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Und das Bucken, Stottern, Gesichterschneiden!-man tönnte oft meinen, ohne daß wir unparlamentarisch sein wollen, man wäre in einer Affen= tomödie. Und dieser Affendiplomat oder diplomatische Affe wird uns von der gesammten Regierungspresse einstimmig als ein großartiger" Staatsmann( wörtlich so zu lesen in der Nationalliberalen Storrespondenz") hingestellt, der höchstens nur von seinem Papa übertroffen wird jedoch auch nur so lange, bis dieser den Weg alles Fleisches gegangen ist, und in dem genialen" Sohn seinen würdigen Nachfolger gefunden hat.
Es fehlt jest bloß noch, daß der biedere Tyras in den Reichstag Tommt und die Kartellbrüder anbellt. Sie werden dann sicherlich entdecken, daß falls Herbert( was der Himmel verhüten möge) vor der Zeit verunglücken sollte ihm in Tyras ein trefflicher Ersatz für die Nachfolge heranwächst.
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Und wir sind in der That nicht ganz im Reinen mit uns, welcher von beiden bei einem Vergleich den Vorzug verdient: der Tyras oder der Herbert.
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Mit Freuden sehen wir, daß sich in der deutschen Arbeiterschaft immer energischer das Bestreben fundgibt, entsprechend den Reso= lutionen des Pariser Kongresses, den ersten Mai 1890 zu einem allgemeinen Feiertag zu erheben, einen Festtag der Arbeit, der eine Riesen demonstration derselben werden soll zu Gunsten des achtstündigen Arbeitstages. Immer mehr Versammlungen fassen in diesem Sinne Beschlüsse, und auch die Arbeiter= presse wendet der Frage ihre Aufmerksamkeit zu. Necht so, denn nur, wenn die Sache von allen Betheiligten mit vollem Ernst in die Hand genommen wird, wird sie ihrem hohen Zweck vollkommen gerecht werden.
Auch die Wiener Arbeiterztg." widmet in ihrer neuesten Nummer dieser wichtigen Angelegenheit einen Leitartikel, in welchem sie in treff= licher Weise darlegt, in welcher Weise die Arbeiterschaft Oesterreichs den ersten Mai feiern kann und soll.
Mit welcher Energie die Arbeiterfederation in Amerika die Agitation für den Achtstundenarbeitstag betreibt, ersehen die Leser an einer anderen Stelle unseres Blattes.
Hoffentlich bleiben auch die Arbeiter der übrigen Länder nicht zurück. Mögen die Genossen überall sich angelegen sein lassen, dafür zu sorgen, daß rechtzeitig Schritte gethan werden, die Agitation in Fluß zu bringen. Es ist das keine Sache, die von heut auf morgen ins Werk gesezt werden kann. Sie bedarf der Arbeit, emsiger, unermüdlicher Arbeit.
Darum ans Werk, der Preis ist ein hoher: es gilt, die materielle, die geistige und die moralische Hebung der Arbeiterklasse, um sie in Stand zu sezen, das größere Wert, ihre volle Emanzipation, mit noch größerer Straft als bisher fortzuführen!
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Der Herrgott auf Reisen. Natürlich verstehen wir unter dem Herrgott nicht den imaginären Schöpfer des Himmels und der Erden", den sich der Mensch nach seinem Ebenbild geschaffen, und der deshalb, entsprechend unserm aufgeklärten Jahrhundert, heute nur noch eine fonſtitutionelle Stelle einnimmt er herrscht", aber er regiert nicht. Nein, wir sprechen von dem wirklichen Regenten der Welt, dem allmächtigen, allwissenden und allumfassenden Herrgott Kapital. Es ist ein wunderbares Wesen, dieser Gott: immer derselbe und doch ewig anders. In tausend Gestalten verförpert er sich, er vereinigt die Eigenschaften der alten Nationalgötter mit denen denen des internationalen Gottes der christlichen Religioner ist zugleich national und international. Offenbart er sich heut als national- deutsches, französisches, englisches 2c. Kapital, so sehen wir ihn morgen wieder in seiner er= habenen Rolle als„ katholischer" kat' holos über die ganze Erde verbreiteter Gott. Wie es gerade sein Geschäft, will jagen der Beruf mit sich bringt.
