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Gesetzgebung und zartfühlende Mitmenschen. Weg mit dem Aus den Memoiren eines Revolutionärs. Frant durch den Ausruf zum Schweigen:" Schade, daß Michel

Dünkel, dem Kastengeist und der falschen Lebensauffassung, die euch Menschen seither so hart und ungerecht gemacht haben. Alle Vorurteile müssen schwinden, wenn wir in dieser Be­ziehung zum Ziele kommen wollen.

Der Staat selbst muß uns mit gutem Beispiel voran­gehen. Seine Aufgabe der Zukunft ist, all die Lebenskraft und Gesundheit eines Menschen zu verlängern und zu er­halten, wenn er nicht an Blitarmut zugrunde gehen will.

Es ist Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, daß nicht schon im Mutterleibe die Kinder verhungern und das unterernährte, entfräftigte Weib nicht förperlich und seelisch zugrunde geht. Denn zwviefaches Leben wäre vernichtet.

Tausende von unehelichen Kindern sterben, denn sie fönnen nicht leben; ihnen fehlt die richtige Nahrung, sowohl Die leibliche, als auch die geistige, die Seelenmilch. Die Mütter selbst siechen dahin oder vegetieren nur. Soll es so weiter gehen? Ich denke, jedes Leben sollte doppelten und dreifachen Wert haben. Bis der Krieg zu Ende geht, werden die Toten Millionen betragen; und dafür muß Ersatz geschaffen werden.

Wir brauchen gesunde Kinder, gesunde Frauen und Männer, denn auf ihren Schultern ruht die Zukunft unseres Vaterlandes. Sie sind es, die das neue Deutschland bedeuten und gründen müssen. Sie sind unser kostbarstes Gut. Hoffen wir also, zugunsten der Kinder, der Träger von Deutschlands Wirken, daß die Zeit nicht mehr ferne sei, daß der gesetzliche Schuh nicht bloß den ehelichen Kindern und Müttern zuteil wird, sondern auch den unehelichen. Das un­eheliche Kind hat nicht nur eine Bedeutung für die Mutter, sondern auch für den Vater, für die Regierung und den Staat. Es nuß unbedingt dafür gesorgt werden, daß diesen ein Platz im Staate angewiesen wird, an welchem sie wachsen und gedeihen können. Und wenn der Erzeuger und die Mutter dazu nicht imstande sind, aus eigener feraft und Mitteln ein Heim zu schaffen, so ist es unbedingte Pflicht des Staates, dafür zu sorgen.

nicht da ist, er würde euch schon in eure Echranken gewiesen

Der Nihilismus.

Der greife rapotkin, der ein Menschenalter haben!" Die riesenhafte Gestalt des Revolutionärs, der alles für fern von seinem Vaterlande als geachteter Flüchtling ber- die Sache der Revolution hingegeben hatte, der für sie allein brachte, ist mit dielen anderen in die Heimat zurückgekehrt. lebte und von seiner Auffassung derselben die höchsten und Jezzt, da die russische Revolution fiegreich das Haupt er reinsten Anschauungen für das Leben überhaupt ableitete, übte noch hebt, ziemt es fid), auch seiner zu gedenken. Als Forscher immer ihren Einfluß auf sie aus. ( 1872) und Schriftsteller, als Edelmensch ist sein Name in ganz Europa bekannt. Wenn er auch als Anarchist( freilich nicht im Bolizeifinne) eine von der geschichtlichen Ent­Nur eine das Nebel an der Wurzel angreifende, fräftige soziale widlung längst ilberholte Phase proletarischer Politik ver- Betvegung konnte eine Reform in den Gewohnheiten und Sitten tritt, so verdient doch die Reinheit seines Wollens und des täglichen Lebens hervorbringen, und diese Bewegung diese sein stets opferbereiter Charakter die Bewunderung Empörung des Individuums jedes Demokratent. Seine in deutscher Nebersetzung bei Robert Luz in Stuttgart erschienenen Memoiren bieten eine Fülle fesselnder Bilder aus dem alten Rußland, das jetzt zu Grabe gedragen ist, und entwickeln die Jdeen, die es zertrümmerten.

