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51.

Der Sozialdemokrat

Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland   und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Borsicht abgehen lassen. In der Regel schicke man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadreffen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Ein Weihnachtsgeschenk für den armen

Mann.

11'

-

Ein charakteristisches Stück agrarischer Fürsorge für den kleinen Mann" deckt das Berliner Volksblatt" in einer seiner letzten Nummern auf. In einem Organ der Agrarier -Zeitschrift für die Spiritusindustrie" betitelt ist das Organ der Berliner   Arbeiter auf zwei überaus bezeichnende No­tizen gestoßen, die sich mit der sehr wichtigen Frage" der möglichst ausgedehnten Verwendung des Kartoffelmehls zum Brodback en beschäftigen. Diese Notizen sind in der That so charakteristisch und für die Arbeiterklasse von so großem Interesse, daß sie die weiteste Verbreitung verdienen. Es handelt sich nämlich um nicht mehr und nicht minder als um ein neues Voltsnahrungsmittel, das die Herren Agrarier auf deutsch  : Schnapsbrenner aufgestöbert haben. Man möchte beinahe glauben, sie haben sich die Weihnachtszeit absichtlich dazu ausersehen, denn kann man sich ein besseres ,, Christgeschenk" denken, als ein neues Mittel, das Volks zu ernähren?

Man höre also:

-

solle, für die doch kein Preis zu hoch ist. Ihr ritterliches Herz konnte den Gedanken nicht ertragen, daß die Naturbutter nicht genügend gewerthet werden könne. Wobei natürlich der Begriff Werth" nur moralisch zu nehmen ist. Die Kunst­butter war und ist unmoralisch.

Aber mit dem Kunst brodja Bauer, das ist ganz etwas Anderes. Wo soll der Landwirth" mit seinen Kar­toffeln hin? Nachdem die sonst recht verdienstliche Brannt­weinsteuer den Spiritus vertheuert hat, bleibt der Absatz stabil, und auch der Stärkeverbrauch läßt sich nicht nach Be­lieben erweitern. Ist es da nicht eine wahre Fügung des Himmels, wenn es sich herausstellt, daß

,, eine Backwaare von gleicher äußerer Beschaffenheit wie eine von Mehl( d. h. Getreidemehl) allein hergestellte dann erhalten wird, wenn man das zuseßende Kartoffelmehl vorher verkleistert."

Hurrah, der Kleister ist der Erlöser!

Es lebe der Kleister als neuestes ,, Volksnahrungsmittel". Wenn er wie Mehl aussieht, dann ist ja Allen geholfen. Den Landwirthen, die für ihre Kartoffeln bessere Preise er­zielen können, und den Proletariern, die ein neues Nahrungs­In Nr. 48 der genannten Zeitschrift, die das offizielle mittel erhalten. Wie's mit dem Nahrungs werth desselben Drgan der Spiritusfabrikanten in Deutschland  , der Stärke steht, was kommt es darauf an? Die gleiche äußere Be­Interessenten in Deutschland   und der Brennerei- Berufsgenossenschaffenheit" das ist die Hauptsache. Freut Euch, deutsche

schaft" ist, und von Herrn M. Delbrück, Doktor und Professor, herausgegeben wird, ist Folgendes zu lesen:

Verwendung der Stärke zu Backzwecken.

Es sind schon vielfach Versuche angestellt worden, das Kartoffel­mehl oder Kraftmehl als Material für die Herstellung von Back­waaren zu benußen, und es wird auch für Herstellung gewisser Back­waaren, z. B. Sandtorten 2c., in größerem Maße verwendet.

Bei den Versuchen, es zu gewöhnlicher Backwaare, Semmel, Weißbrot 2c., zuzuseßen, stellte sich aber seither als Schwierigkeit heraus, daß die Backwaare leicht trocken und bröckelig wurde. Es beruhte dieser Umstand jedenfalls darauf, daß der Zusatz des Kartoffelmehles nicht in richtiger Weise geschah. Es hat sich her­ausgestellt, daß eine Backwaare von gleicher äußerer Beschaffenheit wie eine von Mehl allein hergestellte dann erhalten wird, wenn man das zusehende Kartoffelmehl vorher verkleistert.

