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niemand anders ist, als die britte Abtheilung, d. h. die 3arische Geheimpolizei. ani@ undur gung is Ihre Gunst erworben zu haben, welches Glück für Leute die im Namen der großen Prinzipien von 1789" Recht sprechen!
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andern und obersten Herrscher, der allein einem Menschen über einen and Menschen Macht verleihen kann auch fann offenbar von Be obachtung der durch die Vernunft diktirten Grundjäze da nicht die Rede sein, wo gegen die Wahrheit und das göttliche Gefeß verstoßen wird; endlich kann, was dem höchsten und unveränderlichen Gut widerspricht und die Menschen Eine Zentral- Streiffommission, wie sie im obenstehenden der Liebe Gottes entfremdet, wahrlich Niemanden in Wirklichkeit erArtikel empfohlen wird, ist in Berlin bereits in Funktion getreten. fprießlich sein. dr In der konstituirenden Sigung derselben waren 70 Gewerkschafs Wohl sind also auch die Macht und das Ansehen der irdischen ten durch 146 Delegirte, darunter 4 Frauen, vertreten, BoObrigkeit den Christen verehrungswürdig; wohl erblicken fie in ihnen, 13 weiteren Gewerkschaften waren Delegirte anwesend, aber ihre Legi selbst wenn ihre Träger derselben weniger würdig sein sollten, einen 15 timationen waren nicht ganz in Ordnung, weshalb dieselben noch nicht gewissen( fehr gut!) Abglanz der göttlichen Macht und Majestät: wohl anerkannt werden konnten. Die Versammelten wählten einen geschäftsliegt es gerade ihnen am Herzen, die Gesetze zu ehren und zu befolgen, führenden Ausschuß von 13 Personen, darifnter 3 Frauen, an den sich nicht etwa bloß aus Furcht vor Straße, ſondern um des Gewiſſens Die Gewerkschaften in allen Streitfällen zu richten haben, der die Sach- willen;„ denn nicht den Geist der Furcht hat Gott in unser Herz gelage untersucht und die Angelegenheit alsdann dem Plenum unterlegt"( Tim: 1, 7): allein wenn die Staatsgesete offenbar vom breitet, dem die endgültige Beschlußfaffung unterliegt. So hoffen die göttlichen Geseze abweichen, wenn sie den Gesezen der christlichen ReliBerliner Arbeiter planlosen Streits entgegenwirken zu können. Autorität Jesu Christi ſelbſt in Seinem obersten Stellvertreter und Hohenpriesterbetten Selbst in der Stirche widersprechen, wennt fie die her
Ein Kursus über Gesetzlichkeit. Wo mag das stehen? Diese falschen, nun schon Hunderte von Jahren immer wieder erneuerten, mit allen Mitteln, selbst dem blutigsten Fanatisnius, einge
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dann ist es Unrecht, ihnen zu gehorchen, Pflicht, zu widerstehen, und das nicht bloß im Interesse der Stirche, sondern auch im eigensten Interesse des Staates selbst, zu dessen Verligion.
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Alajuell id nodila" pund Hindi dan zipiellen Widerstand gegen solche„ Gejebe" leistete, bie außerhalb aller Gerechtigkeit gegen die göttlichen Einrichtungen erlassen wurden, die nichts mit wirklichen Gesezen gemein haben." Die sehr berechnende, tluge Verhaltungslinie, welche man gegenüber der unfeligen revolutionären Legalität" innezuhalten hat, indem man die gegen göttliche Einrichtungen gerichteten Gefeße erteng, hat leider dazu beigetragen, die Anschauungen breiter Boltsschichten 31 fälschen. So hat die obligatorische Zivilehe und ihre religiösen Familien eingebürgert und die Sdeed verbreitet, die wahre Abmachung vor der religiösen Eheschließung dich nach und nach in vielen Eheschließung erfolge vor dem Bürgermeister. Wenn man eine solche Idee in einem Kopfe sich vorstellt, welcher von dem Bürgermeister nur
Prominialiſtiſche Muſchauung hat, wo bleibt dann noch reines Spur von
hat bei vielen Statholiken den Nest der kirchlichen Anschauungen über die Immunität göttlichen Rechtes zerstört, die das Sakrament der Priesterweihe dem Briefter verleiht." 54 5
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schärften und ausgebeuteten Lehren, haben nachgerade in den Massenderben ja alles gereichen muß, was geschieht zum Nachtheile der Ne- en Thatsachen und öffentlichen Einrichtungen sich mehr und mehr ver=
unter allen Umständen Gehorsam. Auch nichtige Geseze, d. h. solche, adobie von dem Charakter eines wahren Gesezes nichts an sich haben, weil sie Gegenstände behandeln, welche der Zivilgewalt ihrer Natur und Wesenheit nach fremd sind, oder weil sie geheiligte Rechte offen berlegen, oder weil sie auf das unzweideutigste das allgemeine Wohl schädigen, erfreuten sich leider der Bezeichnung als Geseze" und tragen so zur Aufrechterhaltung der eben gekennzeichneten traurigen Berirrungen bei.
