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Sprache und Kultur der Weißruffen. Die Räteregierung Rußlands hat auch den Weißrussen aus.. drücklich das Selbstbestimmungsrecht verliehen.
Bebentung. Me In ber revolutionären Bildheit berelendeter| Das ging auch auf Stifter, und Stifter selbst faste in seinem Bärin zerreißen läßt, fommt das Gefühl nicht ohne abwehrende Proletarier und verelendender Kleinbürger zudte. Solche Leute breiten Romantert„ Nachsommer" sein Programm in die Worte: Auflehnung hinaus. Man muß die Szene nehmen, wie sie gegeben jahen eben nur eine fulturlose Masse und bangten um die geheiligte „ Das Große ist mir flein, das Kleine ist mir groß." So aber ist ist. Sie bleibt ein peinlicher Stnalleffekt. Daran fann feine Regie Kulturordnung, die in ihrem Hirne sputte. Sie hatten fein Talent es wirklich seine Ausflüge auf das Gebiet des geschichtlichen etwas ändern. zur politischen Tätigkeit, und wo sie sich schon einmal aufs politische Romans, die ins Große gehen sollten, find fünstlerisch nur Gebiet wagten, ernteten sie nichts als Fiasto nach außen und klein geblieben. Die Ileiner gefaßten Erzählungen, die man Lebensverbitterung nach innen. Es war ganz logisch, daß diese als„ Studien"( 1840) und„ Bunte Steine" fennt, enthalten verängsteten, idealgesinnten Elemente sich der Aufgabe der aber jene Stücke, die des Dichters ausdauernde Kunst verkörpern. Boltserziehung zuwandten. So eben auch Adalbert Stifter . Man Sie sind die Form, in der der ganze Mensch Stifter mit seiner gab ihm denn populäre Namen brauchte man ein schönheitsfrohen Naturseligkeit aufgehen konnte, und die eben deshalb staatliches Amt. Die Stelle als Gymnasialschultat für Wien auch heute noch wirken. Menschliche Echtheit ist der Magnet, der und Unterösterreich wurde ihm von obenher angetragen; er aus ihnen wirft. Stifters Ziel war:„ guten Menschen eine gute dankte, erklärte aber, die Inspektion der Volksschulen sei ihm Stunde au bereiten.„ Wer sehnt sich nicht nach solchen Stunden in lieber, und der Wunsch wurde ihm denn auch nach etlichem Zögern unseres Lebens wirbelnder, tosender Unraft? Wir finden sie draußen Nun, und auch Stifter, erfünt:( 1850). Er nahm seine Sache sehr ernst. Ein paar Säge vor den Stadtgrenzen in Feld und Wald. beweisen das. Er schrieb 1849 in einem Briefe:" Jezt nimmt man der Dichter seiner böhmischen Waldheimat, führt uns hinein in diese allerlei Anläufe, aber das oberste Prinzip steht noch nirgends fest, grüne, heimliche reiche Welt, die so viel Genesungskräfte in sich daß nämlich Erziehung die erste und heiligste Pflicht des Staates birgt. Und wieder einmal mehr, als heute möglich ist, sie an uns ist, denn darum haben wir ja den Staat, daß wir in ihm Menschen erweisen wird. seien, und darum muß er uns zu Menschen machen, daß er Staatsbürger babe, und ein Staat sei feine Strafanstalt, in der man immer Kanonen braucht, daß die wilden Tiere nicht losbrechen." Und dann ein anderes Wort:„ Die Natur erzieht und bildet den Menschen nicht durch Maßregeln, und wenn der Staat Menschen erziehen will, so fann er es auch nicht durch Maßregeln, sondern nur durch Menschen, die schon etwas find; dann muß er fie aber auch etwas gelten lassen." Der gute Stifter aber, der dem llebel so ehrlich zu Leibe wollte, erlebte das grade Gegenteil. Das Elend der Landschulhäuser, das er so treulich geschildert hat, blieb; in einem fruchtlosen Arbeiten vergeudete sich seine Kraft Dummheit, Engherzigkeit und Kriecherei schwammen obenauf. Ein Lesebuch, das Stifter geschaffen, wurde, weil es nicht in fatholischem Geifte gefchrieben fei( Stifter war fatholisch), ministeriell beseitigt. Grillparzer prägte das Epigramm:
Hört ihr Leute, laßt euch sagen:
Der Kultus hat den Unterricht erschlagen!'
