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Sie ist auf Sonnenschein und Regen aufgebaut, lebt von Sicht, Ilein Direktor, fein Dramaturg han Ernfte machen, folange er wiht madh berbretteten Gewitter singetretene berde, be Bärme und Wasser und hat sich so peinlich genau danach ein zum mindesten diese Dichter aufgeführt hätte: Hermann Effig, am 6. Mat sehr empfindlich war, waren aber nicht von Damer gerichtet, daß man einen regnerischen Sommer noch nach einem Else Laster- Schüler, Arno Holz , Reinhold Sorge. Diese Dichter schon nach ein oder zwei Tagen überall wieder warmes Wetter Jahrhundert im Walde erkennt. Woran? An dem Zuwachsring find mit den Mitteln der heutigen Bühne aufzuführen. Man wird trat. Am 18. Mai tamen in Süddeutschland , tags darauf and in der Holzgewächse, der stärker ist in einem feuchtwarmen Sommer, aber doch schon bei Aufführung dieser Dichter entdecken, daß eine reichte am 14. Mai schon 32 Grad Celsius. 28ährend der nächsten Hannover , zum erstenmal 80 Grab Barme vor; Magdeburg er dünner in den trodenen Jahren. Die Pflanzen sind jede in ihrer Notwendigkeit der Erneuerung unserer gesamten Bühnenkunst vier Wochen herrschte, nur von ganz vorübergehenden und unwesent Art an ein gewisses Klima, einen bestimmten Durchschnitt der erforderlich ist, und auch das haben uns bereits einige Dichter ge- lichen Rückschlägen unterbrochen, dauernd heiteres und sommerlich Temperatur und Niederschläge, eine gewisse Regelmäßigkeit der Ver- zeigt, welcher Art diese Erneuerung sein muß: die Dichter Baul warmes Wetter, worauf am 12. Juni die heißefte Beit des Jahres teilung von falt und warm, feucht und trocken angepaßt und siedeln Claudel, Paul Scheerbart und August Stramm . Von ihnen allen begann, die is gegen Ende des Monats dauerte. Am 20. wurden sich überall an, wo ihr„ Existenzanspruch" verwirklicht ist. scheint in dieser Spielzeit Hermann Essig endlich zur mehrfachen in Berlin , Ragdeburg und Königsberg 35 Grad Bärme erreicht, So genau ausbalanziert ist dieser Anspruch, daß sie alle Ge- Aufführung zu kommen, nachdem er mehr als ein Dugend föstlicher worauf die Size wieder nachließ, ohne daß aber der durchaus hochbiete besiedelt haben, wo ihr Daseinsminimum verwirklicht ist, und Bühnenwerke durch lange Jahre allen deutschen Bühnen angeboten sommerliche Charakter der Bitterung verloren ging. fofort zu Grunde gehen müssen, wenn auch nur die leiseste Aende- bat! Die anderen aber hat auch für diesen Winter noch kein deutschland eine Beriode fast völliger Dürre verbunden, während Mit der langen Wärmeperiode im Mai und Juni war in Nordrung des Klimas eintritt. An den Grenzen ihrer Verbreitungs- Direktor uns zu versprechen fich gedrungen gefühlt. zone merken sie schon eine Temperaturänderung von einem der Süden und Südwesten des Landes unbeschadet sommerlicher Nun wird von den Direktoren und ihren Dramaturgen gern Bitterung, ausreichende, sogar recht ergiebige Niederschläge hatte, die halben Grad und noch weniger. Ein, zwei Dugend Jahre, bei das Publikum als der Sündenbod für die Mängel unserer in Begleitung sehr zahlreicher Gewitter fielen. Heberhaupt war Bäumen auch ein paar Jahrhunderte lang, tămpfen fie noch mit Bühnenkultur hingestellt. Das große Publikum, von dessen Wohl der Sommer gewitterreich, insbesondere im Süden und Südber Ungunst des Schicksals, dann weichen sie zurüd. An den wollen die Theater ſchließlich existierten, sei zu anspruchslos, als ben nördlichen und östlichen Landesteilen die Zahl der elektriſchen westen Deutschlands , nächstdem im Westen des Landes, während in Orten, wo sich die Lebensverhältnisse verschlechtert haben, sterben daß den Theaterleitern die Luft zur Aufführung noch fie aus. Man kann daher, wenn man alte Baumstumpfe in einem nicht sicherer Autoren nicht vergehen sollte. Die Menge ströme in Entladungen