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Der Sturm auf die Duma.

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murmelt. Am nächsten Tage war es schönes Wetter, bu bist an der Weichsel   zum Saska Kenpa gewandert und haft dich ver­spätet. Es ist elf Uhr, als du vor der Haustür stehst. Sie ist Bon dem hiftorischen 17. Juli, dem ersten Tage der Beters­feit zehn Uhr verschlossen. Also Klingelst du wieder und haft das burger Revolution, zeichnet Baul Erio im Barifer Journal" vom felbe Schauspiel wie gestern. Der Warschauer Stroz muß unter 26. d. folgende Bilder, die dentlich seine Animofität gegen die seinen vielen Eigenschaften die eine besigen, wenn er Anarchisten" zur Schau tragen: feinen Beruf erfüllen will: er muß einen Hasenschlaf haben. Es gibt aber auch solche, die wie die Murmel- nicht ohne Blutvergießen vorübergehen wird. Seit dem frühen Morgen ist man fich far darüber, daß der Tag tiere schlafen, und es soll nicht zu den Annehmlich­Um 8 Uhr ist es schon voll auf dem Newsky- Prospekt. Kosaten­keiten dieser Welt gehören, in strömendem Regen vor der Haustür patrouillen fordern die Neugierigen auf, fich zu zerstreuen, aber niemand feinen Groschen schon seit einer Viertelſtunde in der klamm ge- folgt der Weisung. Alle Läden sind geschlossen. Wo am Abend zuvor wordenen Hand haltend zu stehen, ab und zu wütend zu flingeln, die Schaufenster eingedrückt wurden, werden Bretterverschläge ge­gegen das verschlossene Tor zu poltern und dabei das feelruhige zimmert und vorgenagelt. gleichmäßige Schnarchen des Stroz aus seinem Verließ heraussägen zu hören.