Und Stifter feufzte 1859: Freiheit von amtlicher Zwangsarbeit wäre mir das ersehnteste Labsal; Zwangsarbeit aber nenne ich es, wenn ich flar Bahres verleugnen, dem Gegenteile mich schweigend fügen und es fördern muß." Er ertrug diesen Zustand freilich immer noch jahrelang; ein getreuer Untertan blieb er, und zum Politiker, der eine offene Tat wagte, machte ihn auch die ZwangsTage nicht. Auch das gehört zum Bilde dieses Mannes, der für das geschichtliche Wesen der gesellschaftlichen Hemmnisse, die sich zwischen Ideal und Wirklichkeit drängten, so gänzlich blind war. Diese gesellschaftlichen Verhältnisse entgingen seinem Auge, weil er den Blick von der Masse der unvollkommenen Menschen um sich her abwandte und ehrfurchts- und sehnsuchtsvoll nur auf ein paar einzelnftehende große und gute Menschen" einstellte.
Volksbühne: kleifts Hermannschlacht".
Die weißrussische Sprache, die sich vom Großrussischen in ähn lichem Verhältnis unterscheidet wie das Dänische vom Schwedischen, nimmy gewissermaßen eine Mittelstufe zwischen dem Ukrainischen und dem Großrussischen ein, nähert sich aber mehr dem legteren. Die weißrussische Sprache war Amtssprache in Litauen während der Regierung des Großfürsten Olgerd ( 1844-1377) und blieb es auch nach der Errichtung der polnisch- litauischen Union bis zu Stephan Bathori( 1576-1586). In weißrussischer Sprache wurden die Gefegbücher Litauens , die sogenannten„ Statuten", herausgegeben. Die Berührung mit Polen war jedoch für die kulturelle EntDie Volks widlung der weißrussischen Nation verhängnisvoll. massen der Weißrussen bewahrten wohl ihre eigenartigen Sitten und Gebräuche; ihre Sprache aber und ihre mündlich überlieferten Lieder und Mären verfielen, namentlich bei den höheren Klassen, der Polonisierung. Als die Weißrussen dann unter russische Herrschaft famen, waren sie wieder der Russifizierung ausgefeßt. Dic Keines feiner Dramen sab Heinrich von kleift auf einer Bühne; vom Ende des 16. und vom Anfang des 17. Jahrhunderts auch nicht„ Die Hermannschlacht ". Erst 67 Jahre nach Entstehung stammende weißrussische Literatur wurde von der russischen Rewurde dies Werk aufgeführt. Außer damals doch sehr schwer über- gierung verboten. Sogar Gebetbuch und Katechismus durften in windbaren Aufführungsschwierigkeiten technischer Art hatte man noch der weißrussischen Sprache nicht mehr erscheinen. schwererwiegende Bedenken wegen politischer Anspielungen auf Beispiel der volkstümliche Dichter Franz Bofuszewicz gezwungen, historische Vorgänge der Zei nach dem unglücklich verlaufenen Feld- feine Gedichtsammlung, darunter auch die beliebteste, den„ Weißrussischen Dudelsack", im Auslande zu verlegen; von hier aus Denn Kleist hat in einzelnen Fürsten Altzuge von 1806/7. tvurden die Dichtungen nach Weißrußland eingeschmuggelt. Germaniens die Uneinigkeit aus egoistischen Beweggründen, ja selbst ein Frit als im Jahre 1902 in Petersburg zur Vorbereitung der weißBeispiel erbärmlichster Verräterei an der deutschen Boltssache mit ruffifchen nationalen Wiedergeburt die Weißrussische Boltsbildungsscharfen Worten gegeißelt. Eins ist sicher: Der feurige Atem der Sprache, gesellschaft" gegründet wurde, begann das gedruckte Wort seine der glüßende Haß gegen alles, was liurpator heißt, und der hin Wirkung in Weißrußland auszuüben. reißende Patriotismus machen das Cherusker- Drama über seine Zeit hinaus lebensstarf. Die Wiederaufführung in der Volksbühne zeugte
davon.
