Nr. 246.
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für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Demokratische Besteuerung.
Mittwoch, den 21. Oktober 1891.
Expedition: Benth- Straße 3.
Banknoten- Ausgabe 174 679 Frks. Man sieht, die Politische Weberlicht.
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Dieser Artikel ruft
Herren Bankiers werden nicht allzusehr gedrückt. Die Bekanntlich haben sich verschiedene Großkapitalisten, Hundesteuer brachte 98 000 Frts.; sie mag zu einem die sich im Kanton Zürich niedergelassen hatten, über guten Theil auf die reichen Besitzer von Luxushunden Die Vorgänge in Eisleben am 31. Mai d. J. erdie hohe Einkommensteuer in diesem Kanton fallen und das ist ganz in Ordnung. Das Alkohol- halten eine eigenartige Beleuchtung durch eine„ Die Oberheftig beschwert und haben damit ein lautes Echo in der monopol brachte 655 000 Frts. ein, wovon auf Berg- und Hüttendirektion. Lenschner" unterzeichnete kapitalistischen Presse erweckt. Man nahm hieraus Anlaß, das Schnäpschen des armen Mannes Buschrift. In der„ Politischen Uebersicht" des„ Vorwärts" zu behaupten, daß eine starke direkte Besteuerung zu wieder der Hauptantheil entfällt. Nun die Haupt- vom 6. Oktober war mit den einleitenden Worten:„ Justitia fuudamentum regnorum- Gerechtigkeit ist die GrundUnzuträglichkeiten" führen müsse und einige reiche Müßig- steuern. lage die einzige fichere Grundlage der Staaten" eine gänger drohten sogar, den Kanton Zürich wegen seiner Die Aktiv- Bürgerstener ergab 93 700 Frts., wobei Barallele gezogen zwischen dem schnellen und scharfen VorEinkommensteuer niemals mit ihrer dauernden Anwesen- wieder der Reiche leichter trägt, als der gleichbesteuerte gehen gegen Sozialdemokraten und dem Verfahren gegen die heit zu beehren, ja, dort schon anwesende Millionäre drohten Arme; die Erbschaftssteuer betrug 414 507 Urheber der Vorgänge in Eisleben und Spenge , die sich die Gegend zu verlassen, um der„ demokratischen Franks, die viel angegriffene Vermögens- und gegen die Sozialdemokraten richteten. Tyrannei" zu entgehen. Der Bestand des Kantons Einkommensteuer im Ganzen etwas über die Entrüftung des Herrn Leuschner im höchsten Maße herwird schwerlich gefährdet sein, wenn auch alle diese drei und eine halbe Million Franken, vor, und diese Entrüstung macht ihn so blind, daß er fast Drohungen ausgeführt werden. nämlich 3 586 705 Frks. Also diese Steuer beträgt etwas den Behörden vorwirft, sie seien gradezu parteilich zu Gunsten Der Kanton Zürich ist allerdings das am meisten über ein Viertel der gesammten Staatseinnahmen im der Sozialdemokraten und schroff und schneidig, wo Jemand der Sozialdemokratie nur ein schiefes Gesicht macht. demokratisch organisirte Gemeinwesen Europas . Um aber Kanton Zürich . An dieser Summe haben auch arme Herr Leuschner oder vielmehr die Ober- Berg- und zu sehen, was es mit der„ demokratischen Tyrannei" auf Leute mitzuzahlen und wegen dieser Summe ist von den Hüttendirektion" läßt es keinem Zweifel unterliegen, daß sich hat, wird man einfach das Einnahmebudget des Kapitalisten das bekannte ungeheure Geschrei erhoben die Bergleute von den Sozialdemokraten angegriffen find Kantons durchgehen müssen, und es wird sich dann worden. und speziell, daß der Sattler und sozialdemokratische herausstellen, inwieweit es wahr ist, daß in diesem Kanton Es erhellt aus dem geschilderten Bestenerungssystem, Agitator Franke aus Eisleben , ohne thätlich angegriffen zu die Reichen Alles bezahlen müssen". daß man auch im Kanton Zürich noch lange nicht dahin- sein, mit dem Revolver auf die Bergleute geschossen und 3war wäre es nur gerecht, wenn die öffentlichen Lasten gekommen ist, den Armen so zu entlasten, wie sich ge- drei derselben thätlich verletzt hat." im Haupttheil von den kleinen Einkommen auf die großen bührte. Die indirekte Besteuerung besteht noch in sehr abgewälzt würden aber unsere„ oberen Zehntausend" umfangreichen und drückenden Formen. Man kann dar stimmen jedes Mal ein Jammergeschrei an, wenn der aus die Engherzigkeit und den Egoismus der Millionäre Armen einmal irgendwo Gerechtigkeit werden soll. ermessen, die sich in allen Tonarten darüber beschwert Die Einnahmen des Kantons Zürich beliefen sich im haben, daß sie in dem Kanton Zürich etwas stärker zur Rechnungsjahr 1890 auf 12 056 870 Frts., die Ausgaben Besteuerung herangezogen worden sind, als anderwärts. auf 11 348 225 Frts. Wir wollen nun im Einzelnen Wenn man sich von dieser Seite auch über die Rücksichtsnachweisen, worin diese Einnahmen bestehen: losigkeit" der schweizerischen Steuerbehörden beschwert hat, Aus dem Salzregal tamen 153 000 Frks., von denen so hat das lediglich zu bedeuten, daß in Zürich , wie es ficherlich die armen Leute den größten Theil gezahlt scheint, die Praktiken von Bochum nicht wohl möghaben; das Bergwerk trug 21 398 Frts., eine Summe, lich sind. die von armen Leuten erarbeitet und als Mehrwerth"
