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- Me Geschlechtszellen, die reife Eizelle, Wie die männlichen Samenzellen, enthalten nur die Hälfte der be- treffenden Chromosomenzahl, so daß die Nachkommen einer jeden Llri die Hälfte ihrer Chromosomen vom Vater und die andere Hälfte von der Mutter erhalten. Dadurch erst sind die Vererbungs- Möglichkeiten von beiden Seiten in richtiger Weise geordnet, ist eine normale EntWickelung des sich buch Verschmelzung des halben Kernes des Vaters und der Mutter aufbauenden jungen Lebe- Wesens ermöglicht. Nun aber hat der Mensch zur Normalzahl von 46 Chromosomen noch ein sogenanntes akzessorisches oder Geschlechts- ch r o m o s o m. Ein solches ist von verschiedenen Tieren bekannt und man weiß, daß es das Geschlecht bestimmt. ES ist nämlich bei den weiblichen Individuen doppelt, bei den männlichen aber nur in Einzahl vorhanden. So beträgt die Normalzahl der Chromosomen beim Manne 47 und beim Weibe 4 8. Durch die beiden Ge- schlechtSchromosomen ist das Weib gegenüber dem Manne viel weitergehend von ihrer Geschlechtlichkeit beeinflußt, ein ganz an- dcres Geschöpf der Gattung Mensch als der Mann, der durch den einzigen ihm zukommenden Geschlechtschromosom viel weniger als jenes bis in alle Tiefen seine« Sein» von der Geschlechtsfunktion beeinflußt wird. Der Mann ist gleichsam weniger ein Geschlechts- wesen als das Weib. Er ist in seinem körperlichen Befinden unab- bängizer von seiner Geschlechtsfunktion als jenes, damit auch geistig ' unabhängiger und regsamer. Da bei der Reifung der Geschlechtszellen die eine Hälfte der Cbromofonien entfernt wird, um eine ander« gleichwertige aufzu- nehmen und mit ihr zu einer neuen Einheit von derselben Chromo- somzahl zu verschmelzen, so hat das reife Ei stets ein Chromosom, die reife Samenzelle aber teils eines, teils keines, je nach der Richtung, in welcher beim Manne das eine vorhandene Chromosom wanderte. Eine Samen- zelle erstercr Art mit einer beliebigen Eizelle kopulierend, liefert ein männliches Kind, eine solche mit einem Chromosom aber ein we'blichcs, das in allen seinen Zellen ein Chromosom mehr ent- hält. Daher ist der geschlechtsbestimmende Einfluß eigentlich dem Zufall überlassen: doch mögen immerhin bestimmende Momente vorhanden sein, die nicht nur in einzelnen Ehen, sondern auch bei ein und derselben Ehe zu verschiedenen Zeiten und Alterszüständen der Ehegatten das Entstehen von Knaben mit nur 1 Geschlechts- «bromosom oder von Mädchen mit L GcschlechtSchromosomen begün- stigen. Tie Einzelheiten dabei sind für uns noch in volle? Dunkel gehüllt. Dadurch, daß das menschliche Weib stets ein GefchlechtSchromo- som mehr als der Mann hat(2 statt nur 1 wie dieser), lassen sich manche bisher rätselhafte Erscheinungen in der Pathologie auf sehr einfache Weise erklären. Dahin gehören vor allem die sogenante gcschlechtsbegrenzte Vererbung bei gewissen Krank- heiten. So kommen z. B. die Bluterkrankheit und eine Art der Farbenblindheit, nämlich die Grün-Rotblindheit. nur bei Männern vor, werden aber durch die Frauen vererbt. Diese? eigenartige und bisher unerklärte Verhalten läßt sich sofort ver- stehen durch diese neue Entdeckung vom einen Geschlechtschromosom des Mannes, das eben der Träger dieser Krankheiten ist. Die Krankheit geht