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zwischen dem Kaiser von Rußland und dem Präsidenten Faure ges brauchten Worte Recht und Gerechtigkeit" nicht vergessen werden, welche im Jahre 1871 in bisher nicht wieder gut gemachter Weise verlegt wurden. So lange diese Rechtsverlegung nicht ausgelöscht sei, dürfe Frankreich der Durchführung der von Murawjew angerufenen Grundsäge nur dann zustimmen, wenn es Genugthuung für die Vergangenheit sich gesichert habe.

Unser Pariser Korrespondent schreibt uns:

Der urplögliche Abrüstungsvorschlag des Baren hat auch die französische Bresse voltommen überrascht, noch mehr als das: in fichtliche Verlegenheit versetzt. Barenfreundlich wie

die

die bürgerliche Presse ist, muß sie begeisterte Lobeshymmen auf die edle, großartige, unvergängliche" 2c. Initiative anstimmen. Unter den Zeitungen, die sich bisher geäußert haben, finden sich nur zwei, welche ganz offen die eigennüßigen Beweggründe des Abrüstungs- Vorschlages hervorheben. Es sind das sozialistische, Betite Republique" und die halbsozialistische Aurore", Organe, denen die Zarenfreundschaft von jeher verdächtig ist. Aber hinter den einstimmigen Lobeshymnen der übrigen Presse merkt man deutlich ein Gefühl der Beunruhigung, welches durch zweierlei Erwägungen verursacht wird. Einerseits befürchtet man, aus der geplanten Abrüstungskonferenz möchte ein allgemeiner Konflikt sich entwickeln; andererseits wird in den meisten Blättern namentlich die Elsaß Lothringer Frage als ein Hinderniß betont. Die Lösung dieser Frage nach den Wünschen Frankreichs wird als die selbstverständliche conditio sine qua non( unvermeidliche Vor­bedingung) der Abrüstung betrachtet. Einige Blätter versteigen sich sogar zu der Annahme, daß die russische Regierung bereits die schwierigsten Hindernisse", d. H. eben die Elsaß- Lothringer- Frage, überwunden haben müsse, bevor sie mit ihrem Vorschlag offiziell hervorgetreten ist. Ferner wird vielfach in dem gleichen Ideen­freis das Zusammenfallen des Vorschlages mit dem Jahrestage der Kronstädter Allianz- Trinksprüche betont... Diese optimistischen Bermuthungen dienen dazu, die Revanche Hoffnungen mit der humanitären Jdee des Weltfriedens versöhnen zu können.

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In erfreulichem Gegensatz zu den Halbheiten der bürgerlichen Presse stehen die Ausführungen der Petite République". Ohne sich über die möglichen Ergebnisse der diplomatischen Abrüstungs­Konferenz zu täuschen, hebt unser Pariser Parteiblatt die Vor­theile der Abrüstung für das internationale Proletariat hervor, ebenso wie insbesondere für die sozialistische Aktion in Frank­ reich :" So würde z. B. in Frankreich der dumme Chauvinismus verschwinden und erlöschen, der in den Händen der Neaktionäre die gefährlichste Waffe gegen die sozialistischen Lehren ist. Seiner Zukunft sicher, einerseits frei von Furcht einer Invasion und Zer­stückelung, und andererseits frei von der Revanche- Tollheit, könnte das Bolt fortan in aller Suhe für die Wahrnehmung seiner materiellen Intereffen sorgen."

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Aber gerade diese Aussichten sind für die Machthaber Frank­ reichs vielleicht in noch höherem Maße als für die Machthaber der anderen militaristischen Länder ein weiteres Argument gegen die Abrüstung. So schreibt bereits Cornély im Figaro", ein Journalist, dessen Eigenart im rücksichtslosen Aussprechen der brutalsten Gedanken der herrschenden Klassen besteht: Es ist sicher, daß die ungeheuren modernen Armeen eine fortwährende Drohung für den Frieden sind. Könnte man aber beweisen, daß fie wenigstens für gewisse Nationen( lies: für Frankreich ) nicht eine unentbehrliche nationale Schule der Disziplin geworden sind, eine Art höherer Kurse für Gymnastik, Patriotismus und Gehor­sam, darauf berechnet, das Werk der Schule( der flerifale Journaliſt meint die verhaßte weltliche Volksschule) zu vervollständigen oder vielmehr zu berichtigen?"

