Bifarem und fo viele andere von ben beften Schriftstellern unferer Beit eingefertert. Hier wurde Karatofow gefoltert und gehenkt.
Hier war auch in irgendeinem Winkel des Alexis- Wallschilds das Gefängnis Netschajews, den die Schweiz an Rußland wegen eines gemeinen Verbrechens ausgeliefert hatte, der aber als gefährlicher Staatsgefangener behandelt wurde und nie wieder das Licht erblickte. Dasselbe Wallschild barg in sich auch zwei oder drei Männer, die Alexander II. , wie das Gerücht ging, zu lebenslänglichem Kerker verdammte, weil sie von irgendeinem Balaftgeheimnis wußten, das andere nicht wissen dürfen. Der eine von ihnen wurde im Schmude seines langen grauen Bartes erst fürzlich von einem meiner Bekannten in der geheimnisreichen Festung gesehen. Alle diese Schatten beschwor meine Einbildungskraft herauf. ( 1874.)
Eine revolutionäre 3eitung. Mir schien es im Gegenteil, daß ein revolutionäres Blatt in erster Linie die Symptome sammeln muß, die allenthalben das Kommen eines neuen 8eitalters, das Reimen und Anospen neuer Formen sozialen Lebens, die zunehmende Auflehnung gegen veraltete Einrichtungen erweisen. Diese Symptome sollte man wahrnehmen, sie in inneren Zusammenhang bringen und so darstellen, daß sie der zögernden größeren Masse die ihr sonst nicht sichtbare und oft unbewußt gewährte Unterstüßung vor Augen führten, die fortgeschrittenen Jdeen immer zuteil wird, wenn in der Gesellschaft eine geiftige Wiedergeburt stattfindet. In dem Arbeiter das Gefühl zu erzeugen, daß er teil nimmt an dem die ganze Welt durchzudenden Klopfen des Menschenherzens, an seinem Aufbäumen gegen eine, ganze Zeitalter hindurch geübte ungerechtigkeit, an seinen Versuchen zur Ausprägung neuer Lebensformen, dies sollte nach meiner Meinung die Hauptaufgabe eines revolutionären Blattes sein. ( Genf 1879.)
Ausblid.
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er
Bücher für den Schüßengraben.
Uns wird geschrieben:
feefffchen Stimmungen ergibt, fe e ber Krieg gebiert. Su ben Augenbliden der Entspannung nach der Neberhitung des Stampfes, nach nervenzerpeitschender Verteidigung wird der Mensch, sofern es Auf einmal wird ein Buch Dpfertag ins Bert gefeßt. Er tommt, ihn überhaupt verlangt zu lesen, rein triebmäßig nichts suchen, als ist da mit der Blöglichkeit, die vom Charakter des Striegswelten ein Sich losmachen von den zermalmenden Eindrücken des Augenblids. laufes im engeren Sinne sich auch auf alles übertragen hat, was alles wird ihm recht sein, was eine geistige Ortsveränderung auf daheim geschieht. Wie die Höchstpreise geboren werden und ver- nicht unangenehme Weise bewirkt. Aber auf den Kampf folgen auch schwinden und wie die Verordnungen auf einmal da find, ohne Ruhetage, und es ist der edelste Trieb im Bolle der Lernbegiedaß man recht weiß, woher fie tommen und wohin fie geben. rigen und Denkfüchtigen, der dann unbezwinglich heischt: geistige Ei, warum nicht für unsere Feldgranen? Mit Freuden! Trennung vom Landsknechtstum, gute Bücher, tiefe Bücher, fühle Jeder hat gern gespendet, da es galt, denen da draußen etwas zu Wissenschaft, Denkaufgaben zeitloser Forschung. schicken, was Leben bringen soll und nicht Tod, was über dem Demnach muß hinausgeschickt werden: Leichter UnterhaltungsMenschheitswidrigen, dem Vernichten, das Menschheitshöchfte be- stoff, ohne zu engherzige Brüfung auf den literarischen Wert. Die schwingen soll und erneuern: den Geist. gängigen deutschen Erzähler sind hier etwa die brauchbaren Nicht