ja von einem Manne au», bei dem da» einzige Geschlechtschromosom mit der betreffenden Krankheit belastet ist. Heiratet dieser Mann«ine gesunde Frau, so erhalten die Töchter ein belastetes Gcschlechtschroinosom vom Vater und ein unbelastetes von der Mutter. Anter solchen Umständen kommt die Krankheit nicht zum Ausbruck». Die Sohne aber erhalten nur ein einzige« Geschlechtschromosom, das entweder belastet oder frei ist. Im crstcren Fall tritt bei ihnen die Krankheit auf, im letzteren Falle dagegen nickt. Wodurch eine solche Anomalie erworben wird, ist unbekannt. Wie sie aber vererbt wird, da» ist uns jetzt klar. Eine Ausrottung der hockst unangenehmen und. was die Bluterkrankheit betrifft. überaus gefährlichen Anlage ist nur durch Ehehhgiene zu erreichen. Die Töchter aus Bluterstamm oder Grün-RotblindheitSstamm müssen chelos bleiben. Die Söhne aber müssen Gattinnen von möglichster Gesundheit Und Kraft wählen, so daß dieses eine krank- Haft veranlagte Geschlechtschromosom mit derzeit ausgemerzt wird. So zeigt sich auch hier wieder der große Wert der Chromo- iomenlehrc, die den bisher unerklärlichen und scheinbar launischen Gang der Vererbung in ganz gesetzmäßiger Weise zu erklären ver- mag. Tie Chromosomen sind eben als Träger der Vererbung von ausschlaggebender Bedeutung bei jeglicher Kernteilung, ebenso bei der Befruchtung. Letztere aber bezweckt in der Vereinigung von kleines Kind in den Sturm hinausrannte, wie er sang und tanzte, wenn sie sich an langen Herbstabenden langweilten; welch ein ge- schickter wackerer Bursche er gewesen sei und welch ausgezeichneter Tänzer. Auch erfuhren wir, c» habe weft und breit keinen besseren Vogelsteller gegeben. Jawohl, meine Jungen»", wiederholte sie,auch mein Sohn fing Vögel. Tagelang trieb er sich auf den Wiesen umher, auf den großen, großen Wiesen..... Wie doch die Zeit vergeht... Wenn ich bedenke, daß er damals auf? Haar genau so aussah wie ihr jetzt..." Die alte Frau blickt« verträumt bor sich hin. Sie dachte an ihren Sohn, der schon vierzig Jahre zählt und noch immer lebig ist. Mit dreißig Jahren hatte er ein« drollige Liebe gehabt und auch einen Ehering getragen: er hatte viel geweint und geseufzt und war flink zum Stelldichein geeilt, wie eine Dampfmaschine. In ein Konditoreifräulein war er verliebt gewesen, doch dieses fand feine Feistheit komisch. Er aber ging häufig in die Konditorei, vor Kummer die Hälfte des Vorrates auf, zahllose Schaumkrapfen und Cremeschnitte, die ihn noch feister machten. Wie andere sich dem Trunk ergeben, so er vor Liebeskummer, und, immer mehr und mehr. Ein Jahr lang trug er den Ehering, der dann bald von seinem dicken Finger verschwand. An dieses Ding mochte das Tantchen denken, denn ihre Augen füllten sich mit kleinen Tränentropfen. Wir aber betrachteten sie .... wir warteten noch immer auf den fetten Richter, um ihm einen höllischen Streich zu spielen, hier in seinem eigenen Heim; doch unsere Lust war schon merklich abgeflaut, e« ftöstelt« uns in der Hitze der Hundstag«. Bitte, erzähle» Sie noch etwa»", bat Paul Nagel. Erzählen Sie", baten wir gerührt. Der kleine Tordah schmiegte sich an da» Tantchen. Sie streichelte sein Haar und blickte ihm in die Augen. Ei, mein Söhnchen", sagt« sie zärtlich,hast du aber ein zer- risseneS Hemd. Wie