Einzelbild herunterladen
 

Nr. 221.

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 Mt., monatl. 1,10 mt., wöchentlich 28 Pfg. fret ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illustrirter Sonntags Beilage ,, Die Neue Welt" 10 Pfg. Poft­Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Eingetragen in der Poft Beitungss Preisliste für 1898 unter Mr. 7576. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat.

1

Erscheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

15. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Soloneis zeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Versammlungs- Anzeigen, sowie Arbeitsmarkt 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition tft an Wochentagen bis 7 1hr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Kernsprecher: Amt I, Mr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Zur

Mittwoch, den 21. September 1898.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Politische Mebersicht.

Bismarcks: Aus dem Jahre 1870 stammt die folgende Aeußerung

-

Orden und Titel haben nichts, was mich anzicht. Ein ent­schiedener Glaube an ein Leben nach dem Tode aus dem Grunde bin ich ein Royalist, sonst bin ich von Natur ein Republikaner. Ja, ich bin ein Republikaner im höchsten Grade, und die feste Entschlossenheit, welche ich zehn Jahre hin­durch allen möglichen Formen von höfifcher Absurdität gegenüber gezeigt habe, verdanke ich mir meinem festen Glauben.

hältniß zu Rußland : 1879 äußerte sich Bismarck folgendermaßen über das Ver­

sönlichkeit gegenüber gestellt wird, die wegen der Lohnansprüche ausschließlich auf fremde Hilfe angewiesen ist. Zwischen dem Bedeutung der Gewerbegerichtswahlen. zahlungsfähigen, verklagten Hauptbauunternehmer und dem Berlin , den 20. September. Bauarbeiter besteht kein Vertrag. An ihn können sie sich deshalb Morgen finden die Gewerbegerichtswahlen in Berlin statt. nicht halten." Gelehrter Richter, puke deine Brille, reinige in der vor einigen Tagen in London erschienenen mehrbändigen Die neuesten bismarckischen Indiskretionen finden sich Dringend erforderlich ist eine energische Theilnahme an diesen sie von dem Staub, der darauf liegt. Und du wirst bald Publikation des bekannten Moritz Busch . Das Buch selbst Wahlen seitens der organisirten Arbeiter und Arbeit erkennen: ein direkter Vertrag zwischen dem zahlungsfähigen liegt uns noch nicht vor. Wir theilen nach Auszügen, die sich geber. Wir müssen für eine starke Wahlbetheiligung agitiren, felben ist nur zum Schein der Vertrag mit Meister Zwischen finden, das folgende mit: Bauunternehmer und dem Arbeiter besteht doch. Auf den- in verschiedenen Blättern, vor allem der Frankfurter 3tg.", obgleich das Gewerbegerichts- Gesetz bei weitem nicht den schwindler gelegt, um dich zu täuschen. Wenn deine Brille nun Anforderungen, den die Arbeiterschaft an ein Organ zur flar und scharf ist, so sichst du: ganz unten als Grundlage liegt gerechten Entscheidung von Streitigkeiten aus dem Arbeits- deutlich ausgedrückt der Wille des Hauptunternehmers, die Arbeits­berhältniß zu stellen hat, völlig entspricht. Wir wollen heute kraft auch der Kläger in seinem Nugen zu verwenden. Kläger hat nur die Hauptmängel des Gesezes anführen. So ist der Kreis diesen Willen, von dem er Kunde erhielt, erfüllt. Mehr ist der der Gewerbegerichtsthätigkeit unterstellten Streitigkeiten ja auch nach juristischem" Recht nicht erforderlich, um den ein viel zu eng begrenzter. Die Innungs- Schiedsgerichte Vertrag perfekt zu machen. Du thateſt unrecht, den Kläger entziehen leider viele Fälle der Thätigkeit des