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K. M.

Die Brotkarte in der Literatur.

den, und diese wird das richtige Berhältnis zwischen dem Preis| hüllten Welten sich um die Achse der Machtbegriffe Kapital und, rumpiert die Massen und lädt sie mit sinnloser Auflehnung gegen des Brotes und dem Tagelohn für die Arbeit festseßen". Da der Hunger. Von dem konglomeratisch aus Briefen, Telegrammen die nunmehr machtlos gewordenen Magnaten; Streifs und Gegen­Verkauf der Nationalgüter zu abscheulichen Spekulationen von und Leitartikeln geordneten Buche Das Weltreich und sein streits von unerbittlicher Beharrlichkeit entkräften das Wirtschafts­seiten derer, die diese Güter wieder verpachteten, Anlaß gegeben Kanzler"( Diederichs, Jena ) vom ungenannten Verfasser des leben, Trunksucht und Trägheit zersetzen die Gemeinschaft der hatte, verlangten die Wähler von Seine- et- Oise die Beschränkung Fenriswolfs" und dem Roman Alfred Bratts Die Welt Familie: das Werk der Erlösung wird zum Fluch. Da besinnen der Pachtgüter und die Nationalisierung des Handels. ohne Hunger"( E. Reiß, Berlin ) wird hier gesprochen. Der sich endlich die Frauen, auf die die Folgen des Streiks und der " Ordnet an," sagten sie, daß niemand mehr als hundert Kapitalismus ist vom Problem des Sozialpolitikers zum Problem Arbeitslosigkeit sich qualvoll entladen, und stemmen sich geschlossen zwanzig Morgen, die Meßrute zu zweiundzwanzig Fuß gerechnet, des Dichters geworden, den es weniger lockt, die Lösung zu suchen, dem Verhängnis entgegen, reißen die Männer mit sich, und diese übernehmen darf; daß jeder Eigentümer nur ein einziges Pachtgut als die Wirkung und darüber hinaus die Möglichkeiten aufzuzeigen. große einheitliche Bewegung bringt den Ordner der sozialen Welt selbst besitzen darf, und daß er verpflichtet ist, die andern zu ver- Balzac entdeckte für die Literatur das Geld als bewegende Kraft wieder in Tätigkeit und gibt der Welt die Triebkraft des Hungers pachten." Und sie fügten hinzu: Uebergebet alsdann die Sorge, des Lebens und zersetzendes Element der menschlichen Gesellschafts- wieder, indem sie das Präparat vernichtet. Hätte das ganze Buch jeden einzelnen Teil der Republik zu verproviantieren, einer vom ordnung, für Zola, den als Träger des sozialen Gedankens seitdem den heißen, stürmenden Rhythmus dieses letzten Teils, der für den Volk erwählten Zentralverwaltung, und ihr werdet sehen, daß der in der Kunst unerreichten Gestalter, gehörte es zu den Materialien Erfinder Bell die Verwirklichung seiner Idee und den Untergang Ueberfluß an Getreide und das rechte Verhältnis des Getreide des Aufbaus seines epocheumfassenden Werkes, Gulenberg neuer- bringt, so würde es zwingender und überzeugender sein. Die vor­preises zu dem täglichen Arbeitslohn allen Bürgern Ruhe, Glück dings, in Alles um Geld", steigerte die Machtvorstellung vom bereitenden Kapitel sind zu eben und gemäßigt im Tempo für den und Lebensmöglichkeit verschaffen wird." Gelde zur schicksalbeherrschenden, tyrannisterenden Dämonie und dann folgenden jähen Aufbruch der großartigen Idee, so daß das Diese Ideen waren, wie man sieht, nicht von Turgot und nicht Georg Kaiser , in Von morgens bis mitternachts ", desillusioniert Architektonische des Buches nicht gemeistert erscheint. Es handelt bon Necker genommen. Das Leben selbst hatte sie erzeugt. und verneint sie. Bei dem Dichter aus dem Bunde der Werkleute sich trotzdem um mehr als eine verblüffende Sensation. Bratt Besonders bemerkenswert ist, daß diese Ideen von den beiden auf Haus Nyland", jenen Männern, die ihren werktätigen Alltag hat unzweifelhaft Vorbilder, aber selbst wenn man Kellermann und Ausschüſſen für Landwirtschaft und Handel akzeptiert und in ihrem in Dichtungen künstlerisch steigern wollen, soll das Kapital in einer mehr noch Johannes V. Jensen als Voraussetzung dieses Buches Bericht über die Lebensmittelfrage, den sie dem Konvent vorlegten, fast unvorstellbaren Anhäufung zum