etwas Aehnliches geschehen; in das Reichsgesez betreffend das Koalifionsrecht der Arbeiter müßte ein Passus eingefügt werden, durch welches die Interpretation des Reichsgerichts ausgeschlossen wird. Der Antrag wird von sozialdemokratischer Seite unzweifelhaft gestellt werden ob sich aber in diesem Kartellreichstag eine Mehrheit dafür finden wird?
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Ein Staatsanwalt, der seinen Beruf richtig erfaßt hat, ift Herr Schulze, mit dem Beinamen Vellinghausen , in Bochum . Was ist der Beruf des Staatsanwalts? Auf die Beobachtung des Gesetzes zu achten, für das Recht einzutreten und das Unrecht zur Verantwortung zu ziehen, antwortet vielleicht ein naiver Leser. Unglücklicher, hast Du ein Menschenalter geschlafen? Das, was Du fagit, war einmal oder wurde wenigstens einmal geglaubt lang, lang ist's her wver aber den Geist der Neuzeit richtig erfaßt hat, der weiß, daß das dummes Zeug ist, Ammenmärchen, durch die kein vernünftiger Mensch sich beirren läßt. Der wirkliche Beruf des Staatsanivalts besteht darin, ein Aufpasser für die Machthaber in Staat und Gesellschaft zu sein, eifersüchtig darüber zu wachen, daß die bestehenden Gesetze so gehandhabt werden, daß wie sie auch lauten, sie unbedingt jenen zum Vortheil gereichen. Ein guter Staatsanwalt darf sich nicht darauf verlassen, wie die Gesetze seinerzeit vom Gesetzgeber gemeint und von der Praxis bisher geübt wurden, er muß es verstehen, in ihnen einen Sinn zu entdecken, ein Wort, eine Phrase so zu deuten, daß sie fich als eine neue Stüße für die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung, das heißt für die Allmacht der Behörden und des Kapitals erweisen. Nur wenn er das versteht, füllt er seinen Posten aus und kann auf Beförderung rechnen, und Heil ihm, Herr Schulz- Welling haufen versteht es! Das glänzende Beispiel des großen Tessendorf hat auf ihn seine Wirkung nicht verfehlt, es hat ihn begeistert, und ohne uns einem übertriebenen Optimismus hinzugeben, glauben wir fagen zu dürfen, daß nach den bisher gelieferten Proben der Schüler zu der Hoffnung berechtigt, er werde den Meister überflügeln, soweit er es nicht jetzt schon gethan.
Man höre nur folgendes Rundschreiben des Herrn an die Beltzeiwaltungen seines Amtsbezirks:
In der letzten Bergarbeiter- Versammlung ist wiederholt geäußert worden, man werde die Arbeit einstellen und von neuem streifen, wenn nicht die Arbeitersperre aufgehoben und die entlassenen Arbeiter wieder angenommen würden. Sollte in einem konkreten Falle ein derartiges Anfinnen an eine bestimmte Zechenverwaltung gestellt sein, dann liegt der Thatbestand der versuchten Erpressung vor( S$ 253, 43 und 44 Str.-G.-B.), denn kein Arbeiter hat den rechtlichen Anspruch darauf, zur Beschäftigung auf einer Beche zugelassen zu werden. Die Annahme eines Arbeiters liegt vielmehr in dem freien Willen eines Arbeitgebers; man will also dem Arbeiter einen rechtswidrigen Vermögensvortheil, d. h. einen solchen, der ohne einen bestehenden Rechtsanspruch erlangt werden soll, verschaffen, wenn man die Zechenverwaltungen durch Drohungen, S. H. die Anfündigung der Zufügung irgend eines Uebels, als welches sich die Einstellung der Arbeit fei es mit oder ohne Kündigung, charakterisirt, zu bestimmen versucht, gegen ihre freien Entschließungen Arbeiter überhaupt oder bestimmte Arbeiter anzunehmen. Indem ich der Polizei- Verwaltung dies zur gefälligen Beachtung mittheile, weise ich zugleich darauf hin, daß das Reichsgericht die diesseitige Auffassung über die Auslegung des § 110 des St.-G.-B. nunmehr gebilligt hat. Demnach ist Jeder strafbar, der öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften oder Darstellungen zum Einstellen der Arbeit ohne Innehaltung der Kündigungsfrist auffordert; denn hierin liegt eine Aufforderung zum Ungehorfant gegen das Berggesez. Der Staatsanwalt: SchulzeBellinghausen."