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So wurde zum
Im Jahre 1908 bildete sich bereits der Weißrussische fozialiſtiſche Bund" als erste weißruifische revolutionäre Organisation, die schon damals u. a. die tulturelle Autonomie für Weißrußland verlangte. Während der ersten russischen Revolution vom Jahre 1905 will, daß stleiſts gewaltige Dichtung im Geiste ihres genialen ersten Reichsbuma das Selbstbestimmungsrecht forderte. Freilich: Mag Reinhardt steht dabinter. Was besagen bildete sich der Weißrussische Bauernbund", der bereits von der Jm Schöpfers mit dem Hauche der Modernität erfüllt wurde. Selbst- Jahre 1906 begann die erste in lateinischen und russischen Lettern verständlich erschauen wir da Bilder einer meisterhaften Regiekunst gedruckte, gefeßlich erlaubte weißrussische Zeitung Naiza im Kleinen und Großen, wie beispielsweise die Volksszenen. Dola"( Unser Los") in Wilna zu erscheinen; ihr folgte bald die Gleichfalls bewundernswert ist das Tempo und der Rhythmus, in Zeitung„ Nasza Niwa“(„ Unser Aderfeld"). 1906 wurde in Petersdenen sich die Handlung eutrolit. Aber was uns als das Mert- burg auch ein weißrussischer Voltsverlag gegründet, der eine Reihe kleiner würdigste erscheint: alle Meiningerei", alle hoble Deklamation, Lehrbücher herausgab. Trotz der unterdessen eingetretenen Realtion organisierten sich die weißrussischen Volksschullehrer in einem Weißaller verlogene Idealisierungs- Krimskrams ist gründlich abgetan. russischen Lehrerverband". Und es wurde eine Reihe„ halblegaler Bielleicht zum ersten Male sehen wir eine Germanin, Thusnelda , Privatschulen mit weißrussischer Unterrichtssprache gegründet. Trotz ohne die traditionelle bis beinahe auf die Füße herabfallende strob- der starken Verrussungsversuche schritt die weißrussische Kulturbewegung immer fräftiger vortvärts. Es traten in der weißgelbe Haarmähne hoftheatermäßiger Heroinen. Und Auguste Pünkösdy zeigt sich so. Ihr Auftreten ruifischen Literatur immer neue Kräfte in den Bordergrund, von Und hier ist auch der Schlüssel zu einer wichtigen Seite seiner befremdet zunächst. Ihr Bestes hat sie von der wildherzigen Weib- denen besonders die talentvollen Bollsdichter Jakob Stolas, ein natur in Web dem, der ligt" auf die Thusnelda übertragen. Sie Bolksschullehrer, und Janka Kupala , ein einfacher Arbeiter, zu Dichtungen der Erzählungen und Romane gefunden: er licbte nennen find. Ende 1916 verlangten die Weißrussen, daß ihnen ge die Natur, deren begnadeter Dichter er war, und er sah in ihr die wirkt am stärksten allemal da wo sie nur rasseweiblichen Instintt stattet werde, in Witebst eine eigene Universität zu gründen. Menschen nicht als Gesellschaftswesen, sondern als Naturwesen. Er und unbändige Leidenschaft äußern darf. Prächtig war die Neckerei sagte einmal, er wende sich an einfache Leute, weil sie der Natur im zweiten Aft. Mehrfach aber vergriff sie sich. Nicht genug, daß näher stünden. Dieses Wort verrät eben, was er im Menschen ihr ungarisches Naturell und auch der ungarische Anlaut ziemlich( Nr. 1 des Sonntag") werden