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2.2

An die Kreisgewerkscha Kommission

Telegramm- Udrege: Sozialbeniotrat, Brag. Boltidedamt 57544.

Juferate werden laut Tar billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

demokrat

Zentralorgan der veutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 13. Oktober 1922.

Gelbe Leimspindeln. Der Streit der Ditrauer Kohlenarbeiter.

Das Beispiel der Kommunisten macht

Bezugs- Bedingungen:

Bei Zustellung ins Haus ober bei Bezug durch die Post

monatlich.. 16.­vierteljährlich 48.­

balbjährig

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96.­

ganzjährig. 192.­

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Auditellung

ven Dienustripten erfol nur bei Einsendung der Retourmarlen.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Nr. 241.

Schule. Nachdem sie jahrelang an der Zer- Beichluß der Reichstonferenz: Wenn bis zum 14. Oftober feine Einigung, lehnen diese Ehre ab! Es iſt nicht auszuden.

Jo ab 17. Ottover Gesamtstreit aller Bergarbeiter.

Prag, 12. Oktober. Heute tagte im Lidoby dum in Prag unter dem Vorsiße Jaro ( ims, Brožite und Bisarovics bie Reichstonferenz der Bergarbeiter, der 67 Dele­nach den Referaten Pohls und Brdas wur­gierte der brei foalierten Berbände beiwohnten. den folgende Beschlüsse

einstimmig angenommen:

I.

Die am 12. Oftober 1922 in Prag tagende der Ostrauer Bergarbeiterstreit Reichskonferenz der Bergarbeiter stellt fest, daß von den Unternehmern absichtlich provoziert wurde. In der beim Abschluß des Generalstreifes im Feber 1922 getroffenen Vereinbarung, welche außer den Bergarbeitern auch von den Bergwerksbesigern und von der Regierung gefertigt ist, wurden die Grundsäße festgelegt, unter welchen im Falle eines Preis­abbaues der Lohnabbau stattzufinden hätte.

trümmerung der Einheit der Arbeiterbewegung gearbeitet, durch die Zerschlagung der Neuner­kommission das Zustandekommen des Welt­proletarierkongresses verhindert und alle Eini­gungsbestrebungen der sozialistischen Arbeiter. fchaft verhöhnt haben, suchen sie, da die Wir. tung ihrer anderen Schlagworte nunmehr schon vollständig versagt, mit dem neuen Schlagwort von der Schaffung einer proletarischen Ein­heitsfront" die Arbeiter zu födern. Dieser de­magogische Kniff scheint unseren Deutschgelben gewaltig imponiert zu haben, denn sie beeilen fich, ihn nachzuäffen. Man traut seinen Augen nicht, sie, die Schußtruppe der deutschen Rapi­talistenklasse, sie, die Söldlinge der Monar­chisten und Hakenkreuzler, sie, die noch vor wenigen Tagen jeden Versuch der deutschen Sozialdemokraten, zu den tschechischen Klassen­genossen hinüber Brüden zu bauen, zur Ur­sache der rüdesten Schimpfereien machten, ur­plöglich als Befürworter der- proletarischen Einheitsfront fich produzieren zu sehen! Die Kommunisten glauben ihr Schwindelmanöver weiß Gott wie schlau angefangen zu haben, für noch weit schlauer mögen sich die Deutsch­gelben halten, denn sie glauben, gleich zwei Eisen im Feuer zu haben: die Einheitsfront mit den Deutschbürgerlichen und nun als neues Eisen im Feuer die proletarische Einheits­front. Die affenartige Behendigkeit, mit der fich die Deutschgelben aus Gegnern und Be­geiferern des internationalen Busammenschlus- trägen diesen Grundsatz einzuhalten. Beweis: ses der Arbeiterschaft zu seinem Verkünder ge­wandelt haben, ist wohl aller Anerkennung wert, aber der Trick ist doch zu infam und zu durchsichtig: die Deutschgelben möchten eben­so wie die Kommunisten die Not der sich nach Hilfe sehnenden Massen ausnüßen, damit viel­leicht doch ein paar Arbeiter auf den neuen deutschgelben Leimspindeln hängen bleiben. Um den Plan auszuführen, fehlt nur noch cines: die Arbeiter, die so dumm sind, den Gimpelfängern in die aufgestellte Falle zu gehen.

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Die Bergarbeiter haben immer an diesem Grundsaße festgehalten, obwohl das ein unge. wöhnliches Opfer für sie bedeutet, da ihr Ein­tommen durch Feierschichten um 40-60 Pro­gent gekürzt ist.

