und

tischen Nebners Tubauer zu erwoldern, daß der diegiernung, wenn der Entwurf auch in mancher Beziehung mangelhaft sein möge er gestehe die Mängel zu- jedenfalls die beste Absicht vorgeschwebt habe, und daß sie das Mißtrauen der Arbeiter weder verdiene, noch selbst Mißtrauen in die Arbeiter habe. Die Bemerkungen waren an fich unbedeutend, stachen aber doch vortheilhaft ab von der Cprache, die früher vom Regierungstisch aus geführt wurde.

Es liegt uuzweifelhaft Methode in dieser Art des Vorgehens. Was bie Vertreter der Sozialdemokratie betrifft, so fönnen sie natürlich nicht nach Worten urtheilen, sondern nur nach Thaten. Und das Nächste, was Herr von Bötticher zu thun hat, ist, den Gewerbegerichts- Entwurf so umzugestalten, daß er annehmbar wird. Die Probe wird bald gemacht werden.

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Ein Eingesandt. Von einem englischen Leser unseres Blattes erhalten wir folgende Zuschrift:

Die Ereignisse der letzten Woche haben mit einem prächtigen Triumph für die Sozialdemokratie abgeschlossen. Selbst der New York Herald ", der bisher über die Arbeiter- Demonstrationen gespottet hatte, hat eine Schwenkung gemacht, und schreibt bereits in seiner Nummer vom 4. Mai: Glücklicherweise liegt kein Grund vor, zu fürchten, daß die heutigen Arbeiterdemonstrationen sich durch etwas Anderes auszeichnen werden als durch die Selbstdisziplin und das tattvolle Auftreten der an ihnen theilnehmenden Arbeiter. Wenn die Arbeiter auf den Festland, die doch unter so außerordentlich viel schlechteren Verhältnissen leben und arbeiten, sich jeder Friedensstörung enthalten fönnen, so steht es sicher dem englischen Arbeiter an, die gleiche Achtung für Ordnung und Gesetz an den Tag zu legen." Er spricht dann von der hohen Gunst der öffentlichen Meinung", die durch die friedlichen Demonstrationen des 1. Mai erzeugt worden" sci und leistet folgenden charakteristischen Ausspruch: Es läßt sich nicht verkennen, daß jest in ganz Europa mit mehr Achtung von den Arbeitern gesprochen wird, als noch vor vier­zehn Tagen, denn das große Publikum scheint zu demselben Schlusse gekommen zu sein wie General Sanjsier, der Gouverneur von Paris , der in einem Tageserlaß seinen Dank darüber ausspricht, daß die Pa­ riser Arbeiter gleich den Soldaten, den Anstistungen der Anarchisten Widerstand geleistet haben."

Also endlich hat die Welt doch eingesehen, daß die Sozialdemokratie nicht die Anarchie ist, und daß die Kommune von 1871- Paris in Flam­men" nicht nothwendigerweise der Idealzustand der Gesellschaft der Zu­funft ist. Da die Verhältnisse einer Lösung der Arbeiterfrage zustreben, so muß die Gesammtheit darauf hinwirken, den ungesunden und ver= hängnißvollen Geist der Aufruhrstiftung niederzuhalten, der nur ein Zeichen ist des letzten Restes der Wildheit, die sich unter dem Gewande der Zivilisation birgt.

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Ter Ausgang der Demonstration des 1. Mai zeigt, daß das an­archistische Element bereits zur Unbedentenheit herabgedrückt ist von der grozen und einigen Armee der Arbeiter, die entschlossen sind, fest und Schritt für Schritt wenn vielleicht langsam, jo um so sicherer ihre Sache gegen den Widerstand der unvernünftigen Klassen gebildeten Philifter und Ordnungsmenschen" zu führen, deren alberne Maßregeln und Schimpfercien in der Rundschau Ihrer Nummer vom 30. April so treffend gekennzeichnet worden sind.