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Der Einzelne nnd die Maffen. Das Wissen ist eine waltige Macht. Der Mensch muß ich Kenntnisse erwerben. Aber vir besigen schon viele Kenntnisse. Wie wäre es, wenn diese Kenntnisse und nur diese aller würden? Würde nicht die Wissenschaft selbst sich damn sprung­ein Eigentum weise entwickeln und die Menschheit in den Stand setzen, in Pro­duktion, Erfindung und sozialen Schöpfungen in einem Tempo Fortschritte zu machen, für das uns jetzt eigentlich jedes Maß Die Massen find es, ie des Wissens bedürfen, fie wollen lernen, sie können auch lernen Dort steht ein finnischer Bauer am Rande einer ungeheuren Mor äne, die von einem See zum andern reicht, als hätten Riesenhändi: fie als verbindende Straße zwischen den beiden Gestaden eiligst aufgebaut, dort steht er und schaut gebankenvoll auf die schönen inselbesetzten Seen, die zu seinen Süßen liegen. Kein einziga: von diesen Bauern, mag er auch und zertreten sein, wird an dieser Stelle noch so arm vorübergehen, ohne die Landshaft voll Bewunderung zu betrachten. und dort am Seegestade steht fein anderer und singt ein schönes Lied nach einer so gefühlvollen und ergreifenden Melodie, daß sie den Reid des besten Mujifers errazen würde. Beiden ist tiefe Empfin dung, beiden Ueberlegung und Dentfraft eigen; sie sind bereit, ihr Wissen zu erweitern; biete es ihnen nur! Schaff ihnen nur die Mittel zur Muße! In dieser Richtung und für diese Leute muß ich Vollständige Reform derrechtlichen Stellung tätig sein! Alle diese tönender: Rebensarten vom Wirken für den der unehelichen Kinder. Unbedingte Buerkennung Fortschritt der Menschheit, während die Fortschrittsbeförderer sich fern des Namens und aller damit verbundenen Rechte, sobald ein von denen halten, die sie angeblich vorwärts bringen, find nichts als Vater ein Kind als das seine erklärt. Die gesellschaftliche Sophismen, die nur das Bewußtsein eines peinigenden Widerfinus ( 1871) Anerkennung jeder Mutter. Um es furz zu sagen: Glei- beseitigen sollen. ches Recht für alle Geborenen."

Wenn wir diese unehelichen Mütter von uns stoßen, fie ihrem Elend überlassen, so brauchen wir uns gar nicht zu wundern, wenn manches Mädchen verkommt, immer tiefer und tiefer fintt, denn nicht alle haben die Kraft und den Willen, das, was sie sich selbst aufgeladen, auch zu tragen. Was brauchen wir nun vor allem?

Balunin.

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gewann in Rußland einen weit traftvolleren und in ihrer Kritik des Bestehenden weit entschiedeneren und radikaleren Charakter als sonstwo in Westeuropa oder Amerika . Nihilismus nannte sie Turgenjem in seinem epochemachenden

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Roman Väter und Söhne".

Diese Bewegung wurde in Westeuropa falsch verstanden. So wird der Nihilismus in der Presse nicht vom Terrorismus unterschieden. Die revolutionären Un­ruhen, die gegen das Ende der Regierungszeit Alexanders II. aus­werden regelmäßig als nihilistisch bezeichnet. Das ist jedoch ein brachen und schließlich zu dem tragischen Tode des Zaren führten, Irrtum. Den Nihilismus mit dem Terrorismus zusammenzu­werfen ist ebenso verkehrt als eine philosophische Bewegung wie den Stoizismus oder den Positivismus mit einer politischen Bewegung, 3. B. dem Republikanismus, zu identifizieren. Der Terrorismus wurde zu einem gegebenen historischen Zeitpunkte durch bestimmte besondere Momente des politischen Kampfes ins Leben gerufen. Er hat bestanden und hat sein Ende gefunden. Er kann wieder auf­leben und wieder verschwinden. Aber der Nihilismus hat dem ganzen Leben der gebildeten Klassen Rußlands ein eigenes Gepräge aufgedrüdt, und dieses Gepräge wird noch eine gute Reihe von Jahren vorhalten. Seiner herberen, bei einer jungen Bewegung der Art unvermeidlichen Züge meist entkleidet, verleiht er noch jetzt vielfach dem Leben der gebildeten Klaffen Rußlands einen gewissen besonderen Charakter, dessen Nichtvorhandensein im westeuropäis schen Leben uns bedauerlich erscheint.