Die Reichstonferenz ertennt diesen Grundsay vom 10. Feber 1922 noch heute an und die Bergarbeiter sind bereit, in allen Revieren bei Regelung der Lohnfragen bezw. Abschluß von Kouettiv- Ver­die jüngsten Kladnver Lohnverhandlungen.

II.

lehnend verhalten. Man denke: die Deutsch­gelben lassen sich herab, mit uns in eine pro­fetarische Einheitsfront" zu treten und wir fen! Zwar haben die Deutschgelben, wie Herr Krebs weiter schreibt, nicht die Absicht, mit IV. der Sozialdemokratie in eine dauernde Front" zu treten, denn dazu sei diese Partei- bitte Dem Borschlag auf Teilung der Ar- wörtlich! viel zu schlapp", aber- und beitszeit für die Obertagsarbei- jeßt beginnt das deutschgelbe Herrchen zu er ter gemäß dem Antrage der Ostrauer Berg zählen, daß seine Partei glaube, es nicht ver­werks befizer fann die Konferenz nicht zuſtim antworten zu können", der Arbeiterschaft in men, sie stellt sich auf den Boden des Gesetzes über die achtstündige Arbeitszeit sowie der Ver- dieser Zeit höchster wirtschaftlicher Not nicht ordnung des weinist. für offtl. Arbeiten vom 17. dic äußersten Mittel zum Kampfe gegeben April 1920, 3. 16.548/ V- 22 über Sechsstun zu haben". Ja, wahrhaftig: Krebs, Jung und denschicht an Samstagen und stellt ausdrüdlich die Ihren wollen der Arbeiterschaft die äußer­fest, daß tein Revier das Recht oder die ſten Mittel zum Kampfe" geben! Genau so Bollmacht besist, über Fragen der Verschreibt es Herr Strebe. Um die Arbeiterschaft längerung der Schichtzeit zu un- wäre es schön bestellt, wenn sie hätte warten terhandeln. müssen, ehe ihr ausgerechnet die Deutschgelben die Mittel zum Kampfe" geben! Leider ist Die Loalierten Bergarbeiterverbände wer- das Gedächtnis der deutschen Arbeiterschaft den ermächtigt: nicht so schwach, um nicht zu wissen, daß dieser Falls der Ostrauer Streit gemäß Bereitstellung der Kampfmittel" durch die den oben festgelegten Grundsägen nicht lang- Deutschgelben zwanzig Jahre schurkischesten bis zum 14. Ottober 1922 Klassenverrates dieser Partei vorangehen, daß beendigt werden kann, alle Vorbereitungen sie sich seit eh und je als die Stoßtruppe des zu treffen, um ab 17. Ottober 1 den Unternehmertums und der bürgerlichen Par­Gesamtstreit aller Bergarbeiter der Re- teien betätigt hat und daß auch heute noch publik zu proklamieren. neunzig Prozent des Inhaltes ihrer Neden

V.

Die gleiche Vollmacht zur Proflamierung und ihrer Blätter der perfidesten Verleumdung des Gesamtstreifes wird den foal.erten Ver- der Sozialdemokraten gewidmet sind. Dabei bänden auch für den Fall erteilt, daß in irgend unterfängt sich diese Gesellschaft, die niemals einem Revier die Bergarbeiter in der berechtig ein anderes Ziel tannte. als der Arbeiterbe­ten Abweur gegen Unterneomeranschlage auf

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die Lebenshaltung der vergarbeiter zur Ar- wegung Stnüppel zwischen die Beine zu werfen beitsniederlegung gezivungen sein sollten und und ihren Fortschritt fläffend zu begleiten, zu die Bereinigung unter den unter Punit I. an- behaupten, die Sozialdemokratie sei ihres geführten Grundsätzen nicht möglich ist. ist wahrhaftig toll!- ,, viel zu schlapp". In Befolgung des obigen Grundsatzes In der Tat: von Schlappheit" fann nimmt die Reichskonferenz den Bericht über man bei den Deutschgelben nicht reben, denn die am 11. Oftober 1922 beim Ministerium Die Streitlage im Oftrauer Revier. Die verstehen es, sogar in zwei Einheits­für öffentliche Arbeiten stattgefundenen Ver­Mähr. Oftrau, 12. Oktober .( Tsch. P.-B.) Der fronten zu gleicher Zeit zu stehen: in der pro­handlungen zur Beilegung des Ostrauer Strei­tes und die gemachten Zugeständnisse unter der Bergarbeiterstreit dauert an. Im Revier herrscht( etarischen und in der Einheitsfront mit der Boraussetzung zur Kenntnis, daß die übri. Ruhe. Der Moravskoslezsky Dennit erfährt, daß der ersteren möchten sie sich den Alibibeweis Durch den Ruf nach deutschen Bourgeoisie! gen Bestimmungen des Lohnverdie Witlowiger Stahl- und Walzwerke, in denen der ersteren möchten sie sich den Alibibeweis 1000 Arbeiter beschäftigt sind, infolge des durch vertreten, um desto eifriger in der Gemein dafür schaffen, daß auch sie Arbeiterinteressen den Streik verschuldeten Kohlenmangels die Ar- schaft mit den Vertretern der bürgerlichen Klaj­beit eingestellt haben. Aus denselben Gründen hat jen mittun zu können. Daß die Deutschgelben die chemische Fabrit der Firma Himmelhauer die nicht daran denken, aus der Gefolgschaft der