Bravo! Das nennen wir doch noch Justiz! Der hat begriffen und wird es den Arbeitern beibringen, was" Ordnung und Gesez" heißt. Eine Streifankündigung Erpressung. Streit ohne Kündigung -Widerstand gegen die Staatsgewalt. Auf die Erstere steht Gefäng= niß nicht unter einem Monat, auf den Letzteren Geldstrafe bis zu 600 Mt. oder Gefängniß bis zu zwei Jahren. Het, das bringt Euch zur Raison, Ihr Arbeiter!
leber den Widerstand gegen die Staatsgewalt" fiehe die vorstehende Notiz. Hier einige Worte über die„ Erpressung".
Ratürlich ist es keine Erpressung, wenn der Fabrikant dem Arbeiter vorschreibt, Du trittst aus diesem oder jenem Verein aus oder marsch, fuch Dir andere Arbeit. Ebenso ist es teine Erpressung, wenn die Unternehmer Arbeiter, die von ihren Kameraden zu Wortführern ihrer Beschwerden gewählt worden, aus der Arbeit jagen, Sperre" über fie berhängen. Das ist nur legitime Ausübung des natürlichen Rechts des Unternehmers. Genau, wie es keine Wahlbeeinflussung ist, wenn durch Format und Dicke des Stimmzettels Kontrole ausgeübt wird, wie jeder Bergmann stimmt was allerdings in Bochum nie vorgekommen ist. Wie würde sich sonst Herr Schulz- Bellinghausen in's Zeug gelegt haben!
Doch nein, keine Ironie solchen Gemeinheiten gegenüber ist nur grobe Frattur am Plazze. An den Schandpfahl mit diesem elenden Streber, der das Recht zu verdrehen sucht, um die Schwachen wehrlos der Brutalität der Starken zu überliefern! An den Schandpfahl mit dem servilen Burschen, der die Justiz verkuppelt zur Dirne der Mächtigen und Reichen! An den Schandpfahl mit diesem Agenten schamloser Rechtsprostitution! Jell
Und, wenn er heute für seine schmutzigen Liebesdienste Geld und Ehren erntet es wird die Zeit kommen, wo die Arbeiterklasse ihn aur Mechenschaft ziehen wird. Auf die Herrenjustiz Volksjustiz!
Wir theilten bereits mit, daß Genosse A. Sabor für den nächsten Neichstag nicht wieder kandidiren wird. Er hat diesen Entschluß in folgendem Brief, der in einer Versammlung sozialistischer Wähler in Frankfurt am Main zur Verlesung kam, seinen bisherigen Wählern mitgetheilt:
Au meine Wähler! Bon meinen Parteigenoffen wurde ich aufge= fordert, die Kandidatur für Frankfurt wieder anzunehmen. Mein Ge= fundheitszustand nöthigt mich jedoch, diesmal den Antrag abzulehnen. Den geehrten Wählern, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben, danke ich herzlich und bitte sie, dasselbe auch dem zu meinem Nachfolger in der Kandidatur bestimmten Herrn W. Schmidt in Frankfurt a. M. zuzuwenden. Derselbe ist mir seit Jahren als ein durchaus zuverlässiger und tüchtiger, ebenso charakterfester wie besonnener Mann bekannt, der nicht nur die sozialen Rechte der Arbeiter, sondern auch die politischen Forderungen der Demokratie mit Eifer vertritt. Möge das deutsche Volk bei den bevorstehenden Reichstagswahlen eine recht große Zahl Bertreter der entschiedenen Opposition nach Berlin entsenden und zeigen, daß es die Methode, durch Hilfsmaßregeln in kleinem und Unterdrückung in großem Stil die Schwierigkeiten zu heben, als eine verfehlte und allseitig verderbliche anerkennt! A. Sabor."
Die Versammlung proflamirte alsdann einstimmig W. Schmidt zum Standidaten der Sozialdemokratie für den Wahlkreis Frankfurt am Main .
