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Fünfzehn Jahre Narod". Das Zentralorgan

Bebels ,, Es lebe die Sozialdemokratie!- das muß der Ruf sein, mit dem wir neuen Kämpfen ent­gegengehen" als Motto vorangestellt ist, erinnert das gut geleitete Blatt daran, daß es von Anfang an für die einzige gerechte und gesunde Lösung der eingetreten sei, daß es 1912 die Losung: Krieg dem

Humor.

11. Feber 1926.

Der Film.

Der Nibelungen- Film feiert in Amerika wahre

mazedonischen Frage", die Autonomie des Landes, lettern s' auf'n alten Birnbaum. Da rutsch'n Schmerzt ihn, daß gute Bücher nicht gelesen werden. Trompeten, Renommisten und Tam- Tamschlägern!

Kriege! verfochten habe und daß es ſich ſeit 1914 und 1915 mit aller Schärfe gegen die Bande Rado­flawows" gewendet habe, deren Politik Bulgarien in die ökonomische und poltische Abhängigkeit von Deutschland brachte und in den Weltkrieg und in die Ratastrophe hineinrik. Ebenso steht auf der Ehren­liste des Narod " der erbitterte Widerstand gegen die bäuerliche Klaffendiktatur Stambulijslis wie der unermüdliche Kampf gegen die Regierung Zankow, daß gewalttätigste, tyrannischeste und blutigste Re gime, das Bulgarien je gehabt hat". Mit heller Zuversicht und ungebrochener Kampftraft tritt ,, Narod " in sein sechzehntes Jahr.

Lha de Putti, die bekannte Berliner Filmschau­spielerin, hat unter Hinterlassung von 100.000 War! Schulden Berlin verlassen. Die Stünstlerin hat sich über Paris nach Cherbourgh begeben, um von dort aus mit dem Dampfer Majestic" die Ueberfahrt nach Amerita anzutreten. Ueber die Begleichung der Außenstände der bekannten Diva dürfte man sich noch einige Zeit den Kopf zerbrechen.

Kunst und Wissen.

boten...

Maus".

Literatur.