kann man nur so herumgehen____" Dann ging sie in» Zimmer und brachte ein Päckchen, in dem Kleider waren. Kleine Schuhe, Röcke, Turnhemden; auch eine reichhaltige Käfersammlung. Dies alles war sein", sagte die alte Frau,auch dieses kleine Hemd. Schau, wie es dir paßt. Auch diese kleinen Schuh«. Auch die werden dir gut sein. Auch diese» Röckchen. Wer will e»? Die» alles war sein." Auch das hier?" fragte Tori» ah stotternd und ungläubig und - hob ein grünes Schmetterlingsnetz vom Tisch. Ei- Und Samenzelle eine gegenseitig« Steigerung der LeienSenergi« in den zur Schaffung eine» neuen Wesen» bestimmten Kernen und damit auch Zellen und damit eine sehr ausgiebige Verjüngung. Dabei vollzieht sich gleichzeitig eine weitgehende Mischung der Eigenschaften zweier individuell verschiedener Lebewesen. Damit nun die einen EntwickelungSfortschritt bedingend« Mischung der Eigenschaften zweier Individuen mit vollkommen verschiedenen Anlagen ganz sicher zustande komme, haben deren Geschlechtszellen vollkommen darauf verzichtet, sich ohne einen äußeren Anstoß von sich aus teilen zu wollen. Durch die bei allen höheren Lebewesen bor   sich gehend« Befruchtung vermischen sich zwei verschieden geartete Zellen mit ihren stet» etwa» ab- weichenden Eigenschaften aufS innigste, um au» ihrer gegen- seifigen Verschmelzung und Durchdringung ein neue» Wesen der- selbenArt, und doch wieder ganz verschieden, au« sich hervorgehen zu lassen. Durch eine solche Verbindung zweier immer etwas verschieden gearteter Zellindividuen wurde die Fähigkeit de? Sichverändern- könnenS möglichst gesteigert und die Anpassungsfähigkeit der In- dividuen an wechselnde Daseinsbedingungen in hohem Maße erhöht. Der Unterschied der Geschlechter der sich dann an den Trägern der betreffenden verschiedenartigen Peimzellen vollzog, war bloß eine sekundäre Erscheinung, einzig nur durch die Notwendigkeit bedingt und hervorgerufen, daß möglichst lebenskräftige neue Wesen daraus hervorgingen. tin Mann gefallen../ ©in Gedächtnisblatt für Gustav Gack. An den Gräbern der Dichter, die da» Massensterben de« Welt- kricges zum Opfer gefordert, können wir nicht mit demselben Ge- fühl stehen, mit dem wir uns an den Tod eines Ewald von Kleist  , eine» Theodor Körner   erinnern. Es fehlt der verklärende Glanz der Einmaligkeit, der Ausnahme und der sich selbst erfüllenden Freiheit. Wo wir dort die reinen Heldenzüge sehen durften, fühlen wir hier zu stark ein Märtyrerhaftes, in das kein Sinn zu bringen ist. Diese Tod« sind rein ihrem Charakter nach ganz verschieden. Die Zahl aber belastet un» mit dem demütigenden Gefühl unersetz- barer, vielleicht weit in» Zukünftige greifender Wertzerstörnng. Setzen wir einmal 1776 statt 4914, und e» eröffnet sich un» eine Perspektive, aus der wir, ihrer Tragweite un» bewußt werdend, schnell den Blick zurücknehmen. Damals war der junge Goethe einundzwanzig Jahre alt. Diese ganze schmerzliche Ueberlegung wird in einem wach, wenn man jetzt da» Werk eine» Unbekannten liest, da» Han» W. Fischer der Vergessenheit zu entreißen sucht:ein verbummelter Mudent" von Gustav Sack  (S. Fischer Verlag, Berlin  ). Man würde vielleicht mit milderer Trauer die Dinge sehen, wenn man da» Gefühl hätte, nur vor einem Schrcibtalent zu stehen. Aber gerade Sack dünkt uns mehr. Man