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tag nicht wieber fanbibiren wollen, wird sehr groß werden. Bis jetzt haben schon, so weit es bekannt geworden, 36 erklärt, daß sie fein neues Mandat wieder annehmen mögen. Die Parlamentsmüdigkeit zeigt sich in fast allen Parteien, am meisten aber wird die national­liberale davon betroffen. Von der freisinnigen Partei wollen nicht wieder kandidiren: Klotz( Berlin I  ) wegen seines hohen Alters, Hoffmann ( Rudolstadt  ) wegen Stränklichkeit, Lerche( Nordhausen  ) und Bulle( Bremen  ); den übrigens schon vor Jahresfrist geäußerten Entschluß des letzteren wird nach seinen neuesten Leistungen auf dem Parteitage in Oldenburg  tein wahrhaft freisinniger Mann bedauern. Von den zwischen Freifinnigen und Nationalliberalen stehenden Wilden" hat Netemayer( Braunschweig  ) eine neue Kandidatur abgelehnt, nachdem die Braunschweiger Freisinnigen erklärt hatten, ihn nicht mehr unterstützen zu wollen. Auch Thomsen ( Dithmarschen  ), welcher am Schlusse der letzten Reichstagssession aus der freisinnigen Fraktion ausschied, will sich nicht wieder bewerben. Von den Nationalliberalen werden als Kandidaten nicht mehr auftreten Gott­burgfen( Flensburg  ), welcher seine Landsleute nicht mehr vertreten will, nachdem fie ihm fürzlich bei der Landtagsersazwahl einen Frei­fonservativen vorgezogen haben, Smiths( Soeft- Hamm), Bürklin( Landau  ), in Folge seiner Ernennung zum badischen Theater- Intendanten, Tröndlin ( Leipzig  ) aus Rücksicht auf seine Geschäfte als Bürgermeister, Leuschner ( Glauchau  ), Temper( Zwickau  ), Ade( Eßlingen  ), Burkardt( Rottweil  ), Grub( Göppingen  ), Büsing( Rostock  ), Müller( Weimar  ), Meyer( Jena  ), Ziegler( Dessau  ), v. Lengerfe( Lippe) und Fehling( Lübeck  ). Von den Freifonservativen find parlamentsmüde Dr. Delbrück( Stralsund  ) Fürst Carolath- Beuthen( Grünberg), Frhr. v. Neurath  ( Leonberg   in Württem­ berg  ) und Ampach( Gera  ), von den Deutschkonservativen verzichten auf eine Wiederwahl v. Rauchhaupt( Potsdam  ), Frhr. v. Hammerstein ( Stolp  ), Frhr. v. Bodenhausen( Bitterfeld  ), Delius( Bielefeld  ), Neich ( Bauzen), Kurz( Auerbach), Hartmann( Plauen  ) und v. Oheimb ( Schaumburg  ). Aus der sozialdemokratischen Fraktion hat nur Sabor erklärt, auf fernere parlamentarische Thätigkeit verzichten zu wollen, und aus dem Zentrum ist ebenfalls nur eine Ablehnung seitens des Grafen Neipperg( Biberach  ), der überhaupt sehr selten an den Sizungen des Reichstags theilgenommen hat, bekannt, doch werden von dessen Frak tionsgenossen wohl noch mehrere folgen".

Die Liste ist nicht vollständig; es wir noch Mancher zur Schaar der Barlamentsmüden hinzukommen, wenn der ganze Ernst des bevorstehenden Wahlkampfs sich offenbart und das Volk zornig Rechenschaft fordern wird von den Männern, die es im Februar 1887 so schmählich betrogen und seitdem so unerhört vergewaltigt und ausgeplündert haben. Daß die Nationalliberalen, das heißt von Haus aus die Partei des Parlamentarismus, das stärkste Sontingent stellen, ist eine ebenso natürliche als charakteristische Thatsache, die in der anderen ihre Ergänzung findet, daß die Sozialdemokraten, die unparla­mentarischste der im Reichstag vertretenen Parteien, absolut uud relativ am wenigsten unter der Epidemie der Parlamentsmüdigkeit zu leiden hat.

