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Für Nichtbetheiligung an der Landtagswahl

Das Bild des Abgeordnetenhauses von 1855 änderte sich mit Diese wenigen Zitate beweisen zur genüge, welche Gefahr dem werben, werden die Pianoarbeiter Deutschlands   gewarnt, sich durch einem Schlage, als im Jahre 1858 die Wahlbetheiligung eine stärkere Koalitionsrecht der Arbeiter droht. Kommt der Buchthaus- Baragraph irgend welche Versprechungen nach Schweden   locken zu lassen. wurde. An den bisherigen Wahlen, mit Ausnahme der des Jahres für das Reich nicht zu stande, so wird man es in Preußen ver- In Paris   ftreifen die Erdarbeiter, die mit den Vorarbeiten 1849, hatten sich die Demokraten, ihrem in Köthen   gefaßten Besuchen. schluß entsprechend, nicht betheiligt, weil sie mit dem der Kammer suchen. Des Herrenhauses ist die Regierung sicher und im Ab- der unterirdischen Stadtbahn und der Weltausstellung beschäftigt sind. aufottroyirten, noch jetzt geltenden, verfassungswidrigen Wahlgesetz geordnetenhause ist ein solches Attentat gegen die Arbeiterschaft zum Die Zahl der Streifenden wird auf etwa 15 bis 18 000 geschätzt. nicht einverstanden waren. Sie gäben sich dem naiven Glauben hin, mindesten nicht ganz aussichtslos, falls nicht die Neuwahlen der Re- Die Arbeiter fordern die Erhöhung des Lohnes von 50 Centimes wenn die Mehrzahl des Volkes durch Stimmenthaltung gegen dieses gierung und den mit ihr verbündeten Reaktionären einen Strich auf 60 beziehungsweise( für die unterirdischen Arbeiten) 75 Centimes pro Stunde, gemäß dem vom Geiverberath vorgeschriebenen Lohntarif. Wahlgesetz protestiren würde, sei zu hoffen, daß dasselbe aufgehoben durch die Rechnung machen. Mit diesem Tarif steht es nämlich so, daß die Unternehmer ihn auf grund und das alte Wahlgesetz wieder eingeführt würde. Als sie endlich einer vor Jahren vom Staatsrath getroffenen Entscheidung ohne im Jahre 1858 zu der Einsicht kamen, daß die Wahl­enthaltung der schwächste Protest sei, und sich wieder an den Wahlen betheiligten, gelang es ihnen sofort, die konservative Mehr­heit zu schlagen. Die Konservativen schmolzen von 240 auf 60 zu fammen, die Liberalen stiegen von 57 auf 210. Noch günstiger für die Opposition fielen die Wahlen des Jahres 1861 mit einer Be theiligung von 27,2 pCt. aus, und als dieses Haus ohne zwingenden Grund aufgelöst wurde, als die Konfliktszeit hereinbrach und die Wahlen unter der Parole stattfanden: Königliches Regiment oder parlamentarische Regierung?", da erlitt die Regierung eine so schwere Niederlage wie nie zuvor. Von den neu gewählten Abgeordneten gehörten nur 12 der konservativen Partei an, 32 der katholischen und 24 der konstitutionellen Fraktion. Das linke Zentrum und die Fortschrittspartei verfügten zusammen über 242 Size, abgesehen Versammlung findet der Protestversammlungen wegen am Montag, von den 19 Mitgliedern des freien parlamentarischen Bereins den 26. d. M. statt. Gleichzeitig machen wir die Kollegen darauf und den 23 Polen  . Auch dieses Haus verfiel der Auflösung, aber aufmerksam, daß am Sonntag, den 18. d. M., mittags 12 Uhr, in die Regierung zog sich durch die neuen Wahlen nur eine noch Friedrichsberg, Frankfurter Allee 174, eine öffentliche Versammlung schwierigere Niederlage zu, denn nun gelang es dem linken Zentrum für die Grünbranche stattfindet. Da am Sonntag jeder Zeit hat, so und der Fortschrittspartei, zusammen 253 Mandate zu erwerben. erivarten wir auch hierzu das Erscheinen der Berliner   Kollegen. Die Werkstatt- Kontrollkommission.