fühlt aus dem Embryonischen, Unausgegorenen der Dichtung reiche Strahlen werdender Bildung schießen. Man fühlt die Berührung einer genialischen Persönlichkeit. Sack ist nicht Literatur. Sein Wesen schwingt weiter, greift über das Werk hinaus, das ihm nur eine schmerzliche krisenhafte Entladung bedeutet. Man denkt an den jungen Büchner, an Conrad!. In seiner unruhigen Natur war vieles, das ihn der Gefahr des Ver- schäumen», de» Fragmentarische» nahebrachte, aber auch ein« Ge. sundheit des Willens und des Geistes, die ihn vielleicht darüber emporgerissen hätte. Vor allem aber lagen in ihm Keime zu einer Persönlichkeitsentfältuvg, deren Möglichkeiten sich bedeutend genug darstellen. Sacks Leben war unruhig, von Leidenschaften überstürmt. Die moralische Lage des verbummelten Studenten war die setnige. Die Bürger seiner niederrheinischen Heimai bekreuzten sich vor ihm. Gut, daß sie die Dämonen nickt sahen, die die Stürme erregten! Da? Erlebnis ist an sich nickt einmal so besonder». E» ist der er» kcnniniStheoretische Schiffbruch, den so viele Jünglinge erleben; da« alteHabe nun, ach! Philosophie.. Da» Außergewöhnliche liegt in der persönlichen Färbung des Erlebnisses, in der grau- samcn Konsequenz. Was für andere mehr oder minder abstrakte Auseinandersetzung bleibt, wird hier zur Bedrohung de» Sein», weil nicht nur da? Hirn beteiligt ist, sondern da» ganze Wesen sich in den Gedanken verwühlt bat. Ein Gegenstück bieten die ge­waltigen Erschütterungen, die Desorientierung de? ganzen J»di- viduums, die die Begegnung mit der Kanisckcn Philosopie in Heinrich Kleist   hervorrief, so daß er in die Worte ausbrach:Mein einzige?, mein böchstes Ziel ist gesunken, und ich habe nun keine? mehr. Mick ekelt vor allem, was Wissen heißt." Auch das." Das spöttische Johlen, daS uns noch unter dem Tor die Kehlen juckte, schlug jetzt in eine seltsame, nasenrümpfende Verwirrung um, die unsere Gesichter weinerlich, tölpelhaft, sahlblaß machte. Auch da» hier?" fragten wir all« und reichten da» grüne Schmetterlingsnetz von Hand zu Hand. Unsere Netze sind ebenso," l" Wir standen im Schatten der Bäum«. Einige stiegen auf die Schaukel, ließe»» noch einmal ihr scharfe» Gellen ertönen und ver- suchten, im Grase Purzelbäume zw schlagen. Aber wir fühlten un? nicht mehr recht behaglich. Ein« seltsame Neuigkeit würgte in dieser Abenddämmerung unsere Kehlen, wie wenn man zum ersten Mal wegen de» kranken unruhigen Fleischstücke» zwischen den Rippen nicht schlafen kann und bemerkt, daß diese» Fleischstück lebt und Schmerzen verursacht. Und in einem Nu fuhr es un? durch die Köpfe, daß der fett« Richter auch einmal«in Kind war,«in Kind wie wir, das den Vögeln nachjagt, sich schaukelt und mit dem grünen Netz Schmetterlinge fängt. Als wir diesen Gedanken zu Ende ge- dacht hatten, waren wir kein« Kinder mehr. Unsere Gesichter waren gealtert, die Augenlider zuckten un» nervös und in unseren ge- weiteten dunklen Augen glühten alle Tragödien und Mysterien de« Lebens. Demütig standen wir nebeneinander, traurig, besiegt und stumm. Später versuchten wir, die Fröhlid>Ieit zu erzwingen. Wir fingen zu singen an, verstummten aber sofort erschrocken, ohne jeden Grund. Musizierend« Käfer flogen an unser« Kappen, die Köpfe schmerzten un» vom Duft de» heißen Grase». Wir