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verkeren ganz ben Kopf. Wuf bem Platz vor dem Balats und allen angrenzenden Straßen wogen mehr als 20 000 Menschen, die fich schimpfend und schreiend gegen das Zerquetschtwerden wenden. Am meisten Lärm schlagen die Kronstadter Seesoldaten  , weil sie nicht in die Duma gelassen werden. Alles spricht auf einmal, ereifert sich, wird aufbrausend. Die von allen Seiten in der Stadt knatternden Salven tragen nicht dazu bei, die Gemüter zu beruhigen. Eben fordern die Anarchisten die Matrosen auf, die Banten zu plündern, da erscheint im fritischsten Augenblick der Landwirtschafts­minister Tschernow. Er will reden, aber die Aufrührer gestatten ihm nicht, fich zu erklären. Sie werfen ihm vor, sich den Reichen verkauft zu haben, und verlangen, daß er augenblicklich die Zu­ficherung abgibt, alle Güter würden sofort aufgeteilt werden. Ehe Die Aufrührer, die die ganze Nacht über schießend die Straßen er aber noch den Mund auftun kann, wird der Minister umringt und durchzogen haben, sind überreizt. Beschmutzt und zerzauft wenden geschlagen. Seine Kleider hängen ihm nur noch in Fezzen am Leibe fie fich unruhig bald hier, bald dorthin. Man fühlt, daß sie zu allen herab. Man wirft ihn in ein Automoail und erklärt, daß er als Gewalttaten bereit sind. Wo das Publikum mit ihnen ins Gespräch Geisel an einen sicheren Ort gebracht werden wird. tommt, zeigen fie fich voller Mitleid. Nur die Anarchisten bleiben Aus den Fenstern des Dumapalastes hat man die Verhaftung arrogant. Mit drohendem Ton antworten fie auf die Vorstellungen Tschernows mitangesehen. Tscheidse verlangt, daß die anwesenden nervös gemachter Leute, die ihnen zum Vorwurf machen, daß sie den Bolschewiki ihren Einfluß aufbieten, um den Minister zu befreien. Bürgerkrieg entfeffeln. Martow, Namenew, Steglow treten in den Garten, von einem all­Im 9 Uhr rüden die Matrosen, die Anarchisten und die Garnison gemeinen Hurra begrüßt. Alle Minister müssen geföpft werden!" von Kronstadt   ein. Mit Massen von Bannern und Schildern, auf schreit man ihnen entgegen. Sie stehen alle im Solde der Reichen." denen die wildesten Forderungen der Bolschewiki zu lesen find, Gleich darauf ist die Palastwache überwältigt und Hunderte von steigen sie auf dem Nikolaus quai von ihren Schiffen und nehmen Soldaten und Matrosen ergießen sich in die Luma. in größter Ordnung Aufstellung. Bald aber lösen sich die Reihen. Die Soldaten marschieren auf den Taurischen Balaft zu, die An­archisten ziehen dem Newsly entlang und die Matrosen halten auf Ein Gedenktag der modernen Naturwissenschaft. das Palais der Koschesinstaja zn, in dem unter starker Bewachung Das Jahr 1842 ist durch eine tiefgreifende Umwälzung auf der Generalstab der Bolschewiti seinen Siz hat. Mit ihnen trifft dem Gebiete naturwissenschaftlichen Denkens gekennzeichnet. Da­auch noch das erste Reserveregiment der Oranienbaumer Grenadiere mats erschien in Liebigs Annalen der Chemie und Pharmazie" ein und das dritte Reserveregiment aus Peterhof ein. Auffaz Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur"; sein Vor dem Palais der Koschefinskaja ist der Andrang enorm. Verfasser war ein ziemlich unbekannter Arzt, Julius Robert Mayer  , viele Tausend Soldaten, Seeleute und Arbeiter umbrängen das und der Inhalt nichts weniger als die erſte Erkenntnis der Un­Hauptquartier Lenins. gemeingültigkeit des Energiegefeßes, vielleicht des wichtigsten aller Die Stronstadter Matrosen werden mit Naturgesetze, die die Physiker kennen. lautem Jubel begrüßt. Aber es ist nicht möglich, in das Palais Mayer war auf ziemlich merkwürdige Weise an seinem Gesetz Eine weitere löbliche Beschäftigung des Strooz ist außer dem einzudringen, so voll find alle Säle von den Leuten, die dort die gekommen, nämlich nicht durch physikalische Versuche, sondern durch Wassersprengen, das im Sommer meist mehrere Male am Tage Nacht verbracht haben. Man verlangt Lenin   zu sehen, der aber ärztliche Beobachtung. Er war so schildert sein Biograph Dr. borgenommen werden muß, die Reinhaltung der Straße von aller- nicht anwesend ist, da er unerkannt im Automobil fich einen leber- Ernst Jentsch   Arzt an Bord eines Schiffes; das Leben an Bord hand Schmuz, Kehricht, Papier. Zu den Requisiten des alten, blid über die Lage verschafft. Kaum zurückgekehrt, hält er vom ließ ihm Zeit, über allerhand naturwissenschaftliche Gegenstände nach­deutschen Nachtwächters gehörte Horn und Spieß, zu denen des mo- Balkon herab eine Rede, um die Aufrührer aufzufordern, vor den zugrübeln, die ihn schon lange beschäftigten; eine Strankheit, die an dernen Warschauer Stroz gehört ein mächtiger Besen und eine ebenso Taurischen Palast zu ziehen und zu verlangen, daß die Regierungs. Bord ausbrach, als das Schiff auf der Reede von Batavia

Aber nicht allein dies iſt des Stroz Aufgabe, sondern außer der Reinigung der Treppen und Flure und der Versorgung der Haus­beleuchtung auch die Reinhaltung der Straße vor dem Hause. Barschau ist infolge der hohen Lage und des Landklimas eine trodene Stadt. Die Holzpflasterung, die in den meisten Straßen der inneren Stadt durchgeführt ist, tut im Sommer das ihre, Staub zu erzeugen. Aber Warschau   kennt bis heute keine Sprengwagen. Also, was geschieht? Früh morgens um 6 Uhr hat man ein eigen artiges Bild: die Straßen find dann meist noch menschenleer, hin und wieder nur wandert ein Jude mit einem Bündel raschen Schrittes dahin, vor jedem Hause aber steht der Stroz, einen großen Wasserschlauch in der Hand, der aus einem an jedem Hause an­gebrachten Wasserhahn gespeist wird, und sprengt ganz ordentlich Bürgersteig und Damm und, wenn er ein übriges tun will, auch den unteren Teil des Hauses. Es ist ein unvergeßlicher Anblick, so eine Straße entlang all diese in weitem Bogen sprizenden Strozs zu sehen. Nichtsdestoweniger aber kann es, wo irgendwo Feuer aus­bricht, vorkommen, daß man, trotzdem ein famos gehaltener Schlauch

und Baſſeranschluß in jedem Hauſe iſt, ihn nicht in Anwendung

bringt, sondern es lieber eine halbe Stunde brennen läßt, bis die Feuer­wehr angerasselt kommt und ihre Schläuche anlegt.