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In Deutschland sind wir seit Jahren daran gewöhnt worden, den Herrgott Kapital in nationaler Gestalt zu verehren. Ein nationaler Stultus wurde eingerichtet, er nannte sich Schutzzollpolitik, und die Bürger des deutschen Reiches mußten dem nationalen Herrgott von allem, was sie aßen, tranken oder dessen sie sonst genossen, einen Tribut abstatten. Viele Tempel waren ihm errichtet, der größte natürlich in der Reichshauptstadt, und der Oberpriester, der dort herrschte, hieß Gerson Bleichröder . Daß gerade dieser Mann Oberpriester war, hat eine tief symbolische Bedeutung. Der Herrgott Kapital manifeftirt sich je nachdem auch als Massengott. Es gibt viele Leute in Deutschland , die nicht nur einen politisch- nationalen, sondern auch einen ethnologisch- nationalen Gott Kapital verehren einen germanischen im Gegensatz zu einem semitischen. Sie sehen nicht, daß, ob er mauschelt oder schnarrt, Gott Kapital doch ewig derselbe ist. Oberpriester Bleichröder nun gehört seiner Abstammung nach zu denen, so da vor ihrem Gotte mauscheln, er hatte aber einen wie nennt man es doch gleich?- Koadjutor zur Seite, der da schnarrte, und der, wenn er auch die Weihe nicht empfangen und deshalb auch nicht selbst nach der Burgstraße ging, das Geschäft, will sagen, den Kultus von Grund aus verstand. Die Zersplitterung in Rassenkulte wurde durch diese glückliche Kombination siegreich überwunden, Bleichröder und sein stiller Koadjutor waren die Vertreter des einzigen, des nationalen Hergotts. Und nun ist es nicht zum Verzweifeln? fällt es plötzlich diesem nationalen Herrgott ein, auf Reisen zu gehen. Man höre nur, was neulich amerikanische Zeitungen darüber zu berichten wußten:
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Die deutschen Kapitalisten sind so unpatriotisch, ihren Ueberschuß nicht in den deutschen Kolonien", sondern sonst im Ausland, mit Vorliebe in Amerika , anzulegen. Die Erlangers zum Beispiel„ kontrolliren" eine große Eisenbahn und viel Land im Süden. Nun haben fich deutsche Kapitalisten auch großer Eisenerzlager am Superior- See bemächtigt.
Die Seele dieses Konsortiums ist der bekannte Bankier von Bleich röder , welcher, obwohl völlig erblindet und vom Alter gebeugt, doch noch, neben den Emissionen von Staatspapieren unter Fürst Bismarcks Aegide, Zeit findet, sich in weitaussehende Spekulationen einzulassen. Sein Agent ist der Kaufmann Ferdinand Schlesinger in Milwaukee.
Seit zwei Jahren ist dieser im Interesse Bleichröders in dem Eisenbistritt von Michigan thätig gewesen. Damals faufte er die Bergwerke Dunn und Armenia zu Crystal Fall in Iron County und ging sofort daran, den Betrieb völlig umzugestalten und durch allerlet, zum Theil recht fostspielige Verbesserungen den Ertrag bedeutend zu heben. So stieg der Gewinn aus dem Dunn- Bergwerk für 1888 auf 114,248 Tonnen Eisenerz gegen nur 24,677 Tonnen im Vorjahr und wird sich für dieses Jahr gewiß auf 200,000 Tonnen heben.
Im Februar 1889 taufte Herr Schlesinger die Chaprin- Grube für givei Millionen Dollars an und spielte damit den Herren von Bleich röder und Genossen eines der ausgiebigsten Eisenwerke des MenomineeBezirkes in die Hände. Auch hier wurde sofort ein intensiver Betrieb begonnen, welcher für das laufende Jahr mit 500,000 Tonnen Eisenerz abschließen wird.
Doch damit waren die Operationen keineswegs geschlossen. Im Juli kaufte der Agent des Berliner Konsortiums die Gruben von Youngs town , Florence und Iron River für 85,000 Dollars auf, welche zufammen nach mäßigem Anschlage für das laufende Jahr 400,000 Tonnen Eisenerz liefern können.