lehnten un» an die Mauer und schlössen die Augen. Alle sahen wir eine blaue Wiese, auf der«in kleiner ausgelassener Knabe der fette Richter herumtollt. Seine Lippen haben einen trau- rigen Zug nach unten, doch in seinen Augen glänzt da» kindliche Reich der Reinheit, Munterkeit und Fröhlichkeit, da« so bald vergehen muß. Einen schlanken Knaben sahen wir, barhäuptig und glücklich, mit dem grünen Schmetterlingsnetz nach«inem scheuen weißen Falter schlagen. Beschämt schlichen wir auf die Straß«, in die Nacht de» Hund»- tage?. Heiß und schwarz war die Nachi. An einer Ecke kam un» mit dröhnenden Schritten der fette Richter entgegen. Guten Abend", sagten wir und lüfteten nach Gebühr die Kopf­bedeckungen.> Da» ErkennimSproRe« frntrüe für Sack zum Lebenproblem, und so wurde es zum Problem seines ersten Werke». Dieser Roman, heterogen und dissonierend wie die Jünglingsseele des Dichter?, trägt autobiographischen, bekenntnishaften Charakter. Alle? hat Sack hineingepackt, was ihn bewegt«: feine Extasen und feine Verzweiflungen, seine Himmclsfliige und sein« Höllenstürze. Die blaue Blume der Sehnsucht singt ihr altes, lockendes Lied. Aber es ist ein falsches Lied, das den jungen Wahrheitssucher vom Leben fortlockt und ihn zum Narren seines Erkenntnistriebes macht. DaS Schlußwort hat da? schrill«, vom Weinen durchsetzte Gelächter der Selbstzerstörung, das schauerlich über die Eisöde einer entgötterten Welt hingelli. Einmal blühte hier das Märchen der Liebe in Urweltlich nackter Schönheit und Reinheit, und die Träume schimmerten im Glänze überirdischer Paradiese. Aber der Gedanke, der sich nicht genügen wollte am schönen Schein, hat das Leben getötet, um ein paar Begriffe willen, die Marktschreier als den Schlüssel zu allen Geheimnissen anpreisen, als die Zauber- formeln, vor denen alle Riegel springen, und die in Wahrheit nichts sind als daß inhaltlose, aufgeblähte Abrakadabra einer unwissenden Mhstagogengild«. Den Schluß des Romans, wie er ist, mag man ablehnen. In seiner scheinbaren, allzu gewaltsamen Konsequenz ist er unreif, un- organisch, unerlebt. Sonst ist es gerade dies, was an dem Buche fesselt: es zuckt und glüht vor Erleben, und in dem grausam Aus- richtigen, Unerbittlichen des Bekennerischen erschüttert e?. Es ist nicht Literatur, e? ist ein Mensch, Und daß man diesen Menschen sieht, macht daS Werk zum Ereignis. Der tatsächliche Inhalt der Kämpfe interessiert nicht so sehr wie Form und Gestalt des Geistes, der hier mit den hart entgegengetürmten Gewalten des Seins ringt. Da» Ueberraschende aber ist die blühende Wildnis der Poesie, die in dem Buch« sich in freiem, wipfelweitem Wachstum entfaltet. Merkwürdig beieinandcrgelagert und doch eng verwachsen sind in Sack exafte Fähigkeiten und Kräfte der Phantasie. Er vermag das Leben eine» Insekts mit Genauigkeit zu beschreiben und sick zu- gleich mit der ganzen Seele so hineinzuversetzen, daß die Besckrci- bung zum Gedicht wird. Sein dichterisches Ingenium ist von ur- sprünglicher Selbständigkeit und jungem Reichtum, ob er Märchen träumt oder das Spiel des Windes im Efeubehang eines alten Schlosse? belauscht, ob er den Taumel der Liebe singt und die verflammende Schönheit de? Sonnenuntergang», oder ob er, hart, realistisch, daS Leben eines Bergwerks schildert. Alles ist neu