mächtige Schippe. Läuft wo ein Pferd vorbei und läßt was fallen, so wird man, falls der Stroz nicht an der Tür sigt und auf dieses die Eintönigkeit seines Lebens belebende Ereignis lauert, den Milizmann ( Straßenpolizist), der immer irgendwie in der Nähe steht, flugs auf das durch das Pferd also ausgezeichnete Haus losgehen, die Haus­Klingel in Bewegung fegen und dem erscheinenden Stroz mit pathetisch hinweisender Handgebärde anzeigen sehen, daß dort etwas geschehen sei, dessen Vertilgung in seine Amtsbefugnisse gehöre. Ist dies schon bei dem augenblicklich immerhin noch regen Wagen verkehr sehr wichtig und gibt es der ganzen Stadt ein Aussehen Iobenswerter, peinlicher Sauberkeit, so wird es bei Zeiten starken Schneefalls, wie etwa im legten Winter, geradezu zum Segen der Stadt. Denn im Nu find die Straßen gereinigt, wenigstens die Bürgersteige, und man kann durch nichts behindert seine Spazier­gänge( und der Bole geht viel spazieren) wie im Sommer auch mit taputen" Stiefeln unternehmen.

gewalt an den Arbeiter- und Soldatenrat übergehe.

die Panik entsetzlich.

