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daß so ein Schlagwort an sich noch wenig besagt. Aber es ist in der Tat so, daß diese Frau in der Dichtung den einen Pol bedeutet, dessen Gegenpol ich etwa das Romantische nennen möchte. Es ist bei der Dichterin eine sehr intensive Art des Sehens und eine ganz bedeutende Art, das Leben realistisch zu gestalten und hinzustellen. Daß sie damit unter ihren dichtenden Genossinnen eine große Aus­nahme bildet, versteht sich am Rande. Hier in den Werken dieser Dichterin ist eine ganz starte, fast männliche Kraft am Werke, ein Gemüt, so unerschrocken, tapfer, wie wir es bei den Frauen felten gewohnt sind; und in der heutigen Literatur so nicht zum zweiten Male antreffen.

Außer diesen Dreien hat auch die Kirche vielfach das werblichen Lohnarbeiter ein hohes Privilegium. War es doch Arbeitsverhältnis zu beeinflussen gesucht, und wahrscheinlich ist die gleiche Zeit, in der sich das Landvolk immer mehr bedrückt ihr Einfluß in manchen früheren Perioden nicht gering ge- sah und schließlich keinen andern Ausweg mehr fand, als die wesen. Aber je mehr sie als ökonomische Macht zurücktrat große blutige Revolution, hinter der freilich schon ökonomische und in Deutschland   bestand diese Macht seit dem 15. Jahr- Kräfte standen, die auch der vergleichsweise guten Stellung der hundert nicht mehr umsomehr schied fie auch als regelnde gewerblichen Arbeiter das Grab schaufeln sollten. Macht des Arbeitsverhältnisses aus. Immerhin läßt sich ein Das geschichtliche Merkmal des Arbeitsverhältnisses im gewisser Einfluß der Kirche für jene Zeit nachweisen, die wir mittelalterlichen Handwerk war das Fehlen einer öffentlich­die erste Stufe des Arbeitsverhältnisses nennen wollen. rechtlichen Bindung. Wohl war es bis in Einzelheiten ge­Auf dieser ersten Stufe wird das Arbeitsverhältnis vor regelt, für die uns erst das letzte Jahrzehnt wieder ein nehmlich gestaltet durch die Organisationen der Meister und Verständnis gegeben hat; aber die bindenden Sträfte hatten Wenn denn aber schon ein Versuch der Annäherung an die Gesellen. Ein obrigkeitlicher Einfluß ist wohl hier und da vor- ihren Sig nicht in obrigkeitlichen Gewalten, sondern in den handen, aber für das Ganze wenig bedeutsam. Im allgemeinen Organisationen der Meister und Gesellen. In diesem Wesen Aktualität versucht werden soll, so kann ich ja mit einem ihrer standen sich nur die Meisterzünfte und die Gesellenverbände entsprach das Arbeitsverhältnis den sozialen Grundtatsachen letzten Werke anfangen, mit dem Zyklus Der Tod", der, illustriert gegenüber. Die alten Stadtchroniken und Urkundenbücher der Zeit. Der Warenumlauf vollzog sich in seiner Masse von Willi Geiger  , in sehr schöner Ausstattung im Verlage Georg berichten über viele ernste und langwierige Kämpfe, die gewiß innerhalb der örtlichen Grenzen, es fehlte darum die ökono- Müller in München   erschienen ist. Das Erlebnis, dessen Rätselhaftigkeit uns in diesen drei letzten nicht immer, aber doch bis zum Ausgange des 15. Jahr- mische Triebfeder zur Herausbildung einer umfassenden Drga­hunderts meistens mit dem Siege der Gesellen oder doch mit nisation der wirtschaftlichen Kräfte. Und selbst als der Kriegsjahren auf Schritt und Tritt umwittert hat, ist hier vor dem einem guten Vergleich endeten. Soweit man danach das wachsende Warenverkehr nach größerer Rechtssicherheit ver- Kriege schon in einem Zyklus von siebzehn Bildern, novellistischen, Arbeitsverhältnis rekonstruieren