Man wird fagen Dura lex, sed lex. Man hat die Ueberzeugung, daß die... diesen vermeintlichen Gesezen das Beispiel des Gehorsams geben müßten. Diese Meinung ist nicht nur bei den Aubetern des Staat- Gottes, sondern auch bei vielen verbreitet. Der Gößendienst und Fetischkult mit der Gesezmäßigkeit" ist uns derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß wir beinahe auf der Höhe der Großen am Hofe des Mederkönigs Darins angelangt sind. Nachdem fie den König vermocht, ein Gefeß zu erlassen, dessen Dummheit größer war, als seine Bosheit, widersezten sie sich dem Vorhaben des Königs, die Dummheit zu beseitigen; fie fagten ihm : Wisse, o König, daß das ein Gesetz der Meder und Perser iſt."( Dan. 6, 15) Die„ Legalität" soll in der großen Volksmasse auch unsern Zeitgenossen ein Deckmantel für alle Verbrechen, Nichtswürdigkeiten und Ungerechtigkeiten sein...." Das steht in irgend einem anarchistischen oder mindestens in einem revolutionären Schriftstück, meint der Leser. Weit gefehlt. Das ist zu lesen in den sehr loyalen Düsseldorfer Christlich- sozialen Blättern", Jahrgang 1890, zehntes Heft. Die ausgelassenen Worte heißen nicht etwa: Anarchisten, Nevolutionäre, sondern schlicht und einfach: St a tho= lifen. Den gläubigen Anhängern der alleinfeligmachenden Kirche wird eingeprägt, daß die Zivilgefeße, d. h. die Staatsgeseße, nicht das höchste für sie sein dürfen, und es wird ihnen vorgehalten, daß auch heute noch die" Legalität", die Gefeßlichkeit, den Deckmantel abgeben muß für alle Verbrechen, Nichtswürdigkeiten und Ungerechtigkeiten."
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Altes das nicht etwa beifäufig, als literarische Floskel, sondern in vollem Ernst und sehr nachdrücklich, nicht etwa von irgend einem hergelaufenen Individuum, sondern in Erklärung und Betonung einer fürzlich erschienen Enzytlita Leo III, als vom infehlbaren Papst ver= tündete Soziallehre". In der That heißt es in dieser interes fanten Enzyklifa von den vorzüglichsten Pflichten der Christen":
Welchem aber von den beiden Herren müssen wir im Wider0 streite gehorchen? Das kann nicht zweifelhaft sein. Unerlaubt fürwahr ist es, den Menschen
werden; Günde ist es, Ziehe den Pflichten gegen Gott untreu zu
Gesetze Christi zu übertreten, um irgend 08einer irdischen Obrigkeit zu gehorchen, oder die Rechte der Kirche zu opfern, um nicht ein weltliches Gesetz zu mißachten zu scheinen. Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen." In solchem Falle müßte ein Jeder stets und ohne Zandern dieselbe Antwort geben, welche Petrus und die übrigen Apostel der Obrigkeit gaben, die unerlaubtes von ihnen forderte. Ganz gewiß darf weder im Kriege noch im Frieden ein überzeugungstreuer Christ an Vaterlandsliebe von Jenianden sich übertreffen laffen, aber trotzdem müßte er bereit sein, eh er alles, eher den Tod zu erdülden, als die heilige Sache Gottes und seiner Kirche zu verrathen."
