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Sillebrand, der Mensch.

Sporen im Kampf mit den Gegner" sich holte, indem er als Mittelschüler die erste Streitschrift un der Zeitung gegen seine unangenehmen Lehrer Es ist traurigster, beklemmendster Dienst des mit Tod und Teufel zu schlagen, daß war Sille. Charakterzeichnung immerhin um einen ihrer wich publizierte. Es hieße, diese gewiß mangelhafte Journalisten, wenn er, der da eben der erste sein brands Naturgesetz, immerzu loderte in ihm der tigsten Striche bringen, wollte man nicht auch noch muß, das Bild eines geliebten Freundes und Füh- Wille, an den Gegner heranzukommen. Und diese eines wesentlichen Zuges an Hillebrands Wesen rers schon als Vergangenes wiedergeben soll, faum Streitbarkeit, die man bei jedem Beisammensein Erwähnung tun: feiner Treue. Der Treue gegen Zugere. daß der Teure die Augen geschlossen hat und wähntit ihm fühlte, ist für Ungezählte Beispiel gewor fich selbst, der Treue zur Partei und der Treue zu rend noch persönlicher Schmerz und Ehrfurcht den. Der Wunsch, aufzuklären, zu erziehen, zu bil- allen, von deren Wert er sich einmal überzeugt bor der Majestät des Todes das Wort im Mund den, sich mitzuteilen, den anderen ein Beispiel zu hatte. Er irrte niemals in der Pflicht und diese Un­erstidt. Und nur eines erleichtert diese harte geben, war in ihm geradezu triebbaft. Und vielleicht erschütterlichkeit ist es schließlich gewesen, die ihm Pflicht, daß nämlich doch auch wieder gerade in liegt ein kleiner Beweis dafür, daß er zum Bild- nebst aullen anderen einnehmenden Eigenschaften, uns der grausame Tod, der ein großes Dasein mit ner geboren war, schon in der Tatsache, daß er noben seinen vielen übrigen geistigen und morali­einem Male auslöschen will, den Willen lebendig schon als fleiner Bub im Elternhaus oftmals zum fchen Vorzügen, das Vertrauen der Arbeiter und macht, die verblichenen Züge für immer dem Ver- Ergötzen seiner Umgebung auf den Stuhl troch, der Kampfgefährten gewonnen und erhalten hat. geffen zu entreißen, aber auch den tiefen Gefühlen um Ansprachen zu halten. Was da noch unbe- Erhalten weit hinaus über den Rand des Grabes, Ausdruck zu geben, die zu Lebzeiten des Verlorenen wußt in ihm schlummerte, wurde bewußt und in das wir den Unvergeßlichen allzufrüh betten zu äußern sich verbot und die in all ihrer Kraft lebendig, als er, ein Siebzehnjähriger, seine ersten milffen. gerade in dem Augenblick hervorbrechen, da das Ende gekommen ist. Je mehr uns der Tote war, desto stärker die Hemmung des Nekrologisten; aber dafür wächst auf der anderen Seite mit dem menschlichen Wert des Dahingeschiedenen auch das Bedürfnis seines Beschreibers, das Edle festzuhal­ten und dafür zu danken.

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Hillebrands Lebenslauf.

Jugend und An änge.

2. G.

4. Juni 1926.

heit der Arbeiterbewegung auf. Wie aktuell und lebendig liest man auch heute noch das, was er damals gesagt hat: So gewichtig mich eingewirkt hat, das erste, das primäre, das und gewaltig wie die Idee des Sozialismus auf wichtigste, das unerläßlichste ist mir eine einige Arbeiterbewegung überhaupt... heit der Arbeiterbewegung immerdar und in die­... Um die Ein­fen Tagen, von denen man nicht weiß, welche Entwicklung sie bringen werden, mehr als sonst zu erhalten, ist es notwendig, Duldung zu üben von rechts und Disziplin zu halten von links."