Es ist nun jedenfalls höchst wünschenswerth, daß möglichst viel­feitige Versuche nach dieser Richtung hin angestellt werden, um so dem Kartoffelmehl als Volksnahrungsmittel eine ausgedehntere Anwendung zu geben. Da feinstes Kartoffelmehl zur Zeit einen Preis von 16.50 Mt. bis 16.75 Mt. hat, Weizen- und Noggen­mehl aber je nach der Qualität einen Preis von 23-26 Mt., so ist der Vortheil für billigere Herstellung einer guten Backwaare in die Augen springend.

Wir glauben, daß dieser Hinweis dazu beitragen wird, unsere Mitglieder für diese Frage zu intereffiren, und sie zu Verfuchen ihrerseits oder zur Verbreitung einer ausgedehnteren Verwendung des Kartoffelmehls anregen wird".

Und in der darauffolgenden Nummer heißt es:

Die in der vorigen Nummer gegebene Anregung, eine ausge­dehntere Verwendung der Stärke zu Backzwecken herbeizuführen, ist, wie wir aus uns zugehenden Mittheilungen entnehmen, in wirth­schaftlichen Streisen und zwar nicht lediglich in Streisen der Stärkefabrikanten mit Interesse aufgenommen worden. Es gibt uns dies Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß diese Frage, wie jede andere, welche eine Erweiterung des Absatzgebietes von Kar­toffelfabrikaten irgend welcher Art erstrebt, von allgemein land­wirthschaftlichem Interesse ist, insofern dadurch die Möglichkeit eines größeren Kartoffelverbrauchs in der Industrie geboten wird, aus welcher schließlich alle Startoffelbau treibenden Landwirthe Vortheil ziehen. Wir bitten daher alle am Kartoffelbau und der Kartoffel­berwerthung interessirten Landwirthe, möglichst in ihren Kreisen für die Nuzbarmachung der in der vorigen Nummer gegebenen Anregung zu wirken."

Rein Zweifel, daß diese Anregung" bei den Lesern des Blattes auf guten Boden fallen wird. Denn wenn es ge­lingt, dem arbeitenden Volk, das ja bei Weitem noch nicht genug Kartoffeln genießt, diese nüßliche Frucht auch noch in Brodform aufzutischen, was würde das für ein Fressen für die fartoffelbauenden Schnapsjunker geben? Und ist es nicht auch eine wahre Wohlthat für das Volk, wenn man ihm statt des theuren Roggen- oder gar Weizenbrodes ein billiges Surrogat darbietet, das genau so aussieht wie jenes? Mit welchem Hochgefühl erfüllt uns der Gedanke, wie künftighin dem armen Mann sein Kartoffelbrod schmecken

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wird, das er mit Kunstbutter

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Wer sprach das Wort aus? Wer hat sich erkühnt, hier von Kunstbutter zu reden? Weiß man nicht, daß dieses Pro­dukt von Milch und Fett eine wahre Schande unserer Zeit ist? Daß, wenn es nach dem Herzen der lieben, volksfreund­lichen Landwirthe gegangen wäre, die Margarine verboten oder durch obligatorische Blaufärbung jedermann als Nahrungsmittel veredelt worden wäre, und die gute, reine, theure Kuhbutter das Feld beherrscht hätte? Es war wirklich recht undankbar von dem Berl. Volks­nein, blatt", an den Feldzug der Herren Schnapswirthe Landwirthe gegen die Margarine zu erinnern. Das war ja doch eine durchaus andere Sache. Das war ja ein ethi scher Feldzug, ein Kampf für die Moral. Wehe dem, der unterzustellen wagt, daß es schnöde Profitwuth ge­wesen sei, welche die Herren zum Kampf gegen das Produkt aus reinem Fett und frischer Milch getriebener stempelt sich zum schändlichsten Verläumder, den die Welt je gesehen. Moral war es, nichts als die höchste sittliche Auffassung von der Ehrlichkeit in Handel und Wandel. Das christlich- ger­manische Gemüth der Herren auf-ow und-is sträubte fich, daß ein ekles Kunstgemisch die eble Landbutter verdrängen

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Arbeiter, da habt Ihr ein Weihnachtsgeschenk, wie Ihr Euch sicher nicht habt träumen lassen. Ein neues Brod, ist das nicht herrlich?

