ist, der Hohenzoller brauchte Geld, viel Geld, sowie Gebietszuwachs, und zu beiden Zwecken erwies sich der Abfall vom Katholizismus als der geeignetste Weg. Freilich standen demselben auch mancherlei Bedenken gegenüber, sowohl die Rücksicht auf den noch immer mächtigen deutschen Kaiser, als auf den lieben Schwiegervater, Sigismund von Polen , und da Vorsicht der bessere Theil der Tapferkeit ist, so schloß der fluge Hohenzoller mit seiner bald hätten wir gesagt Ueberzeugung, also mit der neuen Religion, die ihm erlaubte, nicht nur das heilige Abendmahl, sondern auch sehr viel heiliges Eigenthum in beiderlei Gestalt zu nehmen, einen Kompromiß, er vollzog seinen Uebertritt nur insoweit als es das Nehmen erheischte. Sehr hübsch schrieb darüber die Berliner Bolts- Zeitung" in einer Artikelserie„ die Hohenzollern und die Reformation", die ihr einen neuen Angriff der Berliner Staatsanwaltschaft zugezogen haben der aber selbstverständlich nicht gegen diese Artikel, sondern gegen. einen halb verjährten politischen Leitartikel gerichtet wurde:
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" Troß seiner ausschweifenden Prachtliebe nahm er( Joachim) das Abendmahl, aber nicht mit dem Gepränge, mit welchem heute die Enthüllung seines Denkmals in der Nachbarstadt stattfindet, sondern iu tiefer Stille, heimlich, wie ein Dieb in der Nacht. Es ist nicht einmal ein urkundliches Zeugniß über die Thatsache erhalten; nur mittelbar, aus spärlichen Spuren, läßt sie sich mit einer an Gewißheit reichenden Wahrscheinlichkeit nachweisen. Die Kurfürstin Hedwig nahm an der Feier nicht theil; sie blieb katholisch. Und an seinen Schwiegervater Sigismund schrieb Joachim II. gleichzeitig mit seiner Abendmahlsfeier in beiderlei Gestalt, er denke nicht daran, sich von der katholischen Kirche zu trennen oder die bischöfliche Würde abzuschaffen. Er werde auch später zur Theilnahme an jedem ordnungsmäßig berufenen Konzile bereit sein und dessen Beschlüssen sich fügen." Joachim II. trug eben bei der großen That" seines Lebens, für welche ihm heute ein ehernes Denkmal in Spandau gesezt wird, auf zwei Achseln."
Ein netter Geistesheld", nicht wahr?
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Und weiter schreibt die Volfs- Zeitung" über die von Joachim eingeführte märkische Kirchenordnung:
Vom religiöfen Standpunkte war die Kirchenordnung Joachim's II. eine verwerfliche Halbheit, von welcher es unbegreiflich ist, wie überzeugte Protestanten sie heute als„ geistige That" feiern und überhaupt anders, als mit unverhohlener Verachtung von ihr sprechen können. Selbst Droysen kann nicht umhin zu bemerken, daß ihr Zweck nicht war, das Volk, insbesondere die armen Leute auf dem platten Lande", über die tiefe, mit dem märkischen Kirchenwesen vorgegangene Veränderung aufzuklären, sondern mur, sie darüber zu täuschen. Wenn dieser Zweck auf die Dauer nicht erreicht wurde, so lag dies daran, daß solch' dip= lomatisches Gaufelspiel an der Macht einer wirklichen Volksbewegung immer scheitert. Die Aufrechterhaltung der bischöflichen Gewalt im Besonderen erwies sich aber auch deshalb unmöglich, weil wenigstens zwei Bischöfe des Landes keine Luft bezeigten, zu Meister Grickel's"*) zu