1. Jahrgang. Nr. 28.

dem.

Sonntag, 2. Oktober 1921.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republik.

Redaktion und Verwaltung: Prag II.. Havličkovo nám. 32. Einzelpreis 70 heller. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Boſt monatlich 16-, Telefon 6795, nachts 6797. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Prag. vierteljährlich 48, halbjährig 96-, ganzjährig 192 Boßsparlassatonto 57544.

Kriegsvorbereitungen der Magyaren.

Befehung des Burgenlandes durch die Entente?

Römische Meldungen.

Friedensklänge.

. Für Deutschösterreich monatlich 120-8K, für Deutschland 16­Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

k.

holten Versuche unserer Vertreter, Ver-| lition und in die Regierung zuzustimmen be­handlungen herbeizuführen, fanden bisher reit wäre. Insbesondere scheinen über das In diesem Lande der Zufälligkeiten und nur Verständnislosigkeit und Ablehnung. Steuerprogramm Meinungsverschiedenheiten Wien , 1. Oktober. ( Eigenbericht des So- Unmöglichkeiten, der immer erbizten natio- Daß das nationale Bürgertum also schon zu bestehen, weshalb die Fraktion die Vorlage zialdemokrat") Aus Budapest wird gemel nalen Leidenschaften und Ausbrüche hyste- jetzt in der Verfassung wäre, den Weg zur des gesamten Steuerprogramme fordert, che det, daß die Mobilisierung des Jahr- rischen Haffes, kurz: in diesem mit allen nationalen Verständigung zu suchen, wird sie weitere Entscheidungen fällt. Der Beschluß ganges 1896 angeordnet wurde, die Jahr- Erbüben des alten Oesterreich behafteten man kaum erwarten können, denn die natio- der sozialdemokratischen Vertrauensmänner gänge 1898 und 1899 dienen bereits altiv. Lande, spricht man wie einst im Mai wieder nalen Parteien des deutschen Bürgertums von Berlin , der sich gegen den Görlitzer Par­Das Oberkommando der Freiſchärler ist in von der Liebe. Gerade als wäre ein Re- suchen gerade im nationalen Streite das teitagsbeschluß richtet, scheint nun bewirkt zu Oberwag. Der Oberkommandant ist Pro- gisseur von Reinhart'scher Kunstfertigkeit Mittel zur Stärkung, während die tsche- haben, daß die sezialdemokratische Reichstags nay. In allen Orten des Burgenlandes la- am Werke, bietet sich dem überraschten Auge chischbürgerlichen Parteien noch immer nicht fraktion wenigstens die Unabhängigen fragt, ob gert reguläres Militär in größeren Mengen. Die ungarischen Banden planen für die näch ein schier blitzschneller politischer Szenen- daran glauben wollen. daß der Staat der und unter welchen Bedingungen sie in die Re­ften Tage größere Unternehmungen. Sie wechsel dar: eben noch durchzogen, als vor- Berrüttung entgegengehen muß, wenn ein gierung einzutreten bereit wären. Es sprechen werden wahrscheinlich im Gebiet von Brud läufig lettes Glied in der Reihe der natio- großer Teil seiner Bürger ihm fremd oder viele Anzeichen dafür, daß der Görlißer Kva­angreifen. nalen Straßentrawalle, von geheimen und ablehnend gegenübersteht. Wenn nun aber litionsbeschluß tatsächlich eine Ueberraschung Planmäßige Sabotierung der Über- nicht mehr geheimen Fäden geleitete Men- auch nicht zu erwarten ist, daß die bürgerli- auch für die sozialdemokratische Parteiöffent schenmengen die Straßen von Brünn , laut chen Parteien die nationale Streitart be- lichkeit bedeutet. Tatsächlich waren die Erör gabe durch die ungarische Regierung. rufend die Bestrafung der Deutschen wegen graben, so brauchten die sozialistischen Par terungen der Partei vor Görlitz nur erfüllt Wien , 1. Oftober. Die Arbeiterzeitung ihres Fernbleibens von der Masarykhuidi- teien wahrlich nicht auf die vielleicht ein von den Distuſſionen über die programmrebi­meldet: Anfangs August hat in Budapest bei gung verlangend und den Abbruch einer mal reisende Einsicht des nationalen Bürsion. Es wurde nicht, wie das sonst in der deut Horthy eine Sihung der Parteiführer statt- deutschen Theatervorstellung erzwingend, gertums zu warten. Das Pravo Lidu" is schen Sozialdemokratie üblich ist, in allen