Die Gesammtproduktion dieser sechs Bergwerke beläuft sich demnach auf 1,000,000 Tonnen Eisenerz, oder den zehnten Theil der Eisengewinnung im Gebiete der Vereinigten Staaten .
Inzwischen sorgt Herr von Bleichröder auch für möglichst schnellen Absatz dieser gewaltigen Produktion. Eine Flotte von zwölf eisernen Dampfern ist im Bau, und sechs derselben werden im nächsten Frühjahr den Superiorsee befahren. Auch ist der Bau einer Eisenbahn von den Bergwerken bis nach Effanaba, dem nächsten Seehafen, im Werte,
Den Antäufen liegt wahrscheinlich eine kluge und umfassende Handelsspekulation zu Grunde. Das Erz jener Gruben eignet sich nämlich nicht zur Fabrikation von Bessemerstahl, steht deshalb niedriger im Preise, als das Erz, aus welchem Bessemerstahl gegossen werden kann. Darum war z. B. die Chapin- Grube auch für 2 Millionen fäuflich, trozdem fie 500,000 Tonnen Erz produzirt, während z. B. die Repu= blic- Grube, trotzdem sie nur 250,000 Tonnen, als Bessemer- Erz produzirt, 4,750,000 Doll. werth ist und unter sechs Millionen kaum zu haben sein dürfte. Gegenwärtig steht Herr Schlesinger noch wegen des
Ankaufs mehrerer Gruben in Unterhandlung, kauft auch bedeutende Vorräthe von Nicht- Bessemer- Erz auf."
Und wenige Tage darauf heißt es wiederum:
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Milwaukee, Wis., 15. Novbr. Der Kaufvertrag des SchlesingerSyndikats, welches die Erwerbung der Buffalo, South Buffalo, Queen und Prince of Wales Minen in sich schließt, ist nunmehr abgeschlossen worden. Der bezahlte Preis beträgt 800,000 Dollars. Dadurch hat das Syndikat einen festen Fuß im Marquette - Distrikt gefaßt und hat fest vor, den Erz- Markt zu kontrolliren. Eine Delegation der Buffalo Grubengesellschaft pflegt bereits seit zwei Tagen Unterhandlungen mit Ferd. Schlesinger. An der Spize dieser Vereinigung stehen hauptsächlich Kapitalisten aus Minneapolis ."
Bleichröder und Ko- adjutor im Bunde mit amerikanischen Kapitalprieſtern, gemeinsam am Werk, den Segen des Herrgotts Kapital auf die amerikanische Eisenindustrie überzulenken, oder, in die Laiensprache übertragen, der Konkurrentin der deutschen Eisenindustrie auf die Beine zu helfen, das ist in der That ein- gottvolles Schauspiel. Trok hoher Schußzölle steht es mit der deutschen Eiſenindustrie seit längerer Zeit schon sehr flau, die Ausfuhr geht zurück, die Preise wollen nicht anziehen. Ursache: Amerika hört immer mehr auf, als Stäufer für Eisenprodukte auf dem Weltmarkt aufzutreten. Der Herrgott Kapital sieht das, und wird plötzlich nachdenklich. Was beschäftigt ihn? Denkt er darüber nach, wie es anzustellen fei, daß die deutsche Eiſenindustrie auch ohne große Ausfuhr an Kraft zunimmt? O nein, seine Gedanken sind auf Höheres gerichtet. National sein, denkt er, ist schön, aber es haftet dem Nationalgedanken unläugbar etwas Bornirtes an. International, das ist das Wahre. Allüberall, wo Profit zu machen ist, da find meine Zelte. Und der Herrgott geht auf Reisen nach Amerika . Aber nicht allein die hohen Profite ziehen ihn dorthin.
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" Die hiesigen Zeitungen", schreibt das„ Philad. Tageblatt," heißen die„ Foreigners") von der" goldenen Internationale" willkommen. Sie verweisen auch mit Stolz darauf, daß die europäischen Kapis talisten Amerika für sicherer" halten, als ihre eigene Heimath. Jetzt noch, ohne Zweifel. Aber es mag sich ändern über Nacht." Ganz gewiß. Und um so schneller, als die Arbeiter sich entschließen, von denen zu lernen, die auf der Menschheit Höhen" wandeln. Dem Herrgott folgt der Antichrist: die Sozialdemokratie.