werden. Der Bischof von Brandenburg , welcher arm wie eine Kirchenmans geworden war, wurde es, aber die Bischöfe von Havelberg und von Lebus hatten mehr zuzusetzen und sträubten sich von ihrem Standpunkte pflichtgemäß dagegen, die Geschenke des Danaers anzunehmen. Ihr Widerstand führte dann logischer Weise dazu, daß Joachim II. fich auch formell zum obersten Bischof seines Landes machte". Und nun konnte das, in dem Nehmen des Abendmahls in beiderlei Gestalt symbolisch veranschaulichte Heilswerk für die kurfürstliche Rasse erst gründlich durchgeführt werden. Um die Kirchenordnung" durchzuführen, ward eine Visitations- Kommission eingesetzt, in deren Instruktion es hieß:
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„ Diefe"( nämlich die Mitglieder der Visitations- Kommiffion) sollen in einer Stadt oder in einem Kloster ihren Aufenthalt nehmen, die Klerisei dorthin berufen, zunächst nach dem baaren Gelde forschen, nicht nur bei Aebten und Aebtiffinnen, sondern auch bei jedem Ordensmitgliede, und das vorgefundene Geld in einer Lade nach Berlin senden, die Schlüssel dazu aber dem Abte oder der Aebtissin überlassen. In der gleichen Weise solle mit den Schuld= briefen und den Gold- und Silberschäßen verfahren werden, die Hauptaufgabe der Visitatoren aber die Aufzeichnung der geistlichen Lehen und des kirchlichen Grundbesizes und die lebergabe der unbeweglichen Klostergüter an die kur fürstlichen Amtleute zur Verwaltung sein. Von den Erträgen der letzteren könne(!) den Klöstern ein gewisser Theil nach der Zahl der noch vorhandenen Ordenslente überwiesen werden. Die Visitatoren sollten endlich die den Klöstern und Kirchen entwendeten Güter, Lehen und Häuser zurückfordern(!!), die Gemeinden mit evangelischen Geistlichen versehen und diesen ein bestimmtes Gehalt aus den Erträgen der geistlichen Güter zuweisen."
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Man bewundere die Umsicht, mit der der Hohenzoller erst Gott, was Gottes ist", zurückgeben ließ, bevor an's Theilen" gegangen wurde. Es ist das ein vortreffliches Beispiel, das nie vergessen werden sollte. Wenn es sich später, zwar nicht um's Theilen, aber um's Ver= gesellschaften handeln wird, wird seine Befolgung sehr gute Dienste leisten. Um aber zu unserm Hohenzoller zurückzukehren, so geht aus dem Saß, daß den Klöstern ein gewisser Theil des ihnen gehörenden Gutes überwiesen werden könne, deutlich hervor, nach welchen Grundsäßen das Theilungsgeschäft vorgenommen werden sollte. Dir ein Viertel, mir drei Viertel. Indeß auch das war nur ein Uebergang", sintemalen später den Klöstern auch das letzte Viertel" abgenommen wurde. Das verehrte Fürstengeschlecht liebt gründliche Arbeit". Soviel für diesma Wir kommen auf das Thema noch zurück, einstweilen glauben wir dem Leser überzeugend nachgewiesen zu haben, daß feine Zeit geeigneter war, dem genannten Hohenzoller ein Denkmal zu stiften als gerade die jeßige, keiner seiner Nachfolger berufener, den Segen dazu zu geben, als der jetzt Regierende. Was ihm auch böse Bungen nachsagen mögen, Gines fönnen sie ihm nicht bestreiten: daß er, kaum auf den Thron gelangt, den überzeugenden Beweis geliefert hat, daß er ein guter Geschäftsmann ist.
