Der Unterschied zwischen höherer und einfacher Arbeit, skilled" unb unskilled labour", beruht zum Theil auf bloßen Illusionen, oder wenigstens Unterschieden, die längst aufgehört haben, reell zu sein und nur noch in traditioneller Stonvention fortleben; zum Theil auf der Hilfsloseren Lage gewisser Schichten der Arbeiterklasse, die ihnen minder als andren erlaubt, den Werth ihrer Arbeitskraft zu ertrozen. Zufällige Umstände spielen dabei so große Rolle, daß dieselben Arbeitsarten den Platz wechseln. Wo z. B. die physische Substanz der Arbeiterklasse ab= geschwächt und relativ erschöpft ist, wie in allen Ländern entwickelter fapitalistischer Produktion, verkehren sich im Allgemeinen brutale Arbeiten, die viel Muskelkraft erfordern, in höhere gegenüber viel feineren Arbeiten, die auf die Stufe einfacher Arbeit herabsinken, wie z. B. die Arbeit eines bricklayer( Maurer) in England eine viel höhere Stufe einnimmt, als Die eines Damastwirkers. Auf der andren Selte figurirt die Arbeit eines fustian cutter's( Baumwollsammtscheerers), obgleich sie viel förperliche Anstrengung kostet und obendrein sehr ungesund ist, als einfache" Arbeit. Uebrigens muß man sich nicht einbilden, daß die sogenannte ,, skilled labour" einen quantitativ bedeutenden Umfang in der National­arbeit einnimmt. Laing rechnet, daß in England( und Wales) die Existenz von 11 Millionen auf einfacher Arbeit beruht".( S. 186/87.) Man kann, denken wir, nicht deutlicher und präziser reden. Jedes Täuschen darüber, daß Marr sich die heut übliche Unterscheidung nicht zu eigen macht, sondern sie nur vorführt, um zu zeigen, warum heute die eine Arbeit so und die andere so bezahlt wird, ist direkt ausge= schlossen. Wenn daher Herr Krapotfin bei den Eingangs zitirten Stellen, die er, Gott   weiß woher geholt hat, ausdrücklich auch Mary" hinzusezt, so hat er entweder Mary nicht gelesen, was seine Ge­wissenhaftigkeit als Gelehrter in ein sehr bedenkliches Licht stellen würde, oder er hat Mary gelesen, und dann- fann man nicht gerade sagen, daß er Mary gefälscht hat*), aber er stellt ihn bei den Lesern in ein sehr schiefes Licht, sintemalen er unterläßt zu bemerken, daß wenn die Stollettiviſten", von denen er spricht, auch Marr" zitiren, um den Unsinn, den er sie sprechen läßt, zu beweisen, sie das sehr zu Unrecht thun. Wir können uns dieses, sein Verfahren, nun auch ganz gut er= klären, ohne daß wir aber damit sagen wollen, daß wir es auch recht­fertigen fönnten.

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Aus der zitirten Note sehen wir aber bereits, daß Marr sehr weit davon entfernt ist, die Frage der verschiedenen Grade der Arbeit in der heutigen Gesellschaft rein aus den mechanischen Produktionskosten" der betreffenden Arbeiter erklären zu wollen. Gehen wir daher auch auf diese Frage etwas ein.

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Aus Argentinien  .

Buenos Aires  , 5. November 1889.

Die wirthschaftlichen und politischen Zustände dieses Landes sind für den Arbeiter sehr wenig erquicklich. Zwar lockt es jahraus, jahrein einen Strom europäischer Auswanderer an, aber es geschieht das in­folge aller möglichen Mittel der Reklame. Die Einwanderer selbst finden sich sehr bald enttäuscht durch die hohen Wirths- und Lebens­mittelpreise, den verhältnißmäßig geringen Lohn und eine Polizei willkür, die in dieser Republik   fast ärger als im reaktionärsten monarchistischen Staate sich breit macht. Indem wir uns vorbehalten, die wirthschaftlichen Zustände Argentiniens   in einer späteren Korrespon= denz zu schildern, wollen wir den Lesern dieses Blattes heute nur einige polizeiliche Willkürlichkeiten aus dem politischen Leben dieses Landes mittheilen.

