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No. 5.

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44 Erscheint

Der Sozialdemokrat

a

Organ der Sozialdemokratie deutscher Bunge.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Dedadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

In diesem Zeichen

ein

Der Kartellreichstag hat ausgespielt. Das Stück Schauspiel, aber ach, kein Schauspiel mur ist zu Ende. Klatscht, ihr Zuschauer, die Komödianten haben ihre Sache gut gemacht.go

Kann man in der That Besseres thun, als noch in der letzten Stunde seinen wahren Charakter offenbaren? Einem kolossalen Schwindel hat die Majorität des nun verflossenen Reichstags ihre Eristenz verdankt, mit einer grotesken Lüge tritt sie von der Bühne ab.

Die nationalliberale Partei, diese allergehorsamste Magd der Regierung, drapirt sich als Heldin und verweigert die Bewilligung des häßlichsten, aber gerade darum schwäch sten Paragraphen des Schandgesetzes, um unter dem Triumph­geschrei über diese Heldenthat einen desto schimpflicheren Ver­rath die Verewigung dieser Schmach für das deutsche Volk ausführen zu können.

-

Das war Euer Abgang, und mun kommt der Unfre" rufen die Konservativen, der Chorus der Junker und Land­räthe, und lehnen das ganze neue Gesetz ab. Alles oder nichts. Rettet Ihr den Schein, so retten wir die Gesell­schaft. Wir schaffen heute ein Chaos, aber aus diesem Chaos wird sich, gleich einem Vogel Phönir, das alte Gesetz in seiner ursprünglichen Gestalt erheben und ewig herrschen. Jetzt aber, die Angel zur Hand, denn im Trüben fischen gibt guten Fang."

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Der Vorhang fällt unter allgemeiner Verwirrung. Michel reibt sich die Augen. War's ein Heldenstück, war's ein Lust­spiel oder gar eine Posse? Soviel ist klar, gekriegt haben sie sich noch nicht. Aber sie sollen sich doch kriegen. Ich muß das Nachspiel sehen." Alles oder nichts- eine harte Nuß. Alles? Das geht wirklich nicht gut. Aber nichts, gar nichts? Eine verzwickte Situation. Michel reibt sich die Augen und der Schauspieldirektor die Hände. Eine verzwickte Situation, das ist's, was er braucht.

Vor drei Jahren sah sie ähnlich aus. Es handelte sich auch um Alles oder Nichts". Zentrum und Freiſinn waren bereit, jeden Mann und jeden Groschen zu bewilligen. Auf ein Jahr, auf drei Jahre nur nicht auf sieben Jahre. Nicht um nach drei Jahren Abstriche zu machen, sondern blos um die parlamentarische Fiktion aufrecht zu erhalten. Nichts da", erklärte der Oberdemagoge von Friedrichsruhe. " Die Sicherheit des Vaterlandes erfordert, daß alles so be­willigt wird, wie Jch es fordere. Ein Tipfelchen weniger, und der Feind steht vor den Thoren. Krieg oder Frieden. Wer nicht Alles bewilligt, ruft den Krieg herbei."

Unter diesem Zeichen wurde der Wahlkampf geführt, der Krieg mit allen seinen Schrecken dem Volke vorgemalt. Und das Volk, die Masse der Wähler, ließ sich in's Bockshorn jagen und wählte den Kartellreichstag. Im Zeichen des Kriegsgespenstes bekam Bismarck seine Majorität. Und er hat sie ausgenutzt, daß es nur so eine Art hatte. Aber ,, drei Jahr ist eine kurze Frist". Wie diese Majorität zu rückbekommen?#scuit simu

Wiederholen wir das Manöver. Mit dem Kriegsgespenst geht's freilich nicht. So etwas zieht nicht sofort wieder. Michel könnte es diesmal umgekehrt versuchen wollen. Also ein anderes Gespenst vor. Das Rothe ist zur Noth auch noch brauchbar. Es muß nur hergeſtugt werden. Gehen wir an's Werk. In diesem Zeichen

Hofft Er zu siegen. Aber ob Er fiegen wird, das ist die Frage. Seit einiger Zeit will Ihm bekanntlich Nichts mehr gelingen".