erklärten sich die Parteikonferenzen der Kreise Wittenberg  - weiteres mißachten dürfen. Die Arbeiter müssen immer wieder in Schweinig und Torgau  - Liebenwerda. In ersterem den Streit treten, um die Durchführung des gemeinderäthlichen Be­Atreise wird eine Betheiligung als völlig aussichtslos" betrachtet, schluſſes zu erzwingen. Die Lohnbewegung hat sich binnen 24 Stunden weil bei der 1893er Wahl 273 konservativen Wahlmännern nur 50 wie ein Lauffeuer verbreitet, den Charakter eines allgemeinen liberale gegenüberstanden. In legterem Kreise hält man die Be- Erdarbeiter- Streiks annehmend. Die Aussichten der Streikenden be­theiligung für unmöglich, weil die Arbeiter sich nicht getrauen ruhen auf der Dringlichkeit der Arbeiten sowohl auf der Welt­würden, öffentlich ihre Stimmen für unsere Kandidaten abzugeben. ausstellung, wie auf der für die Weltausstellung bestimmten Stadtbahn. Die Streifenden verhalten sich ruhig. Sie brauchten feine Drohungen anzuwenden, um die Arbeitswilligen" zum Streit anzureizen". Es genügte die einfache Ankündigung der begonnenen Bewegung an den einzelnen Arbeitsstellen. Und falls die Polizei, die natürlich in Masse aufgeboten ist, keine Ausschreitungen begeht, Achtung, Korbmacher! Die nächste regelmäßige Branchen- so wird der Streit bis zu Ende ruhig verlaufen. Bisher hat die Polizei nur menschenleere Arbeitsstellen zu schüßen.

Gewerkschaftliches.

Berlin   und Umgegend.

Deutsches Reich  .