Diejenigen aber, welche eine solche Anschauung hinsichtlich der Pflichten nicht billigen wollen oder gar alle treuen Katholiken, welche danach handeln, als Unbotmäßige und Aufrührer brandmarken, wissen nicht, was eigentlich die Geseze find, von welchen sie reden, und was von wegen dazu gehört, daß solche Bestimmungen wirklich Gesezeskraft beanspruchen dürfen. Was Wir da berühren, das ist euch bekannt, und öfters haben wir davon ge= sprochen. Ein Gesez ist doch offenbar nichts anderes, als diejenige Anordnung, welche die rechtmäßige Gewalt den Grundsäßen der Vernunft entsprechend zum allgemeinen Besten erlassen hat. Nun aber ist nur diejenige Gewalt eine rechtmäßige, die von Gott stammt, dem ersten
einflocht, so glaube ich damit den Lesern einen Gefallen zu erweisen. Eine methodische Schilderung des Zuchthauses würde allzu trocken aus= der Leser würde bei den ersten Seiten schon die daß sie, mindestens dem Sinn nach, wahr sind, und die Gesinnungen der Zuchthausbeamten, der Anstaltsgeistlichen und Sträflinge besser wiederspiegeln, als das die scheinbar unpersönliche Schilderung vermöchte. Ju Mai 1889. lootors
gefallen fein und der Zeferfür haben Dieſe Dialoge ben Borang,
Wolfgang Wunderlich.
Die Einlieferung.
1881 0 0 d Anfangs wollt ich fast berzagen, Und ich glaubt', ich trüg es nie; Und ich hab' es doch getragen Aber fragt mich nur nicht: wie?
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Heine.
Das Zuchthaus! Ein unbehagliches und unheimliches Gefühl be= schleicht uns, wenn wir an diese Institution, an die umentbehrliche Kehrseite in dem System unserer heutigen Gesellschaftsordnung, erinnert werden. Aber wen kann dies wundern? Nur mit innerem Widerstreben lassen sich unsere Sinne auf Dinge richten, welche sie unange= nehm berühren, man fühlt sich bedrückt bei einem Kranten, und das Zuchthauswesen, überhaupt unfere ganze Strafvollzugspflege, ist eine der wundeſten Stellen an unserem franken Gesellschaftskörper. Wohl nur wenige Leser mögen von dem Marterleben der unglücklichen Sträflinge eine Vorstellung haben, die der Wirklichkeit auch nur annähernd entspricht. Im Frühjahr 1888 berichteten die Zeitungen, der Sozialist Schuhmann aus Leipzig er hatte wegen angeblichen Aufruhrs, an dem er obendrein ganz unschuldig war, mehrere Jahre Buchthausstrafe zu verbüßen jei im Zuchthaus zu Waldheim einer unmenschlichen Hausordnung zum Opfer gefallen. Von Haus aus ge= sund, soll er sich dort sehr renitent gezeigt, dann längere Zeit getränkelt haben und plötzlich gestorben sein. Bittere, herbe Worte und Urtheile mögen damals von Seiten seiner Freunde und Gesinnungsgenossen über seine Behandlung in der Anstalt gefallen sein. Aber was er erduldet und gelitten haben muß, bis seine Störperkräfte gebrochen, bis sein troziges Proletarierherz in ohnmächtiger Wuth sich aufgezehrt, das zu ermessen vermag nur Derjenige, der selbst in ähnlicher Lage sich befand. Und ich war in ähnlicher Lage, ich weiß ein Lied davon zu singen. Den 5. Oftober 1882 wurden mir vom vereinigten II. und III. Straf= Senat des Reichsgerichts zwei Jahre Zuchthaus zudiktirt. Interessant find die Gründe, auf Grund deren ich des Zuchthauses Bürgerrecht erworben.