Die neuliche Erklärung Herbert Bismarc's, daß der Zweck der Wohlgemuth Hebe: die Bundesgenossenschaft der Schweizer Behörden im Kampf gegen die Sozialdemokratie zu gewinnen, erreicht sei, wird von der sozialistischen Presse der Schweiz mit nur zu großem Recht als die beste Rechtfertigung ihres Feldzuges gegen den Bundesanwalt, und die fchlagendste Widerlegung aller, zur Beschönigung dieser Zukunfts Filiale des Berliner Molkenmarkts oder muß es schon heißen Alexanderplay? vorgebrachten Argumente in's Feld geführt. So schreibt der Berner Sozialdemokrat"
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Wir registriren nur, daß Graf Bismarck im deutschen Reichstage erklärte, die deutsche Regierung habe darnach gestrebt, die Bundesgenossenschaft der Schweizer Behörden im Kampfe gegen die Sozialdemokratie zu gewinnen, und sie sei dabei, wie der Reichs tag wisse, auf gutem Wege. Derartige Dinge können ja nicht geheim bleiben". Die Schweiz werde immer mehr erkennen, daß sie so wenig wie andere geordnete Staaten die Umsturzbestrebungen der Sozial demokratie vertragen könne. Das freundnachbarliche Verhältniß der beiden Länder sei denn auch das allerbeste. Eine Gegnerschaft zwischen der deutschen und der schweizerischen Regierung" habe nicht bestanden und könne nicht bestehen.
Wie gesagt: wir registriren diese von kompetenster Seite kommende Bestätigung unserer von Anfang an fest gehaltenen Auffassung der betreffenden Sachlage einfach der Vollständigkeit wegen. Begreiflicherweise remonstrirt mehr oder minder diplomatisch und gutgläubig die bundesrathsfreundliche oder auch nur sozialistenfeindliche Presse gegen den Ausspruch dieses enfant terrible; das kann aber keinen Einsichtigen beirren.
Natürlich ist die Bundesgenossenschaft" nicht im engsten Wortsinne zu verstehen, etwa so, daß bestimmte Abmachungen außer den in den diplomatischen Noten gegebenen allgemeinen Versprechungen bestünden. Wenn wir das auch glaubten, was in der That nicht der Fall ist, dürften wir es doch wohl nicht sagen, ohne dem Generalanwalt in die Klauen zu fallen. Allein das ändert au der Sache nicht viel. Eine entente cordiale( herzliches Einverständniß) auf Interesse gegründet, oder auch nur auf gleiche politische Auffassung im betreffenden Punkte, thut den gleichen Dienst. So wundert uns nur, was mun auf den Generalanwalt folgen und ob die Fortsetzung von deutscher Seite durch Zuckerbrod oder durch den Drohfinger zu erlangen gesucht werden wird." Und der Basler Arbeiterfreund" bemerkt auf die Meldung, der Schweizerische Bundesrath gedenke demnächst vor den eidgenössischen Räthen zu erklären, daß Herbert Bismarck die Sache nicht ganz richtig" dargestellt, mit trockenem Sarkasmus:" Da wird somit der Bundesrath den Beweis antreten müssen, daß er von der deutschen Regierung genas führt worden ist. Wohl bekomm's!"
Jedenfalls befindet sich der Bundesrath in einer argen, allerdings wohlverdienten Klemme. Und wohl ihm, wenn er den Beweis, von dem unser Kollege spricht, liefern könnte. Der Genasführte zu fein, ist zwar nicht sehr rühmlich, aber es ist immerhin ehrenvoller, denn als der bewußte helfer eines Bismarcks dazustehen.
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Solidarität von jenseits des Ozeans. Aus Holyoke , Massachusetts , erhalten wir folgende Zuschrift:
Genossen! Durch die amerikanische Tagespresse sowohl, als durch einen Aufruf der sozialdemokratischen Reichstagsfrattion in Kenntniß gesezt, daß die nächsten Reichstagswahlen sehr bald stattfinden sollen, hat sich unterzeichneter Verein, ausschließlich aus Lohnsflaven bestehend, berpflichtet gefühlt, Euch im bevorstehenden Kampf finanziell nach Kräften zu unterstützen und deshalb in seiner heutigen Versammlung einstimmig beschlossen, 50 Dollar für den Reichstagswahlfond zu bewilligen und sofort an die Expedition des„ Sozialdemokrat" nach London zur weiteren Uebermittelung abzuschicken.