Argentinien   hat nach den Versicherungen der Propagandaschriften für die Einwanderung die freieste Verfassung der Welt, die das Wahlrecht Versammlungsrecht, Preßfreiheit ze. garantirt. Leider steht das alles nur auf dem Papier in Wirklichkeit sind diese Rechte für alle die­jenigen, die nicht mit dem herrschenden System durch Dick und Dünn gehen, todter Buchstabe.

So wird es z. B. der Oppositionspartei gegen die Regierung des jezigen Präsidenten Juarez Celman unmöglich gemacht, sich in die Wahllisten einzuzeichnen, so daß sie, die bei freier Ausübung des Wahlrechts höchst wahrscheinlich fiegen würde, gar nicht zum Wählen gelangt und es jedenfalls noch vorher zu blutigen Kämpfen kommt, weil die Regierung ihre Gewalt mißbraucht.

Wenn die Arbeiter bei den geradezu absurd gestiegenen Wohnungs­und Lebensmittelpreisen, dem bis über die Hälfte entwertheten Papier­gelde( Goldagio gegenwärtig 215-220) höhere Löhne fordern und sich zur Verständigung versammeln wollen, so liegt es ganz im Willen der Polizei, ob sie zusammenkommen dürfen oder nicht. In zahlreichen Fällen wird ihnen das unmöglich gemacht und Verhaftungen sind bei folchen Gelegenheiten sehr häufig. Auch die absolute Preßfreiheit ist hier durch die Verfassung garantirt. Wie sie gehandhabt wird, das haben wir erst dieser Tage in nächster Nähe erfahren. Das seit drei Jahren hier erscheinende deutsche   Arbeiterblatt Vorwärts" brachte am 26. Oftober einen Leitartikel mit der Ueberschrift Dr. Gelmann rüste t". Darin wird ausgeführt, daß der Präsident der Republik in Europa   für 20 Millionen Besos( 100 Millionen Fr. Papier  ) Gewehre und Kanonen bestellt, während Argentinien   mit allen Ländern Süd­Ameritas im tiefsten Frieden lebt. Da jezt schon die innerhalb der nächsten drei Jahre zu vollziehenden Wahlen für den Kongreß und den Präsidenten der Republik beginnen und die herrschende Partei sich durch ihre Mißwirthschaft ganz allgemein verhaßt gemacht hat, so sei

*) Denn er hütet sich, ihn selbst sprechen zu lassen.

Feuilleton.

ihr Sturz sicher, wenn sie ihn nicht vorher mit Gewalt zu verhindern suche. Zu diesem Zwecke werden jedenfalls die enormen Ausgaben ge­macht, und dies zu einer Zeit, wo das Land sich in einer Finanz­kalamität befindet, in der das Papiergeld bis über die Hälfte ent­werthet ist und die Regierung beinahe die letzten noch verfügbaren Ländereien im Feuerland an die Kapitalisten Europas   ausbietet, um wieder zirka 100 Millionen Besos für ihre Mißwirthschaft herauszu= schlagen. In demselben Artikel befanden sich auch einige scharfe Aus­lassungen gegen den Präsidenten Dr. Gelman, der das Haupt der Ne­attion in diesem Lande ist.

Unsere deutschen   Mordspatrioten, denen der Vorwärts" schon lange ein Dorn im Auge ist, konnten ihre Denunziantennatur nicht verleugnen und sandten eine Uebersetzung des Artikels, die jedenfalls die Sache noch weit übertrieben hat, an die Polizei. Am 26. Oktober erschien nun plößlich der Hauptmann der hiesigen Geheimpolizei, Otamendi, im Druckereilokal des Vorwärts" mit einem Nudel Begleiter, besetzten dasselbe und verhafteten den Herausgeber, Genoffen Adolf Uhle, und den Mitarbeiter des Blattes Josef Winiger, sowie den 14jährigen Segerlehrling Jakob Blankenhorn, führten sie auf die Polizeistation, wo sie erst nach 2 Tagen verhört und dann an das Kriminalgericht abgeliefert wurden. Die beiden legtgenannten ließ man, den einen 26 und den Knaben 50 Stunden ohne Nahrung fizzen. Der Staatsanwalt erhob Anklage auf Angriff auf die höchste Person der Republik  . Der Sezerlehrling wurde nach 3 Tagen Haft freigelassen, Uhle und Winiger, der eine als Herausgeber, der andere als Verfasser, in die Korrektionsanstalt San Juan in Untersuchungshaft gesetzt.*) Nicht genug, daß ihnen dadurch das Rechtsmittel der Vertheidigung wesentlich erschwert ist, da das Suchen nach einem Vertheidiger nur durch dritte Personen stattfinden kann, wobei viel Zeit verloren geht, wird auch die Druckerei von der Polizei bejezt gehalten, so daß das Blatt bis jetzt nicht weiter erscheinen konnte. Jedenfalls hat man es darauf abgesehen, das ganze Blatt zu ruiniren, um, wozu verschiedene Zeitungen schon früher aufgefordert haben, den Sozialismus hier in Argentinien   mit Stumpf und Stiel auszurotten. Ob ihnen das letztere gelingt, auch wenn sie den Vorwärts" ruiniren, wird die Zukunft lehren; die Er­fahrungen in Deutschland   und anderen Ländern machen das sehr un­wahrscheinlich, denn auch hier sind die wirthschaftlichen und politischen Verhältnisse der beste Nährboden für den Sozialismus.

