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34. Jahrgang. Nr. 5

Heimatland.

Bon Otto Bohlgemuth.

Sonntag

Ach, wie liegst du mir so tief und schwer im Sinn, heilig Heimatland, wo ich geboren bin. Jhr umrauschten Berge, Burgen, alt und kühn, Täler meiner Liebe, still im Sommerblühn, du Ruhrstrom grün.

Wo mich heit're Freude früh als Kind umfing, Väterfage raunend mir zur Seite ging. Rosen, Brombeerhagen überm grünen Hang, Silberquell im Hohlweg, heimlicher Gesang mich so durchdrang.

Ehrfurchtschwere Erde! Tief im Stollenschacht hast du mich in Schauern wissend hell gemacht, meine durftge Seele ging durch deine Zeit, trank aus allen Bronnen deine Seligkeit, und ach, dein Leid.

Dorf im trauten Grunde, Haus am Berge du, winkst und fingst mir leise Jugendwonnen zu, Lindenweg, du Alter, führst mich nun hinan, auf den Kirchhofhügel, wo ich saß und fann und Reime spann.

Du mein Heimathimmel! Hüte treu und gut meine lieben Lande, wo mein Wesen ruht. Bleibe mir verborgen, fern und arm und schön, daß die Sehnsucht wohnen mag auf deinen Höhn. Leb wohl, leb wohl!

Ach, wie liegst du mir so tief und schwer im Sinn. An dich muß ich denken, wenn ich ferne bin. Wenn die Donner rollen, wenn die Kugel pfeift, wenn mit Luft Entsetzen an die Seele greift. Heimat, Heimat!

Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt

T

Berlin, 4. Februar 1917

eine Folge der enormen wirtschaftlichen Ansprüche ist, die durch lichen Zielen dienen. Denkt man den Verstaatlichungs­den Krieg an das Reich herangetreten sind, und tommt gedanken bis zum Ende durch, dann erscheint der ganze Staat als zu dem Schlusse: ein einheitlicher Wirtschaftskörper, und die Die Frage lautet ihon heute nicht mehr: Sind Staats- Staatsausgaben find nur noch die allgemeinen Un­monopole erwünicht?" sondern: Welche Industrie und Handels- fosten dieses Wirtschaftsförpers, ähnlich wie die Handels-, zweige eignen fi am besten zur Umwandlung in Reichs Reflame-, Iden Versicherungskosten usw. für privat betriebe, und wie wird je nach der Eigenart diefer Betriebe unter wirtschaftlichen Betrieb. Zu diesen allgemeinen Untoften Berücksichtigung der gegebenen Finanzlage des Staates die müßten aber alle Teile des gesamten Wirtschaftsförpers nach Monopolisierung zum Rugen der Bevölkerung am besten durch Maßgabe ihrer Bedeutung für das Ganze beitragen, um zu verhindern, daß ein Teil einem besonders starten Drud aus gefegt wird.

geführt?"

Cunow beantwortet diese Frage allgemein dahin: Gana zweifellos ist, daß sich zur Ueberführung in den Eigen betrieb des Staates vor allem jene Industriezweige eignen, in denen die Kartellierung sowie die Betriebs- und Kavital tonzentration am weitesten gediehen ist, und die anderer­feits am weitesten auf dem Wege zur Monopolisierung der un entbehrlichsten Lebensmittel oder der wichtigsten industriellen Rob und Bilfestoffe vorgeschritten find.

Heute befindet sich der Sozialismus im Experimentier stadium. Und wahrscheinlich verhält sich das, was wir heute an Sozialismus besigen, zum wirflichen Sozialismus der Zu funft so wie die ersten Konstruktionen Lilienthals zu den modernen Flugzeugen. Aber auf diesem Wege gibt es fein Zurüd mehr, je flarer wir ihn erkennen, je ficherer wir ihn Diefer Gedanke wird dann leider nur für ein Gebiet, beschreiten, desto schmerzloser wird sich der Uebergang ge­allerdings das wichtigste, nämlich bie Mineral- ftalten. Den Rückweg nach St. Manchester, den das Privat gewinnung näher ausgeführt. Sue schreibt über die tapital fucht, wird es durch die Friedensnotwendigkeit einer Berstaatlichung des Bergbaues, die er nachdrücklich verlangt. geordneten Finanzwirtschaft gesperrt finden.