Gewerbegerichts. abzuweisen und ihn nur zu bedauern. Wie bist Du dazu ge­Für Summen über 100 m. ist die kostspielige und dem kommen? Pute nochmals Deine Brille, dann will ich es Arbeiter gefährliche Berufungsinstanz, welche nur aus Berufs- Dir weisen. Siehst Du, nachdem der Vertrag zwischen dem richtern zusammengesetzt ist, geschaffen. Das Wahlrecht tritt Sauptunternehmer und all den Arbeitern, die etwa für erst mit dem 25., die Wählbarkeit mit dem 30. Jahre ein. ihn arbeiten wollten, zu stande gekommen war, kam ihm die Frauen sind von der Theilnahme gänzlich ausgeschlossen. Die Lust, den Kläger und dessen Arbeitsgenossen um den Lohn für Prozesse sind nicht, wie wir es fordern, völlig unentgeltlich. Kläger nicht bezahle, dann verklagt er mich und wenn ich seine Thätigkeit zu betrügen. Er erwog: wenn ich den ihm durch allerlei Mängeleien, Mogeleien, Einziehereien ein Stücklein vom Lohn abzwacke, dann macht das, was der Gerichtsvollzieher mitsammt Kosten und Zinsen von mir holt, doch mehr aus als die Mogelsumme. Das wäre ein schlechtes Geschäft. Gegen 12 000 Streitigkeiten aus dem gewerblichen Arbeits- Wie bringe ich Das muß anders gemacht werden. berhältniß werden alljährlich beim Gewerbegericht anhängig bei mir nichts findet. Da er bei mir gottlob immer was zu Wege, daß der Gerichtsvollzieher gemacht. Nicht zum letzten ist es der im höchsten Grade un finden könnte, so muß ich jemanden haben, der mich bei der parteiischen, eifrigen, sachverständigen und unerschrockenen Zwangsvollstreckung vertritt. Da ist Freund Schwindelmeister. Thätigkeit der aus den Reihen der Gewerkschaften hervor Der hat rein gar nichts, in dessen Taschen sind nur Löcher. gegangenen Arbeitnehmer- Beisitzer des Gewerbegerichts zu Auch in seinem Gewissen ist ein großes Loch. Das ist ein danken, daß das Berliner Gewerbegericht sich bei den Recht brauchbarer Zeitgenosse. Den schiebe ich vor, dann sieht suchenden ein Vertrauen erworben hat, welches thurmhoch über mich der Richter nicht und dann kann mir auch der Gerichts­dem Zutrauen steht, das der Thätigkeit der ordentlichen Gerichte vollzieher nichts anhaben. Famos: so verdopple ich mich, ich gezollt wird. Selbst weitsichtigere Unternehmer und vor bin 2, ich stelle 2 Personen vor, aus mir Einfältigen urtheilslose Gewerbegerichts- Vorsitzende haben dem Fleiß, der wird so ein Doppelfalter. Heißt es Geld in Empfang Unparteilichkeit, Unerschrockenheit und Umsicht der sozial- nehmen, Produkte der Arbeitskraft anderer sich an­demokratischen Beisiger des Gewerbegerichts Anerkennung zollen eignen, dann trete ich in meiner Garnitur Eins vor. müssen. Heißt es zahlen", dann wirft mein Schiebegenosse und ich eine Wolfe Juristenstaub auf; ich flattere derweilen fort und an meine Stelle tritt Freund Schwindelmeister, meine Gar­nitur 2.

Aber trotz all dieser und vieler anderer Mängel des Gewerbegerichts- Gesetzes gewährt auch der enge Rahmen der Thätigkeit des Gewerbegerichts die Möglichkeit für die Ar beiter, in tausenden einzelner Streitigkeiten zwischen dem Ar­beiter und Arbeitgeber eine schnellere Rechtsprechung zu er zielen und Unrecht yon dem Arbeiter abzuwehren.

Die Kenntniß der wirthschaftlichen Verhältnisse und ge­funder Menschenverstand gewannen auf die Rechtsprechung bald nach Errichtung des Berliner Gewerbegerichts Einfluß. Verhältnißmäßig leicht wurde die Frage, an der gelehrte" Richter( leider selten im Interesse der Arbeit) lange herum dofferten vom Berliner Gewerbegericht bald nach seiner Er richtung gelöst: wie fassen wir den Lohnschwindler, der die Arbeitskraft Anderer durch Schiebungen ohne Entgelt sich aneignet?