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In der Tschechoslowakei . wie für die deutsche sozialdemokratische Arbeiter­Große Aufgaben traten für Sillebrand, so bewegung in den Sudetenländern überhaupt, nach dem Kriege auf. Als die Deutschen Böhmens darangingen, ihr Selbstbestimmungs­recht zur Wirklichkeit zu machen und aus dem freien Willen der gewählten Vertreter der deutsch­böhmischen Bevölkerung eine Landesregierung mit dem Size in Reichenberg die Verwaltung des Landes übernahm, da war es selbstverständlich, daß Oswald Hillebrand Mitglied dieser Landes­Mensch Hillebrand! Ist es denn überhaupt regierung wurde, in der ihm das Gesundheits­möglich, den Menschen Hillebrand vom Genossen wefen zufiel. Die österreichische Nationalversamm­Hillebrand zu trennen? Muß nicht jeder Versuch Oswald Hillebrand , an dessen Bahre Politiker im alten Oesterreich. lung bestimmte ihn auch in jenen Tagen zu einem Scheitern, das rein Menschliche an einem Manne die gesamte deutsche sozialdemokratische Arbeiter ihrer Vertreter in dem geplanten konstituierenden schildern zu wollen, der so wie Hillebrand bis in schaft der Tschechoslowakei ihre Fahne fenkt und bereits in einem größeren Wirkungsfreise finden, Als dann die Partei sich im Jahre 1919 in žeplik Der Wahlrechtskampf sollte jedoch Hillebrand Parlament des Gesamtdeutschtums in Weimar . Die tiefste Wurzel feines Seins Parteimann war, dessen Ableben weit über die Grenzen dieses Lan- wozu ihn fein glänzendes Rednertalent, seine konstituierte, da stand Sillebrand in den border­Parteimann in des Wortes vornehmster Bedeu- des hinaus Erschütterung und Weitgefühl hervor- journalistische Begabung- er war bis dahin sten Reihen. So leidenschaftlich er für das Selbst­tung, nämlich fämpfender Sozialist mit jeder Fiber rufen wird, war ein Schlesier. In dem kleinen ein fleißiger Mitarbeiter der Freiheit" und bestimmungsrecht des deutschen Boltes eingetreten feines Herzens, in jeder Regung seines Lebens? Orte o tenplo bat er am 7. August 1879 fein organisatorisches Können reif gemacht hat war, so sehnsuchtsvoll wünschte er die 3usam­Ja, es ist wirklich schwer, des Menschen Sille- das Licht der Welt erblickt, ist also nicht einmal ten. 1904 wurde er als Redakteur des Volts menarbeit der Proletarier aller brand zu gebenken und auch nur für Minuten des 47 Jahre alt geworden. Gleich Seliger, Cermat wille" nadh Rarlsbad und gleichzeitig zur Nationen des neuen Staates. Ich wünsche in tausend Schlachten erprobten Sozialdemokraten, und Hirsch wie furchtbar hat doch der Tod in Leitung der Geschäfte der dortigen sozialdemokra- aus glühendem Herzen", so sprach er mit seiner des unerbittlichen Haudegens, des mitreißenden den letzten Jahren in den Reihen unserer Bejten tischen Streisorganisation berufen. Während der warmen, tiefen, schönen Stimme auf dem Tep­Agitators und des zündenden Redners Sille- gewütet! iſt er auf der Höhe des Lebens vom Volkswille" damals ein fleines wenig beachtetes liger Parteitage, die Stunde möge nahe sein, brand vergessen zu wollen. Und doch wurzelten alle tückischen Schicksal dahingerafft worden. In sei Wochenblättchen war, ist er unter Sillebrands daß wir Band in Hand mit den tschechischen So­die strahlenden Fähigkeiten Sillebrands, die wir nem Geburtsorte, wo fein Vater das Waurer Leitung zur größten Tageszeitung zialdemokraten den Kampf um unfere Befreiung In ihm als Führer und Streiter schätzten und be- gewerbe betrieb, hat er auch die Volks- und Bür West böhmens geworden. Von da ab wurde führen können." Jeden Pessimismus wies Hille­wunderten, selbstverständlich in seinem Mensch- gerschule besucht, nachher