Aus England. Die Abschägung, welche der soeben abgehaltene englische   Gewerkschafts- Kongreß in der sozialistischen   Preſſe Englands erfährt, ist nicht durchgängig die gleiche. Während Justice" und " Labour Leader" ihrer Genugthuung über die Annahme der sozia­ listischen   Resolutionen auf dem Kongreß Ausdruck geben, überwiegt Wir sehen also, daß die Reaktion ihre jezigen Erfolge in erster im Clarion" ein pessimistischer Ton. Die Beschlüsse hätten einen Linie denjenigen zu verdanken hat, die, die Bedeutung des preußischen Landtages verkennend, dieses Parlament ohne Widerstand den ärgsten Montag wegen der Gewerkschaftsversammlungen aus. Die nächste so gut wie nichts zu verzeichnen sei. Die Vertreter von Fünf­Achtung, Vergolder! Die Mitgliederversammlung fällt am sehr geringen Werth, da von ernsthaften Maßnahmen in ihrem Sinne Feinden des Volkes ausliefern. Allerdings ist die politische Lage Mitgliederversammlung findet Montag den 26. d. M. statt. Siehe viertel Millionen Gewerkschaftern hätten für die Vergesellschaftung der heute eine andere, als in der Konfliftszeit. Die Militärfragen, die heutiges Inserat. Der Bevollmächtigte. damals wie heute die Bevölkerung lebhaft interessiren, werden heut Zuckerpflaumen" gestimmt, aber wenn es demmächst wieder heiße, zutage nicht mehr im Landtage, sondern im Reichstage gelöst, aber dem zur Wahl zu gehen, so würden eben diese fünfviertel Millionen Ge­Landtage find noch genug Bunfte zur Erledigung überwiesen, die für das Die Hamburger Schauerleute nahmen in ihrer Mitglieder- werkschaftler zur Hälfte für die eine und zur Hälfte für die andere Bolt von ebensolcher Bedeutung sind, wie Heeres- und Flotten- versammlung am 14. d. Mts. folgende Resolution an: Die Mit der beiden bürgerlichen Parteien stimmen und die Kraft ihres vorlagen. Oder ist etwa das Vereinswesen, ist das Volksschulwesen, gliederversammlung der Schauerleute von Hamburg- Altona   erklärt, Botums so neutralisiren. Was vor allem erheischt sei: die Ver­find die Arbeiterfragen, die im Landtage ihre Erörterung finden, von den ihr von dem Verein der Stauer und der Hamburg  - Amerika   einbarung eines Programms unmittelbar zu verwirklichender Re­untergeordneter Bedeutung? Nur diejenigen, die es für nebenfächlich Linie übermittelten Lohntarif vorläufig annehmen zu wollen. Ganz formen und einer entsprechenden Aktion, davon habe auch dieser halten, ob das geringe Vereinsrecht, das das Bolt noch besitzt, ihm entschieden muß sie es aber verurtheilen, daß die betreffenden Arbeit Kongreß die Hand gelassen. Weiterhin wird in demselben Blatt auch über den Beschluß genommen wird, nur diejenigen, die es für fein Unglück erachten, geber- Vereine in keine Verhandlungen mit der von den Schauer: Klage geführt, zur Behandlung der Frage des zu schaffenden wenn die Volksschule einer fonservativ- fleritalen Mehrheit ausgeliefert leuten gewählten Tarifkommission eingegangen sind, sondern auf Gewerkschaftsbundes einen Spezialfongreß einzuberufen. Dies sei wird und gänzlich verkümmert, nur diejenigen, denen es gleichgiltig eigene Hand den Lohntarif ausgearbeitet haben. Da dieser Tarif eine von den Drahtziehern des Kongresses ausgehende Spielerei, ist, ob die Taufende von Staatsarbeitern und unteren Beamten in fast allen Punken den berechtigten Wünschen und Forderungen unt die Annahme eines ihnen unbequemen durchgreifenden auch fernerhin in der bisherigen Weise ausgebeutet werden, können der Schauerleute nicht entspricht, kann die heutige Versammlung Föderirungsplanes zu hintertreiben. Man habe theoretisch radikalen heute noch bon einer Betheiligung an den Landtags- unter keinen Umständen denselben für dauernd bindend anerkennen." Beschlüssen zugestimmt, um in der Praxis alles beim alten zu lassen. wahlen abrathen. Wir dürfen nicht vergessen, daß, sobald die Die Beendigung der Aussperrung der Magdeburger   Bau­Sozialdemokratie sich an den Wahlen betheiligt, auch das liberale handwerker erfolgte durch Annahme folgender Resolution: Bürgerthum aus seiner Unthätigkeit, der es sich in den letzten Jahren 1. Der Streit wird von den Arbeitnehmern und Arbeitgebern hingegeben hat, gerissen wird und den Wahlen wieder ein lebam heutigen Tage für beendigt erklärt und sollen Maßregelungen hafferes Interesse entgegenbringt. Sobald aber die Wahlbetheiligung beiderseitig nicht stattfinden. wächst, wird, den bisherigen Erfahrungen entsprechend, auch die Reaktion, wenn nicht völlig gestürzt, fo doch erheblich geschwächt werden. Aber selbst, wenn diese Hoffnung trügt, felbft wenn trop regerer Wahlbetheiligung die Zusammen­fegung des Hauses dieselbe bleibt, wie bisher, haben wir doch tein Recht, die Hände in den Schoß 8 Tegen und unthätig zuzusehen, wie die heiligsten Güter der Nation dem preußischen Junkerthum überlassen werden. Wir müssen alles bersuchen, die Macht des Junkerthums zu brechen. Gelingt uns das trog aller Anstrengungen nicht, so bleibt uns wenigstens der eine Trost, daß wir nichts unversucht gelassen haben, um den Ansturm der Junker und Junkergenoffen abzuwehren. Anderenfalls dürfte uns der Vorwurf, indirekt durch unsere Unthätigkeit der Reaktion ihren Sieg erleichtert zu haben, nicht erspart bleiben.