- Die Begründung des Strafautrages durch Herrn Pinoff war nichts als eine Verherrlichung des Kammhoff und feiner Zeugen". Alle sind Engel an Reinheit und Wahrheitsliebe. Niemand ist glaubwürdiger als der Zenge" Weber, der nicht nur feine ehemaligen Gesinnungsgenossen schmählich hinterging, sondern auch nach eigenen Geständniß die Polizei, die ihn gedungen, ab und zu be= logen hat. Niemand ist zuverlässiger als der Zeuge Münnich, von deffen eid Lichen Aussagen die Eine die Andere Lügen straft. Niemand ist. gewissenhafter als Röllinghoff, der die Revolution taum erwarten" kann und sich daher mit Rapporten an-die Polizei Sie Zeit vertreibt. Und nie hat es einen edleren sittenstrengeren Mann gegeben, nie einen Menschen, der so glänzend sich von allen gegen ihn erhobenen Vorwürfen gereinigt, wie Kammhoff. Tadellos steht er da, ein pflichtgetreuer Beamter", wie es keinen zweiten gibt.
Wirklich? Keinen zweiten? Und doch ist es uns, als hätten wir schon einmal einen Helden der politischen Polizei so benennen hören. Ach richtig, wie sollten wir ihn auch vergessen! Es war Herr Ihring- Mahlow. Und Herr Pinoff hat sehr Recht, wenn er auf seinen Stammhoff dasselbe Beiwort anwendet, wie Putttamer auf seinen Ihring- Mahlow .
Besser konnte er ihn nicht, besser nicht seinen ganzen Prozeß charakte= risiren.
- Der ,, Achtstündige Arbeitstag", das vom Pariser Kongreß beschlossene Organ für die Acht stundenbewegung, ist nun endlich erschienen. Die erste Nummer enthält einen Einleitungsartikel des Züricher Exekutiv- Komite, in dem das Programm des Blattes dargelegt wird, eine sich an diesen Artikel anschließende Erklärung seines Redakteurs, Genosse E. Wullschleger in Basel , einen Artikel über die Achtstunden- Bewegung in Deutschland , einen über die AchtstundenBewegung in England und Kleinere Mittheilungen. Dieser ersten Nummer foll noch bis Neujahr eine zweite folgen, und also avann, wenn genügende finanzielle Unterstügung in sicht steht, womöglich alle vierzehn Tage eine Nummer erscheinen. Bis auf Weiteres wird der„ Achtstündige Arbeitstag" in den drei Hauptsprachen: deutsch, englisch und französisch, herausgegeben, und zwar in jeder der drei Sprachen als besondere Ausgabe.
Es wäre unbillig, von der ersten Nummer gleich die Berücksichtigung aller Erwartungen, welche an dieses Blatt gestellt wurden, zu verlangen, es ist vielmehr nur natürlich, daß sie im Wesentlichen nur eine Einführung in das Gebiet ist, das die Redaktion zu behandeln gedenkt. In dem Programmartikel heißt es in dieser Hinsicht:
# 111
Der achtstündige Arbeitstag" lautet der Name unseres Blattes, weil der Normalarbeitstag unzweifelhaft den Kern und Mittelpunft jeglicher Arbeiterschutzgesetzgebung ausmacht, welche diesen Namen verdient.
Wollen wir aber die internationale Fabrifgesetzgebung, so müssen wir auch den nationalen Gesetzgebungen über den Arbeiterschutz unsere Aufmerksamkeit widmen.
Der zweite Zweck dieses Blattes ist daher, auf Grund der Berichte der Vertrauensmänner der Arbeiterparteien aller Industriestaaten Europas und Amerikas jedem Leser einen flaren Einblick in den Stand und Fortschritt der Arbeiterschußgesezgebung in den verschiedenen Ländern zu verschaffen.
Ganz naturgemäß wird hiemit auch der dritte Zweck unseres Blattes erfüllt, welcher in der Darstellung der Arbeiter= bewegung der Gegenwart besteht.
Das sind die Aufgaben, in deren Dienst sich unser Blatt stellt. Möge es auch von unseren Feinden fleißig gelesen werden. Daß unsere Freunde diesseits und fenseits des Ozeans dasselbe thatkräftig unterstüßen werden, dafür bürgt uns der unvergeßliche Rongreß vom 14.- 21. Juli 1889 in Paris .
Anderseits werden auch wir Schweizer Alles thun, was in unfren Kräften steht, um das hohe Vertrauen zu rechtfertigen, welches uns unsere Genossen bewiesen haben, als sie die Leitung des Blattes in unsere Hände legten. Das Erekutiv Komite in Zürich ."
Wir begrüßen den„ achtstündigen Arbeitstag" und wünschen ihm ein gedeihliches Wirken.