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Aber, fragt der Gebefreudige, da das Buch des Soldaten mir linien. Aber ferner: bestes deutsches Schrifttum, vom klassischen in der Tat eine Sache von höchster Wichtigkeit zu sein scheint: wer bis zum heutigen. Wissenschaft, beileibe nicht nur„ volkstümliche", ist es denn, der meine Gabe in Bücher umsetzt, und in welche fondern auch schwere, unerbittliche, aus allen Gebieten ohne Schen Bücher? Hier, dünkt mich, ist eine Aufgabe, würdig der Beften, der und Scham, von der Liebe bis zum Staat, von der geschichtlichen Freiesten und Vorurteilslosesten im Bolle. Hier ist Gelegenheit Kritik bis zur Götterdämmerung der Naturwissenschaften im„ Relaund Notwendigkeit, einen Ausschuß des Geistes zu bilden aus den tivismus“. Dies alles jenseits jeder Partei und jeder„ NeberBerufenen aller Klassen und Schichten, aller Stände und Bernfe, zeugung". Aber auch das Beste des Meinungs- und Neberzeugungsder, beraten von Fachsachverständigen des deutschen Schrifttums, schrifttums, des Werbeschrifttums für bestimmtes Wollen in der Zeit. eine deutsche Heeresbücherei zusammenstellt und in die Schüßen- Auch hier wieder jenseits aller Gängelei, aller Zwedfiebung. Was immer gräben, in die Staffeln, in die Lazarette wirft, toie die Männer- in Dentschland mit Geist und Mut versochten wird, die Fechter auslese eines reifen Siebzig- Millionen- Boltes fie braucht, und vor draußen an den Fronten müssen mitfechten dürfen, soviel die Blutallem auch, wie sie sie will. Sei stille, mein Herze! Man hat arbeit ihnen an Zeit dafür läßt. Und schließlich: Lustiges, des nichts dergleichen gehört. Lachens verzeihende Weltüberlegenheit, Weltberprügelung und WeltWohl aber löst sich aus dem vielgeftattigen Gebilde ebenso verhöhnung, Humor" von allen Arten, von der bittersten und unzähliger wie unbeschaubarer Ausschüsse, genannt Notes Streuz, eine gröbften bis zur ahnungslosen, frisch genießenden, bis zu der bis dahin den weitesten Streisen unbekannte Abteilung 19", stellt sanften und halb schon weinenden. Der sogenannte Wiz der Berfich als Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde liner 5- Uhr- Tingeltangel für Damen und Herren besserer Stände" und in den Lazaretten vor, klappt die Attendedel auseinander, fann, nicht beneidet, Besitztum derer bleiben, die ihn lieben... erklärt der staunenden Heimat stolz, daß fie bereits 40 Millionen Ueber der Auswahl muß das Bewußtsein lebendig bleiben, daß Bücher ins Feld geschickt habe, rührt, empfohlen von zwei Dutzend gerade die Feldgrauen draußen jetzt in der ungewöhnlichen ErNamen, die man, gewohnt ist, fast unter jedem Ausschuß verzeichnet regung des Dreijabrefrieges geistigem Einfluß auch ungewöhnlich zu sehen, die Werbetrommel und hält die Büchse hin. leicht erliegen; daß deshalb die Wirkung dieses oder jenes Buches Wie man auch immer nach näherer Prüfung urteilen mag sich nur schwer beurteilen läßt.( Gerade diese Wahrheit haben es bleibt eine der preußisch- beutschen Unbegreiflichkeiten, daß hier übrigens die Trattätchenverschleißer zuerst und aufs gründlichste er eine das ganze deutsche Bolt aufs tiefste berührende Sache wieder fannt und sich mutbar gemacht.) fang- und langlos in die Hände eines Gebildes gefallen ist, das feineswegs als bevollmächtigt von der Volkseinheit angesehen werden kann. Das Befremden mildert sich etwas, wenn man den Ausschuß näher ansieht. Im Gesamtausschuß" freilich, der leitenden Sammelbehörde, scheinen sich zielbewußte Dunkelmänner gruppen bedenklich festgesezt zu haben, aber die Arbeitsverteilung, zu der man sich genötigt fah, hat das