Induſtriefapitäne" gerecht, deren Arbeitskraft und Organ

Die Reife feiner Ueberzeugung macht ihn auch gegen die

Die Schaffnerin.

Bon Hermine Schmidt- Lahr.

fationstalent er hoch anerkennt. Gerade dadurch erweist er fich als echter Sozialist, der jede mensch­liche Leistung zu schäßen weiß, ihre Einordnung in den wirtschaftlichen Gesamtzweck aber desto entschiedener fordert. Er weist zugleich auch darauf hin, welche un­geheuren Gewinne aus dem Bergbau nicht als Ent- Es gibt Berufe, die dem bisherigen Betätigungsgebiet schädigung für geleistete geistige Arbeit sondern als Frucht der Arbeiterin ferner lagen als der Schaffnerinnen­toter Besitzrechte gezogen werden. Hue begründet seine beruf. Der Krieg hat die Frauen in weit fremdere Forderung eines staatlichen Gewinnungsmono. Sphären geführt und ihnen Aufgaben zugewiesen, die an sich pols, das etappenweise im Kohlen- und Kalifalzbergbau neuer, schwerer erlernbar, den weiblichen Körperkräften noch eingeführt werden soll bei gleichzeitiger reichsrechtlicher Regelung weniger entsprechend find. Und doch gibt es wohl feinen Be der Arbeiter- und Beamtenverhältnisse. Von einem Reichs- ruf, der von vornherein die große Deffentlichkeit so lebhaft monopol will er absehen, weil er von langwierigen parla- beschäftigte. Begreiflicherweise, denn diese Wandlung auf mentarischen Verhandlungen über ein neues Reichsbergrecht dem Arbeitsmarkt vollzog sich so sinnfällig vor den Augen und über die bundesstaatlichen Refervatrechte eine Ver- des großen Publikums, wie faum eine zweite. In der Presse schleppung der dringenden Angelegenheit fürchtet. Außerdem fand kaum ein Frauenberuf so viel Beachtung. Stizzen wurden will Hue ein Reichshandelsmonopol für Bergwerts über die Schaffnerin geschrieben. Lieder auf sie gedichtet. produfte und die Nebenprodukte des Bergbetriebs( Teer. Teer. Mehr oder weniger schlechte Wize über sie gemacht. Auf beftillate, Gas usw.), von dem er immense Einnahmen Ansichtskarten, in illustrierten Blättern finden wir ihr Bilb. für das Reich erwartet. Um welche Summen es sich dabei handelt, kann man daraus ersehen, daß Hue den Rohgewinn ber deutschen bergbaulichen Betriebe auf 800 bis 900 Millionen Marf jährlich schäßt. Die Erfordernisse des Reiches betragen freilich nach feiner Schäßung eine noch ganz andere Summe, nämlich 5 Milliarden jährlich!

Wirtschaftsprobleme der Zukunft. in Form zu hoher Ablösungssummen machen fönnen. Soll folch uni ostale Folgerungen gezogen, wie neulich in

Von Friedrich Stampfer .