P. H.  

Bis zu einem gewissen Grade wird dieses letztere Urtheil von James Mawdsley, dem etwas zynischen Repräsentanten der alten Gewerkschaftler, unterstützt. Das überwiegende Interesse der Dele­girten, schreibt er in Reynolds", sei der Frage des Gewerkschafts­bundes zugewandt gewesen, aber es habe sich nur in dem Bestreben 2. Die Streitfragen in den einzelnen Geschäften des Arbeit geäußert, mit ihr aufzuräumen. Für das abstrakte Prinzip sei geber- Verbandes werden durch die in dem Protokolle vom 19. Juli natürlich jeder, wenn es jedoch zur konkreten Formulirung komme, dieses Jahres festgesezte Dreier- Kommission, welche für jedes Ge- gäbe es soviel Meinungen wie Köpfe. Daran werde auch der be­fchäft gewählt ist resp. jeweilig zu ergänzen ist, erledigt. Sollte sich schlossene Spezialfongreß nichts ändern, selbst wenn er sich im herausstellen, daß im Laufe der Zeit ein praktisches Bedürfniß für Prinzip für irgend ein Projekt erkläre. Die Enthusiasten der eine Schlichtung von Streitigkeiten durch eine andere Kommission Bundesidee vergäßen, daß man einen Bund noch nicht da­fich wünschenswerth macht, so steht dem Arbeitgeber- Verbande wie durch herstelle, daß man seine Schaffung beschließt. Diejenigen, den Arbeitnehmern das Recht zu, diese Wünsche, wie im Protokoll die sich mit der Sache praktisch abgeben, wußten, daß ein vom 19. Juli d. J. vorgesehen, zur Sprache zu bringen. lebens- und leistungsfähiger Gewerkschaftsverband nur das Produkt 3. Die Siebener- Kommission verpflichtet sich durch Namens- langsamer Entwickelung sein könne. Offener tann man kaum ab­unterschrift für stritte Junehaltung der getroffenen Vereinbarungen, wiegeln als es in diesen Worten geschieht. Und es ist nicht un­wodurch die Abnahme der Unterschriften der einzelnen Arbeitnehmer wahrscheinlich, daß der alte Praktikus recht behält. betreffs des Lohn- und Arbeitstarifs ausgeschlossen ist. Die Arbeits- Im übrigen ist der Pessimismus, wie er in dem zuletzt er­bedingungen werden in jedem einzelnen Geschäft zwischen Arbeitgeber wähnten Artikel des" Clarion" zum Ausdruck kommt, etwas über­und Arbeitnehmer auf grund der Gewerbe- Ordnung selbst geregelt. trieben. Zwischen Beschluß und Ausführung liegt überall ein gut 4. Andererseits verpflichtet sich die Versammlung der Maurer  , Stück Weges. So hat der Kongreß u. a. einstimmig einer Bimmerer und Bauarbeiter zur Anerkennung der gegenwärtig Resolution zugestimmt, welche die Gewerkvereinsmitglieder auf­geltenden Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Zeit bis zum fordert, für keinen Kandidaten für das Parlament und andere 31. März 1899. Bom 1. April 1899 bis 31. März 1900 wird Bertretungskörper zu stimmen, der sich nicht auf ein all­für jeden arbeitsfähigen Gefellen ein Lohn von 42-44 Bf gemeines Achtstundengeset verpflichtet. Ganz ficher mit einem Durchschnitt von 43 Pf. gezahlt. Junggesellen, welche werden nun in unzähligen Fällen die Masse der Gewerkschaftler und noch nicht 1 Jahr als Gefelle gearbeitet haben, erhalten einen Stunden- viele ihrer Führer diesem Beschluß zuwider handeln, und, da die lohn von 37 Pf., alte Gesellen, welche nicht mehr im Vollbesige Arbeiter noch an anderen Fragen interessirt sind wie an dem Acht­ihrer geschäftlichen Leistungsfähigkeit sind, 40 Bf. Bauarbeiter er stundentag, gegebenenfalls auch triftige Gründe haben, ihn zu igno­halten einen um 10 Pf. pro Stunde geringeren Lohn wie die Gesellen riren. Und doch kann er eine große praktische Wirkung haben, indem unter Beachtung der für diese festgesetzten Maßgabe. er die Handhabe bietet, die Achtstundenfrage bei jedem Wahlkampf in den Vordergrund der Debatte zu ziehen und die auf die Arbeiter­stimmen angewiesenen Kandidaten zu weitgehenden Verpflichtungen in dieser Hinsicht zu nöthigen.