Nebel von selbst etwas entgiftet. In den Arbeitsstellen Berlins und der Provinz sind in der Mehrzahl Büchereileiter, Volksschullehrer und Bildungsvereine tätig, die sich hoffentlich von den Traktätchenbereinen im Gesamtausschuß teine Scheullappen nmbinden lassen. Gerade in Berlin wirken, das sei rückhaltlos anerkannt, eine Stelle- der Verein zur Berbreitung vollstümlicher Schriften, die Kgl. Bibliothek und die Königliche Hausbibliothek( die bis jetzt bereits über 2 Million guter Schriften hinausgeschickt hat) mit vorbildlicher UnUm nicht mißverstanden zu werden, sei ausdrücklich anerkannt daß natürlich auch für die nach religiöser Kost Nufenden ausreichend gesorgt werden muß. Aber es ist mehr als sicher, daß die vielen den Belangen bestimmter Bekenntnisse dienenden Gesellschaften und Verbände diese Arbeit schon jetzt aufs Gewissenhafteste leisten. Diesen auch noch Mittel aus den allgemeinen Spenden, die am 23. und 24. Juni gesammelt worden find, zu überweisen, ist unnötig. Gleich wohl mag auch das noch geschehen. Alle die, die die besonderen 3wede bestimmter Gemeinschaften bei der Versorgung des Heeres mit Büchern zu fördern geneigt sind, mögen in Zukunft ihre Gaben ausdrücklich den Stellen zuwenden, die diesem Zwecke dienen wollen.
Ihrer mönchischen Form entkleidete kommunistische Ideen haben sich in den fast dreißig Jahren, seit ich an der sozialistischen Bewegung Anteil nehme und ihr Wachstum beobachten fonnte, in gewaltigem Maße in Europa und Amerika Eingang verschafft. Denke ich an die unbestimmten, unflaren, nur schen sich hervor wagenden Ideen, die auf den ersten Kongressen der Internationalen Arbeiterassoziation von den Arbeitern zum Ausdruck gebracht wurden, oder die in Paris während des Kommuneaufstandes selbst bei den gedankenreichsten Führern vorherrschend waren, und vergleiche sie mit den heute von einer großen Zahl von Arbeitern gehegten Anschauungen, so muß ich geftehen, diese beiden sozialen Auffaffungen scheinen mir zwei ganz verschiedenen Welten anzugehören. Es gibt keine Periode in der Geschichte vielleicht mit Ausnahme jener Revolutionszeit im zwölften und dreizehnten Jahr hundert, der Wiege der mittelalterlichen Stadtgemeinden, in welcher die bestehenden gesellschaftlichen Anschauungen sich so start geändert hätten. Und jetzt, in meinem neunundfünfzigsten Jahre, bin ich noch fester als vor einem Vierteljahrhundert davon überzeugt, daß ein glüdliches Zusammentreffen von zu fälligen Ereignissen in Europa einer ber 1848 er voreingenommenheit. an Ausdehnung nicht nachstehende und weit folgenreichere Revolution herbeiführen kann: nicht ausschließlich im Sinne eines blutigen Kampfes zwischen den Anhängern verschiedener sozialer Anschauungen, sondern eine Revolution im Sinne einer tiefgreifenden, reißend schnell sich entwickeln den Neugestaltung. Auch bin ich überzeugt, daß sich hinfort überall ungeachtet des verschiedenartigen Charakters der Bewegung in den einzelnen Bändern ein weit tieferes Verständnis für die notwendigen Aenderungen zeigen wird, als es je während der letzten sechs Jahrhunderte der Fall war. Auf der andern Seite werden die bevorrechtigten Klassen der Bewegung schwerlich mit der finns losen Halsstarrigkeit entgegentreten, welche den Revolutionen vergangener Zeiten solche Heftigkeit verlich.
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Die Erringung dieses großen Erfolges ist ein schöner Lohn für die Anstrengungen, die so viele Tausende von Männern und Frauen aller Völker und Klassen in den letzten dreißig Jahren gemacht
haben.