fich in mäßigen Grenzen- hfelt. In- manchen Gegenden Boden stecken sieht, wo jezt kein Wald mehr hochkommt, zuverlässig jene Schauftätten, die fragwürdige, minderwertige, billige, ſeichte dem Beginn des Monats Juli wurde blieben die Gewitter sogar hinter der normalen Bahl zurück. Mit Dugendware spielten. Die Kritifer der Presse dagegen berleideten licher, der Charafter eines schönen und warmen Sommers blieb die Witterung zwar veränder ihren Wagemut den Direktoren und umgekehrt durch die Werstiegen- aber trotzdem in den meisten Landesteilen unbeeinträchtigt, und im heit ihrer Forderungen, weil fie an allem Neuen instinktiv nur August tam es sogar nochmals zu sehr großer Hize. Schwächen fonstatieren wollten, für die Vorzüge aber keinen Blick Es bleibt für das fünftige Wetter zu berücksichtigen, daß die hätten. Mag sein, daß einige Berechtigung in der zweiten Behaup- Sommentätigkeit nach wie vor sehr stark ist und daß in den Zeiten des tung stedt, so glaube ich doch, daß der erste Teil dieser Anklage Sonnenfleckenmarimums eine ausgesprochene Neigung zu Witterungsnicht ohne weiteres zu Recht besteht. Gewiß, ein nicht geringer Teil extremen besteht. Demgemäß muß man darauf gefaßt sein, daß der des Bublifums bevorzugt Stino, oder Tingeltangel und ist von ihm muß mit der Möglichkeit eines sehr regenreichen Herbstes gerechnet Winter früher oder später auch wieder strenge Kälte bringt; ebenso nicht wegzubringen. Aber haben wir nicht Erfahrungen genug, daß werden, zumal feit dem Beginn des Jahres die Niederschläge im fich selbst für sehr anspruchsvolle Stunft ein ausreichendes, die Sache allgemeinen sich unter dem langjährigen Durchschnitt gehalten haben. tragendes und stüßendes Publikum finden läßt? Darauf folgt früher oder später immer wieder ein Ausgleich durch Wahre Kunst findet ein Echo, wenn fie nur in fich felbft nichts besonderen Niederschlagreichtum, und dieser Ausgleich fann nach Ausschließendes, Jfolierendes, Borrechte Beanspruchendes enthält einer jo langen Periode des Regenmangels nicht mehr fern sein. to aber täte das wahre Kunst? Sicher ist mir jedenfalls, daß man ganz allgemein mit viel höheren Ansprüchen an das Publikum Herantreten sollte, als so gemeinhin, nicht ohne Hochmut ob der eigenen Bollkommenheit, angenommen wird. Wer hätte zum Bei spiel gedacht, daß sich für die firenge, unerbittliche, das Letzte an Singabe verlangende Dichtung Strindbergs( Ostern", Raus", Traumspiel") ein so andächtiges, dankbar verstehendes großes Publikum finden würde, wie es jenes Theater seit Jahr und Tag füllt, daß zuerst den Mut hatte, Strindberg, den späten großen Strindberg, zu spielen.
auf ein Trockeners oder Kühlerwerden des Klimas schließen. Das weiß die wissenschaftliche Forschung schon längst, und alle ihre Angaben über Klimaänderungen der Vorzeit beruhen auf Funden vorweltlicher Lebewesen, die auf ein anderes Klima an gewiesen sind, als später an dem betreffenden Dri geboten wurde. Der Ring der Jahreszeiten bleibt also nicht ewig unveränderlich, sondern in sehr langen Zeiträumen zwar spannt sich immer wieder anders über den Erdball. Da mag es uns denn besonders wunderlich erscheinen, baß Deutschland gerade gegenwärtig mitten in einer Alimaänderung begriffen ist!
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Diese Gegenwart" umspannt freilich eine runde Summe von Jahrhunderten, fällt aber immerhin noch in die historische Beit. Die Klassischen Zeugen hierfür sind die Verbreitung der Haselnuß und das Vordringen der Fichte.
Die Haselnuß reicht gegen Norben über die Grenzen des Reiches hinaus und war noch im Mittelalter im nördlichen Schweden Heimisch. Wie nun der schwedische Botaniker Gumnar Andersson festgestellt hat, fämpft fte gegenwärtig bereits in Südschweden mit dem Klima. Dieses muß also seit 1000 Jahren in Schweden rauher geworden sein.