Genossen! Es ist zwar nicht viel, aber es ist Alles, was uns der gegenwärtige Stand unserer Stasse erlaubt. Doch deshalb nur nicht verzagt! Frisch und munter an's Werk! Wir sind fest überzeugt, daß das flassenbewußte Deutschthum Amerika's Euch angesichts der fünfjährigen Reichstagsperiode nach besten Kräften unterstüßen wird. Also auf, ihr Arbeiter Deutschlands ! Thut Eure Pflicht vor und am Wahltage, und das Resultat muß und wird zufriedendenstellend für uns Alle ausfallen. Hoch die Sozialdemokratie!
Mit Gruß der
Deutsche Sing- und Lese- Verein Holyoke , Mass., Vereinigte Staaten von Amerika . Und weiter erhalten wir folgenden Brief aus Binghamton : Binghamton , 16. Nov. 1889. Als direkt und indirekt von unserem Vaterland Vertriebene, können wir bei der kommenden deutschen Reichstagswahl nicht mithelfen, halten es aber für unsere Pflicht, den deutschen Genossen mit etwas Munition behilflich zu sein, wenn auch nicht, um„ Alles über den Haufen zu schießen", so doch der Partei des schießlüsternen Helden mit sammt allen Schmarogern, Bütteln, Pfaffen, Kraut- und Schlot- Junkern eine derbe Lektion zu ertheilen, wie dieselben noch keine zuvor erhalten. Obwohl die hier lebenden Genossen alle hart für ihr tägliches Brod zu fämpfen haben, haben wir es uns dennoch zur Pflicht gemacht, jeder nach seinen Kräften beizusteuern, und sind heute in der Lage, der Redaktion 20 Dollar für die deutsche Reichstagswahlen zu übersenden. Wir werden mit unserer Beisteuer fortfahren, so daß wir hoffentlich bis zur eigentlichen Wahl mit noch etwas Munition zu Hilfe kommen können, um den deutschen Sozialdemokraten für ihren Opfermuth und Ausdauer unsere Erkenntlichkeit zu erweisen. Im Auftrag der Beitragzahler
Ludw. Szimmath.
Jeder Zusaz unsrerseits würde die erhebende Wirkung dieser Zuschriften nur abschwächen.
*) Spr.: Forehners Fremde,
- Ueber den gegenwärtigen Stand der Achtstundenagitation in Amerika heißt es in einem Rundschreiben des Präsidenten der Amerikanischen Gewerkschaftsfederation an die Mitte November in Atlanta ( Georgia ) tagende Generalvers sammlung des Ordens der Arbeitsritter:
" Sie wissen bereits, daß in der Konvention der American Federation of Labor, die im Dezember v. J. in St. Louis stattfand, eine Reihe von Resolutionen angenommen wurde, worin die Arbeiterbevölkerung aufgefordert wurde, für die Einführung des achtstündigen Arbeitstages am 1. Mai 1890 zu agitiren und sich zu diesen Zweck zu organisiren. Sie werden aus den beigeschlossenen Dokumenten ersehen, daß die Be= wegung für den Normalarbeitstage den Beifall der Arbeiter unseres Landes gefunden und sich derart ausgebreitet hat, daß man sie als eine nationale Sache betrachten kann, die schließlich den Sieg auf ihrer Seite haben wird.