Der Gegenboykott, den unsere Genossen an verschiedenen Orten im Reich gegen sozialistenboykottende Geschäftsleute, namentlich Gastwirthe, aufgenommen haben, hat sich als eine außerordentlich wirksame Waffe erwiesen. Ganz besonders in Berlin und in den größeren Städten Sachsens ist es ihnen gelungen, widerhaarige Brauereien, die sich früher weigerten, Sozialisten Säle zu Versammlungen herzugeben, zum Umfall zu bringen, und auch sonst ihnen begreiflich zu machen, daß wer es mit den Sozialisten verdirbt", auf
*) Joachim's erster protestantischer Hofprediger, Agricola, wurde unter Martin Luther ! diesem Namen als Possenreißer" bezeichnet von
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Kundschaft in Arbeiterkreisen nur sehr geringe Aussichten hat. Ein von dem Genossen Karl Pinkau in Borsdorf herausgege= bener Arbeiter- Taschenkalender" für Sachsen , der ein Verzeichniß der= jenigen Wirthschaften in den verschiedenen Ortschaften gab, wo Sozialisten„ nicht gern gesehen werden", sowie derjenigen, wo Sozialisten gern gesehen werden", war in furzer Zeit vergriffen, und hat, wie wir hören, vortreffliche Dienste geleistet, so daß die Absicht besteht, eine zweite verbesserte Auflage zu veranstalten, und von jezt ab womöglich zweimal im Jahre neue, revidirte Ausgaben erscheinen zu lassen, ähnlich den Sommer- und Winterfahrplänen der Eisenbahnen. Nichts praktischer und nichts legitimer als das. Der Genosse, der einen solchen Taschenfalender besigt, weiß an jedem Ort, wohin ihn sein Weg führt, in welchem Wirthshaus er auf anständige Aufnahme rechnen kann, und Wirthe, die eine unüberwindliche Abneigung gegen Sozialisten haben, sind davor geschützt, solchen von ihrem guten Bier verab= folgen zu müssen. Für solche Wirthe, die mehr der Noth gehorchend als dem eigenen Trieb", d. h. weil von einflußreicher Seite ein sanfter Druck auf sie ausgeübt wurde, ihre Lokale den Sozialisten versagten, ist der Gegenboykott der sozialistischen Arbeiter geradezu eine Wohlthat. Er führt ihnen zum Bewußtsein, daß nicht die„ Einflußreichen" es sind, von denen sie leben, und erleichtert ihnen so die Entscheidung. 1024
Neben der Energie, mit welcher die Genossen in Berlin , Dresden , Leipzig 2c. die Bewegung aufgenommen haben, ist auch lobend zu er= wähnen die Noblesse, die sie in der Durchführung derselben im Allgemeinen an den Tag legen. Sie machen es nicht wie die Gegner, die ihre Kundschaft oft von entehrenden Bedingungen abhängig machen. Sie bleiben innerhalb der Grenzen legaler Selbstvertheidigung. Es fällt ihnen nicht ein, von Wirthen zu verlangen; du darfst dein Lokal dieser oder jener Partei nicht hergeben, oder du darfst diese oder jene Zeitung nicht halten, sie begnügen sich damit, zu verlangen, daß Luft und Licht gleich vertheilt werde. So zeigen sie, daß sie in jeder Hin= sicht den Gegnern überlegen sind.
Wir können natürlich die Bewegung nicht im Einzelnen verfolgen, aber wir wollen nicht unterlassen unsere Genugthuung darüber auszudrücken, daß die wiederholt im„ Sozialdemokrat" gegebene Anregung auf guten Boden gefallen ist und bereits so vortreffliche Früchte gezeitigt hat. Mögen die gegebenen Beispiele auch an andern Orten Nachahmung finden,
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Weit unangenehmer als der großen Mehrzahl der Gast= wirthe ist der Gegenboykott der Polizei. Denn hinter wen soll sie sich noch verkriechen, wenn durch denselben der beliebten Sa a l= Abtreiberei ein Riegel vorgeschoben wird? In dieser Erkenntniß hat die Amtshauptmannschaft Chemniß neulich folgenden utas erlassen:
„ Erlaß,
das Verbot öffentlicher, gegen Gewerbetreibende gerichteter Verrufserklärungen betr. Aus Anlaß verschiedener hier zur Stenntniß gelangten Vorgänge sieht sich die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung veranlaßt, hierdurch folgende Bestimmung zu treffen:
„ Wer in Zukunft es unternimmt, den Gewerbebetrieb eines Anderen dadurch zu stören oder zu beeinträchtigen, daß er öffent= lich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung(§ 85 des Reichsstrafgesetzbuches) oder durch öffentlichen Anschlag dazu auffordert, in einem bestimmten Gewerbebetriebe keine Waaren anzukaufen oder zu bestellen, beziehentlich in einem bestimmten Geschäftslokale nicht zu verkehren, wird mit Geldstrafe bis zu 100 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Chemniz, am 2. November 1889.
