1. Jahrgang. Nr. 22.

Sonntag, 25. September 1921.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik.

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Der bedrohte Friede.

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. Für Deutschösterreich monatlich 120- ök, für Deutschland   16- Mk.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Neue Angriffe der Mordbanden.

-

nur

Bum Görliher Parteitag.*)

Bon K. Kautsky.

Noch sind die Verhandlungen des Kon­nicht zu Ende. Aber was er bisher zutage lassen, daß er nicht leistet, was er leisten gefördert hat, genügt, uns befürchten zu fonnte und sollte.

Wir konstatieren das nicht mit Schaden­

Ungarische Banden haben gestern früh die Reichswehrtruppen ,, welche die österreichische Gefecht am rechten Leitha  - User- 2 tote öfter- und Jugoslawiens   eintreten. Die Groß­Grenze besetzt halten, mit einem dreistündi- reichische Behrleute- Ungarische Eisenbahner mächte haben seit Monaten nichts ge- gresses der deutschen   Mehrheitssozialisten gen heftigen Maschinengewehrfeuer ange- greifen vom Rücken an- Die Desterreicher tan, um unser Recht durchzusehen und uns griffen, sodaß sich die Reichswehrtruppen eine vor der drohenden Gefahr zu schützen Beitlang zurückziehen mußten. Es ist kaum schlagen alle Angriffe zurüd. die beiden slawischen Nachbarstaaten Magya­ein Zweifel darüber, daß es sich bei diesem Sozialdemokrat".) Gestern konnten die öfter- wie wir. Mag uns was immer trennen, ge­Wien, 24. September.  ( Eigenbericht des riens haben in dieser Sache dasselbe Interesse erſten größeren, nach der Räumung Weſt reichischen Truppen, welche die Berge am gen die Sabsburgerrestauration freude, sondern mit Trauer. Denn damit ungarns   durch Desterreich über die Grenze rechten Leitha  - Ufer besetzt halten, größere und gegen die magharische Unterdrückung ver- wurde die große Wendung im proletari­des Burgenlandes hinausgetragenen An- Bandentätigkeit feststellen. Sie sahen auch, bindet uns mit der Tschechoslowakei   und Juschen Klassenkampf Deutschlands  , ja der In­griff um ein Vorpostengefecht handelt, dem wie die Banditen Bahngeleise aufrisbindet bald weitere, größere Borstöße folgen dürfen. Da man erwarten konnte, daß die Ban- goslawien das gemeinsame Interesse. ternationale, verpaßt, die von Görlitz   hätte ten. Da man die innige Verknüpfung der den einen Angriff unternehmen würden, er- Nur eine Verständigung mit ihnen kann uns ausgehen können, wenn man sich der histo­ungarischen Banden mit dem regulären un- hielten die österreichischen Truppen den Befehl, helfen, wenn Magyarien eine friedlich Lösung ausgehen können, wenn man sich der hiſto­garischen Militär ebenso kennt, wie ihre Or- fich auf österreichischen Boden zurückzuziehen. unmöglich macht. Alle, die im Herzen noch die rischen Aufgabe beſſer bewußt geweſen ganisatoren, so wird man nicht annehmen als sie das Lager bezogen hatten, griffen um Sabsburger haben, widersetzen sich allerdings wäre, die aus der politischen Situation er­können, daß es sich bei dem Angriff um die halb 4 Uhr früh die ungarischen Banditen an. einem Bündnisse mit der Tschechoslowakei  , wel­wuchs. Tat einzelner verantwortungsloser Ele- Ein Wehrmann, der das Lager alarmierte, ches die stärkste Feste gegen die Habsburger  - mordung Erzbergers und nach der Rebellion Diese Situation erheischte nach der Er­mente handelt, es erscheint vielmehr gewiß, wurde von einer Kugel getroffen und war restauration darstellt. Aber deshalb auf die der nationalistischen Münchner   Regierung daß der heimtückische Ueberfall der österrei- mann wurde schwer verleßt und starb einzige wirksame Silfe gegen die magyariſch­österrei- ort tot. Auch ein zweiter Wehr chischen Truppen eine bewußte Tat der Ar- bald darauf gleicher Zeiten farliſtiſche Abenteuerprolitit zu refignieren, gegen das Reich die größte Geſchloſſenheit rangeure der Aufstandsbewegung ist und die österreichischen Truppen auch vom Rüt- wäre ein offener Verrat gegen die Republik  . und traftvollen Schutzwehr der Republik  . des Proletariats, der einzigen zuverlässigen ebenso den ersten Versuch eines Vorschie- ten aus überfallen und zwar von un bens der ungarischen Banden auf österrei- garischen Eisenbahnern, die in Der Ausschuß für Aeußeres unterstützt Bei der S. P. D., wie der U. S. P. D. chisches Gebiet, wie die Antwort der hinter Bruck beschäftigt sind. Diese hatten nicht nur Schober. machte denn auch der Einigungsgedanke in der Bandenbewegung stehenden Kräfte auf die ungarischen Banditen in den Bahnhof ge- Wien  , 24. September.  ( Tsch. P. B.) Der den letzten Wochen überraschende Fort­das die sofortige Räumung Westungarns laffen, sondern sie hatten auch selber, von den Ausschuß für Aeußeres setzte heute die Bera- schritte. Görlitz   war bestimmt, die Stim­fordernde Ultimatum der Entente bedeutet. Dächern der Waggons aus, auf die tungen fort. Dr. Seipel beantragte nachste- mung zu schaffen, die Stimmung allgemein Während sich die Verhandlungen der österreichischen Truppen geschossen. 70 hende Entschließung: Der Ausschuß für Aeuße- und unwiderstehlich zu machen, der es be Ententemächte darüber, wie Ungarn   zur Eisenbahner wurden verhaftet und res nimmt den Bericht des Bundeskanzlers dürfte, um den Gedanken der Einigung in Erfüllung der Bestimmungen des Tria- nach Desterreich abgeführt, auch der Sta- über den Stand der burgenländischen Frage die Tat umzusetzen. Die maßgebenden noner Friedensvertrages verhalten werden tionschef in Kiralyilyda. Es gelang zur Kenntnis und billigt das Verhalten Wortführer der Mehrheitssozialdemokratie soll, mühsam dahinschleppen, ist man in Un- schließlich den österreichischen Truppen, die der Regierung. Der Ausschuß ermächtigt die in Görlitz   haben nicht nur versäumt, das zu Regierung, auch weiterhin alle ihr erforderlich tun, sie haben das Gegenteil getan."

