28. September 1921.

Die Organisation des deutschen Land­proletariats in der Tschechoslowakei .

Von Leopold Wimmer( Krumau .)

Sozialdemokrat

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sorgen, daß die Gewerkschaft der landwirt­

Bohnkampf mit den Forst- oder Landarbeitern. I fähigen, kommt ihr zu. Sie verfügt über ganz| Ohne Sozialisierung der Landwirtschaft gibt arbeiter, wenn er eine Hütte und ebb and andere Mittel fet, unt burch eine planvolle Burückgebliebenheit der Landwirtschaft wird Wo sollte auch der Ferstarbeiter oder Land andere Mittel als ein Verband der feinland es aber feine sozialistische Gesellschaft. Die etwas Grund wirte und Häusler, befint organisiert sein als wie in der Gewerk und großzügige Aktion dieses Ziel zu erreinum Semmschuh der stürmisch vorwärts eilen­Obzwar wir mit den Ausführungen ter oder den Bergarbeiter aus der Gewerkschaft und kommerziell geschulte Kräfte zur Verfü- muß nun dafür gesorgt werden, die Landwirt­ſchaft. Es fällt niemanden ein, den Glasarichen. Ihr stehen größere finanzielle Mittel den Industriearbeiterschaft. Mit ihrer Kraft des Gen. Bimmer in Die Zentrale­pflichtet zu sein, seine Auffassungen, nicht, wenn er in Rohre die Hälfte der Schich- und heranbilden. giftimmen, glauben wir doch ver- ein feine Landwir: chaft betreibt. Auch dann schaftliches Genossenschaftswesen sich besorgen werkschaftskommission hat mit aller Wacht zu Die anläßlich der Grörterung der ten in der Glashütte oder im Schachte ver- Die nenossenschaftliche Berufsorganisation schaftlichen Lohnarbeiter mit der größten At Agrarfrage auf dem Parteitage at fäumen würde, vorausgesetzt daß es der Unter- ift gleich eine Stampforganisation gegen die tions- und Agitationskraft ausgestattet wird Der Gang der Dinge führt auch in der schaft würde darunter leiden. Ja, er kann und Kleinlandwirte fühlen sich dadurch von dieser ihren Einfluß, den sie durch die Induſtriear­nehmer zuließze. Die Aktionskraft der Gewerk- Bauern. Die mittleren und oft auch die und die Genossenschaft hat ihre Macht und Landwirtschaft zum Großbetrieb und zum So- soll Mitglied feiner Gewerkschaft feiner ge- Genossenschaft abgestoßen. Es können nicht beiterschaft errungen hat, in den Dienſt der zialismus. Wenn hie und da noch angenom nossenschaftlichen Berufsorganisation, der Kon Berufstämpfe unter ein und denselben Mit landwirtschaftlichen Genoſſenſchaft zu stellen. men wird, daß in der Landwirtschaft diefe Ent- umgenossenschaft und der politischen Organigliedern in einer Organisation geführt wer- Dies ist nun eine ihrer Hauptaufgaben der fie wicklung nicht zutrifft, so beruht sie darauf, daß fation sein. Aber wer die Verhältnisse und die ben, solange fie den Charakter von Klaffen sich nicht entziehen darf. ber Kleinlandwirt fich zäh auf der Scholle er- Dentweise unserer derzeitigen Häusler fennt fämpfen tragen. Sie wird dadurch gefährdet,

tuell find, zur Diskussion zu stellen.

Amt 13. November tritt der Parteitag der,

körper.