der

llud trozdem zicht ein Edw. Bellamy wie diejenigen Ihrer Lejer, die Looking backward " gelesen haben, bemerkt haben werden, die Idee ins Lächerliche, daß die Organisationen der Arbeiter etwas ausrichten werden, oder daß die Freiheitsbeweging in Europa mit Erfolg beginnen werde. Er sagt ausdrücklich, daß sie das Werk der von einigen Wichtigthuern in Boston gegründeten Nationalisten- Partei, wie überhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika sein wird. Nun ist es eine bezeichnende Thatsache, daß sein Plan fast gauz aus A. Bebels bekanntem Buche die Frau in der Vergangenheit, Gegen­wart und Zukunft" genommen ist, in dem Bebel ein Bild von der fozialen Organisation der Gesellschaft der Zukunft entwirft, der die Arbeiter Europas nuverrückten Blickes und erfolgreich zustreben. Troß­dem besitzt Herr Bellamy die Kühnheit zu sagen: Die Arbeiterparteien hätten als solche nie etwas Großes und Dauerndes zu Stande bringen Tönnen. Für große nationale Ausgaben war ihre bloße Klassen- Orga­nisation zu eng"( Kap. 24) und die großzen Nationen Europas , sowie Australien , Merito und Theile von Südamerika sind jetzt ebenso indu­striell organisirt wie die Vereinigten Staaten , die die Pionire ber Bewegung waren." Nachdem alles, was in seinem Buch von W.rth ist, den Arbeitern Europas im Allgemeinen und dem Drechslermeister Bebel im Besonderen entnommen, wirft er fühl die Quelle seiner Eingebungen zusammen und reklamirt Alles für die Nationalistenpartei in Amerifa, seine eigene Schöpfung. Mitarbeiter.

Zur Rohheits: Statistik. Es wird unsern Lesern bekannt sein, daß zur Zeit der letzten Reichstagswahl Bauern von Binm= berg, einem Torf in der Umgebung Berlins , eine Anzahl sozialisti­scher Arbeiter, die dorthin gekommen waren, Flugblätter für die Wahl des sozialdemokratischen Kandidaten zu verbreiten, überfielen und in rohester We je mißhandelten. Es fehlte nicht viel, so hätten die fanatischen Ordnungshelden in thierischer Wuth die in ihre Hände ge­fallenen Arbeiter todtgeschlagen.

Auf diesen bestialischen Aft antworteten die Berliner Arbeiter ihrer­seits damit, daß sie beschlossen, es zur Ehrenpflicht jedes Freundes der Arbeitersache zu machen, von nun an von Blumberger Bauern feine Produkte mehr zu kaufen, mit andern Worten, sie zu boykotten. Man kann diesen Beschluß aus Zweckmäßigkeitsgründen anfechten, insofern es zweifelhaft erscheint, ob er in einem solchen Umfange durchführbar war, daß er auch wirklich eine empfindliche Wirkung erzielt die Berech tigung zu solchem Vorgehen wird den Berliner Arbeitern jedoch kein Menja streitig machen. Audrerseits würden wir ebensowenig ein Wort darüber verlieren, daß die Reaktionäre aller Schattirungen sofort für die Blumberger Bauern Partei ergriffen und beschlossen haben, den armen Opfern des Boykotts nach besten Sträften zu helfen. Daß sie frotz ihrer Parole Ordnung und Gesetz" sich über das gewaltthätige Vorgehen der Blumberger mit Eleganz hinwegießen würden, unterstand ja femem Zweifel. Judeß, unfereins denkt immer noch zu gut von diesen Menschen. Hinvegi Ben? Da gibt's nichts Livegzujeßen!"- ja wohl, erklären sie feck durch den Mund der Leipziger Zeitung der Leipziger Zeitung", des anerkannten Organs der sächsi= schen Regierung. Man höre nur, was in diesem Organ der Ord= nung und des Gesetzes vor einigen Tagen zu lesen war:

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Bezüglich des sozialdemokratischen Boykotts über das tapfere Dorf Blumberg wollen wir noch nachträglich nicht unerwähnt laffen, daß seitens des Deutschen Bauernbundes" schon Mitte März Vorkehrungen getroffen wurden, um dessen in Blumberg wohnenden Mitgliedern, welche von dem Boykott betroffen wurden, lohnenden Abjat jür ihre Erzeugnisse zu ermöglichen."

Das tapfere Dorf Blumberg ! Die" Tapferkeit", daß eine viel leicht an Zahl sechsmal stärkere Notte eine Anzahl Arbeiter überfällt und bestialisch mißhandelt. Die bestialis.he Nohheit wird zur Zapferfeit", wenn sie gegen politische Gegner sich richtet. Und diese Buschmänner- Doftrin gepredigt in dem Organ einer dent= jchen Regierung!