Königliche Amtshauptmannschaft. Dr. Fischer."
Ganz abgesehen davon, daß der Ufas in flagrantem Widerspruch steht mit einem, den Boykott betreffenden Reichsgerichtserkenntniß, wird natürlich seine Wirkung gleich NuII sein, denn unsere Genossen haben es noch zu allen Zeiten verstanden, und werden auch diesmal nicht in Verlegenheit sein, den Beweis zu liefern, daß sie immer noch eine halbe Stunde früher aufstehen als unsere Feinde.
Niedriger hängen. Auf einer Generalversammlung des landwirthschaftlichen Hauptvereins für Minden - Ravensburg ( Westphalen) stellte der Landrath v. Borries- bei der legten Landtagswahl nationalliberaler Kandidat für den Wahlkreis Bielefeld - Herford im Anschluß an ein von ihm erstattetes Referat wörtlich folgenden Antrag:
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Bei Ausarbeitung des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs ist im Interesse der weiteren Leistungsfähigkeit der Landwirthschaft darauf Bedacht zu nehmen: 1) daß freie, durch schriftlichen Vertrag verpflichtete Arbeiter entsprechend den Bestimmungen der preußischen Gesinde Ordnung behandelt wer= den können( die körperliche Züchtigung zuläßt!); 2) daß eine Beschlagnahme von Lohn bis zu einer gewissen Grenze den ad 1 genannten Arbeitern gegenüber zulässig erscheint; 3) daß solche Arbeitgeber, welche vertragsbrüchige Arbeiter beschäftigen, a) polizeilich bestraft werden, b) dem Arbeitgeber gegenüber, welchem die vertragsbrüchigen Arbeiter entzogen find, für den dadurch entstehenden Schaden ersatzpflichtig wer= den; 4) daß aber von der gesetzlichen Bestrafung vertragsbrüchiger Arbeiter abzusehen ist".
Diese von junkerhaftem Uebermuth zeugende Resolution wurde von der unter dem Vorsiz des Grafen Korff- Schmiefing auf Tatenhansen tagenden Generalversammlung angenommen.
Ein schamloseres Attentat auf die Arbeiterklasse, als in dieser Resolution entwickelt, ist bisher noch nicht dagewesen. Und der Bursche, der sie in Vorschlag bringt, nennt sich national liberal! Das zeigt, bis zu welcher Tiefe der Infamie dieser Begriff in Deutschland bereits gesunken ist. Nationalliberal und konservativ ist genau dasselbe, es find nur zwei verschiedene Namen für ein und dieselbe Sache, die sich „ Kartell der staatserhaltenden Parteien" nennt.
Kartell der Arbeiter Versklavungs- Parteien wäre richtiger. Mögen alle Arbeiter den obigen Antrag wohl merken, und ihn sich namentlich dann vergegenwärtigen, wenn irgend Einer von dieser Sippe vor sie hintritt und mit honigsüßer Rede um ihre Stimme buhlt.