wir durch verschiedene Zuschriften dichterisch suchte und gestalten wollte. In seinen besten Arbeiten weit weg vom Cheruskerlande führen. Wenn sie da im Schlußaft darauf aufmerksam gemacht, daß der von der Statistik als analphawachsen die Menschen, denen die größte Liebe seiner Arbeit gilt, wie weinend und lamentierend um das Leben des Ventidius und betisch" bezeichnete Teil der jüdischen Bevölkerung gleichfalls lesen die schönsten Blumen inmitten der waldigen und heidigen Welt. Man Crajjus bettelt, so wirkt das recht unpsychologisch. Wäre Wort und schreiben kann, nämlich in hebräischen Lettern. und Spiel mehr auf warmherzig warmherzig abschmeichelnde Zurüd denkt an Waldbilder von Schwind, auf denen auch eine Genovefa, ein Einsiedler zum Erzeugnis der Wald- und Felslandschaft wird, haltung abgetönt, so würde das viel treffender zeichnen. Bruno ein Einsiedler zum Erzeugnis der Wald- und Felslandschaft wird, Decarli war ein guter Hermann; er charakterisierte aus der bie sie umgibt. Hebbel , der von Stifter gesagt hat, er möchte fich jeweiligen Situation herans in Gebärde und Sprechweise. Noch werden nächsten Dienstag, abends 6 Uhr, in neuer Einrichtung am liebsten in ein Lerchennest verkriechen", hat ein Epigramm ge- einige vortrefflich gelungene Gestalten waren Bentidius( Ernst erstmals aufgeführt. fchrieben:„ Die alten Naturdichter und die neuen"; es lautet: Der heilige Antonius auf etsen . Zum Schuße Deutsch ), Duintilius Varus( v. Winterstein), Marbod ( Diegelmann), vor den Fliegergefahren find die Reliquien des heiligen Antonius Bißt ihr, warum euch die Käfer, die Butterblumen so glühen? Theuthold( Werner Krauß ). Die Vertreterin der Alraune aus Padua nach Rom überführt worden. Weil ihr die Menschen nicht fennt, weil ihr die Sterne nicht seht! Echautet ihr tief in die Herzen, wie fönntet ihr schwärmen für Stäfer? aber gab eine theaterübliche Here, Zigeunerin oder dergleichen. UeberSäht ihr das Sonnensystem, sagt doch, was wär' euch ein Strauß? haupt wird so mancher Mißklang erst noch zu beseitigen, so manche dichterische Feinheit erst noch herauszuholen sein. Ueber die traffe Aber das mußte so sein; damit ihr das Kleine vortrefflich Riefertet, hat die Natur flug euch das Große entrückt.". Szene, wo Thusnelda den Ventidius berzlos durch die wildhungrige
Die Zeitmaschine.
Von Friedrich Karinthy.
Aus dem Ungarischen von Stefan J. Klein. H. S. Wells ausgezeichnete Entdeckung, die Zeitmaschine, hielt vor dem Hause an. Rasch sprang ich in den Wagen und schaltete den Motor nach rückwärts ein. Die Räder setzten sich jurrend in Bewegung; die Luftschraube begann sich mit toller Geschwindigkeit zu drehen. Wir verharrten auf einem Play, doch wußte ich, daß wir reisen: die zeitweisende Uhr flirrte heftig, Stunden und Tage liefen in einigen Augenblicken den Kreis ab: in einer Minute zeigte der Jahreszeiger 1916, in der nächsten 1915. Noch eine Windung des Steuerrades 1914... Oftober... September... August... Juli... 28... 26... 24... stopp! Wir sind an Ort und Stelle. Ein Mechzen, die Maschine blieb stehen.