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Sollen wir resumiren, was sich aus dem Gesagten Dom Unternehmer Staat eingezogen worden ist; die ergiebt, so müssen wir betonen, daß die in Zürich übliche Wasserrechts- Zinsen trugen 54 000 Frks. ein; die Jäger Besteuerung keineswegs dem entspricht, was man im bezahlten für 14 500 Frks. Patente, für welche Leistung Interesse der armen und arbeitenden Klassen vom heutigen die Jäger auch das Vergnügen und den Ertrag der Staate zu fordern hätte. Das große Kapital ist noch Jagd haben. Der Staatswald brachte 148 900 Frts. lange nicht genug herangezogen; die Masse ist. viel zu ein, auch ein Ertrag der Arbeit der Wald- und Forst- schwer belastet. Wenn man darüber auch ein Geschrei arbeiter. Die Wirthschaftsabgabe brachte etwa erheben sollte, so wird uns das nur beweisen, daß sich ein. Sie wirkt natürlich als die oberen Behntausend" zu sehr an die Abwälzung der indirekte Steuer, denn die Konsumenten öffentlichen Lasten auf die Unbemittelten gewöhnt haben, resp. Gäste müssen sie in letzter Linie bezahlen und um die darin liegende Ungerechtigkeit zu erkennen. fällt die Hauptlast wieder auf die ärmere Bevölkerung.
420 000 Frants
Die Stempelabgabe betrug 58 700 Frts., die Gebühr für
Feuilleton.
Nachbruc verboten.)
Er kehrt zurückk! Driginalroman von Jean Meroz.
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Er brachte eine handvoll blanker Goldstücke hervor und was ich seit einem Monat erspart habe, es ist nicht viel, reichte sie seiner Freundin mit den Worten:„ Da haben Sie,
Schüchtern streckte er die Hand aus. Larirette sah und ihr Herz fing an heftig zu pochen. Mijoulet an, ihre Augen waren von Thränen verschleiert
Sie dachte einen Augenblick nach, dann fiel sie ihm mit einer raschen Bewegung um den Hals und umarmte ihn,
indem fie ausrief:
welche in grober Weise viel forderten. Sie war ja ihre alte Knndin.
Dieses als außer 3 weifel stehend vorangeschickt, fragt Herr Leuschner: ist nun die Folge dieser Vorgänge gewesen? Der Sattler Franke wurde sofort verhaftet, blieb einige Wochen in Haft, wurde dann aber wieder freigelassen. Die Bergleute Wunderlich und Liebau, welche von dem pp. Franke Revolverschüsse erhalten haben, infolge dessen eine Zeit lang erwerbsunfähig waren und die Kugein noch jetzt in ihrem Leibe herumtragen, sind dagegen am 25. September d. J. also 4 Monate nach den Vorgängen im Preußischen Hof-verhaftet worden und befinden sich noch jest in Haft! Ihre Beschwerde gegen die Verhaftung und die von der Mansfelder Gewerkschaft angebotene Raution von 5000 M. ist vom kgl. Landgericht zu Halle durch Beschluß vom 4. Oktober d. J. zurückgewiesen. Wunderlich und Liebau sind durchaus sehr ordentliche zuverlässige Arbeiter, ersterer bekleidet sogar das Amt eines Förderungsaufsehers."
Es folgen sodann Angriffe gegen den sogenannten"
Arbeiter- Bildungsverein, dessen Mitglieder theils junge überspannte Leute, theils Faullenzer seien, gegen den Zeiter Volksboten, gegen den Redakteur desselben, Adolf Hoffmann , und gegen die Sozialdemokraten überhaupt. Die Bergleute hätten sich in der Nothwehr befunden und die Sozialdemokraten wären die eigentlichen Angreifer gewesen. Die Zuschrift schließt mit den Worten:
, Es wäre in der That tief zu beklagen und es würde das Rechtsbewußtsein des ordentlichen Arbeiters auf das Schwerste erschüttern, wenn auf Grund unrichtiger Denunziationen von
ersten Kunden um diese Morgenstunde waren Arbeiter, welche nach Paris hereinkamen und ihre Schneider- und KonfektionsWerkstätten aufsuchten, fleine Beamten, die sich nicht sonderlich auf ihrem Wege beeilten, ihren Platz ini Komtoir und ihren Sessel im Bureau, welchem Luft und Licht fast gänzlich mangelte, einzunehmen.
