1. Jahrgang. Nr. 3.

Samstag, 3. September 1921.

Sozialdemokrat

Sentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik.

Einzelpreis 70 Heller. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bost monatlich 16-

Telejon 6795, nachts 6797. Telegramm- Abreſſe: Sozialdemokrat Prag.   vierteljährlich 48-, halbjährig 96-, nansiührin, 192-. Für Deutſchöferreich monatlich 120°- OK, für Deutschland   16 Mk

Redaktion und Verwaltung: Prag   II. Savličkovo nám. 32. Bostsparkasjakonto 57544.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Die bairische Reaktion gegen nicht den hat, die bayrische Regierung in eine Intereſſengemeinschaft iſt gerade gegenüber

nicht durch das Treiben gewissenloser Parteien( choslowakei und Jugoslawien   besteht. Diese

das Reich.

ſt

Friedensvertrag enthalten sind.

dem zweijährigen Ausnahmszustande zustande Die Magyaren ellen Ab- Ein österreichischer Generalft..sbericht".

führt wird, so soll die nordbayrische arbeitende

zugsbedingungen.

Rußland.

Dämmerung?

Lage zu verfeßen, in der sie genötigt wäre, ge- der gegenwärtigen monarchistischen Reaktion in Beginnt sich das tschechische Volf in seine gen ihre bessere Ueberzeugung in einer für Ungarn   tief begründet. Wenn man den Mut Rolle zu schicken, die ihm das Diktat von Ver. Berlin  , 2. September.  ( Bericht des Sozial- Bayern sehr wichtigen Frage, sich einem partei­demokrat"). Die reaktionäre Regierung von politischen Machtspruch einer linksorientierten gehabt hätte, dieser Tatsache Rechnung zu tra- ſailles auferlegt hat: einen Staat nicht allein zertrümmern zu helfen, sondern an seiner Bayern   lehnt sich offen gegen die Maßnahmen Reichsregierung zu fügen, oder es auf die be- gen wäre eine Interessengemeinschaft daraus Stelle mit der Werbekraft praktischer Vernunft der Reichsregierung zum Schuße der Republik   rühmte Reichsexekution ankommen zu lassen. hervorgegangen, die sicher so wirksam gewesen einen neuen aufzubauen? Vollzieht sich im auf. Die Reichsregierung hatte zwei der Es wäre der Gipfelpunkt der Tor wäre, daß Ungarn   das Abenteuer der letzten tschechischen Volfe die große Wandlung aus der schlimmsten Hezzblätter, den Miesbacher An- heit, den Versuch zu machen, die bayrische Tage überhaupt nicht gewagt hätte.( Lebhafte staatsbildenden" Nation zu einent Staats­Verordnung über den Ausnahms zu Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) volfe, dessen Wirken auch über sein unmittel­zeiger" und den Deutſchvölkischen Beobach and gegen den Willen der bayrischen Re- Forderungen an Deutschöfterreich, die nicht im barſtes nationaliſtiſches Intereſſe hinausgreift? ter", die offen zum Morde gegen die Führer gierung aufzuheben. Der Reichskanz der Linken aufforderten, verboten. Die bay- ler sprach die Hoffnung aus, daß es auf dem Noch sind es Einzelne erst, Pioniere für eine Verständigung der tschechischen Nation mit den rische Landesbehörde weigerte sich jedoch, die Wege freundschaftlicher Verhandlungen gelin­Budapest, 2. September. Wie Besti Völkern, die das Diktat von Versailles   in die­ses Verbot auszuführen und so erscheinen die gen werde, mit der bayrischen Regierung eine Sirlap" von kompetenter Stelle erfährt, hat sich sen Staat hineingezwungen hat, wenige Intel­die ungarische Regierung in der westngarischen beiden Blätter nicht nur ungehindert weiter, Einigung zu erzielen und sie zur Aufhebung Frage mit einer Note an die Entente lektuelle, die ungebunden durch Parteidisziplin, sondern sie verhöhnen noch offen die Regierung des Belagerungszustandes zu veranlassen. Für gewendet und gebeten, fie möge Garantien das für eine redliche nationale Verſtändigung plä­des Reiches. Die bayrischen Arbeiter