trages unverändert bleiben.

III.

In Befolgung der unter Punkt I genann ten Grundsätze sind die Bergarbeiter bezw. die toalierten Bergarbeiterverbände bereit, in allen anderen Revieren die fünftigen Lohnverhand- Arbeit eingestellt. lungen zu führen und abzuschließen.

Arbeitslojenunterstützung und Arbeiterentlassungen. Interventionen des Abg. Roscher. Am 9. Oftober intervenierte Abg. Genosse

durch das Gewerbeinspektorat und die zuständige politische Bezirksverwaltung neuerliche Ver handlungen mit den genannten Firmen wegen Rüdgängigmachung der Entlassungen statt finden sollen.

Um an dem Schwindel teilzunehmen, dazu wurden die Deutschgelben von den Kom­bürgerlich- Tapitalistischen Parteien auszutre­munisten geradezu eingeladen. Am 5. Oktober ten, gesteht auch Herr Krebs: Wir haben ließ der Reichenberger Vorwärts" folgende offen und ehrlich die Hand zu einer pro­Einladung an sie ergehen: Wir erklären, daß Ietarischen Kampfgemeinschaft gereicht. wir deutsche nationalsozialisti iche Arbeiter, die ernstlich bestrebt genau so, wie wir im Kampfe um unser Volkstum eine nationale Sampfge­find, gegen den Lohnabbau zu kämpfen, ge= wiß nicht ablehnen würden". meinschaft gebildet haben." Die Mannen Dem des Jung und Krebs möchten also hüben und fommunistischen Vorwärts" sind die Deutsch­auch drüben stehen: bei der international ge­gelben Fabrikantenknechte auf einmal natio- Roscher beim Minister Habrman wegen nalsozialistische Arbeiter" und in überquellen- der Arbeitslofenunterſtüßung im Reichenberger der Arbeitslosenunterstüßung durch den Staat sengegnern, den agrarischen Volksauswucherern, Weiters wurde wegen Rüdpergütung schlossenen Arbeiterschaft und bei deren Klas­dem Wohlwollen hält er die deutschgelbe Gilde Bezirk für die Bauarbeiter und für jene Arbei. für die Firmen Lurie u. Bauer, Gummiband den fapitalistischen Lohnfürzern und den fleri, jogar für fähig, ernstlich" gegen den Lohn- ter, die bereits ein halbes Jahr lang die Unter- fabrik und Julius Osterfeber, Chenilleweberei, falen Reaktionären. Die alle zusammen erschei abbau zu tämpfen". Haveman J. W. Die freundliche Aner- stübung bezogen haben. Der Winister abman beide in Brüſau , und für die Firma I. u.. nen den Deutschgelben weniger schlapp" als fennung beeilte sich der Abgeordnetenflub der hat auf Grund dieser Intervention sofort an Sauser in Teplit im selben Falle interveniert. bas Finanzministerium den Antrag gestellt, daß

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die Sozialdemokraten, denn mit ihnen geden­

zutreffe.