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( Folgt Wiedergabe des in der Einleitung von uns angeführten Erkenntnisses. Ned. des S.-D.)-
Ein melancholischer freundlicher Herbsttag war der 7. Oftober 1882, Ein Leipziger Polizist wanderte mit mir eine wenig belebte Straße zu Halle an der Saale unserem Ziele, dem Zuchthause zu. Doch es wollte nichts in Sicht kommen, was einem derartigen Gebäude ähnlich sah,
So spricht der Papst, und von seinem Standpunkt aus auch durchaus folgerichtig. Nach seiner und seiner Anhänger Ansicht vertritt er das Gesetz Gottes". Was er, was die Kirche sagt, sagt Gott". Und " Gott" iſt die höchste Autorität. Für den Gottgläubigen, gewiß.
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Es gibt aber Leute, die einen anderen Glauben, eine andere Ueberzeugung haben, eine andere Gottesvorstellung oder eine Weltanschauung ohne Gottesbegriff. Diese Ueberzeugung ist ihnen ihr höchstes Gut, aus ihr leiten sie ihre Rechts-, ihre Moralbegriffe her, und wenn die Staatsgesetze diesen Rechts- und Moralbegriffen im Widerspruch stehen, ihnen auf's Schroffste widersprechen, haben sie nicht dasselbe Recht zu sagen: die absolute Legalität" ist ein Fetischdienst, wir folgen der Moral unserer Ueberzeugung, nicht dem formalen Gesetz?„ Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen"?
Nein, sagt der Papst, diese haben nicht das Recht, so zu handeln. Es gibt nur Einen Gott, und das ist der der katholischen Kirche, und dieser Gott äußert sich einzig und allein durch den Mund dieser Kirche. Für Katholiken mag das maßgebend ſein, wer aber nicht Katholit ist, sagt: was dem Einen recht ist, ist dem andern billig. Was die katholische Kirche für sich fordert, dürfen andere Genteinschaften, andere Menschen auch für sich in Anspruch nehmen.
Hören wir die„ Christlich- sozialen Blätter" weiter:
„ Und wenn der Christ bisweilen den Fürsten und Gesetzgebern den Gehorsam versagt, so geschieht das hinsichtlich der Geseze, welche aller Autorität entbehren, weil sie gegen die Gott schuldige Ehre erlassen sind, folglich außerhalb aller Gerechtigkeit stehen und mit wahren Geſetzen gar nichts gemein haben." In der That, das Gesetz ist nichts anderes, als ein Gebot der rechten Verminft, gegeben von der dazit berechtigten Gewalt zum allgemeinen Wohle." Ein Geſetz, welches nicht alle diese wesentlichen Merkmale in sich trägt, ist kein wahres Gesetz. Nun aber ist das dem göttlichen Gefeß sich entgegenstellende Gefeß" fein Gebot der rechten Vernumft, weil es in Widerspruch mit ber höchsten Vernunft steht es geht nicht von einer dazu berechtigten Macht aus, oder es entsteht nicht aus der berechtigten Ausübung der Gewalt; denn rechtmäßig ist diejenige Gewalt, welche von Gott her= tommt, und von Gott fann feine Gewalt kommen, die sich feindlich gegen ihn wendet; das Gesez ist nicht zum allgemeinen Wohle: denn „ der Staat büßt an seinem Leibe jede Unbill, die der Neligion angethan wird." Und übrigens geht ein solches Gesetz" gegen das Ziel der Gesellschaft, welches sie in erster Linie verwirklichen soll. In solchem Falle gibt es also keine rechtmäßige Autorität und kein wahrhaftes Gesetz. Der Widerstand ist nicht Auflehnung."
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Eine wunderbar bequeme Deduktion. Ein Gefeß, das den Interessen der Kirche nicht entspricht, ist kein wahres Gefeß", der Widerstand dagegen also auch nicht Auflehming". Aber warum sollen Andere, 3. B. wir Sozialdemokraten, das nicht auch sagen können?
Es folgt nun eine hübsche Auseinanderießung, welchen Gesetzen der Katholik Widerstand zu leisten hat, und schließlich eine reizende kleine Abhandlung über das erlaubte Erdulden" voit falschen Gesetzen, um der schweren Quälereien willen, denen man sich andernfalls aussehen würde." Das kann," heißt es, eine durch die Klugheit gebotene Maßnahme sein, die von den Umständen selbst erzwungen werden kann und die folglich erlaubt und verdienstlich für diejenigen ist, welche unter dem Gesetz leiden, obgleich dieses an sich ungerechtsam und schlecht bleibt."