sind schon die Mehrheitssozialisten sprach Abg. für schaffen, daß Oesterreich   seine Ungarn   ge- dieren. Noch hat sich keine tschechische Partei dabei, einen Selbstschuß zu schaffen, der die Braun, der sich dem Antrage Dittmann genüber bestehender Verpflichtungen und keine ihrer zahlreichen Zeitungen zu einer anschloß. Die bürgerlichen Parteien erfüllen werde. Die ungarische Regie- wahrhaft demokratischen Betrachtung des Na­Verbreitung dieser nationalistischen Sehorgane( die deutsche Volkspariei, das Zentrum und rung setzt in der Note detailliert auseinander, tionalitätenproblems durchgerungen. Die fich verhindern soll. Darüber hinaus ist das Pro- die Demokraten) brachten folgenden gemein- daß es sich um solche Forderungen Demokraten nennen, sind im Nationalismus letariat Bayerns entschloffen, den entscheiden- famen Gegenantrag ein: Die Reichsregierung handle, aber eben deshalb sowie mit Rücksicht befangen, was bei den Nationaldemokraten den Kampf mit der Kahr- Regierung aufzuneh- wird ersucht, die Verhandlungen mit der auf die finanzielle Lage Desterreichs bittet die selbstverständlich, bei den Sozialdemokraten ein men. In Nürnberg   fand eine von 50.000 bayrisch enstegierung über die Aufhebung des ungarische Regierung, ihre Ansprüche auf eine durch das internationale Recht gesicherte Weise Verleugnen der eigenen Vergangenheit ist; die Teilnehmern besuchte Veranstaltung statt, die Belagerungszustandes in Bayern   fortzut zur Geltung bringen zu dürfen. Die ungarische Kommunisten aber, deren russischen Partei­in einer Resolution folgende Forderungen gesehen und dem Reichstage baldigst Bericht Regierung anerkenne nur eine solche- freunde den ganzen Orient mit der Idee der stellt hat: Wenn nicht in kürzester Zeit auch zu erftotten. Die Verhandlungen werden mor- jung, welche die Zahlungsverpflichtung Dester- Selbstbestimmung erfüllt, weichen diesem Pro­in Bayern   verfassungsmäßige Zustände eintres gen fortgesetzt. reichs feststellt und zu deren Erfüllung Garan- blem hierzulande gar ängstlich aus. Und so sind tien bietet. ten und die Wiedergutmachung aller der unier es bedauerlicherweise bis jeht nur tschechische Außenseiter, die sich ungescheut der nationalen gelommenen Ungerechtigkiten, insbesondere Mattersdorf, 2. September. Vom Frage in diesem Staate nähern. Nordabschnitte keinerlei neue Nachrich Es gehört heute Wint dazu, in ciner Prager  die Freilassung der hinter Kerkermauern schmachtenden politischen Gefangenen durchge- Ein Bericht des deutschösterreichischen Bundes- ten. Die Lage ist unverändert. Steirischer tschechischen Zeitung die Fehler der nationalen Abschnitt: Gendarmericlandesdirektor Or- Politik der Tschechen so unumwunden aufzu Kanzlers. nauer fährt heute im Auto nach Hartberg  , wo zeigen, wie es der Journalist Gustav Stern BevöffeurngrSelbsthilfe schreiten. Die Schober berichtete im Nationalrat über die Sartberg und Fehring   sowie Ententeoffizieren hat. Es gehört Mut dazu, zu sagen, die So­Wien, 2. September. Bundeskanzler er mit den Führern der Gruppen Fürstenfeld  , im Leitartikel der gestrigen Tribuna" getan nordbayrische arbeitende freiheitlich und sozia- von der Regierung unternommenen Schritte zu einer gemeinsamen Besprechung listisch gesinnte Bevölkerung ist nicht länger und gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, über den Vormarsch zusammentreffen oln hätten nicht nach Reichenberg  willens, eine Gemeinschaft mit der moralisch, daß die von der Regierung befolgte Saltung wird. reisen dürfen und zu erklären, daß die sittlich und fulturell entarteten Gesellschaft, wie in den letzten Tagen bereits in ieder Be­Radikalisierung der deutschen   Spieß­ziehung