Tragödie. Und so kann es nicht wunder nehmen, der bulgarischen Sozialdemokratie Narod " Recht angenehm. Sommerfrischler: wenn Claus Mann Wege einschlägt, die abseits ( Volk) blickt dieser Tage auf fünfzehn Jahre Bestehen führen vom steinigen Pfad des revolutionären Wol­zurück. In einem Leitartikel, dem das Wort August. Aber wie soll ich bei Nacht ins Haus tom tens und wenn er Trost sucht und findet im blühen Triumphe. Die Besprechung des Films beginnt im men? Hausschlüssel hab ich keinen und Glocke ist den Garten der Dichtung, wobei ihm die stille, en San Francisco Call" mit folgenden Worten: Wach auch keine da!"- Bäuerin: Dös is ganz e ein­fach! Da schleichs S' z'erst um' n Hundskotter' rum Verzicht gemahnende Hermann Bangs am nächsten - aber gegen' n Brunna zua, dorthin reicht' s Qua- steht Claus Mann fühlt zwar die Not der Jugend auf, Schloß Holywood ! Wacht auf, ihr verschlafenen der net. Dann steig'n S' übern Zaun im Garten und die Not des Geistes wie selten einer. Er leidet Hüter der Ateliertore, ihr arroganten Pfeilschüßen darunter, daß die Theatersäle leer sind und es auf den Papiermacheewällen, ihr Eintagsfliegen von paffen aber auf'n Stacheldraht auf! Nacha barunter, daß die Theaterſäle leer sind und es steht vor eurer Türe! Siegfried" ist sein Nante und auf'n bordersen Aft außi aber schön loder, weil während zu einem Borkampf Samson- Breitenftätterdacht auf, Männer und Bürger, ein mächtiger Selb der Ast stark nachgibt und flopfen bei der 16.000 Menschen strömen. Er fühlt dies mit tausen­er ist aus der alten Welt über das meer gefahren, Magdkammer an; die tuat Ihne dann aufmach'n! den anderen jungen Menschen", die es in Deutsch nicht um euch zu betriegen, sondern um euch zu leh­ren..." So Amerika , das doch in jedweder Bezie aber schau'n S' guat, daß Ihna laner von die land trog alledem noch gibt. Zu den die ganze heutige Burschen sieht, weil die Sakramenter gar so viel Jugend berührenden Problemen kommt noch sein hung auf dem Standpunkt des Besserwissens steht. eigenes: er hat das Glück und die Last zugleich, Sohn Aber bei uns in Prag wurde der Film ursprünglich eifersüchti' fan!" eines großen Vaters zu sein. Der Name: Mann Vertrauenerwedend. Können Sie mir sagen, seine Bedeutung hinaus Beachtung, um die ein an­öffnet ihm alle Tore und verschafft ihm weit über wegen seiner angeblichen aufreizenden Tendenz" ber wo hier das beste Hotel iſt?" fragte der Frembe am verer mühsam und schwer ringen muß und die man- Paul Richters neuer Film betitelt sich Die rote Bahnhof des fleinen Städtchens einen Einheimischer ſtill Schaffende nie erlangt. Aber dieser Name schen. Ich könnte schon, aber ich möchte nicht," er­widert der andere zögernd. Warum nicht?" Wenn verpflichtet auch; er fordert Großes von seinem Trä­Sie hinkommen, werden Sie sicher denken, ich bin ger. Wertvolle Menschen sind schon am großen Namen des großen Vaters gescheitert; wir werden ein Lügner." an den begabten Sohn Goethes erinnert. Wir wün­schen Claus Mann, daß es ihm möglich sein wird, den Namen seines Vaters Thomas und seines On­fels Heinrich in Ehren zu tragen und daß es ihm gelingen wird, trotz alledem ein Eigener zu werden. Mozarts Zauberflöte" erlebte am Dienstag Seine Prager Vorlesung am 9. d. M. gestattet noch unter Kapellmeister Steinberg eine stil- und feine Schlüsse. Er ist talentiert, ohne Zweifel, er stimmungsvolle Aufführung und diente nebenbei lennt das Leid der Jugend, das ist gewiß aber cuch einem Engagementgastspiele. Herr Alfred ihr Wegbereiter ist er nicht. Er weiß, daß die( frei) Riesige Regenqüiffe werden aus Süd- Eng Karen vom Stadttheater in Teplit sang den Sa- deutsche Jugendbewegung versagt hat und daß die land gemeldet. Bahlreiche Flüsse sind über die rastro. Eine derartig profunde Baßstimme wie die deutsche Jugend führerlos ist aber ihr Führer ist Ufer getreten und haben meilenweit das Land unter des Gastsängers gehört heute zu den Seltenheiten, er nicht." In Armut leben" und nach fernen Län­Wasser gesetzt. Häuser und Aeder sind über- so daß es schon um des außergewöhnlichen Stimm- dern reisen( ins herbe Afrika )- rät er, aber mit schwemmt und verwüstet. Am meisten hatte die materiales des Sängers willen ratsam wäre, ihn diesem Rat wird der jungen deutschen Dichtkunst noch Stadt Nordhampton zu leiden. Als die Leute nach unferer Bühne zu gewinnen. Denn die gesang nicht gedient sein, vor allem aber nicht der großen dem Gottesdienst am Sonntag morgen die Kirche lichen Fehler und Unarten, die Herr Karen der Bahl jener, die im Schatten leben- das war der verlassen wollten, sahen sie sich plötzlich von reißen- malen im reichen Maße besitzt, lassen sich leicht ab. Eindruck, den sein erstes Stüd Fragment von der den Fluten umgeben und mußten mit Booten und stellen und hindern keineswegs, daß der ſtrebsame Jugend" hinterließ. Im zweiten Teil las Claus Wagen aus der Kirche geholt werden. Sänger unter tüchtiger und gewissenhafter fünft Mann ein Rapitel aus seinem Roman - ein Inap­lerischer Führung ein Vollkommener oder sogar pes, farbenreiches Bild des Lebens der Pariser Bo­Auserwählter seiner Kunst werde. Frau Baß hemiens. Soweit dieses Bruchstück ein Urteil zuläßt, Rehlmann, die als Königin der Nacht hätte geht der junge Dichter an den sozialen Fragen unse- Sozialdemokratische Studentengruppe. Sam s- debutieren sollen, hatte in fester Stunde abgesagterer Zeit unberührt vorüber, wie er überhaupt in feitag, 18. Feber, nachmittags 5 Uhr im Verein deui. was anzuzeigen allerdings allen Anstandsregeln ent- nen Ausschauungen durchaus bürgerlich zu sein scher Arbeiter wichtige Mitgliederversamm­gegen unterlassen wurde. Fr. Swartin, die an scheint.- Seine Partnerin Bamele Wedekind lung. Tagesordnung: Organisatorische Fragen". ihrer Stelle- übrigens in ganz hervorragender trug mit viel Gefühl und tiefem Berſtändnis Ge-- Dienstag, 16. Feber, abends 8 Uhr in der Weise sang, verhütete durch bewunderungswür dichte ihres Vaters vor. Man konnte viel Freude Verwaltung des Sozialdemokrat" 2. Seminar. dige persönliche Geistesgegenwart einen ernstlichen beiden Veranstaltungen an dem Vortrag haben, wenn er auch manchmal ein abend. Teilnahme an reichten übrigens die Mittel der jungen Schauspiele­wenig zu theatralisch wurde Für Rabbi Esra" unbedingt notwendig. rin nicht aus. Dieses starke Gedicht erfordert die gutgeschulte Stimme eines männlichen Sprechers. Pamela sang außerdem noch mit weicher, warmer Stimme ohne große Musikalität zur Laute Lieder von Frank Wedekind, die einiges aus dem reichen Schaf Vom Arbeiter- Turn- und Sportverband. Sams­fen des Dichters lebendig werden ließen. Die bei- tag, den 18. Feber, um halb 3 Uhr nachmittags den blutjungen und außerordentlich sympathischen Bundesvorstandssitzung. Menschen wurden am Schluß lebhaft bejubelt bei freilich der Beifall nicht restlos ihrem Werk und ihrer Leistung. sondern auch der göttlichen, hereznbe­zwingenden Jugend galt. E. P.