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Und doch ist dies alles mehr im Sinne der oberflächlich behaglichen Betrachtung einer Maskerade. Daß hinter dem neuen Schauspiel ernste soziale Fragen stehen, das beschäftigt die Gedanken der ungeheuren Menge, die täglich und stündlich die Dienste der Schaffnerin in Anspruch nehmen, nicht in überwältigendem Maße. Und wo sie sich einmal ernsthafter Schon daraus ergibt fidh, daß Staat und Reich bei Ueber- mit dem Problem der Schaffnerin beschäftigen, kommen dann nahme der Gewinnungs- und Handelsmonopole teine Geschenfe unter Umständen solch schiefe Darstellungen zutage, werden von einer Entschädigung geredet werden, dann könnten nach den bekannt gewordenen Auseinandersetzungen in der B. 3. Hue nur die den Betreibern tatsächlich entstandenen Untoften, am Mittag". Da werden, wie das immer so ist, wenn es fid Der Kampf der Völker gegeneinander wird nach dem abzüglich der erhaltenen Betriebsüberschüsse in Betracht kommen um Frauen handelt, die einzelnen schlechten Erfahrungen zu nicht aber die noch in der Zukunft liegenden Gewinn- einem verallgemeinernden Sat erhoben: AIIe Schaffne Kriege nicht aufhören, er wird aber viel mehr ein Wirt- aussichten. rinnen taugen nichts. Die Schaffnerinnen sind barsch und fchaft& fampf als ein Stampf mit militärischen Machtmitteln Mehr historisches Intereffe hat die folgende Abhandlung unhöflich. Und um die böse Zunft der grau uniformierten fein. Das Volf bleibt der eigentliche Sieger in diesem Welt- Schippels, die in Barteigeschichtlichen Rüdblicken" die Frauen zu strafen und zur Befferung anzuhalten, schlägt ein friege, das sich aus der wirtschaftlichen Erschöpfung am Entwicklung der Monopolfrage in der fozialdemokratischen Einsender einer Buschrift schulmeisterlich vor, den Schaffne­frühesten erhebt, das den verschwenderischen Verbrauch von Diskussion darstellt. Heute wissen wir wohl alle, daß es feinen rinnen das Trinkgeld zu entziehen. Menschen und Gütern am raschesten ersetzt. Auch der mili- anderen Weg zum Sozialismus gibt als durch die Verstaat- Wenn die ganze tagelang währende Auseinandersetzung tärische Sieger kann nach dem Striege an wirtschaftlicher Erlichung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Demokratifierung des für die Schaffnerinnen berstimmend war, über diese Moral schöpfung zugrunde gehen, und der Bestegte tann- wenn Staates. Schippel läßt aber auch den überwundenen Bedenken von der Geschicht" haben fie fich nicht enthalten können, sich ihm der Frieden teine ihn wirtschaftlich allzuschwer schädigefchichtliche Gerechtigkeit widerfahren, indem er am Schlusse gegenseitig verständnisinnig zuzulächeln. Der Verlust war genden Bedingungen auferlegt in dem folgenden Bettlauf seiner Darstellung sagt:" Was man dem Staat auf einer gewahrhaftig zu verschmerzen. Möglich, daß der Einsender um die Wiederherstellung der nationalen Kräfte die Spige gewissen Entwicklungsstufe des Wirtschafts- und Staatslebens felbst, bevor er Veranlassung hatte, die Schaffnerinnen zu be­winnen. Darin liegt die ungeheure Bedeutung aller öfonomi- mit Recht verweigert, fann man ihm auf einer höheren strafen, ein reichlicherer Trinkgeldgeber war als der Durch schen Fragen in dieser Zeit. Der Staat wird Sieger sein, der Stufe und unter bestimmten Voraussetzungen mit noch besserem schnitt, und daß er daher die Noblesse seiner Mitmenschen zu am besten wirtschaften wird! Recht übertragen." überschätzen geneigt war. Im allgemeinen aber machen die So gilt es heute, über alle Sonderinteressen hinweg das In einem Schlußwort behandelt Jansson die Monopol Trinkgelder der Schaffnerin die magere Kriegsjuppe nicht Interesse der Allgemeinheit fest ins Auge zu faffen frage vom gewerkschaftlichen Arbeiterstandpunkt aus. Er fett. In dieser Beziehung ist das Erscheinen der Schaffnerin und die Vorarbeit fruchtbar zu machen, die auf diesem Ge- fordert die Sicherung des freien Koalitionsrechts in den auf der Bildfläche in eine höchst ungünstige Zeit gefallen. biete bom wissenschaftlichen Sozialismus ge- Monopolindustrien, den Abschluß von Tarifverträgen, die Allein schon der arge Seleingeldmangel, bon allen anderen leistet worden ist. Wenn uns der Krieg gelehrt hat, daß Schaffung von paritätischen Arbeitsnachweisen, von Arbeiter Kriegsverhältnissen abgesehen, verführt nicht gerade zu einem Menschenleben gegenüber dem staatlichen Gesamtzwed nichts be- ausschüssen und Arbeiterkammern. Die Arbeiter follen durch losen Handgelent. deuten, so wird uns die Zeit nach dem Kriege noch eindring fach fundige Vertreter an der Gesamtverwaltung beteiligt fein. Es soll nun wirklich nicht behauptet werden, daß alle licher zu Bewußtsein bringen, daß Eigentumsrechte gegenüber Der Streit bleibt ihnen dann als lette 3 Mittel, um ihre Schaffnerinnen Engel an Liebenswürdigkeit wären. Die Ver­dem Gesamtwirtschaftszwed bedeutungslos find. Ansprüche durchzusetzen. Die Krönung der Organisation bildet allgemeinerung nach dieser Seite wäre ein ebensolcher Unsinn Es kann sich nicht darum handeln, Eigentumsrechte aus ein Reichsarbeitsamt, dem sämtliche Monopolfragen wie die gegenteilige, daß sie alle grob und barsch seien. Aber bloßer Bosheit des Prinzips zu zerstören wohl aber wird zu übertragen wären. etwas merkwürdig ist doch die Tatsache, daß dieser Vorwurf der Grundsatz festzuhalten sein, daß für einen planmäßigen Als Wirtschaftszweige, deren Monopolifierung in Eröffentlich mit Nachdrud gerade in der Reichshauptstadt er­Wiederaufbau der Volkswirtschaft Brivatintereffen und erwägung zu ziehen ist, bezeichnet Jansson neben dem Bergbau hoben wurde. Der Berliner gilt bekanntlich im ganzen Steiche die Sprengstoff- und Waffenfabritation, den nicht als das Modell von Höflichkeit. Und vollends ist seine,