Leider wird es von Jahr zu Jahr für die Arbeitnehmer­Beisitzer schwieriger, der irrigen Rechtsprechung des Berufungs­gerichts wenigstens den Eingang in die Urtheile des Ge­perbegerichts zu versagen. Manche Vorsitzende sind geneigt, die Gründe des Urtheils, das die Berufungsinstanz gefällt hat, auch für andere, der Berufung entzogene Klagen maßgebend sein zu lassen. Den Vorsitzenden tritt eine Reihe Arbeitgeber häufig ohne Zaudern bei.

Zwischen Unternehmer und Arbeiter sind in Tausenden von Fällen zahlungsunfähige Zwischenunternehmer geschoben, mit denen allein der Arbeiter in ein sogenanntes juristisches" Noch schwieriger wie auf dem Gebiet des direkten Lohn­Verhältniß tritt. Dies ist insbesondere auf dem Gebiet des Bau- schwindels ist der Kampf der Arbeitnehmer- Beisitzer auf dem schwindels und des Schwizsystems der Fall. Die gelehrten Richter Gebiet, auf dem das Interesse des Unternehmerthums lebhaft be­stolperten in solchen Fällen über die juristischen Zwirnsfäden des theiligt ist. Das Unternehmerthum hat ein Interesse daran, den Schwindelnezes. Mit kräftiger Hand zerriß das Berliner Arbeiter in einen selbständigen Unternehmer" umzustempeln, Gewerbegericht die trügerischen Fallstricke, hielt an dem allein um sich seinen Pflichten aus dem gesunden Menschenverstand und den wirthschaftlichen Ver und dem Arbeitsvertrage zu entziehen und so einen den Versicherungsgesetzen hältnissen Rechnung tragenden Satz fest: wer den Nutzen aus Schritt weiter in der Etablirung eines feu der Arbeitskraft feines Mitmenschen gezogen, ist auch zur dalen Unternehmerstaats zu machen. Es ist dieser Zahlung verpflichtet" und verurtheilte die Geldleute, die Wunsch der Schlotbarone auch in Berlin nicht ohne Ein­bislang freudig, ohne Hinderung durch richterliche Urtheile, fluß auf die Rechtsprechung des Gewerbegerichts den unbezahlten Werth der Arbeitskraft der Maurer, Zimmerer, geblieben. Heimarbeitern, Kolonnenführern, Polieren ist in Sattler, Näherinnen u. s. w. in ihre Tasche gesteckt hatten. mehrfachen Urtheilen die Qualität als Arbeiter ab­Diese verständigen Urtheile fanden lebhaften Beifall in der gesprochen. Das Arbeitsverhältniß, dekretiren mehrere Presse aller Parteirichtungen bis hinein in die Spalten des Urtheile, sett ein wahres Abhängigkeits­nichts als Unternehmerorgan, der" Post". Die Schwindel- verhältniß des Arbeiters vom Arbeitgeber" voraus. Das manöver waren allzu flar vom Gewerbegericht blosgelegt. Unternehmerthum ist bestrebt, den wirthschaftlich unfreien Den Baulöwen und Baulöwenfamilien wir erinnern an Arbeiter auch zu einem rechtlich unfreien herabzudrücken. die Wirksamkeit der Familie Reimann- schien das Handwerk Der rechtlich freie, aber wirthschaftlich abhängige Arbeiter gelegt zu sein. soll in einen auch rechtlich Abhängigen, Hörigen um­Doch die Streitobjekte überstiegen oft den Werth von 100 m., gewandelt werden, der in einem wahren Abhängigkeits­so daß Berufung von dem gut unterrichteten Gewerbegericht an verhältniß" zu feinem Unternehmer steht und wie das Landgericht von dem Verurtheilten ergriffen werden das Gesinde in und außer dent Dienst" im konnte. Und leider hatten sie Erfolg. Zunftjuristen stehen in Interesse" seines Herrn" thätig zu sein hat. Gegen ihrer überwiegenden Mehrheit noch auf dem formal- juristischen diesen in Gewerbegerichts- Urtheilen sich wiederspiegelnden Standpunkt. In ihren Köpfen spiegeln die Formeln Angriff auf die persönliche Freiheit des der Geseze die Wirklichkeit wieder. Während in Arbeiters gilt es Front zu machen.