Organisator eines Weltreichs annimmt, muß man bekennen, daß Stoff und Form einander be­vorgebracht wurden, und daß sie, auf das Drängen des Volkes, in werden, dessen Macht den Völkern evigen Frieden und höchste dingen und zusammenfallen zu einer Einheit, die eine beachtens­einigen Departements des Berry und des Orléanais zur Ausfüh- Kraftentfaltung verbürgt. Ausgedacht im Hirn eines einzelnen, werte Erkenntnis aufweist. rung gebracht wurden. Im Eure- et- Loire hätte man am 3. De- ergreift diese Idee Gruppen von Mächtigen, die Profitgier setzt sich zember 1792 die Konventskommissäre beinahe totgeschlagen, man in Bewegung, schafft Gegensäße, die sich auskämpfen müssen, läßt sagte, die Bourgeois sind lange genug obenauf gewesen, jebt ist alle Instinkte los auf den Anschlag einer unerhörten Sensation. die Reihe an den armen Arbeitern". Später wurden ähnliche Ge- Der Gedanke, im Ursprung rein und ideal, verursacht einen rasen­seze von Beffroy( Aus dem Aisne ) heftig vom Konvent verlangt, den Strudel heimlicher Kräfte, revolutioniert das soizale Leben und der Konvent machte für ganz Frankreich einen umfassenden und wird, von seinem Schöpfer gelöst, zu einem verderblichen Verfuch, den ganzen Handel mit Lebensbedürfnissen erster und zwei- Selbstzwed. Eine Sammlung des Weltkapitals in der Hand einer ter Ordnung vermittelst nationaler Magazine und der Festsetzung kleinen Machtgruppe von Trustmagnaten, die den Weltkrieg als gerechter" Preise für die Lebensmittel zu sozialisieren. Werkzeug handhaben, war gedacht. Für das Auswirten so be­deutender Energien bietet nur Amerika mit seiner Anhäufung von Kapital, Masse und Wille die Möglichkeit. Die Gewalt seiner Idee übertürmt den Schöpfer mit ihrer Wirkung, verzweifelt wehrf er sich gegen sie, aber sie überrollt ihn. Das ist seine Tragik. Die an­gestrebte Gründung des wirtschaftlichen Weltfriedensreichs ent­facht neue Kriege, Zerstörung ist der Weg zum Ziel des Aufbaus. Was wolltet Ihr vornehmen?" fragte Renzo. ihren fühl geschliffenen Worten wohl Geschehnisse erkennen, Ge­Amerika fiebert im Tempo dieser mitteilenden Abrisse, die in ,, Was ich vornehmen wollte?" entgegnete der andere. Es stalten plastisch erscheinen, Entwicklungen überbliden lassen, aber müßte Brot für alle vorhanden sein, fürs arme Bolt so gut wie das gewaltige Ereignis ist nur als Material vorhanden. Gin für die Reichen. Hört an, wie ich's machen würde. Ein reeller Kunstwerk ist auf der Vorstufe der Gestaltung stehen geblieben, in Preis, bei dem jeder bestehen kann. Und dann das Brot nach Verhältnis der Esser verteilt; denn privaten und geschäftlichen Aufzeichnungen wird eine Effenz ge­geben, das Tatsächliche ist ohne Umriß, ohne Form, ohne Rhythmus es gibt unverschämte Hamsterer, die alles für sich behalten gelaffen; obschon das Dichterische als Unterströmung fühlbar wird, möchten, und aufs Geratewohl rips raps alles an sich reißen, und bleiben doch unüberbrückbare Distanzen gesetzt. Hier scheint mir hernach ist für die armen Leute nichts da. Also mit dem Brot eine Wie das anstellen? Ich denke so: nicht soziale Tendenz ein Thema in den Brennpunkt objektiver Verteilung vorgenommen. Betrachtung gestellt zu haben, sondern ein stark auf den Anreiz der Jede Familie kriegt, nach Verhältnis der Köpfe, Macht reagierender Mensch sein Bekenntnis zu geben, einer der einen Zettel, und kann damit hingehen, sich vom Bäcker Brot zu holen. Mir zum Beispiel müßten sie einen gegebenenfalls das Gewissen hätte, ſeine Phantasmagorie umzu- Bettel ausfertigen, der etwa so lautet: Ambrogio Fusella, Schwert­fehen in die Elemente der Tat. feger von Handwerk, mit seinem Weib und vier Kindern, sämtlich schon herangewachsen, um Brot essen zu können, erhält so und so viele Brote, wofür er so und so viele Groschen zu zahlen hat. Es muß aber allezeit gerecht dabei zugehen, immer nach Anzahl der Köpfe. Bei Euch wollen wir einmal annehmen, müßten sie einen Bettel ausstellen für... wie ist doch Euer Name?"