- Die kapitalistische Presse in und außerhalb der Schweiz glaubt ungeheuer geistreich zu sein, wenn sie den„ achtstündigen Arbeitstag" den Tagedieb" schimpft. Es ist dieses Wort weniger wißig als wahr. In der That gestehen die biederen Stribifare damit, daß heute der Arbeitstag des Arbeiters nicht diesem gehört, sonderm vom Kapitalisten geeignet wird, denn wie könnten sie sonst von Tage- Dieberei sprechen, wo es sich darum handelt, dem Kapitalisten die Verfügung über einige Stunden des Tages des Arbeiters zu nehmen und sie dem Arbeiter zurückzugeben? Die Dummheit können wir ihnen unmöglich zutrauen, daß sie jeden, der nicht mehr als acht Stunden pro Tag schanzt, als Tagedieb im Sinne von Faulpelz, Nichtsnuzz 2c. bezeichnet haben wollen. So gefcheidte Leute werden doch nicht ihre eigenen Brodgeber beschimpfen wollen?
In dem vorbezeichneten Sinne aber mögen sie uns ruhig Tagediebe schimpfen. Es soll uns so wenig anfechten als die ähnlich lautenden Ehrentitel das Bürgerthum verhinderten, mit den feudalen Privilegien gründlich aufzuräumen.
sid
DE
151151 s Ein neuer Weltkongres in Aussicht. Folgende Resolution wurde jüngst in einer großen Arbeiterversammlung in New York einstimmig angenommen
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" In Erwägung, daß es von der größten Wichtigkeit für das Interesse der organisirten Arbeiter dieses Landes und aller anderen Länder ist, daß die Internationale Ausstellung, welche im Jahre 1892 in der Stadt New- York abgehalten werden soll, nicht nur zeigen soll, wie weit der Handel und die Industrie fortgeschritten ist, sondern auch den organisirten Arbeitern, deren Interesse und Bestrebungen in allen zivilisirten Ländern identisch sind und welche den Reichthum, der auf allen internationalen Weltausstellungen zur Schau gestellt wird, erzeugt haben, die Gelegenheit geboten wird, die Bande der Einigkeit um die Lohnarbeiter der ganzen Welt zu schlingen;
In Erwägung, daß während der Weltausstellung, welche im vergangenen Sommer in Paris stattfand, ein internationaler Arbeitertongreß stattfand, dessen Berathungen und Beschlüsse die Ziele der Arbeiterorganisationen in allen Ländern, welche dort vertreten waren, gefördert haben; daher sei es
Beschlossen, daß wir Arbeiter und Bürger von New- York , der Amerikan Federation of Labor, dem Orden der Kings of Labor, der Central Labor Federation von New- York und allen anderen Arbeiter= Organi= fationen dringend anempfehlen, darüber zu berathen, ob es nicht rath= sam sein würde eine Internationale Arbeiter Konvention im Jahre 1892 während der Weltausstellung in New- York einzuberufen, und daß eine solche Konvention in einer des amerikanischen Volkes und der großen Sache der Emanzipation der Arbeiter würdigen Weise organifirt werde."
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Im Anschluß hieran wurde beschlossen, ein provisorisches Stomite zu ernennen, welches sich bezüglich der in der Resolution ausgesprochenen Zwecke mit den verschiedenen Arbeiter- Organisationen in Verbindung jezzen soll. Die sozialistische und Arbeiter- Presse hat sofort die Diskussion der Frage aufgenommen, die natürlich sehr ernsthaft erwogen werden muß, che bestimmte Maßnahmen getroffen werden. Insbesondere würde sich unserer Ansicht nach eine vorherige Anfrage bei den Vertretern der Gewerkschaften und Arbeiterparteien der alten Welt dringend empfehlen.
