Einzelbild herunterladen
 

wird.

-

Und diese anstrengende Tätigkeit wird bei einer Arbeits- Die tatsächliche Gleichheit", von der man im 18. Jahrhundert| Die Erde," fügte er hinzu, würde dadurch besser bestellt werden, geit von 9-11 Stunden täglich, und meistens stehend, aus- viel gesprochen hatte, drückte sich jetzt in der Forderung eines gleichen die einheimischen Lebensmittel würden vermehrt, die Märkte in­geübt, nachdem durch die Festsetzung des Siebenuhr- Laden- Rechtes aller auf den Boden aus; und die außerordentliche Bewe- folgedessen reichlicher beschickt werden, und man wäre die abscheu­schlusses während des Krieges die Arbeitszeit um eine Stunde gung im Grundbesiß, wie sie durch den Verkauf der Nationalgüter lichste Aristokratie los, die der Pächter." Er sah voraus, daß man berkürzt worden ist. Aber diese eine Erholungsstunde, welche entstanden war, rief die Hoffnung wach, diese Idee in Wirklichkeit auf diese Weise zu einem so großen landwirtschaftlichen Reichtum die Not des Krieges den Ladenangestellten gebracht, war in umjeßen zu können. fäme, daß man niemals wieder das Gesetz über die Lebensmittel­Gefahr, durch Beschluß des Bundesrats wieder beseitigt zu Es darf nicht vergessen werden, daß zu jener Zeit, wo die Groß- preise brauchte, das unter den gegenwärtigen Umständen not­werden. Dagegen haben sich die Angestellten unter Führung industrien erst im Entstehen waren, die Erde noch das Hauptwertwendig, aber trotzdem nicht das richtige ist". des Zentralverbandes so tapfer gewehrt, daß für die Kriegs zeug der Ausbeutung war. Durch den Grund und Boden hielt her Die Sozialisierung der Industrien fand ebenfalls, hauptsächlich zeit der Siebenuhr- Ladenschluß bestehen bleiben wird. Aber Grundherr die Bauern in seiner Gewalt, und die Unmöglichkeit, im Bezirk von Lyon , Verkünder. Man forderte dort, die Löhne nach dem Kriege? Werden die Angestellten, vor allem die seinen Feßen Land zu bekommen, zwang den Bauer, in die Stadt sollten von der Gemeinde geregelt werden, und der Lohn sollte so hoch Verkäuferinnen, aus diesem Vorgang gelernt haben, daß auszuwandern, wo er ohne Gnade in der Produktion dem Fabri- sein, daß er die Existenz verbürgte. Außerdem verlangte man die ihnen nur die straffe gewerkschaftliche Organisation helfen tanten und für die Konsumtion dem Spekulanten ausgeliefert war. Nationalisierung gewisser Industrien, wie z. B. der Bergwerke. Es kann ihre Lage zu verbessern? Leider ist für die Lebens­Unter diesen Umständen bewegte sich notwendigerweise das wurde auch der Gedanke geäußert, die Gemeinden sollten sich der mittelgeschäfte noch der Achtuhr- Schluß in Gültigkeit, Denken der Kommunisten in der Richtung dessen, was man das Industrien bemächtigen, die von den Gegenrevolutionären aufge­und alle Bemühungen der Drganisationen, vor allem des Adergesetz" nannte, d. h. in der Richtung der Beschränkung des geben worden waren, und sie auf eigene Rechnung weiterführen. Zentralverbandes der Handlungsgehilfen, auch für diese An- Grundeigentums auf ein gewisses Maximum Landes und der An- Im großen und ganzen war dieser Gedanke von der Gemeinde, die gestellten die Arbeitszeit zu verkürzen, sind bisher vergeblich ge- erkennung des Rechtes eines jeden auf den Grund und Boden. Das die Produktion in die Hand nahm, sehr populär. Die Benutzung wesen. Ebenso