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Nun ist der Bursche wieder auf freiem Fuß, doch bleibt er immerhin noch zur Verfügung der eidgenössischen Behörden. Ferner bringt der„ Avanti", das Organ der italienischen Sozialdemokratie, folgende höchst sensationelle Mittheilung:
„ Der in der Schweiz verhaftete Lieutenant Mantica ist in Novara dadurch äußerst bekannt, daß er mit einem Tandem eine arme alte Frau durch Ueberfahren getödtet, wofür er zu einigen Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, die er in der Festung Bard absaß.
Mantica fandte an den„ Corriere di Novara" das Telegramm über die Ermordung der Kaiserin zu einer Zeit, als noch kein einziges Blatt, nicht einmal die„ Sera" die Nachricht brachte!"
Dieser Lodspizel Mantica wußte also vom Mord zuerst. Wußte er vielleicht schon davon, ehe er geschehen war? War er vielleicht der Graubärtige, mit dem Luccheni kurz vor dem Mord gesehen wurde?"
den Bevölkerungszahl Schritt gehalten habe; namentlich fehle es an gestoßen. Dann nahm man ihr die Uhr ab und führte sie in den sich mit aller Entschiedenheit gegen diesen neuen Schurkenstreich zu war Der Korrespondent der„ Tribuna" Schlachtvieh erster und zweiter Qualität, am meisten aber mache sich Arrest. Trotzdem die Verhaftete betheuerte, daß nicht die geringste vertheidigen." Luccheni daß er der Mangel an Schweinen fühlbar. Es seien dadurch unhaltbare Bu- Veranlassung zu ihrer Festnahme vorgelegen habe, wurde sie Mantica. Vergnagnini erklärt, je anderswo und von Genf noch gesehen stände geschaffen, unter denen namentlich die zahlreiche Arbeiter- bis morgens 8 Uhr eingesperrt gehalten. Es war bitter kalt und das in bevölkerung am meisten leide, weil sie zum Enthalten des Fleisch- Arrestlokal nicht geheizt, zudem die Fenster desselben offen. In der Eristenz erst nach dessen Attentat gehört habe. Mantica gab sich genusses hingedrängt, oder gezwungen wird, minderwerthiges Fleisch Frühe um 8 Uhr führte man das Mädchen nach dem Bürgerspital, gegenüber den italienischen Sozialisten in Genf als Sohn eines zu kaufen. Die beiden Augsburger Bezirksthierärzte konstatiren in wo es sich von einem Arzte untersuchen lassen mußte. Dann erst reichen Mailänder Handelsmannes aus und wurde nie müde, sie ihrem Gutachten zunächst, daß in diesem Jahre über 2200 Schweine wurde es entlassen. Wie groß die Entrüstung ist, die dieser neueste seiner Sympathien zu versichern. Wie verachtungswürdig," sagt weniger als im Vorjahre zu Markte gebracht worden wären und Fall eines behördlichen Uebergriffes hervorgerufen, ist daraus zu er- der Genevois", ist die Polizei, die sich solcher Banditen bedient! daß der herrschende Schweinemangel nur durch Einfuhr vom Aus- fennen, daß selbst die regierungsfromme„ Straßburger Post", die Wir verstehen nicht, daß ein schweizerisches Blatt ihnen seine Spalten lande behoben werden könne; ebenso sei eine Erweiterung der berartige Borkommnisse mit Vorliebe todtzuschweigen sucht, eine öffnet und sich dazu hergiebt, sie zu interviewen; denn jeder Verkehr Schlachtfrist von österreichischem Vieh von zwei auf drei Tage für strenge Untersuchung des vorliegenden Falles und eine amtliche mit solchen Leuten ist entwürdigend." angezeigt