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tischen Verhältnisse im Staate in Fluß gekommen und es scheint nur, in cinen rascheren, als mancher denkt. Es werden gewiß Verfuche unter­nommen werden, um das System der allnatio nalen Koalition, die durch ihre Wahnsinnspolitik die extremen Richtungen des Nationalismus und Kommunismus wie in einem Treibhause ges züchtet hat, zugalvanisieren, aber wun auch und wie immer dieser Versuch gelingen sollte, die­felbe Koation wird es nicht mehr fein. Die Dinge im Staate treiben einer anderen Gestal tung au, sie fönnen für uns nicht schlechtere sein als bisher, wo alles zusammenwirkte, um den Aufstieg unserer Bewegung zu hemmen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß die herrschende Bourgeoisie versuchen wird, das bisherige System durch den Fascismus zu retten, aber das hätte nur Erfolg, wenn größere Teile der Arbeiier­fchaft dafür gewonnen werden würden, doch da ift aussichtslos, solange die Konimunisten ihrem maulmacherischen Revolutionsgetue nicht Taten folgen lassen. Mit anderen, vielleicht grundlegend verschiedenen Verhältnissen haben wir aber jeden falls zu rechnen. Vielleicht werden sie größere Straftanstrengungen der sozialistischen Arbeiter schaft notwendig machen, sie werden aber doch, ich hoffe, gesündere sein. Unsere Aufgabe wird es sein, diese Entwicklung zu fördern und alles zu tun, um unsere Aktivität und Kampffähigkeit zu steigern. Daraus erwächst unsere zweite Auf­gabe. Die besteht in der denkbar lebendigsten Fühlungnahme mit den Maffen der Arbeitersalaft, die wir noch stärker als bisher suchen müssen. Allem anderen voran muß der Gedanke uns er­füllen, im innigsten Stontakt mit der Masse zu bleiben und für ihre Erziehung im sozialistischen Geiste forgen. Nur so können wir das Verständ nis der Arbeiterschaft für die Art unserer Kämpfe und für die ofi tomplizierten Situationen, vor die wir gestellt werden, rege erhalten. Masse und Führer müssen ein einheitliches Ganzes bilden. Das war gemiß auch jetzt der Fall, aber wir müssen das Bertältnis noch inniger gestalten. Alle unsere Attionen im Parlamente müssen im Lande Widerhall finden. Dazu ist öfters Klar­heit utvendig. Klarheit auch über die reaktion nären Motive der deutschen nationalistischen Bourgeoisie und den Scheinradikalismus, wie über die schädliche Auswirkun der P si it der Kommunisten. Ich fasse zusammen: fon fequenten Kampf gegen das allnationale Koali­tionssystem, fein Abirren von un'erer grundsäh­lichen Politik, Wachsamkeit und Bereitschaft ge genüber dem Neuen, das lommen wird, und höchste Agilität der Partei. Unsere Aufgaben scheinen mir flar vorgeschrieben.

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PRO

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Die Einfallstore der Reaktion find die Riffe unferer gefpaltenen Organisationen.

FESTE GETREIDE= ZÖLLE

REDUKTION

DER

LOHNE

ABBAU

Nicht Gewalt der Bajonette

Sat uns in den Staub getreten, Nein, es schmiedet schwere Kette Bruderkampf uns der Proleten.

LETA

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Anton Schäfer:

24. Dezember 1925.

RIAT

Paul Kumpoach's

Bruderhaß zerbrach die Mauern, Ließ das Werkvolk sich entzwei'n. Soll die Knechtschaft ewig dauern? Sozialisten, ichließt die Reih'n!