wurde der Antrag der sozialdemokratischen Fraktion Aufkaufen der Ländereien, das damals beim Verkauf der National- der großen, unbestellten Ländereien in den Parken der Reichen zu im Reichstag, den Siebenuhr- Ladenschluß auch für die kommende güter von den Spekulanten vorgenommen würde, konnte diese Idee Gemüsebau, den die Gemeinden in die Hand nehmen sollten, war Friedenszeit beizubehalten, abgelehnt. Das wäre nicht nur befestigen. Und während die einen forderten, jeder Bürger, ein Vorschlag, der, in Paris viel Anklang gefunden hatte, und Chau­möglich gewesen, wenn die gewerkschaftliche Organisation der der das Land bestellen wollte, müßte das Recht haben, seinen Anteil mette trat lebhaft für ihn ein. Es versteht sich von selbst, daß die Industrie in jener Zeit viel Handelsangestellten, besonders der weiblichen, an den Nationalgütern zu erhalten, oder wenigstens zu günstigen besser wäre. Die Verkäuferinnen haben das größte Interesse Bahlungsbedingungen ein Stüd faufen zu können, forderten an- weniger interessierte als die Landwirtschaft. Indessen sprach schon daran, daß ihnen diese Stunde Freizeit nicht wieder entrissen dere, die weiter sahen, das Land sollte zum Gemeindeeigentum ge- der Kaufmann Cusset, den Lyon in den Konbent gewählt hatte, von macht werden, und niemand sollte ein anderes als ein zeitliches der Nationalisierung der Industrien, und' Ange entwickelte den Der Zustrom frischer Arbeitskräfte zum Handelsberufe ist Recht auf den Besitz des Bodens bekommen dürfen, den er selbst be- Plan zu einem Phalanstère, in dem die Industrie mit der Land­wirtschaft vereinigt sein sollte. Seit 1790 hatte L'Ange in Lyon eine fehr groß. Dadurch, daß während des Krieges ein Teil des stellte und solange er ihn bestellte. Verkaufspersonals beffer bezahlte Beschäftigung übernahm und So verlangte zwar Babeuf , der sich vielleicht hütete, sich zu sehr ernsthafte kommunistische Propaganda entfaltet. So brachte er ein starker Bedarf an Kontorpersonal eintrat( zum Teil um au kompromittieren, die gleiche Teilung der Gemeindeländereien. in einer Broschüre, die das Datum 1790 trägt, die folgenden Ideen die im Kriege befindlichen Kollegen zu ersetzen) macht sich jetzt aber auch er wollte die Unveräußerlichkeit" des Grundes und vor:" Die Revolution", sagte er, hätte Heil bringen sollen; eine eine Arbeitslosigkeit nicht bemerkbar. Um so mehr ist dies Bodens, was heißen sollte, daß die Rechte der Gesellschaft, der Ge- Umkehrung der Ideen hat sie verpestet; durch den abscheulichsten Mißbrauch der Reichtums hat man den Souverän( das Volk) ent­nach Beendigung des Krieges zu erwarten und bei der meinde oder der Nation auf den Boden bestehen bleiben sollten, mangelnden gewerkschaftlichen Organisation ist zu befürchten, daß es einen Grundbesis, aber kein Grundeigentum geben sollte. rechtet. Das Gold... ist nur in arbeitsamen Händen nützlich und Andererseits bekämpfte Julien Souhait im Konvent bei der heilsam; es wird giftig, wenn es sich in den Schränken der Kapi­daß ein Sinken der Gehälter, eine Verschlechterung der Ar­beitsbedingungen eintreten wird. Darum ist es notwendig, Debatte über die. Teilung der Gemeindeländereien die endgültige talisten anhäuft... Ueberall, Sire, wohin Eure Majestät seine daß die Handlungsgehilfinnen die Wichtigkeit des Zusammen- Teilung, wie sie der