Aus dem priesterlichen in gutes Deutsch überseht: wenn's nicht anders geht, haben wir noch eine Hinterthür. Aus dem Dulden eines schlechten und ungerechten Gesezes machen wir je nachdem eine ver= dienstliche Handlung. Wir lassen mit uns handeln.
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Aber wenn unser Kontrahent in der Patsche ſizt, kommen wir wieder.
„ Es wäre indeß nicht unnütz zur allgemeinen Erbauung, daß man von Zeit zu Zeit auf einem gut ausgewählten Terrain und bei erneuter Herausforderung der Gegner einen energischen prin
und so war der Polizeimann wiederholt genöthigt, die uns begegnen den Passanten nach der Strafanstalt zu fragen. Er erhielt die widersprechendste Auskunft, wurde bald den Weg nach dem Zuchthaus, bald nach dem Gefängniß zu gewiesen. Mein Transporteur fluchte weidlich über die dummen Hallenser, während ich, vergnügt über diese Verzögerung, neben her schritt. Die rechte Hand trug ich stets in der Tasche, sie wurde mir in Leipzig mit einer Stette an den Leib geschlossen, blos der Form wegen, wie mein Führer sagte. Indeß verdeckte der zugeknöpfte Rock Kette und Schloß. Ein des Weges kommendes Mädchen zeigte uns wiederum die Rich tung nach dem Gefängniß, woher wir eben kamen.
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Wir wollen ja in's Zuchthans, liebes Stind", mischte ich mich ein. " So, das hätten Sie gleich sagen sollen. Am Ende dieser Straße fomnien Sie an eine hohe Mauer, gehen sie neben derselben her, sie führt an das Zuchthausthor."
" Sie sagen das in einem Tone, als ob Jeder, der da hinein muß, unrettbar verloren ist?" bemerkte ich nach dem Bescheid, und erhielt die Antwort:„ Sie werden es schon erfahren!"
Bald standen wir vor dem Thor. Unwillkürlich blickte ich empor, ob nicht Dante's Worte darüber zu lesen seien:„ Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung draußen!"
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Der Pförtner öffnete, um hinter uns gleich wieder zu schließen. Adieu Welt! Mein Führer rapportirte: Zuwachs aus Leipzig!" „ Schön, freut mich, freut mich", schmunzelte der alte graue Pförtner; er wies uns nach dem Direktionsgebäude.
„ Der freut sich auch noch, wenn Jemand das Unglück hat, in das Zuchthaus zu kommen", brummte mein Leipziger.
Ziemlich lange standen wir in dem Korridor der Direktion. Nur einmal fam ein Mann in Zivilkleidern mit einent Bund Schlüssel in der Hand und erfundigte sich nach unserm Woher. Es war der Dekonomie- Inspektor. Du bist der Wunderlich?" wandte er sich an mich, als ihm der Transporteur die nöthige Auskunft ertheilt hatte. Kerl, was willst Du denn hier? Wir haben schon eine Anzahl solche Sterle; wo sollen wir Euch nur alle hinstecken?"
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Nun kam der Sekretär des Direktors. Ihm wurde ich von meinem Leipziger Führer übergeben, dessen Mission damit beendet war. Zunächst wurde ich in das Zivilstands- Register der Anstalt eingetragen, wobei ich auch die Namen meiner nächsten Verwandten mit angeben mußte. Dann ging es in Gesellschaft eines Aufsehers nach der Hansvaterei, um die nöthigen Effekten für einen zweijährigen Aufenthalt in Empfang zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit wurde ich gewogen und zu leicht befunden. Der anwesende Hausvater, der mich bis Dato nicht beachtet hatte, drehte sich bei Angabe des Gewichtes verwundert nach mir herum und sagte:
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Was, 46 Kilo? Kerl, was ist denn mit Dir geschehen?" Auf meine Antwort, daß ich bereits eine 7monatliche aufregende Untersuchungshaft hinter mir habe, erhielt ich den billigen Nath:„ Siehst Du, die Geseze hübsch achten, fleißig arbeiten und beten, dann kann man in feine solche Lage kommen."