Im übrigen wird die nächste Bukunft, falls der zarische Borschlag ernst gemeint ist, zeigen, welchen Einfluß er auf die franko- russische Allianz ausüben wird bezw. inwiefern er von der Allianz unabhängig ist. Nach den Aeußerungen der best­unterrichteten Breßorgane zu urtheilen, scheint nämlich die französische Diplomatie in die Vorbereitungen des Ab­rüstungsvorschlags nicht näher eingeweiht worden zu sein, wie die Diplomatie der anderen Länder. Und wenn die Abrüstungsnote der russischen Regierung offen die Ohnmacht der von den großen Staaten geschlossenen Bündnisse" für die Aufrechterhaltung des Friedens eingesteht, so kann das wohl nichts anderes besagen, als daß der Zweibund für Rußland seinen früheren Werth verloren hat. Die französische Presse übersieht jedoch vorläufig viel= leicht nicht unabsichtlich diese Seite der Frage vollständig.- Aus England liegt die sehr bemerkenswerthe Aeuße rung der Times", des wichtigsten Blattes des Landes, vor. Es äußert sich folgendermaßen:

Wenn Frankreich sich dem vorgeschlagenen Abkommen gegen das Anwachsen der Rüstungen nicht anschließt, so muß auch Deutschland fortfahren zu rüsten; und so lange diese beiden Mächte einander gegenüber stehen, ist es müßig, sich Gedanken über Berwirklichung des allgemeinen Friedens hinzugeben. Es ist nicht unmöglich, daß der Schritt des russischen Kaisers die Zweifel, welche in der letzten Zeit in Frankreich wegen der pratti­schen Vortheile des russischen Bündnisses auf­tauchen, erheblich steigern tönnte.

Ueber die Aeußerungen der amerikanischen Presse wird der Frantf. 8tg." aus New- York gemeldet:

Die Zeitungen befürworten warm den Vorschlag des Zaren, weisen indeß auf die enormen Schwierigkeiten der Durch führung hin.

Aus Washington wird telegraphirt:

Die Sächsische Arbeiter- Zeitung" bemerkt:

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Wird nun die Konferenz praktische Folgen haben? Dazu ist fie nicht angethan. Wandel in diesen Dingen können nur die Völker schaffen, nicht die Regierungen, und am allerwenigsten der Selbstherrscher von Rußland . Aber für uns wird jene zarische Rundgebung von Nuzen sein. Sollen wir uns jetzt noch den Kopf zerbrechen über unsere Stellung zu den militärischen Rüstungen? Man vergleiche, was auf Seite 127 des Hamburger Pro­tokolls steht, mit den jezigen Ausführungen des Geschäfts­führers der militaristischesten aller Regierungen. Unvermeidlich", ,, wir können die Soldaten nicht mit Stockprügeln ausrüsten!" wer lacht da?!

Die Breslauer Vollswacht" sagt:

Wir meinen, der Militarismus ist derart eng verknüpft mit der vitalsten Interessen der herrschenden kapitalistischen Kreise und Klaffen, daß eine irgendwie erhebliche Einschränkung desselben auf dem vorgeschlagenen Wege unausführbar sein dürfte. Die Rheinische Zeitung " schließt ihre Betrachtungen mit dem folgenden Sate:

lich geraume Spanne Zeit zu verfolgen. Der Justizminister hat am Schlusse seiner ebenso flaren wie eingehenden Verfügung vom 19. November 1895, die sich mit der Ausführung des königlichen Er­lasses befaßt, anerkannt, bei dem Umfange des preußischen Staates und der dadurch bedingten großen Zahl der einschlägigen Ver­urtheilung sei es für ihn als die oberste Aufsichtsbehörde unmöglich, jeden einzelnen Fall der Verurtheilung mit bezug auf die Frage des bedingten Strafaufschubs zu untersuchen, daher habe er den Justiz­behörden einen erheblichen Einfluß bei Beurtheilung dieser Frage eingeräumt, um wesentlich auf grund der eingegangenen Berichte und Anträge und in der Regel ohne auf die Akten selbst zurückzugehen, auf grund der ihm ein für allemal ertheilten Ermächtigung die Bes willigung eines längeren Strafaufschubs zu ermessen."

Auf Befehl Seiner Majestät des Zaren wird in Europa eine antimilitärische Agitation unter den Regierungen entwickelt. Wir Eine für das Vereinsleben wichtige Entscheidung hat das wären Narren, wollten wir die Situation nicht ausnüßen. Die Landgericht in Riel gefällt. Der Genosse Holzhausen in Breez Zwecke, welche der Zar damit verfolgt, gehen uns nichts an, wir hatte am 15. Mai 1898 ein Vergnügen des Vereins deutscher Schuh­haben unsere eigenen Ziele, und sein Geschäftsführer thut ja nichts macher" veranstaltet. Außer den Mitgliedern des Vereins waren anderes, als daß er unsere Argumentation übernommen hat. auch einige Gäste gegen ein Entree von 50 Bf. eingeführt worden. Wollen wir aber die Situation ausnügen, so müssen wir die Nach Ansicht der Polizei hatte das Vergnügen infolge Einführung Dinge weiter treiben. Wir müssen, wie es bereits von Genosse der Gäste den Charakter eines öffentlichen getragen, wozu Kazenstein vorgeschlagen wurde, einen Gesezentwurf über Ein- eine polizeiliche Erlaubniß nicht ertheilt worden war. 5. führung der Boltsmiliz einbringen. erhielt deshalb ein Strafmandat von zehn Mark, wogegen gerichtliche Entscheidung beantragt wurde. Das Schöffen gericht in Preetz verurtheilte den Genossen Holzhausen wegen Ueber­tretung der Polizeiverordnung vom 22. Februar 1872 zu 10 M. Geldstrafe ev. 1 Tag Haft. Gegen dieses Urtheil legte der An­geflagte Berufung ein. Aber auch das Landgericht Kiel verwarf die Berufung mit der Begründung, daß es die Einführung von Gästen gegen Entree für festgestellt erachte und dadurch die Kriterien des Vergnügens gegeben feien. Das Jedenfalls ist mit der Anregung Rußlands die Gelegenheit der Oeffentlichkeit als Grundlage gegeben zur Prüfung, wie weit es den Regierungen ernst ist mit Berufungsgericht nahm zur Beurtheilung ihren Versicherungen, daß alle Rüstungen nur des Friedens der Sachlage die vom Staatsanwalt Stechow angeführte wegen geschehen und daß der eine Staat rüsten muß, weil der Ministerialverfügung bom 2. November 1884 an, wonach alle Vereinsvergnügen, zu denen Gäste eingeführt werden, als öffentliche Veranstaltungen anzusehen seien. Die Berufung des Angeklagten auf die bekannte Kammergerichtsentscheidung, wonach ein Vereinsvergnügen durch Einführung von Gästen gegen Entree sofern der Kreis ein abgegrenzter bezw. beschränkter ist eines öffentlichen trägt, fand keine Beachtung. Durch die wider in diesem Falle thatsächlich zutraf noch feineswegs den Charakter sprechende Auffassung des Kieler Landgerichts gegenüber der des Kammergerichts ist der Polizei abermals eine längst erhoffte Waffe zur Maßregelung mißliebiger Vereine gegeben.-

andere rüstet.