tann, erscheint es start demo- langte als sie eine Stadtgemeinde bieten konnte, ließ dies gestaltet worden. Das Erlebnis selber hat die Dichterin in der kratisch. Doch fand dieser demokratische Zug des mittelalter- Bedürfnis noch keine zentrale Fürstengewalt entstehen, sondern ganzen Vielfältigkeit, Tragit, Seltsamkeit darstellen wollen, nicht Spekulationen nachgehen wollen. Und das ist ihr so gut gelungen, lichen Arbeitsverhältnisses eine natürliche Grenze in dem schuf sich den Bund der Städte- die Hanse. Altersunterschied zwischen Meistern und Gesellen. Noch han- Erst das 16. Jahrhundert, als die große Wirtschafts- daß das Buch eine zwar schwermütige, aber bedeutende Lektüre aus­macht. Man denkt an den Totentanz Holbeins, an Bilder mancher delte es sich um wirkliches Handwerk, um Betriebe, deren revolution den Glanz der städtischen Macht verblassen ließ Einrichtung feine für den Gesellen nnerschwingliche Mittel erst die daraus folgende ökonomische Umlagerung brachte das Maler, die in gleicher Bildhaftigkeit die Darstellung des Todes erforderte. Wohl belegte man die Niederlassung als Meister Aufkommen der Fürstenmacht, und von da an schlug auch die versuchten. Und diese Bildhaftigkeit, die dieser Zyklus hat, gibt mit mancherlei Sporteln und Abgaben, vielfach führte man Entwicklung des Arbeitsverhältnisses andere Bahnen ein. Sie den Stücken trotz der epischen Note einen warmen Ihrischen Ton. Das Schaffen der Dichterin begann in den neunziger Jahren auch einen getvisseu numerus clausus ein, wonach nur eine führten zur zweiten Stufe des Arbeitsverhältnisses, in bestimmte Zahl von Meistern in der Stadt handwerkern der die obrigkeitliche Reglementierung vorherrscht. mit start naturalistischen Prosastüden Feierabend" und ein paar Dramen Der Bua und Der standhafte Zinnsoldat". Bei aller durfte. Dadurch versperrte man wohl manchen Gesellen von der Meisterschaft ab, doch wareu diese Abgesperrten zu wenig Anerkennung der hier aufstrebenden Kraft zur Darstellung, sog. zahlreich, um sich als soziale Gruppe besonders bemerk­objektiven" Darstellung von Lebensumständen, von Nöten und Mühsalen der unteren Klassen bar zu machen. diese Periode des Werdens hat Die überwiegende Mehrzahl der Gesellen brachte es zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr doch zur Der wahre Dichter ist imaner aktuell; auch wenn er nicht wäh- Anna Croissant- Rust   in ihrem Reifwerden überwunden, ohne sich Meisterschaft, und infolge dessen bestand die Masse der Ge- rend des Krieges sich an der Hervorbringung einer lyrischen oder im geringsten in ihrem Wesen bis heute verleugnet zu haben. fellen aus jungen Leuten, deren Altersverhältnis zu den novellistischen Sintflut beteiligt hat. " Pimpernellche", Pfälzer Geschichten, waren das nächste Werf, Meistern in der Regel dem eines Sohnes zum Vater ent­und hier steht die Dichterin nun ganz da. Sie hat nichts verloren, sprach. Daraus ergab sich naturgemäß eine Unterordnung, aber viel hinzu gewonnen, nicht zuletzt einen feinen ironischen die nicht sozial, sondern sittlich begründet war, und die den Humor... demokratischen Zug des Arbeitsverhältnisses etwas abdämpfte. In der Werkstatt und im Hause galt unbedingt das Wort des Meisters, und der Gefelle unterwarf sich ihm. Wie weit diese Werkstattgewalt des Meisters gehen konnte, zeigen spätmittel­alterliche Holzschnitte aus dem Leben des Handwerks, auf denen zuweilen zu sehen ist, wie der Meister den Gesellen förperlich züchtigt.