Deutsche Arbeiter, diese Insulte, diese freche Verhöhnung allen Rechts­begriffs Euch gegenüber prägt sie Euch tief in's Gedächtniß! Ver­geẞt sie nie. Sie sei Euch für alle Zeiten eine Lehre, was Ihr von dieser Seite im gegebenen Moment zu gewärtigen habt. Das tapfere Dorf Blumberg ! Euren Mördern würden sie Lorbeer­fränze flechten, die das geschrieben haben, die das gutgeheißen!

- Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat, außer dem Antrag auf Aufhebung der Getreidezölle und einiger Ver besserungsanträge zum Unfallversicherungsgefeß, bereits ihren Arbeiterschußgefeß- ntwurf im Reichstag eingebracht. Derfelbe weicht nur unbedeutend von dem früher unter diesem Titel eingebrachten Antrag ab. Wie dieser schlägt er die Orga= nisation von Arbeitskammern, Arbeitsämtern und eines Reichsarbeitsamtes vor, denen die lleberwachung, bezio. Aus­jührung der Vorschriften des Arbeiterschußes, die Begutachtung aller Maßregeln und Vorschläge, welche das gewerbliche Interesse be= rühren, sowie die Organisation der Gewerblichen Schieds­gerichte und des Arbeitsnachweises obliegen. Der Grund­gedanke dieser Organisationen ist überall die gleiche Vertretung von internehmern und Arbeitern, wobei jede der beiden Kategorien für fich in geheimer und direkter Wahl ihre Vertreter wählt.

Die hauptsächlichen Arbeiterschutzmaßregeln, die der Entwurf vor­schlägt, find:

Magimalarbeitstag für alle erwachsenen Arbeiter von 10 Stunden, an Tagen vor Sonn- und Festtagen 8 Stunden. Vom 1. Januar 1894 au sollen die 10 Stunden auf 9, vom 1. Januar 1898 an die 9 auf 8 Stunden ermäßigt werden. Durch diese stufen= weise Herabjegung werden alle Einwände, die noch einen Schein von Berechtigung hätten, von vornherein abgeschnitten. Die Industrie" erhält vollauf Zeit, sich auf die durchgreifende Veränderung einzu­richten.

Für Arbeiten unter Tag( Bergwerke) sofortige Einführung des achtstündigen Maximalarbeitstages, ebenso für ingendliche Arbeiter im Alter von 14 bis 16 Jahren.

Regelung der Arbeitszeit, S.cherstellung von mindestens 2 Stunden Pausen im Arbeitstage. Verbot der Sonntagsarbeit für gewerbliche Arbeiten und Beschränkung derfelben für Verkaufs= stellen( fünf Stunden im Maximum). Bestimmung zulässiger Aus­nahmen( Verkehrsbetriebe 2c.) Verbot der Nachtarbeit- für Frauen und Kinder absolut; für erwachsene männliche Arbeiter zu­lassung genau bestimmter Ausnahmen. Schutzmaßregeln bei Nacht­arbeit.

Schutz für Leben und Gesundheit der Arbeiter. Sicherheitsmaßregeln in Fabriken. Verbot besonders schädlicher Arbeitsmethoden. Verbot der Franenarbeit auf Hochbauten und unter Tage, sowie in den dem weiblichen Organismus besonders schädlichen Betrieben. Schutz der Wöch­nerinnen. Schuß der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter. Sicherung ordentlicher Lohuzahlung. Verbot jeder Form des Trucksystems. Schußz gegen willkürliche Arbeitsordnungen.

Schutz des Koalitionsrecht 8. Festsetzung von empfindlichen Strafen gegen jede Beeinträchtigung desselben, sowie gegen Verabredun= gen 2c., die eine solche zum Zweck haben.

Dies der Umriß des Entwurfs.