Angesichts der neu angekündigten Heeresvermehrungen ist es doppelt interessant, wie Deutschland sich verhalten wird. Das Hamburger Echo" erklärt: russischen Vorschlag mit um so größerer Wuth herfallen, als sich gerade jetzt in Deutschland wiederum eine neue Militärvermehrung vorbereitet. Diesen Plänen verseht das Vorgehen des russischen Baren einen schweren Schlag. Und bei den kommenden Ver­handlungen wird es ein Schauspiel für Götter abgeben, wenn sich die demokratischen Feinde des Militarismus für ihre Argumente auf den Selbstherrscher aller Russen berufen können!

Diese Militärfanatiker werden darum auch wohl über den

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Die Münchener Post" läßt sich folgendermaßen ver­nehmen:

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Die Generalversammlung des Kriegervereins zu Liebe mühl hat, wie dem Berl. Tagebl." aus Elbing gemeldet wird, acht Mitglieder ausgeschlossen, die bei der Reichstagswahl in sozial­demokratischem Sinne agitirt und gewählt hatten.-

Dieser Ukas des russischen Selbstherrschers beweist, daß die Auf der Erfurter Hauptversammlung des Verbandes Weltgeschichte zeitweise ironisch wird. Der Vertreter des aus deutscher Gewerbevereine brachte der Hoftapezierer Ostertag gesprochensten absolutistischsten Regierungssystems in Europa , der aus Karlsruhe eine Resolution ein, die im Sinne des gestern er­unumschränkte Herrscher eines seit Peter dem Großen auf Er- wähnten Schneider'schen Referats gehalten war. Dieselbe lautete: oberungspolitik ausgehenden Staates, richtet hier an die Militär- Die Hauptversammlung des Verbandes deutscher Gewerbe­staaten Worte des Friedens, wie sie in Deutschland seit Jahrzehnten vereine erachtet aus Gründen des Allgemeininteresses, insbesondere von den Reichsfeinden und Umstürzlern vergebens ausgesprochen zur Erhaltung eines lebensfräftigen mittleren und kleinen Handels­wurden. Das Väterchen" als Friedensapostel- eine bittere und Gewerbestandes eine wirksame Besteuerung der großen Waaren­Bille für die Molochsenthusiasten in Deutschland , Frankreich häuser für dringend geboten. Diese Besteuerung soll einerseits einen und anderswo. Nur schade, daß der Friedensengel an der Newa gerechten Ausgleich schaffen und andererseits eine zu schnelle und nicht einige Monate früher seine internationale Abrüstungs- maßlose Vergrößerung der größeren Waarenhäuser thunlichst verhüten. Hymne zu fingen begann, als unsere Marine- Enthusiasten mit Als eine derartige Besteuerung empfiehlt die Versammlung eine pro­so triftigen Gründen die Nothwendigkeit neuer Rüstungen be- gressive Umsatzsteuer in Verbindung mit einer progressiven Ertrag­wiesen. steuer bei Deklarationspflicht. Die Versammlung beauftragt die Indessen kommt die kaiserliche Kundgebung gerade rechtzeitig Verbandsleitung, diese Resolution zur Kenntniß der Regierungen zu genug, um den in Berlin an der Begründung der neuen deutschen bringen." Militärvorlagen arbeitenden Herren recht unbequem zu werden. In der Debatte fand diese Resolution getheilte Aufnahme. Der Der Hinweis auf die Rüstungen der anderen Staaten dürfte Borsitzende, Direktor Stomberg- Köln, erklärte: Sein persönlicher jegt, wo der für den Frieden gefährlichste Staat die Friedens- Standpunkt sei, von einer Beschlußfaffung Abstand zu nehmen, schalmei bläst, selbst bei dem militärfrommsten Spießer nicht mehr zumal tein Vertreter einen entsprechenden Auftrag von seinem ziehen. Und das seit 26 Jahren so wirksam verivendete Verein haben dürfte. Wenn jedoch ein Beschluß gefaßt werden russisch- französische Bündniß mit dem Schreckgespenst eines Krieges folle, dann sei es erforderlich, mit Rücksicht auf die große nach zwei Fronten verliert in dem Augenblide alle Körperlichkeit, Tragweite der Erklärung, letztere zunächst dem Vorstandsrath zur Berathung zu überweisen. wo Rußland Frieden und Abrüstung verkündet. Abg. Jacobstötter Erfurt be­Auf den Eindruck, welchen die Kundgebungen auf die großen zeichnete es als dringend nothwendig, in dieser brennenden Frage einen Staatsmänner der westlichen Stulturstaaten ausüben wird, darf bestimmten Beschluß zu fassen. Die Gefahr sei zu groß, als daß man gespannt sein. Angenehm ist ja die Situation für die General man einen Beschluß in dieser Beziehung noch hinausschieben könne. stäbler in Frankreich ebensowenig, wie für die romantischen Möchte- Es müsse möglichst sofort etwas geschehen, um den ehrlichen gernhelden in Deutschland . Und wenn auch die Konferenz- falls deutschen Kaufmann und Gewerbetreibenden vor der Erdrosselung fie überhaupt zu stande kommt wahrscheinlich kein anderes durch die Groß- und Ramschbazare zu schützen. Wenn die Vertreter Resultat zeitigen wird, als die mit ähnlichen wohlflingenden von ihren Vereinen auch feinen Auftrag haben, so tennen sie doch Sägen eingeleitete Arbeiterschutz- Konferenz, so bleibt doch die dent- zweifellos die Meinung ihrer Vereine. würdige Thatsache bestehen, daß der nackte Absolutismus die Nach kurzer Besprechung wurde dem Vorschlage Heurich, die Gemeingefährlichkeit des Molochsystems früher und rechtzeitiger Mißstände der Waarenbazare durch Fragebogen von den Mit­erfannt hat, als das konstitutionelle, scheinkonstitutionelle und gliedern feststellen zu lassen und den Vorstandsrath zu Schritten soziale Königthum, früher auch als das unter republikanischer zur Abstellung der Mißstände zu veranlassen, mit 51 gegen Firma Geschäfte machende Bürgerthum. Zunächst haben nun alle 45 Stimmen zugestimmt. Der Vorsitzende erklärte dann, der wahren" Patrioten und Kanonenschwärmer das Wort.