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Ich sprang aus dem Wagen und blickte mich um. Wir standen auf der gleichen Stelle wie vorher doch welche Beränderung! Auf der Ringstraße brennen gleißend die Bogenlampen, halbleere Trams sausen dahin. Aus dem Fenster eines Cafés schaute mich neugierig ein Herr im Flanellanzug an: vor ihm auf dem Tisch eine Tasse Kaffee mit Sahne, wer erinnert awei Raisersemmeln und ein Stück Kuchen sich noch an Ruchen? Für einen Augenblick ward ich von dem Schwall der auf mich niederstürzenden Erinnerungen betäubt doch fiel mir dann ein, daß ich in dieses vergangene Reich der Zeit nicht gekommen sei, um zu träumen. Ich habe hier eine wichtige und dringende Angelegenheit zu erledigen und muß in einer Stunde zurückfahren, denn ich bekam die Maschine bloß bis sechs geliehen.
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An die Arbeit also, rasch! Keine Minute vertrödeln; jetzt heißt es tüchtig das Gehirn einspannen: wo mag jener Herr sein, den ich suche? Daheim schwerlich; es ist halb fünf vor vier Jahren pflegte ich um diese Zeit im Café Paris 31 figen, hinten in einer Loge.
Ich sprang auf die Tram und stieg in einigen Minuten aus. Meine Ahnung trog mich nicht: ich erkannte mich bereits durchs Fenster. Ich saß auf meinem Stammplak: mein Haar ist etwas dichter und mein Gesicht um zehn Jahre jünger. Ich schrieb gerade etwas.
Keuchend stürzte ich hinein und segte mich, mir gegenüber, an den Tisch.
Ich aus dem Jahre 1918: Serbus! Bitte, wundere Dich nicht lange, ich habe wenig Zeit. Muß mit Dir dringend sprechen.
Ich a. d. J. 1914( Schaut auf, ist etwas erstaunt, jedoch nicht sehr): Ei... hm... wo habe ich Sie schon einmal gesehen? Ich a. d. J. 1918: Nirgends. Du kennst mich nicht, doch ich kenne Dich gut. Es ist aber jetzt nicht hiervon die Rede. Ich a. d. J. 1914( 3udt die Achsel): Mir ists einerlei. Doch fönntest Du vielleicht später kommen, denn ich arbeite jetzt, wie Du siehst...
Ich a. d. J. 1918: Was arbeitest Du, Unglücksmensch? Ich a. d. J. 1914: Ich schreibe ein humoristisches Krofi. Eine doll wigige Sache. Hör doch zu.( Lesend):„ Im heurigen Winter gibt es so wenig Sohle, daß ich einem Reichsratsabgeordneten begegnet bin, der selbst das Bäglein führte, um das Heizmaterial bestimmt in den Keller zu bekommen." ( Gröhlend): Das ist doch gut, was?
Ich a. d. I. 1918( Erstaunt): Das soll ein Wit sein? Ich a. d. J. 1914: Das ist doch nichts weiter! Weiter unten schreibe ich, es sei dies nicht mehr auszuhalten, man verlange für eine Spule Zwirn zwölf Kronen.( Lachend): Das ist doch gut?
Ich a. d. I. 1918: Das foll humoristisch sein?
I ch. a. d. I. 1914: Dann hör weiter. Am Schluß des Krofi tritt ein Sude auf, als... hahaha... ahals hö... hö... hö.. als russischer... ha... ha hö... hahö... ach) meine Seite... aah als russischer Mi( Erstickt fast vor Lachen.) nisterpräsident.
Ich a. d. J. 1918( Boll Mitleid): Na, mein Sohn, ich kann Dir fagen, ich habe mich binnen vier Jahren sehr entwickelt. Doch wollte ich Dir nicht dies mitteilen. Laß das Schreiben. Ich a. d. J. 1914: Aber!
Ich a. d. J. 1918: Hast Du denn nichts von der Kriegserklärung gehört?!
Ich a. d. J. 1914( Abwehrend): Doch! Wir marschieren in Serbien ein, und Schluß. In drei Wochen ist wieder alles in Ordnung.