Par­gefunden, in der sich Sorthy und alle Bartei- noch ist die Druckerschwärze gewisser zeitge- dieser Tage für die Beruhigung der natio teikonferenzen, die zum Parteitag Stellung führer mit Ausnahme des Abgeordneten Sza- nössischen Zeitungen taum trocken, in denen nalen Leidenschaften einoctveten und hat n men, über die Frage der Regierungsbil bo- Nagyatab für die Sabotierung der Ueber- verlangt wurde, daß von nun an mit den einer Annäherung der Tschechen an die dung diskutiert und beschlossen. Wenn der Par gabe des Burgenlandes aussprachen. Das Deutschen noch ganz anders als bisher ge- Deutschen , insuefonbere einer näherung teivorstand dadurch, daß er hierüber nicht recht Blatt meldet weiter, daß sowohl in Deden- sprochen werden müsse, als bisher und daß des tschechischen und deutschen orbeitenden zeitig einen Antrag der Parteiöffentlichkeit burg wie auch im Eisenburger Komitate ein es allerhöchste Zeit sei, ihnen neben anderem Boites das Wort gerebet. Soll der Weg zur Erörterung vorlegte, den Parteitag tafadh Brigadekommando der Freischarler errichtet Technik und Theater zu nehmen und schon aus den nationalen Wirrnissen au fruchtlich überrumpelt hat, es wohl den bekannten worden ist. In Oberbullendorf befindet erklingen in tschechischen wie deutschen Zei- barer wirtschaftlicher und sozialer Arbeit ge- Koalitionsbeschluß mit größerer Mehrheit fich ein Armeekommando der König- tungen einschmeichelnde Melodien, die man funden werden, soll das Proletariat aus Ber - durchzubringen, so machen sich nun doch die lich westungarischen Aufständischen". Ne­guläres Militär und ungarische Gendarmerie für Friedensschalmeientlänge halten fönnte. splitterung und Ohnmacht zur Bereinigung Folgen dieser Vorgangsweise deutlich bemerk stehen an den Grenzen der Zonen A und B Dem Miniſtervräsidenten Benesch wird die und au ienem Einfluß gelangen, den es sei- bar. Wenn so ähnlich wie in Berlin in ande­und werden täglich verstärkt. Dort seien auch besondere Mission zugesprochen, eine Aen- ner Stärke und Bebenung nach beanspru- ren großen Parteizentren die Parteintitglieder technische Bataillone. derung des bisher gegen die Deutschen ge- chen kann, dann muß in der Tat das, was gegen den Görlizer Beschluß Front machen, richteten Kurses zu vollziehen und gerade es heute trennt: die Nichtverständigung über so wird der Parteivorstand und die Reichs­das Ministerium ber allnationalen tschechi- die nationalen Streitkragen, befeitint wer- tagsfraktion wohl nicht imſtande sein, den Be schen Koalition soll es sein, das die Eig- den. Zeit und Verhältnisse sind reif dafür. schluß durchzuführen. Um sich offenbar die Si­nung besitzt, das Verhältnis zu den Deut- Unsere Partei ist in jedem Augenblick be- tuation zu erleichtern, hat nun die Fraktion schen aufzutlären und den Boden für neue reit, sich mit den tschechischen Genossen an beschlossen, an den Vorstand der U. S. P. her­Rom, 30. September. Die Tribuna" politische Gebilde vorzubereiten. den Beratungstisch zu setzen und alle Vor- anzutreten, um festzustellen, ob und unter wel schreibt zur italienischen Vermittlung in der Man ist in diesem Staate drei Jahre recht schläge, die cine Einigung ergeben können. chen Bedingungen diese eventuell bereit sei, burgenländischen Frage. Unbeschadet der Ver- ausgiebig zum Pessimismus erzogen wor- in Beratung zu ziehen. Wir verhehlen uns in die Reichs- und preußische Regierung ein­mittlung besteht das Ultimatum der Entente. mittlung besteht das Ultimatum der Entente. den und gerade wir, deren mühseliges, von nicht: die Erfüllung der Aufgabe. die dem zutreien. Wir sind der Meinung, daß zwischen Ungarn muß bis 4. Oktober Westungarn räu­ment. Erst dann, in einem zweiten Zeitpunkte, Enttäuschungen begleitetes Wirken für den Broletariate dieses Staates aeſtellt ist, um zwei sozialistischen Parteien nicht solche išeit wenn die Vermittlung einen günstigen Boben nationalen Frieden eigentlich nur die Fort- feine lang genug zerrissene Einheit zu