Daß diese Verschlechterung aber nicht ohne Rüdwirtung auf die südlicheren Länder blieb, wird auch bei uns genügsam bezeugt. Deutschland galt den Römern als Eichenland, während es heute diesen Charakter nicht mehr besitzt, sondern ein ausgesprochenes Niefern und Fichtenland ist. Sogar die Buche, welche noch zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts der Charakterbaum vieler deutscher Mittelgebirge war, weicht seit einem Jahrhundert rapid der einförmigen Fichte.
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Alles in allem: auch am Publikum liegt die Schuld für das Ausbleiben von Aufführungen neuer deutscher und fremder Bühnendichter nicht! Nein, die Dichter find da, und das Publikum wäre da... wie steht es aber mit den Theatern? Die Schuld, scheint mir, bleibt an den Theatern hängen.
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Es ist ein in der Deffentlichzeit von Fachleuten" ganz offen Der erste Gedanke, daß sich hierin Menschenwillfür ausspricht, diskutierter Zustand, daß die Direktoren Werke von möglicherweise weicht bald besserer Einsicht, wenn man es sich überlegt, warum aussichtsreichen Dichtern annehmen nicht jedoch, um sie in abder Förster heute allenthalben die Fichte bei der Neuaufforstung vor- fehbarer Zeit aufzuführen, sondern um sie für die Zukunft, wenn zieht. Weil sie raschwüchsiger ist und damit rentabler. Warum aber der Dichter nunmehr ein Geschäft zu werden verspricht, den anderen wächst sie so rasch, warum ist sie widerstandsfähiger als die Buche Bühnen fortgeschnappt zu haben. Aufführen werden sie den beoder gar Eiche? Weil ihr das Klima behagt, jenen aber nicht. treffenden Dichter erst, wenn er fein Risiko mehr ist, sondern eine Sie ist eben anspruchsloser, die Buchen und Eichen dagegen brauchen gemachte Sache. Ist dieses Vorgehen nicht außerordentlich wärmeres Klima, als ihnen jetzt in den meisten Teilen Deutschlands traurig? Es beweist, daß der Mut bei den Direttoren mangelt. geboten wird. Die Praris des Forstmannes paßt sich nur dem an, Diese denken gar nicht daran, für den Dichter, vor dessen was die Natur auch ohne ihn tun würde. Dies sieht man an den fünstlerischer Qualität sie doch durch Annahme seines Stüdes den urwaldähnlichen Naturwäldern der deutschen Alpen, in denen auch Hut zogen, durch eigene Leistung etwas zu tun. Sie warten, ahne des Menschen Zutun die Fichte fichtbar an Raum gewinnt und bis andere ihm den Weg bereitet haben. Wenn die Mehrzahl die Eichen deutlich aussterben. der Theaterleiter so denkt, dann hat man allerdings die Begriffe Theater “ und„ Kultur" nicht mehr in einem Atem zu nennen. Sie denten aber notwendig so, weil über sie letzten Endes tapi talistische Interessen entscheiden, oder, was auf dasselbe hinaus. läuft, weil sie nicht der Kultur des Ganzen dienen, sondern der Unterhaltung der Gesellschaft". Sie werden also ein gesellschaft liches Ideal verfolgen. Das Jdeal der Gesellschaft aber ist das Geistreiche". Wahre Kunst jedoch ist niemals geistreich, weder Tolstoj , noch Strindberg, noch Dostojewski , weder Scheerbart , noch Eichendorff oder Stleiſt. Geistreich" find jene Schüßlinge der Salons, die Sternheim, Kaiser, und diese sind es denn auch, die, wenn überhaupt einmal neuere Autoren zur Aufführung kommen, dem Publikum borgesetzt werden. So entsteht dann jener Zustand, den für die französischen Verhältnisse André Gide sehr richtig formuliert hat:„ Wir haben im Grunde genommen zwei verschiedene Theater: ein wichtiges, das geschrieben ist und nicht gespielt wird, und ein gespieltes Theater, das, gar nicht sehr wichtig ist!"