Politische Nebersicht.

Berlin , den 30. Auguft.

Die Abrüftungsfrage beherrscht die Erörterungen in der gesammten bürgerlichen Presse. Leider zeichnen sich die Besprechungen nicht durch Tiefe, sondern blos durch Breite und Flachheit aus, alle übrigen Fragen treten in den Zeitungen Die Note des russischen Ministers des Aeußeren Grafen völlig zurück. Der Standpunkt des Vorwärts", der auch in Murawjew hat die ernste Aufmerksamkeit der hiesigen amtlichen dieser Frage von dem der bürgerlichen Bresse start abweicht, Streise auf sich gezogen. Es herrscht der Eindruck, daß der Sieg wird sehr bemerkt. Ein Theil der Presse wundert sich, daß der Vereinigten Staaten über Spanien ein wir nicht in die Falle hineingegangen sind, die die Staatsmänner Faktor sei, der zur Vorbereitung der Note bei­getragen habe. Die hiesige offizielle Auffassung betrachtet den an der Newa geschickt zu stellen verstanden. Vielleicht lernen Plan des Kaisers Nikolaus als zur gegenwärtigen Zeit nun endlich die bürgerlichen Zeitungen, daß die Haltung der utopisch. Obgleich jede Aeußerung über die Haltung der Ver- Sozialdemokratie zum Militarismus und zur Auswärtigen einigten Staaten gegenüber der vorgeschlagenen Konferenz nur Politik doch etwas anderes ist, als der Tamtam der Friedens einer Muthmaßung gleichfommt, so lange die Einladung hier noch kongreßler. nicht eingegangen ist, so glaubt man doch, daß Amerika nicht geneigt sei, fich attiv an den Berathungen

zu betheiligen.

