jede mögliche Weise zur Auswanderung verleitete, so war auch von Seiten dieser Agenten, wie z. B. des Herrn F. W. Mißler in Os­ wiecim und seiner Angestellten Christian Gickemeyer aus Bremen und Adolph Löw aus Preußen, welche für den Nordd. Lloyd" arbeiteten", die Umgehung und Unwirksammachung der oben­erwähnten Verordnung förmlich in ein System gebracht, indem diese Herren solchen Auswanderern, welche nicht die geforderten 200 fl. be= faßen, die erforderliche Summe zum Vorzeigen an der preußischen Grenze vorschossen, allerdings gegen die ganz anständige Provision von 5 fl. für jede 100 fl. auf einen Tag geliehenes Geld, welches denselben dann schleunigst wieder abgenommen wurde, worauf man die unglücklichen Opfer nach Berlin weiter beförderte und sie dort an den Hauptagenten des Nordd. Lloyd", Herrn F. W. Mattfeld, ablieferte. In der Zwischenzeit verstand man es denn in der Regel sehr gut, durch Briefe und Telegramme an Verwandte der in's Nez gegangenen Auswanderer soviel Geld herauszuschlagen, daß die Agentur für ihre Auslagen und Provisionen reichlich gedeckt war, aus den unglücklichen Opfern mochte dann werden, was da wollte; ja, dieselben wurden sogar häufig, wenn gegen die Berechnung nicht genug aus ihnen herauszupressen war, auf das Unmenschlich ste behandelt. In derselben Art und Weise arbeitete" die Agentur der Hamburg - Amerikanischen Packet­fahrt- Aktiengesellschaft, welche von einem Juden, Namens Simon Herz, geleitet wurde und bei welcher in hervorragender Weise die Herren J. Klausner, Abraham Ländler und Julius Löwenberg thätig waren. Die Konkurrenz zwischen den beiden Agenturen war so heftiger Natur, daß sie eigens Lente bezahlten, welche die Aufgabe hatten, die vom Gegner schon angeworbenen Emigranten, meistens mit Gewalt, ihm wieder ab­zujagen.

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Das Geschäft" wurde nun in der Regel in folgender Art und Weise gemacht": Die Agenten beschäftigten eine Anzahl Bauern und Juden, welche in den Korrespondenzen und Büchern als zutreiber" bezeichnet wurden, und welche die Aufgabe hatten, in den Dörfern und Marktflecken die Opfer aufzuspüren. Insbesondere wurden Bauern, welche schon in Amerika waren, zu diesem Geschäfte angeworben. Mög­lichst reich gekleidet und gut mit Geld versehen, durchzogen sie die Dör­fer und erzählten der staunenden Menge, welche Schäße sie in der neuen Welt fast ohne jede Arbeit angehäuft hätten. Zeigte ein Bauer Lust, sein Glück in Amerika zu versuchen, so war auch gleich ein zweiter Butreiber zur Hand, welcher sich bereit erklärte, seinen Grund und Bo­den abzukaufen. Bei diesen Grund Verkäufen tamen wieder aparte Betrügereien vor. Gewöhnlich trat der von den Agenten gewonnene Dorfwirth als Käufer auf; er benachrichtigte auch die im Dienste der Agenturen stehenden Galopins, daß die und die Partie Leute nach Amerika gehe. Der Galopin erwartete schon auf dem Bahnhofe die Auswanderer, und von dem Augenblicke hörte die Fürsorge" der Agenten für die Auswandernden nicht auf, d. h. sie waren bedingungslos der Ausbeutung durch dieselben überliefert. Wenn gerade einmal der Dorf= wirth die Galopins nicht rechtzeitig avisirt hatte und eine Auswanderer­Gruppe ohne Begleitung eines solchen auf einem Bahnhofe erschien, so nahm sie ein mit der Agentur befreundeter Eisenbahn- Kondutteur in seine Fürsorge" und lenkte durch indirekte Winke ihre Schritte in die Falle der Unersättlichen. Außerdem paßten Agenten und Zutreiber in den Stationen auf und trugen den Landleuten ihre Dienste an, indem sie ihnen versprachen, sie sicher über die preußische Grenze zu führen. Zu dem Zwecke ließen sie sich von den Auswanderern das Geld der= selben geben, indem sie ihnen vorredeten, daß, wenn zufällig die preußi­schen Behörden sie mit dem Gelde verhaften sollten, sie die Ausian­derer für Diebe halten und längere Zeit in Haft behalten würde; wenn Iman aber kein Geld bei ihnen fände, so würden sie sogleich wieder auf freien Fuß gesezt werden und könnten ihre Reise fortseßen. Diese fal­schen Vorspiegelungen wurden mun in der Regel von den unwissenden Landleuten geglaubt, und so gingen sie meistens in die Falle. Ja, die Nachwirkung dieser albernen Lügen und die Furcht vor der Polizei ging denn bei diesen Landleuten so weit, daß es thatsächlich vorgekom­men ist, daß ein slavonischer Auswanderer, als er auf dem Bahnhofs= Perron in Bremen von einem Schußmann angeredet wurde, schlen­nigst ein Packet Guldenscheine aus der Tasche zog, dieselben zerriß und die Stücke unter die Lokomotive warf, um nicht als Dieb verhaftet zu werden. Die Gaunerei der Agenten ist aber sogar soweit gegangen, daß, wenn die Bauern auf die vorstehend angeführte Argumentation eingingen und dem Agenten ihr Geld gaben, derselbe sie in finsterer Nacht bis an irgend einen Grenzpunkt brachte, dann plößlich verschwand und sie in unbekannter Gegend zurückließ, nachdem er sie um ihr ge= fammtes Hab und Gut bis auf den lezten Groschen bestohlen hatte und ihnen von ihrem ganzen Vermögen nichts mehr übrig blieb als das Passagebillet.