Der Vorgang ist in den Zeiten seit dem dreißigjährigen Krieg merkbarer als vordem, und man hat mit voller Bestimmtheit aus ihm auf eine Klimaschwantung geschlossen, wie ihrer auch früher biele da waren, und die bei einer Sentung des Jahresdurchschnittes um 3-5 Grad Cels. eine Wiederkehr der Bergletscherung weiter Teile deutschen Bodens zur Folge haben müßte. Davon aber find wir noch weit entfernt. Nur daran tönnen wir nicht mehr zweifeln, daß der geheimnisvolle Ring der Jahreszeiten noch vieles in fich birgt, dessen Zusammenhänge, so fühlbar unser Leben auch daran hängt, dem menschlichen Wissen noch und vielleicht für immer verborgen bleiben, weil sie in große Zeiträume und ins ganze Weltall hinaus weisen und nicht von einem Punkt der Erde aus erkannt werden tönnen.
Wo bleiben die neuen Dramatiker?
Die Berliner Bühnen beginnen ihre neue Spielzeit. Das ist die Gelegenheit, zu erinnern an eine Reihe von Forderungen, die schon seit Jahren immer und immer wieder erhoben werden müssen, weil sie bisher nur in ganz ungenügendem Maße zur Verwirtlichung gebracht worden sind. Wir wollen gewiß gern abwarten, was die Herren Direktoren für uns einstudieren werden, wollen aber schon jetzt zu Protokoll geben, was wir von ihnen unbedingt erwarten müssen.
Unser Theater ist ja in einem merkwürdigen Zustand. Es geht ihm eigentlich recht gut. Große petuniäre Erträge machen es technisch und darstellerisch sehr leistungsfähig. Die Gunft des Publikums, Voraussetzung dieses materiellen Gedeihens, gibt ihm eine nicht geringe fulturelle Würde, die nur von einigen ein wenig zu absichtlich vorgestellt wird. Jedensfalls: ganz ungewöhnlich viel Wohlwollen wird dem Theater geschenkt.
Aber es ist auf dem so strahlenden Repräsentationsschild be harrlich ein dunkles Fleckchen. Es finden sich immer Leute, und zwar sonst durchaus wohlwollende Leute, keine Theatergegner, sondern eher das Gegenteil von solchen, die am modernen Theater eines schmerzlich vermissen: das tühne Einsetzen der materiellen und tünstlerischen Sträfte für die zeitgenössische Bühnen Itteratur, für die lebenden jungen Dichter.
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Ganz ebenso ist es bei uns, und schon diese Uebereinstimmung beweist, daß die Ursachen tiefer liegen müssen als in der mangelnden Einsicht einiger weniger Personen.
Machen wir uns aber einmal flar, was jener Zustand, bon dem wir oben sprachen, bedeutet: Der produktive Mensch, der Dichter, fagen wir ein junger, neuer Kleist, ist das tote Spekulationsobjekt eines Menschen geworden, der, obwohl selbst nur Mittler, ihn bindet und an der Entfaltung hindert. Ist ein solcher Zustand nicht geradezu unfittlich?
Ueberdenten wir noch einmal den Zusammenhang, so wollen wir nicht leugnen, daß ein Teil des Publikums zu gewinnen sein wird, daß ein Teil der Kritik vor Wagnissen abschreckt. Aber der weitaus größte Teil der Schuld bleibt an den Theaternleitern hängen, die mehr und mehr den Zusammenhang mit der Entwicklung unserer Kultur verlieren. Und die Dichter haben es auszulfosten, die besten bis auf den bitteren Neft. Wo bleiben die neuen Dramatiker?" Jm Tischkasten der Herren Dramaturgen .
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Zugleich aber scheint mir, daß hier der Punkt ist, wo der neue Verband zur Förderung der deutschen Theaterkultur" feine Kraft einseßen sollte: Alle akademischen Erörterungen werden sinfällig und überflüssig, sobald eine Tat möglich ist, die das Zehnfache wiegt und wirkt. Diese Tat ist: segt die Aufführung der jungen Dramatiker durch!
Herbstanfang.