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Ueber den voraussichtlichen Nutzen, den ein Internationaler Arbeiterfongreß auf amerikanischem Boden für die Arbeiterbewegung in Amerika haben könnte, schreibt die New- Yorker Volks- Zeitung": Wie wir schon wiederholt betont haben, ist die internationale Solidarität der Arbeit längst dem Gebiete rein prinzipieller Ausführungen und allgemeiner Redensarten entrückt worden und in das der unabweisbaren, praktischen Nothwendigkeit getreten. Nur dem Umstande, daß die Erkenntniß dieser Wahrheit in die Reihen der amerikanischen Arbeiterklasse noch sehr spärlich gedrungen, daß lettere zu einem großen Theil noch in nationalem Düntel befangen ist, ist es zuzuschreiben, daß unsere Arbeiterbewegung gegenüber denen in anderen Ländern so beträchtlich zurückgeblieben ist. Der Verbreitung einer solchen SolidaritätsErkenntniß muß ein in der Metropole der Ver. Staaten tagender Welt- Kongreß der Arbeit einen mächtigen Anstoß geben. Er wird unseren eingeborenen, auf ihre„ ,, amerikanische Freigeborenheit" so thöricht stolzen Arbeitern zeigen, welch mächtige Wurzeln der Klassengeist, von dem sie keine Ahnung haben, in die Reihen der Arbeiter anderer Kulturländer geschlagen hat und wie unermeßlich weiter diese Arbeiter auf dem Wege der Organisation und des sozialen Befreiungskampfes fortgeschritten sind. Er wird gewissen döstöpfigen" oder selbstsüchtigen, auf Jobs" hungrigen Führern", die mit der kapitalistischen Presse um die Wette gegen die Sozialisten zu hezen pflegen, zeigen, daß es in der Arbeiterbewegung der ganzen übrigen Stulturwelt feinen einzigen Wortführer mehr gibt, der nicht von den Ideen der sozialen Nevolution durchdrungen wäre.(?) Er wird mit einem Worte unserer Arbeiterschaft eine Anschauungs- Lektion in sozialer Solidarität geben, die durch nichts anderes zu erseyen ist.
Es gibt aber auch eine Menge rein praktischer, für die augenblick= liche Lebenshaltung unserer Arbeiter wichtigen Fragen, deren Erledigung erfolgreich nur durch einen internationalen Kongreß angebahnt werden fann. Abgesehen von der, durch den Pariser Kongreß angeregten Frage der Arbeiterschutzgesetzgebung, deren Durchführung in jedem Lande von der Stärke der politischen Organisation der Arbeit abhängt, sei beispielsweise nur die Pauper- Importation" als eine dieser Fragen erwähnt. Daß alle von der gegenwärtigen lassengesetzgebung erlassenen
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Gefeße gegen Kontrakt- und Pauper- Arbeit für die Kaz' bleiben und nur demagogischen Stimmenfang bezwecken, dürfte nachgerade sogar dem vernageltesten unserer Freigeborenen" einleuchten. Unter Voraussetzung einer permanenten internationalen Verbindung aber, wäre es mit Hilfe der Arbeiter- Organisationen anderer Länder leichter, nicht nur die Durchführung bestehender Geseze zu erzwingen, sondern auch den Sklaven- Importeuren selbst weit schärfer auf die Finger zu sehen und in vielen Fällen ihrem Treiben Einhalt zu thun.
Dies sind nur einige wenige der Gesichtspunkte, die bei der Veran staltung eines internationalen Weltkongresses der Arbeit in unserem Lande in Betracht kommen. Es ist dies ein großes, vielversprechendes Wert. Von der Einsicht, dem praktischen Takte und der Energie unserer fortgeschrittenen Arbeiter- Organisationen wied es abhängen, dasselbe zu einem in der Geschichte unserer Arbeiterbewegung epochemachenden Erfolge zu gestalten.
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Korrespondenzen.
Bremen , 18. Dez. Unser Hieb, den wir Ehren- Willmann beigebracht( siehe Nr. 49 des Soz.- Dem.), scheint gesessen zu haben. Der brave Jugendbildner hat in seiner Angst sich an die Polizei gewandt und die preußisch- bremische Polizei hat sich denn auch in ihrer blinden Wuth auf die Lehrer seiner Schule gestürzt. Wie wir hören, sollen dieselben behaussucht worden sein, ja auch einige Verhaftungen sollen vorgenommen worden sein. Nein, Herr Polizeiinspektor Rasch, für so gefcheidt hätten wir Sie denn doch nicht gehalten, daß Sie auf die armen Lehrer losstürzen würden, wie der gereizte Stier auf den ihm am nächsten Stehenden. Du lieber Gott, die harmlosen Lehrer Korrespondenten am Sozialdemokrat"! Das ist wirklich genial. Aber freilich, was soll man von einem Polizeihirn mehr erwarten. Hoffentlich sorgen Sie, nachdem Sie das Ihrige, wenn auch vergeblich, zur Ermittelung des bösen Sorrespondenten gethan, nun aber auch dafür, daß der Ehren- Willmann seiner verdienten Strafe nicht entgeht. Uebrigens find wir mit Ihrem Schüßling, dem frommen Isaat in der Westerstraße, noch nicht fertig; wir wohlgemerkt, wir Sozialdemokraten, werden dafür sorgen, daß vor allen Dingen die Sache in der Bürgerschaft zur Sprache kommt, und wenn Sie jämmit liche Lehrer Bremens darüber einsteckten. Es thäte uns leid, aber wir tönnen es nicht ändern.