Der preußische Landtag und die Koalitionsfreiheit. Bei dem in maßgebenden Kreisen immer deutlicher hervor­tretenden Streben, reaktionäre Anschläge, zu deren Verwirklichung der Reichstag   seine Hand nicht bietet, auf landesgesetzlichem Wege zu regeln, ist es nicht ausgeschlossen, daß, falls der in Aussicht ge­zu regeln, ist es nicht ausgeschlossen, daß, falls der in Aussicht ge stellte Zuchthausparagraph im Reichstage keine Mehrheit erlangt, der Versuch gemacht wird, direkt oder indirekt, wenigstens für Preußen, das Koalitionsrecht der Arbeiter zu vernichten. Diese Ver­muthung wird zur Gewißheit, wenn man sich die vorjährigen Debatten über die lex Rede in Erinnerung ruft, jenes Gefeß, deffen Annahme eine gänzliche Vernichtung der Gewerkschaftsbewegung zur Die Versammlung beschließt, die Aufhebung der in den Partei­Folge gehabt haben würde. Namentlich die Verhandlungen des und Fachblättern publizirten Bekanntmachung betreffs Fernhaltung Herrenhauses, dessen Mitglieder ja auf die Stimmung des Volkes keine des Zuzugs von Arbeitskräften nach Magdeburg   zu veranlassen.- Rücksicht zu nehmen brauchen, lassen keinen Zweifel darüber, daß es einer Gleichberechtigung der Arbeiter gebracht. Die Aufhebung des Ausstandes hat unziveifelhaft die Anerkennung Das war aber der den Junkern und Junkergenossen weniger auf ein politisches wichtige Streitpunkt, um den der Kampf entstand, alle anderen traten Lehte Nachrichten und Depelthen. Mundtodtmachen der Arbeiter, als vielmehr auf eine weit zurück, zumal die Arbeiter selbst teine Lohnforderungen gestellt völlige Unterdrückung derselben in wirthschaft hatten. Deshalb wurde auch die Resolution von den Arbeitern ein­Wien, 16. Septbr.( W. T. B.) Der Strom dee Wiener   Bes licher Hinsicht ankam. Die Beschränkung des Versammlungs- ftimmig angenommen und ein für die Arbeiter ehrenvoller Abschluß rechtes bildete nur das Mittel, um Arbeitseinstellungen so gut wie des Kampfes herbeigeführt. Zugleich haben die Streikenden diejenigen völkerung zur Hofburg  - Pfarrkirche dauerte ungeschwächt den ganzen unmöglich zu machen und die Arbeiterschaft der Willkür der Unter- Lügen gestraft, die behaupteten, sie wären die Störer des Friedens. Tag fort. Als die Kirche um fünf Uhr nachmittags geschlossen wurde, harrten noch Tausende vor derselben des Einlasses, der nehmer preiszugeben. Eine lächerlich kindische Art der Sozialistenbekämpfung hat ihnen heute nicht mehr werden konnte. Sehr viele Damen trugen die Firma Hartgußwerke Löbtau ausgeflügelt. Dort wurde im Trauerkleidung, zahlreiche Herren Trauerflor an den Hüteu und im Hausflur der Fabrik an der schwarzen Anschlagtafel eine Abbildung den Arm. Die Ordnung wurde keinen Augenblick gestört. Von der" Villa" Bebel's, wie sie die" Dresdener Nachrichten" vor einiger etwa acht Ohnmachtsanfällen infolge des Drängens und der Hize Beit reproduzirte, mehrere Tage lang angeklebt. Die Arbeiter abgesehen, sind keierlei Unglüdsfälle vorgekommen. Nachmittags um 51/4 Uhr erfolgte in feierlichster Weise die Niederlegung von zwei lachten natürlich über diese Albernheit. Kränzen der beiden Häuser des, ungarischen Reichstages durch deren Präsidenten. Früher waren solche der beiden Häuser des Reichs­rathes und der Stadt Wien   niedergelegi worden.