Was man immer sonst von dem Parlamentarismus halten mag, er ist ein politisches Kampfmittel, auf das eine Partei, die den politischen Kampf überhaupt nicht aufgibt, heutzutage unmöglich verzichten fann. Die tämpfende Sozialdemokratie fämpft auch fampf­freudig auf dem dürren, langweiligen Boden des Parlamentarismus; und die nationalliberale Bourgeoisie, die den Glauben an sich ver­loren hat und, dem stumpfesten Fatalismus verfallen, nur noch in den Flinten und Kanonen des brutalsten persönlichen Regiments das Heil erblickt sie will von dem Parlamentarismus nichts mehr wissen,

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d. h. von der Waffe, die sie selber sich mit geschmiedet hat. Mit anderen Worten, wie wir es schon früher feststellten: das national­liberale deutsche Bürgerthum hat politisch abgedankt, und die fozialdemokratische deutsche Arbeiterschaft, die sich des Sieges sicher weiß, haut ein neuer Simson mit den parlamentarischen Esels­tinnbacken luftig los auf die Philister.

Was doch die Angst vor der Sozialdemokratie nicht alles thut. Im rheinisch- westfälischen Bergwerks= revier ist die Ruhe noch nicht vollständig wiederhergestellt, obwohl die Behörden sich jetzt wirklich Mühe geben, einen leidlichen Frieden zwischen den Grubenleitungen und den Arbeitern herzustellen. Sie bieten Alles auf, die ersteren zur völligen Zurückziehung der von ihnen im troßigen Hochmuth verhängten Sperre" zu bewegen und nach und bequemen sich die Herren auch dazu. Auch im Saarrevier, das fistalisch ist, ziehen die Bergbehörden, die sich anfangs sehr schroff den Arbeitern gegenübergestellt haben, mildere Seiten auf, nachdem von Allerhöchster Seite her entsprechender Befehl gekommen ist. Der Ober­präsident, der erst ablehnte, eine Deputation der Arbeiter zu empfangen, hat sich jetzt dazu bereit erklärt, der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb".

Und was hat diese Wandlung bewirkt? Einzig und allein die Furcht bor der Sozialdemokratie, die als getreuer Eckardt der deut­ schen   Arbeiter hinter denselben steht und eifersüchtig über ihre Inter­essen wacht. Wäre die Sozialdemokratie nicht da, Behörden wie Direk­foren würden sich den Teufel um die Beschwerden der Arbeiter fümmern, sondern ihre ganze Macht ausschließlich dazu aufbieten, den Arbeitern den Mund zu stopfen. Wir haben keinen Grund, zu bestreiten, daß man heute den Arbeitern einigermaßen Gehör schenkt, denn wir dürfen uns sagen, daß es geschieht, ist das Verdienst der Sozial= demokratie. Und wir haben keinen Grund, dieses Resultat nicht mit Freuden zu begrüßen, denn der Arbeiterklasse eine bessere Stellung

meisters, auch drängten sich mehrere Bauern an den Rittmeister, als ob sie nicht recht verstehen könnten, was geredet würde. Endlich machte der Greis einen Versuch, den Rittmeister vom Pferde zu werfen, und zugleich schrie er und mehrere dem großen Haufen zu: Schlagt los! Aber in eben dem Augenblicke fuhren auch die Dragoner wie ein Pfeil unter die Bauern, und stürzten sie die Anhöhe hinab. In einem Augenblicke war der Gerichtsherr befreit, die Wache, die seine Stutsche umringte, zerstreut, und der Greis und noch ein anderer Wortführer gefangen.