Ein neues Brod, ein billigeres Brod, Wird man fortan für Euch backen, Da sollt Ihr schmausend beißen hinein, Daß Euch die Zähne knacken!"

Kartoffelbrod, was heißt das nicht alles! Wer wird noch Beschwerde zu führen wagen, wenn die Getreidepreise in die Höhe gehen. Hat das Volk nicht Kartoffelbrod? Wer wird sich noch über Sinken der Löhne zu beklagen erfrechen, wenn das Volk billiges Kartoffelbrod hat? Wie der Kartoffelschnaps die soziale Frage für den Junker und seinen Knecht löste der Knecht ersoff im Fusel sein Streben nach menschlicher Behandlung, und der Junkerstrich das Geld ein, so löst auch das Kartoffelbrod die soziale Frage auch das Kartoffelbrod die soziale Frage und gleich für Junker, Fabrikant und Proletarier. Der Junker verkauft seine Kartoffeln besser, der Proletarier erhält trotz alledem billigere Nahrung, und der Fabrikant billigere Arbeit. So eine Entdeckung ist lange nicht gemacht worden.

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11

Und wie bescheiden die Entdecker find! Sie schreien die große Entdeckung nicht auf dem Markt aus, wie Andre thun würden behüte. Sie begnügen sich damit, sie in einem Blatt mitzutheilen, das mur von Fachinteressenten" gelesen wird. Hier müssen wir mit dem Volksblatt" an­binden, das in gänzlicher Verkennung der wahren Motive dieser stillen Verwerthung davon spricht, die Furcht, die Auf­merksamkeit weiter Kreise auf sich zu lenken, habe sie ver­anlaßt. Wie schlecht kennt das Volksblatt die preußischen Junter. Diese Rasse ist solchen Gefühlen unzugänglich. Dnein, fie wollten die Welt überraschen, und das ,, Volks blatt" hat ihnen diese Freude verdorben. Aber zum Glück hat es nicht vermocht, das Verdienst der Herren zu ver­kleinern. fleinern. l pic

Erscheint

wöchentlich einmal

in

London  .

Verlag

der

German Cooperative Publishing Co. E. Bernstein& Co., London   N. W.  114 Kentish Town Road,

Joßfendungen

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England kosten Doppelporto.

21. Dezember 1889.

Sozialpolitische Rundschau.

London  , 18. Dezember 1889. Der Reichstag   ist am 13. Dezember in die Ferien gegangen, und zwar gleich bis zum 8. Januar. Da er noch eine ganze Reihe vont Vorlagen zu erledigen" hat, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß er auch nicht einen Tag früher auseinander gehen wird, als bis das ergaunerte Mandat der Kartellbande vollständig abgelaufen. Was wir haben, lassen wir nicht los" heißt es auch hier. Unfre Feinde geben freiwillig fein Machttitelchen aus den Händen. Ahmen wir ihnen darin nach, natürlich ohne unsere Hände durch gleiche Spitzbübereien zu be= schmuzen.

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Die letzte That" des Reichstags, ehe er in die Weihnachtsferien ging, war die Annahme des von den Zünftlern eingebrachten Antrages auf Einführung des Befähigungsnachweises behufs selbst­ständiger Ausübung von etwa einem Schock gewerblicher Berufe. Zu diesem, soweit er nicht blödsinnig ist, infamen Antrage denn der Hintergedanke des Befähigungsnachweises ist die Schaffung eines Meister privilegiums auf Kosten der Arbeiter reichten sich nicht nur, wie bisher, Erz- Konservative und Ultramontane die Hände, sondern auch aus der modern angehauchten Reichspartei" fielen eine Reihe Mitglieder um und stimmten dafür, während der Rest und ver= schiedene Freikonservative" einen Antrag einbrachten, der den Zünstlern zwar nicht die ganze Hand, aber vier Finger bewilligte.