Ich a. d. J. 1918: Glaubst Du? Ich bin anderer Mei
nung.
Ich a. d. J. 1914: Laß Dich nicht auslachen! Du kannst Dir im zwanzigsten Jahrhundert einen Krieg vorstellen, der länger als zwei Monate dauert? Bei den heutigen Errungenschaften der Technik? Im Zeitalter der Zweiundvierziger? ( Ueberlegen): Uebrigens hält Europa den Krieg auch wirtschaftlich nicht länger als ein halbes Jahr aus.
Ich a. d. J. 1918( Schlude mächtig): Na gut. Lassen wir vielleicht lieber das Politisieren. Ich will Dir etwas Wichtigeres sagen: Kaufe Fett!
Ich a. d. J. 1914( Mit weit aufgeriffenen Augen): Bist Du verrüdt geworden?
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Notizen.
Zufriedenheit. Eine neue Bestimmung dieses Begriffe spendet Ernst Markwart in der neuesten Münchener Jugend", nämlich: Zufriedenheit ist der Verdauungszustand einer Bestie.
Ich a. d. I. 1918( 3m Fieber): Kaufe Fett, zehn Kilo, wenn nicht mehr, und hebe es auf! Raufe Leder! Kaufe Zwirn! Kaufe Seife! Kauf, was Du willst, aber kauf! Kaufe Gummiarabikum! Kaufe Eisenschwarz!
Ich a. d. J. 1914( Befremdet): Bist Du verrüdt geworden? Laß mich in Ruhe!
Ich a. d. I. 1918( Den Tränen nahe): D, Du Esel! Willst Du mich denn nicht verstehen?! Kaufe Bahnen! Kaufe Bitronen! Kaufe Hufeisennäge!!
Ich a. d. J. 1914( wütend): Aber jetzt scher Dich schon wirklich zum Teufel und laß mich arbeiten!( Nimmt die
Feder in die Hand.)
Ich a. d. I. 1918( Bergweifelt, ihm das Papier unter der Hand fortreißend): Unglücklicher, willst Du mich zugrunde richten?! Beschreibe wenigstens dieses Papier nicht, sondern lege es beiseite, hebe es rein auf, Du wirst damit, beziehungsweise ich werde damit im Jahre 1918 mehr verdienen, als Du jezt für das eroti bekommen wirst!
Ich a. d. J. 1914( ütend): Ich empfehle mich!( Fährt von seinem Sit auf und stürzt aus dem Café.)
Ich a. d. J. 1918( Entsagend): Nun gut, Du Schuft! Saft Dich ja niemals um mich gefümmert! Ich fehre ins Jahr 1918 zurück als armer Mann.
Parabel.
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Der eine hieß Bauer, der andere hieß Bed Sie sagten zu allem:' s bat ja doch keinen Zwed Wozu sich ereifern!" belehrte mich Bauer, Was Sinn und Berstand hat, ist niemals von Dauer. Zehn Meister mögen ein Wert Dir schweißen, Ein Efel genügt, um es niederzureißen. Denn nur um bolle Krippen und Raufen Dreht sich die Welt und der große Haufen." „ Ein Narr mag sich plagen verhöhnte mich Bed . .Du predigst den Tauben, Du fommst nicht vom Fled Und wirft mit all Deinem Grübeln und Flennen Wohl auch kein Loch in den Himmel brennen. Sieh den betrunkenen Fuhrmann dort! Die Bügel schleifen so geht es fort. Das blinde Schidial hockt auf dem Bod. Wohin die Fahrt? Ueber Stein und Stod, Vielleicht in den Graben, vielleicht über Leichen; Am End liegt er selbst unter Hufen und Speichen. Das ist ein Bild von der Welten aufi.. Ich hatte kaum das Gefährt entdeckt, So lief ich und hielt die Rosse auf Und habe den trunkenen Lenter gewedt.
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Paul Sig.