"

Um mit Gespenstern zu operiren, braucht's zwei Vorbe­dingungen: Verwirrung, Unsicherheit, Unklarheit der Geister und Erregung und Beängstigung der Gemüther. In Bezug auf die Verwirrung haben die Ordnungsparteien" im Parlament gesorgt. Was noch fehlt, ist die rechte Angst stimmung. Weiß der Teufel, diesmal will es damit gar nicht vorwärts. Hilf Krüger!

=

Es ist ein Schauspiel für Götter, mitanzusehen, welche krampfhafte Anstrengungen die Reptilien machen, Michel das Gruseln beizubringen. ind

"

Nachrichten vom internationalen Schauplatz der Arbeiterbewegung ein. Anfangs war nicht leicht zu bemerken, daß alle diese Nachrichten in einem inneren Zusammenhang mit einander standen und daß all die verschiedenen Fäden nach einem festen Plan mit einem bestimmten Muster verflochten und gewoben wurden. Jetzt ist das Bild deutlich erkennbar, obgleich es noch lange nicht fertig gewoben ist: ein Schauer­bild, Mord und Todtschlag darstellend die Brandfaekel der sozialen Revolution in Städte und Dörfer geworfen kurz das Rothe Ge= spenst, wie es im Buch steht.

Von dem alten Weib Schäffle wurde das Geheimniß zuerst aus­geplaudert, der Plan verrathen. Der Franzose und der Eng länder bezahlen die deutschen Bergarbeiter, daß sie streiten und ihr armes schwaches Vaterland durch Abschneidung der Kohlenzufuhr vollends wehrlos machen sollten furz der teuflischste Lan= desverrath.

Nun der Franzose und der Engländer waren blos Popanze, die den Blick ablenken sollten von den eigentlichen Uebelthätern, welche in den deutschen Kohlenbezirken wirklich die Arbeiter auf­reizten und mit emfigstem Fleiß einen neuen Streit zu inszeniren fuch­ten. Und diese eigentlichen Uebelthäter sind patriotische" deutsche Männer, königs- und reichstreu, soweit es sich mit ihren Interessen verträgt die Herren 3echenbesizer, welche die Ar­beiter durch Hunger zu zähmen wünschten, und Hand in Hand mit den Zechenbesitzern dunkle und doch leicht erkennbare Gestalten, die um jeden Preis einen Wahlwanwau zu Stand bringen möch ten und dazu die Flinte brauchen, die schießt, den Säbel der haut und die Bergarbeiter, an deren corpus vile, dem gemeinen proletari­schen Körper, das staatsrettende Experiment vollstreckt werden soll.

Daß der Plan besteht, unterliegt keinem Zweifel. Während den Herren Zechenbefizern ein Streit sehr willkommen wäre, weil er ihnen die störrigen Bergarbeiter, die aus Mangel an Mitteln sehr bald zu Kreuz friechen müßten, an Händen und Füßen gebunden überliefern würde, haben die reaktionären Parteien Deutschland , hat namentlich der Oberdemagoge Bismarc mit seiner hungrigen und beutelustigen Geſellſchaft ein wahres Lebensintereffe, daran, daß die deutschen Wähler Gesellschaft ein wahres Lebensinteresse daran, daß die deutschen Wähler für die kommenden Wahlen ebenso in's Bockshorn gejagt werden, wie weiland vor den denkwürdigen Wahlen von 1878 und 1887, durch welche der zweimal entfattelte Bismarck zweimal wieder in den Sattel gehoben worden ist.

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"

Gelänge es, die Bergarbeiter zu einem Streit zu treiben, so wür den die Lockspizel schon dafür sorgen, daß es hier und da zu Aus­schreitungen" tommt Herr Pourbair hat ja das Rezept gegeben- und es wird sofort geschossen" und gehauen". Wir haben Aufruhr, Rebellion, Bürgerkrieg, und wild dräuend erhebt die soziale Revo­wähler nicht eine Gänsehaut bekommt und gegen die Sozialdemokratie lution ihr blutiges Haupt" wenn da die Mehrheit" der deutschen Wähler nicht eine Gänsehaut bekommt und gegen die Sozialdemokratie und ihre Begünstiger" stimmt, nun, dann ist eben Hopfen und Malz verloren, und Junker Bismard muß seinen Wauwauplunder wieder einpacken."