Erfolg hatte(?). Ein großer sie in München   und Südbayern bewußt ge- cildes Burgenlandes sei heute schon bürger nur die Tschechen selbst ver schuldet haben, es gehört bewunderungs­pflegt und unterstützt wird, aufrecht zu erhal- unter österreichischer Verwaltung würdiger Mut dazu, das sintende Vertrauen ten. Auf zur Rettung der Republik  , zur Siche und die Bevölkerung in diesem Landesteile be­der Deutschen   zum tschechischen Staate aus sci­rung und Erhaltung des Sozialismus!" ruhige sich. Gegenwärtig stehen 2.500 Gendar­Berlin, 2. September. Die Blätter melden ner Stellung zur Striegsanleihefrage zu be­Vorläufig haben die Vertreter der bahri- men im besetzten Gebiete. Die Mitteilungen des Bundeskanzlers über aus Paris  : Die vom Obersten Rate gründen und zu rechtfertigen. Herr Stern, der schen Regierung erklärt, daß sie sich einer von die gestrige ungarische Note, worin eine eingesetzte Hilfskommission fam ge- einige Wochen lang unter der deutschen   Bevöl der Reichsregierung verfügten Aufhebung des strenge Untersuchung und Bestrafung der stern zu den Beschluß, sofort eine unter ferung dieses Staates sehend und hörend gelebt feit zwei Jahren in Bayern   herrschenden Aus- Schuldigen in Aussicht gestellt sowie die Mit- suchungskommission nach Nu- hat, weiß auch von ihrem guten Willen zur nahmezustandes nicht fügen würden. Sie wol- wirtung der ungarischen Regierung an der land zu entsenden und an die Mostauer Re- gesellschaftlichen Arbeit zu berichten. Und trop len sich lediglich in Verhandlungen über diese den von den Sozialdemokraten mit ser Kommission den freien Eintritt nach Ruß- Deutschen den Staat nicht auch als ihren eige len sich lediglich in Verhandlungen über diese Herstellung der Ordnung angeboten wird, wer gierung mit dem Ersuchen heranzutreten, die dem findet er zu seinem Bebanern, daß die Frage einlassen. In einer Ausschußsißung des Heiterkeit und Zwischenrufen aufge- land zu gestatten. Der amerikanische   Vertreter nenn betrachten, daß sie in ihm nur eine Hei Reichstages tam es deswegen am Freitag zu nommen. Der Bundeskanzler gab sodann der Brown erklärte aber bereite, daß das ameri- mat des ischechischen Volles sehen. Wie bedan­erregten Auseinandersetzungen. Genosse Ditt- Soffnung Ausdruck, daß die Ernüchterung auf mann verlangte die Säuberung der Verwal- ungarischer Seite anhalten und die Bereitwil ritanische Hilfswerk sich durch die erlich, daß Serr Stern seine Betrachtung mit ligieit, mit Ungarn   nach vollzogener Uebergabe Beschlüsse der Pariser   Kommission nicht ge- einem feuilletonistischen Einfall dort schlicht. tung von den reaktionären Elementen. Wenn des Desterreichs zugesprochenen Landes zu bunden erachie. Während die europäischen   wo sich die mutige Schlußfolgerung die nordbayrische Regierung nicht den Aus- einem Einvernehmen zu gelangen, endlich auch Delegierten das Problemt nur theoretisch lösen, hätte anreihen müssen. nahmszustand beseitigt, müsse eine Reichsere- in die Tat umgesetzt werden könne. Volt Par- womit den Sterbenden in Rußland   nicht ge- Und diese Schlußforderung hätte Tauten futive gegen sie eingeleitet werden. Der Reichs- lament und Regierung seien nicht gewillt, we dient sei, wird die Hoover mission ihr sollen: Dreieinhalb Willionen Deutsche   müssen fanzler, der in der Debatte das Wort nahm, gen der gegen die Verträge verstoßenden Sal- eigenes Programım durchführen. Sie will auf Grund der augenblicklichen Machtverhält erklärte, daß die Reichsregierung un- österreichischer Soldaten oder Gendarmen zu nicht theoretische, sondern prak- nisse in unserem Staate leben. Um sie für un­ter allen Umständen die Republik   gefährden, sondern verlangen nichts