Landwirtschaftsausschuß vorgeschlagen hatte, Blide lenkt, sieht sie die Erde nur von uns bewohnt; wir sind cs, und ohne Frage hatte er dabei Millionen von armen Bauern auf die arbeiten, wir sind die ersten Besitzer, die ersten und letzten ta:- schlusses begreifen, unt bereint an der Hebung des Berufes zu arbeiten und seinen weiteren Niedergang zu ver- seiner Seite. Er berlangte, die Teilung der Gemeindeländer sächlich Besißenden. Die Nichtstuer, die sich Eigentümer nennen, hiiten. Der Zukunftstraum der Versorgung durch die Ehe ist zu gleichen Teilen unter alle sollte nur für eine bestimmte Zeit tönnen nur den Ueberschuß unserer Subsistenzmittel sammeln. Das vorgenommen werden und sollte jeweils nach Verlaufeiner spricht zum mindesten für unser Miteigentum. Aber wenn wir von für tausende junger Mädchen durch den Krieg zerstört. Sie bestin immten Beit rüdgängig gemacht werden Natur aus Miteigentümer und die alleinige Ursache jedes Einkom­müssen sich durch eigene Arbeit durchs Leben bringen, müssen tönnen. In diesem Fall wäre, wie in der russischen Gemeinde, mens find, dann ist das Recht, unsern Unterhalt zu beschränken und versuchen sich ihr Glück, soweit das möglich ist, selbst zu nur die Nutznießung verliehen worden. uns des Ueberschusses( surplus) zu berauben, das Recht des Räubers. zimmern. Nun kann sicher der kaufmännische Beruf viel nur die Nutznießung verliehen worden. Das halte ich für eine sehr richtige Art, den Mehrwert" aufzu innere Befriedigung geben, mehr aber noch das Wirken und Streben für die Algemeinheit. Beides läßt sich vereinen, in­fassen. Er gründete seine Gedanken immer auf die wirklichen Tat­sachen auf die Krise der Lebensmittelprodukte, die Frankreich dem man in den Berufsorganisationen daran mit durchmachte und kam so zu dem Vorschlag eines Systems einer arbeitet, daß die Arbeit nicht mehr als eine vorübergehende Art Abonnement der Konsumenten zum Ankauf der ganzen Ernte Notwendigkeit, sondern als Lebenszweck von den Kolleginnen zu festgelegten Bedingungen, das Ganze vermittelst der freien betrachtet wird. Viele Mädchen werden sich natürlich auch nach dem Vereinigung, die sich frei und ohne Zwang ausdehnen sollte. Er wollte außerdem den gemeinsamen Speicher, in den alle Landwirte Striege verheiraten, aber auch sie werden unter dem Druc ihre Erzeugnisse zum Verkauf bringen könnten. Es war das, wie der wirtschaftlichen Verhältnisse in weit größerem Umfange man sieht, ein System, das für den Handel mit Lebensmitteln das als vor dem Kriege erwerbstätig sein müssen. Gerade für individualistische Monopol und die Staatseinmischung der Revolu diese Frauen bedarf aber der kaufmännische Beruf ungeheurer tion ablehnte und das moderne System der landwirtschaftlichen Ge­Reformen. Zu deren Erringung ist der gemeinsame Wille aller Berufsangehörigen notwendig und der törichte Kon­nossenschaften, deren Mitglieder sich zusammengetan haben, um ge­meinsam die Erträge einer ganzen Provinz, wie es in Kanada ge­furrenzfampf der Geschlechter, wie er leider im Handels­schieht, oder einer ganzen Nation, wie es in Dänemark der Fall gewerbe noch immer start zu finden ist, ist dabei ganz aus­ist, zu vertreiben, vorwegnahm. zuschalten. Nicht gegeneinander, sondern miteinander haben Männer und Frauen durch den gewerkschaftlichen Zusammen­schluß für die Zukunft zu kämpfen.