au erachten. Sie weisen darauf hin, daß keine Gefahr Aufklärung durch die zuständige Behörde verlangt. Mantica hatte in seinem Brief an die Genfer „ Tribune" auch für die Landwirthschaft bestehe, wenn man verlange, daß die Aus Elsaß Lothringen , 18. Oktober. ( Eig. Ber.) Drei behauptet, Luccheni habe während einer gewissen Zeit im Lokal der Schweine aus Italien in plombirten Wagen transportirt und gleich Versammlungsverbote und eine Versammlungs- italienischen Kolonie in Genf ( Rue du Rhone 5) verkehrt. Ebenfalls auf den Schlachthof überführt und dort geschlachtet würden. Wie auflösung an zwei Tagen, das ist das Fazit der letzten Woche im„ Genevois" publizirte das Komitee der italienischen Kolonie eine lange wird das deutsche Volt noch petitioniren müssen, ehe es die für die reichsländische Arbeiterbewegung. In Mülhausen Auf- Erklärung, in welcher gesagt wird, eine genaue Untersuchung habe Regierung einmal wagen wird, den Wünschen der Junker entgegen lösung einer sozialdemokratischen Barteiversammlung, weil, wie unser ergeben, daß Luccheni niemals in dem Lokal gesehen worden sei; die Grenzen für das Schlachtvieh zu öffnen. Partei- Organ mittheilt, der Berichterstatter über den Stuttgarter Mantica alias de Sanctis habe wissentlich gelogen. Zeichen der Zeit. Der Reichs- Anzeiger" veröffentlicht die Parteitag erzählte, daß und wie dort unter anderem geschildert Ernennung des Chefredakteurs der Schlesischen 8tg.", Dr. v. Fald, wurde, die Arbeiter Englands lebten unter günstigeren Verhältnissen zum Direktor des literarischen Bureaus im Staatsministerium, also als diejenigen des unvergleichlichen Deutschen Reiches. In Straßzum Chef der offiziösen Preſſe. Herr v. Gerlach hat unlängst bei burg am gleichen Tage Verbot einer öffentlichen Versammlung einer Charakterisirung der konservativen Presse die Schlesischej 8tg." von Arbeitern und Arbeiterinnen, weil in dieser Versammlung eine als das illoyalste aller Blätter dieser Richtung bezeichnet. Frau, nachdem sie in Baden , Bayern und in anderen deutschen ,, Rektifizirt". Aus Kiel wird uns geschrieben: Wie den Gauen öffentliche Vorträge gehalten, auch in der Hauptstadt des Lesern des„ Borwärts" erinnerlich sein dürfte, berichteten wir seiner Reichslandes über das Proletariat in seinem wirthschaftlichen Kampfe Zeit über die Verhaftung zweier Genossen am 1. Mai bei einer fprechen wollte. In Schiltigheim am folgenden Tage Verbot Flugblattverbreitung in Dänischenhagen . Die Genossen waren ge- einer ebensolchen Versammlung, in welcher diese nämliche Frau Steinfesselt zum Amtsvorsteher transportirt, ihrer Arbeitsstätte, der kaiser- bach ihre Ansichten über die Lage der Arbeiter vorzutragen gedachte; lichen Torpedowerkstatt in Friedrichsort , war von unbekannter und im benachbarten Bischheim endlich an demselben Tage Verbot Seite" Nachricht zugegangen und darauf sind die beiden Genossen einer öffentlichen Maurerversammlung, zu welcher ein Maurer aus wegen sozialistischer Ümtriebe entlassen worden. Beschwerde beim Hessen , Herr Thöne von Kassel , von den Kollegen im Elsaß Landrath über den Gendarmen hatte keinen Erfolg, indem der Land- eingeladen worden war, um über das Thema„ Die Unternehmerrath den