sandten die Eltern den nun das Karlsbader Gebiet zur Wirkungsstätte brand auch in jenen schweren Tagen der deutschen u m, das immer wieder Gelegenheit zu herrlicher aufgeweckten Burschen in die Lehrerbildungs- Sillebrands, die Karlsbader Arbeiter verehrten Arbeiterschaft zurück. Es braucht uns nicht Entfaltung fand und ihn in des Wortes ursprüng- anstalt nach Troppau . Aber Volksschullehrer Entfaltung fand und ihn in des Wortes ursprüng- anstalt nach Troppau . Aber Volksschullehrer in ihm den un bestrittenen ersten Füh- bange zu ſein", so sprach er stolz und selbst­lichsten Bedeutung als einen Genossen erken ist unser Ofstwie wir ihn in engem Kreiserer der sozialdemokratischen Bewe- bewußt. Noch ist die große Weltbewegung nicht nen ließ, wie wir ihn nur ein einziges Mal zu nannten- nie geworden. Frühzeitig zog den gung West böhmens, als deren Vertreter abgeschlossen und niemand darf darauf vertrauen, berlieren hatten. Das, was Hillebrand zuvörderst jungen Idealisten und fühnen Kämpfer die Arer sowohl in der Landespartei als auch in der daß die Wacht, die er besitzt, fest in feinen Sän Arg so ungemein liebenswert machte, das, was immer beiterbewegung an. Schon während seiner StuGesamtpartei auf allen Konferenzen und Partei- den ist." Ein Jahr darauf sehen wir Hillebrand wieder bei allen Menschen für ihn warb, war die dienzeit besuchte er Arbeiterversammlungen, was tagen galt. Als im Jahre 1907 die deutsch - im Wahlkampfe. Es war selbstverständlich, bestridende Wärme, die von seinem Wesen ausging. ihm viele Unannehmlichkeiten feliens feiner Leb böhmische Landesorganisation durch Jofef Seli- daß ihn die westböhmischen Arbeiter zum Listen­Die gewinnende Herzlichkeit, die in seiner Natur rer eintrug und es ihm schließlich unmöglich gers Tatkraft neu begründet wurde, war es selbst- führer in ihrem Wahlkreise bestimmten. Sille­lag, teilte sich jedem einzelnen und jedem Kreise machte, einen Posten als Lehrer zu finden. verständlich, daß als der Vertreter der westböh brand hat damals nicht nur in vielen Versamm­mit, der mit ihm in Berührung trat und schuf Wurde er auch nicht ein Lehrer in dem Sinne, mischen Arbeiterschaft Oswald Sillebrand Mit- lungen gesprochen und in einer Reihe von Arti­augenblids eine Atmosphäre von Sympathie und wie es seine Eltern gewünscht hatten, so sollte er glied der Landesparteivertretung wurde. Auf keln für die sozialdemokratische Idee geworben, Freundschaft. Und in solcher Luft blühte aus der Lehrer einer ganzen Arbeiter- fast allen Parteitagen, die seither stattfanden, hat er hat ein Wahl handbuch verfaßt. welches Hillebrand ein Frohsinn, eine Lebenslust auf, die generation werden, die er mit seinem er die Interessen der westböhmischen Arbeiter- die Taten und Unterlassungen unserer Gegner an es uns heute fast unvorstellbar machen, daß dieser prachtvollen Idealismus erfüllte und der er seine schaft gewahrt und ist immer wieder als deren den Pranger stellte und welches in der Wahl­Strom lebendiger Heiterkeit und innerlich frohens Leidenschaft, für eine bessere Welt zu kämpfen, Wortführer hervorgetreten. In der Landespar- fchlacht vielen unserer Redner nüßliche Dienste Riterlebens mit der Freude der anderen für im- eingab. teivertretung und auf den Landesparteitagen galt geleistet hat. Und als turze Zeit darauf die Kom er versiegt sein soll. So ging er, noch nicht zwanzig Jahre alt, sein besonderes Interesse der Parteipreffe. munisten in der Partei in einer Weise arbei­Ein guter Kamerad! das war Mensch Hille nach Wien , den Mittelpunkt der Arbeiterbewe- fewohl auf dem Landesparteitag in Prag 1909 teten, daß alle ihre Einheit