Man sieht so während der Revolution die Idee aufkeimen, daß der Handel eine Funktion der Geſellſchaft ist; daß er, wie der Boden selbst und die Industrie, vergesellschaftet werden muß, die Idee, die später von Fourier, Robert Owen , Proudhon und den Kommunisten der vierziger Jahre weiter entwickelt wurde. Noch mehr. Es ist kein Zweifel für uns, daß Jacques Rour, Varlet, Dolivier, L'Ange und Tausende von Einwohnern in der Stadt und auf dem Lande, Bauern und Handwerker, was die Praxis angeht, die Lebensmittelfrage außerordentlich viel besser verstanden, als die Abgeordneten des Konvents. Sie verstanden, daß die Fest­sehung der Preise allein, ohne die Sozialisierung des Bodens, der Industrie und des Handels, ein toter Buchstabe bleiben müßte, selbst wenn sie mit einem ganzen Arsenal von Zwangsgesetzen und dem Revolutions tribunal verschanzt wäre. Daß das System des Ver­kaufs der Nationalgüter, wie es die Konstituierende und die Ge­setzgebende Versammlung und der Konvent angenommen hatten, jcne Großpächter geschaffen hatte, die Dolivier mit Recht als die schlimmste Aristokratie bezeichnete, merkte der Konvent im Jahre 1794 wohl. Aber er wußte keinen anderen Rat, als sie in Massen verhaften zu lassen, um sie zur Guillotine zu schicken. Die drakoni­schen Geseze gegen das wucherische Aufkaufen jedoch( wie z. B. das Gesetz vom 26. Juli, das die Durchsuchung der Speicher, der Keller, der Scheuern bei den Bächtern anordnete) säten in den Dörfern nur den Haß gegen die Stadt, insbesondere gegen Paris . Das Revolutionstribunal und die Guillotine konnten das Feh­

Ien einer aufbauenden fommunistischen Jdee nicht ersetzen.

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( Das 59. Kapitel aus P. Kropotkins Geschichte der fran­ zösischen Revolution", die in der Uebersehung von G. Lan­dauer bei Theod. Thomas in zwei preiswerten Bänden erschienen ist, einer der besten Darstellungen.)

Körperlose Helden.

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Die Rationierung der Lebensmittel und namentlich die Ein­führung der Brotkarten gilt den meisten Zeitgenossen als eine funkelnagelneue Idee, die die Not des Weltkrieges erzeugt hat. Daß diese Annahme ein Irrtum ist, wurde mir dieser Tage klar, als ich wieder einmal den alten Klassischen Roman Die Ver­obten" von Alexander Manzoni in die Hand nahm und hier bei der Schilderung der Mailändischen Hungersnot zu meiner Ueberraschung auf folgende Stelle stieß:

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Wenn ich zu befehlen hätte," sagte Renzos Begleiter, so würde ich das Mittel schon finden, um alles wieder in der ge­hörigen Ordnung gehen zu lassen."