-

Auf demselben Gebiet der Anschauungen stellte Dolivier, der Pfarrer von Mauchamp, in seinem Versuch über die ursprüngliche Gerechtigkeit" zwei ursprüngliche Prinzipien" auf: das erste, daß der Boden im ganzen allen, und niemandem zu privatem Eigen­tum gehört; das zweite, daß jeder ein ausschließliches Recht auf das Produft seiner Arbeit hat". Aber da die Bodenfrage in jener Zeit die andern an Bedeutung überragte, sprach er vorzugsweise

von ihr.

Die Erde als Ganzes genommen muß als das große, gemein­fame Gut der Natur betrachtet werden",- als das gemeinsame Eigentum aller; jedes Individuum muß auf ihr das Recht auf seinen Anteil an das große Gemeinsame finden". Ein Geschlecht hat nicht das Recht, für das folgende Geschlecht das Gesetz zu machen und über seine Souveränität zu verfügen; mit, wieviel stärkerem Grunde hat es also nicht das Recht, über sein Erbe zu verfügen?" und weiter: Die Nationen allein und an ihrer Stelle die Gemein­den sind wahrhaft Eigentümer ihres Gebietes."

Im Grunde erkannte Dolivier ein durch Erbschaft übertrag­bares Recht nur für das bewegliche Eigentum an. Hinsichtlich des Bodens sollte niemand bom gemeinsamen Gut mehr bestben dürfen, als was er selbst mit seiner Familie bestellen konnte. Und auch

Sozialistische Tendenzen während der das sollte er nur zur Nußnichung haben. Das ſollte aber, wie nicht französischen Revolution.

Von Peter Kropotkin .

Der beherrschende Gedanke in der kommunistischen Bewegung von 1793 war, daß, die Erde als gemeinsames Erbe der ganzen Na­tion betrachtet werden muß, daß jeder Einwohner Recht auf den Boden hat und daß jedem die Existenz dergestalt verbürgt werden muß, daß niemand durch den drohenden Hunger gezwungen werden fann, seine Arbeit zu verkaufen.

Die Liebe.

Ein Märchen von heute.

Von Herbert Gulenberg.

Eine junge Frau trat in das Warenhaus des Lebens ein. Nachdem sie sich eine Zeitlang darüber verwundert hatte, was hier alles eingehandelt wurde und was nicht, merkte sie plötz­lich, daß sie, weil sie nichts einkaufte, unangenehm aufzu­fallen begann. Sie wandte sich darauf hastig an irgendeinen der Angestellten und sagte zitternd und mit Erröten: Ver­zeihen Sie! Ich möchte etwas Liebe haben."

" Liebe?" schnauzte der Betreffende sie halb verwundert, halb verächtlich an. Sie sagten doch Liebe?" Allerdings!" bestätigte sie, noch verlegener werdend. Sie fuchte furchtsam unter der Menge der Bezugskarten, die sie bei sich trug, herum. Da waren Karten für Brot, für Kar­toffeln, für Fleisch, für Leinen, für Butter, für Seife und für Fett ausgestellt. Aber einen Bezugschein für das, was sie haben wollte, fand sie nirgends.

Bemühen Sie sich nicht! Kramen Sie Ihre Scheine nicht mehr durcheinander!" fuhr der Angestellte sie wütend an. Den Artikel, den Sie verlangen, führen wir nicht. Führt kein Mensch mehr! Er, ist vollkommen eingegangen. Es war absolut feine Nachfrage mehr nach ihm." Aber um Gottes willen!" flüsterte die junge Frau, ganz erschrocken. Was sagen Sie da! Es gibt keine Liebe mehr. Aber das ist doch unmöglich!"

Ach was! Möglich oder nicht!" höhnte der Angestellte. Lassen Sie mich zufrieden! Sie sind überspannt, verstehen Sie mich! Ich habe keine Zeit mehr für Sie!" Er stürzte sich in einen Aufzug und saufte weg an irgendeine Arbeit. Die junge Frau blieb entsezt stehen. Sie tupfte mit 6 ihrem Taschentüchlein die Tränen weg, die ihr bei den rauhen Worten dieses Herrn in die Augen getreten waren.

Blat da!" rief jetzt eine wüste Stimme, und ein schwer­bepadter Handwagen fuhr ihr, die so schnell wie es ihr mög­lich war, beiseite sprang, fast noch über die Zehen. Der Mann, der den Wagen stieß, brummte vor Zorn, als er an ihr vor­überging.

" Sie hätten mich bitten sollen, beiseite zu treten!" sagte fie ganz fanft und ohne Vorwurf. Ich stehe ungern jemand im Wege."