Beschwerdeführern mittheilte, daß der Gendarm noch gar Verbände und die Arbeiter- Organisationen" seine Gedanken zu entteine offizielle Ahnung gehabt habe, daß die Reichstagswahl aus wickeln. Die Begründung" dieses letteren Verbotes ist für die geschrieben sei, indem sein Amisblatt ihm erst später zugegangen im Lande der Diktatur herrschenden Zustände so bezeichnend, daß fei. Mit diesem famosen Bescheid begnügten sich die Beschwerde- wir sie der weiteren Oeffentlichkeit nicht vorenthalten wollen; sie führer nicht und wandten sich an den Schleswiger Regierungspräsidenten. Die Genossen mußten dann jedoch Friedrichsort verlassen, um anderweitige Arbeit anzunehmen und so kam es denn, daß erst jetzt der Bescheid des Regierungspräsidenten zu ihrer Kenntniß fam. Derselbe theilt ihnen mit, daß er den Landrath in Eckernförde beauftragt habe, den betreffenden Gendarmen zu rettifiziren" und daß damit die Angelegenheit für ihn erledigt sei. Nun ja, das ist Der Matin" meldet, der kassationshof, welcher aus sie denn ja auch! Die Genossen sind inzwischen auch vom Schöffen dem Bericht des Obersten Picquart erfahren habe, daß das Striegsgericht freigesprochen von der Anklage, eben bei der Verbreitung ministerium geheime Aften in der Dreyfus- Angelegenheit verwahre, Es wird auf grund der Vorkommnisse der letzten Tage von den werde das Justizministerium um Uebermittelung der Aften ersuchen. ohne Erlaubniß Druckschriften vertrieben zu haben. Nun gesellt sich für die Genossen zu dieser gerichtlichen auch noch die regierungs- gewerkschaftlichen und politischen Vertretungen der reichsländischen Der Sozialist Dejeantes wird in der Kammer über die Haltung präsidentliche Bescheinigung, Unrechtes nicht begangen zu haben, und Arbeiterschaft neuerdings erwogen werden müssen, welche Maßregeln der Regierung zur internationalen Anarchisten- Kon= damit ist die Sache erledigt. Scheerereien, wer weiß wie viel, zu ergreifen sind, um den auf die totale Rechtlosigkeit der Arbeiter- ferenz interpelliren. Das sozialistische Komitee zur Vertheidigung brotlos gemacht, Unkosten, erger und Entrüstung für die beiden lasse hinauslaufenden behördlichen Maßregeln ein Ziel zu setzen.ber Republik hielt gestern seine erste Sigung ab. Genossen, und der Gendarm wird vom Landrath, der zuerst an Der Redakteur des Temps" de Pressensé, welcher vor Deutscher Handelshafen in Kleinasien . Wie das„ B. T." jeinem Thun nichts auszusehen hat,„ rektifizirt". Das ist so ein erfährt, ist die Konstantinopeler Meldung der„ Daily News", der eine Kommission von Mitgliedern des Rathes der Ehrenlegion geleines Bild aus dem regierungsseitig geführten Kampfe gegen die deutschen Verwaltung der Eisenbahnlinie Haidar- Pascha- Angora sei laden war, um über Dinge, die seine Ehre antasten könnten, ErSozialdemokratie. die Konzession zum Bau eines Handelshafens in flärungen abzugeben, sandte dieser Kommission ein Schreiben, in Die Freie Vereinigung badischer Orts, Betriebs- und Haidar Pascha bei Stutari ertheilt worden, zutreffend. Die welchem es heißt: Der Vorwurf, daß unter dem Vorwande, die UnInnungs- Krankenkassen beschloß auf ihrer Generalversammlung genannte deutsche Bahnverwaltung wünschte schon seit längerer Zeit schuld