Auf Grund solcher niederträchtiger Gaunereien tamen nicht wenige Auswanderer schließlich aller Mittel entblößt in Amerika an, wo sie, der Sprache völlig unfundig, an gewisse Fabrikanten und Grubenbesitzer als eine Art Sklaven verhandelt wurden und nur für Kost und Quartier schwer arbeiten mußten. Wenn es ihnen vielleicht nach Jahr und Tag gelang, andere besser lohnende Arbeit zu erhalten, so brachten sie nach einigen Jahren wohl so viel zusammen, daß sie ihr Rückfahrtsbillet be= zahlen konnten. Das Resultat ihres Ausfluges über's Meer war der Verlust des heimathlichen Grundstücks, mehrere Jahre schwerer Arbeit in Amerika , und die Rückkehr als Bettler in die Heimath.

Ueber die Art, wie man speziell von Seiten der Agenturen in Oswiecim das Geschäft" handhabte, ist Folgendes bekannt worden: Die von den verschiedenen Agenten und zutreibern, welche fortwährend in den gali­zischen Dörfern umherreisen, geworbenen bäuerlichen Auswanderer wurden zunächst nach der nahe der preußischen Grenze gelegenen Ort­schaft Brzezinka bei Oswiecim gebracht. Hier befand sich das Bureau" der Kompagnie". Um die unwissenden Landleute vollends zu dupiren und sie recht gründlich auszubenten, wurden sie in das gedachte Bureau geführt, wo das Bild des Kaisers angebracht war, um dem Werbebureau ein gewisses amtliches Ansehen zu verleihen. Eines der Mitglieder der Gesellschaft präsentirte sich den galizischen Bauern als Bezirkshauptmann( Starosta ) und schwaßte ihnen vor, daß die Regie­rung die Auswanderung der galizischen Landleute nach Amerika wünsche. Eine auf dem Tische befindliche Weck eruhr wurde den Leuten als ein Telegraphenapparat dargestellt, der mit Amerika in Verbindung stehe. Jeder, der sich zur Auswanderung bereit erklärte( und das thaten die meisten Landleute, die in dieses Bureau famen), mußte vor Allem sechs Gulden als Depeschenkosten anlegen. Um nun ganz genau über das Vermögen und die etwaigen Hilfsquellen der einzelnen Opfer unterrichtet zu sein, ist man sogar soweit gegangen, daß einer von dieser sauberen Gaunerbande als katholischer Geistlicher verkleidet, in einem Nebenzimmer den Auswanderern die Beichte abgenommen hat, bei welcher Gelegenheit man denn Alles ganz genau erfuhr, was man wissen wollte. In dieser Nolle soll sich besonders der für den Nordd. Lloyd" arbeitende Angestellte des Herrn F. W. Mißlerin Bremen , Christian Eickemeyer, gefallen haben. Hatte man dann durch Briefe und Telegramme an Verwandte und Freunde Alles was möglich war, aus den in die Falle Gegangenen an Geld herausgepreßt, dann wurden sie unter Begleitung weiter spedirt, und zwar von Seiten der Bremer Agentur an den Haupt­Agenten des Nordd. Lloyd", Herrn F. W. Mattfeldt in Berlin . Dieser Herr spedirt dann die Auswanderer weiter nach Bremen an die von der Gnadensonne des Lloyd" beschienenen Wirthe, wobei er auch wieder sein Schäfchen zu scheeren weiß. Daß Herr Mattfeld in Bezug auf reelle Geschäftsführung ein ziemlich weites Gewissen hat, geht unter Anderem daraus hervor, daß derselbe seiner Zeit, als durch den Kon­furrenzkampf der verschiedenen amerikanischen Eisenbahngesellschaften der Preis eines Fahrbillets von New- York nach Chicago auf einen Dollar herabgedrückt war, sich nicht gescheut hat, von einer Menge Auswanderer sich für ein solches Billet die Summe von 14.25 Mt. bezahlen zu laffen, also für jedes einzelne Billet die nette Provision von 10.- Mt. einzuheimsen. Als diese unverschämte Beraubung der Auswanderer zur Kenntniß des Chefs des Passagebureaus des Nordd. Lloyd" in Bremen , Herrn P gebracht wurde, zuckte dieser Herr die Achseln und wies den betreffenden Angestellten an, ebenfalls diese unverschämte Provision von den solche Billets verlangenden Auswanderern zu nehmen, da man doch Herrn Mattfeldt nicht kompromittiren fönne!" Das ist die Moral jener Leute, deren erster und oberster Grundsatz lautet: Ver­dienen wird groß geschrieben!"