Reine einzige seiner Forderungen, die nicht ohne Schädigung der in­dustriellen Entwicklung sofort zu realisiren wäre. Ueberall wird an die bestehenden Verhältnisse angefnüpft und ihnen in jeder, mit dem Zweck des Entwurfs vereinbaren Weise Rechnung getragen, hier und da vielleicht eher zu viel als zu wenig. Manchen wird das nicht praf­tisch erscheinen, sie werden meinen, auch in diesen Fragen müſſe man nach dem Grundjaz des Vorschlagens" verfahren: mehr verlangen, als zur Zeit erreichbar, um das Erreichbare zu erhalten. Darauf läßt sich erwidern, daß solche Praktiken leicht zur entgegengesetzten Wirkung führen können, daß man nämlich garnichts erlangt und den Gegnern nur einen Vorwand für ihre Weigerung liefert. Den obigen Vor­schlägen gegenüber gibi es nur fante Ausflüchte, feine Einwände, die geglaubt werden. Sie legen aber das Fundament, auf dem weiter ge= baut werden kann. Se fordern wenig, aber sie setzen die Fordernden in den Stand, zu erklären: hier ist ein Minimum, von dem wir nicht abgehen. llud es gibt Lente, die ein solches Auftreten für würdiger halten, als den Schacher in der Politif. Solide Firmen haben feste Preise".

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Auch die Regierung hat ihre Arbeiterschußgeseb= Vorlage eingebracht. Dieselbe zeichnet sich durch mehr als beschei= dene Zurückhaltung in allen Fragen des wirklichen Arbeiterschutzes, so­wie durch einen mehr als unbescheidenen Angriff auf das Koalitionsrecht der Arbeiter aus. Die triminelle Bestrafung des Kontraft bruchs soll durch eine Hinterthür in die Gewerbe- Ordnung eingeschmuggelt werden, indem die Auffor= derung zu demselben mit Strafe bedroht wird. Das ist natürlich in der Bragis gehupft wie gesprungen. Nun, es wird sich zeigen, ob auch der Reichstag gewillt ist, die neue Aera" mit einem solchen Schlag in's Gesicht der Arbeiterklasse einzuleiten. Die Vertreter des Proleta riats werden es an ihrem fräftigen Protest dagegen nicht fehlen lassen.

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Aus Deutschland schreibt man uns: Die partiellen Versuche, ein Niederlegen der Arbeit am 1. Mai zu erwirken, haben die natürliche Folge gehabt, daß viele Arbeiter an 8= gesperrt sind und jetzt unterstützt werden müssen. Von einer gewissen Seite ist nun die Behauptung aufgestellt worden, das Manifest der Fraktion sei eigentlich an diesen Maß­regelungen schuld, insofern es die allgemeine Arbeitsruhe verhindert habe, gegen welche die Arbeitgeber machtlos gewejen wären. Nichts fann schiefer sein, als diese Auffassung. Es ist richtig: wenn alle Arbeiter am 1. Mai gefeiert hätten, dann wären die Kapi­talisten machtlos gewesen und Maßregelungen wären nicht erfolgt. Aber es war eben eine Inmöglich feit, daß alle feierten, und gerade deshalb, weil es eine llnmöglichkeit war, ricth die Frattion von einem Versuch ab, der nur mit einer Niederlage enden konnte, und da wo er gemacht wurde zum Glück nur an wenigen Orten auch in der That zu einer Niederlage derer, die den Versuch machten, geführt hat.

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Hätte die Fraftion ihr Manifest nicht erlassen, so würde die Zahl der Gemaßregelten die zehnfa che sein, und die Partei hätte eine Niederlage erlitten, während jetzt nur Einzelne, die ihre Kraft überschäßten, eine Niederlage erlitten haben."

Soweit die Zuschrift.

Wir stimmen dem werthen Einsender zu, daß es grundfalsch und nicht nur das wäre, den Aufruf der sozialdemokratischen Fraktion für die jetzt eingetretenen infamen Maßregelungen verantwortlich machen zu wollen. Der Aufruf hat die der allgemeinen Arbeitsruhe entgegent= stehenden Bedenken hervorgehoben, im llebrigen aber es den Genossen anheim gestellt, da, wo es ohne Konflifte geich: hen kann, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Gibt es nun auch fein mutrügliches Kenn­zeichen, auf Grund dessen man vorher sagen fann, Konflikte sind aus­geschlossen, so haben doch im Allgemeinen die Arbeiter eines Ortes, ciner Juduſtrie 2c. einen ganz guten Blick dafür, was sie unternehmen können, und thatsächlich ist denn auch an vielen Orten die Arbeitsruhe ohne nachtheilige Folgen für die betreffenden Arbeiter geblieben.