Von da in's Badezimmer. Eine Kolonne Sträflinge war gerade fertig mit Baden, als ich eintrat und dem daselbst dienstthnenden Auf
Planen die Herren einen Vorstoß gegen diefe feblechten Gefeße"? Es sicht nach dem Schlußsat fast so aus. Dieser aber ist eine wahre pindasid end red Belehren durch Worte genügt nicht mehr, wenn der Irrthum in förpert. Wenn heute die Sozialisten an den Fundamenten der öffent= lichen Ordnung rütteln, fede Belehrung hohnlächelnd abschütteln, mit der Legalität ihres Vorgehens den radikalen Umsturz, die Nevolution, vertheidigen und siegreich in immer weiteren Streisen befestigen, so ist das eben die natürliche Frucht des fast hundertjährigen Stampfes der blobiinnigen, Segalität", die heute, dazu herhalten muß, den Selbstmord der zeitgenössischen Gesellschaft selbst angesichts der radikalen Erhebungen der Sozialisten, zu verdecken."
Gening. Nachdem oben von der„ unseligen", der„ revolutionären" Legalität gesprochen, wird nunmehr die Legalität sogar als blöd= sinnig gebrandmarkt. Mein Liebchen, was willst Du noch mehr? Und, durch Junehaltung dieser Geseßlichkeit werden die Anschauungen breiter Boltsmassen gefälscht! saldinging silve Also
Nieder mit der Gesetzlichkeit!
Nun, wir Sozialisten, vor denen man auf diese Weise die Gesellschaft retten will, tönnen es ja mitansehen. Wir, bis in die neneste Zeit einem schmachvollen Ausnahmegesetz unterstellt, und einer Gesetzesanwendung unterworfen, die meist nur eine andere Form der Willkür ift, werden gern bei diesen Gesellschaftsrettern in die Schule gehen. Denn, daß es nicht übersehen wird, die Weisungen der so explizirten Enzyklika Leo's XIII. bilden eine Pflichtenlehre,
deren genaue Grfüllung auf staunenswerthe Weise beitragen würde, die Gesellschaft zu retten!
Mehr politische Polizei und weniger Fabrikinspektoren das iſt der Zuhalt einer Petition der Industriellen und Gewerbetreibenden Nordböhmens an die hohe I. f. Regierung wegen Regelung der Arbeitsverhältnisse." Was das Wort„ Regelung in der Borstellung einer richtigen Fabrifantenseele heißt, weiß man nachgerade es bedeutet die Beseitigung aller Schranken, die der Fabritaufendespotie im Wege stehen. Mein Wille geschehe" heißt es im Fabrikantentatechismus,„ und Ich will, daß nicht nur innerhalb der Fabrit, sondern auch außerhalb derselben der Arbeiter mich als seinen Herrn und Gebieter betrachtet. Dafür zu sorgen, ist die Aufgabe der Staatsregierung; dazu ist sie da, dafür bezahle Ich sie, und für nichts anderes!
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Die Wiener Arbeiterzeitung", widmet der Petition eine ziemlich eingehende Besprechung, und auch wir wollen dem fulturhistorisch intereffanten Machwert einige Augenblicke widmen. Es verlangen also die Herren nordböhmischen Industriellen: neizdo
1. Schuß der Fabrikanten gegen Angriffe in der Arbeiterpresse und Arbeiterversammlungen. Man höre nur:
" Derartige Erzeffe der Agitation und der Publizistit unter den Schutz ber Nebe- und Breßfreiheit stellen zu wollen, welche die auf dem Boden der geltenden Rechtsordnung stehenden Parteien ieder= zeit für ihre Gnunziationen in Anspruch nehmen dürfen, und die auch einer fachlichen Kritik der bestehenden Rechts- und Gesellschaftsordnung seitens der sozialistischen Partei nicht verkümmert werden soll, wäre ein ebenso un verantwortlicher, als verhängnißvoller Fehler.