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Auch Alfred Bratt lokalisiert in der Welt ohne Hunger" seine utopistische( und dennoch beschränkt im Wahrscheinlichkeits­bereich liegende) Idee in dem unbegrenztere Möglichkeiten bieten den Amerika . Er steigert den Hunger zur Triebkraft des mensch­lichen Lebens und faßt in seiner unberechenbaren Machtgegen­wärtigkeit die Zusammenhänge der bürgerlichen Ordnung zu­" Lorenzo Tramaglino", sagte der Jüngling, ganz und gar von sammen, sieht in ihm den unbedingten Beherrscher der Massen und dem neuen Plan bezaubert. verdichtet in ihm eine faum greifbare Vorstellung zu einem ge­ Schön," meinte der Unbekannte, aber habt Ihr Frau und waltübenden, lebendigen Phantom. Durch eine Erfindung des Kinder?" Chemikers Bell, der in einem Würfel die tägliche Nahrungsmenge ch sollte eigentlich tvenns in der Welt zuginge, wies einem Menschen komprimiert, wird jener daseinserhaltende Motor sollte..." außer Wirkung gesezt und die alte notwendige Ordnung zerfällt. " Ah, Ihr seid unverheiratet! Also bekommt Ihr eine ent Ueber sein Ziel, die Menschheit von der Not der sozialen Ungleich sprechend fleinere Ration." heit zu befreien, hinausschießend, schafft der ideale Erfinder hinter rfprechend " Das ist gerecht," sagte Renzo. Aber wenn ich mich men ver­Es liegt vielleicht im Wesen einer Zeit der Umwertung und den Horizonten seiner Voraussicht Wirkungen, die seine Absicht nicht heiraten täte?" Neuorientierung, daß der schöpferische Mensch, wo dichterische For- allein zerstören, sondern in ihr Gegenteil verkehren. Der unge­,, Wird der Zettel gewechselt und die Ration steigt," antworicie mung sich mit zeitgemäßen Problemen befaßt, als bewegende Kraft heure Umfang seiner Umwälzung, die daraus folgt, daß der der Unbekannte. Wie ich gesagt habe: immer nach Verhältnis der und bestimmenden Träger der Handlung nicht mehr den als In- Hunger aus der Welt geschafft ist, zerrüttet die bestehenden Ver- Köpfe." dividualität in Erscheinung tretenden förperlichen Helden gestaltet, hältnisse und schafft Anarchie und Chaos. Mit der üblichen" So laß ichs gelten," rief Renzo, indem er wiederholt mit sondern in der Erkenntnis, daß der einzelne in der Gesamtheit Menschheitsbeglüdungsgeste ist in Amerika das Gefeß gegeben, der Faust auf den Tisch schlug. Und warum machen sie nicht ein nur zu minderer Wichtigkeit berechtigt ist, ihn einem elementar jedem Arbeitslosen auf Staatskosten das Präparat zur hungerlosen Gesetz nach dieser Manier?" wichtigeren Wesen, einem metaphyfischen Helden, unterordnet. In Lebenserhaltung zu beschaffen, aber die Menschheit versagt dieser zmei neuen Büchern gruppieren die aufgewiesenen Erscheinungen Befreiung von einem steten Bedroher gegenüber. Das Fehlen eines Manzonis Roman spielt im Jahre 1628, zur Zeit des Dreißig­sich um die Ballung eines überrealen Begriffes, drehen die ent- Antriebs zu Arbeit und Geldverdienst desorganisiert und tor- jährigen Krieges. Ob der hier entwickelte Plan der Einführung von Brotfarten auf einer historischen Tatsache beruht, weiß ich Und auf diesen Fittichen flog sie noch einmal durch den nicht. Jedenfalls wurden Die Verlobten" vor 93 Jahren ge= Raum, den müchternen Raum, den sie soeben durchgangen schrieben, wenn also die Idee von Manzoni selber herrüht, so ist hatte. Siehe, da sab alles ganz anders aus, und das Leben sie zum mindesten bald ein Jahrhundert alt. ward zum Märchen für sie. Der Angestellte, der sie vorhin angeschnauzt hatte, schmunzelte sie an: ch bin ein schred­licher Kerl!" sprach er. sch weiß es, ein unausstehlicher Kerl Aber es find nur die Nerven, nur die Nerven, meine Beste. Sonst bin ich ganz verträglich und gutherzig, fag ich Ihnen. Und wenn im Kino eine edle Tat geschieht und noch dazu Harmonium gespielt wird, dann rollen mir nur so die dicken Tränen an meiner frummen Nafe herunter."