Bitten sollen!" wiederholte der Mann ingrimmig. Tun Sie erst einmal meine Arbeit! Und dann sehen Sie, ob Sie noch Lust haben, jemanden zu bitten, Ihnen nicht vor die

-

-

Im großen und ganzen ist es vorwiegend das Lebensmittelpro­blem, das die Kommunisten von 1793 bewegte und sie dazu brachte, dem Konvent den Magimalpreis abzuringen und das große Prinzip auszusprechen: Sozialisierung des Tausches, Kommunalisierung des Handels.

In der Tat stand die Frage des Getreidehandels überall im zu übersehen ist, die gemeinsame Bestellung durch die Gemeinde, Vordergrunde des Interesses. Die Freiheit des Getreidehandels neben Bachtgütern, die im Privatbetrieb bewirtschaftet werden verträgt sich nicht mit der Existenz unserer Republik ", sagten die fonnten, nicht ausschließen. Da jedoch Dolivier das Leben auf dem Wähler von Seine- et- Oise im November 1792 zum Konvent. Dieser Dorfe kannte, verabscheute er die Pächter ebenso sehr wie die Eigen- Handel liegt in den Händen einer Minderheit, die das Ziel hat, sich tümer. Er verlangte die völlige Zerschlagung der großen Pacht zu bereichern, und diese Minderheit ist immer daran interessiert, güter"," die äußerste Teilung des Bodens unter all die Bürger, die Preise künstlich in die Höhe gehen zu lassen und so den Kon­die keinen oder nicht genügend Boden haben. Das ist die einzige sumenten immer zu schädigen. Jedes halbe Mittel ist gefährlich und angemessene Maßregel, die unser Landvolk wieder beleben und den unwirksam, sagten sie; eben die Mittelwege sind es, die uns zu­Wohlstand in all die Familien tragen kann, die im Elend seufzen, grunde richten. Der Getreidehandel, die ganze Versorgung mit weil ihnen die Mittel fehlen, ihren Fleiß verwerten zu können. Lebensmitteln muß von der Republik in die Hand genommen wer

Subtle

Füße zu laufen. Heutzutage haben wir keine Zeit zur Höf-| dem beständigen gleichmäßigen Krizeln der Federn. Hier lichkeit." werd' ich finden, was ich vergeblich suche," sagte sie sich. Die Selbst das nicht einmal!" sprach die junge Frau seufzend Männer und Frauen, die hier arbeiteten, bekümmerten sich hinter ihm her, während der Mann, fortwährend laut Platz da!" brüllend, seinen Wagen weiterschob.

Haben Sie keine Beschäftigung?" wurde sie da plötzlich rauh von mehreren Seiten gefragt.

Doch!" gab sie schüchtern zur Antwort. Ich liebe meinen Mann, meine Kinder, meine Eltern, meine Brüder, meine Schwestern." Sie zählte, da sie rings allgemeines Stirnrunzeln sah, schnell noch weiter auf: Mein Haus, meinen Hund, mein Bett, mein Sofa, meine Teppiche, meinen Kanarienbogel, meine Blumen

Aber das ist alles doch keine Beschäftigung!" wurde sie nun heftig unterbrochen. Sie sind wohl von gestern. Sie haben sich eine Beschäftigung zu suchen, verstanden?"

Gewiß!" erwiderte fie ,,, Sie brauchen es gar nicht so zu schreien. Ich werde mir bis morgen eine Beschäftigung aus­wählen." Sie versprach es ganz fest, ohne zu wissen, was sie versprach. Man ließ sie einstweilen weitergehen. Sie lief ratlos herum und schaute sich bald dies, bald jenes an. Ver­zeihen Sie gütigst!" sagte sie, wenn man sie fragte, was sie wünschte: ch wollte mir bloß alles ansehen. Ich weiß noch nicht, was ich möchte."