-

" 1

"

"

Wahrheit die wirthschaftlichen Verhältnisse den Untergrund Das Unternehmerthum hat zu den morgi­bilden, auf dem die Geseze sich aufbauen, nach denen die gen Wahlen in Berlin in weit größerem Maße Geseze und ihre Auslegung sich also zu richten haben, find als je gerüstet. Das Berliner Unternehmerthum hofft auch, Zunftjuristen geneigt, die wirthschaftlichen Verhältnisse in durch die Rechtsprechung die gemeingefährlichen Zukunftsstaats­das schmale Bett der Gesetzesbuchstaben zu zwängen. Pläne der Junkerschaft dem Ziele näher zuführen, den gewerb­Auch sie bedauern allerdings dabei, daß der Arbeiter lichen freien Arbeiter auf das Niveau des unfreien Ge­bei dieser Art der Gesetzesauslegung leer ausgehen muß findestandes herabzudrücken. Bei den morgen anstehenden und daß der Schwindler triumphirt. Indeß das Be- Wahlen handelt es sich auch darum, diesem Plan entgegen­dauern hilft nichts. Sie glauben, ihr juristisches zutreten. Gewissen zwinge sie zu erklären, wie es in mehrfachen Urtheilen heißt:" Die im Baugewerbe nicht selten beobachtete morgen Praris, den kontraktlichen Nerus zwischen den Hauptunter a hl. nehmern und den Bauarbeitern durch Einschiebung eines Sub­Jeder Wahlberechtigte sei zur Stelle. unternehmers zu verhindern, erscheint im bolfswirth. Auch diese Wahl hat ihre große Bedeutung. schaftlichen Interesse namentlich dann als bedauerlich, wenn dadurch den Arbeitern eine Per­

Niemand fehle an der Wahlurne bei der stattfindenden Gewerbegerichts.

Das fommt hauptsächlich von des Kaisers Schwärmerei für Rußland . Ich bin auch russisch in meinen Sympathien, aber nicht so blindlings, wie der Kaiser, der, seinen Bruder, Prinz Karl, und Prinzessin Allegandrine ausgenommen, in dieser Hinsicht am Hofe ganz allein steht. Er sieht und hört nichts, und kein Argument und kein Beweisst it d macht irgend welchen Eindruck auf ihn. Er ging nach Alexandrowo, obwohl ich wiederholt und in der be stimmtesten Weise dagegen protestirte. Sie treffen ingeheuere Vorbereitungen in Rußland , fie haben die Armice um 400 000 Mami, soviel wie die deutsche Armce auf dem Friedensfuß start ist, vermehrt. Sie können jett 24 neue Divisionen in das Feld stellen, das sind 12 Armeekorps. Und eine Masse Kavallerie steht an der Westgrenze, die in drei Tagen sich über uns ergießen könnte. Die Berichte sind zuverlässig, und der Kaiser ist mit den Thatsachen bekannt, aber er will sie nicht glauben. In Alexandrowo haben sie ihm mit sentimentalem Geschwätz und mit Erinnerungen an die Königin Louise den Kopf verdreht, so daß er die Gefahr nicht sieht und nichts mit ihm anzufangen ist. Und doch ist es so far! Gegen wen sind denn die Rüstungen beabsichtigt? In Petersburg sagt man, Kon­ stantinopel müsse auf dem Umwege über Berlin erobert werden. Andere sagen, die Straße führe über Wien , aber Wien müsse über Berlin erreicht werden.