Welchen Umfang das Geschäft dieser Seelenverkäufer neuerdings an ommen hatte, erhellt daraus, daß bereits nachgewiesen ist, daß von betreffenden Agenten vom 1. Januar bis Mitte Juli laufenden

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Jahres nicht weniger als 14 000 its wanderer aus Galizien nach Amerika spedirt wurden. Unter diesen Emigranten befindet fich eine bedeutende Anzahl junger Männer und eine noch größere An­zahl junger Mädchen, welche dem Elternhause entflohen und in Amerika der Schande zugeführt wurden. Man kann nicht genug staunen, daß die Behörden von diesem durch zehn Jahre schwunghaft betriebenen Ge­schäfte" bis nun feine Kenntniß gehabt haben wollen und die sauberen Agenten ungehindert aus der Dummheit ihrer Mitmenschen Millionen her­auszuschlagen vermochten. Wie groß der Verdienst" der Hauptagenten war, folgt schon aus dem Umstande, daß bei dem Agenten Löwenberg nahezu eine Million in Werthpapieren vorgefunden wurde. Simon Herz erwarb in zehn Jahren ein Vermögen, welches er vor Gericht selbst auf eine halbe Million angibt; der Haupt­agent F. W. Mattfeldt in Berlin wird von Kennern auf mindestens eine Million geschätzt, und annähernd in demselben Maaße be= reicherten sich die anderen Agenten. Die in Beschlag genommenen Ge­schäftsbücher des Simon Herz weisen nach, daß derselbe in einem halben Jahre 7000 Personen über Hamburg nach Amerika versandte. Nimmt man dazu jene Auswanderer, welche über Bremen gingen( deren An­zahl wohl ungefähr die gleiche Höhe erreichen dürfte) und jene, welche durch heimliche Agenten gepreßt wurden, so dürfte die oben angeführte Biffer von 14000 Auswanderern wohl eher zu niedrig als zu hoch ge= griffen sein. Bezeichnend für den Umfang des Bremer Geschäfts sind unter Anderem auch die Summen, welche die Bremer Agentur in Os­ wiecim an ihren Auftraggeber, Herrn F. W. Mißler in Bremen absandte. Dieselben belaufen sich in einem Zeitraume von nur anderthalb Monaten auf zusammen 12 000 fl. Noch bezeichnender aber sind die Zahlen, welche die Bücher des Telegraphenamites in Oswiecim ausweisen. Sehr häufig ereignete es sich nämlich, daß die armen zur Auswanderung ge= preßten Landleute in Owiecim gewahr wurden, daß ihre paar Gulden den Anforderungen der Agenten nicht genügten. Sie telegraphirten denn nach Hause an die Verwandten um telegraphische Geldanweisung. Man kann sich denken, daß es jedesmal recht geringe Quoten waren, die den Auswanderern auf diese Weise nachgesendet wurden, und doch summiren sich dieselben immer nach a mtlichen Ausweisen auf die hor= rende Höhe von 88 000 Gulden."