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Anna Croiffant- Rust.

Von Karl Röttger  .

Denn der Krieg ist und bleibt mun einmal ein Ausnahmezu­stand. Und der Dichter schafft nicht für einen Ausnahmezustand, sondern für alle die guten Wünsche und Hoffnungen der Mensch­heit, die in allem Wechsel der Ereignisse bleiben. Das hindert natürlich nicht, daß dem oder jenem Dichter der Krieg in einer Hinsicht ein großes Erlebnis wird und er dies Erlebnis gestaltet. Wenn solcher Fall vorliegt, kann man nichts dagegen sagen und hat nur noch zu prüfen, ob das so entstandene Werk gut geraten ist. Die Mehrzahl der lyrischen und epischen Kriegsdichtungen aber ift nicht so entstanden. Man muß das ruhig aussprechen. Das meijte ist Tagesliteratur gewesen und wird demgemäß verschwin­den. Bleiben werden vielleicht eine Reihe guter Gedichte; guter Schilderungen, oft Sachen, die nicht von Zünftigen geschrieben wurden.

Eine Reihe heutiger Dichter hat sich an der Kriegsproduktion" grundsätzlich nicht beteiligt und hatte ein Recht dazu. Das be­deutet durchaus nicht, daß sie teilnahmslos beiseite standen, son­dern daß sie das Gefühl hatten, jest während des Krieges fei anderes mehr not.

Zu diesen Dichtern gehört Frau Anna Croissant- Rust  ; eine Gestalt, die, obwohl sie schon ein paar Jahrzehnte vorm Publikum ist, noch nicht so gesehen wird, wie es geschehen müßte.

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Ein schlechthin Klassisches Werk ist Winkelquartett", auch eine Pfälzer Geschichte. Auch humorvoll, nein, tragikomisch. Die Ge stalten des Juden, der Handwerker, der schwankenden Gestalten aus der Paradiesgasse und der Obsthändlerin und das alles in dieser treffsicheren Art, die für mein Empfinden eine bedeutende Kunst ist, diese souveräne Beherrschung aller Dinge in der Dar­stellung das macht das Buch zu einer Lektüre, die der Dichterin nicht nur Anerkennung, sondern auch Erfolg hätte bringen sollen, wenn wir nicht so versimpelt wären, daß das lesende Bürgertum solche sichere Art der Darstellung des Lebens, wie es ist, nicht er­trägt. Aber ich frage, muß denn in der epischen Dichtung uns immer nur etwas vorgelogen werden? Müssen wir immer nur Schmalz und Sentimentalität genießen? Vermögen wir nicht, in dieser wirklich unparteiischen, humorvollen, erlösend humorvollen Art uns das Leben zeigen lassen?

Es folgen die Romane Die Nann und Der Felsenbrunner Sof. Ersterer ein Volksroman im besten Sinne. Keine Gangs hoferci. Kräfte, ringende Sträfte, auch tapfer sich durchringende Kräfte. Und Tragiken nicht verdeckt, nicht fortgelogen.