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Allen voran war es der Oberbürgermeister von Altona  , Dr. Giese, der dieser Ansicht unverhohlen Ausdruck gab, indem er, anschließend an den eben beendeten Hamburger   Hafenarbeiterstreit, ein langes und breites von der brutalen Gewalt" der Arbeiter faselte und an den Staat die Anforderung stellte, gegen diesen angeblichen Terrorismus einzuschreiten, damit nicht der Arbeitgeber gezwungen Eine Antwort und zwar die einzig richtige, gaben die Holz­würde, sich zur Abwehr des Terrorismus der Streifenden selbst eine arbeiter von Suhl   auf die neuesten Versuche, das Koalitionsrecht der Arbeiter zu beschneiden. Was troz jahrelanger Bemühungen Schußtruppe zum Schutz seiner Arbeiter zu organisiren. Wenn man nicht möglich war, geschah jetzt. Eine Zahlstelle des deutschen   Holz­immer betont, daß die Vereins- und Versammlungsfreiheit in arbeiter- Verbandes wurde dort am Sonntag, 11. d. M., gegründet. Preußen ein wichtiges Recht ist, meine Herren, da muß ich doch Handschuhmacherstreik. Am Montag trat das ganze Personal sagen, wenn nicht blos die Vereins- und Versammlungsfreiheit auf der Handschuhfabrit von Schleicher in Ilmenau  , 8 verheirathete der einen Seite durch den Terrorismus der Arbeiter vollständig und 6 ledige Handschuhmacher, in einen Streik. Lohndifferenzen illusorisch gemacht wird, wenn darüber hinaus die Freiheit des sind die Ursache. einzelnen, seinem Berufe, seiner Arbeit nachzugehen, aufgehoben Der Streit der Steinmetzen bei der Firma Heinig in wird, so steht mir die persönliche Freiheit des Rostock   dauert fort. Von der Firma sind Frauen zum Ersatz einzelnen doch höher, als seine Freiheit, sich ver- herangezogen, die zum Granitschleifen angelernt werden. Bezeichnend ist es auch, daß die Firma den von auswärts als Streitbrecher An­einigen zu können." Und in ganz ähnlichem Sinne äußerten sich die konservativen geworbenen 60 Pf. pro Stunde bietet, während die Ausständigen Führer Frhr. v. Manteuffel und v. Helldorff Bedra. nur 45 Pf. verlangen. Es wird deshalb nochmals dringend gebeten, den Zuzug fernzuhalten. Für ersteren galt es als feststehend, daß die Zeiten, wo der Arbeit­Der Streit der Güterlader in Nürnberg   bringt für die geber zu hohe Gewinnste auf Kosten der Arbeitnehmer erzielte, Güterhallen- Verwaltung eine nicht zu bewältigende Anhäufung der vorüber seien, und daß jeder Streit durch die Verhezung sozial- Güter. Sie drängt deshalb die Spediteure zur Abfuhr. Den Fuhr­demokratischer Agitatoren bezüglich des Lohnes hervorgerufen wird. Leuten und Ladern wurde bei einer Arbeitszeit von früh 4 Uhr bis " In der Regel sind die Arbeiter, die in der betreffenden Fabrik nachts 9 Uhr ein Wochenlohn von 15 M. 70 Pf. bis 16 m. 70 f. arbeiten, nicht ohne weiteres diejenigen, die den Streit anfangen, bezahlt. Die Leute verlangen nun einen Wochenlohn von 20 M., sondern es tommt der sozialdemokratische Agitator zwölfftündige Arbeitszeit und für Ueberstunden 30 pet. Zuschlag. hin und hezt die Leute auf zum Streik, und Nachdem der Böttcherstreik in Helmstadt   von den streift dann die eine Fabris, so streiken auch die anderen Fabriken derselben Branche. Das geht nicht von den betreffenden Arbeitern aus, sondern von den sozialdemo­Iratischen Agitatoren."

Welch' tiefe sozialpolitische Weisheit!

Auch Herr v. Helldorff- Bedra sprach sich dahin aus, daß die große Masse der Lohnkämpfe in Deutschland   von der Sozialdemokratie angefacht seien, nicht aber, um den Arbeitern zu helfen, sondern um die Unzufriedenheit zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu schüren. Daß da, wo soviel Weisheit verzapft wird, auch der Scharfmacher Stumm nicht fehlte und sein bekanntes Klagelied über die Ab­Tehnung des§ 153 der Gewerbe- Ordnung in der Fassung der Re­gierungsvorlage vom Jahre 1891 anstimmte, bedarf keiner besonderen Erwähnung.