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lag, brachte ihm die Lösung eines Rätsels; er behandelte zahlreiche an Grippe erkrankte Matrosen durch Blutentziehung, wie Um Mittag ist der ganze Newski- Prospett von der aufrühre- es damals üblich war, und zu seinem lebhaften Erstaunen mußte er rischen Soldateska erfüllt. Man hat den Eindruck, daß die Stadt fehen, daß aus den Armbenen Blut floß, das eine ungemein rote in den Händen wilder Plünderer ist. Das Schießen wird immer Farbe hatte, als sei es das Blut einer Schlagader. Diese Beoh­heftiger. Ohne Veranlassung feuern die Bolschewitt auf die Menge achtung machte außerordentlichen Eindruck auf Mayer; er be­und die Kosakenpatrouillen, die noch nicht versuchen, ihnen die schäftigte sich fortan in seinen Gedanken ausschließlich mit dieſem Waffen zu entreißen. Man kann sich nichts Traurigeres denken. Gegenstande, die fremden, ungewöhnlichen Eindrücke der Tropen­landschaft gingen spurlos an ihm vorüber, und ständig Um 2 Uhr fnattert heftiges Schüßenfeuer von der Sadowaja grübelte er oder faß über feinen Büchern, um die Lösung des her. Mit Bannern, auf denen: Tod den Kapitalisten!" Nieder Rätsels zu finden. Auf der Reede von Surabaja   hatte er dann mit der provisorischen Regierung" zu lesen steht, ziehen die Soldaten weitere Gedankenblite" zu seinem Gegenstande, und schließlich war zum Taurischen Palais. Da fällt ein Schuß unter fie. Wer hat ihm klar, daß der Farbenunterschied des Blutes in den Schlag- und ihn abgegeben? Man fragt nicht erft. Sofort setzt das Gewehr- Blutadern unter sonst gleichen Umständen um so geringer ift, je feuer ein. Die Aufrührer ziehen nach allen Seiten. Wo ein näher die Außentemperatur der des Körpers liegt, je kleiner der Fenster offen ist, überschütten sie es mit Kugeln. Automobile Sauerstoffverbrauch, je schwächer der Verbrennungsvorgang des eilen zu ihrer Verstärkung herbei. Unter dem Publikum ist Körpers ist. Auch durch Versuche verschaffte er fich larbeit in dieser wich­Wie schon am Abend vorher, trachtet die tigen Frage, die ihn schließlich gefeffelt hielt, und nach seiner Menge in Eile einen Unterschlupf zu finden. Haustüren Rüdfehr schrieb er werden eingedrückt, Schaufenster zersprengt. Als die Kosaten ange- ieiner Untersuchungen in Form eines Auffazes nieder, den er an das Ergebnis seines Nachdenkens und ritten tommen, tönnen sie nur noch den Verwundeten Hilfe leisten Poggendorfs Annalen für Physik und Chemie" fandte. Hierin hatte und sechs Leichen fortschaffen. Von überall sieht man Gruppen von er schon ausgesprochen, daß Kräfte, unzerstörbare, wandelbare, Anarchisten und Soldaten auftauchen, die Haussuchung halten gehen. imponderable Objekte, nicht zu Null werden, sondern nur in eine mehrere Wohnungen werden dabei ausgeräumt. andere Form übergehen könnten. Die Zeitschrift brachte jedoch den gewehrautos die ganze Stadt und eröffnen das Feuer auf alle dem er einen wissenschaftlichen Briefwechsel führte, gelangte er zu Vier oder fünf Panzerautos durcheilen mit anderen Maschinen- Auffah nicht, und auf eine Anfrage erhielt Mayer feine Antwort. Doch ließ er sich hierdurch nicht enimutigen. Mit Hilfe Baurs, mit Kosaken  , denen fie unterwegs begegnen. Vor der Kasan  - Kathedrale, immer größerer Selarheit über seine Entdeckung; deren Bedeutung auf der Juchowskaja und der Fontanskaja liegen die Leichen von erkannte er nach einer Unterredung mit dem Heidelberger   Forscher Der Stroz wüßte über den Lebenswandel, wenn er flatschen Reitern. Um 21, beschießt eine Kraftwagenlanone die Autos des Jolly; er arbeitete seinen Auffaz nochmals durch, fügte eine Mitteilung wollte, eines jeden Mieters genau zu berichten, er kennt die Stuben- Spionagedienstes, in die sich die das Auto besetzt haltenden über den von ihm inzwischen aufgefundenen mechanischen Aequi­hoder ebenso gut wie die Bummelanten aber er tut es nicht: Soldaten vergeblich Einlaß zu verschaffen suchen. Dann hält das valentwert der Wärme hinzu, und Liebigs Zeitschrift veröffentlichte er empfängt feinen Obolus, macht seine Verbeugung, murmelt Auto an der Moiva und feuert auf die Gebäude des Generalstabs. diesen Auffah vor 75 Jahren. Die wichtige Entdeckung Mayers fein Dzienkuje", ist aber im übrigen stumm wie ein Grab. Das Aus einem benachbarten Lazarett wird das Feuer erwidert. Der Joules in den vierziger Jahren, vor allem aber die mathematisch­wurde von der Gelehrtenwelt nicht sogleich anerkannt; die Versuche ist, wir wollen es nicht verschweigen, sondern dankbar anerkennen- Lenter wird getötet, ein anderer Fahrer ersetzt ihn, und der Wagen physikalische Dazellung, die Helmholz im Jahre 1847 gab, ver eine der schönsten Eigenschaften dieser einzigartigen Type im War verschwindet. schauer Stadtleben. schafften dem Sage von der Erhaltung der Energie die An­O. W. F. erkennung.

In Deutschland   ist das, was in Warschau   der einzelne für fich oder in bezug auf den Hausschlüssel für alle tut, entweder logoeberallgemeinert, öffentlicher Pflege unterstellt oder mechanisiert. Das is erste hängt mit der Russenzeit zusammen, die so etwas wie städtische Berwaltung ungern aufkommen ließ, das andere ist ja auch z. B. in Paris   und Petersburg zu finden. Früher hatte der Stroz noch eine große Dbliegenheit: er mußte die Hausnummern, die an einer blauen Laterne mit transparenten, weißen Ziffern angebracht sind, erleuchten eine ganz ausgezeichnete Einrichtung, die aber jetzt fortgefallen ist, wohl um Licht zu sparen.

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Um den Taurischen Balaft herrscht eine Konfusion und Auf­regung sondergleichen. Die Meuterer, denen die Direktive fehlt, | tommen. Auf die Lodung Susannes blieb er erst wie überlegend stehen, um ihr dann widerstrebend in den Torweg zu folgen.