eines Verurtheilten zu beweisen, heftige Angriffe gegen franzu Baden- Baden , an die badische Regierung wegen der Vereinen Hafenanschluß an ihre Bahnlinie, um die per Achse eintreffenden zösische Offiziere gerichtet worden seien, ist findisch. Es handelt sich schiedenartigkeit der Auslegungen des Kranten Güter sofort auf die Schiffe verladen zu können und umgekehrt. nur darum, zu wissen, ob jene Offiziere schuldig sind. Sind fie es, versicherungs- Gesezes das Ersuchen zu richten, fie möge Gine politische Bedeutung kommt im übrigen dem Bau des Handels- so ist es Pflicht jedes guten Staatsbürgers um der Ehre der bei der Reichsregierung die Errichtung eines Reichsamts als hafens nicht zu. Armee halber, sie mit Verachtung zu strafen und ihre Bestrafung zu höchsten Gerichtshof für die aus dem Krankenversicherungs- Im Zusammenhang hiermit sei die folgende Petersburger Mel- fordern. Inzwischen habe ich dasselbe Recht, Henry anzugreifen, wie Geseze entstehenden Streitigkeiten beantragen. dung verzeichnet:" Die Nowoje Wremja" tritt den Gerüchten ent- die Freunde Esterhazy's und du Bath de Clam's das Recht haben, Beim Punft: Stellungnahme zur Abänderung des Inva- gegen, wonach Deutschland von der Türkei Landgebiete zu erwerben Picquart zu verläumden. Was die Frage anbetrifft, ob das Vorliditäts: und Altersversicherungs- Gesezes, legte hoffe, und erklärt, sie zweifele nicht, daß eine territoriale Abtretung gefallene, wenn erwiesen, meine Ehre antasten könnte, so muß ich es der Referent, Fabrikant Meyer aus Pforzheim , Berwahrung gegen den Beginn der Theilung des türkischen Reiches beziehungsweise ablehnen, Ihre Zuständigkeit für die Beantwortung derselben andas Projekt der Regierung ein, den ostpreußischen schlecht seines Unterganges bedeuten würde. Das Blatt ist vollkommen über- zuerkennen. Meine Ehre gehört mir und ist so beschaffen, daß sie funbirten Versicherungsanstalten das in Süd- zeugt und hofft, daß die Beziehungen zwischen Rußland und Deutsch - fich durch Verlust der Ordensdekoration in keiner Weise getroffen deutschland durch eine rationelle Wirthschaft zu- land einerseits und zwischen Rußland und der Türkei andererseits fühlt.— fammengebrachte Geld zuzuweisen.- ebenso unverändert vorzüglich, wie sie bisher waren, auch künftighin bleiben werden." Schweiz .
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lautet:
Paris , 20. Oftober. In parlamentarischen Streisen verlautet, der Ministerpräsident Brisson wolle gleich beim Zusammentritt " Auf die Anzeige vom 10. d. M. über die Abhaltung einer der Kammer eine Interpellation über die innere Politik annehmen öffentlichen Maurerversammlung vom 14. d. M., in welcher und sodann selbst im Falle eines Vertrauensvotums erklären, daß übrigens die Bezeichnung der hierfür bestimmten Wirthschaft fehlte, ihn persönliche Gründe zum Rücktritt veranlassen. Präsident erwidere ich Ihnen, daß ich die Genehmigung hierzu nicht Faure werde hierauf Bourgeois beauftragen, die von der befürworten kann, da der Herr Bezirkspräsident die Kammer gebilligte Politik fortzusetzen. Veranstaltung einer gleichartigen Versammlung, die am selben Tage in Schiltigheim stattfinden sollte, nicht zu gelassen hat. Der Kreisdirektor."