Buvörderst erklärte der Nihilist den Krieg gegen alles, was man die tonventionellen Lügen der zibilisierten Gesellschaft" nennen kann. Unbedingte Aufrichtigkeit war für ihn charakteristisch, und um dieser Aufrichtigkeit willen gab er jeden Wahn, jedes Vorurteil, jede Angewohnheit und Sitte auf, die sich vor dem Richterstuhl ihrer eigenen Vernunft nicht rechtfertigen ließen, und forderte von andern das gleiche Verhalten. Vor einer Autorität außer der Vernunft wollte er sich beugen; er unterzog alle sozialen Einrichtungen oder Sitten einer tritischen Prüfung und empörte sich dabei gegen jede Art von mehr oder minder verhülltem Sophismus.

Die 3 wingburg der Tyrannei.

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Im Deutschen Reich befinden sich bereits über 20 000 uneheliche Kriegermaisen, deren Väter im Kriege gefaller Oft lehrte in den Unterhaltungen der Arbeiter im Schweizer­sind. Diese Kinder sind ihres bisherigen Schußes, gefeß- Jura der Name Michel" woeder, aber nicht als der eines ab­lichen Vertreters und Ernährers beraubt. Die ganze Er- wesenden Häuptlings, dessen insichten Gesez wären, sondern wie Das war also die schreckliche Festung, hinter deren Mauern in ziehung hängt nun an der unehelichen Mutter. Was ein der eines persönlichen Freundes, von dem jeder mit Liebe und in den letzten zwei Jahrhunderten so viel von Rußlands wahrer Kraft Kind fostet, brauche ich wohl nicht zu sagen. Es ist eine große fameradschaftlicher Weise redet. Am auffallendsten war es mir, daß zugrunde gegangen ist, und deren bloßen Namen man in Petersburg Aufgabe einer unehelichen Mutter, diesen Aufwand, den ein Bakunins Einfluß weit weniger in seiner geistigen Autorität, als in nur mit bebender Stimme aussprach die Peter- Pauls- Festung . Kind erfordert, von ihrem eigenen Verdienst zu bestreiten. feiner sittlichen Persönlichkeit beruhte. Weun sich das Gespräch un Hier folterte Peter I. seinen Sohn Aleris und tötete ihn mit Einer guten Mutter wind ja nichts zu viel werden, wie aber, Anarchismus oder die Haltung des Bundes drehte, hörte ich nie eigener Hand; hier sperrte man die Fürstin Taratanowa in eine wenn sie frant wird und ihrem Verdienst nicht mehr nach- mals zur Unterſtügung einer Behauptung die Aeußerung: Batunin Belle, die sich bei Eintritt einer Ueberschwemmung mit Wasser gehen kann? Hier ist es Pflicht, helfend einzugreifen und der hat das gesagt" oder Bay in denkt fo". Seine Schriften und füllte, so daß die Ratten, um sich vorm Tode des Ertrinkens zu unehelichen Mutter ihre schwere Lage zu erleichtern. seine Worte galten nicht als etwas unfehlbares, dem man un retten, an ihr emporkrochen; hier folterte der fürchterliche Münnich Es ist im Interesse des Staates, der Gesellschaft, des bedingt zu gehorchen hätte, wie es leider bei politischen Parteien seine Feinde und ließ Statharina II. diejenigen lebendig begraben, ganzen Volfes, für das auch die unehelichen Väter in den Tod oft der Fall ist. In alen Fragen, in denen der Intellekt die sich der Ermordung ihres Gatten widersetzten. Von den Zeiten gingen, den unehelichen Kindern die Kriegs- die höchste Instanz bildet, brachte jeder in der Diskussion Peters I. ist so die Geschichte dieser Steinmasse, die im Angesiche waisenrente genau so zu gewähren, wie den ehelichen. feine eigenen Argumente zur Geltung. Mochten sie nach Jnhalt des Winterpalastes vom Spiegel der Newa emporsteigt, einhundert­Gebt auch der unehelichen Mutter mit ihrem Kinde die siebzig Jahre hindurch eine Geschichte des Mordes und der Folte Stellung, die ihnen gebührt. Ihr könnt euch dem nicht mehr rung gewesen, oder fie erzählte von Lebendigbegrabenen, die zu entziehen. Es ist eine Frage des Müssens. Was hilft uns langsamem Tode verurteilt waren oder in der Dede ihrer Dunklen alle Theorie, wenn wir sie nicht praktisch in Fragen der und feuchten Verlicße zum Wahnsinn getrieben wurden. inneren Politik wirken lassen.