lust und Vernichtungstrich allein ihn hierher jagt, wie die unsrigen über seine Städte? Wähnen Sie alle nicht, ihrem Land und Volk damit zu nüßen? Und wäre dies sonst über haupt zu ertragen? Würde nicht der Erdenbau im Irrsinn zerfallen, wenn nicht die Liebe beständig laut oder leise, be­mußt oder unbewußt am Werke wäre?"

Ja, aber warum sprechen die Menschen denn gar nicht davon," sagte die junge Frau und rang die Hände zu dem Greise wie zum Gebet empor. Warum ärgern sie und höhnen und beschimpfen und hassen und töten sie einander? Warum fagen sie sich fast nie ihre Liebe, sondern fast nur Plaz da, schöne Dame!" brüllte der Mann mit dem ihre Wut? Warum fommt es ihnen weniger darauf an, ein­Handwagen wieder. Sind Sie mir noch böse wegen meiner ander zu verstehen und zu nüßen als einander mißzuverstehen Unhöflichkeit? Nehmen Sie doch weiter feenen Anstoß daran! und zu schädigen?" Was wollen Sie von einem Rüpel, der inner mur mit seines-" Dieses muß sich jeder selber beantworten und fich aus gleichen zu tun hat, besseres verlangen. Beklagen Sie mich dem Irrgarten des Lebens zurechtfinden," gab er zurüd. lieber, anstatt mich zu verachten. Auch ich habe meine goldene Der Düſtere wird die Frage nach dem Glück auf Erden ver­Stelle! Sehen Sie! Es ist das Bild meiner beiden fleinen neinen und der Heitere bejahen. Die meisten aber werden Kinder hier, das ich stets in meiner Brusttasche trage. Geben wie das Wetter wechseln, einmal dies, einmal jenes sagen Sie es mir bitte zurück! Ich habe leider keine Zeit mehr! und zwischen wenig Sonnenschein und viel Schatten ihr Leben Platz da!"

Da sind Sie ja schon wieder!" sprach man sie unten im Keller und Maschinenraum an. Regen Sie sich um Himmels willen nicht auf. Sie werden schon irgendeine Beschäftigung finden, die für Sie paßt. Sie brauchen fich hier nicht gleich zugrunde zu richten. Man wird Rücksicht auf Ihre Schwäche nehmen, glauben Sie es nur, und auch Stabsärzte sind keine Teufel."

Hast du etwas gefunden?" rief ihr die Freundin schon von weitem entgegen, als sie nach oben geschwebt war. Sci nicht mehr traurig! Man wird nicht mehr auf der Welt gequält als man ertragen kann. Verzeih mir! Ich war vor­hin recht häßlich zu dir. Ich bin manchmal müde von den vielen Vereinen, denen ich angehöre. Man opfert sich auf, so sehr man es kann. Zürne mir nicht, wenn ich dich nicht auch noch beschenken fonnte! Alen zu helfen ist unmöglich."

Der gütige Greis aber schjob von selber, ohne daß sie ihn anzureden brauchte, seine Brille zurück und schaute sie mit einem Blick so voll Freundlichkeit an, daß seine Augen einen Glanz bekamen wie das Meer, wenn es in der Nacht leuchtet: Haben Sie das große Geheimnis der Menschheit entdeckt?" fragte er sie lächelnd. Erkennen Sie nun, daß es die Liebe nur ist, die die Welt und ihre unglücklichsten Geschöpfe, die Menschen, treibt! Schauen Sie dort den feindlichen Flieger, der wie ein Habicht auf uns stößt! Meinen Sie, daß Mord­

abwandeln."