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der

Abolf Pohl: fie sind das ist die Tragik des Sozialismus scher Forderungen. Weder das einzige noch das Frage der Arbeitsinspektion. Das be in diesem Staate durch die besonderen polit- wichtigste Instrument. Doch von solch überschät- stehende Gesetz über die Gewerbeinspektoren Borbereitung auf balbige Reuwahlen. schen Umstände außerordentlich erschwert. Das zendem Aberglauben war die deutsche Sozialde stammt aus dem alten Desterreich und hat, froß­Unsere Partei hat in in diesem Staate die Proletariat, das bei geschlossener Klasseneinheits- mokratic immer frei. Aber auch von dem ähn dem es Mängel genug aufweist, bis heute noch gefachliche, Miffton zu erfüllen, Wegbetei front in sozialpolitischer und fultureller Bezie lichen Aberglauben, als ob alles außerhalb des nicht die geringste Berbesserung erfahren. Gleichs ter det jozialistischen Internatio hung Großes durchfeßen tönnte, ist in viele La- Parlamentes für die Arbeiterschaft durchgefeßt notwendig ist die Verbesserung des Gesetzes überst nale zu sein. Deshalb ist der Angelpunkt unfe- ger gespalten, was in einem Teile des Proleta- werden könnte. Jedes Werkzeug im Befreiungs- die Betriebsausschüsse, ebenso bedarf rer Politit das Verhältnis zur tschechiriats den für die sozialistische Gesamteritwicklung jo tampfe des Proletariats hat Grenzen für seine das Geseß über die Betriebs- und Revier schen Sozialdemokratie. Das gegen gefährlichen Zustand des Zweifels und der Gleich- Wirknugsfähigkeit und muß mit einer gewissen räte im Bergbau dringend einer Novellies wärtige Regierungssystem verspricht teine lange gültigkeit hervorruft. An diesen allgemeinen Ur- Freiheit gehandhabt werden. Die Aufgaben des rung. Das ebenfalls aus Desterreich überuom­Dauer. Die Gegenfäße in der neuen Regierungs- fachen für die Schwäche der sozialistischen Poli- kommenden Jahres find: die Parteigenos- mene Gesetz, das die Arbeitsverhältnisse der. toalition werden größer sein denn je, dazu kommt tik kann die deutsche Sozialdemokratie aus eige- fen durch klärung des politischen Handlung gehilfen regelt, ist längst in einzelnen die geringe Regierungsmehrheit, so daß wir nem nicht viel ändern. Aber sie hat auch keine Dentens, durch Vereinheitlichung Teilen veraltet und bedarf dringend der Umge­wahrscheinlich längstens bei der Beratung des Ursache zur Aenderung ihrer bisherigen Politik des politischen Willens starter ma- staltung. Auch da hat es nicht an Anregungen nächstjährigen Budgets vor einer schweren Regie- und Tattit. Ihr Festhalten an den Grundfäßen chen, fie reif machen für die Stunde, und Vorschlägen gefehlt, ebenso wie zahlreiche rungstrise stehen werden. Wir haben uns daher des Sozialismus, mit dem allein sie über den da fie ihre Kräfte mit denen des Verbesserungen der Pensionsversicherung auf baldige Neuwahlen vorzubereiten. toten Punkt der gegenwärt gen Situation hin übrigen Proletariats in diesem Privatbeamten durch die zuständigen Organija Das ist also eine der Aufgaben, die wir zu er wegzukommen hofft, hat die Berechtigung dieser Staate vereinigen werden. Wenn auch tionen in Vorschlag gebracht worden sind. Eine füllen haben. Die andere Aufgabe ist, bei unse- Hoffnungen infofern erwiefen. als sie trok Ein- das Jahr 1926 die Verwirklichung dieser Auf- baldige Ueberprüfung der gegenwärtigen Ein­rem Organisationsapparat Wängel buße in der Zahl ihrer Wähler und ihrer far- gabe nicht bringen wird, aber anbahnen soll sie richtungen über die Arbeitslosenunter, stü yung ist gleichfalls notwendig. Außerdem und Fehler, die bei dieser Wahl sichtbar wurden, lamentarischen Vertreter an der ihr nach den na- das kommende Jahr. bedürfen die staatlichen und öffentlichen Ange­türlichen Verhältnissen zukommenden Stärke