Bemerkenswerth ist bei diesem Vorkommniß das Verhalten der hie­figen deutschen Presse.

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Während z. B. der Buenos Aires Herald", ein freisinniges eng­lisches Bourgeoisblatt, das Vorgehen der Polizei und Gerichte scharf tadelt, und, angesichts der durch die Verfassung garantirten Breßfreiheit, den Präsidenten Gelman auf den Weg der Privatflage verweist, bricht die deutsche   La Plata- Zeitung", das Organ der hiesigen deutschen Mordspatrioten, in einen Jubelruf aus ob diefer polizeilichen Helden­thaten und hat bei der Gele genheit zum ersten Male in seinen Spalten, vom Vorwärts" gesprochen, nachdem sie ihn drei Jahre lang fodt­geschwiegen. Das ehrenwerthe Blatt erwartet eben sicher, daß er jetzt vernichtet werde. Zu gleicher Zeit denunzirt es den Vorwärts" und und fordert auch dessen Schließung. Die Leser tennen ja nur zu gut den Charakter dieser Sorte der allergemeinsten Reptilienpreffe, die bis über die Ohren im Sumpfe der Charakterlosigkeit steckt. Bei jedem anständigen Menschen kann ein solches Verhalten nur Efel erwirken. Aber auch das sogenannte demokratische Argentinische Tageblatt", von einem gewissen Aleman   redigirt, fonnte es nicht unterlassen, sein Stück Holz zum Scheiterhaufen zu tragen und über den Mißbrauch der Preß freiheit" zu jammern. Als ob eine Freiheit etwas nüßte, die man nicht gebrauchen darf. Zu gleicher Zeit glaubt das Blatt darauf hinweiſeit zu müssen, daß wir Eingewanderten hier nur die Gastfreundschaft" des Landes genießen. Eine schöne Gastfreundschaft das? Den Einwande­rern verdankt das Land sein Emporkommen, die Argentiner ihren Neichthum. Die Steuern liegen zu neun Zehntel auf dem armen Volfe, weil sie indirekt erhoben werden, und so müssen die eingewan derten Massen nicht nur die Arbeit machen, sondern auch die sämmt­lichen Unkosten des Staats aufbringen, das Beamtenheer erhalten, furz alle Lasten tragen. Drüben in Europa   verspricht man ihnen in Argen­ tinien   eine neue Heimat zu bieten und troß alledem find wir nach der Kapitalistenlogit des Argentinischen Tageblattes" hier nur Gäste" und sollen uns ohne Murren die Haut über die Ohren ziehen lassen.

Ob dies schmußige Vorgehen der hiesigen Polizei und der sehnliche Wunsch der anderen deutschen Preßorgane bezüglich der Unterdrückung des Vorwärts" gelingt oder nicht, der Sozialismus wird hier leben und Fortschritte machen wie in allen andern Ländern.

Immerhin wäre es ein Verlust, wenn der Vorwärts" nicht wieder erscheinen fönnte. Denn er hat seit seiner Gründung stetig an Lesern zugenommen, war bei den hiesigen deutschen Arbeitern beliebt und nahm auch in der Arbeiterpresse eine geachtete Stelling ein. Die deutsche Kolonie gehört hier zu den wenigst zahlreichen und war die einzige, welche ein rein sozialistisches Blatt besaß, das sich, wenn auch mit Opfern der daran Betheiligten, zu halten im Stande war.