hält. Aber dies beruht nicht darauf, daß der wird dies ernstlich nicht verlangen können. zumindest in ihrer Aktions- und Agitations deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslo­Kleinbetrieb in der Production dem Großbe- In der Landwirtschaft wird durch diesen Auf kraft gelähmt. Salten wir diese Kämpfe von wakei zusammen. Ein Bunkt der Tagesord trieb überlegen ist, sondern darauf, daß er mit bau der Organisation nicht nur die Attions- der Genossenschaft sern und verweisen wir sie nung lautet: Die Sozialdemokratie und die feinen Familienangehörigen zum Arbeitstier fraft, sondern auch die gitationskraft der in die Gewerkschaft, wo sie hingehören, dann Landwirtschaft. herabſinkt und feine Bedürfnisse auf das aller- Land- und Forstarbeiter Gewerkschaft ge- bringt unsere Genossenschaft weit über den geschaffen werden, dann müssen wir auch lar Soll ein Agrarprogramm notwendigste cingeschränkt werden. Jede gei- hemmt. ftige und fachliche Weiterbildung unterbleibt. Kreis der Häusler und Kleinlandwirte. Fern heit schaffen, über die beste Form der Organi Die Produktionsweise wird immer rückstän- werkschaft ist die Eingliederung der Juleute schaft Schichten der Landbevölkerung in den Eine äußerst schwierige Aufgabe dieser Ge- von jedem Parteistreit, zieht die Genossen ftaion des Landproletariats. biger und trotz der größten Anstrengung und und Dienstboten. Diese Lohnarbeiter sind Bannkreis unserer Ideen, die wir auf einem Ausbeutung der Familienmitglieder müssen sie noch weit abhängiger als es vor furzer Zeit anderen Wege nicht erreichen können. Das Hauptversammlung des Verbandes ber Konkurrenz des Großbetriebes und der noch die Holzhauer waren. Aus eigener Kraft Vertrauen unserer Genossenschaftsbewegung großzagrarischen Politik unterliegen. Auch die können sie nicht Gewerkschafter werden. Der zu der Bauerſtand eingedrum der deutschen Selbstverwaltungs­Klein- und Mittellandwirte werden als Lohn Forstarbeiter kommt mit ihnen wenig in Be- gen und erleichtert die Agitation. Jeder Red­ist heute schon in arbeiter enden, sowie der einst tüchtige und rührung. Die Holzhauer leben meist in Holz- ner, der in den Bauerndörfern über genossen­mächtige Handwerkerstand geendet hat. Ge- hauerdörfern, die fast keine Bauern mit Dienst schaftliche Ideen spricht und von den genossen­lingt es aber all die profetarischen Schichten boten aufweisen. Mit der Forstverwaltung schaftlichen Errungenschaften der dänischen Sozialdemokrat".) Beim heutigen Verhand Sarisbab, 27. September. ( Eigenbericht des ber Landwirtschaft geistig zu heben, daß sie auf werden eigene Verträge abgeschlossen, eben- Susmaend" erzählt und dabei aufzeigt wie lungstag referierte der Bürgermeister Genoffe genossenschaftlicher Grundlage die Vorteile des so mit den Meierhofarbeitern. Das Arbeits- Der Zwischenhandel beseitigt wird und Arbeiter Goth ( Warnsdorf) über die Regelung des Broßbetriebes ausnüßen können und die Füh- verhältnis auf den Bauernhöfen interessiert und Bauern sich ergänzen, muß bestätigen, Subventionswesens der Gemeinden, wobei er rung in der Politik selbst in die Hand nehmen, fie wenig. Ganz anders der Häusler. Er hat daß er bei den Bauern das denkbar größte n auf die Finanzen der Gemeinden hinwies, die bann gelangen sie durch immer größeren Aus- fein Säuschen in den Bauernhöfen, steht mit tereffe findet. Den landwirtschaftlichen Gees geboten erscheinen laffen, äußerst sparsam bau des Genossenschaftswesen und den immer den Inleuten und Dienstboten beim Bauern noffenschaften der agrarischen Klopffecher steht umzugehen. Zu subventionieren wären: Un­mehr erwachenden Gemeinsinn, ebenfalls zum in Arbeitsgemeinschaft. Auch mit ihnen muß er mißtrauisch gegenüber. Er spürt, daß sie terstützungseinrichtungen, Jugendfürsorgeorga­Großbetrieb. er kämpfen und den Arbeitsvertrag gemeinsam nur so geleitet werden, daß sie der großagra- nisationen, Landeshilfsverein für Lungen­Die Agrarfrage ist daher auch eine sehr wich schließen. Steht der Häusler in der Gewertrischen Preispolitik dienen. Das Interesse der franke, Blindenschule in Aussig , das Taub­Hige Angelegenheit der Gewerkschaften und der schaft, so dringt er darauf, daß sich die Inleute Kleinen muß bei ihnen dem Interesse der stummeninstitut in Leitmerit, die Organisa Benossenschaften. Je nach den Verhältnissen und Dienstboten seiner Gewerkschaft anschlie Großen gegenüber zurückgestellt werden. Die tionen vom Roten Kreuze, der Deutsche Kul wird die eine oder andere Form der Arbeiter hen. Er ist doch unabhängiger wie sie und agrarischen Selopffechter können sich auch gar turverband und im übrigen solche Institute, bewegung in der Entwicklung der Landwirt- feine eigene Wohnstube ist der Zusammen- nicht die Aufgabe stellen, die Landwirte zur die für das ganze deutsche Gebiet von Wich schaft zum Großbetrieb und zum Sozialismus funftsort, in dem sie ihre gemeinsamen Ange- Gemeinwirtschaft zu erziehen bei ihnen statt tigkeit sind. Das Ansuchen ist nich in Bedeutung gewinnen. Das Landvroletariat legenheit beraten können. Der Agitator für den Egoismus den Gemeinfinn zu weden und an die einzelne Gemeinde zu richten erfällt in Bohnarbeiter und in Selbständige. Die gewerkschaftliche Organisation der Inlente fie durch die Genossenschaft zur Gemeinwirt sondern an den Verbandsvorstand. Nach Es steht