Es gibt eine alte Sage.

Der Schöpfer der Welt hielt die Wage, Darauf wog er die Luft und die Klage Der Menschen und ihrer Tage Mit banger Erwartung ab.

Es ftanden die beiden Schalen, Gleich wogen die Freuden und Qualen, Mit denen zu zahllosen Malen Die Menschen ihr Dasein bezahlen; Und Glück und Unglüd war halb.

Da traf die Schale der Wonnen

Ein Hauch nur, dem Schöpfer entronnen. Sie sant. Und es formten sich. Sonnen Und Menschen, dem Dunkel entsponnen, Die Liebe besiegte das Leid.

Drum klingt nach den bittersten Schlachten, Wenn alle Vernichtung nur trachten, Und rings sich die Wege umnachten, Ein Schrei vor dem letzten Verschmachten: Frieden ist stärker als Krieg.

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Sonnenflecke.

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Gewaltige Sonnenfledengruppen werden seit einigen Tagen mit dem großen Fernrohr der Treptow - Sternwarte von Direktor Archen­hold beobachtet. Bei der großen Bedeutung, die die Sonnenflecken durch ihre Beziehungen zum Erdmagnetismus, zu den lichtelektrischen Erscheinungen, wie Nordlichtern usw. in unserer Lufthülle, überhaupt zur ganzen Witterungskunde in früher ahnter Weise erlangt haben, ist es wünschenswert, durch Ver­folgung der Aenderungen der Sonnenflecken immer mehr in die ge­heimnisvollen Vorgänge, die sich in diesen Gebilden ab­spielen, einzubringen. Aus den Archenholdschen Zeichnungen, die den Besuchern der Treptow- Sternwarte bei der Beobachtung der die eine Ausdehnung von 16 Erbfugeln, b. i. eine Länge von Somme vorgelegt werden, geht hervor, daß in der größten Gruppe, 200 000 Kilometern, befigt, sehr interessante Beränderungen stattfinden. Es find in ihr mehr als 25 Kerne beobachtet worden und drei große Halbschotten sichtbar. Eine zweite Gruppe. die sich schon dem Westrande nähert, zeigt sogar über 42 Kerne und so gewaltige Aenderungen, daß sie von Tag zu Tag kaum wiederzuerkennen ist. Eine dritte Gruppe konnte gerade am Östrande der Sonne bei ihrem Auftreten gezeichnet werden. Außerdem haben sich jetzt noch zwei Gruppen auf der Vorderseite der Sonnenseite gebildet, die sich fast unter den Augen der Beobachter ändern. Die bisher gültige An­sicht, daß sich große Flecken nur an der Rückseite der Sonne bilden, wird hierdurch widerlegt. Die Sonnenflecken werden täg­lich von 2-8 Uhr abends den Besuchern mit dem großen Fernrohr gezeigt.

Notizen.

Die Zukunft der deutschen Bühne. Der Schutz­verband Deutscher Schriftsteller hat auf die vom Verband zur Förde rung deutscher Theaterkultur gewünschte Aussprache verzichtet, da fie zu feinem förderlichen Ergebnis führen könnte".

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Vorträge. In der Urania gelangt von Dienstag ab der neue, mit zahlreichen farbigen Bildern ausgestattete Vortrag Tirol einst und jetzt" allabendlich zur Darstellung. Dr. Archenhold hält Dienstag, abends 7 Uhr, in der Trepto iv­Sternwarte einen Vortrag über Jupiter und seine Monde". - Deutsch die Hauptunterrichtssprache in Schweden . Dieser Tage ist die Stockholmer Lehrergesellschaft zusammengetreten, um über die Aenderung des Lehrplanes an den schwedischen Gymnasien zu beraten, mie sie von der Oberschulbehörde vorgeschlagen ist. Der Kern dieses Vorschlages ist darin zu ers blicken, daß die deutsche Sprache die Hauptunterrichtssprache sein jo.

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