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Ein braver Patriot. Im Verein der Berliner Gast= wirthe herrscht große Erbitterung gegen einen Kollegen, den Cafetier Keck, der der Mehrzahl der Gastwirthe der Reichshauptstadt Mangel an Patriotismus vorgeworfen hat. Dieser Biedermann, der das volle Vertrauen der Berliner Polizei" befißt, ist freilich ganz besonders dazu qualifizirt, den patriotischen Sittenwächter zu spielen. Sein Lokal, ein Café im Studentenviertel Berlins , ist nämlich der bekannteste Sammelplatz der Berliner Demimonde, und es ist eine allbekannte Thatsache, daß es keine besseren Patrioten gibt als Bordellhalter. Herr Keck ist nebenbei leitender Geist der Berliner Gastwirths Jnnung, einer Schöpfung der Reaktionäre Berlins . Er war sogar Obermeister" derselben, und wie sehr er sich die Hebung seines Berufes zur Aufgabe macht, geht daraus hervor, daß, wie in öffentlicher Versammlung fonstatirt wurde, er seine Kellner nicht nur nicht bezahlt, sondern diese ihm noch fünf Prozent von ihren Trinkgeldern abgeben müssen.
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Fürwahr, der Mann verdient t. t. Sofcafetter zu werden.
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Kein Feuer, keine Kohle zc. Was man von den Deklamationen der Nationalliberalen gegen Stöckerei und Muckerei zu halten hat", lesen wir in der Berl. ,, Bolts- Zeitung" vom 8. November, hat am Deutlichsten Herr Dr. Blasius in einer vorgeftern abgehaltenen Sigung eines Berliner Kartellvereins zu verstehen gegeben. Herr Blasius sagte in einem Vortrage über das Kartell und die Altfonservativen: Meine Herren, es steht fest, daß die Vorstände der nationalliberalen und konservativen Partei durchaus nicht da= gegen waren, nämlich bei den vorigen Wahlen wenn Stöcker fandidirte, aber sie wußten und es war ihnen deutlich kundgethan, daß die Wählerschaft ihnen nicht gefolgt wäre. Da gebot die Slugheit, jene Forderung zu stellen, der man nämlich die Beseitigung Stöckers hätte nachkommen sollen, zumal Stöcker einen festen Sitz in Siegen hat." Diese legte Wendung ist vor Allem vortrefflich, da bekanntlich Herr Stöcker in Siegen immer nur mit nationalliberaler Hilfe gewählt
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werden kann. Das Bild, wie die Führer der Nationalliberalen und Freikonservativen in Berlin hinter den Koulissen Herrn Stöcker die Hand drücken, während sie ihren Parteigenossen gegenüber gegen Stöckerei und Muckerei deklamiren, ist in seiner Art einzig."
So die„ Volks- Zeitung" Mit dem Schlußsaz sind wir nicht ganz einverstanden, wir erinnern vielmehr das fortschrittlich- demokratische Blatt daran, daß schon Heinrich Heine das Verhältniß vorgeahnt haben muß, als er den Spottvers dichtete:
Blamir' mich nicht, mein schönes Kind Ünd grüß mich nicht unter den Linden, Wenn wir nachher zu Hause sind, Wird sich schon alles finden."..
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Dabet hat der Dichter des Nomancero sicherlich nicht nur an gewisse Dämchen gedächt, mit denen man gern sagen wir, Küsse tauscht, die man aber nicht fennt". Beiläufig ist der Stöcker daran gewöhnt, von Leuten, die seine Dienste sehr zu fchäßen wiffen, öffentlich Fußtritte zu erhalten. Es gehört das zu seinem Beruf.