Thr aber, uneheliche Mütter, tragt eure Mutterfrone in Ehren. Nehmt den Kampf um eure und eurer Kinder Rechte auf und erzwingt euch damit die Achtung eurer Mit­menschen!

Das liebe Vieh.

Von Hertha Pohl.

und Form zuerst von Bafunin aufgestellt sein, oder mochte sie Bakunin von seinen Freunden im Jura entlehnt haben, jedenfalls trugen die Argumente bei jedem einzelnen einen individuellen Charakter. Shir einmal hörte ich Bakunins Namen als Autorität an sich rufen, und das war mir so auffallend, daß ich mich jetzt noch an den Ort und die niheren Umstände der Unterhaltung er­innere. Die jungen Männer fingen einmal in Gegenwart von Frauen Neden an, die nicht gerade sehr achtungsvoll für das andere Geschlecht Ilangen. Da brachte fie plötzlich die eine Eins der Ferkel hatte es in den Füßen. Die Josefa war zu nichts gut. Der Janusdjek tobte etwas von Halsumdrehen und auf den Mist schmeiße... Das Ferkel, meinte er. Da Die alte Anne konunt in der frühen, fahlen Herbstdämme. fragt die Anne im Graufopf und faßt mühsam den Entschluß rung heim. Ein Reisigbündel strebt steil über den frummen das franke Tier zu kaufen. Heimlich drückt sie sich in die Küche Rüden der Tagelöhnerin. Am Arm ein Korb mit Pilzen, und flinselt zum Erbarmen vor der Januschefen über die aber nur als Oberschicht. Darunter weiße dicke Wasserrüben schlechten Seiten, und daß nur der Besitz des Schweines sie im nächsten Winter vor den Verhungern schüßen kann, bis die und Kartoffeln. Die Noten vom Bauer Januschek. Sie vom Kopfweh geplagt verspricht, des Ferkels Untergang zu stehen dicht am Waldrand. Es ist ganz einfach, ein paar der verhindern. Am nächsten Tage hätte Alt- Anne ihren frummen dürren schwarzen Stauden herauszuziehen und die runden Arbeitsrücken gern gerade gestreckt, der Stolz saß ihr im Ge­Knollen in den Deckeltorb fugeln zu lassen. Mehr ist jetzt nid, ihr der Schweinebesikerin. Und mit Wärme und liebe­nicht zu machen. Die Felder sind abgeerntet, der Herbststurm voll gebrauten Salben verjagte sie den Rheumatismus fegt falt über die Stoppeln. Schlechte Zeit für arme Leute. Jezt planscht die Alte mechanisch mit dem Blechlöffel in Die Anne sperrt den Holzriegel ihrer Kaluppe auf. Da grinzt das Schvein im Stall. Die Alte schneidet eine ver- der fauren Milch und verbaut wie jeden Abend zum Nachtisch gnügte Grimasse. Der Guschik!") Aechzend läßt sie den die Ferkelgeschichte mit behaglichem Grinsen. Baden fallen und schlürft in den Hof. Aber das weiße Unge- Da schleicht jemand an Fenster vorbei und tritt still in tüm sitzt still in der Ede und glott aus schmalen Stigen traurig die Rüche. Ein Mädel, nicht ganz jung, mit schwarzen, nebel­die Anne an. Die erschridt. Im Dorf ist eine Viehjeuche. getränkten Haarfeßen um blasse Gesicht