bedroht sahen, da brand in Freud und Leid, Osi" haben wir ihn gung Desterreichs, wo er irgendeine Möglichkeit als auch auf dem in Bodenbach 1911 und in sehen wir Sillebrand abermals in der ersten genannt und in dieſem freundschaftlichen Ruf- des Wirkens zu finden glaubte. Aber auch von Auffig 1912 war er der Referent über die Partei- Reihe derer, die sich schüßend vor die Partei ſtel­namen legten wir allen Begriff seiner liebens- einem Vertrauensmann der Arbeiterbewegung preffe und setzte sich für die Gründung eines len und ihre Einheit und ihren sozialdemokratis und prachtvollen Persönlichkeit. gilt der Satz, daß aller Anfang schwer ist. Hille- deutschböhmischen Tagblatts als Landesorgan ein. schen Charakter mit aller Glut verteidigen. Auf itschen Aber auch die Jüngeren unter uns fönnen brand hat in dieser ersten Zeit furchtbar schwer Immer wieder betonte er, daß sich die Partei ein dem Karlsbader Parteitage jener denkwürdi­und müssen von Hillebrand nicht nur als von gekämpft und viel gelitten. Die Einnahmen Blatt ſchaffen müſſe, das sozusagen der sichtbare gen Tagung, die niemand vergessen wird, der einem beiſpielgebenden Führer sagen: Er war un- reichten nicht einmal hin, den Hunger des Jüng- Ausdruck unseres Gesamtwillens iſt". Daß es Zeuge dieses geistigen Ringens, dieser bangen fer. Niemals bekam einer der Jüngeren, die die lings zu stillen. Endlich fand er einen Gönner zur Schaffung des Landesorgans vor dem Kriege Stunden der Entscheidung, war- brachte Hille­gleiche Gesinnung in seine Gesellschaft brachte, auch in den damaligen Reichstagsabgeordneten Ernst nie gekommen ist, hatte feinen Grund in den brand im Namen von 47 Delegierten des Partei­nur im Geringsten den Unterschied der Jahre, der Berner- der durch seine ausgezeichneten schwierigen territorialen und organisatorischen tags einen Kompromißvorschlag ein, in dem Erfahrung und der Verdienste um die Arbeiterbe- Agitationsbroschüren sehr viel zur Aufklärung der Verhältnissen, die ja auch dem Werden einer unter Festhaltung gewisser, den Charakter der wegung anders als in herzlicher, gewinnender und damaligen Generation von Sozialisten beigetra- kraftvollen deutschböhmischen Landesorganisation Partei bestimmender Grundsäße versucht wurde, darum um so mehr anspornender Weise zu fühlen. gen und später in Gottschee und nach dem Um- viele Jahre hindurch die größten Hindernisse be- eine gemeinsame Grundlage für die bei­Wie konnte das auch anders sein, da doch Hille- turz in Mährisch- Trüban als Wittelschulprofes- reiteten. den Richtungen innerhalb der Partei zu finden. brand als Vierziger durch sein Temperament, durch for gewirkt hat durch dessen Einfluß dem jun Einen glänzenden Sieg konnte Hillebrand Er begründete seinen Vorschlag in einer großen sein Feuer, das ihn( nicht nur auf der Rednerkan gen Hillebrand eine Stellung als Parteisekretär für die Partei anläßlich der Wahlen in das Rede, die abermals in dem Wunsch nach Ein­zel) verzehrte und durch seine Fähigkeit sich und in Schlesien verschafft werden konnte. Der färg- Abgeordnetenhaus im Jahre 1911 erheit austlang. Wir haben den großen leben­andere zu begeistern, jugendlicher war als hundert liche Wochenlohn von acht Gulden, den der Par- ringen. Damals schlossen sich insbesondere in digen Wunsch: die Genossen, die mit der Linken Zwanzigjährige! Wenn er aus dem schier uner- teisekretär manchmal erhielt, manchmal aber auch Deutschböhmen alle bürgerlichen Parteien zusam- nicht übereinstimmen, mögen und werden das schöpflichen Schaß seiner Erlebnisse parteihistorische nicht bekam, mußte von fünf bis sechs Organisa- men, um die Niederlage, welche