Die anderen fragen: Was braucht das Heer, das geistige Nahrung schlechthin sucht. Die Wünsche und Bedürfnisse sind natürlich in den feldgrauen Millionen so mannigfach, so bunt ausgebreitet wie der Regenbogen geistiger Teilnahme in einem Siebzig- MillionenBolle von der Denthöhe des deutschen überhaupt. Kommt hinzu die Verschiedenheit des Verlangens, die fich aus den besonderen
streckt ehe das andere wieder bommt:„ Heilige Magdalena bitt'| von neuem. Da brüllt hinten der Josef, der taub ist und für mich arme Sünde-" Ein schweres sprigendes Klatschen, sich langweilt:
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erschreckt wogt das Wasser in wilden Kreisen. Eine Wildente ,, Nu macht voran mit der Reich!" flattert aufgestört kreischend über die Tiefe. Dann Stille," Reich," die Anne schielt mißtrauisch hoch. Das Wort Finsternis und mattes Regengetropf. ist nadt, das Wort ist brutal, es hat einen die Kehle fipelnden Es kommt der Morgen. Da findet der Kuhhirt Hanusch,| Verwesungsbeigeschmack. der einen schlechten Zahn zum Arzt trägt, das Tüchel am Die Lene ist ins Wasser gegangen," erklärt der Schulze Fluß und die Schuh, schaut blöde und verständnislos auf den erleichtert. Wasserspiegel und plöglich hoppla zurück ins Dorf und gefreischt heulend die Alte. Ihre dürren Arme durchsuchtein Jesus, Maria , Josef , o mein Goft, was trafft mich," die Luft. Die Weiber recken sich auf Behenspizen. „ Es hat jemand gesehen, wie das Mädel am Abend zu dir ging," versucht der Schulze auszuhorchen und wundert sich noch lange über seine Schlauheit.
lärmit.
Es kommen vier Männer mit stummen Gefichtern durch das furchende Wasser gerudert, die stochern mit Stangen den Grund auf, daß der Schlamm gelbgrün hochquirlt. Am Ufer Tauert das Dorf, alle haben Zeit. Die Weiber zischeln vom Warten gepeinigt über die Magdalena. Was für ein schlechtes Mensch!"
"
Da finden sie die Lene, im Weidengestrüpp haben sich ihre Röde verankert. Die Weiber freischen entsept, schlagen die Schürzen über die Augen, versteht sich, durchsichtige Schürzen. Dann Rüdzug. Der Hanusch prozig voran, die Aufregung hat das zwidende Weh betäubt.
An die Tür der Kaluppe hämmern derbe Fäuste. Anne, schlafft! Aufgemacht Anne!" Nichts regt sich.
See
" Sie is drin," meldet sich wichtig der Hanusch- Kolumbus, der die platte Nase gegen die angelaufenen Scheiben drückt. Nachdenkliche stumme Pause.
Die Kaluppen hat hinten ein Tür," drängt Bat- Maria mit der tropfenden Habichtsnase. Lösung- Aufatmen.
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Wer?" fragt die Alte, aus dem Gleis geworfen, und wischt sich den Summer schnell vom Gesicht.
Nu halt einer," murmelt verlegen der Mann. Die Anne befreuzigt sich fromm. Sein Lebendiges war da, bei meiner Seele, dann war's fie betreuzt sich wieder, schaudernd, scheinheilig. Die Weiber befreuzen fich mit: Was ist die Anne gestraft." Den Schulzen pact etwas wie Mitleid:„ Die Lene mag ins Sprizenhaus, in der Kaluppen is kein Platz." Olieber Herr!"„ Fünf Taler geb ich für'n Sarg-" goldner Herr!! Gott lohn's Euch!" näher, drüdt das nasse stopplige Nunzelgesicht auf die fetten Die Alte friecht derben Hände des Sprechers.
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Und nu, ihr Maulaffen, wird's Seit, daß ihr weg tommt," fommandiert er erhaben der Schulze dem Dorf, von Wiederwillen beklemmt. Man gehorcht, träge feufzend.