für jeden Gewerkschafter fest, daß die und Dienstboten muß der Häusler fein. Er schaft zu befähigen. Sie wissen, daß die Ge- Erledigung der Debatte wurde die Resolu Gewerkschaft alle Lohnarbeiter zu einer ein- ist auch das Bindeglied zwischen diesen, den nossenschaft, wenn sie die Produktion erfaßt, tion Lodgman angenommen, in der es igen Kampffront zu vereinigen hat. In der Forstarbeitern und den Meierhofarbeitern in zum Schrittmacher für den Sozialismus heißt: In erster Reihe muß verlangt werden, Tschechosowakei trifft dies bei dem deutschen der gemeinsamen Gewerkschaft. werden muß. Darum fönnen ihre Genossen- daß mit der bisherigen Uebung der Zurück­Land- und Forstarbeiterverband nicht zu. Der Als Konsument gehört der Häusler sowie schaften über einen bestimmten reis nicht haltung der von den Steuerämtern eingeho­Häusler ist hier nicht als Lohnarbeiter bewer der Klein und mittellandwirt, der ja auch hinaus. Der Bauer begreift bald, daß eine benen Zuschläge gebrochen und die Aufteilung let sondern als Produzent den Selbständigen zum Proletariat gehört, mit den übrigen Ar- gemeinsame Genossenschaft mit den der betreffenden Beträge in erster Reihe nach angegliedert und mit dem Kleinlandwirt in beitern in die gemeinsame Genossenschaft. Arbeitern viel wertvoller ist, als eine, ohne dem Willen der Schuldner, dann aber weiter eine genossenschaftliche Berufsorganisation ein- Wenn sein Bedarf mehr in Kunstdünger, sie, aber mit den Großagrariern. Die großen nach den tatsächlichen Verhältnissen erfolge. gereiht. Der Aufbau der Organisation des Kraftfutter und anderen für die Landwirt Errungenschaften der Arbeiter und ihr ziel Die Versammlung beschließt weiter, die Ein. Landproletariats muß so sein, daß nicht die schaft nötigen Artikeln, statt in Milch, Gier, ficheres Vorgehen., macht auf sämtliche Land- lösung der den Gemeinden- und Bezirks­eine Organisation der anderen ihre Moitations- ett usw. besteht, so muß die Verkaufsstelle wirte den größten Eindruck und macht sie für Sparkassen gehörigen Kriegsanleihe. Die and Aktionskraft hemmt. In der Tschechoflo- in den ländlichen Gebieten diese Artikel füh eine mit den Arbeitern gemeinsame wirt- Resolution Polzl besagt: Das Gesetz be­wakei durchbricht diese genossenschaftliche Be- ren. Deshalb braucht die genossenschaftliche schaftliche Organisation sehr empfänglich. treffend die vorläufige Regelung der Fi. rufsorganisation die gewerkschaftliche Kampf- Front nicht in zwei Teile zerschnitten werden. Der Sinweis auf die dänische landwirtschaft nanzwirtschaft sei nicht befriedigend, front und schädigt die eigene Agitations- und Auch der Hinweis, daß es sich um Produzen- liche Genossenschaftsbewegung, die selbständig da es die grundlegende Regelung der Finanz­Aktionskraft. ten handelt, die für ihre Produktion genos- durch die Susmaend" geschaffen wurde, wirtschaft nicht beinhalte. Ueber die Be Gewiß ist der Säusler Produzent, aber senschaftlich organisiert werden, ist nicht stich stimmt für unsere Verhältnisse und für die deutung der städtischen Archive sprach Uni­leben fann er als selbständiger Produzent hältig. Wir haben unsere Genossenschaft über Zeit nicht. Als vor ungefähr 100 Jahren in versitätsprofessor Dr. Ottokar Weber, wo, nicht. Er ist auf Lohnarbeit angewiesen. Heute den Nahmen einer bloßen Konsumgenossen Dänemark die genossenschaftliche Bewegung rauf Oberbaurat Dr. Ba ch über die Woh­arbeitet er mit den Forstarbeitern, morgen schaft schon hinausgetrieben und sind zur ge- einsetzte, gab es dort keinen nennenswerten nungsbaufrage referierte. Hierauf sprach Be­mit den Meierhofarbeitern und dann mit den nossenschaftlichen Produktion geschritten. Wa- Großgrundbesitz, keine landwirtschaftlichen zirksobmann Dr. Tippmann über die Dienstboten und Inleuten beim Großbauern. rum soll sich nicht dieselbe Genossenschaft auch Lohnarbeiter und auch keine industrielle Ar- Bedeutung der Distriktsärzte, dann über Er bildet mit ihnen eine Arbeitsgemeinschaft um die genossenschaftliche Produktion in der beiterschaft. Es fehlte jede Arbeiterbewegung, die Errichtung einer deutschen Hebammen­und gehört auch in ihre Kampforganisation. Landwirtschaft fümmern. Die Erfassung der die eine genossenschaftliche Bewegung ins Le- Lehranstalt. Ein diesbezüglicher Antrag Besteht auch sein Arbeitslohn nicht immer in landwirtschaftlichen Prodrukte und ihre Ueber- ben hätte rufen können. Der Träger der ge- mit der Forderung auf Errichtung einer deut­Bargeld, fondern in Beistellung von Fuhr- leitung in die Verkaufsstellen, um den Zwi- nossenschaftlichen Bewegung mußte der Husschen Hebammenschule auf Kosten des Staates trert, Graferei oder Streu, so bleibt es doch schenhandel zu beseitigen, ist Aufgabe dieser maend" werden. wurde einstimmig angenommen. In die Ver­Aufgabe des gewerkschaftlichen Kampfes, auch Genossenschaft. Den Gemeinsinn der land- Die Entwicklung des industriellen Broleta- bandsleitung wurden gewählt: Bürgermeister biese Entichnung vertragsmäßig festzulegen wirtschaftlichen Vroduzenten zu wecken und riats ist weit über die Entwicklung des land- Dr. Walter( Teplitz ), Abgeordneter Cermat, und zu verbessern, und zwar gleichzeitig im sie zur genossenschaftlichen Produktion zu be- wirtschaftlichen Proletariats hinaus gedichen. Andraschke( Jägerndorf ), Fischer( Gablonz ),