Ueber drei Monate tot in der Wohnung gelegen ist die 56jährige Witwe Spiller in der Fürstenber­ger Straße im Norden Berlins. Die Frau, die zurückgezogen und menschenschen in dem großen Mietshaus lebte, wurde von ihrem Neffen, als er zu Besuch fam, in ihrer Wohnung auf dem Boden liegend tot aufgefunden. In dem Briefkasten lagen

noch Briefe vom 31. Oktober vorigen Jahres.

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Unfall, da sie unbeirrt weitersang, troßdem die Ver­senkung mitten in ihrer großen Arie im zweiten Akte plötzlich in Tätigkeit trat und de Künstlerin in die Tiefe beförderte.

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-et.

Heirat in handseffeln. Eine Seirat unter un­gewöhnlichen Verhältnissen fand dieser Tage in dem italienischen Orte Taranto statt, wo ein wegen schweren Einbruches verhafteter Verbrecher, Angelo Conte, mit einer gewissen Clara Cesca den Bund fürs Claus Mann Pamela Wedekind. Die seelische Leben schloß. Wie römische Blätter berichten, trat und leibliche Not der Jugend ist ein Problem, das der Bräutigam von den Standesbeamten mit auf den die Empfindsamsten und Befähigsten unter den jun­Rüden gefesselten Händen, während Handschellen, die gen Menschen immer und immer wieder aufrütteln ihm angelegt waren, von zwei schwer bewaffneten wird. Die einen werden zur revolutionären Tat Carabinieri gehalten wurden. Das Standesamt veranlaßt, andere zur leidenschaftlichen Betätigung tourde streng bewacht, weil einige andere Bewerbe- in der Politik, wieder andere fühlen in sich eine rinnen um die Hand Contes gedroht hatten, sie wür- fünstlerische Sendung reifen und entladen ihr ge­den die glückliche Braut ermorden, wenn die Heirat drücktes Gewissen durch lyrische und dramatische Pro zustande fäme. dukte. Allen ist es mit ihrem Wollen furchtbar ernst und dieser Ernst soll auch anerkannt werden, ist er Wetterbericht vom 10. Feber. Dienstag pas doch ein Beweis dafür, daß sich unter den Trümmern sierte vom Often her eine leichte Störung das unserer geistig verfallenden Gesellschaft immer wie­Staatsgebiet, die eine schwache Erwärmung und der neues Leben regt. Die denkende Jugend hatte meist nur unerhebliche Niederschläge brachte. Nur es schon immer schwer, sich ihre Wege zu suchen, die in Südwestmähren wurden sechs Millimeter gemes- heutige Jugend aber ganz besonders. Keine Gesell­sen. Da es überall den ganzen Tag bedeckt blieb, schaft zeigte noch jene tiefe Zerrissenheit und jene beträgt der Unterschied zwischen der tiefsten und der klaffenden Widersprüche als die, in der wir leben. höchsten Temperatur an den einzelnen Orten nur Die Generation, die nach dem Kriege die Schule ver­ein bis drei Grad Celsius. Im ganzen blieb die ließ, ist völlig führerlos. Ihren Geist beschwert noch Temperatur nahe Null. Wahrscheinliches zu viel des Alten, als daß sie rasch und leicht den Wetter von Donnerstag: Vorwiegend be- Weg zum Neuen finden würde. Das eigene Erleben wölft, zeitweise leichte Niederschläge, Temperatur des Krieges blieb ihr erspart und darum versteht sie auch nicht die Größe der Revolution und ihre