In den Provinzen geht es bezüglich der Preßfreiheit noch schlimmer zu. Vor 1/2 Jahren wurde z. B. einem Oppositionsblatt in La Plata  die Druckerei vollständig zerstört; dasselbe geschah fürzlich in Salla  , wo man zugleich die Lettern stahl und fie in die regierungsfreundliche Bresse brachte, um deren Material zu vervollständigen. Ein ähnlicher Fall fand statt in Mercedes   in der Provinz San Luis  , und in Tucu man sperrte man den Redakteur eines Oppofitionsblattes willkürlich

*) Nach seitdem eingetroffenen Nachrichten befinden sich die beiden Genossen bereits wieder auf freiem Fuße..

Eine Bauernrevolte vor hundert Jahren. dämpiten den Uufug, und löschten das Feuer der Empörung in manchem

( Schluß.)

Aber ganz so leicht sollte es doch nicht immer gehen:

Der zweite Vorfall lief ernsthafter ab. Die Mißvergnügten in der Gegend von Rochsburg   hatten nicht allein sich gegen ihren Herrn, den Grafen v. Schönburg, empört, sondern auch beschlossen, sich thätlich an ihm zu rächen, und ihn in seinem Schlosse zu Nochsburg zu überfallen. Sie vereinigten sich mit den Einwohnern der Stadt Burgstädte I, und rückten, 1200 an der Zahl, auf das Schloß. Der Graf war noch zeitig genug gewarnt worden, und entflohen. Die Auf­rührer konnten also ihre Nache nur am Schlosse auslassen, wo sie Alles ruinirten, was ihnen unter die Hände kam. Unterdessen hatte der Graf, um ihrer Wuth Ginhalt thun zu können, sich von einem Rittmeister des Regiments Churfürst Kürassier  , der in der Nachbarschaft stand, Hilfe ausgebeten. Der Rittmeister, welcher seinen Bosten nicht zu sehr ent­blößen wollte, kommandirte zu dieser Expedition nur einen Offizier und dreißig Mann. Dieses kleine Kommando, als es sich dem Schlosse näherte, wurde gewahr, daß die Aufrührer sich in Neih und Glied stellten, und Miene machten, dem Kommando, das auf dem schmalen Wege den Berg hinauf marichirte, den Eingang ins Schloß zu verwehren. Der Offizier, der Lieutenant v. Lichtenhayn, merkte nun wohl, daß er hier ohne Gewalt nichts ausrichten würde. Doch versuchte er güt= liches Zureden, und bat, dem Kommando Plaz zu machen. Allein statt der Antwort schleuderte man eine von jenen Snittelfeulen nach ihm, die dicht an seinem Stopf vorbei, und dem hinter ihm haltenden Unter­offizier mit solcher Gewalt auf die Brust flog, daß er rücklings vom Pferde fant. Gine Minute Zögerung, und ein Hagel von Steinen und Semitteln hätte das ganze Kommando von der Höhe herab zu Grunde gerichtet; allein der schnelle Entschluß des braven Offiziers ließ ihnen nicht Zeit dazu. Im Augenblicke des Snittelwurfs ergriff er die Pistole, feuerte sie ab, und setzte mit verhängtem Zügel in den dicksten Haufen der Aufrührer. Seine wackere Mannschaft folgte seinem Beispiel; sie schoß ihre Pistolen ab, und sprengte mit blanten Säbeln unter die Tollfühnen. Ein großer Theil, besonders die Bürger von Burgstädtel  *),