Die Bauern, nachdem sie sich von dem ersten Schrecken des Anprellens der Dragoner erholt, und mehrere Haufen zur Verstärkung an sich gezogen hatten, machten von neuem Miene, als ob sie die Spize bieten wollten; allein als nach einigen fruchtlosen gütlichen Versuchen die Infanterie mit den Dragonern in einer Fronte auf sie anrückte, und der Hauptmann, Pfanndeckel ab! Patrontaschen auf! tommandirte, machte der Anblick der scharfen Patronen ihrer noch übrigen Standhaftigkeit ein Ende, und sie sahen sich alle nach der Flucht um. Doch ihrer großen Frechheit und des Beispiels wegen, glaubten beide Stapitäne, sie nicht ohne Züchtigung nach Hause gehen lassen zu dürfen. Die Dragoner setzten von Neuem unter sie, und in Einem Augenblick lag Alles auf den Knieen, und flehete um Gottes willen um sein Leben. Nie war ein Schlachtfeld je dichter mit menschlichen Leichnamen bedeckt gewesen, nur mit dem Unterschiede, daß sich keine Todten und Verwundeten darunter befanden. Die langen blizenden Säbel der Dragoner segten die Bauern in Todesangst; gehorchte man ihrem Zurufe nicht, Snittel weg! so probirten die Dragoner ihre neuen Seitengewehre auf dem Rücken der Ungehorsamen. Durch das Klatschen der flachen Sabelhiebe vermehrte sich das Angstgeschrei der zitternden Bauern, welche die Soldaten der Infanterie mit lautem Ge­lächter über diesen komischen Auftritt beantworteten. Man arretirte noch sechs der Frechsten, worauf der Rittmeister Appell blasen ließ, die Bauern aber, mit Hinterlassung ihrer Hüte, Müßen und Waffen, eiligst Neiß­aus nahmen. Jeder Soldat versah sich auf der Wahlstatt mit einer Anzahl Stnittel als Siegeszeichen. Sie waren teulenartig geformt, und oben mit schweren eisernen Ringen beschlagen. Bei diesem für den ge­meinen Mann sehr beschwerlichen Marsch, gab der Soldat den über­zeugendsten Beweis von seiner Unverdrossenheit und seinem guten Willen. Seit drei Uhr Morgens bis Abends neun Uhr, war er beständig auf dem Marsch und in Bewegung gewesen, und doch ließ nicht Einer Miß­bergnügen blicken, obgleich alle hungrig, durftig und ermüdet sein mußten." Warum sollten sie auch? Es war ja eigentlich mehr eine Hez­lagd gewesen. Das Vergnügen, zwischen wehrlose Bauern ſezen zu dürfen, entschädigte sie für die Anstrengung. Notabene, wenn sich alles 130 ganz genau so abgespielt, wie der brave Berichterstatter erzählt. ( Schluß folgt.)

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verschafft, ihre Position gestärkt, ihr Selbstbewußtsein gekräftigt zu

zu haben, ist der schönste Lohn für unser Wirken. Und mit Vergnügen ersehen wir aus den Berichten über die Arbeiterver­sammlung, daß die Bergleute weit entfernt sind, sich nun einem schäd= lichen Vertrauensdufel zu ergeben, sondern stramm auf der Hut sind. So ist's recht. Keine renommistischen, dem Gesammtwohl nur schädlichen Deklamationen, aber auch keine schwächlichen Ergebenheitsbetheurungen. Bewußt und kraftvoll, ruhig und entschieden- so werden sie zum Ziele gelangen, das sie sich heute gesteckt. Und die Sozialdemokratie flatscht ihnen Beifall, denn sie ist sich nicht Selbstzweck, sondern nichts als der unermüdliche, unverzagte, voranstrebende Anwalt der Arbeiterklasse.

Es gibt wohl keine größeren Satiren auf das Gottes­gnadenthum, als die zu seiner Verherrlichung bestimmten sogenannten National Hymnen. Dieselben vererben sich bekanntlich wie die Krone selbst von Geschlecht zu Geschlecht". Aber eine Strone ist doch wenigstens nur das Symbol eines bestimmten Berufes, sie sagt nur, daß ihr Träger über so und so viel Menschen regiert", und schweigt über das Wie dieser Regierung. Die Nationalhymnen aber begnügen sich damit nicht, den Regenten als Regenten zu beglück­wünschen, fie feiern ihn auch als Menschen und preisen seine Eigen­schaften. Und da ist das Lustige, daß während die Individuen auf dem Thron wechseln, ihre Eigenschaften in den National= Hymnen die gleichen bleiben. Ob sein Kaiser ein bornirter Kom­mißknopf oder sonst etwas ist, darnach fragt der loyale Bürger Dester= reichs nicht, er singt mit Inbrunst:

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Gott erhalte unsern Kaiser,

Ünsern guten Staiser( Name gleichgültig). Sein Kaiser ist auf alle Fälle gut. Es hat ja seit Menschenge= denken kein Habsburger einen seiner Unterthanen erst gespießt und dann gesotten".