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Notizen.

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sich des Vergangenen, das sich in fast traumhafter Erinnerung barg, zu entsinnen. Musilchronit. Am 9. Sept., abends 28 Uhr, führt Nachdem sie sich angezogen hatte und schon die Wohnung der- Yvette hatte bewegt ihre Handtasche gefaßt und war auf die der Berliner   Volks or in der Garnisonkirche unter Leitung laffen wollte, tam ihr die Idee, wie sie dem abwesenden Maurer Straße hinausgetreten. Mochte ihm nun sein Entschluß doch leid von Musikdirektor Mag Eichte und unter Mitwirkung des Phil­ihren Dank bezeugen wollte. Kurz entschlossen suchte sie sich ein geworden sein, oder hatte er sie gesehen; fie hörte Charles Schritte harmonischen Orchesters Haydns Schöpfung" auf. Stud Tuch zum Vorbinden und holte sich in einem Eimer Wasser hinter sich, ohne daß er doch bestrebt war, fie einzuholen. Als er Vorträge. Dienstag, abends 7 Uhr, spricht Dr. Archen­auf dem Korridor. Dann säuberte sie den Fußboden, die Stühle in die Stube trat, sah er Yvette im Finstern, am Fensterkreuz hold in der Treptow- Sternwarte über das Thema: Ein Ausflug und den Tisch, reinigte die der Säuberung sehr bedürftigen Fenster stehen. in die Sternenwelten". und das Geschirr und ordnete und putte alle Dinge des Hausrats Schritt für Schritt tam er schtver auf bette zu. Da er nun in gründlicher und gefälliger Weise. Auf der Kommode lagen schweigend vor ihr stand und sie in die vom Mondlicht getieften Bücher herum: mehrere sozialwissenschaftliche Werke von Mary Züge sah, die Schweiß und hartes Leben in fein Geficht gegraben und Bakunin  , sowie einige Hefte syndikalistisch- polemischen Inhalts. hatten, erfüllte auf einmal ein inniges Gefühl ihre Seele, das sie Wenn das Mädchen auch nicht viel davon verstand, so verstärkte doch bestimmte, ihm das Haar zu streichen und seine schweren Hände die Tatsache, daß sich Charles n.it so ernsthaften geistigen Dingen zu suchen. beschäftigte, die gute Meinung, die Yvette von ihm gefaßt hatte.

Es war fast am Dunkelwerden, Yvette wollte gerade aus dem Haustor treten, als sie auf den Maurer stieß. Er hatte einen Laib Prot unter den Arm geklemmt und ein gerupftes Huhn in der Hand. Er bat fie freundlich, doch mit ihm das Mahl zu teilen. Anfangs zögerte fie, aber der Hunger gab schließlich doch den Aus­schlag, daß sie wieder mit ihm hinaufging. Charles sagte nichts über ihre Arbeit, aber seine Freude und sein Wohlbehagen steckten auch die Lehrerin an, und als sie zu zweit eifria das Abendbrot richteten, waren sie wie gute Kameraden, die sich schon lange Tannten.

Während der Mahlzeit stellte the der Maurer vor, wie gefährlich es für sie sei, so von allen Göttern verlassen in Paris   zu stehen. Er habe keinen Anhang, verdiene nicht schlecht und es sei ihm ein Teichtes, für das, was sie brauchte, einstweilen aufzukommen. Wenn sie ihm dafür die Zubereitung der Mahlzeiten und die Instand­haltung der fleinen Wirtschaft besorgen wolle, so sei er reichlich entschädigt. Es sei ihr ja darum unbenommen, sich inzwischen um eine Anftellung zu bemühen.

Yvette ließ sich überzeugen, und am anderen Tage löfte Charles ihre Habseligkeiten bei Madame Durand ein.

Wochen verstrichen im besten Einvernehmen. Da war es an einem Sonnabend, als Yvette in einem kleinen Kramladen der Gaffe stand. Sie lehnte im Gespräch mit der Krämerin am Laden­tische und konnte so ein Stück der im letzten Tagschein liegenden Gasse überblicken. Gegenüber hockte Susanne, eine breitnäsige all­bekannte Prostituierte im Torweg, sprach vorübergehende Männer an und beantwortete ihr zugedachte und wahrscheinlich zotige Be­mertungen mit einer gemeinen Lache, die bis herüber zu hören war Auf einmal jah Yvette ihren Maurer die Gasse herunter

Arbeiterfage.