anderes tische Hilfe bringen. feren Staat zu gewinnen, fie gleichsant mit schützen werde. Die Regierung habe sich als die Durchsetzung ihrer unver- Tschechoslowakische Delegation nach Rußland  . einer Staatsidee zu beseelen, dürfen wir nicht Prag  , 2. September. Sonntag früh begibt sich die unsinnige Nationalitätenpolitik des feu­in ihren Verhandlungen vorwiegend von außen- äußerlichen Rechte. Die österreichische politischen Gesichtspunkten gleiten lassen und Regierung werde im Bertrauen auf die bis die tschechoslowakische Handelsdelegation mit dem dalen, zusammengebrochenen und von uns so herige Haltung der drei Großmächte nicht ra- Warschauer Schnellzug nach Moskau  . Führer übel beleumdeten Sesterreich nachahmen, son­es sei ungeheuerlich, wie von den sten, bis ide so frevelhafte Unterbrechung der der Delegation ist Ingenieur J. E. Srom  , dern wir müssen den Deutschen   die Möglichkeit Rechtsparicien die Außenpolit Uebernahme des Burgenlandes Vizesekretär des Ministeriums für Auswärtige national- fultureller Eniwidlung geben. Als des Kabinetts sabotiert werde. mit Erfolg beendet sein werde. Angelegenheiten. Die Delegation wird vorläufig Wien  , 2. September. Nationalrat Schluß. ihren Sitz in Wostau haben, wo ihre Tätigkeit wir gegen Desterreich antämpften, forderten wo Für die Aufhebung des Ans- An die Ausführung des Bundestanglers schloß bom Serrn J. Girſa geleitet werden wird. Ein wir Autonomie, das ist das Recht, unfere nati­Teil der Mitarbeiter wird nach Charkow  , dem onalen Angelegenheiten im Rahmen cs Staa es nahmezustandes in Baiern  . sich eine Debatte. Der Nedner der Sozialde- Site der ukrainischen Sowjetregierung, abgehen.( tes, nicht durch andersnationale Beamte im Berlin  , 2. September. Heute beschäftigte mokraten Dr. Bauer wünscht nach Durch Die Delegation, welche außer wirtschaftlich- infor- Wege des Dittats regeln zu lassen, sondern un­sich der sogenannte Ueberwachungsausschuß führung der Uebergabe des Burgenlandes matorischer Tätigkeit den Boden für die Hilfs fere ureigenen Angelegenheiten selbst zu regeln. mit der Frage des Ausnahmezustandes in Bay- Boltsabstimmung dortſelbſt. Die So- arbeit, die vom Ministerium für Nationalver uns die österreichischen Sozialdemokraten un­altion vorbereiten und die Repatrierungs- Wir forderten damals- und überall haben ern. Der bahrische Gesandte Preger führte zialdemokraten wünschen nicht den Eintritt teidigung geleitet wird, beschleunigen soll, nimmt terstützt-- demokratische Selbstverwaltung. u. a. aus, der Reichsminister des Innern habe Desterreichs in die Kleine Entente  , haben aber fünf Waggons am 28. Juni erklärt, er würde es für uner immer der Tatsache Rechnung getragen, daß Gegenstände des notwendigsten Bedarfes mit sich, wenn wir Desterreich innerlich überwinden träglich halten, wenn von reichswegen gegen den Widerspruch großer Länder der Ausnahme- trop aller sonstigen Verschiedenheiten und Ge- durch die sowohl die Versorgung der Delegation wollen, müssen wir sie auch heute für alle Böl­tschechoslowakischen Stasangehörigen gewähr reichischen, frebern. Wir müssen dazuschauen, zustand eingeführt oder aufgehoben würde. Er genfäbe es eine Reihe von Fragen gibt, in als auch die nötige Hilfe" ir die zurüdfehrenben fer unseres Staates, wie ehedem für die öfter­,, daß es keine Feinde gibt", wir müssen in Ilu möchte wünschen, daß die Reichsregierung auch denen eine wirtliche Interessenge Teiftet serbe. joll. ger   Voraussicht, wie man den Staat erhält, jeht noch auf diesem Standpunkte steht und sich meinschaft zwischen Oesterreich  , der Tsche­

tung der ungarischen Regierung das Leben

Die Hilfsaltion Hoovers und des Obersten

Rates.

unb