Der gute Preuße" gibt es noch um etliche Grade besser. Er singt seinen Gesalbten, ob er nun Wilhelm, Friedrich, Friedrich- Wilhelm heißt, allerunterthänigst an:

" Fühl' in des Thrones Glanz Die hohe Wonne ganz,

Liebling des Volks zu sein."

Das heißt: Du magst so ein schofler Geselle sein, wie Du willst, ein versoffener Zyniker, ein eigensinniger, beschränkter Betbruder, ein schnod­driger, gefühlloser Renommirheld, Du bist immer Liebling des Volks",

und wenn die Verurtheilungen wegen Majestätsbeleidigung nur so herabregnen.

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Der Engländer findet in der Nationalhymne" seinen Souverän auf alle Fälle noble" and gracious", und wenn derselbe das gei­zigste, herrschfüchtigste, rücksichtsloseste Geschöpf auf Gottes Erde   wäre, in der Hymne bleibt er:

,, noble and gracious"( zu deutsch  : edel und huldreich.) Und so überall, wo es überhaupt ein Gottesgnadenthum und eine das­selbe preisende Nationalhymne" gibt.

Lassen wir aber die andern Völker, und bleiben wir hübsch im Lande der Gottesfurcht und frommen Sitte.

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Um noch einmal von der Preußen- Hymne zu sprechen, so fängt sie eigentlich schon in der ersten Strophe mit einer sinnvollen Nedensart an:

Heil Dir im Sieger franz."

Nach der gewöhnlichen Logit kann man doch nur jemand im Sieger­franz" feiern, der mindestens einen Sieg erfochten hat. Beim Monarch ist das anders. Er trägt den Sieger franz, auch wenn er nicht blos vor einem rothen Taschentuch davongelaufen ist*). Daß er auch des Volkes Zier" ist, kann an der scheenen" Uniform liegen, jei also ehrerbietigst übergangen. Nur machen wir gewiegte Staatsanwälte darauf aufmerksam, daß wenn Jemand behauptet, daß die Geschmäcker der Publifümer" verschieden sind, das auf höchst verdächtige Ge finnungen in Bezug auf den Landesherrn schließen läßt.

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Was aber die Hauptsache ist, jeder König von Preußen ist... der Menschheit Stolz". Der Leser ist gebeten, auf die Endung zu achten: der Mensch hett Stolz. Und wenn er, wie weiland Friedrich Wil­ helm IV.  , von Gottes Gnaden verrückt" ist, der Preußenkönig ist doch der Menschheit Stolz".

Stann das Gottesgnadenthum, so wiederholen wir, drastischer ver höhnt werden? Was ihm zur höchsten Ehre bestimmt ist, ist ein beständiges Pasquill auf den gesunden Menschenverstand.

Wie die ,, Edelsten und Besten" in Deutschland   der bürgerlichen Kanaille in Deutschland   alle besseren Posten wegsch na p= pen

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die Vorfahren waren Schnapphähne, warum sollen es die Nachkommen eigentlich nicht sein? darüber bringt die Wochenschrift " Deutschland  " einige recht bezeichnende statistische Nachweise. Wir ent­nehmen denselben folgende auf die preußische Provinzial­Verwaltung bezüglichen Zahlen. Abgesehen von den Regier= ungsräthen, unter denen sich eine große Zahl von rein technischen Mitgliedern, wie Schul-, Bau-, Medizinalräthen befindet, die nicht zu den Kreisen der eigentlichen höheren Verwaltungsbeamten gehören, zählt dieselbe

Affefforen

Referendarien

Ober- Präfidial- und Ober- Negier­ungsräthe

Verwaltungsgerichts- Direktoren

RegierungsPräsidenten

Ober- Präsidenten

74 pt. bürgerliche, 26 pCt. adlige

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Von den Landrathsämtern find 56 Prozent im Besitz von Adligen.

Man sieht, je höher hinauf, um so mehr verschwindet die bürgerliche Kanaille und macht der adligen Elite Plaz.

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Das ist sicher ein standalöser Zustand, aber noch standalöser ist, daß eben dasselbe Bürgerthum, dem das geschieht, vor Denen, die ihm so mitspielen, auf dem Bauch liegt. Sie follen sich hoch preisen, daß sie nicht nach Verdienst behandelt werden, denn dann müßten sie nur Fußtritte erhalten, nichts als Fußtritte.