ihnen die sozial- große Entgegenkommen zeigen. Es soll nicht so Dentivürdigkeiten, markante Episoden oder auch tionen aufgebracht werden. Das große redueri- demokratische Arbeiterschaft 1907 bereitet hatte, fein, daß an der Sartlöpfigkeit eines Teiles der lustige Anekdoten hervorholte, wenn in dem flie- fche Talent Hillebrands, das wir so oft bewun- wettzumachen. Tatsächlich gelang es den bürger- Partei etwa die Möglichkeit der Einigung zer­Benden prächtigen Deutsch, das er meiſterte, form- dert haben, zog aber die Aufmerksamkeit weiterer lichen Parteien, damals unserer Partei in den schelle." Aber ebenso fest betonte er: Sozial­vollendet Wort an Wort und Satz an Sab sich Parteikreise auf ihn und bald beriefen ihn die Stichwahlen einige Mandate abzujagen, wie das demokraten wollen wir bleiben, reihten, wenn er seine wundervolle tiefe und Teplißer Genossen, um seine wertvolle Kraft für Bodenbacher Mandat, die beiden Auffiger Man- daran müssen wir festhalten." In der langvolle Baßstimme hob und sentte, wenn im die Bewegung ihres Bezirkes mußbar zu machen, date und das Rumburger Mandat. Umso be- großen Debatte, die dem Referate Seligers folgte, Feuer der Erzählung Auge und Stirn zu sprühen in die dortige Bezirkskrankenfaisa. Josef Seli- deutsamer war der glänzende Sieg, den Hille- kam er noch einmal zu Worte und zeigte im ein­begannen, dann fühlte man sich zu diesem leiden- ger, der Obmann der Kasse und Führer der brand damals über den bisherigen Besizer des zelnen die Wandlungen in den Auffassungen des schaftlichen Menschen, der noch im Nacherleben Teplitzer Arbeiterschaft, hatte Hillebrands Be- Mandats des Wahlkreises Afch, den deutschradi- Führers der Linken auf. Wie sehr ihn all die eine so erstaunliche Intensität bewies, mit Kopf gabung erkannt und übte in jenen Jahren auf falen Eduard von Stransky, einen der ärgsten durch den Parteistreit aufgeworfenen Probleme und Herz machtvoll hingezogen, so wie eben alles ihn den stärksten Einfluß aus. Vald gewann Arbeiterfeinde, errang. In ganz Desterreich rief beschäftigten, beweist eine Broschüre, die er bald Kraftvolle und durch gewaltiges Empfinden Ueber der junge Kassenbeamte das unbeschränkte Ver- diefe gewonnene Wahlschlacht Hillebrands das nach dem Starlsbader Parteitag schrieb und die schäumende anzieht und in Bann schlägt. Niemals trauen der Arbeiter des Teplißer Gebietes. 1922 größte Aufsehen und in den Reihen der Klassen- unter dem Titel Sozialismus oder Kommunis­bin ich sonst einem Menschen begegnet, dem so viel sehen wir ihn schon als Delegierten einer Lokalorga- bewußten Arbeiter stürmischeste Freude hervor. mus?" erschienen ist. Seine Ausführungen und so starkes und doch nie unecht wirkendes nisation des Teplitzer Bezirkes auf dem Parteitage Von da ab konnte Sillebrand auch sein können gipfeln in folgenden Säßen: Sammeln wir alle Pathos, so viel Glut, ja so viel sanatische Begeiste- der deutschen Sozialdemokratie in Auffig. Als als Vertreter der Arbeiterschaft auf parlamentari- Kräfte, die in der Arbeiterklasse schlummern, rung entströmte wie Hillebrand; und nicht etwa Redner tritt er auf einem Parteitage zum ersten- fchem Boden zeigen. Wehreremals ist er im machen wir lebendig, was in ihr ruht an ent nur, wenn er in Versammlungen und Konferenzen male 1904 in Salzburg auf. Die sozial- Abgeordnetenhause als Redner hervorgetreten, schloffenem Wollen und Energie; verkünden wir die Hirne sprengte und die Herzen entflamnite, demokratische Arbeiterbewegung befand sich da- weiteren Kreisen bekannt wurde er als einer der unablässig die befreiende Idee des Sozialismus, sondern auch, wenn er über das