Die Versorgung des Heeres mit Büchern ein gewaltig Ding. Noch jest sollte man den Bersuch machen, den Gesamtausschuß auf volkstümlicher Grundlage durch Einfügung geistig Beglaubigter aus allen Schichten zu ergänzen. Der Ankauf, die Verteilung der Bücher in der Heimat und im Felde milssen ans den Händen nicht nachprüfbarer Gesellschaften, Vereinsvorsitzender und Feldgeistlicher öffentlich mehr fichtbaren Stellen übertragen werden. Denn an der Verwendung der Buchopferspende muß das ganze deutsche Volt tiefften Anteil nehmen.
( Anmerkung der Redaktion: Wir können uns den fritischen Vorbehalten unseres Mitarbeiters nur in vollem Maße anschließen. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, sind die sachverständigen Körperschaften der Arbeiterschaft bis jetzt bei den Bücherspenden völlig übergangen worden. Das ist um so auffälliger und bedenklicher, als Millionen von Sozialdemokraten im Felde stehen und zu den Büchergaben weit mehr Vertrauen haben würden, wenn sie wüßten, daß auch ihre geistigen Berater in der Heimat an dem Werke, an der Auswahl der Schriften wie an ihrer Verteilung, mittätig waren. Und um so ungerechtfertigter ist die Beiseitelaffung der sozialdemokratischen Mitarbeit, als erst noch vor einigen Wochen im Reichstag von sozialdemokratischer Seite aus der Anstoß zu Maßznahmen für die Hebung des Feldbuchhandels gegeben worden ist.)
Hat die Kunst zu trösten?
Ueber diese Streitfrage wird augenblicklich in Frankreich ein Prozeß geführt. Die Nichte Flauberts flagt gegen die Gesellschaft, der sie das Recht zur Verfilmung des Romans Salambo" eingeräumt hatte, weil der Schluß im Film willkürlich abgeändert wurde. 3 zeigt sich bei dieser Gelegenheit, daß die großen Schriftsteller eine Bublifum, von dessen Wünschen sich der Filmregisseur leiten läßt. ganz andere Auffassung von dem Zweck der Kunst haben als das Flaubert läßt den Liebhaber der Karthager Priesterin, den hühnenhaften sympathischen General Matho, unter den kalt und gleichgültig blidenden Augen der vergötterten Angebeteten steinigen. Das ging den Filmfabrikanten wider den Strich. Sie sorgten deshalb dafür, daß Salambo ihren General friegte und die beiden glüdlich und in Freuden mit den dazu gehörigen Kinderchen leben. Verschandelung eines Kunstwerks! schrien die Künstler. Flaubert wird sich im Grabe herumdrehen, daß sein Gedankengang derart ins Gegenteil verkehrt wird. Wir danken für einen so unheimlichen Gedankengang, lassen fich die Filmfabrikanten bernehmen. Das Publikum geht nicht ins Kino, um Alpdrücken zu bekommen. Es will, daß er und sie sich friegen. Die Kunft soll ein Abbild des Lebens geben. Sie muß nach
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Wahrheit streben.
Für den Durchschnitte menschen soll die Kunst in erster Linie unterhalten und zerstreuen. Flauberts Salambo ist für glückliche Leute in schwellenden Polsterseifeln geschrieben, die ein bißchen aus ihrer behaglichen Ruhe aufgescheucht sein wollen, um sie mit desto innigerem Behagen zu genießen. Der Kinobefucher sehnt sich im allgemeinen nicht nach Glend und Trübsal. Davon bietet ihm das tägliche Leben gerade genug. Aber der Regenbogen nach dem Ge
witter, der tröstliche Ausgang, das ist, was er liebt. Haben nun die Künstler Recht oder die Filmfabrikanten? Die, welche die fünstlerische Wahrheit über alles stellen, oder die, welche Romeo und Julia glücklich zum Traualtar führen und Gret chen statt im Kerker als rechtschaffene Frau Doktor Faust enden lassen möchten?.