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Deutsche   Justiz.

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Ein Tagelöhner im Elsaß, Johann Baptist Bilger aus Stopperzweiler war, als er eines Tages von von einem Ausflug nach Belfort   zurückkam, von dem deutschen   Grenz gensdarm nicht aufs deutsche Gebiet gelassen worden, weil er keinen Paß besaß. In seinem Verdruß stieß er vom französischen   Gebiet den Ruf: Vive la France!" aus und fügte noch eine derbe Bemerkung über Preußen und Bismarck   hinzu. Als er später nach Deutschland  zurückkehrte, wurde ihm dafür der Prozeß gemacht, das Landgericht Mülhausen   verurtheilte ihn zu sechs Monaten Gefäng niß, und dieser Tage hat das Reichsgericht dieses Urtheil bestätigt. Beide erleuchteten Körperschaften führten in scharfsinniger Weise aus, der aufrührerische" Ruf sei zwar auf französischem Boden ausgestoßen worden, d. h. im Ausland begangen worden, aber der Gensdarm habe ihn auf deutschem Boden gehört, dasselbe hätte auch andern Leuten passiren können, folglich sei das Verbrechen auf deutschem Boden zur Vollendung" gekommen, resp. in die Erscheinung ge=

treten."

Wäre diese Rechtsjefuiterei nicht gar so niederträchtig in fam, man fönnte wahrhaftig nur darüber lachen. Der Ruf ist auf deutschem Boden gehört worden, folglich ist er in Deutschland   begangen worden. Erinnert das nicht an die berühmtesten Rechtsprüche, die je in dem weltberühmten Abder a gefällt worden? Was für eine herrliche Perspektive eröffnete diese Deduktion dem geistigen Auge. Die Rechtswissenschaft im Verein mit der modernsten aller Wissenschaften, mit der Physik. Die Schallwellentheorie feiert ihre Anerkennung vor Gericht. Du glaubst in Frankreich  , der Schweiz  , in Belgien   zu sprechen, Unglückseliger? Erbleiche, die Luftwellen tragen die Bewegung Deiner Lippen fort, und wehe Dir- Du hast Deine Rechnung ohne die Länge der polizeilichen Ohren im Deutschen Reich   gemacht Dein Schicksal ist besiegelt. Wer wollte daran zweifeln, daß alles, was das Deutsche Reich an Langohren beherbergt, entzückt ist von diesem neuen Rechtsspruch"!

*) Vide Schlacht bei Nowawes   1886.

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In Wien   spielt sich seit einigen Wochen ein großartiger Streik ab, der die gesammte klassenbewußte Arbeiterschaft dieser Stadt, ja Oesterreichs   in Athem hält. Wir meinen den großen Streit der Perlmutter Arbeiter, von dem unsere Leser bereits in der Tagespresse gelesen haben werden. Die Perlmutter- Industrie ist in Wien   sehr entwickelt, und zum großen Theil als Haus- Industrie mit allen verheerenden Folgen derselben für die in ihr beschäftigten Arbeiter. Immer tiefer waren die Löhne gesunken, immer jammervoller hatte sich ihre Lage gestaltet, und doch war jeder Versuch, auf dem Wege des organisirten Widerstandes diesem Zustand entgegenzuwirken, angesichts der Zerstreutheit der Arbeiter als aussichtslos erschienen. Da endlich bekamen auch die Zwischenhändler, die sich Meister" nen­nenden Ausschwizer, die schädlichen Wirkungen des Systems zu kosten, die Exporteure" drückten immer weiter auf die Preise, und da von den Arbeitern nichts mehr auszudrücken war, so ging es ihnen an den Kragen. Das war aber natürlich gar nicht nach ihrem Geschmack, und sie beschlossen, sich gegen die übertriebenen Ansprüche des Kapitals" aufzulehnen. Und nun entdeckten sie plöglich auch, daß die Arbeiter gleiche Interessen mit ihnen haben, und forderten diese auf, mit ihnen dem ausräuberischen Kapital" den Krieg zu erklären. Bei einem Theil mag, wie es in solchen Fällen fa oft zu geschehen pflegt, das eigene Leid das Verständniß für Anderer Leiden geweckt haben, bei einer Anzahl dnr Herren aber war es nichts als ein taktisches Manöver: die Arbeiter sollten aufmarschiren, um das Mitleid des großen Publi­fums wachzurufen und es dem Streit sympathisch zu stimmen, und dann sollten sie abtreten, auf daß die Meister in Seelenruhe den Erfolg ein­heimsen könnten. Aber leider schlug die Berechnung fehl. Wohl traten die Arberter aus, und zwar in Massen, wie sie kaum erwartet worden, doch nichi um sich als Werkzeug gebrauchen zu lassen, sondern um selbst= ständig und ernsthaft für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, und statt sich von den Meistern leithammeln zu lassen, nahmen sie die Lei= tung ihrer Angelegenheiten in die eigene Hand- statt zu Geführten, wurden sie zu Führenden. Nicht in usurpatorischer Weise gegen die Meister, sondern durch die Logik der Thatsachen.