Zwei Stunden später waren die Budiker und Bewohner des Viktoriaplazes ganz erstaunt, die Krambude offen zu sehen, und hinter dem Ladentisch den Umriß der fleinen Blumenhändlerin zu bemerken, welche lebhafter als je war. Niemand hatte sich ihr plötzliches Verschwinden Das war sicherlich nicht die Kundschaft, welche ihr den ertären können. Die erste Sorge Larirette's war die ge- größten Verdienst brachte, aber es war dafür diejenige, wesen, zwei große Veilchensträuße zu binden und dem welche sie am liebsten bediente. Welch' reizendes Lächeln Lehrling zu geben, sobald er mit der inneren Einrichtung zeigte sich auf ihren rosigen, vollen Lippen, die halb geder Bude fertig geworden war. Dabei sagte sie zu ihm: öffnet waren, wie eine aufgeschnittene reife Granate, während Gehe schnell und trage das eine dieser Bouquets die frischen Wangen zwei schelmische Grübchen zierten. zu Herrn Philibert und sage ihm, es komme von Das unter dem Einfluß der reinen Morgenluft und des Larirette und sei für seine kleine gute Freundin bestimmt; berauschenden Blumendustes rascher pulsirende Blut röthete das andere gieb' Charlotten, frage sie, wie es ihrem Vater dieselben jedesmal, wenn sie mit einer zierlichen Bewegung
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geht und theile ihr mit, daß ich sie heute Abend besuchen ein Veilchensträußchen für zwei Sous einem hübschen Jungen oder einer niedlichen Nähmamsell mit munterem oder niederwerde, sobald ich meinen Keram geschlossen habe. Geh', mach, daß Du fortkommst; wenn Du zurückgeschlagenem Gesichtchen gab. Welche allerliebste, ein wenig spöttische Miene wußte kommst, werden die Bouquets fertig sein, die Blumen auf ihn strafen, er soll mein Geschäftstheilhaber sein." " Sieh da, der böse Mensch, beraubt sich selbst, er hat ihrem Plage liegen, und Du wirst auf einen Augenblick den sie aufzusehen, wenn ein Angestellter allein, oft mit verfich vielleicht' Entbehrungen auferlegt. Nun gut, ich will Zaven bewachen müssen. Ich will nämlich in meinem legenem Gefichte, eine Rose oder ein Bouquet von Levkoyen Stübchen ein wenig Ordnung machen. Das wird sehr oder Springauf nahm. Hier ist Etwas für Ihre Geliebte, mein Herr!- Mijoulet hatte, außer sich vor Entzücken, ihr jeden Kuß nöthig sein. zurückgegeben, während im Hintergrunde des Saales, unter schon fort, getrieben von dem dabei schlossen sich ihre Augenlider entweder fast, oder ihre ihrer Verlangen, den Auftrag, welchen sie ihm eben er Augen glänzten wie Perlen und schienen spöttisch und gemerfen ließ, welchen sie beim Anblick der feurigen Um- Larirette zu sein. erschienen war, die mürrischer als je, den lebhaften Unwillen theilt hatte, auszuführen und vor allem schnell wieder bei rührt zu gleicher Zeit zu blicken. armung der beiden jungen Liebesleute empfand.
Kurz, sie war so lieb, so lustig, so neckisch und nett, Das Blumenmädchen war allein und machte hastig einige daß alle Leute, welche ein Blümchen oder bescheidenes Sträußchen wünschten, an ihrer Bude stillstanden und selbst Sträuße fertig, welche sie in einem Korbe ordnete. Die Geschäftszeit kam heran, Larirette befand sich in zuweilen einen Umweg machten, um über den Viktoria- Platz einiger Unruhe bei dem Gedanken, daß irgend eine zu gehen. Sie war in der That eine Blume unter Blumen. Aber
Den folgenden Morgen befanden sich Mijoulet und Larirette mit zwei sehr großen Körben rechtzeitig auf dem Innocents. Larirette hatte die fäufe besorgt und um die Pfennige gefeilscht, den Konkurrentin vom Boulevard oder Palais Royal die ziem hatte die Ein
Markte des
sie sang auch schön. Der ganze kleine, um diese Stunde burch ihr anmuthiges Lächeln mit den Gärtnern fertig, früher erfreut hatte, an sich gezogen haben könnte. Ihre still daliegende Blayz hallte von ihrer hellen Stimme wieber,
noch