und leidendem ein­Dem Welzel ist sein Schwein innerhalb vierundzwanzig gesunkenen Blid. Stumm und fröstelnd drüdt es sich an den Stunden frepiert. An die Luft muß der Guschif." Die Herd, durch dessen Rize ie Glut feurige Streifen brennt. Alte redet gut zu, drängt schiebend das Schavein, da wackelt's Die Anne schlürft hörbar ihre Milch, wischt den Mund am auf turzen Krummbeinen unlustig zum Düngerhaufen. Ehr- Handrücken, tut blöde. Da legt das Mädel den Arm gegen fürchtig beobachtet Altweiblein die Scharrbewegungen ihres die Kacheln und das Gesicht darauf. Ein fast tränenloses lebendigen Kapitals. So'n Schwein, der Speck!", fie tastet Schluchyzen reißt zitternd an ihren Schultern. mit lüsternen dürren Fingern den Buckel ab. Aber dann in die Küche, Feuer gemacht, Kartoffeln gestampft. Der Magen fnurrt, seit Mittag nichts im Zeib, doch vorher das Schwein. Und erst als ein Teil des Troges unreinlich leer geschmaßt ist, was mach ich nu." Tatscht die Anne mit seufzendem Abschiedsblick zögernd zurück. Die Anne Klappert aufreizend teilnahmslos mit dem Ge­Doch Achtung, es ist auch kein ordinäres Schwein. Die Alte schirr. Da wischt das Mädel zornig die Augen am Jaden­hütet es wie ein Glück, das heimlich ersehnt und fast schon ärmel. Shre eingesunkença Blicke dolchen sich an dem alten aufgegeben, unerwartet mit runder Behaglichkeit das Leben Weib fest. füllt. Im Sommer hatte es täglich sein Bad. Jedes friechende Gewürm wurde mit sorglichen, spigen Fingern auf seinem weißleuchtenden Buckel zu Tode geknackt. Im übrigen ver­achtet die Anne Wasser, und was damit zusammenhängt. Zu den großen Feiertagen wäscht sie sich vorsichtig den Hals, und ihr spärlicher Haarwuchs macht nur jeden zweiten Sonntag nachmittag eine Nachleje notwendig.

Im Winter jährt sich der wichtige Moment, da das Schwein ins Dasein trat. Die alte Anne rutschte damals des Abends bei Glatteis und Tauwetter zum Acerbürger Januschek. Da saßen sechs ausgediente grauhaarige Weiblein beim Federnschleißen und Weaulzerreißen. Blötzlich brüllt der Sanuschek das Geschnatter mit einem Ruf nach der Magd tot.

*) In Oberschlesien gebräuchliche Bezeichnung für Schwein,

,, Heul nich, es nupt nicht mehr," sagt mürrisch die Alte und weg da, ich brauch Wasser." Ein hohles, bellendes Aufweinen: Was mach ich nu,-

Du bist meine Mutter!" schreit fie, und tränkt ihre heisere Stimme mit Sohn und hast ein Mann? Hast feinen gelt, ich kenn nich mein ater, und keiner im Dorf."

Schweigste, Luder!"

, ich bin kein Bieh, jetzt sprech' ich, ießt ist mir alles gleich. Mich kennste nich anehr, seit ich soweit bin, und bist selbst nich besser gevejen. Wie' ne rändige Kaze schupst du mich naus aus der Tür, aber nu laß ich mir's nich mehr ge­fallen, nu geh ich nich mehr."