garn in Kenntnis der gegenwärtigen Zer­

Zu wurden

Banditen zurückzuwerfen.

fahrenheit der Ententegewaltigen ebenso un- Gestern abends gingen ungarische Freischär- scheinenden Schritte zu unternehmen, damit Um im Sinne der Einigung zu wirken, bekümmert aller sanften Mahnungen, wie er bei Lenbach gegen österreichische Gen- endlich der von Ungarn   unter den Augen Eu- mußte man den Genossen der U. S. P. ge­aller grimmig tuenden Drohnoten und so- darmerie vor. Sie wurden zurückgeschla ropas verletzte Nechtszustand hergestellt, das genüber den kameradschaftlichen Ton an Zu gleicher Zeit unternahmen andere gar bes Ultimatums friſchweg zur Tat ge- Banditen von Neustift aus einen Angriff Burgenland   von seinen Qualen erlöst und der schlagen, der gegenüber denjenigen am Plat schritten und will mit der Burückerobe- auf Lajniz. Sie wurden ebenfalls zuständigen Beunruhigung der österreichischen ist, mit denen man als Mitkämpfer zusam rung Weſtungarns wenn möglich einen rüdgeschlagen. In Prodersdorf wurde Grenzbevölkerung ein Ziel gesetzt werde. Der menwirken will. Man mußte alles Nörgeln Eroberungszug nach Desterreich verbinden. ungarisches Militär festgestellt. Bei Aschau   Passus billigt das Verhalten der Regierung", an der Vergangenheit, alles Aufreißen alter Mit diesen immer sichtbarer werdenden wurden Schüßengraben ausgehoben. wurde mit Mehrheit gegen die Stim Wunden vermeiden. Plänen ist nicht nur die Gefahr neuer blu- Nach Nachrichten, welche aus Aschau   kommen, men der Sozialdemokraten, der rest­tiger Wirren für Oesterreich allein in un- follen zwei Angriffe auf Kirchschlag   und liche Teil der Resolution einstimmig angenom­mittelbare Nähe gerückt, auch alle Nachbar- Hochneukirchen geplant sein. staaten erscheinen dadurch bedroht. Genaue Kenntnis darüber, was im Burgenland   un­ter den Aufständigen" vorgeht, ist nicht zu