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Soweit der Bericht. Ueber das Treiben der Agenten" und ihrer Kreaturen hat inzwischen die Prozeßverhandlung noch viel schreiendere Thatsachen als die hier geschilderten aufgedeckt. Außerdem war es un­vermeidlich, daß auch verschiedene der schurkischen Beamten, die für schnödes Geld den schändlichen Handel nicht nur duldeten, sondern sogar direkt unterstüßten, entlarvt und zur Verantwortung gezogen wurden. Einige, aber wahrscheinlich nicht alle. Und die Hauptschuldigen, die intellektuellen Urheber all dieser Schändlichkeiten sind dem Arm der Justiz entrückt, d. h. der österreichischen. Und die preußisch- deutsche rührt sich nicht, sie geht die ganze Geschichte nichts an". So bleibt einstweilen also nichts übrig als die Brandmarkung vor der öffentlichen Meinung. Diese darf und wird sich darüber nicht täuschen lassen, daß die jüdischen Seelenverkäufer, die ver­rätherischen Beamten und Bauern, die in Oswiecim vor Gericht stehen, alles in allem nur Werkzeuge sind. Wenn diese Gauner und Lumpen" schließt unser Bericht treffend nicht ihre Stüße und einen Rück­

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halt an den großen Aktiengesellschaften für Auswandererbeförderung in Bremen und Hamburg gehabt hätten und die oberen Beamten derselben, wie z. B. die Chefs der Passagebureaus, nicht von den vorstehend ge= schilderten Praktiken ihrer Agenten unterrichtet und damit einverstanden gewesen wären, wenn sie ferner die betreffenden Agenten nicht mit ganz bedeutenden Geld mitteln unterstügt hätten, um ihr sauberes Ge­schäft im größten Umfange betreiben zu können, so hätte dieser schand­bare Schwindel, die unverschämte Betrügerei und Seelenverkäuferei niemals diese Ausdehnung erlangen können."

Die Blutegel hat man gepackt, an den Schandpfahl mit den Vampyren!

Sozialpolitische Rundschau.

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London , 4. Dezember 1889.

(*) Der Elberfelder Prozeß, so schreibt man uns, gleicht allen bisherigen Sozialistenprozessen auf Grund der§§ 128 und 129 in Bezug auf den Inhalt der Anklage, soweit bei solchen Prozessen von In­halt die Rede sein kann unterscheidet sich aber von allen durch seine nebelhafte Ausdehnung. Der Ausdruck: ein Nebelstern ohne Kopf" paßt auf diesen Prozeß besser als auf jeden bisherigen. Es ist nicht mehr Substanz da, als bei früheren Prozessen, allein sie ist um das zehnfache verdünnt und nimmt darum entsprechend mehr Naum ein. Statt 6, 8, 10 Angeklagten haben wir deren etliche und 80, statt eines oder zwei Dußend Zeugen nahe an die 500. Gleichheit der Qualität und Verschiedenheit der Quantität. Durch die Quantität wird aber bekanntlich auch die Qualität verändert ein Gramm Gist, das in einem Liter Wasser noch tödtlich wirkt, verliert in 100 Litern Wasser seine tödtliche Wirkung. Genau so ist es mit der Substanz der Geheimbunds­prozesse. Das Material, welches fondensirt selbst bei der heutigen Rechts­pflege zur Verurtheilung von 6, 8, 10 Angeklagten taum ausgereicht hätte, erscheint geradezu lächerlich unzureichend, wenn es zur Verur­theilung von etlichen und 80 Angeklagten verwandt werden soll. Die Macher des Elberfelder Prozesses wollten, nach bekannten Mustern, die Qualität durch die Quantität ersetzen, und Dank ihrer unsinnigen Ueber­treibung haben sie die Qualität durch die Quantität nur verdorben. Hätten sie, wenn sie nun einmal um jeden Preis einen Geheim­bundsprozeß haben wollten, ein halbes Dußend oder ein Dußend rheinischer Sozialdemokraten unter Anklage gestellt, so hätten fie - wenigstens in den Augen politisch befangener und juristisch nicht geschulter Lente den Eindruck hervorbringen könne, es liege wirklich ein Vergehen im Sinne der Kautschufparagraphen 128 und 129 vor. Jezt ist das anders. Im Augenblick, wo wir dies schreiben, dauert die Zeugenvernehmung noch fort und läßt das Ende und der Ausgang des Prozesses sich noch nicht absehen, allein das ist bereits entschieden: Der Prozeß ist verurtheilt und die Polizei steht an dem Schandpfahl.