Aus unserer Parteipresse wären endlich die folgenden bemerkenswerthen Aeußerungen zu registriren: Die Leipz. Volfsztg." schreibt:

Die Weisheit des Rabbi Ben Atiba, daß es nichts Neues unter der Sonne gebe, ist glänzend ad absurdum geführt. Nikolai II. , der Zar aller Reußen, der Selbstherrscher, der in klassischer Gestalt das brutalste System der politischen Unterdrückung und ökono­politif auf höchfter Stufenleiter nach außen vertritt, der junge Bar mischen Knechtung im Innern, der Sperrzoll- und Eroberungs­Sikolai läßt in einem Petersburger amtlichen Blatte einen Auffaß veröffentlichen, der nicht mehr und nicht weniger als die allgemeine Abrüstung fordert.

Aber daß gerade der russische Bär, dessen Geschichte die Ge­schichte der rohen Gewalt und techsten Annegion iſt, jetzt, wo feine Jagdgründe sich so erweitert haben, die Krallen einziehen und das Friedenslämmchen auf grüner Wiese spielen will, dies Schäferspiel erscheint denn doch recht verdächtig.

Was bei diplomatischen Kongressen und Konferenzen, mögen fie über die orientalische Frage, über den internationalen Arbeiter­schutz oder über Abrüstung und Weltfrieden berathen, heraus­zuspringen pflegt, darüber sind wohl alle Einsichtigen sich flar. Wie die Dinge heute liegen, wird der Nikolaitische Friedens­fongreß mit seiner pompösen Gala und seinen schönen Reden aus­gehen wie das Hornberger Schießen, sintemal das Klasseninteresse Ber Herrschenden den Militarismus wie gegen den äußeren auch gegen den inneren Feind so nöthig braucht wie das liebe Brot. Klassenstaat und Militarismus wachsen an Einem Stamme, und der Militarismus stirbt nur mit dem Kapitalismus .

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Vorstand werde sofort ans Wert gehen und noch in diesem Jahre zur Erledigung dieser Angelegenheit eine außerordentliche Vorstands­rathsfigung nach Köln einberufen. Die Ostertag'sche Resolution soll die Grundlage der Berathungen bilden.

Die Versammlung erörterte dann die Frage der Sicherungen der Forderungen Justizrath der Bauhandwerker. Müller aus Köln brachte eine Reihe von Vorschlägen ein, von denen uns folgender der wichtigste zu sein scheint: Strafrechtlich ist zu bestimmen: Wer einen Bau ausführt, ist verpflichtet, wie der Staufmann, gemäߧ 38 des Handelsgesetzbuches, Bücher zu führen; unterläßt er dies und stellt er feine Zahlungen ein, oder geräth er in Konkurs, so unterliegt er wie der Kaufmann den strafrechtlichen Be ftinumungen der§§ 209 bis 212 und 214 der Konkursordnung; was dort von Handelsbüchern" bestimmt ist, gilt für den Bauherrn be­züglich der von ihm zu führenden Bücher."

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Den von der preußischen Regierung ansgearbeiteten Gesetz­entwurf erklärte Justizrath Müller als ungenügend; der Entwurf erschwere zwar das Bauen, gewähre aber vor den Bauschwindlern keinen ausreichenden Schutz. Beschlossen wurde, die Müller'ſchen Borschläge den einzelnen Vereinen zur Berathung zu überweisen. Wir glauben in der Beurtheilung des neuesten Schach - Ein Fund. Das Boltsblatt für Waldeck und Heffen" schreibt: zuges der russischen Diplomatie weitsichtiger gewefen zu sein, Berluftträgers beponirt wurde ein Rapport des Schußmanns " Gefunden und auf der Nedaktion zum Abholen seitens des als die sentimentalen Leitartikelschreiber, die sich in Super- Schröder an feine vorgesetzte Behörde, in welchem er, wie wir hier Fürsten Nicolaus II. nicht genug thun fonnten. In einem bonnenten festgestellt hat, welchen gestern Nachmittag zwischen lativen über die weltgeschichtliche That des großen Friedens gleich rühmend erwähnen wollen, vollkommen fehlerlos die besonderen Artikel geben wir die wichtigsten Aeußerungen 5 und 6 Uhr in seinem Revier( Rastenalsgasse und Graben) das über die Kundgebung des Zaren wieder. Wolfsblatt" zugestellt wurde.