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worbene Rechte feine Schranke bilden dürfen.

Von diesem Grundfas geht auch die Schrift aus, die der Getreide handel, den Rohstoffbezug aus dem im raschen Heranwachsen Berlins zur Großstadt begründete Berlag Vorwärts soeben der Deffentlichkeit unterbreitet.") Ausland, die Eisengewinnung bis einschließlich der Unfähigkeit, sich den Erfordernissen des Verkehrs im allge­Sie behandelt in drei innerlich zusammenhängenden Arbeiten Stahl- und Walzwerkproduktion, Strafiquellen, Kraft- meinen anzupassen, oft besprochen und felten in Abrede gestellt eines der brennendsten wirtschaftlichen Zukunftsprobleme, die gewinnung. Linienreedereien, Binnenschiff worden. Auf diesen Mangel ist viel Bank und Streit zurüd­Monopolfrage und bildet ei ne wertvolle Vorarbeit, fahrt und Labatindustrie. Es wäre wünschenswert, zuführen. Und da sollen gerade die Straßenbahnschaffne an der die Gesetzgeber nicht werden borüber gehen tönnen. daß alle diese Einzelfragen ebenso auch die des Versicherinnen mehr von fich berlangen, als fie fehen, daß das Publi Das Buch, das vom sozialen Aufbau handelt, ist weit- rung 3 monopols in ähnlicher Weise fachkundig bearbeitet kum von sich verlangt? Wer von euch ohne Sünde ist, wer aus wichtiger als sehr vieles andere, das uns als fozialistisch würden wie der Bergbau von Hue. nie am Anfang des Wagens im Gang stehen blieb, wo sich die wissenschaftliche" Striegsliteratur vorgesetzt wird. Sollen die Forderungen Janssons berwirklicht werden. Menschen zu Knäueln ballten, während im Hintergrund roch Gunow behandelt die Startellmonopole, das heißt die dann wird es nicht genügen, einzelne wenige Monopole zu Blak war, wer nie mit Ellbogenstößen fich auf eine heran­aus der Kartellierung hervorgegangenen Privatmonopole, fchaffen, dann wird vielmehr die staatliche Monopolisierung fahrende Elektrische durchfocht, wer nie in der Hochbahn bloß deren geschichtlichen Werdegang er darlegt Er erkennt, daß die in großzügiger und weitgreifender Weise durchgeführt werden um seine Zeitung zu lesen längs stand, während sich alle Umwandlung dieser Privatmonopole in Staatsmonopole schon müssen. Sind nur wenige Monopole vorhanden, dann besteht andern wie Kieler Sprotten quer aufammentreffen muß­die Gefahr, daß sie zu fiskalischen Zwecken wie Zitronen aus ten, der werfe den ersten Stein auf sie. Ist es doch ein all gepreßt werden, daß der Staatsfapitalismus" bekanntes Schauspiel, daß den Anordnungen der Schaff. in rücksichtsloser nerinnen man zu trogen wagt, was beint Schaffner höchit mit dem Privatkapitalismus wetteifert Profitmacherei. Das aber soll bermieden werden: die Mono- felten vorzukommen pflegt. Es ist der Schmerz vieler Schaff­pole sollen nicht rein fistalischen, sondern gesamtwirtschaft- nerinnen, daß fie zur Grobheit einfach gezwungen werden.

*) Monopolfrage und Arbeiterklaffe. Drei Abhandlungen von Seinrich Cunow, Otto Sue und May Sippel Seraus gegeben und mit einem Rachwort versehen von Wilhelm Janfion. Berlin , 1917. 256 G.

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