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Staunend hat das Publikum einerlei, welcher Partei angehörig die absolute Nichtigkeit einer Anklage erkannt, zu deren Aufbau die haben und wenn wir die Vorbereitungen der Bolizei, und Staatsanwalt fast sieben Viertel Jahr

gebraucht

welche den Prozeß einzufädeln hatte, dazu rechnen, sogar mindestens vier Jahre nach den eigenen Geständnissen der als Zeugen fungiren­den Polizeibeamten.

Staunend hat das Publikum erfahren, daß das ganze Material" dieses Prozesses, insoweit es nicht aus öffentlichen, aller Welt zugäng= lichen Aftenstücken und hundertmal widerlegtem Angstmeier- und Polizei­flatsch zusammengefeßt ist, feine andere Stüße hat, als die Aussagen eines verlogenen und bornirten Polizeiagenten, der die Sozialistenjagd zu seinem Geschäft gemacht hat, und mit der Wahrheit auf so ge= spanntem Fuß steht, daß er nicht im Stand ist, die einfachste That­fache wahrheitsgemäß zu erzählen.

Und die Aussagen dieses verlogenen und bornirten Beamten " haben zur Doppelstüße: 1) deu Dienst eid des betreffenden Subjekts, dessen totale Unglaubhaftigkeit bei dem ersten Verhöre für jeden Denkfähigen zu Tage trat; 2) die Spizelberichte eines durchaus zuverlässigen Ge­währsmannes", der an Glaubwürdigkeit höchstens noch von dem oder den( denn der Kammhoff ist selber nur Werkzeug) Hallunken übertroffen wird, die ihn zu seiner Judas arbeit angestachelt haben, und der sich selber in öffentlicher Gerichtsverhandlung richtig gekennzeichnet hat, indem er fagte: ich bin nicht werth, daß ich erschossen werde".

Und die Berichte dieses Spißels, der zerknirscht zugegeben hat, daß er die Polizei, welche angelogen sein wollte, auch nach Wunsch an­gelogen hat, bilden, wenn wir den nebensächlichen Plunder bei Seite fchieben, das eigentliche, das einzige juristische Fundament der Anklage. Kein Mensch mit Rechtsgefühl und juristischer Bildung konnte eine derartige Anklage erheben, oder sie, wenn erhoben, für juristisch begründet erachten. Daß sie im Ernst erhoben worden, und zu einem wirk­lichen, ernsthaften Prozeß vor einem wirklichen, ernsthaften Gerichtshof führen konnte, das wird ein unlösbares Räthsel für Jeden sein, der

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nicht die ganze Verkommenheit und Verderbtheit unferes offiziellen polis tischen Lebens fennt nicht die Umdrehung aller Rechtsbegriffe, nicht den Kultus der Brutalität und des Streberthums, nicht die Feigheit und Knechtseligkeit, welche im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte das Evangelium der kaiser- und reichstreuen Gesinnungstüchtigkeit bilden.

Für die Angeklagten selbst aber bietet dieser Prozeß gerade durch feine monströse Nebelhaftigkeit doch den Nachtheil, daß die Auflage schwer zu fassen ist. Statt greifbaren Thatsachen stehen sie vor substanzlosen Ausgeburten juristischer Sophisterei und Rabulisterei, die einfach zum Lachen wären, wenn das Gefängniß, alias das National­zuchthaus Heinrich Heine's ihnen nicht einen sehr substantiellen Hinter­grund verliehe. Mit diesen Nebelgestalten, die sich nicht packen, nicht erdrosseln lassen, hat der Angeklagte, hat die Vertheidigung sich herumzuschlagen