Sie war durch das ganze Warenhaus des Lebens gestreift, ohne noch etwas für sie Passendes gefunden zu haben. In ihrer Verwirrung verlief sie sich schließlich in den Keller, wo die Kessel und die Maschinen standen, die das Ganze beleuch teten und erwärmten. Suchen Sie eine Anstellung hier?" fragte man sie sogleich höflich, aber entschieden. Ich fürchte nur, ich bin zu schwach," meinte sie, bei dem Gluthauch zu­sammenfahrend, der aus dem geöffneten Riesenofen fam.

"

nicht weiter um sie und blickten nicht ein einziges Mal von ihren Tabellen auf. Sie hatte infolgedessen Muße genug, sich einen auszuwählen, dem sie ihr Anliegen vortragen konnte. Schließlich wandte sie sich an einen alten grauen Herrn, der ihr besonders menschenfreundlich auszusehen schien: Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie störe."

Der Greis hob seine vom ewigen Anschauen seiner Zahlen matt gewordenen gütigen Augen zu ihr auf.

Ich möchte gern Liebe haben und geben," stammelte sie, wie sie den ahnungslosen Ausdruck seiner Augen wahrnahm.

Riebe?" wiederholte er das Wort befremdet, als ob es aus einer unbekannten, weltfernen Sprache stammte. Sie haben sich wohl verirrt. Hier gibt es nur Pflichten, Pflichten, Pflichten." Er hatte sich aufs neue über sein Buch gebeugt, zog die Brille, die er auf seine Stirn geschoben hatte, über seine Augen zurück und addierte weiter. Sie wollte noch ein ein letztes Mal ihr Heil bei einer Frau versuchen, einer frühe­ren Freundin, die sie unter den fleißig Schreibenden entdeckt hatte. Die aber ließ sie erst gar nicht zu Worte fommen. Nein, du bist viel zu gefühlvoll umd zu träumerisch für die geregelte Arbeit hier. Wir verzichten auf Empfindsamkeit. Berufe dich keinesfalls auf mich! Ich könnte dich nur schlecht emp­fehlen!"

Die junge Frau wußte sich feinen Rat mehr. Ihr Opfer wurde von niemandem verlangt. Wohin sie schaute, sab sie nur Arbeit und Ernst und Menschen, die sich Sorgen um Sorgen machten. Sie fam sich jetzt nicht bloß unnük, sondern fogar leichtfertig vor. Und das ertrug sie nicht länger. Ihr Schönstes, ihr Eigenstes wurde nicht nur gering geschäßt, nein, Das scheint uns allerdings auch so!" stellte man mit es wurde noch dazu beschimpft und besudelt. Sie ging zum Wir lezten entschlossen auf ein offenes Fenster zu. Sie warf noch spöttischem Lachen fest. Gehen Sie nur wieder! einen Blick auf ihr Leben, das nur Herz gewesen war, zurück, fönnen Sie hier nicht gebrauchen." wobei sie die Empfindung hatte, daß ein voller duftender Blumenkranz aus ihrer Hand fiel. Dann beugte sie sich über den Fensterrand. Und dann sprang sie, stürzte sie hinab.

Sie stieg unter dem scharrenden Lärm der großen Kohlen­schaufeln wieder langsam empor. Sie wurde ganz unglücklich. Sie kam sich völlig unnüß vor auf dieser Welt. Das beste wäre", dachte sie, ich machte meinem Leben ein Ende." Sie war in solchen Selbstvorwürfen die Treppe immer höher hin­aufgeklettert und sah sich plötzlich in einer Flucht von weiten Sälen im Dachgeschoß des Hauses. In ihnen saßen tausende und abertausende von Schreibern, die emfig und unermüdlich ihre Federn führten. In langen Büchern schrieben sie un­unterbrochen lange Zahlen um Zahlen auf. Die junge Frau, die von dem Treppensteigen schnell atmete, beruhigte sich bei

Aber sonderbarerweise fand fie feinen Boden unter den Füßen, noch einen Widerstand. Sie fühlte plötzlich zu ihrer tiefsten Freude Flügel unter ihren Armen und in ihrem Ohr flangen wie eine leise heimliche Musik die Verse wider: Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu fingen, Triffst Du nur das Zauberwort."