Von

Soweit die Zuſchrift. Daß sie nicht aus der Luft ge­griffen, haben die Vorgänge der letzten Tage gezeigt. ähnlichen Erwägungen ausgehend, haben, wie das Berliner Volksblatt" unterm 25. Januar meldet, die sozialdemokra tischen Abgeordneten beschlossen, all ihren Einfluß, soweit sie persönliche Beziehungen mit Bergarbeiterkreisen haben, dahin geltend zu machen, daß der Ausbruch eines Streifs verhindert wird, und daß die Arbeiter nicht auf Forderungen bestehen, die unter den gegenwärtigen Umständen undurch­führbar sind." Und die westphälischen Bergleute haben sich überzeugt, daß ihnen eine Falle gestellt worden, sie haben ihre gerechte Entrüstung bemeistert, in die die Wortbrüchigkeit der tigen Moment von dem bereits in Erwägung gezogenen Grubenbefizer sie versezt, und beschlossen, für den gegenwär­Generalstreik Abstand zu nehmen. D

Man kann sie ob dieses Beschlusses nur bewundern. Es gehört viel Selbstbeherrschung dazu, den Provokationen gegen über die Ruhe zu bewahren. Man kann ihnen aber auch dazu gratuliren. Denn ihr verständiges Verhalten sichert ihnen die Sympathie der ganzen vorgeschrittenen Arbeiter­schaft Deutschlands , und diese Sympathie heißt bei einem so opferfreudigen Element thatkräftige Hilfe zur gegebenen Zeit. Nicht gratuliren wird sich dagegen das ganze Gelichter, das auf den Riesenstreik spekulirt: die Grubenherren und die poli­tischen Abenteurer, die Deutschland beherrschen und aussaugen. Wären es nicht gar so schofle Gefellen, sie könnten Einem Sensationsmaterial! Aber ach, es will sich nirgends zeigen. leid thun. Wie sie lauern und ausschauen nach brauchbarem und mit den alten Ladenhütern, die sie auf Lager halten, läßt sich kein Geschäft machen. Ist keine Hilfe gegen solche Noth?

Keine, wenn die deutschen Arbeiter fest bleiben und sich durch nichts, was es auch sei, provoziren lassen. Denn an Versuchen in dieser Richtung wird es nicht fehlen. Sie wer­den sich häufen, je vorgeschrittener, je heißer die Wahlschlacht. Je näher der Tag der Entscheidung, um so verzweifelter die Mittel, zu denen die Feinde der Arbeitersache, die Feinde der Freiheit des deutschen Volfes, greifen werden. Greifen müssen, fönnen wir hinzufügen, denn der Kampf eröffnet unter den denkbar ungünstigsten Aussichten für sie.

Also das Rothe Gespenst soll's sein". schreibt uns ein Freund aus Deutschland darüber. Der Pindter der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" hat die Wahlparote ausgegeben:" Gegen die Sozialdemokraten und ihre Begünstiger". Die Sozial- kampf geherrscht. Massen erscheinen auf dem Plan und be demokratie nimmt einen gewaltigen Anlauf gegen Staat und Gesell­schaft, sie bedroht gegen 300 Wahlkreise, in denen sie Kandidaten auf­gestellt hat alle Bürger und Parteien, die auf dem Boden des heutigen Staats und der heutigen Gesellschaft stehen, müssen sich zu­sammenschaaren, um den Angriff abzuwehren und wie das alte Orgellied weiter heißt. Die Leser kennen es ja auswendig. Daß der. Pindter das alte, alte Lied wieder einmal angestimmt hat, wäre an sich der Erwähnung nicht werth; aber das Lied wird auch akkom= pagnirt( begleitet) und das Akkompagnement ist's, was uns interessirt.