Die Arbeiterzeitung" über Dr. Benescha Eingreifen.

men.

Eine Einigung vollzieht sich ja faſt nic dadurch, daß ein Teil der anderen in Bezug auf die Streitpunkte überzeugt, die zur Spaltung führten, sondern dadurch, daß Italien   allein interveniert nicht. diese Streitpunkte aufhören, praktische Be­Rom, 24. September. Wie die Blätter mel- deutung zu haben. Ich kenne alte Lassallea­den, hat ein Ministerrat unter Vorsitz des Miner, die bis in die letzten Jahre fortfuhren, erlangen, doch dürfte man bei der Aus- Wien, 24. September. In der Presse be- nisterpräsidenten Vonomi nach einem Exposee au erklären, sie hätten den Eiseachern gegen­legung der aus Weſtungarn eintreffenden, schäftigt sich namentlich die Arbeiterzeitung" des Ministers Marchese della Torretta beschlos- über Recht gehabt. Auf der anderen Seite etwas dunklen Meldungen nicht fehl gehen, im Leitartikel mit der magharischen Ferise und fen, daß Italien   ohne Teilnahme der übrigen wissen wir, mit welchem Haß Bebel bis zu wenn man dort ein Erſtarken der karliſti  - der Zusammenkunft Dr. Benesch mit Bun Mitglieder der Entente keine Truppen wissen wir, mit welchem Haß Bebel bis zu schen Bewegung annimmt. annimmt. Die ersten seinem Lebensende der Persönlichkeit deskanzler Schober. Sie spricht sich offen für nach Weſtungarn entsenden soll. Dem Wes­Führer der Bandenbewegung waren die ein Bündnis Oesterreichs   mit der er aufolge habe Marchese della Torretta Schweizers gegenüberſtand. Pronajs und Hejas, die hinter Horthy stan- Tschechoslowatei und Jugosla- feit gegeben, daß Italien   nach Durchführung sich vereinigten, war der Zankapfel ver­in seinem Exposee erklärt, es sei die Möglich- Aber als die beiden getrennten Parteien den, während gegenwärtig Dastenburg, der wien   aus. Eine Entscheidung- so schreibt der Friedensverträge eine Aktion anrege, de- schwunden. Schweikers Diktatur hatte auf­Führer der Monarchisten, die Oberhand ge- das Blatt- kann nur und wird nur unter ren Ziel die Regelung des österreichisch- unga- gehört und die Streitfrage, ob Bismarc ge= wonnen zu haben scheint., der bestrebt ist, dem Drucke der tschechoslowakischen Republik rischen Grenzproblemes wäre. Horthy   zu verdrängen und Karl Habsburg

an seine Stelle zu setzen. Da nun während

gen Desterreich und gegen die Liberalen zu unterstützen sei, war gegenstandslos gewor=