abzustellen. Die Gegner haben viel von uns ge­stellten und die Staatsbediensteten eines besseren lernt und wir dürfen sie nicht unterschäßen. Es nichts eingebüßt hat. Ob das Jahr 1926 eine Schutzes. Die Herstellung eines modernen hat sich aber auch herausgestellt, daß wir die m- Verbesserung der allgemeinen Lage des Sozialis­Dienstrechtes mit gefeßlicher Festlegung des Mat differente, wählerfchaft zu wenig erfaſſen. Wir unas bringen wird, if ſchwer voranzuſagen, aber Sozialpo itische Notwendigkeiten. bestimmungsrechtes der Angestellten und Bedien­auf Aufklärung für die Zukunft das ist sicher, daß eine solche Besserung nicht mehr leisten, unsere Parteimitglieder intensiver erzielt würde durch Preisgabe oder Daß in den ersten Jahren des Bestandes, steten gehört mit zu den wichtigsten Forderun schulen, damit sie agitatorisch mehr wirken ton- bfchwächung des prinzipiellen der Republit eine Reihe soz alpolitischer Maß- gen dieser Berufsgruppe. In der Antrittsrede des Ministerpräsiden Standpunktes, durch eine der national. nahmen durchgeführt wurden und durchgeführt nen. Die Herausgabe einer aufklärenden Zeitschrift, die monatlich einmal unentgelt- staatlichen Einstellung der tschechischen Sozialde- werden mußten ergab sich aus den Kräfteverhält ten im neuen Parlamente ist die sozialpolitische Ge lich an die Barteimitglieder abgegeben wird, itik oder gar durch eine über gelegentliche parla-, des Weltkrieges auf dem Gebiete der tschechoslo- überrascht durchaus nicht, denn die kapitaliſtiſchen mokratie entgegenkommende opportunistische Tat- niffen, die unmittelbar nach dem Zusammenbruch| fetgebung sehr mager bedacht worden. Das unerläßlich. In dieser Zeitschrift. fönnte auch Ge- wat schen Republik bestanden. Kaum aber ließ Gruppen sind in der jeßigen Regierungsmehrheit über die parlamentarische Tätigkeit unserer Ab- mentarische Notwendigkeit hinausgehende geordneten und Senatoren regelmäßig Bericht er- meinsamkeit mit den deutschbürgerlichen Par- die Kampftraft der Arbeiter unter Enfluß be- wesentlich stärker vertreten als das bisher in der stattet werden. Es ist eine Tatsache, daß die teien. Wenn wir der Ueberzeugung sind, daß dauerlicher Ereignisse nach, stieg der Widerstand Mehrzahl unserer Parteimitglieder über unsere trotz des düsteren Gegenwart bildes sich allmäh- der Unternehmerklasse gegen die sozialpolitischen parlamentaris en Arbeiten nicht informiert sind. lich auch im tschechoslowat schen Staate die Po- Forderungen der Arbeiter und Angestellten. Die Herausgabe eines billigen Wochen- litik nach den Intereffen der Klaffen orientieren Mehrere Gesch: auf dem Gebiete des Arbei­blattes ist ebenso eine bringende Notwendig wird, so folgt daraus, daß wir trop der bisheri- terschutzes und der sozialen Fürsorge knüpfen teit. Makgebend vor allem wird für die Zukunft gen geringen Erfolge an unserer Politit festhal an Vorarbeiten aus der Zeit im alten Desterreich. die Aufklärungsarbeit unserer Vertrauensmän- ten müffen. In jenen Schichten der deutscher So geht das Gesetz über die Regelung des Ar­ner sein, ganz gleich, ob sie sich in den politischen, Arbeiterschaft, die zu streifeln angefangen ha- beitsverhältniffes in der Heimarbeit durch­gewertschaftlichen, genossenschaftlichen, sportlichen ben oder die durch kommunistische Demagogie auch nicht weiter als das bereits in dem österrei und tulturellen Organisationen betätigen. Sie und nationalistische Verlegenheit in umvegfames hischen Gesetzentwurf vorgesehen war. Der müssen mehr als bisher für unsere Partei tun. Bestrüpp gelockt wurden, muß vor allem die achtstündige Arbeitstag ist in der Ich warne vor einer fogerannten Neutralitäts- fo3ialistische Aufklärungsarbeit Tschechoslowakei zwar gefeßlich vorgesehen, aber dufelei. Es gibt teine neutrale