*) Die Bürgerschaft zu Burgstädtel   hat in einer öffentlichen Zeitung gegen den Herrn Lieutenant von Liebenroth sich sehr ungebehrdig angestellt, daß er in seinen Fragmenten, die Sächsischen  Bauern Unruhen betreffend( Dresden   und Leipzig   1791. Oftav,

nahmen sogleich die Flucht. Die übrigen, die sich zu widerseßen und mit Steinen und Knitteln zu wehren wagten, wurden mit Gewalt zu Baaren getrieben. Ginige zwanzig wurden verwundet, jedoch nur wenige gefährlich. Diese beiden Vorfälle, vom Gerücht vergrößert und ausgeschmückt, schwindelnden Kopf aus, der nur den Ansgang abgewartet hatte. Der Bauer wurde überzeugt, daß er es mit treuen Deutschen  , und nicht ntit eidbrüchigen Neu- Franken zu thun habe. Und sein Leben und seine heile Haut waren ihm zu lieb, uni beide muthwillig daran zu wagen. Als Saher bei Freiberg   einige Tausend Bauern an ihren in die Stadt ge flüchteten Gerichtsdirektor ein Schreiben voller Drohungen abschickten, bedurfte es bloß folgender ebenso lafonischen als fräftigen Antwort des Stommandanten, um sie zur Vernunft zurückzubringen:

,, An die Rebellen zu Gersdorf."

Ihr habt eurem Gerichtsdirektor geschrieben, daß ihit viele Tausend Bauern trotz aller Gegenwehr der Garnison  , mit Geivalt herausholen würden.

Diese Drohung ist mir sehr lächerlich; ich werde euch gewiß zu empfangen wissen. Ihr könnt euch aber die Mühe ersparen, hierher zu kommen; denn wofern ihr nicht bald ruhig seid, so werde ich selbst unvermuthet zu euch fommen, und euch durch Kartätschen zu­sammenschießen und durch Kavallerie zusammenhauen lassen, daß noch euren spätesten Nachkommen dieses Blutbad unvergeßlich sein und zur ewigen Warnung dienen soll."

Baron von Siller, Generallieutenant. Die versammelten Bauern ließen sich dieses Schreiben von dem Richter laut vorlesen. Sie wurden so bestürzt darüber, daß sie unverzüglich fich zerstreuten, und sich von nun an ruhig betrugen. Und so waren in einer Zeit von acht Tagen die Unruhen unter den sächsischen Landlenken ganz geftillt. Die Unterthanen, nachdem man sich der Mädelsführer bemächtigt hatte, fehrten von selbst wieder zum Gehorsam zurück, und verrichteten ihre Obliegenheiten wie zuvor. In dem Leipziger   und Thüringer   Streise hatte der Bauer so feinen Antheil an diesen Empörungen genommen. Sehr vieles trug auch zu dieser glücklichen Endschaft die churfürstliche Kommission bei, an deren Spiße sich der Herr Kanzler v. But rgsdorff befand, ein Mann, der mit tiefer Einsicht und mit einem Schatz von Kenntniffen, Leutseligkeit und strenge Bieberkeit verbindet, auch bei dieser Gelegenheit davon die glänzendsten Proben gab. Die Kommission prüfte bei ihren sechsunddreißig vorgenommenen persönlichen Untersuchungen auf das Gewissenhafteste die Beschwerden, sowohl der Gutsherren als der Unterthanen; sie ließ legteren volles Mecht widerfahren, wenn das eine sehr lefensiverthe Schrift, der ich bei diesem Auffage oft wörtlich gefolgt bin), ihres Antheils an diesem Aufruhr erwähnt habe.

ein, und als er wieder entlassen war, wurde er von einem Gedungenen meuchlings überfallen und verwundet.

Daß man mit unseren verhafteten Genossen sind der Druckerei nicht ähnlich verfahren ist, haben sie jedenfalls nur dem Umstande zu danken, daß sie schweizerischer Nationalität sind und man bei Zerstörung der Druckerei und Verlegung von Personen die Intervention eines fremden Landes zu gewärtigen hat.

Sie ersehen aus dem Vorstehenden, daß diejenigen, welche hier für die Verbreitung des Sozialismus einstehen, auch im freien Argentinien  Verfolgungen und Maßregelungen zu ertragen haben. Aber mag da kommen, was da wolle, wir kämpfen weiter.

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Wir stehen fest und wanken nicht, Bis daß die Sklavenkette bricht.

Sozialpolitische Rundschau.

London  , 23. Dezember 1889.