Ganz wie bei uns. Die Herren Studenten der Pennsyl= vania Universität", lesen wir im„ Philad. Tageblatt", haben gewaltige Angst davor, daß die Verwaltungsräthe der Anstalt auf den Antrag der Professoren eingehen, Frauen zum Studium zuzulassen. Die Studenten erklären dies 1) als unnöthig, 2) als unpassend und 3) drohen sie mit ihrem Abzug nach anderen Lehranstalten, wenn der Antrag doch angenommen würde. Die richtige Antwort darauf gab ihnen Annie H. Shaw von der Frauen- Stimmrechts- Association, indem sie sagte:„ Wenn die Jungen gehen wollen, laßt sie gehen. Ihre Pläge werden von solchen Frauen eingenommen werden, wie diejenigen, welche an andern Universitäten die höchsten Ehren erlangten. Einer von den Boys"( Burschen) hat ausgeplaudert, warum man die Frauen nicht haben will. Aus Furcht, bei den Prüfungen zuletzt zu kommen, müßten die männlichen Studenten wirklich studiren und es bliebe ihnen keine Zeit für Rudern, Baseball und andern Sport." Das dürfte umgefähr stimmen. Angst vor der Konkurrenz ist es, welche die Jungen unserer Fabrikanten und Kaufleute den Frauen den Zutritt zu den „ höheren Berufen" möglichst erschweren läßt. Gegen die Ausbeutung der Frauen in den Fabriken haben sie gar nichts einzuwenden.
Reif für China . In Glogau , das allerdings nicht in irgend einer Provinz des Reiches der Mitte", sondern in der Provinz Schle= ſien des Kulturstaates Preußen liegt, hatte eine Geschäftsfirma einem Offizier, der eine Rechnung für einen Möbeltransport um 6 Mark für zu hoch befunden, geantwortet:" Da wir nicht Lust haben, uns mit Ihnen an Gerichtsstelle über die uns rechtmäßig zustehende Forderung auszuplaudern, so schenken wir Ihnen die 6 Mark und bitten um Einsendung des Restbetrages."
Durch diesen Satz fühlte sich der edle Sohn des Mars ob es ein„ Edelſter" war, ist in der betr. Zeitungsnotiz nicht gesagt an an seiner Ehre getränkt und übergab den Brief der Staatsanwaltschaft, die denn auch gegen die verbrecherische Firma Anklage erhob. Das Landgericht Glogau zeigte sich jedoch noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit und lehnte die Einleitung des Strafverfahrens ab. Indeß noch gibt es zum Glück Oberlandesgerichtsräthe, nicht blos in Naum burg ( 1. Diätenprozesse), sondern auch in Breslau . Das dortige Oberlandesgericht fand ebenfalls, daß solcher Schimpf gegen einen föniglich preußischen Lieutenant nicht geduldet werden könne, hob den Beschluß des Landgerichts auf und ordnete die Einleitung des Strafverfahrens an. Diese erfolgte, indeß war die Straffammer in Glogau halsstarrig genug zu erklären, der Brief sei zwar unhöflich, aber nicht ehrverlegend, selbst wenn es sich um einen Offizier handle. Der Staatsanwalt hatte nämlich ausgeführt, daß es einen Unterschied gebe zwischen Standesehre und bürgerlicher Ehre, und daß man bezüglich der Ehre Rücksichten auf gewisse Stände zu nehmen habe; der Offizier und der Beamte habe eben andere Pflichten als der gewöhnliche Mensch, und wenn ihm Geschenke angeboten würden, so beleidige man ihn."
Es ist eigentlich schade, daß diese schöne Deduktion nicht durchschlug. Sonst würde auch nichts fehlen, um jeden Chinesen, der den Prozeß liest, in das höchste Entzücken zu verfeßen. Offizier, Staatsanwalt und Oberlandesgericht aber, sie sind unbedingt reif für China .
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Wie verschiedenen Blättern gemeldet wird, soll demnächst eine au 3- führliche Vorschrift über die dem Kaiser zu erweisenden Ehrenbezeugungen erscheinen, welche alles auf das Genaueste regelt, nicht blos die Ehrenbezeugungen für den Kaiser, sondern auch diejenigen für die sämmtlichen Mitglieder des kaiserlichen Hofes." Um Niemand Unrecht zu thun, bemerken wir, daß dies nicht vom Kaiser von China gemeldet wird.