Am 22. Februar d. J. wurden in 240 Städten des Landes dies= bezrglich Massen- Versammlungen abgehalten und Resolutionen angenommen, von welchen Abschriften hier beiliegen. Am 4. Juli d. J. wurde die Achtstunden- Frage in Massen- Versammlungen, die in über 300 Städten stattfanden, besprochen und am Labor Day, den 2. September, war die Anzahl der Versammlungen, in welchen für die Einführung des achtstündigen Arbeitstages agitirt wurde, bereits auf mehr als 420 angewachsen. Beinahe 300 General- Organisatoren der America Federation of Labor und mehreren Spezial- Organisatoren haben das Land bereist, um ihre Mitarbeiter über die so wichtige Frage aufzu= flären. Wir haben drei der tüchtigsten Nationalökonomen engagirt, um Pamphlete über die Achtstundenfrage und deren Einfluß auf die ökono= mischen, sozialen, kommerziellen und industriellen Verhältnisse unseres Landes zu schreiben. Diese Flugschriften sind in mehr als 50,000 Erem= plaren im Lande verbreitet worden; desgleichen über eine Viertelmillion auf die Achtstunden- Frage bezüglicher Zirkulare. Ueberdies find za. 1200 Briefe an Staatsmänner, Dekonomen, Fabrikanten, Handelsleute und Geistliche verschiedener Denominationen gesandt worden, worin Letztere über ein Gutachten über die Nathsamkeit der Einführung des achtstündigen Arbeitstages angegangen wurden. Vou fast allen Adressatenfind Antworten zu Gunsten des achtstündigen Arbeitstages eingelaufen." Die nationalen Trade Unions, die zu dem Verbande der American Federation of Labor gehören, lassen gegenwärtig darüber abstimmen, ob der Achtstundentag eingeführt und ein spezieller Fonds geschaffen werden soll, um die Bewegung zu fördern. Es liegt in unserer Absicht, für alle diejenigen, welche im Stande find, mit unserer Unterstützung ihr Ziel zu erreichen, den achtstündigen Arbeitstag zu erringen.
Es ist im gegenwärtigen Augenblick unmöglich, bestimmt zu sagen, wie die Arbeiter vorgehen müssen, um den Achtstundentag herauszu= schlagen. Manche behaupten, den organisirten Arbeitern werde anf bloße Forderung hin von den Arbeitsgebern, wenn nichtaus Humanitätsrück= fichten, so doch wenigstens aus Gründen der Nothwendigkeit und infolge vernünftiger Berechnung der achtstündige Arbeitstag zugestanden werden. Andere dagegen glauben, daß die Arbeitgeber in Sachen der Achtstundenfrage kein gesundes Urtheil haben, so daß die organisirten Arbeiter sich genöthigt sehen werden, die Arbeit einzustellen, um ihre Forderungen Burchzusetzen.
Die American Federation of Labor sucht grundsäßlich so viel wie möglich einen so harschen Nothbehelf wie ein Streit ist zu vermeiden; wenn wir aber unser Recht nicht erlangen können, wenn wir angesichts der riesigen Fortschritte im Maschinenwesen und der dadurch gesteigerten Leistungsfähigkeit eine wesentliche Verkürzung der Arbeitszeit ohne Streit nicht herbeiführen können, dann muß wahrscheinlich zu einer solchen Maßregel gegriffen werden.
Wir appelliren nun an ihre Mitwirkung bei dieser Bewegung, weil wir der Ansicht sind, daß die Interessen der arbeitenden Klassen identisch seien. Wir erkennen die Nothwendigkeit an, daß die gesammten orga nisirten Arbeiter einheitlich vorgehen müssen, und brandmarken mit Berachtung die Politik der Isolirung. Auch legen wir keinen Werth darauf, daß die American Federation of Labor die gegenwärtige Be= wegung inaugurirt hat, und bitten um ihre Mitwirkung, als ob Sie die Urheber der Bewegung wären. In diesem Sinne werden wir unsere Organisationen auffordern, Ihnen hilfreich an die Hand zu gehen. Wenn unsere Bemühungen mit Erfolg gekrönt werden, werden die Arbeiter stolz auf diejenigen sein, welche zu ihnen gestanden haben. Unter allen Umständen gebührt es sich, daß wir fortfahren, eine solide Front zu bilden, wenn es sich um den ersten Vorstoß zum Zweck der Emanzipation der Arbeiterklasse handelt.
Judem ich darauf vertraue, daß Sie dieses Gesuch bald und im günstigen Sinne erledigen, verbleibe ich achtungsvoll
Ihr ergebener Samuel Gompers , Präsident der American Federation of Labor. Nach inzwischen eingetroffenen Meldungen hat die Konvention der Arbeitsritter im Sinne dieser Zuschrift Beschluß gefaßt. Bravo!