er- lebt, zum erstenmal, mit einer ganz persönlichen Intensität des Sehen?. Sack fiel, einundbreitzigjährig,«in Unbekanter, Ende 1916 in Rumänien  . HanS W. Fischer verspricht unS bald seinen ganzen Nachlaß: zlvei weitere Romane, ein Drama, Gedichte, Was er hätte werden können? Viele Möglichkeiten lagen in ihm; vielleickt auch viele Gefahren. Freunde mystischer Deutung könnten nach seinem ersten Buche etwas wie eine fatale Bestimmung in sein Ende hineindichten. Andererseits ist gerade das Fragezeichen ein starker Reiz seiner Persönlichkeit, der die Phantasie aufregt.... Setzen wir 1779 statt 1914. Damals war der junge Goethe einundzwanzig Jahre alt! Notizen. Kwaß. das Volksgetränk der Russen. Wenn in Rußland   jetzt alles drunter und' drüber geht, eins wird sich unper- ändert erhalten, der Kwaß. Diese» Getränk wird nach uralten lleberllefcriingen meist noch im einzelnen HauSbalt hergestellt. Nur in den Großstädten ist die Herstellung fabrikmäßig, und in den nissiscken Kasernen sind eigene Kwahköcke angestellt, die nach bc- hördlicken Vorschriften arbeiten. Der Kwaß ist ein bierähnlichcS Getränk, welches meisten? durch Vergärung von einer Würze aus Mehl, Malz und Brot gewonnen wird. An der Vergärung sind neben Hefen ähnlich wie bei Kefir nur Kwaß- Milchsäure- bakterie» hervorragend beteiligt. Diese geben dem Klvaß seinen säuerliche», erfrischenden Beigeschmack. Meist wird er»och mit Pfefferminze oder anderen Stoffen gewürzt, wie denn überhaupt der Zusay von Zucker und verschiedenen Obstsorten in den einzelnen LandeSteilen wechselt. Der eigentliche Brotkwaß de» armen Mannes wird direkt vom Faß getrunken, ist alkoholarm(nur O.S   Proz.) und je älter um so saurer. Bessere Sorten werden auf Flaschen gefüllt; al» die feinsten gelten wohl Apfel« und Himbeerkwaß, die sehr wohl- schmeckend sind. Brot und Getreide sind zur Herstellung nicht un- bedingt erforderlich: daher lann der Kwaß in KriegSzeiten auch bei «in» al» ein gute« Ersatzgelränk für Bier gelten. Al» solche» wird er von Pros. Kobal in Rostock   warm empsohlen, der auch ein Buch- lein mit zahlreichen Rezepten für die verschiedenen Sorten heraus- gegeben hat._ Guten Abend", sagte der fette Richter lächelnd, unschuldig, wie ein kleines Brüderchen, und lüftete ebenfalls seinen Strohhut. Stumm gingen wir weiter. In dieser Nacht konnten wir in unseren Betten lange nicht ein- schlafen. Als e» endlich gelang, träumten wir, der fette Richter wein« in einer blaubebändertsn Wiege, ein arm«? pausbäckiges Baby, und schaue uns mit großen Augen an, traurig, sehr traurig. (Mit Genehmigung des Verlag?Der Sturm".) Untergang. Und' wie über Trichter und Krater Zum Graben er mit uns schritt, Die pulsende Herzensader Ein Eisenstück ihm zerschnitt. iV Er preßte die blutigen Lippen Zum Kuß in das qualmende Land. Da stachen mit Spaten und Schippen Ein Grab wir ihm in den Sand. Und al» er versank in der Grube Umrauschte ihn flüsternd ein Wind: Herzbruder in finsterer Stube, Du warst ein Messiaskind I Du hättest aus brennendem Leide Die Welt zur Versöhnung geführt! Du HStt'st einst die flammenden Scheite Zu Feuern der Liebe geschürt!" Als wir dann den Toten verscharrten, Der Wind in die Ferne sprang, An Gräbern und Haß und Standarten Und Mörsern und Minen entlang. HanS Lauer(Champagne).