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Seit einigen Monaten; d. h. seit die tommende Reichstagswahl ihre Schatten vorauswirft, laufen in immer fürzeren Zwischenräumen Alarm­

Mit einer Begeisterung haben die Sozialdemokraten den Kampf eröffnet, die noch nie zuvor in einem deutschen Wahl­kampf geherrscht. Massen erscheinen auf dem Plan und be­kennen sich stolzen Hauptes zur geächteten Partei, für die fein Saal groß genug, die riesigsten Versammlungsräume viel, viel zu klein sind. Schulter an Schulter gedrängt stehen sie und jubeln begeistert den Rednern der Sozialdemokratie zu. Aber kein provozirendes Wort fällt, und die muster­hafteste Ordnung herrscht freiwillig von den Massen auf­rechterhalten, die da wissen, daß von ihrer Disziplin und Selbstbeherrschung ihr Sieg abhängt.

and

wöchentlich einmal

in

London . Verlag

der

German Cooperative Publishing Co. E. Bernstein& Co., London N. W. 114 Kentish Town Road,

Poßfendungen

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach England fosten Doppelporto.

1. Februar 1890.

sie keinen Augenblick vergessen, daß ihre Feinde Beweise brauchen für die Aufrechterhaltung des schimpflichen Polizei­regiments, der entehrenden Bevormundung der Arbeiterklasse. Laßt Euch nicht provoziren! Laßt Euch keinen Augen­blick abdrängen von der Taktik, die Ihr als die richtige er­fannt. Festigkeit und Ausdauer ist die Parole. Wer ist der größte Held? Nicht der Dreinschläger, sondern der im Stande ist, mitten im Kugelregen ohne mit der Wimper zu zucken an seinem Posten auszuhalten. Das möge sich jeder vergegen­wärtigen. Für die erlittene Unbill heimzuzahlen, ist der 20. Februar da. Er muß dem brutalen Polizeiregiment die verdiente Niederlage bringen.

In dem Zeichen des Rothen Gespenstes hofft Bismarck , der Führer des Junkerthums in Industrie, Landwirthschaft und Finanz, zu siegen. Aus Furcht vor der sozialen Revolu­tion, vor der ,, kulturfeindlichen, die persönliche Freiheit unter­drückenden" Sozialdemokratie soll sich das gesammte mittlere und kleine Bürgerthum, Handwerker und Bauern, in die Arme des Militarismus und großen Ausbeuterthums stürzen. Immer mehr Angehörige dieser Klassen kommen aber zu der Ueber­zeugung, daß sie die Sozialdemokratie weit weniger zu fürchten haben als die angeblichen Beschützer vor derselben. Immer mehr überzeugen sich, daß die Sozialdemokratie weder die Errungenschaften der Kultur noch die persönliche Freiheit bedroht. Und immer mehr werden sich überzeugen, je ruhiger und würdiger die Sozialdemokratie ihren Kampf führt. Und das kann sie, ohne die Kraft ihrer Angriffe im geringsten zu beeinträchtigen. Im Gegentheil, der ruhige Kämpfer führt den schärfsten Hieb.

In diesem Zeichen werden wir siegen"- ruft sich das herrschende Demagogen- und Abenteurerthum zu, und rüstet sich, das Rothe Gespenst vor den Augen der Wähler hin und her tanzen zu lassen. Vergebene Liebesmüh. Statt der rohen, zerstörungswüthigen Barbarenhorden sehen die Wähler dis­ziplinirte Massen, die für alles Schöne und Edle vor Be­geisterung erglühen, und zu jedem Opfer für Freiheit und Recht bereit sind. Und sie erkennen, daß in dieser Partei des Proletariats die alleinige Hoffnung der Zukunft liegt, nach­dem die alten Parteien sich durch die Bank abgewirthschaftet. lassen sie doch die alberne, wahnsinnige Furcht fahren, die Und wenn sie sich auch nicht sämmtlich ihr anschließen, so enthüllten Spukes- wird sie unterliegen. den Hort der Reaktion bildet. In diesem Zeichen

dp dim bity

Aus Frankreich .