Aus dem Jahre 1880 stammt die folgende Aeußerung: Ihr( das österreichische) Parlament ist sogar noch schlechter als unseres. Mit dieser Ausnahme war Andrassy ganz mit mir einig, und der Kaiser in Wien war vielleicht noch entschiedener einer Allianz günstig. Aber unser Kaiser war es nicht. Er erhob wirklich brutale Einwendungen und wünschte das Wohl des Vaterlandes auf dem Hochaltare der russischen Freundschaft zu opfern, obwohl die Russen so perfid und unverschämt gewesen waren, wie sie nur konnten auch gegen Oester­ reich , so daß der unzweifelhaft russenfreundliche Erzherzog Albrecht später zu Andrassy sagte: Ich freue mich nun über die Allianz mit Deutschland , denn die Nussen sind höchst unzuverlässige In­triguanten!" Zu der Zeit habe ich, ich kann wohl sagen, tausend Seiten geschrieben, ich habe Tag und Nacht gearbeitet und habe alle Arten von Argumenten angewendet, habe gebeten und ge­bettelt, aber ohne das geringste Resultat.

In den Aeußerungen aus dem Jahre 1885 findet sich das folgende schroffe Urtheil über die Frau und die Tochter Wilhelm's I.:

Er war schon frank und heiser, wenn sie ihn beschwazten, mit ihnen zur Kirche zu fahren. Und dann möchte die Großherzogin vor dem Volke die tiebende Tochter spielen, und dann begleitet sie ihn, obgleich er, wie jeder, der viel arbeitet, lieber allein ausfahren möchte, und dabei redet sie mit ihm, selbst wenn der Wind ihnen in das Gesicht weht, sodaß er sich erkältet, wenn er ihr antwortet. Sigt er bei der Arbeit, dann steckt Augusta ihren Kopf in das Zimmer und fragt mit faressirender Stimme:" Störe ich?" Wenn er, der Damen, und namentlich Fürstinnen, immer galant behandelt, ant­wortet: Nein," dann kommt sie herein und ergeht sich in allem möglichen unbedeutenden Geschwäß mit ihm und faum ist sie endlich fortgegangen, dann ist sie wieder da und Klopft an die Thür mit ihrem:" Ich störe Dich wieder," und dam verschwendet sie wieder seine Zeit mit ihrem Geschwäß. Jetzt, da er frank ist. Sie wissen ja, tvas er für ein Leiden hat ist sie eine wirkliche Belästi= gung und eine Plage für ihn. Sie sitzt da bei ihm, und wenn er allein gelassen werden möchte, wagt er es nicht zu sagen, so daß er schließlich ganz roth wird vor Schmerz und Zurückhaltung, und sie bemerkt es niemals. Das ist aber nicht Liebe, sondern reine Schauspielerei, fonventionelle Fürsorge und Affektion. Es ist nichts Natürliches an ihr, alles ist künstlich, inwendig sowohl wie auswendig."

-

-

Ueber den Kronprinzen, den späteren Kaiser Friedrich III., finden sich die folgenden Liebenswürdigkeiten aus dem Jahre 1898:

Der Kronprinz, wie alle mittelmäßigen Menschen, liebt das Kopiren und andere gleichartige Be­schäftigungen, wie Briefe fiegeln u. s. w., und er hatte Zeit, genug dazu, da ihn der König beinahe von aller politischen Arbeit fern hielt und mir nicht er lauben wollte, ihm irgendwelche Mittheilungen über derartige Gegenstände zu mache it. Seit 1863 bestand ein ununterbrochener Kampf zwischen den beiden, in dessen Verlauf es mehrere heftige Szenen gab, wobei dann der Kron­prinz höchst erregt war, und er schlug seine Augen empor( Bis­marc imitirte die Geste) und erhob seine Hände in Verzweiflung. Dieselbe Geschichte gab es in Versailles aus Anlaß der Kaiser­frage, wo der allergnädigste Herr zuerst kein Wort