Paris , 20. Oftober. Im heutigen Ministerrath theilte der Minister des Auswärtigen Delcassé ein Telegramm des franSchutz vor Schuhleuten. Es scheint, daß kein Tag mehr bergehen soll, an welchem nicht aus irgend einem Theile des Reiches zösischen Gesandten in Beting mit, in welchem dieser meldet, daß der Böbel in Pat- lung einen französischen Missionar über einen schweren Uebergriff der unteren Polizei= Der italienische Spigel Mantica. Aus Genf wird und mehrere katholische Chinesen tödtete und ihre Leichen Organe berichtet wird. Der neueste Fall dieser Art wird uns berichtet: Der Spizel Mantica ist in Genf auf freien verbrannte. Der französische Gesandte, welcher unverzüglich eneraus Straßburg i. E. mitgetheilt. Dort wurde dieser Tage Fuß gesetzt worden. Mit welchem Burschen man es da zu eine Kellnerin, als sie um die Mitternachtsstunde nach Schluß des thun hat, ersieht man neuerdings aus einem Brief, welchen der gische Vorstellungen machte und Geldentschädigung verlangte, erhielt Geschäftes sich nach ihrer Wohnung begeben wollte, unmittelbar frühere Genfer Arbeitersekretär Vergnanini an den„ Genevois" die Anweisung, dem Tsung- li- Yamen zu erklären, daß die französische der Hausthüre von einem Schuhmann aufgehalten, richtet. Mantica hatte in der„ Tribune de Genève" einen Brief Regierung sich vorbehält zu handeln, wenn China nicht in kürzester der sie fragte, wohin sie wolle. Die Antwort des Mädchens veröffentlicht, auf welchen Vergnagnini nun antwortet. Mantica, der Frist Maßnahmen trifft, welche völlige Sicherheit für das Leben der Missionen gewährleisten. lautete, fie gehe nach Hause. Der Schußmann erwiderte: Sie damals noch den Namen de Sanctis führte, hatte sich alle Mühe Spanien . warten auf einen Soldaten. Als das Mädchen diese Behauptung gegeben, in den sozialistischen Italienerklub einzutreten, hatte aber der Wahrheit gemäß als unrichtig bezeichnete, erklärte der Schuß zur Bedingung gemacht, daß sein Name nicht ins Mit- Madrid, 19. Oktober. Nach einer amtlichen Depesche aus mann fie furzer Hand für verhaftet, nahm ihr den Hausschlüssel ab, gliederverzeichniß eingetragen werde. Nach dem Attentat Lucchenis Manila tam es zu einem Zusammenstoß zwischen den Amerikanern ergriff sie beim Handgelenk und führte sie auf das Polizeirevier. las Vergnagnini in der römischen„ Tribuna" eine Genfer Kor- und den Tagalen, da Admiral Dewey den letzteren untersagt hatte, Dort wurde das Mädchen, das durchaus unbescholten, respondenz, in welcher er, Vergnagnini, beschuldigt wurde, der in Manila die republikanische Flagge zu hiffen; beide Theile erlitten völlig unbestraft und vor allem noch niemals mit der Sittenpolizei omplice Luccheni's zu sein. Vergnagnini reiste darauf sofort nach Verluste. Die Amerikaner faperten Fahrzeuge der Tagalen. in Konflikt gekommen ist, in der unsanftesten Weise zur Thüre hinein- Bern , um sich den Behörden zur Verfügung zu stellen,„ entschlossen,
Polizei nur den Namen des Auszuweisenden und das Datum einzutragen brauchte, an welchem der Ausgewiesene das Belagerungsgebiet verlassen haben mußte.
Selbst die konservativen Blätter fanden keine Worte, diese Maßregel zu rechtfertigen. Sie suchten sie nur zu entschuldigen mit dem Hinweis auf das" theure Haupt", daß es in Berlin zu schüßen gelte. Nur ein einziges Blatt der Reichshauptstadt verstieg sich zu der Gemeinheit, über die Ausgewiesenen Wize zu machen, die Berliner Wespen" des Herrn Julius Stettenheim ,- des heutigen Wigemachers des Kleinen Journals".
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Die Verhängung des fleinen Belagerungszustandes über Berlin und die Ausweisungen übten eine geradezu niederschmetternde Wirkung aus. Wir halten uns bei Schilderung der Wirkung dieser brutalen Maßregel an die 1889 in London erschienene Geschichte des Sozialistengefeßes Nach zehn Jahren". Da es eine organisirte Partei mit flüssigen Mitteln nicht mehr gab, so war die Noth und das Elend unter den Ausgewiesenen ungemein groß. Nur den wenigsten war eine dreitägige Aufenthaltsfrist festgesetzt. Die meisten mußten innerhalb 48 Stunden, einige sogar innerhalb 24 Stunden die Stadt verlassen haben. Gesuche um Aufschub lehnte der damalige Polizeipräsident von Madai in der rohesten Form ab. Unter den Ausgewiesenen befanden sich natürlich alle damals in Berlin lebenden Führer der Partei, alle Agitatoren, Redakteure u. s. w. Uebrigens waren unter den Ausgewiesenen auch Personen, die schon seit Jahren keine Rolle mehr in der Partei gespielt hatten.