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Dieser Vorgang ist insofern charakteristisch, als er zeigt, wie sehr alle diese Leute die Hoffnung auf die Stimmen der Arbeiter aufgeben und nach Ersatz dafür suchen. Wie der Ertrinkende sich in der Noth an einen Strohhalm flammert, so werben sie die Gunst der Zunfthand­werker, über deren Utopismus Niemand mehr im Klaren ist als sie, die Angehörigen der kapitalistischsten aller kapitalistischen   Parteien.

Wir wollen bei dieser Gelegenheit noch nachtragend berichten, daß bei der ersten Lesung des vorerwähnten Antrags sozialistischerseits Genosse Kühn, zum großen Theil auf persönliche Erfahrungen geſtüßt, in kräftigen Worten die ganze Zünftlerei geißelte. Es war dies, wenn wir nicht irren, die parlamentarische Jungfernrede Kühn's, und sie darf als ein guter Anfang bezeichnet werden. Weiter sei noch der Rede Meister's zum Antrag der Ultramontonen auf verschiedene Maß­regeln des Arbeiterschußes, sowie der Nede Kühn's wider die Lebens­mittelzölle gedacht. Leider sind uns die betreffenden Stenogramme nicht zugegangen, wir hätten sonst gern auch aus ihnen etliche Auszüge veröffentlicht.

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11

Das Resultat der Stichwahlen zur Berliner   Stadtverord neten Versammlung hat unsere Erwartungen beinahe noch übertroffen. Von vier Sigen, um die gerungen wurde, find drei der Sozialdemokratie und nur einer dem deutschen Freifinn zugefallen, der in dem betreffenden Bezirk schon in der ersteu Wahl einen bedeutenden Vorsprung hatte. Gänzlich unterlegen sind die antisemitisch- konservativ- nationalliberalen Kartelldemagogen. Ob über­haupt noch ein Mitglied dieser sauberen Stoalition im Berliner   Stadt­verordneten- Kollegium fizt, tönnen wir im Augenblick nicht feststellen, aber was tommt es darauf an? Diejenigen, die sich der Neuwahl zu unterziehen hatten, find geschlagen, und an ihre Stelle rücken Sozialdemokraten in den Rathhaussaal. Der schwarz- weiße Sturm auf das rothe Haus", der mit so großen Lärm und mit einem Riesenaufwand von Mitteln geführt wurde, ist fläglich verunglückt; dem rothen Ansturm hier das Noth ohne Anführungsstriche hat es teinen Widerstand leisten können. Mit 11 Vertretern hat die Berliner  Arbeiterschaft eine Position in der Stadtvertretung erobert, die nicht zu unterschätzen ist. Eilf Arbeitervertreter, trop eines so erbärmlichen tein Häuflein, Wahlsystems, das ist keine quantité négligeable das man unbeachtet läßt", das ist eine Vertretung, deren Stimme etwas bedeutet, deren Stimme gehört werden muß, und deren Stimme gehört werden wird, wenn sie mit dem nöthigen Nachdruck geltend gemacht wird.

-

Folgendes sind die von den sozialdemokratischen Kandidaten bei der Stichwahl erlangten Stimmen, denen wir die bei der ersten Wahl erhal= tenen zum Vergleich voranschicken.

11. Wahlbezirk: Frib Zubei! 27. Wahlbezirk: Otto Heindorf

Erste Wahl Stichwahl Zunahme 1033 473

1720

687

651

178

1138

324

Kartoffelbrod statt Kornbrod, wißt Ihr was das heißt, deutsche   Arbeiter? O sicher wißt Ihr es, wißt Ihr doch, wie es jenen Aermsten unter Euch Armen geht, welche auf die Kartoffel als Hauptnahrung angewieſen ſind, jenen sächst startell kandidaten, Heindorf gegen einen Liberalen. schen, thüringischen, schlesischen Proletariern, bei denen es heißt: ,, Kartoffeln in der Früh, Des Mittags in der Brüh', Des Abends in eignen leid, Kartoffeln in alle Ewigkeit!"

Kartoffelbrod für Kornbrod, das heißt ein mangelhaftes Nahrungsmittel für ein gutes, das heißt eine weitere phy­sische Schädigung der Arbeiterklasse. Es heißt Entkräf­tung des Arbeiters, Schädigung an Mark und Blut. Und es heißt weiter Degeneration, Bugrunderichtung der kommenden

Geschlechter.