Fast alles wäre in schönster Ordnung, wenn dieser Einwand nicht wäre. Er macht allen am Theater Interessierten das Herz schwer: den Direktoren, den Dichtern, den Kritikern, den Schaus spielern und dem Bublifum. Sofort wäre allseitige Zufriedenheit erreicht, wenn das moderne Theater fich erinnern wollte, daß doch Am Sonntag, den 23. September, um 4 Uhr nachmittags, übereinmal Schillers Räuber", Goethes Göz ", Lessings Minna" und schreitet die Sonne in ihrer scheinbaren Jahresbahn wieder den Grillparzers Ahnfrau" auf deutschen Bühnen zur Erstaufführung Aequator , um bis zum 21. März 1918 südlich von ihm zu bleiben. gekommen sind zu Lebzeiten ihrer Dichter! Was wäre die Damit beginnt in astronomischem Sinne der Herbst, dessen Nahen Bergangenheit der deutschen Bühne ohne das unvergängliche Ver- sich ja bereits in den letzten Wochen unverkennbar bemerkbar gedienst solcher Pflichterfüllung an den Lebenden? macht hat. Er folgt in diesem Jahre auf einen Sommer, der hindie heutige Bühne, tönnte sie ihren sonstigen rein darstellerischen zehnten seinesgleichen nicht hatte, wenigstens so weit ein großer fichtlich seiner andauernden Wärme und Beständigkeit seit Jahr Verdiensten ein solches lebendiges, im höchsten Sinne ünst- Teil Mitteleuropas , namentlich Mittel- und Norddeutschland, in Be erisches und kulturelles Verdienst hinzufügen? tracht tommt.
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Und was wäre
Residenz- Theater: Dyckerpotts Erben".
Komödie von Robert Grötsch.
Wie im Dresdener Hoftheater, wo diese von einem Redakteur Male über die Szene ging, ward ihr auch hier sehr freundliche Aufunferes Dresdener Parteiblattes verfertigte Komödie zum ersten nahme zuteil. Berichte aus Dresden hatten sogar von einem Seitenstück zu des Genossen Rosenow Kater Lampe- Lustspiel ges sprochen. Das freilich mußte falsche Vorstellungen erweden. Die Verwandtschaft beschränkt sich einfach darauf, daß in beiden Stücken Bierfüßler unsichtbar als dramatische Helden figurieren, um deren Taten und Leiden sich die Handlung dreht. Die respektlosen senowschen Komödie seinen Kampf ums Recht führt, spielen da eine Streiche des Naters , für den der gutmütige Drechslergeselle der Roähnliche Rolle, wie die biffige Menschenfeindschaft des wilden Köters Strupp, den seiner verstorbener Gebieter Dhderpott ausersehen hat, die lieben Anverwandten nach seinem Tode noch zu ärgern. Aber während sich um den Kater eine kleine Welt gruppiert, die die sozialen Schichtungen und Kämpfe der Gesellschaft ergößlich humofeit überall bewahrt, ist von der Weite eines solchen Ausblicks wic ristisch widerspiegeln und das Gepräge einfacher Menschenmöglichvon dem realistischen Sinn in„ Dyderpotts Erben" nichts zu spüren. Die Satire, zu der der hübsche Einfall ausgesponnen wird, arbeitet allzusehr mit Wiederholungen und gleichzeitig mit jenen Farben greller Uebertreibung, wie sie heute, wo Sternheim als eine Leuchte der Komödiendichtung gilt, noch mehr vielleicht wie früher gang und gäbe find.
Das Drollige des Motivs ist eigentlich im ersten Att schon aus. Heuchlerische Spießer, die die Dupierung gern und gut verdienen, geschöpft. Die Dhderpottschen Verwandten, habgierige, dumme, harren im Hause des Verschiedenen, der es in Amerifa zum Millionär gebracht, bösartig flatschend der Testamentseröffnung. Harmonisch flingt von draußen das Gefläffe des unverschämten, Allen gründlich verhaßten Hundeviehs in das Gespräch der edlen Sippe Grausame Enttäuschung steht ihr bevor. Dhderpott hat seinen Strupps bestellt, die für den Hund als Universalerben, so lange das Diener und einen gelehrten Tierschußenthusiasten zu Vormündern Tier auf Erden wandelt, das hinterlassene Vermögen. verwalten sollen. Nach deffen Tod erst tönnten die Verwandten dann an die Reihe kommen, soweit sie sich nicht etwa zu gehässigen Kränkungen Strupps hätten hinreißen lassen. Jeder beteuert seine Neigung zu dem lieben Tiere. Am Tage hofiert man's und trachtet nächt licher Weile mit Rattengift ihm schnöde nach dem Leben. Umsonst! bringt das freche Scheusal, das ihm nicht Ruhe läßt, im Kampf Erst ein leichtsinniger Neffe, der die Wettkriecherei nicht mitgemacht, mit einem wohlgezielten Hieb zur ewigen Ruhe. Triumph der Anderen. Der dann bei der Eröffnung der geheimen Busazklausel abermaliger, noch schlimmerer Enttäuschung weicht. Der Erblasser verfügt darin, daß, falls einer der Verwandten in offenem Aufruhr gegen Struppsche Thrannei den Hund erschlägt, dieser Mutige das ganze Geld bekommen soll. Die Darstellung, auf resoluten Posten. lauten Heiterfeitserfolg. In erster Reihe standen Herr Falten. stil gestellt, verhalf den Szenen, der Breiten ungeachtet, zu einem stein als spindeldürrer Kohlenhändler und Rosa Valetti als schwerhörige und immer aufgeregte Tante.