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Wird das Polizeipräsidium es für indiskret halten, wenn wir Ueber die Ergebnisse der bedingten Strafaussetzung, die bekanntlich in Preußen nach dem Erlaß vom 25. Oftober 1895 bei uns bei dieser Gelegenheit die bescheidene Anfrage erlauben, zu iugendlichen Berurtheilten zulässig ist, erfährt die welchem Zwecke die Schuhleute in Kassel mit der mühevollen Auf­Dies scheine wenigstens in sofern der Fall zu sein, als die Amts- bie Abonnenten der anderen Tagesblätter festgestellt? Haben die Köln . 8tg.", daß sie bisher nur unvollkommen befriedigen. gabe belastet wurden, auf diese originelle Art die Abonnenten des Boltsblatt" auszubaldowern? Werden auf diese gleiche Art auch gerichte als Behörden für die Strafvollstrechung in Frage kommen, also hinsichtlich der von den Amtsgerichten und Schöffengerichten Polizeibeamten wirklich nichts anderes zu thun? Wird schließlich dem ausgesprochenen Freiheitsstrafen wider jugendliche Missethäter: Polizeipräsidium eine Klage unsererseits wegen Geschäftsschädigung Mindestens recht ungleich soll die Haltung und Uebung der angenehm sein? 11. A. w. g."

die Strafen vollstreckenden Einzelrichter gegenüber solcher Ausseßung Aus Lipine in Oberschlesien berichtet die Gazeta Robot­desStrafvollzuges sich gestalten. Diezahl der jugendlichen Verurtheilten nieza" über einen skandalösen Vorgang, der fast unglaub hat in den letzten Jahren an ihrer bekannten und oft bedauerten lich flingt. Es heißt da: In der ersten Hälfte des Beträchtlichkeit wenig oder nichts eingebüßt. Woher jene Burück- Auguft starb in Lipine unser Genosse Anton Czengalla. Seine haltung, man möchte sagen Engherzigkeit in der Strafvollstreckung, Verwandten bestellten beim Ortspfarrer Ronczka ein die dem Geiste der so menschlichen und erfreulichen Bestimmungen Begräbniß I. Klaffe, das 60 M. tostete. Am Begräbnißtage be so wenig entspricht? Wir reden, wie gesagt, hier einmal nur von gleitete ein anderer Geistlicher den Zug aus dem Trauerhause, und als den Amtsrichtern als Strafvollstreckungs- Behörden, behalten uns ber Leichenzug bei der Kirche antam, erschien der Pfarrer Nonczka aber vor, die Staatsanwaltschaft unter diesem Gesichtswinkel ein und sagte zum Bruder des Todten: Ihr bringt mir da andermal ins Auge zu fassen. Es wäre nun gewiß weit gefehlt, einen Sozialdemokraten, und Du, Franz, bist der die Deutung etwa darin zu suchen, daß es immerhin bequemer zweite." Diese Worte riefen unter den Verwandten große Ers sei, eine Freiheitsstrafe zu vollstrecken, als wegen der Straf- regung hervor, und eine Frau, die sich nicht mehr beherrschen konnte, aussetzung einen Bericht mit Gründen aufzusehen und über- beklagte sich laut über den Pfarrer, der nicht einmal am Grabe das haupt den Verurtheilten, den Straffall sammt den Akten mit Gefühl der Trauernden schonte." Halte das Maul!" rief ihr Rücksicht auf die Möglichkeit schließlicher Begnadigung eine ziem- der Pfarrer entgegen. Da rief eine andere Frau: Wenn jene Frau

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