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Hüdel- Nemec, Brag: Valuta österr. Krone Bürich 0.52. Der Lebenslauf einer menschlichen Arbeits­

biene.

Bu wissen sei es jedem, der's begehrt, Der Zettel hier ist tausend Kronen wert, Ihm liegt gesichert als gewisses Pfand Unmeng vergossenen Bluts in Kaiser Karls Land

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tat.

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nen Gefellen, der fast nie das Haus verließ und fich so fürsorglich ihrer zahlreichen Nachkom­menschaft annahm, nach Geführ zu schätzen wußte.

Wenn Orlita endlich Feierabend machte, setzte er sich vors Haustor. Auch so die Sonntag nachmittage. Einmal nahm ihn der Meister in den Prater mit, ein andermal nach Schön­ brunn . Voll Begeisterung und Staunen über all das Wunderbare, das er dort gesehen, kam er heim und zehrte jahrelang von diesen Erin­nerungen. Als er einmal zu Frohnleichnam auch den Kaiser mit leibhaftigen Augen zu sehen be­tam, war seine Sehnsucht nach persönlichen Er­lebnissen gestillt.

Damit die Wohltat allen gleich gedeihe, So stempelten wir gleich die ganze Reihe. Zehn, Dreißig, Fünfzig, Hundert sind parat, Ihr denkt Euch nicht, wie wohl's dem Volte In diesem Zeichen wird ein jeder selig!" Nach Weib und Liebe dürfte er kein Verlan­Goethe Faust, II. Teil. gen tragen. Mit diesem Höcker und diesem un 61 Jahre ist er alt geworden, der verwachse- geschlachten Klumpfuß ist man ja so froh, wenn ne, budlige Schneidergehilfe Arlita. Sein Leben einem nur die Straßenjungen' mal ungescho­war ein langer grauer Arbeitstag, muffig wie ren lassen. Besonders der Schusterlehrbub aus die Werkstätte eines Flickschneiders. Nun woll- der Nebengasse, ein rechtes Wiener Früchtl, ten die müden Augen nichts mehr taugen; der hatte es auf das böhmische Kameel" abgesehen. Lehrbub mußte ihm den Faden in die Nadel Na er hatte aber auch seinen kurzen dicken Kno­einziehen, den er bei dem Versuche einzufädeln tenstrick tüchtig zu fühlen bekommen, der Laus­zum Gaudium seiner Mitgesellen um Daumes- bub der impertinente. breite am Nabelohr vorbeistieß. Also zog es Orlita vor, zuhause zu bleiben Vor 40 Jahren war er aus seiner mährischen und immer das kleinste von Frau Meisterin Heimat nach der Auslehre nach Wien gekom- Sinderschar, das noch nicht mitgenommen wer­men wie so viele andere für Sie, die sonst so den konnte, zu betreuen. Orlita sparte, sparte reiche böhmische Scholle, kein Brot trägt. sich den Bissen vom Munde ab. Wenn schon Bei einem Landsmann fand er einen guten nicht zum Hausherrn ,,, wie sein Meister, so Posten urd in dessen Eyegesponsin, die das doch zum wohlbestallten Privatier mußte er Regiment im Hause führte, eine ihm wohlge- es auf seine alten Tage bringen. Mehr als die ünnte Meisterin, die sich den tüchtigen nüchter- Hälfte seines Wochenlohnes sendete er jeden