Wahre, Schöne mals in einer schweren Strife. Alle Anstrengun- energischesten Bekämpfer der Todesstrafe, forgen wir für Aufklärung, wachen wir mit eifer­und Gute in Natur und Stunst sich noch in der gen, das allgemeine gleiche Wahlrecht zu erobern, worüber er seinerzeit eine eingehende, das Pro- füchtiger Sorgfalt, daß uns die Einheit und Schilderung entzückte, wenn er von großen Män- Sie man in den letzten Jahren unternommen blem nach allen Seiten hin beleuchtende Abhand- Einigkeit der Arbeiterklassenbewegung erhalten nern sprach, die er wirken gesehen, wenn er ven hatte, waren gescheitert, Hoffnungs- und Inter- lung im Kampf" geschrieben hat. bleibe, erobern wir vor allem die Waffen und Büchern und Dichtern erzählte, deren Geist er in efselosigkeit drang bis in die Reihen der Ver- Wie alle Vertrauensmänner der sozialdemo- wir werden sehr rasch die Macht erobert haben. sich aufgenommen hatte, wenn er von Landschaften trauensmänner. Auch Hillebrand flagte damals fratischen Arbeiterschaft widmete auch Hillebrand Das ist der Weg zum Sturz des Kapitalismus, Sprach, die fein empfängliches Auge und feinen über die Gleichgültigkeit, die uns gerade zur seine Arbeit im Kriege vor allem der Presse und der Weg, der zum sicheren Siege des Sozialismus Schönheitssinn entzückt hatten. Verzweiflung treiben könnte". Aber es war nicht den schweren wirtschaftlichen und sozialen Sor- führt." D, welch fein gebildeter Kopf war da der seine Art, die Flinte ins Korn zu werfen. Er gen der Arbeiterbevölkerung, besonders der Er- Immer wieder betonte er diesen Glau­deutschböhmischen Arbeiterbewegung entstander suchte die anderen aufzurichten und konnte dar- nährungsfrage und der Fürsorge für die Ange- ben an die Wiedervereinigung des undo, welch edler Geist ward da zerstört! Welch auf hinweisen, daß es trup alledem organisatorisch hörigen der Emgerückten. Als dann im Jahre gespaltenen Proletariats, der ihn er­Starkes Werkzeug, hatte uns da die Natur zum vorwärtsgehe. Wie recht er damals mit seinem 1917 die Fesseln, welche die Arbeiterbewegung füllte. Aber für Hillebrand war das nicht eine Rampf gegen unsere Gegner geschaffen und wir herrlichen Optimismus hatte, der ihn zeitlebens, einschnürten, gelockert wurden und das politische Art Fatalismus, der ihn uutätig dem Tage ent­mitleidlos und unbarmherzig hat sie es wieder ver- auch während seiner ganzen Krankheit, beseelte, Leben auch in der Partei wieder reger wurde, gegenblicken ließ, wo dieses Ziel erreicht werden nichtet! Alles in diesem Menschen war Trotz und bewies schon das nächste Jahr- 1905-, wel- stand Hillebrand auf seinem Plate. Auf dem sollte. Er der mittlerweile nach dem Tode Kampf. So wie es irgendwo um die Sache der ches das revolutionäre Aufflammen des Wahl- Parteitage in Wien im Jahre 1917 hielt er eine Josef Seligers der zweite Vorsißende- Stellvertre Arbeiter ging, bei der vertraulichsten Gesellschaft rechtskampfes brachte, der dem Proletariat große Rede über die taktischen Differenter der Partei geworden war und nach dem Tode im Freundeskreise, erhob sich sofort der warme Oesterreichs in einem der glänzendsten Feldzüge, je n, welche in der Arbeiterbewegung der ganzen Cermats deren erster Vorsitzender- Stellvertreter Strahl seiner Freundschaftlichkeit zur Flamme und die die internationale Arbeiterbewegung je ge- Welt im Verlaufe des Krieges aufgetreten waren. wurde war es gerade, der 1921 auf dem oberte mächtig auf. Zu wevben, zu kämpfen, sich fehen hat, den Sieg brachte. Mit Leidenschaft trat er damals für die Ein- Tetschener Parteitage die Notwendigkeit

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