nahezu Null, Ostwind.

- Gunnar

Tolnaes.

Zu seinem Prager Vortrag am 8. Feber. Der Maharadsch von Kopenhagen", wie man den beliebten Künstler in den Filmkreisen nennt, ist auf seiner Reise durch Mitteleuropa nach einem fur­zen Aufenthalt in Wien auch in Prag abgestiegen. Schon sein Eintreffen gab den neuigkeitslüsternen Pragern Gelegenheit und Stoff zur Genüge, um ein­mal ihre Sensationslust voll zu befriedigen. Bejon ders die holde und auch weniger schöne Frauenwelt lam in begreifliche Aufregung, die sich bei einigen Gelegenheiten in geradezu vulkanmäßigen Begeiste­rungsausbrüchen austobte.

-

wo­

,, Die freie Gemeinde", Organ für sozialdemo fratische Kommunalpolitik, 8. Jahrgang, Heft Nr. 3, ist soeben erschienen. Es enthält Auffäbe über: Schützet die Selbstverwaltung" von L. Pölzl, Notwendige Ergänzungen", Ein Wort zum Bau­förderungsgesetz" von Abg. J. Schweichhart, Kommunalbank und Kreditbedürfnis der Selbst­verwaltungskörper" von-13, Die Reform dec Finanzwirtschaft der Selbstverwaltungsförper" von Prof. Dr. Schranil ,,, Wohnungspolitik in Sow­jetrußland" aus der Zeitschrift Wohnungswirt. schaft" Berlin. Die Rubrik Rundschau" enthält ein Erkenntnis des Obersten Verwaltungsgerichtes, Mit­teilungen über Bezirksvoranschläge und eine Ent scheidung des Obersten Gerichtes, nach welcher Ge­meindehäuser dem Mieterschutz nicht unterliegen.

Aus der Partei.

Turnen und Sport.

Herausgeber Dr. Ludwig Czech. Verantwortlicher Redakteur Wilhelm Niezne r. Drud: Deutsche Zeitungs- A.- G.. Prag. Für den Drud verantwortlich: D. Holit.

Spielplan des Neuen deutschen Theaters. Heute Donnerstag Julius Cäsar", Freitag Der RuB", Samstag Mascottchen", Sonntag DRUCK- U. VERLAGSANSTALT halb 3 Uhr Rigoletto", 7 Uhr Die Tere- Gesellschaft m. beschr. Hafi. sina", Montag Mascottchen".

empfiehlt sich den p. t. Behörden. Vereinen, Or ganisationen, Gemeinden und Kaufleuten zur Herstellung von Drucksorten wie: Tabellen Büchern, Broschüren, Zeitschriften. Zirkularen Mitgliedsbüchern. Einladungen, Piakaten. Flug schriften, Fakturen. Briefpapieren usw in solider and rascher Ausführung. Setzmaschinenhetrieb und Rotationsbetrieb

Spielplan der Kleinen Bühne. Heute Donnerstag abends Mamselle Nitouch e", Freitag abends Charleys Tante", Samstag halb 3" Uhr nachmittags Jugendfür sorge- Vorstellung Die Puppenfee", 7 1hr abends Der wahre Jakob", 10 Uhr nachts Liebestrant", Sonntag 3 Uhr Charleys ante", halb 8 Uhr Biebestran!", Montag IN TEPLITZ- SCHÖNAU Der wahre Jakob".