Wenn das nicht überall der Fall war, wenn an anderen Orten Maß­regelungen eintraten, so vertheilten sich diese auf Orte, wo allgemein. oder fajt allgemein gefeiert wurde wie z. B. München und auf Orte mit part.eller Arbeitsruhe. Das beweist, wie falsch es ist, nach der einen, wie der anderen Seite, eine generelle Theorie anfftellen zu wollen, oder aus einzelnen Beispielen das Recht zu nachträglichen Stefriminationen herzuleiten. Und nicht nur falsch, sondern direkt schäd= lich. Denn es verhindert eine unbefangene Prüfung des vorliegenden Gesammtmaterials, auf die doch für die Stellungnahme in der Zukunft alles ankommt, und lenft die gerechte Entrüstung über die infamen Maßregelungen von denen ab, die unter allen Umständen an den Vranger gehören: die feigen und zugleich brutalen Urheber der Maßregelungen und ihre schuftigen Helfershelfer in den Regier= ungs- Bureaux und in der Preise.

Auch eine Majestätsbeleidigung. Genoffe. Rnnert, Me dakteur der Schlesischen Nachrichten", ist, nachdem er über zwei Monate in Untersuchungshaft zugebracht, neulich wegen Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefäng= niß verurtheilt worden. Ein Antrag der Staatsanwaltschaft, Sunert gleich in Hait zu behalten, wurde jedoch abgelehnt.

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Wer die Praxis deutscher Gerichtshofe gegenüber Sozialdemokraten und bei der Spezies von Vergehen kennt, die Majestätsbeleidigungen genannt werden, konnte sich daraufhin schon sagen, daß es um diese spezielle Beleidigung der Majestät des deutschen Kaisers" wirklich ganz eigenthümlich beschaffen sein mußte. Und in der That gehört eine ganz spezielle Nase dazu, ein solches Ding aus dem beanstandeten Vassus des Kunert'schen Artikels herauszuschnüffeln. Man höre uur( wir zi tiren nach der New- Yorker Volksztg.", der der betreffende Artikel zit­geschickt wurde):

Die kommende Arbeiterschußvorlage, welch' prächtige der Sozial­Demokratie in die Hand gedrückte Waffe! Was wollen dagegen die aufzufahrenden Kanonen des verflossen gewesenen Herrn von Butt­kamer oder die rostige linge des reichskanzlerisch alternden Sozialisten­gesetzes bedeuten?

So wird man mit der Sozialdemokratie nicht fertig", fein vom Weibe geborener zwingt oder erfchmettert" fie, die lluerschütterliche, sie, die ans nothwendigen historischen und gesellschaftlichen Vorgängen im Volksschoße entstanden ist, sich machtvoll fortentwickelt hat und ums aushaltsam nach den gegebenen gefchichtlichen und wirthschaftlichen Ge­jezzen weiter zur Blüthe und Frucht für eine Welt entfalten muß.

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Sie, die gleichsam im Anftrage der Weltgeschichte handelt, die auf dein Granitfels der neuzeitlichen Arbeiterbewegung gegründet, erfd üttert man nicht mit den Luftwellen, die eine laute Drohung des Mundes erzeugt, man fördert sie oder rennt sich wen die Lust dazu an wandelt an ihr den Schädel ein. Das beweist das schnüffelude Demagogenriechernashornangesicht" des ehrenfesten preußischen Spizel thums in den Sozialistenprozessen, das zeigt das Zerschellen der zetern den fartellistischen Froschmoluskenbreinatur", das crhärten endlich die Thaten der Sozialdemokratie vom 20. Februar und 1. März.

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Wer aber glaubt, er könne dem Städerwerk der Zeit, das mit Millionen und Milliarden Kräften chern ineinander greift, das, jeden Widerstand vernichtend, vorwärts treibt, Halt gebieten und in die Zähne greifen, der wird rettungslos zermalmt. Darum dürfte es für jeden Stanbgeborenen gut sein, sich der Erkenntniß nicht zu verschließen, welcher das Gemüth Heinrich V. von England offen stand. Der große Seelenkünder William Shakespeare läßt jenen König dahin Zeugniß ablegen:

Ich denke, der König ist nur ein Mensch, wie ich bin. Alle seine Sinne haben nur menschliche Beschaffenheit. Seinen Zermonienpomp bei Seite gesetzt, erscheint er in seiner Nacktheit nur als Mensch. Seine Gedanken jenken sich mit demselben Fittich wie die unseren. Wenn er eine Ursache zur Furcht sicht, so ist seine Furcht ohne Zweifel von derselben Art wie die anderer Menschen."