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- Zu den Berliner   Stadtverordnetenwahlen geht uns von Berliner   Genossen folgende Zuschrift zur Veröffentlichung zu: Es ist sehr bedauernswerth, daß im Augenblick, wo Freunde wie Gegner der Betheiligung an den Stadtverordneten- Wahlen dabei sind, auch bei den Stichwahlen den Feinden zu zeigen, daß ein von der Ge­sammtheit oder der Majorität der Genossen gefaßter Beschluß in muster­giltiger Disziplin zur Ausführung gebracht wird von verschiedenen Arbeiterblättern, sowie auch von unserm Wortführer, dem Sozialdemo­frat", Bemerkungen gemacht werden, die nach Inhalt und Form nicht allein die Gegner der Wahlbetheiligung unter den Genossen aufs Schwerste beleidigen müssen, sondern auch hauptsächlich auf die Unterdrückung eines feden selbstständigen Gedankens innerhalb der Partei hinzielen. Es fann ja jest nicht unsere Sache sein, durch nochmaliges Darlegen der für die Gegner der Wahlbetheiligung maßgebenden Gründe zu be­weisen, daß der Verfasser jener Notiz im Sozialdemokrat" durch die Behauptung, daß ein Theil der Berliner   Genossen sich durch die radi­falifirenden Sophismen einer schwächlichen Enthaltungspolitik habe irre­führen lassen" eine Oberflächlichkeit in der Kenntniß der verflossenen Berliner   Wahlbewegung befundet hat, die er im Interesse der Dis­ziplin besser für sich hätte behalten sollen. Doch es kommt uns vor allen Dingen darauf an, energisch im Namen aller selbstständigen Ge­nossen gegen die Art und Weise, mit welcher man in Arbeiter= und Parteiblättern solche Personen, die Tag und Nacht für die Verbreitung der Ideen der Partei arbeiten, selbstverständlich aber eine selbstständige Meinung besigen, beschmutzt und sie als immer im Gegensatz zur Partei hinzustellen sucht. Die Berliner   Genossen werden es sich nicht nehmen lassen, nach wie vor ihre eigene Meinung über gewisse Punkte und Handlungen innerhalb der Partei zu haben, sie werden dieselben in sachlicher Weise vorbringen, verlangen aber entschieden, daß nicht einzelne Personen das Recht haben, über sie in verdächtigender Weise herzufallen."

no- no.

So die Genossen. Wir müssen gestehen, daß wir wirklich nicht be­greifen, wie sie aus einer so unverfänglichen Notiz, wie die in Nr. 48 veröffentlichte, so gehässige Absichten haben herauslesen können. Wir haben nichts dergleichen darin gefunden, sonst hätten wir sie nicht auf­genommen, und es steht auch für uns außer Zweifel, daß es dem Ver­faffer ferngelegen, irgend jemand zu verdächtigen" oder gar zu be­schmutzen". Er hat sich gegen einte, nach seiner Ueberzeugung falsche Ansicht gewendet, das ist Alles. Wie sollen wir überhaupt noch dis­futiren, wenn man nicht mehr am Abend einer fiegreichen Schlacht Denen, die gegen eine Aufnahme derselben gewesen, als Stamerad zu­rufen darf: Nicht wahr, nun seid auch Ihr überzeugt, daß es ein Fehler gewesen wäre, vom Kampf abzustehen?"

Mehr sagt die Notiz nicht, und wir sind der Meinung, daß die Ge­nossen, wenn sie sie bei ruhigerer Stimmung noch einmal durchlesen, auch keine andere Absicht darin finden werden.

Gs mag ja sein, daß der Einsender nicht alle Gründe kannte, welche einem Theil der Berliner   Genossen eine Betheiligung an den Stadt­verordnetenwahlen für unthunlich erscheinen ließen, er hat sich nur aut die gehalten, die gemeiniglich gegen Wahlbetheiligungen geltend gemacht werden die sogenannten prinzipiellen" Enthaltungsgründe und in dieser Beziehung fönnen wir ihm nur Recht geben, wenn er sie als " Sophismen" bezeichnet. Das ist nichts Ehrenrühriges. Steiner von uns ist unfehlbar; es kann Jedem passiren, daß er sich durch Sophis men irreführen läßt. Schreiber dieses wenigstens muß gestehen, daß es ihm schon manchesmal passirt ist; er bedauert es, aber er schämt sich dessen nicht.