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Zum Schluß, Herr Polizei- Inspektor, Sie find ein Genie: noch einige solcher Streiche, und unser Standidat wird schon im ersten Wahlgang gewählt. Wir schütteln Ihnen im Stillen dankbar die Hand.
Nachruf.
Donnerstag, den 5. Dezember, verstarb nach furzem Strantsein, im Alter von 47 Jahren, unser treuer Freund und Mitkämpfer, Genosse Wilhelm Langbein.
Die Arbeiter Sprembergs werden sich seiner langjährigen, mühevollen Thätigkeit stets dankbar erinnern. Ehre seinem Andenken. Spremberg im Dezember 1889. sj
Die Parteigenossen.
Zur rechtzeitigen Kenntnißnahme. Bei Duartalschluß müssen& nd sämmtliche Briefabonnements
voraus bezahlt sein.
Allen Bestellungen auf direkte oder indirekte Brieflieferung ist ohne jede Ausnahme die volle Baarzahlung beizulegen.
Die direkten Briefabonnements sind stets, sofern nicht Ausnahmen vereinbart sind, bis Ende laufenden Jahres vorauszuzahlen.
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Ersaz für Versandtverluste liefern wir nur gegen Einsendung des Porto bei Reklamationen.
Einzeln- Kreuzband- Sendungen ins Ausland sperren wir mit Quartalschluß, wenn Neubestellung und Geld bis dahin ausbleiben.
Der ,, Sozialdemokrat".
Bestellungen auf den„ Sozialdemokrat" besorgen wir wie bisher promptest und tragen fortan diejenigen bisherigen Abonnenten, welche das Blatt nicht abbestellen, auch für das neue Quartal vor. Nach Ausgabe der Nro. 52 erheben wir Nachnahme, dafern das Abonnement bis dorthin nicht baar an uns eingesandt ist.
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Briefkasten
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der Expedition: John WB., Chicago : Shl. 8.3 mit Couv. v. 6. am 19/12 erh. 11. Näh. üb. deren Bestimmt. erw., da kein Bf. beilag. Kilian: Mt. 94. 59 a Ct. Ab. 2c. erh. Bstllg. p. 89 not. Aufschl. üb. Weit. folgt bfl. Das Monirte ist uns unerklärlich. W. Hoffm., Hier: Shl.. 8 f. Schft. erh. Sch. H. D. : Mt. 17. 60 Ab. p. 90 erh. ut. Weiterlfg. besorgt. Pierrot: Bitllg. not. nu. besorgen die ge= wünschte Extrapost. Steineiche: Mt. 164. in baar u. Mt. 28. Ggr. a Ct. Ab. 2c. gutgebr. Weiteres nach Wunsch. Adr. u. Bstllg. not. Lfrg. suchen zu beschleunigen. tbd hier. Grüße u. Wünsche herzl. erwid. Lgmns. Ldn.: 6% Penc f. Schft. erh. Mag: Mt. 100- a Ct. Ab. 2c. erh. Bstllg. folgt, ebenso bfl. das Verlangte. H. Pls. Hflde. Hbrg: Mt. 17, 60 26. p. 90 erh.- Brauner Bär: Mt. 44. 85 a Ct. Ab. 2c. erh. u. Adr. geord. Dank f. Beil. Für Betr. ist hier nicht die geringste Aussicht. Weit. bfl. Traunicht: Mt. 100 a Gt. Ab. 2c. erh. Adr. u. Bstllg. vorgem. u. weit. Nachr. ant 23/12 abgg. Der Gequälte: Nachr. v. 20/12 erh. u. Mt. 6. 70 p. Vorlage gutgebr. Bfl. Weiteres. Giordano Bruno : Auf Bf. v. 17/12 hatten Sie den Geschlechtsnamen am Schluß verhauen. Die Nothen H- H: Mt. 50.
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à Gt. Ab. 2c. erh.
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( Schluß des Briefkastens in Nr. 1, 1890.)
Quittung.
Von den Glasmachern Italien Mt. 11. 20 zum Berliner Wahlfond quittirt auf Wunsch der Empfänger daselbst.
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