Die Weltgeschichte als berechtigter Faftor, als Weltgericht, verkündet dent sterblichen Menschen nicht nur das Wort: Wer sich mir in den Weg stellt, den zerschmettere ich,- sondern führt es unerbittlich

alls."

Wo steckt da eine Beleidigung? Kein Satz, der der Ehre und dem guten Ruf der Majestät des denischen Kaisers" zu nah: tritt. Oder haben die Herren Nichter es" beleidigend" für den deutschen Kaiser gefunden, daß ihm zugemuthet wurde, sich daran za erinnern, daß er auch nur ein Mensch ist und fein Gott?

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Natürlich wurde auf 11n branch barmachung der betr. Nummer der Schlesischen Nachrichten" erkannt. Warum aber nicht auch auf Unbrauchbarmachung der Werke des William Shakespeare ?

Eine interessante Abstimmung. Nicht unpraktisch ist in der Frage der Feier des 1. Mai der Verein der Eisengießerei= Arbeiter in Chemnitz verfahren. Er hat in sämmtliche Gießereien am Ort Fragebogen herumgesandt, auf welchen vermerkt werden sollte, wie sich die betreffenden Arbeiter, erstens zur vorgeschlagenen Feier des 1. Mai, und zweitens zur Forderung des achtstündigen Arbeitstages überhaupt ſtellen. Von 25 Gießereien sind aus 22, in denen 1569 Arbeiter, Lehrlinge nicht eingerechnet, beschäftigt sind, Antworten ein­getroffen, zwei haben die Bogen gar nicht, eine ihn leer zurückgesandt. Ju den 22 Fabriken mun stellt sich das Verhältniß laut Bericht der Chemnißer Preise" so:

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Nach den einzelnen Berufen eingetheilt sind von den Arbeitern 799 Former, 143 Kernmacher, 205 Puzer, 422 Tagarbeiter. Die Frage, wer am 1. Mai die Arbeit ruhen lassen wolle, haben 558 Arbeiter mit Ja beantwortet und zwar 377 Former, 48 Serumacher, 47 Buber, 86 Tagarbeiter, mit Nein aber 1011 Arbeiter, und zwar 469 Former, 89 Kernmacher, 133 Pußer und 320 Tagarbeiter. Von Letz= teren erklärten sich jedoch im Prinzip mit Verkürzung der Arbeitszeit einverstanden 647 Arbeiter oder 325 For­mer, 55 Kernmacher, 93 Buber, 174 Tagarbeiter, sodaß nur 106 A ra beiter übrig bleiben, die am 1. Mai arbeiten wollen und auch die Verkürzung der Arbeitszeit nicht einmal im Prinzip aners tennen. Ohne jede Antwort ließen die Fragebogen 258 Arbeiter, und zwar 119 Former, 22 Kermacher, 21 Buzer und 96 Tagarbeiter. Zählt man nun die 588 Arbeiter, welche am 1. Mai feiern wollten, zu den 647, welche eine Verkürzung der Arbeitszeit anstreben, so ers gibt sich eine Zahl von 1205 Personen. Nechnet man des Weiteren die 106 Arbeiter, welche am 1. Mai arbeiten wollten, ohne eine Ver fürzung der Arbeitszeit anzustreben, zu Denen, welche gar keine Er­flärung abgaben, so ergibt dies eine Gesammtzahl von 364 Personen. Man kann hieraus folgenden Schluß ziehen: Von den 1569 in 22 Gießereien beschäftigten Arbeitern find 655 Former, 109 Kerumacher, 165 Buzer, 276 Lagarbeiter oder 1205 Arbeiter klassenbewußt und 144 Former, 34 Serumacher, 40 Buyer, 146 Zagarbeiter oder 364 Arbeiter indifferent."

Soweit der Bericht des Chemnitzer Arbeiterblattes.