bestellungen" zu machen wären, sondern es hätte für beiderseits zu gewähende Stonzessionen ſetzung dieser in Oesterreich vielgeübten gründen, ist nicht leicht, aber Entschlossen müssen vor dem Görlizer Parteitage in alter finden wird, wird vielleicht ein Plebiszit in Tretmühlenarbeit ist, haben Anlaß, gegen heit und guter Wille werden uns zum Deffenltichkeit zwischen der S. P. D. und der Dedenburg stattfinden. Die Ententemächte über den von allen Seiten ertönenden Frie Ziele führen. Wohlan, wir sind bereit! werden das geräumte Gebiet provisorisch be- benswünschen, unglauben zu bewahren. Zu, fehen oder die innere Verwaltung übernehmen oft haben wir die einsichtigen und besonne­durch die Verschung von englischen, französi nen Schichten der tschechischen Nation schen und italienischen Offizieren in die lotale ebenso wie früher jene der deutschen , vor Wie der Berliner " Sozialdemokratische Par­Gendarmerie. Diese würden auch die Freiheit dem Einfluß der Phrase und dem Terror teidienst" mitteilt, hat die sozialdemokratische des Plebiszites garantieren, das wie man der Straße mutlos zurückweichen geschen, Reichstagsfraktion am Freitag glaubt, stattfinden wird. als daß wir die jetzt da und dort aufflat- Abendstunde sogenben gefaßt: Tom, 30. September. ( Jtal. Preßbüro.) ternden Friedenstauben so leicht für Vor­Ueber die Situation im Burgenlande und die boten des Willens zur Anbahnung friedli­diplomatische Altion Italiens freibt Gior cher Beziehungen zwischen den Nationen nale d'Italia", Italien wolle jebe bes Staates halten können. Daß die Er­Komplitation in den Donaulän- tenntnis von der Nutzlosigkeit und Verderb­nehmen mit der Entente. Die Verträge, die lichkeit des nationalen Kampfes- die bei den Bürgerlichen beider Lager wohl die die durch die Habsburger unterdrückten Völler Voraussetzung des Erwachens des Willens befreit haben, haben in Mitteleuropa ein zur Verständigung wäre sich Bahn ge­neues Gleichgewicht geschaffen, das Italien brochen hat, dafür bieten ein paar freund­um jeden Preis erhalten wolle. Die Verbün- lich abgestimmte Zeitungsartikel und ber deten sind mit Italien einig, wie auch Italien einzelte Reben keine ausreichende Gewähr. Berlin , 1. Oktober. ( Drahtbericht des mit n in ihrer Politit, die dahin zielt, den Wenn der Wille wirklich vorhanden ist, das Sozialdemokrat".) Die Fraktion der 11... germanischen Imperialismus im Baume zu Berhältnis der Nationen des Staates zu hat einen Beschluß gefaßt, worin ertlän Halten. einander flarzustellen und nach den For­wird, daß die 11. S. P. D. den Bestand der Ne­publit sichern werde und daß das bisherige Ka Ein abgeschlagener Bandenangriff. men ihres Neben- oder Zusammenlebens zu binett Wirth bleiben könne. Um den Eintritt Wien , 1. Oftober. Amtlich wird gemel- fuchen, worüber die halb und ganzamtĭt= der Volkspartei in die Regierung zu verhin det: Am 30. September abends hat eine un- chen Zeitungslobereien für das neue Mini­Die Frattion beschloß weiter, an den Bor- dern, erklärt die U. S. P. D. , das Kabinett garische Abteilung die steirische Grenze an der sterium gar nichts besagen, dann kann der Eisenbahnlinie St. Gotthard- Fehring über- Glaube daran nur erstehen, wenn die Re- stand der U. S. P. D. heranzutreten, um feft- Wirth zu unterstüßen. Um die Heranziehung schritten und bei Hohenbrugg( 2 Kilometer gierung und die Parteien felbft sich ent- zustellen, ob und unter welchen Bedingungen der Arbeiter der sozialdemokratischen Partei von der alten Grenze) auf steirischem Boden schließen, das Gebiet der allgemeinen Re- diefe eventuell bereit sei, in die Neichs- und und der Massen zum Schuhe der Republic aus­führen zu können, stellt die U. S. P. D. fol­Maschinengewehrfeuer eröffnet. Eine unserer bensarten zu verlassen und Anbot wie An- preußische Regierung einzutreten. Dieser Beschluß der Reichstagsfraktion stüßt gende Forderungen auf: Heranziehung der be­Vatrouillen hat die Bande nach kurzem sprüche flar und unzweideutig zu umschrei­Feuergefecht