Eine ganz vernünftige Auffeffung von der Arbeiterbewegung hat neulich der Bundessenator Platt auf einer Konferenz der Arbeitsstatistiker in den Vereinigten Staaten geäußert. Er sagte u. A.:
In der Agitation, welche das neu erwachte Interesse an Arbeit und Arbeitern charakterisirt, übersehen wir zumeist die große, derselben zu Grunde liegende Idee. Wir sehen die Zeichen der Ünzufriedenheit, wir lesen von Streiks und Streitigkeiten, mitunter auch von Gewaltthätigfeit; wir fühlen es, daß ein Kampf stattfindet, und können oft die Haltung der Parteien auf beiden Seiten nicht billigen. Blicken wir aber tiefer hinein, so werden wir finden, daß eine große Beweg= ung zur Hebung der Menschheit auf der ganzen Welt im Gange ist, daß, wenn das Volk unzufrieden ist, dies nur das Stre ben nach Besserem beweist. Und diesem Streben muß Genüge geleistet werden. Das Volk als Masse, glaube ich, wird weiser, beffer, glücklicher und kommt zu einem besseren Verständniß seiner Rechte, Pflichten und Verantwortlichkeit. Die unangenehmen Symptome, welche unsere pessimistischen Freunde erschrecken, scheinen mir nicht Verfall und Verschlechterung anzudeuten, sondern gesundes, kräftiges Leben. Was wir die Arbeiterbewegung" nennen, ist schließlich nur eine neue Entwickelung der Freiheitsbestrebungen der Menschheit. Und was es auch immer für Kampf und Streit geben möge, was immer für Fehler oder Irrthümer begangen werden, das Resultat ist sicher eine höhere und edlere Freiheit der Menschheit."
Dazu bemerkt das„ Philad. Tageblatt":" Das ist sehr gut und ver= nünftig gesprochen; wenn dabei Herr Platt nur nicht ein gehorsamer Diener der Fabrikanten von Connecticut wäre."
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Das ist freilich ein bedenkliches Wenn". Immerhin zeigt die Aeußer= ung, welchen Einfluß in den Vereinigten Staaten" die Rücksicht auf die Arbeiterklassen bereits auf die öffentliche Meinung" ausübt. Amerifanische Politiker haben kein Sozialistengesez zur Verfügung, und so müssen sie mit den Arbeiteru sich wenigstens prinzipiell" auf guten Fuß stellen. Und die Praxis wird folgen, sobald die Arbeiter nur ernsthaft wollen.
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In Prag hat am Sonntag, 3, Nov., eine große Arbeiterversammlung die Stellung der klassenbewußten slavi= schen Arbeiter zu den bürgerlichen tschechischen Parteien zum Ausbruck gebracht. In flarer und deutlicher Weise, berichtet die Arbeiter= 3tg.", wurden Alttschechen und Jungtschechen charakterisirt, insbesondere in einer Rede nnseres Genossen Sturc. Die Wiener allg. Zeitung" macht diese Versammlung zum Gegenstand eines Artikels und konstatirt, daß gesagt wurde, die tschechischen Arbeiter würden sich der freisinnigen Partei in jedem Lager anschließen. Unter den Freifinnigen" fühlt sich die Gute getroffen und bezieht das auf die„ Demokratie", welche sie vertritt. Daron ist nun teine Rede. Wir können der Demokratin" mittheilen, daß Genoffe Sture damit die Bereinigung der soziali stischen Arbeiter aller Nationen meinte. Damit entfällt auch die zarte Besorgniß, die Prager Arbeiter könnten für die Jungtschechen Partei nehmen. Nein, die neuesten demokratischen Strönungsfanatiker haben bei den tschechischen Arbeitern ausgespielt. Die Erklarung jener Versammlung hatte also nicht sowohl eine allgemein menschliche und österreichisch- patriotische Bedeutung", wie die Wr. allg 3tg." wohlwollend wünscht, sondern sie hatte ganz einfach nur ein sozialdemokratische Bedeutung. Dies zur Aufklärung.
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