An irgend ciner Stelle muß ein kleiner Fehler unterlaufen sein, denn bei den Formeru stimmen die Einzelzahlen nicht genau mit der Ge jammtzahl überein. Die schließliche Gegenüberstellung wird inden durch diejen Irrthum nicht berührt. In den drei Gießereien, aus denen feine Antwort erhältlich war, find 120 Arbeiter beschäftigt. Es kommen also im allerungünstigsten Falle auf 1205 flassenbewußte Arbeiter in der ganzen Branche 484 indifferente, d. h. nicht ganz 35 Prozent. Entsprechend der obigen Abstimmung beschloß der Gießerfachverein, von dem Nuhenlassen der Arbeit am 1. Mai abzusehen, dafür aber die Agitation für die Petitionen um die Arbeiterschutzgesetze um so ener gischer in die Hand zu nehmen.

An den Schandpfahl! Die Chemnißer Bäckerges: llen", bea richten deutsche Arbeiterblätter, wollten von ihren Innungsmeistern feinen höheren Lohn, sondern nur drei Tage im Jahre arbeitsa frei, und zwar baten sie die Bäckerinnung, ihnen den zweiten Weih nachtstag, zweiten Ostertag und zweiten Pfingsttag frei zu geben. Die Chemnißer Bäckerinnung berieth und beschloß, daß man die Bitte ber Gesellen auf drei freie Tage im Jahre nicht erfüllen fönne."

Welch erbärmlich engherzige Dreckicelen! Und doch sind wir ihnen Dank schuldig. Sie demonstriren in greifbarster Weise die Gemein­schädlichkeit der Ausbeuterfreiheit und die Nothwendigkeit des gejet lichen Arbeiterschues.

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Und der Bursche war Volksvertreter! Jit der Münchener Arbeiterzeitung" lejen wir:

Ju der Maschinenfabrik des Herrn Kommerzienrathes und chem. Neichstagsabgeordneten Landes wurden gegen 40 Arbeiter cntlassen, weil sie sich an der Feier des 1. Mai betheiligt hatten. Die Aussperrung geschah ohne jegliche vorherige Ankün digung. Den Arbeitern wurde vorher auch nicht ein Wort voit einem derartigen Vorgehen mitgetheilt. Keine Eröffnung war ihnen in dieser Beziehung gemacht, feine Erklärung hatte er abgegeben. Einer Deputation von Arbeitern hatte er feine bestimmte Antwort gegeben, sondern nur angedeutet, er werde sich nach den andern Fabrifentent richten. Unter den Ausgesperrten befinden sich 50- und 70jährige Arbeiter, die schon seit 15-20 Jahren im Geschäfte thätig ge* wesen waren. Es ist dies wieder eine hübsche Illustration zur Hand lungsweise der Prinzipate. Ein solch rücksichtslojes Auftreten verdient strengite Rüge."

Es verdient sogar noch mehr. Ein Mensch, der so handelt, ist ein Schuft, der in jeder auständigen Gesellschaft geachtet werden muß.

An verschiedenen Orten Deutschlands , 1. A. besonders in Samburg, geht, burch Unternehmerwillkür hervorgerufen, der Klassenkampf zwischen Kapital und Arbeit in hohen Wogen. Wir können nicht in Darstellung der Einzelheiten dieser Kämpfe eingehen, sondern fonstatiren nur, daß die muthwillige Provokation Seitens der Ausbeuter fast überall offen zu Tage liegt. Wollen es die Herren mit Gewalt zu ernsthaften Zusammen stößen treiben? Mögen die Arbeiter auf der Hut sein. Festigkeit und Entschlossenheit aber feine unüberlegten Schritte sei die Parole.

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Aufruf. In Bielefeld streifen die Arbeiter und Arbeiterinnen der Navensburger Spinnerei. Während die Firma brillante Geschäfte macht und über 10 Prozent Dividende zahlt, werden die Arbeiter buchstäblich mit Hungerlöhnen abgespeist. Sie verlangen nun eine m ßige Lohnerhöhung und Neduktion der Arbeitszeit auf 10 Stunden pro Tag. Der Geist unter den Streifenden ist ein guter, doch bedürfen sie sehr der Unterstügung, und ersuchen daher ihre Kameraden im In- und Auslande, ihnen nach Kräften beizustehen. Briefe 2c. sind zu senden an: A. Wisbar, Sadowastraße 8, Bielefeld .