Gewerkschaften mit aller Energie aufgenommen werden. Durch badurch, daß Ueberstunden nach diesem Gesetze Josef Schweichhart: usw., sondern nur sozialdemokratische und andere. aufbauende Organisationsarbeit, durch politische zwar besonders, aber nicht höher zu bezahlen Ein besonderes Augenmerk ist auf die Gewinnurg Aufklärung in den Organisationen werden wir, find, werden die Unternehmer förmlich dazu ver. Zulammenlaffung der Kräfte! der jugendlichen Arbeiter und der soweit es auf unsere, auf die deutsche Partei an- leitet. sich von den Behörden Ueberstundenarbeit Frauen zu richten. Wenn wir also in dieser kommt. die Bedingungen für die Wiedererlan- bewilligen zu lassen. In dem zu Ende gehenden Wenn man ausspricht, was ist, so ergibt sich Richtung tätig sein werden, können wir dem kom- gung sozialistischer Kraft verbessern und für den Jahre schon sollte mit Rücksicht auf die Einfüh- die für den Sozialismus unerfreuliche Tatsache, menden Wahlkampf ruhig entgegensehen. Augenblick gerüstet sein, in dem die Hemmungen rung des Genter Systems in der Arbeitslosen- daß bei den letzten Wahlen von den 80 Prozent für die Wiedervereinigung des national und unterstüßung die gefeßliche Regelung der Bevölkerung, die man zur arbeitenden Klaffe richtungsvolitisch gespaltenen Broletariats weg der Arbeitvermittlung erfolgen. Wic- zählen tann, nur 28 Prozent margisti gefallen fein werden. Das verlegt den Schwer- berholt ist außerdem die Schaffung eines Ge- fche Parteien( Soz aldemokraten und Kom­bunt unferer Arbeit für die nächste Reit auker- fches zum Schuße der Kollektivvet munisten) gewählt haben. Wieder einmal be halb des Parlaments. Parallel zu dieser außer- träge angekündigt worden, aber auch da weh- stätigt sich das Lassallesche Wort, daß wohl die parlamentarischen Parteiarbeit muß auch weiter ren sich die Industriellen mit Erfolg dagegen. herrschende Klasse weiß, was sie will, nicht aber Die Aufgaben, die der Sozialismus in hin unsere Arbeit im Parlamente gehen. Die Nicht einmal die geringfügige Verbesserung des die aufstrebende. Die herrschende bürgerliche Der Zschechoslowakei zu erfüllen hätte, find im Ertartung des Parlamentarismus im tschechoslo- Paragraph de der Gewerbeordnung lonnte im Klasse wird ohne Zweifel den Wahlev in Sinblide auf die soziale Gliederung der Bevöl- wakischen Staate ist trotz allem fein Argument ge- leßten Parlament zu Beschluß erhoben werden, ihrem Sinne energisch auszunüßen bersuchen. ferung dieses Staates, im Hinblice auf seine gen den Parlamentarismus als solchen. Denn tropdem die Vorlage im Senat und im sozialpo- Sieraus ergibt sich die Notwendiateit eines mög wirtschaftliche Bedeutung in Mitteleuropa und dieser ist bei gesunden parlamentarischen Ver- litischen Ausschuß des Abgeordnetenhauses ge- lichst gefchloffenen Abwehrkampfes der mar­nicht zulegt im Hinblice auf die Reife seiner Ar- hältnissen ein sehr wichtiges, ein sehr brauchka- nehmigt worden war. Im Rückstande ist die ristischen Parteten. Nachdem die tschechische So­beiterschaft vielversprechend und bedeutsam. Wherres Instrument für die Durchfetung proletari- tschechoslowakische Republik unter anderem in der zialdemokratie vermeint, durch die Anteilnahme

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Johann Polach :

Sozialistische Auftlärungsarbeit.

tschechoslowakischen Koalition der Fall war. Ist es den Unternehmern gelungen, schon seit vielen vielen Monaten bis auf die Sozialversicherung und auf das Urlaubsgefeß jeden sozialpoliti schien Fortschritt zu verhindern, so ist für die nächste Zeit unter der neuen Regierung noch schlimmeres zu befürchten, wenn die Arbei ter- und Angestelltentiaffe nicht dafür sorgt, mit Hilfe starter Orga nisationen den Stillstand in der So zialgefeggebung zu überwinden.