Judeß wenn wir auch die prinzipielle" Enthaltungspolitik verwerfen, so sagen wir damit keineswegs, daß die Wahlenthaltung unter allen Umständen falsch sei. Unter bestimmten Voraussegungen kann sie sehr wohl richtig, oder doch das kleinere von zwei llebeln sein. Ob und in wie weit diese Voraussegungen zutreffen, das ist nicht immer leicht zit erfennen, darüber wird es also wohl stets Meinungsverschiedenheiten geben. Glücklich die Partei, in deren Schooße alsdann die Minderheit in so großartiger Weise Disziplin übt, wie es jetzt bei den Sozial­demokraten Berlins   geschehen. Dafür haben wir nur Ein Gefühl das bewundernder Anerkennung.

Diese freiwillige Unterordnung der eigenen Anficht mag den betreffen­den Genossen nicht leicht geworden sein, und das erklärt uns ihre Ge­

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Recht auf ihrer Seite war, sie strafte aber auch ebenso unparteilsch die Schuldigen und Mädelsführer. Die Anzahl der letzteren, die nach und nach in Verhaft gebracht wurden, belief sich auf 158. Sie wurden, nach der Größe ihrer Missethaten, mit Festungsbau, Zuchthaus, oder auch nur mit Gefängniß bestraft.

Der Geist der Milde und Güte, der als eine Frucht wahrer Auf­flärung die Verwaltung deutscher Staaten in unserm Zeitalter bezeichnet, wirfte auch hier. So wie die ganze Stillung des Aufruhrs niemand das Leben gekostet hat, so wurde auch keiner der Verbrecher nach der Strenge des, Gesetzes behandelt. Selbst die auf dem Festungsbau und im Zucht­hause befindlichen Anfrührer machen daselbst eine eigene Staffe aus, und fragen die gewöhnliche Kleidung solcher Gefangenen nicht. Sie sind von ihnen, auch bei der Arbeit, abgesondert, und diese Arbeit ist leidlich, und dient mehr zur Erhaltung ihrer Gesundheit. Sie haben zwar ein Gisen am Fuße, es ist aber leichter als das Eisen andrer Baugefangenen. Einige, welche zur Unterhaltung ihrer zahlreichen Familie in ihrer Heimath ganz unentbehrlich waren, sind sogar zu den Ihrigen wieder entlassen worden, doch müssen sie dort das Eisen am Fuße so lange tragen, als die Zeit der ihnen zuerkannten Festungsstrafe dauert.

So wie der Churfürst sein treues Militär belohnte, so belohnte er auch durch Beschenkungen mit goldenen Huldigingsmedaillen, mit 20, 40, 60 und mehr Stück Vicariatsthalern, verschiedene einzelne Bauern, die sich in aufrührerischent Dörfern weder durch die Drohungen noch Mißhandlungen der Menge, von ihrem Gehorsam und ihren Pflichten hatten abspänstig machen lassen. Und dieser Beispiele sind nicht wenig. Die ganze Gemeinde Schönau   im Amtsbezirke Cheminiz, die mitten unter vier der unruhigsten Dörfer lag, ließ sich von dem allgemeinen Schwindelgeist doch nicht fortreißen, sondern wies die Abgeordneten mit Verachtung von sich, und beschloß, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, wenn die Aufrührer ihre Drohungen in Erfüllung bringen wollten. Der Churfürst vergalt ihre Treue durch Schenkung einer ansehnlichen Geldsumme.

Judent ich diesen Aufsaß schließe, fann ich mich nicht entbrechen, eine Anmerkung über das auffallende Stillschweigen der meisten deutschen Zeitungen zu machen. Sie, die so eifrig selbst die unverbürgtesten( e- rüchte von Voltsaufruhr, Meuterei, Revolutions- Gräueln, Ungehorsam zc. verbreiten und nacherzählen, sie schweigen so ganz von dem schönen ehren­vollen Muster der Kriegszucht und Treue deutscher Krieger, dem Pflicht­effer einzelner Unterthanen, und der Entschlossenheit und Milde bes Landesregenten, welches ein Feuer in der Asche erstickte, das bei einer andern Behandlung leicht in volle Flammen hätte ausbrechen, und durch feine Ansteckung ganz   Deutschland in den chaotischen Zustand der franzö= sischen Anarchie versezen können. Kaum daß jene Zeitungen die Tilgung dieser Unruhen mit ein Paar Zeilen bemerkten."

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