Und was thaten die Herren Meister? Sofort als sie sahen, daß die Arbeiter sich nicht als willenlose Puppen ausspielen ließen, ging ein Theil von ihnen hin und mogelte mit den Kaufleuten, mit den Inden" gegen die Arbeiter. Ja noch mehr, nicht zufrieden damit, die Arbeiter an dieselben Leute, die sie noch eben als den gemeinsamen Feind" be­zeichnet hatten, zu verrathen, planten diese Herren noch einen viel infameren Schurkenstreich.

Man höre, was die Wiener   Arbeiterztg." darüber schreibt:

Am Dienstag den 3. ds. fand in Ottakring   eine merkwürdige Versammlung statt, deren Verlauf wir nach dem Berichte der Desterr. Bolts- Zeitung" wiedergeben. Wir erinnern daran, daß acht Tage zu­vor eine genossenschaftliche Versammlung von den 300 Meistern beschlossen hatte, sich dem Streit anzuschließen.

Allerdings muß erwähnt werden, daß die wiederholt berührte Un­zuverlässigkeit der Meister sich auch hier wieder zeigte. Von den 4000 Mann, die im Streit stehen, haben sich im Verlaufe der Zeit einige Dußend abgebröckelt, die feige und pflichtvergessen den Genossen die Treue brachen. Leider kommt das bei jedem Streit vor, es sind dies­mal sehr Wenige, die dem Ganzen nicht schaden. Bemerkenswerth ist aber, daß die Meister, deren verhältnißmäßig geringe Zahl die Kon­trole viel leichter macht, die paar Verräther mit offenen Armen auf­genommen, und daß Viele von ihnen die Lehrlinge, welche ganz wehrlos find, Tag und Nacht arbeiten lassen. So wenig das für den Ausgang entscheidend sein kann denn die armen Burschen können den Arbeitsausfall nicht decken, und wenn sie sich auch zu Tode schin­den so bezeichnend ist es dafür, was für Leute diese Meister sind. Und nun zur Versammlung, der etwa 100 Meister beiwohnten. Die Desterr. Volks- Zeitung" meldet:

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Im Saale   zum goldenen Luchsen" fand gestern eine freie Ver­sammlung von Meistern der Perlmutterbranche statt, welcher auch der Gewerbe- Juspektor Kulka beiwohnte. Vertreter der Gehilfen waren nicht geladen. Den Vorsiz führte Herr Johann Dillinger, als Referent fungirte Herr Tomanet. Dieser erörterte die durch Vertheuerung des Rohproduktes geschaffene ungünstige Lage der Drechsler­meister, welche gebieterifch zwingt, eine Erhöhung der Preise zu beanspruchen, ohne dabei die Arbeitslöhne erhöhen zu fönnen. Er gibt der Anschanung Ausdruck, daß der Gehilfen= streit nur durch einen bestehenden Terrorismus verursacht sei, und beantragt zu beschließen, daß die Meister alle jene Gehilfen, welche nicht bis Donnerstag, 5. d. M., die Arbeit bedingungslos aufnehmen, als von ihnen entlassen betrachten und der Polizei deren Ausweisung überlassen. Dieser Beschluß sei durch eine De putation dem Minister- Präsidenten Grafen Taaffe und dem Polizei­direktor Baron Kraus zur Kenntniß zu bringen.