Dagegen war der Meister bei der Beschaffung der be­nötigten Arbeitskräfte vollständig auf die Organisation der Gesellen angewiesen. Er durfte es nicht wagen, einen Ge­sellen freihändig einzustellen, sondern hatte sich zur Gesellen­herberge zu verfügen und dort sein Gesuch um Zuweisung der Arbeitskräfte anzubringen. Der Altgeselle nahm das Gejuch entgegen, vergewisserte sich nötigenfalls, ob der Meister die festgesetten Bedingungen erfüllte und führte ihm den Gesellen zu. Lohn und Verpflegung wurden zwischen den Organisationen der Meister und Gesellen festgelegt. Es wurde ausgemacht, wie oft der Geselle Fleischspeisen erhalten mußte. Ueber die tägliche Arbeitszeit stritt man nicht, man arbeitete Wenn sie auch eine literarische Berühmtheit" ist, hat sie doch" Der Felsenbrunner Hof" ist das bislang machtvollste und meist von Licht zu Licht, an den langen Zagen länger als im Winter, im allgemeinen aber nicht länger als zwölf den Erfolg und die Liebe des Publikums nicht erreicht, die ihr ge- größte Wert der Dichterin. Ich will nicht den Zuhalt erzählen; Stunden, die zudem von reichlichen Bausen zum Essen und bührt, die aber mancherlei Asmus Sempers und Herzoge fanden. mur   soviel: es handelt sich um den Untergang einer Gutsfamilie, Trinken unterbrochen waren. Zwischen Frühstück und Ich sagte, der Didyter sei, Können und Echtheit vorausgesetzt, von der der jüngste Sohn am Schluß den Hof zu retten unternimmt. Mittagsmahlzeit gab es einen Frühtrunk, den der Meister nie unzeitgemäß. Denn er steht ja doch in der Umwelt, wenn er Aber die Gestaltung! Diese Art, wie Frau Croissant- Rust   mit auf der Zunftstube, der Geselle in der Werkstatt nahm. Reste auch in der Erscheinungen Flucht sich an das Wesentliche hält. Anna ficherer Dichterhand das Leben einfängt und wie es sich unter dieser Sitte haben sich heute noch erhalten. Trotz der aus- Croissant- Ruft aber stand so sehr in der Zeit und Umwelt, daß man ihren Händen proportioniert, fügt, gestaltet; wie ihre reine Mensch­gedehnten täglichen Arbeitszeit arbeitete man nicht mehr als fie eine Naturalistin nannte und sie als solche heute noch gilt. Nun lichkeit da am Werke ist, fast unbewußt, unmerklich dem Werk den heute, da wenigstens in der Glanzzeit der Gefellenverbände hat der Naturalismus manche Wandlung durchgemacht. Und bei Atem einzuhauchen, der die Werke liebenswert und menschlich Ende des 14. bis Ende des 15. Jahrhunderts die Woche manchem naturalistischen Dichter und bei manchem Naturalismus wertvoll macht das große Verstehen des Lebens, und doch nicht mehr als fünf Werktage hatte. Der Sonntag ge- handelte es sich schließlich nur um verschleierte Sentimentalität, ein Darüberstehen... eben der Künstlerin. Nur ganz am Schluß hörte der Stirche, der Montag dem Leben auf der Gesellen- die in anderer Fassung bei den verflossenen Baumbachs, Scheffels scheint mir diese Menschlichkeit ein klein wenig auszurutschen, wenn herberge. auch schon da war. Ich selbst bin geneigt, Frau Croissant- Ruft der Peter seine erste Frau verstößt, da wir die letzte, unerbittliche Für jene Zeit bedeutete dies Arbeitsverhältnis der ge- eine Naturalistin zu nennen; nur soll man sich bewußt bleiben, Notwendigkeit dazu nicht sehen.-

Im Jahr des Friedens 1648.

Von Paul Enderling  .

Früh morgens tam der Bürgermeister vor des Türmers Türe. Er klopfte so heftig mit dem Bleiknopf feines Stocks an das morsche Holz, daß es hie und da splitterte und der Türmer an Räuber und Mörder dachte, die bei ihm, dem Armseligen, einbrechen wollten.

Clausniker! So öffne doch!"

Als der Alte das vom Steigen und von Aufregung er­hitte Gesicht den Bürgermeisters sah, dachte er nicht anders, denn der lange, lange Krieg spiele wiederum eine rote Blut­welle an die Mauer des Städtchens.

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Sind's die Schweden  , gnädiger Herr?" Nichts davon."

,, Also die Kaiserlichen

und Brandschabung!"