Deutschgelben sofort dankend zu quittieren und die Arbeitslosenunterstüßung für Bauarbeiter von Am 11. Ottober fand über Einschreiten der fen fie schon in dauernder Front zu bleiben. er billigte" das in einzelnen Orten erfolgte fechs auf awölf Wochen erhöht wird Textilarbeiterorganisationen beim Ministerium dieses schöne Bekenntnis ist denn aud) sogar Zusammengehen seiner Parteigliederungen" und daß die Bezugsdauer der Arbeitslosenunter für soziale Fürsorge eine neuerliche Beratung mit anderen fozialistischen Parteien". Andere ftüßung für jene Arbeiter, die bereits durch sechs mit den Organisationen der Textilindustriellen den Kommunisten zu buni und so sucht denn sozialistische Parteien damit möchten die Monate die Unterstützung bezogen haben, ver- statt, welche sich mit der Höhe der Rückvergütung die Aufsiger Internationale" vom Vor­der Arbeitslofenunterstützung durch den Staat an wärts" und seiner Freundschaft für die Deutsch­Deutschgelben glauben machen, daß auch sie längert wird. eine sozialistische Partei sind, zu welchem Läu- Weitere Interventionen des Genossen Roscher die Firmen, die ihre Arbeiter durch den Betrieb gelben abzurücken, indem sie erflärt, daß die nur jol­schungsversuch allerdings der Vorwärts" beim Ministerium für soziale Fürsorge fanden unterstützen, zu befassen hatte. In dieser Be- Kommunisten die Einheitsfront nur mit sol ihnen die Handhabe zu liefern bestrebt war. wegen Entlassung der Arbeiterschaft der ratung wurde neuerlich über Maßnahmen, um chen Arbeitern wollen, die auf dem Stand den Aber die fünf Manderin des deutschgelben Ab- Norddeutschen Wollfämmerei und Kammgarn. die Entlassungen zu verhindern, verhandelt. Auch des Klassenkampfes stehen, was auf die geordnetenklubs taten noch mehr. In ihrem pinnerei in Neudek und wegen der Entlassung an dieser Beratung nahm von Seite der Union fchen Nationalsozialisten, die vor die Go der Genosse Roscher teil. Wir wer ubi Beschluß verkündeten sie: Ein Erfolg( in dem in Wigstadtl statt. In beiden Fällen wird der den über den Ausgang derselben nachträglich gut cap Rampf gegen die rise. Anm. d. R. d. S.") Minister für soziale Fürsorge veranlassen, daß berichten. Der deutschgelbe Zauber war danach nicht kann jedoch nur dann erzielt werden. von langer Dauer. Der Versuch, sich in die wenn auch die beiden tschechischen Unsere Partei hat die jahrzehnte Arbeiterbewegung als ehrliche Kämpfer" ein­fozialistischen Parteien, die heute lassen. Die deutschgelben Macher wissen nur zu werden. der Regierungsfoalition angehören, aus dieser gut, daß schon das einfache Reinlichkeitsgefühl langen Schimpfercien und Verleumdungen der zuschleichen, ist nicht einmal bei den Kommu Erkenntnis die Folgerungen ziehen." Man Man von den politischen und sozialistischen Ge- deutschgelben Fanghunde der deutschen Kapi. nisten geglückt, die in der Wahl ihrer Mittel könnte sich dieser Erkenntnis, die eine Be- genfäßen gar nicht zu reden es ausgeschloß, talistenklasse auszuhalten gewußt, sie wird na- und Verbündeten wahrlich nicht wählerisch sind. stätigung der Richtigkeit unserer Bemühungen sen erscheinen läßt, daß Sozialdemokraten mit türlich auch das neueſte einfältige Manöver Es wäre ein Verrat an ihr selbst, wollte die auf Vereinigung der deutschen und tschechischen dieser Garde jemals auch nur einen Schritt der Deutschgelben heil überstehen. Jedenfalls foglalistische Arbeiterschaft jemals auch nur in Arbeiter als einzig erfolgverheißendes Mittel zusammengehen fönnen. Die selbstverständliche soll nicht verabsäumt werden, den Schwindlern die geringste Gemeinschaft mit den gelben Ha­fenfreuglern treten. Nein, sie bleiben was sic zur Bekämpfung der Krise und der sozialen Ablehnung einer solchen unsauberen Gemein- das Handwerk zu legen. Der beabsichtigte Zwed geht auch aus sind und waren: die Schädiger der Arbeiter­Reaktion aufrichtig freuen, wenn man nicht schaft wollen die Deutschgelben dann, daraus den schoflen Zweck dieses Liebeswerbens sehen ist der Plan angelegt, als die Verhinderung einem Artikel hervor, den Herr Krebs im bewegung, die Schänder der proletarischen So­und Wesen und Charakter der gelben Klassen- des Zustandekommens der proletarischen Ein- deutschgelben Tag" veröffentlicht, in dem er lidarität, die vertappten Helfershelfer der berräter nicht kennen würde, welche die so heitsfront" ausschreien, wobei sie sich einbil acgen die Sozialdemokraten den Vorwurf er Kapitalistenflasse, mit denen die klassenbewußte plöglich erwachte Vorliebe für die proletarische den, daß sie damit ein neues Mittel zur Deze hebt, daß ſie ſich bis zum heutigen Tage" Arbeiterschaft jedes Zusammengehen ablehnen Einheitsfront als dreiste Heuchelei erkennen gegen die Sozialdemokraten gefunden haben der proletarischen Einheitsfront gegenüber ab- muß.

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