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Ueber die Brasilianische ,, Revolution" find noch immer die verschiedensten Lesarten im Umlauf, genau wie über den bei dieser Gelegenheit außer Landes gegangen wordenen Dom Pedro. Während die Einen den letzteren als eine hochideale Persönlichkeit hinstellen, als einen Gelehrten oder Philosophen, der nur aus Pflichtgefühl seine Kaiserwürde beibehalten und die Revolution als eine Art ,, Erlö jung" betrachtet habe, schildern die andern ihn als einen eitlen, aufgeblafenen Schwächling, einen Mantelträger, wie er im Buche steht, dessen Wissenschaftlichkeit nichts gewesen sei als blauer Dunft. Genau so mit der Nevolution". Die Einen schildern sie als den Sieg der Freiheit und des Lichts über Willkürregiment und Pfaffenintriguen, die andern als einen Sieg ehrgeiziger Demagogen und rachsüchtiger Sklavenhändler. Es wird wohl hier wie dort die banale Redensart zutreffen, daß an Allem etwas dran ist". Mit dem Philosophenthum Dom Pedros scheint es, trotz der philosophischen Ruhe, mit der er sein Abfindungsgeschenk und das Gnadengehalt anzunehmen geruhte, nach allem, was über seine Regierungsthätigkeit bekannt geworden, recht windig auszusehen, indes er braucht deshalb noch nicht der Lump gewesen zu sein, als den seine Feinde ihn hinstellen. Er war ein Mensch wie andere, dem es an guten Absichten vielleicht nicht fehlte, der aber nicht stark genug war, der korrumpirenden Wirkung seines Kaiserberufs hin= reichenden Widerstand zu leisten. Was z. B. die Eitelkeit" betrifft, so weiß jedes Kind, daß die das Geschäft" mit sich bringt. Wo gibt es einen Gottgesalbten", der nicht eitel bis zum Erzeß wäre? Und auch das Paradiren mit allerhand erborgtem Wissenstram gehört zum Geschäft, trifft den Beruf, nicht die Person. Im Uebrigen, der Mann, ist Staiser gewesen, und da er uns als Mensch noch weniger ist, als Hetuba, sehen wir keinen Grund, auf ihn und seine Regierungsthätigkeit näher einzugehen. Das bleibe den Historikern von Beruf überlassen. Was nun die„ Revolution" anbetrifft, so steht fest, daß sie als Anlaß die Opposition gegen die pfäffischen Intriguen der Thronfolgerin und ihres Gatten genommen hat, und daß sie in der Form einer demokratischen" Bewegung sich vollzogen hat. Aber demokratisch und Semokratisch ist zweierlei. Hinter einer scheinbar demokratischen Bewegung fann sehr wohl eine aristokratische, von Ausbeutern schlimmster Art betriebene Agitation stehen. Und es ist Thatsache, daß die republikanische Bewegung in Brasilien erst erstarkt ist, seit sich ihr die Partei der bisher slavenbesigenden Großgrundbesizer angeschlossen hat, deren Interessen bei der Sklavenemanzipation nach threr Behauptung in schändlichster Weise verlegt worden sein sollen. Sie hoffen also, in der Republik ihre Rechnung beffer zu finden. Das ist auf jeden Fall für uns ein Grund, diese mit etwas sehr steptischen Augen anzusehen, und weiter verpflichtet zur Vorsicht der Charakter der brasilianischen Bevölkerung überhaupt, bei der, wie in allen südamerikanischen Staaten, das Abenteurer- Element eine so große Rolle spielt, und insbesondere ihre soziale Zusammensetzung. Die Industrie ist in Brafilien noch sehr unentwickelt, die Städte sind fast nur Handelsstädte, und im Uebrigen entscheiden die agrarischen Interessen, d. h. die der Grundbesiger.
Danach scheint uns das folgende Bild, welches das„ Phil. Tagebl." von der Revolution" in Brasilien entwirft, als das dem Wesen nach zutreffendste, selbst wenn es den Republikanern in den Städten Unrecht thun sollte. Es mögen unter ihnen eine ganze Masse republitanische Ideologen sich befinden, für die schließliche Gestaltung der Dinge entscheiden nicht sie, sondern die aus den ökonomischen Zuständen sich ergebenden Interessengruppen.