"

Waa !"

"

Tad, tad, tad, tack, tack, pendelt hart klopfend die alte Uhr. Da löst sich die Starrheit der Alten, wie eine bösartige Stage springt sie das Mädel an:

Mach dich raus! Duu-"

Hier begann das Märtyrertum der Dezembristen, die zuerst in Rußland die Republik und die Aufhebung der Leibeigenschaft auf ihr Banner schrieben, und man kann vielleicht noch heute Spuren von ihnen in der russischen Bastille finden. Hier wurden die Dichter Rylejem und Schewtschenko, Dostojewsky , Bakunin , Tschernischews,

, trotzig und drohend hält die Schwarzhaarige stand. Du bist meine Mutter, hier bleib ich," und verzweifelt: Wo soll ich hin, die Frau hat mich heut rausgejagt- Jeſſes!"

" Sie hätt's schon eher merken fönnen," stellt troden das Mädel fest. Jeffes Maria!" Die Alte beginnt plötzlich zu tinseln. Lieber Gott so eine Strafe, wo ich selber nicht satt essen hab!" Schwindel nich, im Stall ist das Schwein, Kartoffeln

und

Holz haft genug gemauſt."

" Omein Gott, das schlechte Mensch, o mein Gott!"

Jetzt gib mir Brot, mich hungert."

Die Alte tut taub, aber zähe ſtemmt sie sich gegen den Tischkasten, ihre zahnlosen Kiefern bewegen fich fauend. Das Mädel ist nicht schwächlich, aber an der Mutter ver­greift sie sich nicht.

Sie sieht den Höllenschlund und gierig leckende Flammen. hre Arme fallen fdylapp herunter. Ein schweres Nachdenken, das ihr Gesicht vierzigjährig macht, ein dumpfes banges Würgen im Hals. Da schleicht sie verzweifelnd zur Tür. Draußen Nacht, Nebelbroden und trübe sickerdes Getropf­Nur über den Wiesen eine matte blinzelnde Helle, da kämpit der Mond um den Vortritt. In der Nähe rauscht der Fluß. Die Schwarzhaarige plansdyt auf derben Sohlen durch das Gras. Sie fröstelt nicht mehr, fie friert, ihre Zähne klappern. Ganz nahe gurgelt das Wasser. Da zuckt sie mit gellendem Schrei zurück. Ein dunkles Weib bückt sich über den Wasserspiegel. Doch gelobt sei Gott , es ist nichts, der Weidenstamm, der verfluchte.' Bor drei Jahren ging hier die Bündlern hinein, aber die Bündlern trug ein schweres Kreuz, der Mann schlug sie wie ein Vieh. Die Kinder wimmer­ten, weil das Brot mie reichte. Und doch sagen sie, daß ihre arme Seele in Herbstnächten am Fluß klagt. Heilige Gottesmutter, Erbarmen!" Das Mädel feucht, ihr Herz hämmert und hämmert das feine, drängende Klopfen das andere in ihrem Leibe nicht tot: Mörderin Mörderin!

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Die Angst die Angst." Kein Gedanke an den Ver­führer, feiner an die geifernde Alte. Nur Angst, rasende, die Glieder schwächende Angst. Das Wasser spült gludsend um die Schuhe. In die Schuhe, die müssen runter, teure Schuhe und das Tuch, das bunte Luch, mit dem sie der Anton ver­rüdt macht. Und jetzt, nein es geht nicht noch ein bissel ein fleines bissel. Hinter der schwarzen flutenden Tiefe lauert die Hölle. Da, ein Aufatmen- lang, inbrünstig, erlöst: Heilige Magdalena, bist meine Batronin, heilig bist und hast gesündigt wie ich, hast freilich gebüßt, aber was soll ich tun wo soll ich hin- ich weiß ja teinen Weg mehr aus meinem Unglüd- und erzwungen mutig die Hände vorge

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