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hilf uns, Herrgott, vor Feuer

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fugeln geschossen, als sie ohnmächtig von Nürnberg   abziehen ob fie in eine Weite sahen, die viel ferner war, als Menschen­mußten. Dort an der Mauer, wo der leere Giebel starrte blide reichten. und wo mur Fledermäuse und anderes Herengetier noch hauste, da hatte er als Kind geschlafen und gespielt. Das hatten Schiveden aus dem Nachtrab Torstensons zerbrochen und zer­brannt, nachdem sie den Vater zu Tode gemartert.

Der schwere, dice Mann sank in die Knie und die Tränen Tiefen über seine fleischigen Wangen in den Kragen hinein. Und nun ist Friede, Clausnizer! Nun soll Friede sein..." Der Alte sah ihn kopfschüttelnd an. Ein irres Lächeln überflog ihn; vielleicht war's auch Verlegenheit, weil er den gestrengen Mann da wie ein Kindlein weinen fah. ,, Glaubst mir nit, Clausnißer?"

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In der Herberge, die am Kreuzwveg kurz am Ausgang des Fleckens Luckheim stand, steckten vier Männer die struppigen Köpfe zusammen- der Wirt und drei Zerlumpte, die früher Soldaten gewesen und jetzt marodierten.

Er muß reich sein. Nie sah ich ein so reich gezügelt und wohl genährt Pferd. Und die Spiken am Kragen sind Brabanter Arbeit und sein Gürtel ist voll und rund." Alle Vier blickten zur Dede empor, darüber der fremde Reiter ausruhte, bis sein Pferd beschlagen sei.

Sie füllten ihre Becher mit dem fauren Wein und schnitten ,, Es ist nur, hochehrbarer Herr es ist nur: ich kann's sich Brot ab. mir nit recht denken. Solang' ich denken kann, war Krieg. Er ist ein gar vornehmer Herr: ich sah Pergamente bei Mein Sohn starb vor zwanzig Jahren-es können auch ihm, mit Siegeln so groß. Und der Junker Härlin ist fünfundzwanzig sein unter den Pappenheimern, mein fein Begleiter gewest." Enkel vor zehn Jahren im Rheinischen. Meine Tochter starb, Die Marodeure tranten unruhig ihren Wein. Ihre Blicke meine Schwiegertochter und mein anderes Enkelfind. Und flackerten. Einer zog einen Dolch. Der Wirt wintte ab. Der da oben ist hieb- und stich­immer ist Krieg gewest. feft." flüsterte er. Er hat mir selber das Alräunchen gewiesen, ehe denn er schlafen ging, Stahl bricht an ihm und Blei prallt von ihm ab.

Plötzlich kniete er auch.

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Der Bürgermeister holte in dem herbeigeschobenen Lehn­stuhl( darin war des Türmers Frau, hochbetagt, vorigen Jahres gestorben) erst Atem, dann wandte er sich dem Alten zu: Nit schwedisch und nit kaiserlich ist, was heute zu uns Und Gott   kann er solche Wunder verrichten, daß fommt; vielmehr ist es göttlich und scheint geradenwegs vom Kinder wieder ruhig alte Leute werden und Knäblein nit Himmel aus den himmlischen Heerscharen zu kommen, obschon schon in der Wiegen vom Schwert gezeichnet sind?" Er muß dennoch dran glauben," knurrte ein Poden­Er umarmte, schwankend, den Bürgermeister. Einen narbiger. Und wenn er der Pitkolomini oder der Karl es aus dem Westfälischen kommt." Er dämpfte seine Stimme und faltete die Hände fromm, als er weitersprach: ,, Sie Augenblick knieten die beiden wie Brüder an einem unsicht- Ludwig selber wär', oder Mars oder der Friedensgott, von Es baren Altar. haben in Münster   und Dsnabrück Frieden geschlossen. dem sie ist soviel Redens machen." wird wieder Friede im deutschen   Land!!"