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Deutsches Opernhaus: Das goldne Kreuz". Von allen Mufitwerken für die Bühne, die der mährische Klaviernur diese 1874 entstandene Spieloper bis heute, vorzugsweise in der virtuose Ignaz Brull einst geschrieben hat, bermochte sich eigentlich bringt fie uns wieder nah. Gunst des Provinztheater- Publikums, zu behaupten. Der Weltkrieg Und das ist begreiflich. Spielt doch die vom Direktor Hartmann auf die Gegenwart zurechtgemodelte Geschichte zur Zeit des deutschen Freiheitskrieges. Es ist also eine nationalvatriotische Oper mit deutschen Soldaten, die, flingendem Spiel nach Frankreich hineinmarschieren, oder einzeln, wie der ablige Hauptmann Anten und der Feldwebel Bombart, in die Handlung eingreifen. Dies Element beſtimmt auch zu einem Teil den Charakter der Musik. Militärische Marschrhythmen und Chprlieder wirten noch heute erfrischend. Den Gegenpart bilden äußerst melodiöse Arien und humoristisch gefärbte Boltsgefänge: alles hübich instrumentiert eben eine Spieloper nach altem Zuschnitt. Manche Partie scheint sich doch schon überlebt zu haben sie wit etwas einschläfernd- langweilig, trog der Bemühungen, die die Spielleitung und Kapellmeister Krasselt darauf verwendeten. Die Rheinlandichaft ist entzückend, die Volksszenen find annehmbar arrangiert. Julius vom Scheidt gab den Feldwebel im ersten Aft stimmlich und darstelleris hinreißend. Hernach trug er tremolierend dem trampelnden Kriegsinvaliden Rechnung. Zulu Kaeffer( Christine), schauspielerisch ohne Belang, sang dafür sehr schön. Rudolf Laubenthal ( Guntram von Anfen) desgleichen. Frisch war, wie immer, Elfriede Dorp als Therese. ck.
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Notizen.
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Ina Seidels innigwarmes Mutterlied steht in der an weichen Tönen reichen Sammlung ihrer Gedichte, die bei E. Fleischel u. Co. erschien. - Vorträge. In der Urania wiederholt Dr. Bohle seinen Vortrag über Die Einnahme von Riga " am Montag, MittUnd doch machen wir jahraus jahrein die immer wiederholte Dieser Sommer bot in jeder Hinsicht dem Meteorologen viel woch und Freitag. Am Sonntag, Dienstag, Donnerstag und SonnErfahrung, daß die Herren Direktoren unter enormen Kosten das Bemerkenswertes. Völlig ungewöhnlich war vor allem sein Beginn, abend„ Das Dberengadin und der Splügen ". Treptow buntscheckigste Programm verwirklichen an den neuen, neues der sich unmittelbar und ohne jeden frühlingshaften Uebergang von Sternwarte. Dienstag, 7 Uhr, Dr. Archenhold: Saturn und wagenden, Neues bringenden Dramatikern aber achtlos vorüber längerer Dauer an den ausnehmend langen und strengen Winter ſein Ringsystem". Mittwoch, 8 Uhr, Jens Lügen: Neuere Ansichten anschloß. Dieser Winter dauerte, ohne daß irgendwie der Frühling über Eiszeit und Sintflut"." gehen. sich merkbar regte, bis zum 30. April; infolgedessen war bei Ueberlegen wir uns nun, wo die Schuld an dieser Erscheinung Beginn warmer und sonniger Witterung am 1. Mai die Vegetation steden mag, so ist zunächst klar, daß die Bühne keine neuen Dichter im ganzen Lande noch völlig unentwickelt. Schon nach wenigen aufführen kann, wenn keine da sind. Aber diesen Einwand kann Tagen wurden aber überall 25 Grad Wärme überschritten; einige
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- Die Bodenausstellung im Kaiserin- Friedrich- Haus ( Quisenplak 2-4) wird vom Montag, den 24., an, dem Publikum zugänglich sein. Vorträge mit Führung finden am 24. und 28. Septemiber, abends 7 Uhr, statt.