Die an der Herrschaft befindliche Reaktion hatte geglaubt, indem allen Helfern und Wortführern der Partei die Eristenz vernichtet wurde, die Partei selbst vernichtet zu haben. Man hatte sich geirrt. Die äußerste Niedertracht, der Druck bis aufs Blut weckte den Widerstand der verfolgten Arbeiter. Es erschien ein Flugblatt, das erste unter dem Ausnahmegesetz, das zwar verboten, aber doch heimlich in großer Zahl verbreitet wurde. Es lautete:
,, An unsere Freunde und Parteigenossen in Berlin . Durch Verfügung der Polizei zu Personen gestempelt, von welchen eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu besorgen ist, sind wir sämmtliche Unterzeichnete aus Berlin und dessen Umkreis verwiesen.
Bevor wir dieser Verfügung nachkommen und bevor wir unsere Heimath und unsere Familien verlassen und in die Verbannung gehen, halten wir es für unsere Pflicht, an Euch, Genossen, noch ein paar Worte zu richten.
Man wirft uns vor, daß wir die öffentliche Ordnung gefährden. Genossen und Freunde, Ihr wißt, solange wir unter Euch waren und durch Wort und Schrift zu Euch sprechen konnten, war es unser erstes und letztes Wort: Keine Gewaltthätigkeiten, achtet die Gesetze, vertheidigt aber innerhalb des Rahmens derselben Eure Rechte!
Diese Worte möchten wir Euch zum Abschied noch einmal zurufen und Euch auffordern, sie jetzt mehr als je zu befolgen. Mag auch die nächste Zukunft bringen was sie will: Laßt Euch nicht provoziren! Vergeßt nicht, daß ein infames Lügensystem in der Presse es fertig gebracht hat, uns in der öffentlichen Meinung als diejenigen hinzustellen, welche zu jeder Schandthat fähig sind, deren Ziel nur Úmsturz und Gewaltthat sein sollte.
Jeder Fehltritt eines einzigen von uns würde für alle die schlimmsten Folgen haben und gäbe der Reaktion eine Rechtfertigung für ihre Gewaltstreiche.
Rußland.
Warschau , 20. Oftober. Wegen sozialistischer Propaganda wurden in der vergangenen Nacht wiederum zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Die Verhafteten sind meist Techniker, Privatbeamte und Universitätshörer.
Wie der Zar in Deutschland reift. Der„ Lübecker Volksbote" berichtet: Auf der Rückreise van Kopenhagen , wo er der Beisezung feiner Großmutter beigewohnt hatte, passirte der Bar gestern Abend auch unsere Stadt mittels des russischen Hoftrains. Der Bahnhofsperron war selbstverständlich hermetisch abgeschlossen und jeder andere Verkehr ruhte auf dem Bahnhofe. Wie ein hiesiges Blatt gehört haben will, waren sogar am Bahndamm und an den nach dem
Parteigenossen! Arbeiter Berlins ! Wir gehen aus Eurer Mitte mecklenburger Rangirbahnhof ausmündenden Straßen polizeilicherins Eril. Noch wissen wir nicht, wie weit uns die Verfolgungsseits Doppelposten stationirt. Armer Bar! wuth treiben wird. Aber deß seid versichert, wo wir auch weilen
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mögen, stets werden wir treu bleiben der gemeinsamen Sache, Von Kreta . Wie die Politische Korrespondenz" meldet, kamen stets werden wir die Fahne des Proletariats hochhalten. Von Euch die vier Mächte überein, die Gesammtzahl ihrer Truppenkontingente aber verlangen wir: Seid ruhig! Laßt unsere Feinde toben und ver- auf Streta auf 14 500 Mann zu erhöhen. Infolge dessen werden leumden. Schenkt ihnen keine Beachtung! Weist die Versucher ab, die Euch weitere 3000 Mann, darunter 1200 Engländer, demnächst nach Kreta zu geheimen Verbindungen oder Putschen reizen wollen! Haltet fest abgehen.- an der Losung, die wir Euch so oft zugerufen: An unserer Gesetzlichkeit müssen unsere Feinde zu grunde gehen!