Die durch die vorbezeichneten Umtriebe Gefährdeten haben ein Recht auf die Anwendung der§§ 302 und 308 des geltenden Strafgesezes, der Staat die Pflicht hierzu. Die herrschende, diesbezüglich lage Braris droht dahin zu führen, daß die Industriebezirke Desterreichs, wie fich dies bei der Bewegung des 1. Mai gezeigt, zum Lieblingsaufenthalte Agitationsherde für fremde ausländische Heber wird, welche in dem leider größentheils im Vergleiche zu Deutschland geringeren Bildungsniveau der Arbeiterschaft einen fruchtbaren Boden für ihre Zwecke vermuthen und finden."
mit anderen Worten, wer einem Fabrikanten an seiner ach, so empfindlichen Ehre zu nahe tritt, die Zustände in einer Fabrit einer migliebigen Kritik unterwirft, soll als Staatsverbrecher als Hochverräther, Attentäter" von Amtswegen zur Rechenschaft ge= zogen werden. Eine theoretischen Angriff gegen die„ bestehende Rechts
seher, der auch Wunderlich hieß, überwiesen wurde. Ich sollte ein Bad nehmen, dann eingekleidet und in Flügel C 3 in die Domzelle provisorisch einquartirt werden.
„ Ei, Du heißt Wunderlich?" meinte mein neuer Vorgesetzter,„ mache mur fein so betrübtes Gesicht, zwei Jahre sind bald herum. Betrachte Dir diese Kerle hier, hat jeder schon fünf Jahre auf dem Rücken, und die Meisten noch fünf vor sich."
Die Sträflinge horchten befremdet auf, solche warme Worte hatten nfie von diesem widerhaarigen robusten Gesellen noch nicht gehört. Die weiche Stimmung des Aufsehers gab das Signal zu vielen, theils wohlwollenden, theils spöttischen Bemerkungen.
In zwei Jahren lernst Du das Zuchthaus nicht einmal ganz kennen," sagten einige, und während sich an mir die Metamorphose zu einem Sträfling langsam vollzog, bemerkte ein Anderer:" Das haben sich Deine Locken auch nicht träumen lassen, daß sie einst unter der Scheere eines Züchtlings fallen müssen."
ach dem Bad vertauschte ich meine Kleider, die in einen Sack gewurden, mit dem Zuchthausanzug, und ein neuer Züchtling war
fertig.
Hu! wie ist mir denn? Bin ich nun wirklich die Jukarnation eines Zuchthäuslers? Nicht blos dem fahlen Kopfe und der Kleidung nach, sondern auch in der Gesinning, jener rohen, allen menschlichen Gefühls baren Gesinnung, welche ja das charakteristische Merkmal jedes Zuchthäuslers sein soll? Wendet sich meine gute Mutter mit Abschen von mir ab? Und zählen meine Freunde mich nicht mehr zu den Ihren? Mit Nichten. Tiefbekümmert reichten mir dieselben in Leipzig beim Abschied die Hand, mir Trost und Muth zusprechend, und tagtäglich betet meine Mutter in ihrem frommen Wahn zu Gott, daß er mich ihr gesund und unversehrt wieder zuführen möge.
Freilich, häßlich und abschreckend genug sieht der Sträfling aus in seiner dunklen furzen Jacke und der dunklen Tuchmüze ohne Form und ohne Schirm. Abschreckend genug, um unter dieser Jacke ein verwor= fenes und verkommenes Subjekt, verkommen an Herz und Gemüth, vernnithen zu lassen. wie erscheint mir Alles so fremdartig, und am fremdsten ich mir selber! Ich wagte nicht, die schon arg abgenügten Kleider mit der Hand zu berühren, und trug sie doch auf dem Leib. Antreten und abmarschiren nach Flügel C.! fommandirte der Aufseher. In der dritten Etage des Flügels C wurde mir eine Zelle zum Schlafen angewiesen. Morgen sollte der Direktor weiter über mich verfügen. In dieser Zelle intereffirte mich vor Allem die prachtvolle Ausficht durch das niedrig angebrachte Fenster. Unter meinem Fenster befand sich der freundliche Garten des Anstalts- Lazareths; über die Anftaltsmauer Hinveg fah ich bie Saale durch eine reizende, vegetations reiche Landschaft fließen, und in der Ferne zeichneten sich deutlich die ound Umrisse des Harzgebirges ab.
sid( Fortsetzung folgt.)