,, Wer hat den Frieden gekündet?" Er stand langsam auf Der Alte sah ihn erschreckt an. Er begriff ihn nicht. und versuchte, auch dem Bürgermeister aufzuhelfen. Er schob seine langen weißen Haare aus der Stirn. Der lächelte. Es ist Junker Härlein gekommen, du " Friede??" stammelte er: Friede im deutschen Land??" Und er wußte nicht, ob er an seinem Gebieter irre werden sollte oder an sich selber.

Durch die Turmluke klang das unruhige Rufen der ab­ziehenden Schwalben. Die warme Herbstsonne füllte den kleinen Raum. In dem goldenen Licht flikten und schwirrten die behenden zwitschernden Vögel. Sonst hörte man hier

oben nichts.

Der Bürgermeister erhob sich und ging zum Fenster. Er stieß auch den zweiten Laden zurück, daß er quietschte und auf die Mauer aufschlug.

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" Dann erst recht! Wo geraten wir hin, wenn Krieg nit mehr Strieg ist, he? Wer kommt mit?"

Die drei Soldateu gingen hinaus, hinauf.

Der Wirt blieb unten, mit eingezogenem Stopf auf jedes Geräusch oben lauernd. Stein Schrei kam von oben. Nur das Poltern und das Aufschlagen eines Körpers auf den Boden. Nun kamen sie die Stiege heruntergetappst.

weißt, der drüben das Gütlein hat. Er ist zu Roß gekommen und hat an meine Tür geklopft. Der Friedensbote ist unter­wegs nach Wien  . Heute kommt er durch unsere Stadt. Der Junker soll ihn begleiten und ist nur vorgeritten, derweil der Mit den Händen, die den Boten erdrosselt hatten, zählten Bote sich drüben in Luckheim ausruht und seinem Pserd ein neu Eisen anmachen läßt. Er ist nur vorgeritten, weißt, weil sie die Münzen, die sie bei ihm gefunden. Ihrer waren viel er geschwind nach seinem Gut sehen will, und trifft sich mit weniger als sie erwartet. dem Boten wieder im Rothenburgschen. Gib acht, Claus- Sie beschlossen, auch seine Kleider zu teilen und ihn nadt niger  , auf die Straße gen Luckheim; wenn er dort hinten um an der Eichengruppe zu verscharren. die Eichengruppe reitet, stoß' ins Horn!"

Der Alte griff nach dem Horn, das man ihm gegeben, Jubelnd waren sie hinausgezogen, die Frauen mit Blumen seit auch die letzte Glocke der Stadt, das Feuerglöckchen im in den Händen, den Boten zu bewillkommen. Das letzte Turm, eingeschmolzen war. Eßbare hatte man zusammengefragt und den Kindern gegeben. Als sie aber drei Stunden gewartet hatten, kehrten sie in die Stadt zurüd. Die rote Farbe war von den hohläugigen Gesichtern gewichen; sie waren wieder fahlgrau geworden wie all die vorige Zeit.

Drunten drückten sich die Häuser aneinander. Es stand nur noch ein Drittel der Häuser, die unter seinem Vater gestanden, da er Bürgermeister war. Und doch war auch da- ,, Alsdann wollen wir ihm entgegenschreiten und lobsingen mals schon Krieg gewesen. Nur selten stieg Rauch aus einem und Hallelujah sagen. Und Blumen wollen wir ihm auf den Schornstein. Weg streuen." Da unten bei Sankt Jakob, wo das Grün wucherte- Der Türmer trat ans Fenster. Er achtete des Bürger­Disteln und wertlos Gestrüpp- hatte das Haus gestanden, meisters nicht mehr. Weit lehnte er sich in die Lufe, nach" Wir haben's gleich gefagt: es kann und kann ja da er geehelicht. Darein hatten die Kaiserlichen ihre Brand- Westen schauend. Seine Augen aber hatten einen Glanz, als uit fein."