Das Pariser Journal", das die Frage aufwirft, entscheidet sich zugunsten derer, die sich von dem toten Dichter nicht ins Boghorn jagen laffen. Es gibt in unserm gemarterien Frankreich ," schreibt dies trampfhafte Bedürfnis nach einem Trost, wie ihn die Kunſt das Blatt, auf lange Zeit hinaus so viel Tränen und Trauer, daß spenden kann, uns rührend erscheint. Schriftsteller und Dramatiter haben heute andere Aufgaben als die, das Leben schwarz in schwarz zu malen. Wir alle tragen irgendeine Wunde mit uns herum. Da hat auch die Muse die Krankenschwester zu spielen." Von diesem sentimental verbrämten Geschäftsstandpunkte aus läßt sich dann jede Verballhornung rechtfertigen.
Notizen.
Die Ausstellung der Freien Gezeffion, die zugleich eine Ehrung für Meister Liebermann( er wird im Juli
Annach!" Ein gellender, allgemeiner Aufschrei. Der Zug stockt im Rahmen der Küchentür. Die Weiber glopen stumm, schaudernd. Auf dem Ziegelboden kauert die Anne, das ist nichts. Die Anne hockt auf ihrer Bettdecke, das ist Nach acht Tagen kommt die Anne wie gewöhnlich mit etwas, aber neben der Anne liegt das Schwein, und das ihrem Holzbündel aus dem Wald. Weiche lose Schneeflocken Schwein ist verrect und die Alte frault wimmernd den un- durchflattern träge die Luft. Früher Winter. Die Alte tritt förmlichen Kopf in ihrem Schoß. in die stumme Ungemütlichkeit ihrer Behausung, haucht in die ,, Bist verrückt, hee Alte," der Schulze drängt sich schwer starren Hände, geht zum kalten Herd. Da knacken dürre 70 Jahre) bedeutet, wird Sonntag am Kurfürstendamm eröffnet. bor , würdig, gebietend. Altweiblein duct sich scheu. Weg Reiser, da prasselt fressende Glut. Bald schnüffelt die Anne is er gangen, mein Guschik, weg is er gangen," heult sie den Dampf der plappernden Kartoffeln. Sie stellt den Napf flagend. mit der fauren Milch auf den nachten Tisch, tunkt die KarDer Schulze fragt sich hinter'm Ohr. toffeln ins Salzhäuflein und ist ohne Hunger. Es bleibt ein Schlimme Geschichte. Die Weiber verstummen vor soviel Nest übrig, den betrachtet die Alte, lange. Aber dann Unglüd. lauscht sie. Beim Januschek nebenan ist Viehabfütterung, und das lüftern- gemeine Grungen der Schweine dringt aufdringlich herüber. Da kullern zwei Tränen in die saure Milch, die eingedrückte Brust der Frau zieht ein erstickender Schmerz zufammen und klagend murmelt sie:„ Mein Guschik, mein Guschik, mir is bange."
Sätt'st beizeiten zum Tierarzt geschickt." Die Alte grinst nur mitleidig. In der Nacht hat er in der warmen Stub' gelegen, und ich hab' gewacht und den Würgteufel besprochen, es hat nix genügt, weg is er gangen, mein Guschif, wie es hell wurde sie wimmert teilnahmslos
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Vorträge. Der Marinefilm„ Graf Dohna und seine Möwe" wird in der Treptow sternwarte täglich vorgeführt. Dienstag, 7 Uhr, spricht Dr. Archenhold über Mond und Mars". In der Urania wird der Vortrag" Die Insel Rügen" wiederholt. „ Das Weltwissen". In der Köln . Zeitung" werden Versuche erörtert, für das langstielige und wenig besagende„ Stonbersationslegiton" ein gutes deutsches Wort zu setzen. Es wird u. a.: schlagen. Grinnert wird auch an den alten Scherz, daß Lerikon umWeltwörterbuch, Wissensbuch, Weltwissen und Alleswisser vorgegelehrt gelesen das Wort" Nokirel"( von Nachfiken) ergibt. So würde denn Konversations- Verifon mit Allerwelts- Nokirel weltsnachschlagebuch zu verdeutschen sein.
Aller