25. Wahlbezirk: Robert Herzfeldt 814 Diese drei sind gewählt, und zwar Zubeil und Herzfeldt gegen Unterlegen ist im: 17. Wahlbezirk: Wilhelm Börner Der gewählte Gegenkandid. K. Richter ( Liberal  ) hatte

482

760

278

634

844

210

Alle diese Zahlen sprechen für sich selbst. Bemerkt set dagegen noch, daß der 17. Stommunal- Wahlbezirt im dritten, der 25. und 27. im vierten, und der 11. im zweiten Reichstagswahlkreis liegt. Soweit die Kommunalwahlen überhaupt einen Schluß auf die Reichstagswahlen zulassen, sind die obigen Zahlen die denkbar günstigsten Vorboten.

- Von befreundeter Seite wird uns noch geschrieben:

In Berlin   hat's wieder geflutscht" bei den Stichwahlen zur Stadtverordneten Versammlung; drei Schlachten, Drei Siege" um im napleonischen Bulletinstil zu reden. Es war ein herrliches Schauspiel dieser Wahlkampf, der nicht dem unmittelbaren Ziel galt feiner der Berliner   Wähler kann sich für ein Stadtver­

-

ordneten- Mandat begeistern, sondern der großen Sache; es war

eine Kraftprobe, eine Probeschlacht. Und nur von diesem Gesichtspunkt aus dürfen die Stadtverordnetenwahlen in Berlin   auf­

gefaßt werden.

Aber wann hätte sich die herrschende Klasse daran gestoßen! Ist ihr nicht die schädliche Wirkung der ausschließlichen Kar­toffelnahrung seit Menschenaltern bekannt? O gewiß. Und was hat sie gegen ihre Ausbreitung gethan? Nichts. Aber desto mehr dafür, immer neue Kategorien zur Kartoffel­nahrung zu verdammen. Es ist, wie Marr schon 1846 schreibt: in einer auf das Elend begründeten Gesellschaft haben die elende sten Produkte das naturnothwendige Vor­recht, dem Gebrauch der großen Masse zu dienen". Warum sollte das Kartoffelbrod eine Ausnahme machen? Weihnachtsgeschenk, das die hochachtbare Gesellschaft, die die Worte Ehre, Gewissen, Volkswohl beständig im Munde führt, demokrat   Coldig gefiegt" hatte. Der Sieg war aber so zweifelhafter Euch als Weihnachtsgeschenk darbringt. Bedankt Euch für ihr liebevolles Bemühen, Euch zunächst in Form der Fälschung denn weiter bedeuten natürlich die Worte

So bedankt Euch denn, Ihr deutschen Arbeiter, für das

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,, von gleicher äußerer Beschaffenheit" nichts an das neue Brod zu gewöhnen, bis es euer tägliches Brod wird!

-

Auch in Sachsen   stehen uns neue Siege bevor. Zwei national­liberale Landtags- Mandate sind dort frei: das des zweiten Chem­nizer Landtagswahlkreises, den der kürzlich verstorbene Clauß bisher innegehabt, und das von Crimmitschau  , wo bei den letzten Wahlen der nationationalliberale Kürzel, Dank den skandalösesten Beeinflussungen und flagrantesten Ungefeßlichkeiten über den Sozial­und kompromittirender Natur, daß Herr Kürzel auf den Nath seiner Freunde, um einer demüthigenden Debatte und Bloßstellung zu entgehen, sein" Mandat freiwillig niederlegte. So werden wir demnächst in zwei Wahlkreisen, deren Bevölkerung in überwältigender Majorität der und trotz des Sozialdemokratie angehört, Wahlkämpfe bekommen, Zensus rechnen wir in beiden auf Sieg. Schade, daß die Reichstagswahlen nicht i ett stattfinden! Die Stimmung der Gesammtwählerschaft ist die denkbar günstigste, die Un­zufriedenheit über die Kartellwirthschaft allgemein. Das fühlen auch die Regierungsparteien und die Regierungen. Sie sehen mit Grauen