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Sonntag Vormittag noch vor der Messe vom fleiner Zwist um irgend eine Kleinigkeit, wie Favoriter Postamt in seine Heimat. Erst einen es schon so manchmal in den besten Familien Gulden, dann zwei, bis er es schließlich, als er vorkommt, veranlaßte Orlita seine Hypothek Altgeselle wurde, auf fünf Gulden brachte. Und beim Bruder zu kündigen. Nachdem er sich ein­dabei blieb es viele Jahre lang. Der kleine gehendst beraten, vertraute er sein Vermögen Bauernhof, auf demer als jüngster geboren war, der Wiener Kommunal- Sparkassa an. Er woll­als er nach Wien zog, derart mit Schulden über- te ja Wiener werden und da selbst damals für lastet, daß das Anwesen gerichtlich versteigert fein Erspartes ein Haus in Wien nicht zu er­werden sollte. Nach des Vaters Tode erbte es stehen war, so legte er wenigstens sein Geld sein Bruder schuldenlos. 5000 fl. ö. W. hatte bombensicher bei einem bodenständigen Wiener nun wohl Orlita als einzige Sypothek auf sei- Finanz- Institute an, für dessen volle Sicher­nes Bruders Gütchen, aber er darbte weiter, heit die so reiche Gemeinde Wien bürgte, wie wollte er doch einmal von seinen Renten leben. man ihm allenthalben fagte. Orlita war ein Und so ließ er sich von seinem Meister immer gar vorsichtiger Finanzier. nur die Hälfte des Wochenlohnes auszahlen 29 Tausend Kronen hatte er schon beisammen, und die andere Hälfte in die österreichische Post- als der Krieg ausbrach. Nun sparte er auf den sparkassa hinterlegen, zu welcher er unbegrenz- letzten Tausender. 30 Tausend müssen komplett tes Vertrauen hegte. Einen Gulden gab er der sein, dann wolle er sich zur Ruhe setzen. Gab Meisterin auf Mittagstost für die ganze Woche; dies noch zu 4% eine Rente von 1200 K jähr­Frühstück, eine Einbrennsuppe mit Brotschnit- lich, wovon er behaglich leben könne. Doch der ten, bereitete er sich selbst auf dem wackligen letzte Tausender wollte nicht mehr zusammen Stanonöfert, das für die Bügeleisen geheizt wur- fommen. Sein alter Meister war gestorben und de; das Nachtmal ließ er sich 3, später 5 kr. fo- in den Konfektionshaus, wo er endlich unter­sten. Gewöhnlich war es Preßwurst oder de- tam, gab man ihm nur mehr färglich entlohnte berkäs, das ihm der Lehrbub bringen mußte. Flidarbeiter arbeitete doch gar zu bedächtig Nur Sonntags Nachmittag, wenn er das Haus und altmodisch. Bittere Not tam über ihn, aber hütete und der Meisterin Jüngstes betreute, er rührte sein Erspartes nicht an. Nur die Zin­gönnte er sich einen Krug Abzug" und zwei fen wie es einem lugen Mann zukommt.... Kurze. Dann las er mit Behagen, das ,, Welt­blatt", das ihm der Meister für die ganze Woche aufgehoben hatte und gönnte sich wohl auch ein Siesta- Schläfchen. So würde es ihm alle Tage gehen bis er erst mal Privatier" geworden sei.

Was soll ich Euch noch weiter berichten? Ein

Vor einigen Wochen erregte bei den Schal tern der Desterr.- Ung. Bank ein verwachsenes humpelndes Männchen höchstes Staunen und unliebsames Aufsehen. Es kam mit einem Hau­Ifen alter Bantuoten und verlangte deren Um