l scblerdas

Nr

zitternder Erwartung des Lieblings. Weitaus der ihm die Tore zur erträumten Zukunft. In Kristia- Anziehungskraft. Tolnaes glaubt nicht an die größte Teil der Anwesenden natürlich Frauen und nia gab's damals zwei Bühnen, das National- und Bukunft des Sprechfilmes, da dieser dem Mädchen jeden Alters und Standes. Nach einer das Fahströmtheater. Der jugendliche Liebhaber inneren Wesen des Filmes widerspricht, dessen Haupt­tschechischen Einleitung erschien dann endlich Gunnar dieses wurde nun plöglich fürs Nationaltheater ge- vorteil eben in der Ausschaltung des gesprochenen Tolnaes selbst. Langandauernder Jubel empfing wonnen, so daß der Theater des Fahströmtheaters Wortes und im Betonen der allgemein verständlichen ihn; er verneigte sich lächelnd nach allen Seiten. Und notgedrungen mit dem begabten, jungen Tolnaes Ursprache der Mimik und des Augenspieles liegt. nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, begann er einen Versuch machen mußte. Er spielte damals in Auch für den farbigen Film fann er sich nicht seinen Vortrag. Er hat erst vor kurzem Deutsch ge- Batailles Mama Kolibri" und sein erstes Auftreten erwärmen; besonders Naturaufnahmen verlieren Ternt und war daher mehr oder weniger auf seine war von durchschlagendem Erfolg. Tolnaes blieb bei jedwede Natürlichkeit und die Landschaft erscheint wie Vorlage angewiesen, aber seine Aussprache ist deutlich der Bühne und gewann als Darsteller der Gestalten durch farbige Gläser gesehen. Der gute, gediegene und rein, wenn auch ein wenig spröde und hart. aus Jbsen, Strindberg, Shakespeare, Björnson und und unterhaltende Spielfilm wird auch fernerhin Leicht verständlich klang seine angenehme, melodische Samsun immer mehr und mehr die Gunst des Pu- seine Anziehungskraft behalten und wird sich immer Stimme durch den weiten Raum. blikums. Im Jahre 1913 filmte er zum erstenmal mehr entwideln und vervollkommnen. Dagegen ist er und zwei Jahre darauf ging er nach Kopenhagen der Meinung, daß aus dem fünftigen Film zum Nordist- Film über, wo gleich sein erster Film der abgeschmadte Kitsch verschwinden Die Lieblingsfrau des Maharadscha" seinen Namen wird: die Schablone des Hochstaplers und des Ehe­burch die ganze Welt trug und endgültig seinen brechers, der Kolotte und des gefallenen Mädchens, internationalen Ruf und Ruhm begründete. die man heute noch überall antrifft, als könnte man