dern vermeiden. Es handle im Einver­

-O-

Nach Görlitz .

1. S. P. verhandelt werden. Dann hätte es am Parteitage eine flare Situation und feine Ueberraschungen gegeben, und es wäre ein Parteitagsbeschluß zustande gekommen, hinter dem wirklich und unbewußt die Mehr heit der Partei steht und infolgedessen aud) in später hätte in Vollzug gesetzt werden können. Wen Die fozialdemokratische Reichstagsfraktion es aber der Reichstagsfraktion vielleicht über erklärt zu der Frage der Umbildung der Re- haupt nur darum zu tun ist, die U. S. P. it gierung: 1.) Bu einer gesamten Demission befragen, weil sie weiß, daß sie nein jagen des Kabinettes Wirth ist keine Veranlassung. wird, also diese Feststellungen nur zur Ensfa Es kann sich bei einer eventuellen Erweite- tung und zur Rechtfertigung des Görliser Be rung der Regierung vielmehr um eine um schlusses erfolgt, wäre dies ein Vorgehen, das bildung des Kabinettes Wirth handeln. her nicht geübt wurde und das wohl auch nicht immerhin zwischen sozialistischen Parteien bis 2.) Bevor die Umbildung der Regierung her nicht geübt wurde und das wohl auch nicht vorgenommen wird, muß eine Einigung Proletariats dienen fann. dem Sozialismus, dem Befreiungskampf des über den Teil des Regierungsprogrames Proletariats dienen kann. erzielt sein, der die Stellung der Regierung zur demokratisch- r: publikanischen Staats­form und die zum Schuße der Republik zu ergreifenden Maßnahmen farlegt. 3.) Cine Entscheidung über die eventuelle Umbildung der Regierung lann die Fraktion erst fällen, wenn das gesamte Steuerprogram bor liegt.

"

zurüdgeworfen, wobei 1 Wehrmann leicht ben. 9tur fo fönnen die Streittelle einan sich offenbar auf das Ergebnis der Verhand- fikenden Klassen zu den Steuern, wirksame folgte die Banden und nahm ihnen einen wird, was sie wollen. Bis nun ist noch nicht bildung des Stabinetts Wirth. Die Reichstags- lisierung des Kohlenbergbaues und eine ver­Bori mit Maschinengewehrausrüstungen, Ba- einmal dieſer erste Schritt getan worden, die fraktion formuliert die Bedingungen, unter de nünftige Führung der auswärtigen Politit. conengurten und Sandgranaten ab. Mach nationalen Parteien beider Lager besigen en bie sozialdemokratische Partei einer Er- Unter diesen Bedingungen wäre die 11. S.. Meldungen der Patrouille sind mehrere Ban- fein Programm, das die Grundlage zum meiterung der Reglerungsmehrheit und dem entschlossen, bas Kabinett Wirth zu unter­Berhandeln bilben könnte und die wieder Eintritt der deutschen Bolkspartet in die Roa- gen

benmitglieder vertvundet worden.