Von unsern Vätern schallt zu uns Not, Schmach und Und wird in der Seele der Entel zu flagender Sage: Unsere Väter, vorzeit,

Leid

Lebten verbannt von den Menschen tief unter Tage. Werfleute waren sie, Schürfer und Häuer, Und lösten das lagernde Gold aus dem tragenden Schacht, Erde war ihr Dach und Gemäuer, Erde die Luft, Erde die Nacht,

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Erde war der Himmel, der ob ihnen lag, Sie hörten die Ströme rauschen, die Winde wehn, Ste hörten die Schritte zu ihren Häupten gehn Und wähnten, man tanze droben im Tag.

Doch an jedem Abend ein jeder mit flingenden Schlägen, Stufen um Stufen brachen sie aus den Gelägen Und hieben gemach Treppe und Tor

Empor.

Deren Bäter jahrhundertelang in Tiefen gefront, Geblendet senken manche scheu ihr schmerzend Gesicht. Doch wir sind längst im blanken Tage eingewohnt, Wie in Panzer fleiden wir uns in das Licht.

Ernst Lissauer  

( in der Auswahl: Der brennende Zag" im Verlage von Schuster u. Löffler).

- Deutsche   Heimat Lichtspiele.

Uns wird ge­

schrieben: Zur Eindämmung des Schädlichen im Kino, verursacht durch Sensations- und Schauerfilme, schlägt die Gesellschaft für besondere Wege ein. fünstlerische Lichtspiele" Deutsche Heimat"( Berlin   W 9), Sie will den Kampf gegen die Auss wüchse im Kinowefen dadurch unterstüßen, daß fie den Lichtspielbühnen eine Reihe fesselnder Filmschaustüde bietet, die spannend genug sind, dabei aber auch alles vermeiden, was an den den Markt beherrschenden Filmdramen" zu beklagen ist. Der ersie Film wird im Herbst an die Deffentlichkeit gebracht werden. Der Verein will Verständnis und Liebe für die deutsche Heimat durch das volkstümliche Mittel der Lichtspielbühnen pflegen. Er wird nicht nur Geschichtliches und den reichen Schaß deutscher Sagen, sondern auch das Volksleben, Naturbilder und Bilder aus der Technik behandeln.

Ein Mann mit einem halben Gehirn. In der Bariser Akademie für Medizin hat unlängst der Chirurg Dr. Guépin einen Vortrag über eine ausgedehnte Gehirnoperation gehalten, die ihm geglückt ist. Es handelte sich dabei um einen Soldaten, dem die linke Hirnhälfte fast vollständig entfernt werden mußte. Der Mann ist vollständig ausgeheilt, er hat seinen Beruf als Gärtner wieder aufgenommen und füllt ihn auch aus; es ist nicht der ge­ringste Unterschied zwischen ihm und einem Menschen mit voll­ständigem Gehirn zu bemerken. Die ärztliche Literatur enthält eine geringe Anzahl ähnlicher Fälle mit gleich günstigem Ausgange, und daraus zieht Dr. Guépin den Schluß, daß die Entfernung einer Sirnhälfte möglich, ja nicht einmal allzu schwierig ist und ein Menschenleben retten kann.

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Für die Mineralwasserversorgung der Truppen, diese während der Sommermonate, zumal in Anbetracht der vielfach recht mangelhaften Trinkwasserverhältnisse in den feind­lichen Ländern so außerordentlich wichtige praktische Fürsorge, hat der Deutsche   Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in diesem Jahre bis jetzt bereits rund 40 000 m. eriammelt und an die Mineralwafferabteilung des Roten Krenzes abgeführt.

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Rein Marmor. Die Bergwerke von Carrara  , die den Künstlern der ganzen Welt den besten Marmor lieferten, teilen mit, daß sie die Ausfuhr einstellen müssen, da die Eisenbahn, die sie mit der Welt verbindet, infolge von Kohlenmangel den Verkehr eingestellt hat.