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es ist kein ehrlicher Kampf mit einem offenen Feind, sondern ein widerwärtiges Ringen mit den Erzeugnissen heimtückisch­boshafter Phantasie, die nicht todt zu machen sind, weil sie kein Leben haben, und bei denen es in Bezug auf den Ausgang sich nur darum handelt, ob die unfehlbaren Herren Richter an sie glauben oder nicht. Der Angeklagte mag noch so unschuldig sein, sich noch so unschuldig fühlen solcher Anklage gegenüber darf er kein Ver trauen segen auf seine Unschuld, denn er weiß, daß nach den heut in den obersten Kreisen herrschenden Anschauungen die Unschuld Schuld und die Schuld Unschuld ist;- und er weiß, daß bie einzige Frage für ihn die ist: sind deine Richter im Banne der herrschenden Anschauungen, oder find es unabhängige Männer? Steine Möglichkeit der Berechnung, fein fester Stützpunkt

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Alles Zufall und Willkür. Darum wollen wir uns auch nicht der müssigen Arbeit hingeben und die Chancen der richterlichen Entscheidung abzuwägen suchen. Nur das können wir sagen:

Wenn je eine Anklage gerichtet war, so ist es diese.

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Wenn je von geringfügigen Nebenpunkten abgesehen- die juristische Nothwendigkeit der Freisprechung vorlag, so ist es in diesem Prozeß. Und sollte trotzdem eine Verurtheilung erfolgen, wohlan, so bedeutet das nur, daß die deutsche Justiz sich solidarisch hält mit der deutschen Polizei und neben derselben am Sch and pfahl stehen will.

Aus Deutschland , Ende November, wird uns geschrieben: Die Qual des Sozialistengesezes dauert für die unglücklichen Ordnungsparteien ungestört fort. Wenn man sieht, wie namentlich die nationalliberalen Mannesseelen sich wenden und drehen und verrenken( was sie bei ihrer Kautschutnatur mit einer gewissen Virtuosität thun können), muß Einen, der für solche Gefühle noch em­pfänglich ist, der Menschheit ganzer Jammer anfassen". Da ist der Stock! Springen oder nicht springen? That's the question! Der liebe, gute Stockhalter läßt sich vielleicht erweichen, und hält den Stoc niedriger. Es wird gefleht und gebettelt. Wird ER sich erweichent lassen? Abwarten und Kräfte sammeln zum Hochsprung. Denn ein Hochsprung wird's diesmal; und es ist ein wahres Glück für die Herren Nationalliberalen, daß sie den Großmeister deutscher Turnkunst, den Döbbgen- Göz von Lindenau in ihrer Mitte haben der fann fie einpaufen, so daß die Schienbeine nicht allzusehr Noth leiden. Die Sozialistengefeß- Kommission hat ihre entscheidende Sigung auf acht Tage hinausgeschoben wie offen bemerkt wird: um Zeit für Verhandlungen mit der Regierung, und für Verhandlungen der Parteien untereinander zu gewinnen."

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Früher that man oft genau Aehnliches, allein die Herren Parla­mentarier schämten, sich es zu sagen. Sie hatten noch Scham. Das hat jetzt aufgehört fie pfeifen" auf den Schein, d. h. den Heiligen­schein, und geniren sich nicht, dem von ihnen so schmachvoll prostituirten und auf den Hund gebrachten Parlamentarismus das legte Feigenblatt­restchen herunterzureißen. Hinter den Koulissen" wird Alles abgemacht, wird gefeilscht, geschachert, verrathen, verkauft.

Wozu eigentlich der Reichstag überhaupt noch da ist? Es wäre doch viel einfacher, der Bismarck oder Waldersee welches von den zwei Wettermännchen nun gerade drin" oder draußen" ist, ließe sich die betreffenden" Parteiführer" zum Glas Bier oder Wein in's Haus oder in die Kneipe tommen, und der übrige Reichstag bliebe hübsch zu Haus, und würde bloß zu den Abstimmungen herkommandirt", die recht bequem auf 3 oder 4 Tage in der ganzen Session verlegt werden könnten. Drei oder vier Tage hält's auch der faulste Kartellbruder im Reichstag aus; und auf diese Weise würde auch der fatale Makel der Beschluß­unfähigkeit entfernt.

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Scherz bei Seite die Sache ist zu ernst dazu. Nicht, daß wir uns grämten im Gegentheil: der marasmus senilis, die Greisen= Impotenz des deutschen Parlamentarismus befundet ja nur die Greisen- Impotenz des deutschen Bürgerthums, das nicht bloß das Bewußtsein seiner Verkommenheit hat, sondern sich auch mit diesem Bewußtsein ausgesöhnt hat und es gar nicht mehr für nöthig hält, seine häßliche Blöße vor der Welt zu verdecken.