des

Paris , den 22. Januar 1890. Zu den mancherlei Schlappen, welche die Boulangisten in letzter Zeit davongetragen, fügte sich am 12. ds., anläßlich von 6 Nachwahlen in der Provinz, eine neue hinzu. Die Zahl der boulangistischen Stimmen weist einen großen Rückgang auf. In drei Wahlkreisen siegten die Nepu­blikaner, in zwei die Konservativen, im legten muß zwar eine Stichwahl entscheiden, allein der Kandidat der Nationalpartei" hat nur eine un­bedeutende Minorität und sogar zusammen mit dem Konservativen nicht soviel Stimmen erhalten, wie ihr Führer Dillon, dessen Mandat für ungiltig erklärt worden, bei den Hauptwahlen vom 22. Sept. erhalten hatte. Die ausstehende Stichwahl hat außerdem einen Familienzwist der Partei zur Folge gehabt. Einzelne Mitglieder der Nationalpartei" zu Gunsten des Opportunisten zurücktreten müsse, um dadurch den waren nämlich der Ansicht, daß Soulié, der boulangistische Standidat, republikanischen Charakter der Partei zu kennzeichnen. Andere verlangten Zurückziehen der Kandidatur zu Gunsten der Konservativen, noch Andre endlich einfaches Zurücktreten von der Wahl und es den Wählern an= heimzustellen, für den einen oder andern der bleibenden Kandidaten zu stimmen. Der Ausschuß der Nationalpartei" hat sich offiziell der letz­nete Martineau, welcher für eine Erklärung zu Gunsten der Oppor teren Meinung angeschlossen. Die Folge davon war, daß der Abgeord= tunisten eingetreten war, sich von der Partei losjagte, was zu einer bitterbösen Polemik zwischen ihm und den Getreuen des brav' géneral

geführt hat.

der Lesteren zu heben, sie fühlten deshalb immer dringender das Der Vorgang war nicht dazu angethan, das gesunkene Ansehen Bedürfniß, die Baiſſe ihrer politischen Attien durch einen Haupt­und Mordsspektakel in eine Hausse zu verwandeln. Eine Interpellation sollte dieselbe einleiten, und das von der boulangistischen Presse kolpor= in der Kammer über die äußere Politik der gegenwärtigen Regierung tirte, angeblich aus einem deutschen Reptil geschöpfte Gerücht, Carnot beabsichtige zum Regierungsjubiläum Leopold II. nach Brüssel zu gehen und daselbst mit Wilhelm dem Wanderer zusammenzutreffen, sollte den Anlaß bieten. Der Opportunist Gerville- Neache hatte sich bereits mit dem Plane einer Interpellation über diese Angelegenheit getragen, den­selben jedoch unter einstimmigem Beifall der Presse fallen lassen. Die Boulangisten beschloffen daher, um sich vor den Augen des Landes als die patentirten und allein waschecht gefärbten Retter des Vaterlandes aufzuspielen, die fallengelassene Interpellation über das Reisegerücht aufzunehmen und zu einer Interpellation über die äußere Politik der Regierung zu erweitern, welche beschuldigt wurde, die russisch- französische Allianz weniger zu kultiviren und eine gewisse Annäherung mit Deutsch = land, resp. der Tripelallianz zu suchen. Unter allerhand Schimpfereien " patriotischen" Sturm der Entrüstung zu entfesseln. Allein der Zauber und theatralischen Deklamationen suchte die boulangistische Presse einen

Sogar ein von der Cocarde" veröffentlichtes angebliches Interview mit Spuller, dem Minister des Aeußeren, in welchem dieser die gotteslästerliche Aeußerung gethan haben sollte, er sei durchaus kein Russe, und er unterhalte so gute Beziehungen mit dem deutschen , wie mit dem russischen Gesandten, verfehlte die beabsichtigte Wirkung. Das Publikum verhielt sich in der ganzen Frage mit falter Neugier und zeigte auch feine Spur von leidenschaftlicher Erregung, ein charakteristisches Symptom, daß die Masse aufängt einerseits einzusehen, wie ungesund und unnatürlich das Bündniß zwischen dem Despotismus Mögen sie dessen unausgesezt eingedenk bleiben! Mögen und der Republik ist, andrerseits zwischen der deutschen Regierung und