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Sein Vortrag zerfiel in zwei Teile. Anfangs er­flärte er den 3wed seiner Reise und dann sprach er von sich selbst. Dem Filmschauspieler geht gänzlich Gewissermaßen ein Auftakt zu dem montägigen ab, was dem Bühnenschauspieler nicht nur Anregung Abendvortrag war das Erscheinen Gunnar Tolnae's und Ansporn, sondern auch den ersehnten Dank für im Bio Alma, wo gerade einer seiner Filme vor sein künstlerisches Streben bedeutet; die unmittelbare Im zweiten Teil seines großzügigen Vortrages ohne sie feinen Film zustande bringen. Aber man geführt wird: Die kleine Dorrit". Dem rührigen Fühlungnahme mit dem Publikum. Dem filmenden entwidelte er seine Ansichten über die Filmkunst selbst wird sich mehr ans Märchenhafte und ans Wunder­Direktor des Kinos war es gelungen, den Künstler Künstler ist gerade die schönste Belohnung und Ge- und ihre Zukunft. Er wies auf den großen Unter- bare grenzende Vorwürfe halten und damit eine für einen Besuch seines Unternehmens zu gewinnen. nugtuung versagt: er tann seine Zuschauer nicht un schied hin, der zwischen dem Film und der übrigen durchgeistigte Höhe der Filmkunst erzielen. Und Tolnaes lam: jugendlich frisch, mit seiner hohen, mittelbar mitreißen, er kann während seines Spic- Kunst besteht. Diese hat eine tausendjährige Ent­Ein donnernder, brausender Beifall rauschte sehnigen Gestalt und den für ihn so bezeichnenden les, beim Filmen, nicht die Wirkung beobach- wicklung hinter sich, der Film aber stedt bisher in burch das Saus, als Tolnaes seinen seinen Vor­scharfen, durchgeistigten Gesichtszügen, als wäre er ten, er weiß nicht, ob er enttäuscht oder gefällt. Nie- den Kinderschuhen. Ein Buch oder ein Drama be­unmittelbar aus der Leinwand getreten. Die Tragit mals hört er einen erfreuenden, belebenden Beifall steht durch sich und in sich selbst und hat bloß einen trag beendet hatte. Das Podium wurde von be­geisterten Badfischen im wahrsten Sinne des Wortes der menschlichen( lies: mädchenhaften) Ideale, daß wie der Bühnenkünstler. Ein Ersatz dafür sind die einzigen Schöpfer. Anders aber der Film: er ist kein gestürmt, der Jubel wollte kein Ende nehmen und fie nämlich beim Erreichen oder persönlicher Berüh- Briefe, die gleich einem verspäteten Beifall in seine einheitliches Stunstwert, sondern eine Verquidung der Stünstler wurde immer und immer wieder her­rung bitter enttäuschen, ging in angenehme Ueber Wohnung flattern. Bloß aus diesen kann ein Film von Gefühl und Technit, eine Genossenschaftseunst, vorgerufen. Auch draußen vor dem Eingang wartete raschung über: nicht nur daß man ihn so fand, wie darsteller ersehen, ob er gefällt und Erfolge hat. Es denn der Regisseur allein ist nicht der alleinige eine dichte Menschenmenge auf den man sich ihn vorstellte, sondern unter dem Einfluß ist daher selbstverständlich, daß er sich darnach sehnt, Schöpfer des Filmes, wie man es allgemein fälschlich Maharadscha von Kopenhagen", der seinen Prager seiner gewinnenden, anziehenden Erscheinung ver- persönlich einmal jene kennen zu lernen, die ihm annimmt, sondern bloß ein Ordner aller mitschaffen- Besuch gewiß zu seinen schönen Erinnerungen zählen tiefte sich nur noch der an und für sich schon vorteil brieflich ihre Anerkennung und Wertschätzung zum den Kräfte als da sind: der Librettift, die Schauspie- können wird.- Der Welt enthusiasmierter Badfische hafte Eindruck. Er war allerdings leicht geschminkt, Ausdruck bringen. ler, der Requisiteur, der Beleuchter, der Operateur und Kleinbürger, die in Begeisterung zerfloß, war schon für die abendliche Künstliche Beleuchtung vorbe- Er wurde in Kristiania( Oslo) als Sohn eines und andere. Die wahre Kunst hat Ewigkeitswert und das Zusammentreffen mit dem Künstler sicher kein reitet, aber das vermochte der ihm gezollten Ver- Gymnasialprofessors geboren. Nach Absolvierung gewinnt noch durch ihr Alter( Schulbeispiel: die Erlebnis, sondern, wie heute fast alles, eine Sen­ehrung feinen Abbruch zu tun. Kein Wunder, daß des Gymnasiums studierte er anfänglich die Rechte Antike), während der Film vergänglich ist, und was fation", in deren Mittelpunkt zunächst jeder und es nicht bloß bei dem stürmischen Jubel blieb, son- und Philosophie, sattelte aber später auf die medizi- heute noch als Gipfelleistung angesehen wird, sebe sich selbst sah. dern auch zu Händeküssen kam... nische Fakultät über, deren Doktorat er auch erreichte morgen durch das stetige Fortschreiten der Technik Schon von frühester Jugend hatte er eine unbe- und durch das selbsttätige Sich- lleberleben des Dreh­swingbare Neigung zur Bühne. Ein Bufall öffnete buches veraltet und verliert langsam an Wert und

Abends der Vortrag. Der große Lucerna- Saal gesteckt voll. Alles unruhig, gespannt, aufgeregt, in

H. W. Schimbera.