Budapest  , 16. September.  ( 2. T. B.) Nach hier eingegangener Meldung ist die Ortschaft Mihalyhaza im Veßprimer Komitat, welche 200 Häuser zählte, bis auf fünf Häuser, die unbeschädigt blieben, niedergebrannt. Rom  , 16. Sept.( W. T. B.) Einer Meldung der Agenzia Stefani" aus Wien   zufolge lenkte Graf Nigra neuerdings die Aufmerksamkeit des Grafen Goluchowski auf die Gefahren, welche die neuen llu­ruhen gegen die Italiener in Triest   und an anderen Orten im Ge­folge haben könnten. Graf Goluchnwski versicherte dem Grafen Nigra, der Kaiser habe persönlich genaue Befehle gegeben, um eine Wieder holung der Unruhen zu verhindern. Dieselbe Agentur meldet aus Triest  : Der Statthalter begab sich heute früh zu dem italienischen Konsul, um demselben sein Bedauern über die legten Ereigitiffe aus­zusprechen und ihm zu versichern, daß seitens der Polizei alle Maß­regeln zum Schuße der Italiener getroffen seien.

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Konstantinopel  , 16. September.  ( Meld. d. Wiener   t. t. Tel.­Corr.- Bur.) Nach einer Meldung aus Kandia von gestern ist die Einführung des Zehntenbureaus und die englischerseits verlangte Demolirung der Häuser, aus welchen auf die Engländer geschossen wurde, bereits durchgeführt. Dagegen ist die Auslieferung der Urheber der Unruhen noch nicht erfolgt. Konstantinopel  , 16. September  .( Meldung des Wiener f. 1. Streifenden für beendet erklärt ist, haben nunmehr auch die Böttcher Telegr.- Korresp.- Bureaus.) Es verlautet, der türkische Botschafter in in Braunschweig   die Aufhebung des Streits beschlossen. Der Petersburg sei angewiesen worden, auf den Abrüstungsvorschlag des Kampf wurde nur noch durch Fernhalten des Zuzugs aufrecht erhalten. Baren zu antworten. Die Pforte müsse infolge des letzten Krieges Der Ausstand, der 31 Wochen dauerte, hat mit der Einführung einer ihre Rüstungen ergänzen. Die Instandhaltung der gegenwärtigen verbesserten Arbeitsordnung geendet und bedeutet einen theilweisen Wehrkraft entspreche dem weit ausgedehnten Staatsgebiete und diene Erfolg für die Streifenden. zur Aufrechterhaltung des status quo. Die Pforte sei zwar bereit an der Konferenz theilzunehmen, wünsche jedoch deren Programin zu kennen.

Der Boykott über die zwei Mannheimer Brauereien ist nach einer heftigen Debatte auf Antrag des Genoffen Jäkh aufgehoben. Die Fortsetzung des Kampfes wäre erfolglos gewesen, da die Wirkung des Boykotts eine zu geringe war. Die Frantf. 3tg." will wissen, daß eine spätere Versammlung den Boykott wieder verhängt habe.

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Ausland.

Admiral Noël wiederholte heute schriftlich seine Aufforderung betr. Kandia, 16. Septbr.( Meldung des Reuter'schen Bureaus.) Auslieferung der Waffen der Muselmanen.

Kairo  , 16. September  .( Meldung des Reuter'schen Bureaus.) General Grenfell, Oberbefehlshaber der englischen Besatzungsarmee Achtung, Pianoarbeiter! In Gothenburg   in Schweden   find in Egypten, begiebt sich heute Nacht nach Onadurman; derselbe die Pianoarbeiter in eine Lohnbewegung getreten. Da die Arbeit- erhielt Befehl, mit Kitchener nach dessen Rückkehr von Faschoela über geber damit gedroht haben, Arbeitskräfte von Deutschland   auzu- l geivisse Punkte zu verhandeln. Berantwortlicher Redakteur: Hugo Poetsch in Berlin  . Für den Inseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin  .

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