Und nun noch ein Wort, Freunde und Genossen. Die Ausweifung hat bis jetzt mit Ausnahme eines einzigen, mur Familienväter getroffen. Steiner von uns vermag seinen Angehörigen mehr als den Unterhalt der nächsten Tage zurückzulassen. Genossen, gedenkt unserer Weiber und Kinder! Parteigenossen, bleibt ruhig!
Es lebe das Proletariat! Es lebe die Sozialdemokratie!" Die alsbald vorgenommenen Sammlungen hatten Erfolg. Und diese Sammlungen, die natürlich im Geheimen vorgenommen werden mußten, gaben den ersten Anlaß, die Kräfte wieder zusammen zu fassen und nach Formen zu suchen, wie trotz des Gesezes eine Barteithätigkeit möglich sei. Später wurde der kleine Belagerungszustand noch über Hamburg- Altona - Harburg, Leipzig , Frank furt a. M., Hanau , Stettin und Spremberg verhängt, und im ganzen sind nahe an 900 Ausweisungen verfügt worden.
Amerika.
Buenos Ayres , 19. Ottober. Nach Meldungen aus Santiago de Chile hat das chilenische& abinet seine Entlassung gegeben.
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Preußische Landtagswahlen.
Eine glänzend besuchte Versammlung der Arbeiter in Brandenburg nahm nach dem Referat des Stadtv. Borgmann aus Berlin eine stimmig folgende Resolution an:
" Nachdem schon Versammlungen in Brandenburg , Rathenow und Werder die Aufstellung eines sozialdemokratischen Kandidaten für die preußischen Landtagswahlen als erwägens bezw. wünschenswerth erklärt haben, macht die Wiederaufrichtung des freisinnig- nationalliberalen Kartells die Aufstellung eines sozialdemokratischen Aber die Fäden waren schon wieder unter den Parteigenossen Kandidaten jezt unerläßlich. Die heutige Versammlung gefnüpft worden. Der„ Sozialdemokrat" wurde als Wochenblatt der beschließt daher mit dem Zentral- Wahlkomitee, den Berliner StadtBartei gegründet und über ein Jahrzehnt lang mit der größten verordneten Hutmacher Hermann Borgmann als sozialPünktlichkeit heimlich verbreitet. Im Auslande fanden mehrere demokratischen Kandidaten im Landtags= Wahl= Kongresse statt. Und siehe da: Bei den im letzten Jahre der freise Brandenburg - Westhavelland 3auch Belzig Herrschaft des Sozialistengefeßes erfolgenden Reichstagswahlen aufzustellen. Die Bersammlung fordert nunmehr alle städti wurden an stelle der 1878 gezählten 437 000 sozialdemokratischen schen und ländlichen Genossen im Kreise auf, mit allen Kräften auf Stimmen 1 427 000 solcher Stimmen abgegeben. den Sieg des Genossen Borgmann hinzuarbeiten, demgemäß am
Das waren die Erfolge zwölfjähriger Herrschaft des Schandgesetzes! 27. Oktober pünktlich an den Wahltischen zu erscheinen und auf Und doch ist man wieder drauf und dran, die Arbeiter- die Wahl der aufgestellten sozialdemokratischen Wahlmänner hinbewegung nun definitiv zu vernichten! zuwirken."