der Burgenlandtrise die große Entente so der Rangsleiter monarchistischen Ruhms zu hat die Entente nach Budapest   ein ulti- ben, denn Bismard hatte beide überwunden, deutlich ihre Schwäche gezeigt hat und Würden, Ehren und Posten emporſteigen matum" geschickt, aber gleichzeitig hat sie mit Desterreich und dem größten Teil der man in Ungarn   auch die Drohungen der können. ihre Schwäche dadurch gezeigt, daß sie sich Liberalen Frieden gemacht und den Kampf fleinen Entente insoferne nicht zu ernst Von den monarchistischen Raubzugplänen Ungarn   gegenüber Desterreich als Ver- gegen die Sozialdemokraten beider Richtun­nimmt, als man hofft, daß ihr nicht freie der Friedrich und Ozstenburg erscheint in mittler angeboten hat. Die Ungarn   müßten gen eröffnet. Hand gelassen ist, so halten die ungarischen erster Linie die österreichische Arbeiterschaft von Blindheit geschlagen sein, wenn sie diese So sind auch heute für S. B. D. und U. Karlisten die Stunde für gekommen, ihre bedroht, denn über Desterreich soll die Ver- Schwäche nicht sehen würden, fic verschlep- S. P. D. die Streitpunkte gegenstandslos monarchistischen Restaurierungspläne in die bindung mit den bahrischen Monarchisten pen denn auch die Verhandlungen durch geworden, die zur Spaltung führten, die Tat umsetzen zu können. Daß, um diese hergestellt werden. Ist erst einmal der allerlei hinterhältige Züge und vollenden in- Saltung im Kriege und die Haltung gegen­Pläne zu verwirklichen, Ströme von Blut Durchbruch zwischen Budapest   und München   dessen ihre militärischen Rüstungen. über Moskau  . Sich gegenseitig das wirk­

fließen, alle Schrecken des Krieges, vereint gelungen, dann hoffen die Monarchisten, in Die von Ungarn   ausgehende Gefahr liche oder vermeintliche Sündenregister der mit jenen eines ununterbrochenen Bürger- der Vereinigung gestärkt, mit Republik   und wächst von Tag zu Tag, in weiterer Folge Vergangenheit vorzuwerfen, führt zu nichts, frieges in weiten Gebieten Mitteleuropas   Demokratie und in den anderen Staats- auch für uns und die gesamte europäische als zum Wachhalten der Erbitterung und heraufbeschworen werden müßten, das ficht wesen aufzuräumen, die heute noch der te- Demokratie. Wir werden gut tun, ihr fest zum Verkennen der notwendigen gemein­die monarchistischen Strauchritter nicht im derherstellung der monarchistischen Reaktion ins Auge au bliden. So wie die österrei- famen Aufgaben der Gegenwart. entferntesten an. Ueber Schrecken und Mord, einen Damm entgegenstellen. So will die chische Arbeiterschaft es im entscheidenden Das hat man in Görlitz   übersehen. Die Tod und Leichen möchten sie Habsburg farlistische Bewegung die Burgenlandkrise zu Augenblid nicht an Festigkeit und Ent- geringschäßige und verletzende Art, wie man Thron wieder aufrichten, damit die schöne einem Vorstoß für die Wiederaufrichtung der schlossenheit fehlen lassen wird, der zum bort von der U. S. P. D. sprach, konnte Rangstufenleiter wieder erstehe, die ehedem alten monarchistischen Ordnung Europas   Sturme sich rüstenden monarchistischen Re- nicht anders wirken, wie ein absichtliches bie Hohen" und Niederen" sorgfältig benüßen und sie wird immer hoffnungsfreis aktion mit allen Mitteln entgegenzutreten, Berhindern der Einigung. auseinanderschieb, damit sie, die Mordoffi- diger und dreister, je unentschlossener und so werben auch wir es an Wachsamteit ge= Weit wichtiger noch, als diese Broßolatio. aiere und Hoflataien, die jeder ehrlichen zerfahrener sich die Entente gegenüber den genüber den Bersuchen der Horthysterung nen, bie man noch als Ungezogenheiten von Arbeit meit aus dem Wege gehen, sich im bisherigen Bersuchen der magharischen Kor- Europas   nicht fehlen lassen.

"

Strahlenglanze des Hofes sonnen und auflisten, den Frieden zu stören, zeigt. Wohl

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