Im Anschlusse an dieses Referat ensspann sich eine mehrstündige Teb­hafte Debatte. Der Obmann der Lohnkommission, Herr Ramharter, weist aus einer Rekapitulation der Geschichte der jezigen Lohnbewegung nach, daß der Anstoß zum Streik von den Meistern ausgegangen sei und daß nur auf diesem Wege eine Besserung der Verhältnisse zu erwarten stehe, da die Exporteure gutwillig gar nichts bewilligen wür­den. Es sei aber nur recht und billig, die erzielten Vortheile mit den Arbeitern zu theilen.

Meister Köck ist gegen ein Zusammenwirken mit den Gehilfen, weil diese die Führung im Streit anstreben. Viele Arbeiter würden nur durch Einschüchterungen von der Wiederaufnahme der Arbeit abgehalten. Ein angemessener Preis werde sich durch Einschränkung der Produktion erzielen lassen.

Drechslermeister Hlinka mißt dem Indifferentismus der Meister die Schuld bei, daß das Gewerbe so niedergegangen. Er befürchtet, daß die Industrie vom Wiener Plaze gänzlich verdrängt und von Böh= men und Mähren an sich gerissen werden könne. Wien   habe geschulte Arbeiter und könnte durch die Qualität seiner Erzeugnisse den Markt beherrschen, aber die Gehilfen müßten sich entschließen, regelmäßig zu arbeiten und nicht in wöchentlich viertägiger Arbeit das Produkt zu­sammenzuhauen.

Janisch, Mitglied der Lohnkommission, weist darauf hin, daß Köck selbst von allem Anfang an für den Streit ge= wesen. Man möge bedenken, daß nicht nur 4000 Gehilfen, sondern mit ihnen eine Schaar von Weibern und Kindern hungern und auch viele Kaufleute durch diesen Streit geschädigt würden. Durch die An­nahme der von Tomanet empfohlenen Resolution würde man die Wiener   Jndustrie ruiniren, denn die Wiener   Meister hätten gewiß fein Interesse daran, ihre geschulten Arbeiter, die Stüße ihres Gewerbes, nach Böhmen   und Mähren   abschieben zu laffen.

Ramharter weist darauf hin, daß die Gehilfen in der Versamm­lung vom 25. November das feierliche Versprechen gegeben hätten, mit den Meistern Hand in Hand zu gehen, man möge sie nun im Stiche laffen. Die Objektivität habe ihn verpflichtet, wahrheitsgemäß zu er= klären, daß die Arbeiter zum Leben zu wenig, zum Ster ben zu viel verdienen. Man möge die Perlmutterdrechslerei nicht so zu Grunde gehen lassen, wie die Industrie auf dem einstigen Brillantengrund zu Grunde gegangen sei.

Jahn spricht für die Annahme der Nesolution Tomanek, Kober ist dagegen aus demselben Grunde wie Janisch, überdies set es nicht nothwendig, die Polizei zu Maßregelungen aufzufordern. Holetscher warnt davor, die Arbeiter in den Roth zu treten.

Nachdem unter lebhaftem Widerspruch eines Theiles der Versamm­lung von der Majorität der Schluß der Debatte angenommen wird, erhält Herr Tomanek das Schlußwort zu seinem Antrage. Er meint, die Resolution habe den Zweck, den Arbeitern die Wiederauf­nahme der Arbeit zu ermöglichen, den Arbeiterführern ge= bühre der Strick", denn heute sei es ganz unmöglich, den Preis­tarif von 1886 durchzusehen, und darum könne man an feine Lohn­erhöhung denken, im Gegentheil würden die Löhne reduzirt werden müssen. Die Abschiebung würde nicht die anständigen Arbeiter treffen, sondern die Krakehler". Nun wird die Resolution zur Abstimmung gebracht; da das Resultat zweifelhaft erscheint, wird die Stimmenans­zählung vorgenommen. Stöd ruft in den Saal, die Meister mögen ihr Interesse wahrnehmen. Unter großem Lärm und Tumult wird die Resolution mit 26 gegen 24 Stimmen angenommen." Dazu bemerkt die Arbeiterztg." treffend:

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Wir haben den Bericht abgedruckt, weil er von mehr als augen­blicklichem Interesse ist.( Sr zeigt, wie weit der rohe Egoismus, die