Jedenfalls ist Deutschland das erste Land, dessen Bürgerthum die politische Bescheidenheit so weit treibt, daß es sich freiwillig unter Kuratel stellt, und zwar unter die Kuratel von Menschen, die es innerlich haßt und verachtet, und die es, so lang noch etwas Mark in ihm war, auf's Heftigste bekämpfte.

m. Die lente Arbeiterschutz - Debatte des Reichstages vorlegen Montag verlief genau so wie die früheren Debatten dieser Art. Es gab ein wahres Kirchthurmwettrennen der Arbeiterfreundlichkeit. Jede Partei wollte das wärmste Herz" für den Bruder Arbeiter haben; jeder Neder betheuerte seine glänzende Begeisterung für ein wirijames Arbeiterschutzgesetz, und was wird für die deutschen Arbeiter dabei herauszuspringen? Nichts! Die Herren Bundesräthe werden, wenn der gestrenge Herr Schnapsjunker von Bismarck das Zeichen des Kopf­schüttelus gibt, mit der Gelehrigkeit und Pünktlichkeit chinesischer Pagoden verneinend die Köpfe schütteln, und der Papierkorb des Bundesraths erhält wieder etwas neues Material.

Kurz, der Reichstag existirt für die Reichsregierung gar nicht. Der= felbe Schnapsjunter, der voriges Jahr, als es galt, tiefer in den Sumpf der Kolonialpolitik hineinzutaumeln, der Reichstagsmajorität spottend zurief: 3 wingen Sie mich nur, weiter zu gehen, als ich auf eigene Verantwortung ristiren mag, und ich werde als ächt konstitu­tioneller, das Prinzip der Mehrheit respektirender Mann mich von Ihnen zwingen lassen". Derselbe Schnapsjunker schlägt alle Mehrheitsbeschlüsse des Reichstags, sogar einstimmig gefaßte Be­schlüsse, höhnend in den Wind, wenn es sich darum handelt, dem Kapi­talismus, dessen âme damnée er ist und dem er sich um schnödes Gold mit Haut und Haaren verschrieben hat( die Feder hat der Jude Bleich­röder hingereicht), die räuberischen Krallen ein klein wenig zu be= schneiden und dem deutschen Arbeiter auf ein paar Stunden die Woche der Ausbeutungswuth des Unternehmerthums zu entreißen.

Dieser nämliche Schnapsjunker, der in allen seinen, d. h. nicht dem von ihnen gegebenen EN und geben! aber doch von ihm aus gegebenen Geld zugänglichen Blättern des In- und Auslandes sich als den Oedipus des 19. Jahrhunderts, den einzig wahren Löser der sozialen Frage und Erbpriester der Sozialreform preisen läßt, ist in Wirklichkeit unter allen Staatsmännern man verzeihe das Wort der Welt derjenige, welcher am wenigsten die Bedeutung der sozialen Frage erkannt hat, am wenigsten von Sozialreform versteht, und in bootischer Unwissenheit und Nohheit für die For­derungen der Arbeiterklasse das wenigste Verständniß, für ihr Leiden das wenigste Empfinden hat.

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- Der Reichstag beschäftigte sich in der letzten Woche sehr viel mit Kolonialpolitit. Stomischerweise unterstüßte der alte Windt= horst die Regierung. Er will nicht merken lassen, daß er sich voriges Jahr mit der Befürwortung des Wißmann'schen Raubzugs aus humanitären und religiösen" Gründen arg blamirt hat; und so thut denn der alte Fuchs, als ob es ihm in der Falle sehr behaglich zu Muth wäre. Der Haupttomiter allerdings unfreiwilliger in den legten Reichstagsdebatten ist aber unzweifelhaft der Stotterfrige Herbert- Bismarck . Den einfachsten Saz muß er ablesen, und sobald das Manuskript ihn verläßt, gibts irgend einen fannibalischen Blödsinn wie bei der Wohlgemuth- Affäre, wo er den Schweizer Bundes­rath, dem er Brei um den Mund schmieren wollte oder sollte, mit bärenhafter Tölpelhaftigkeit und Dummheit auf's Aergste kompromittirte.

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